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Kapitel 3 Die Reise
ОглавлениеDie Vorbereitungen liefen auf Hochtouren, ständig pendelten Boote und Flachkähne zwischen der weiten Ebene und der schönen Bucht hin und her. Kaah-Mer suchte sich schon Soldatinnen und Soldaten aus, die ihn auf seiner Reise begleiten sollten. Odraat bestand darauf, dass auf den Schiffen eine Kriegsmaschine montiert wurde, seine Argumente sprachen unbedingt dafür, denn keiner konnte Kaah-Mer sagen, was ihn auf der Reise alles passieren könnte.
Die Kriegsmaschinen wurden im vorderen Teil des Schiffes montiert und gut befestigt, die Maschinen nahmen sehr viel Platz weg, hatten dafür aber auch eine sehr beruhigende Wirkung. Kaah-Mer war erstaunt, wie tief die Schiffe jetzt im Wasser lagen, die Bordwände ragten gerade noch eine halbe Mannshöhe aus dem Wasser. Eine der Neuerungen, von dem der alte Bootsbauer gesprochen hatte, war deutlich zu sehen. Von dem Mast liefen mehrere Seile vorne zum Bug und an einem der Seile war ein kleines Dreiecksegel befestigt. Das kleine Segel sollte das manövrieren wesentlich erleichtern.
Alle Beteiligten waren eingetroffen, der Proviant und die Wasservorräte waren gut verstaut, die Handelsware war gut verpackt in den Laderäumen verschwunden, es konnte losgehen!
Langsam und gewichtig glitten die schwer beladenen Schiffe unter den Ruderschlägen aus der schönen Bucht. Viele hundert Menschen standen an den Ufern und winkten Abschied nehmend den Schiffen nach. Kaah-Mer stand mit Doree ganz vorne am Bug der „ Darkahr“ und konnte es kaum fassen, das es jetzt endlich losging. Er sah Doree an und sah die Tränen über ihr hübsches Gesicht laufen. Sie hob ihr Gesicht und strahlte Kaah-Mer unter Tränen an, ist es nicht einfach fantastisch, dass wir beide zusammen diese Reise machen können? Die „Darkahr“ umrundete die Felsen und drehte sich in den Wind. Das Segel wurde gesetzt, auch das kleine Bugsegel wurde ausgezogen. Der Wind blähte das Segel und überraschend schnell nahm das Schiff Fahrt auf. Doree war restlos begeistert, Kaah-Mer staunte darüber, wie ruhig die „Darkahr“ durch das Wasser glitt. Er fragte den alten Bootsbauer danach und der lachte Kaah-Mer freundlich an, das Schiff ist voll beladen, da braucht es schon etwas mehr Wind, um uns ins schaukeln zu bringen. Die „Sirgith“ folgte in einer halben Schiffslänge auf der Backbordseite, beide Schiffe verließen die schützende Uferzone und jetzt drückte der Wind die beiden Schiffe erst richtig voran.
Der alte Bootsbauer passte einen ruhigen Moment ab und sprach Kaah-Mer etwas verlegen an: „Ich wollte mich bei dir bedanken.“ Kaah-Mer sah ihn erstaunt an, “ auf diese Chance hatte ich immer im Stillen gehofft, mit großen Schiffen in die Welt zu fahren und jetzt, er breitete voller Freude seine Arme aus, Welt, wir kommen!“
Kaah-Mer hatte sich mit den beiden Bootsführern darauf geeinigt, das die beiden Schiffe erstmal den Verlauf des Ufers folgen sollen. Kaah-Mer wollte damit unnötige Risiken vermeiden und die Möglichkeit haben, die Vorräte an geeigneten Uferplätzen auffrischen zu können, vor allen ging es ihm dabei um frisches Wasser.
Es dauerte eine Weile, bis alle ihren Platz gefunden hatten, die Soldatinnen und Soldaten hatten sich in drei Gruppen aufgeteilt und lagerten im Bug bei der Kriegsmaschine, im Heck nahe der Ruderpinne und zur Hälfte an der linken und rechten Bordwand. Die Männer, die zur Schiffsmannschaft gehörten, hatten sich am Fuß des Mastes eingerichtet.
Die Landschaft glitt ruhig vorbei, fast majestätisch erhaben wirkte das gewaltige Gebirge von der See aus. In Schwindel erregende Höhen wuchteten sich die Felsmassen gen Himmel. Die beiden Schiffe segelten den ganzen Tag an dem Gebirge vorbei. Das Gebirge nahm kein Ende, Berg an Berg reihte sich aneinander.
Der Bootsführer legte die „Darkahr“ auf den Steuerbordbug, um der Uferlinie folgen zu können und um einen geeigneten Ankerplatz für die Nacht zu finden. Er steuerte die „Darkahr“ in eine kleine Bucht, hier war das Wasser ruhig und die hohen Felsen hielten den Wind ab. Die Schiffe wurden gut vertäut und die mitgeführten Boote zu Wasser gelassen, sie wollten die Uferregion erkunden, um vielleicht einen geeigneten Lagerplatz zu finden, aber die schroffen Felsen verhinderten jedes Anlegen. Sie fanden ein kleines Rinnsal zwischen den Felsen. Die Männer füllten die Wasserfässer auf, während die Soldatinnen sich um das Abendessen kümmerten.
Die Menschen waren von dem erlebten ersten Tag der Reise so aufgewühlt, das kaum einer zur Ruhe kam, bis weit in die Nacht sprachen sie über Dinge, die sie heute gesehen und gespürt hatten. Mit dem ersten Sonnenlicht wurde es wieder munter auf den Schiffen. Beim Frühstück wurde wild herum spekuliert, was sie wohl heute sehen und erleben werden.
Die „Sirgith“ wurde langsam aus der kleinen Bucht gerudert, gefolgt von der „Darkahr“. Die Segel rauschten herunter und der Wind trieb die beiden Schiffe vor sich her, der Spaß hielt bei den Menschen unvermindert an. Das reisen auf den Schiffen war mühelos und angenehm, es war fast nichts zu tun und man kam trotzdem schnell voran. Die Soldaten zeigten sich gegenseitig einen Schwarm größere Fische, die den Schiffen folgten, es sah fast so aus, als ob die Fische um die Schiffe herum spielen würden. Sie hielten mühelos die Geschwindigkeit der Schiffe mit.
Aufgeregt zeigte Doree zum Ufer, sieh Kaah-Mer, sieh doch, Kaah-Mer schaute hoch und sah, was Doree so in Aufregung versetzte. Das gewaltige Gebirge wurde tatsächlich flacher und ging langsam in eine hügelige Landschaft über. Grün und dicht bewaldet. Kaah-Mer freute sich, Doree, dann finden wir für heute Abend bestimmt einen Lagerplatz an Land. Auch die Soldaten haben entdeckt, dass das Gebirge dem Ende zu ging, das ist wirklich ein riesiges Gebirge, staunte eine Soldatin.
Kaah-Mer beugte sich über die Karte, auf der die junge Frau den Uferverlauf eingezeichnet hatte. Doree und die Soldatin wechselten sich bei der Herstellung der Karten ab, sie informierten sich aber ständig gegenseitig, wenn sie etwas Auffallendes oder besonderes gesehen hatten. So erhielt die Karte wieder ein Detailreichtum, das Kaah-Mer so sehr schätzte.
Die Reisenden fanden tatsächlich einen guten Lagerplatz am Ufer. Kaah-Mer hatte also damit recht behalten. Der Lagerplatz hatte frisches Wasser für die Menschen und die Jäger brachten frisches Wildbret. Kaah-Mer achtete darauf, dass die Wasservorräte aufgefüllt wurden. Die Menschen nutzten die Bewegungsfreiheit an Land ausgiebig aus, besonders die jungen Leute rannten und sprangen ausgelassen durch das grüne Gras. Kaah-Mer und Doree spazierten in den lichten Wald und entdeckten dabei Bäume voller Obst. Das Obst können wir gut gebrauchen, ich lasse es sofort abpflücken. Kaah-Mer setzte sich mit Doree auf einen Baumstamm, er dachte an den Abschied von seinen Eltern. Sein Vater schaute ihn wie ein waidwundes Tier an, er wäre so gerne mit dabei gewesen. Seine Mutter sah ihn mit tränennassem Gesicht stumm an. Ein enorm bedeutender Augenblick war es für ihn, als sein Vater ihm das magische Schwert der Waldwesen überreichte. Passt auf euch auf und kommt gut zurück, schluchzend lief seine Mutter aus dem Raum. Doree sah Kaah-Mer an, ist etwas nicht in Ordnung, sie war besorgt, nein, nein, kam es von Kaah-Mer, ich dachte bloß gerade an den Abschied von meinen Eltern, o je, nickte Doree. Dein Vater wäre am liebsten stehenden Fußes mit gekommen. Ja, es hat ihm fast das Herz gebrochen, als er uns gehen lassen musste.
Mehrere Frauen und Männer gingen mit Körben tragend in den von Kaah-Mer bezeichneten Wald und pflückten das reife Obst, das war eine willkommene Ergänzung zu ihrem Essen. Der Essensduft, der aus dem Lager herüber wehte, lockte Kaah-Mer und Doree ins Lager zurück, bis auf die Wache, haben sich alle um die Feuerstelle versammelt. Mit gutem Hunger wurde das Essen angenommen und auf einmal herrschte Ruhe im Lager.
Der alte Bootsbauer wuselte immer noch um die Schiffe herum, klopfte mit den Handknöcheln gegen die Bordwand und legte sein Ohr nahe an das Holz, anschließend öffnete er die Ladeluken und stieg in die Laderäume hinunter. Nach einer ganzen Weile erschien er wieder und kam mit einem recht zufriedenen Gesichtsausdruck zur Feuerstelle und bat um etwas Essen.
Kaah-Mer setzte sich fragend zu dem Alten, ich sah dich bei den Schiffen, ist alles in Ordnung? Der Alte nickte Kaah- Mer beruhigend zu, ja, alles in Ordnung, keine Probleme, Kaah-Mer bedankte sich bei dem Alten und kehrte zu Doree zurück.
Alles in Ordnung, konnte Kaah-Mer weiter geben.
Die beiden Schiffe glitten mit dem leichten Wind langsam über das glatte Wasser, etwas entfernt lag dichter Dunst über dem Wasser. Es war merkwürdig still, außer den Geräuschen der Schiffe war nichts zu hören. Der Bootsführer und seine Bootsleute wirkten irgendwie leicht beunruhigt, obwohl nichts Ungewöhnliches oder Bedrohliches zu bemerken war. Die beiden Schiffe wurden näher an das Ufer gesteuert, langsam glitt die grüne Landschaft vorbei. Die Unruhe der Bootsleute übertrug sich jetzt auch auf die Soldaten und ein Truppführer fragte bei den Bootsleuten nach: „Ist irgend etwas nicht in Ordnung?“ Der wiegte bedächtig seinen Kopf hin und her, ich bin mir nicht sicher, aber es könnte ein Sturm aufziehen. Immer wieder sah sich der Bootsführer um und plötzlich schrie er, Segel reffen und alle gut festhalten und schon fegte eine Sturmbö über die Schiffe, das alles wegflog, was nicht gut vertäut war. Die Hecks der beiden Schiffe wurden von großen Wellen hoch gehoben und erschreckte Rufe und Schreie gellten über die Schiffe. Die Welle rollte unter den Schiffen weiter und hob jetzt den Bug, wieder hörte man erschreckte Schreie. Der Bootsführer der „ Darkahr“ machte heftige Zeichen zur „Sirgith“ herüber, der Bootsführer zeigte an, das er die Zeichen verstanden hatte und die beiden Schiffe drehten langsam über den Backbordbug in den Wind und jetzt hielten die Schiffe ihren Bug in die Wellen und ritten sie erstaunlich einfach ab. Der Sturm hatte den Dunst vertrieben und die Sicht über dem Meer geklärt. Das eine oder andere Gesicht sah schon etwas besorgt den Wellenbergen entgegen, die da auf die Schiffe zu rollten, dazu das Gejaule und Brüllen des Sturmes, alles auf dem Schiff war natürlich klatschnass und das festhalten wurde langsam problematisch. Die Menschen rutschten auf dem nassen und glatten Holzdeck hin und her, die Bootsleute spannten deswegen Seile quer von Bordwand zu Bordwand und schafften so Halt für die Menschen. Hoch und runter ging es mit dem Bug, dann mit dem Heck, hinzu kam ein seitliches Rollen, die Schiffe ritten den Sturm beruhigend ab. Die nicht so seefesten Soldaten begannen zu stöhnen und schon hingen die ersten an der Bordwand und fütterten die Fische! Gegen Mittag frischte der Sturm noch mal kräftig auf und die Wellen wurden schon mächtig hoch. Dann flaute der Sturm ab und der Bootsführer ließ wieder das Segel setzen. Sofort verhielt sich die „Darkahr“ wesentlicher ruhiger. Zielstrebig steuerte der Bootsführer das Schiff Richtung Ufer und alle waren höchst erstaunt, dass sie an demselben Platz ankerten, den sie heute Morgen verlassen hatten.
Der Tag auf dem Meer hatte sie nicht weiter gebracht, aber der alte Bootsführer war hoch zufrieden. Die Schiffe haben den Sturm bravourös überstanden. Es war nur wenig Wasser in die Laderäume eingedrungen. Die Ladung ist davon nicht beschädigt worden. Mit viel Erleichterung bauten die Menschen das Lager auf, lange noch wurde über den überstandenen Sturm gesprochen und wie gut die Schiffe den Sturm überstanden hatten. Nur wenige von ihnen hatten je eine Schiffsfahrt mit gemacht, die Bootsführer munterten die Menschen etwas ironisch auf, das wollt ihr Sturm nennen? Dann wartet mal ab, wenn wir in einen richtigen Sturm geraten!
Die beiden Schiffe folgten weiterhin den Uferverlauf, das Wetter war ruhig, es blies ein angenehmer, gleichmäßiger Wind. Die Schiffe kamen gut voran. Am Ufer wuchsen wieder Berge in die Höhe und die Berge wurden wieder zu einem hohen Gebirge. Bäche und kleinere Flüsse mündeten im Meer. Das Ufer bog sich nach Norden und gab eine große Bucht frei. Durch die hohen Berge war die Bucht vor dem Wind geschützt und für die Nacht fanden sie einen sehr schönen Lagerplatz. Die Schiffe konnten sehr nahe ans Ufer fahren, das erleichterte ungemein das an Bord nehmen der Wasservorräte. Die Schiffe folgten dem Verlauf des Ufers in die weite Bucht, die dann einen Knick in Richtung Südwesten machte und hier sahen die Menschen auf den Schiffen zum ersten Mal die riesigen Tiere im Wasser schwimmen. Eines der Tiere schwamm eine Weile genau neben der „Darkahr“, als wolle das Tier beobachten, was es mit den Schiffen auf sich hat. Die Menschen konnten jetzt deutlich sehen, dass das Tier größer als die „Darkahr“ war und es machte sich Furcht an Bord breit. Die Bootsführer steuerten auf Anweisung von Kaah-Mer das Ufer an. Die Tiere verschwanden, sobald die Schiffe flacheres Wasser erreichten.
Ein aufgeregtes und furchtsames Stimmengewirr flog zwischen den beiden Schiffen hin und her, die Menschen waren von der Begegnung mit den riesigen Tieren aufgewühlt. Keiner konnte etwas über diese Tiere sagen und waren sie selbst sicher auf den Schiffen?
Die Schiffe steuerten gerade etwas vom Ufer weg, als die Tiere wieder auftauchten. Wieder sah es so aus, als würden sie die Schiffe und die Menschen darauf genauestens beobachteten. Irgendwann verschwanden sie dann in der Tiefe der See und sehr erleichtert nahmen die Menschen wieder ihre Arbeit auf. Die „Darkahr“ umrundete das Ende der Bucht und das Meer wurde unendlich weit. Das Ufer zeigte wieder nach Norden. Das Gebirge folgte immer noch dem Ufer und die Bootsführer suchten angestrengt nach einem geeigneten Ankerplatz. Sie fanden einen brauchbaren Ankerplatz direkt nach der Umrundung der Felsspitze am Ende der Bucht. Dicht lagen die beiden Schiffe vor Anker. Kaah-Mer schickte zwei Suchtrupps aus, die nach Wasser suchen sollten, auch gingen einige Männer auf die Jagd, obwohl auf diesen kleinen Flecken kaum mit Jagdbeute gerechnet werden konnte. Kaah-Mer sprach mit Doree über den bisherigen Verlauf der Reise und zeigte sich sichtlich angetan, von dem, was sie bis jetzt gesehen und erlebt hatten, andere kamen dazu und bestätigten Kaah-Mers Ansicht, nur die riesigen Tiere im Meer beunruhigen uns doch etwas! Glaubt mir, lachte Kaah-Mer leise, mich auch!
Sie hatten wieder schönes und ruhiges Wetter, die See war ruhig und der leichte Wind trieb die Schiffe langsam an dem Ufer vorbei. Die großen Tiere zeigten sich heute nicht und auch sonst war nichts auf dem Meer zu sehen. Kaah-Mer wunderte sich ein wenig darüber. Er fragte den Bootsführer danach, es ist ein großes Meer, vielleicht segeln andere Schiffe weit im Süden, wer weiß?
Am Nachmittag des folgenden Tages verschwand langsam das Gebirge in der Ferne des weiten Landes und eine flache Ebene folgte. Nur wenige Sträucher und Bäume unterbrachen die Weite. Die Bootsführer legten die Schiffe zur Nacht an den flachen Strand, so konnte der alte Bootsbauer die Rümpfe der beiden Schiffe kontrollieren. Nach sehr genauer Untersuchung kam der Alte mit zufriedenem Gesicht zu Kaah-Mer und erklärte ihm, dass sich die Schiffe sehr gut halten, keinerlei Schäden waren zu sehen. Kaah-Mer freute sich mit dem Alten, er hatte mit seinen Männern wirklich zwei gute Schiffe gebaut.
Doree kam mit dem Abendessen zu Kaah-Mer und erfuhr von ihm, das die Schiffe die bisherige Reise gut überstanden haben. Das ist eine erfreuliche und beruhigende Nachricht, damit wandte sich Doree an den Bootsbauer, der freute sich sichtlich, dass die Arbeit seiner Männer und natürlich auch seine anerkannt wurde.
Sie segelten tagelang an dem flachen Ufer vorbei und die eintönige Landschaft nahm kein Ende. Eigentlich war nur das Grün der Landschaft für das Auge erfreulich. Es machte sich schon beinah Langeweile auf den Schiffen breit. Die Soldaten genossen die warme Sonne, die Ruderer werkelten an irgendwelchen Arbeiten für das Schiff herum. Die Schiffe glitten ruhig und angenehm durch das stille Wasser, als von „Sirgith“ der Ruf herüber tönte, sie sind wieder da, die Tiere sind wieder da! Die Besatzungen waren sofort hellwach und schnell auf den Beinen und konnten mit vor Staunen weit offenen Mündern sehen, wie zwei der Riesentiere hoch aus dem Wasser sprangen und mit Donnergetöse nahe, sehr nahe der „Darkahr“ ins Wasser zurück fielen. Eine gewaltige Wassermenge spritzte hoch und schwappte in das Schiff, das stark schwankte. Die Menschen hielten sich verzweifelt fest. Wollten die Tiere die Schiffe zum Kentern bringen? Wieder und wieder sprangen die Tiere hoch aus dem Wasser und klatschten mit Urgewalt ins Wasser zurück. Die Schiffe schwankten bedenklich. Schreckensschreie gellten über das aufgewühlte Wasser, als eines der Tiere gegen die „Sirgith“ stieß und damit das Schiff fast zum Kentern brachte. Ein paar Menschen fielen dabei ins Wasser. Sie konnten aber schnell geborgen werden. Die Tiere folgten den beiden Schiffen noch eine Strecke und verschwanden dann im Meer.
Kaah-Mer zeigte den Bootsführern an, einen Ankerplatz anzusteuern, für heute hatten sie genug erlebt. Die Bootsführer legten die Schiffe an einem flachen Strand vor Anker. Kaah-Mer gab den Truppführern Bescheid, dass sie hier ein paar Tage lagern wollen. Die Weisen Siergert und Guudrun wollen sich die Gegend hier genauer ansehen. Das Ufer machte einen leichten Bogen nach Westen ins Meer hinein und bog dann wieder nordöstlich ins Land zurück. In der Ferne konnte man wieder mächtige Berge erkennen.
Die beiden Weisen zogen am nächsten Morgen mit einem Trupp Soldaten los. Kaah-Mer übergab das Kommando über das verbleibende Lager an den Truppführer, um das flache Land zu erkunden. Doree war sehr fröhlich, endlich mal wieder die Beine richtig gebrauchen zu können. Die Entdecker schritten zügig in die flache Landschaft fast genau nach Osten. Am fernen Horizont türmten sich wieder große, hohe Berge auf. Siergert kam zu Kaah-Mer, ist es in Ordnung, wenn wir bis in die Nähe der Berge gehen und dann in einem weiten, nördlich orientierten Bogen zurück gehen? Natürlich, kein Problem, bestätigte Kaah-Mer. Guudrun war von der flachen Ebene richtig angetan. Für die Feldwirtschaft hervorragend geeignet, ebenso für die Viehzucht. Der Truppführer machte aber darauf aufmerksam, dass die Ebene kaum Deckung bei einem Angriff bot, sie war offen wie ein Buch. Noch ist ja alles hypothetisch, beruhigte Kaah-Mer, aber vielleicht ist es in der Nähe der Berge besser. Doree schaute Kaah-Mer etwas erstaunt an, denkt man daran, die weite Ebene zu verlassen? Nein, nein, wehrte Kaah-Mer ab, aber es ist immer von Vorteil, von einem guten Land zu wissen. Das sah Doree ein, Siergert zeigte an, das sie hier zu Mittag lagern wollen. Der Platz lag auf einer winzigen Erhöhung, so konnten die Menschen etwas weiter in die Ebene schauen. Es war nichts, außer Gras und ein paar Sträucher und ein paar Bäume war nichts zu sehen. Der Truppführer fragte Siergert erstaunt: „ Eigentlich müsste es doch hier vor Wild nur so wimmeln?“ Siergert war darüber auch sichtlich erstaunt, auf diesem riesigen Stück Land war kaum Leben. Kaah-Mer verstand es ebenfalls nicht, es gab doch genügend Wasser und Gras in Hülle und Fülle. Manchmal sah man einen Vogel am Himmel! Seltsam!
Die Menschen erfrischten sich an dem klaren Wasser des kleinen Baches, der sich rechts von ihrem Lager durch das hohe Gras schlängelte. Nachdem sie die Wasservorräte ergänzt hatten, zogen sie weiter. Das Nachtlager schlugen sie am Rande eines kleinen Waldes auf, ein paar Männer sammelten trockenes Holz für die Feuerstelle. Sie sprachen immer noch über die fehlenden Tiere. Doree meinte dann, vielleicht ist hier etwas Schreckliches passiert, das alles Leben hier vernichtet hat? Das wäre eine Möglichkeit, nachdenklich schaute Siergert Doree an. Der Truppführer teilte die Wachen für die Nacht ein, wir werden die Augen und die Ohren offen halten und wachsam sein. Schnell kehrte Ruhe im Lager ein, das ungewohnte laufen machte sich bemerkbar. Die Entdecker marschierten weiter in die Ebene hinein, es änderte sich nichts. Die Landschaft blieb eintönig, weit im Osten schimmerten blau die fernen Berge.
Gegen Abend konnten sie links und rechts ebenfalls Berge erkennen, eine Soldatin meinte dazu, fast wie die weite Ebene, alle stimmten ihr zu. Der Essensduft lockte die Menschen zur Feuerstelle und schnell saß die Runde beim Abendessen. Es wurde viel herum spekuliert, was diese flache Ebene morgen bietet, eine Soldatin lachte laut, Gras, was sonst. Ohne besondere Vorkommnisse erreichten sie ihren dritten Lagerplatz, jetzt konnten sie das Gebirge im Süden gut erkennen. Die Berge schoben sich doch ganz schön tief in die flache Ebene. Am vierten Tag waren sie dem gewaltigen Gebirge im Osten schon sehr nahe gekommen, bis zum Rand des Gebirges dürfte es höchstens noch ein Tagesmarsch sein. Aber Siergert ließ den Trupp am nächsten Morgen in einem weiten Bogen erst nach Norden und dann nach Westen marschieren, nahe dem nördlichen Gebirge. Die zwei Kundschafter kamen ziemlich aufgeregt zurück und berichteten Kaah-Mer, das sie Überreste einer Siedlung entdeckt haben. Aufgeregt nahmen die Menschen Kenntnis von der Neuigkeit. Da die Überreste der Siedlung auf ihrem Weg lagen, zeigte Siergert an, das sie sich die Siedlung anschauen wollen. Gegen Mittag erreichten sie die Überreste der Siedlung, die schon völlig überwuchert und zugewachsen war, aber man konnte noch die Grundrisse einzelner Hütten erkennen, auch die Reste eines Brunnens, eine weitere Ruine konnte nicht erkannt werden, was das gewesen sein sollte, konnte keiner erkennen oder erklären. Sie fanden auch keinerlei Hinweise, wer die Bewohner dieser Siedlung gewesen waren und was mit ihnen passiert war. Sind sie einfach weiter gezogen oder war die Zerstörung der Siedlung die Folge eines Überfalls? Fragen, die wohl für immer ungelöst bleiben. Nachdem Mittagessen zogen sie weiter. Siergert führte den Trupp jetzt nach Westen, Richtung Ankerplatz der Schiffe. Das Lager wurde in Sichtweite der nördlichen Berge aufgebaut. Guudrun erkundete die nähere Umgebung des Lagers, sie war ganz fasziniert von den vielen Pflanzen, die hier wuchsen und die für sie fremd waren. In der weiten Ebene kamen diese Pflanzen nicht vor. Guudrun sammelte Samen von den fremden Pflanzen ein, sie wollte die Pflanzen den Heilerinnen zeigen, vielleicht sind ja neue Heilkräuter dabei. Doree und die Soldatin fertigten viele Zeichnungen von den fremden Pflanzen und von den Sträuchern an. Auch von den vielen unbekannten Blüten fertigten sie Zeichnungen an, aber ihr Hauptaugenmerk galt natürlich nach wie vor der Anfertigung von Karten. Vorsichtig wurden unbekannte Früchte probiert, einige schmeckten einfach herrlich, andere hatten einen fürchterlichen Geschmack, aber von allen nahm Guudrun einige für die Heilerinnen mit.
Die Jäger kamen mit leeren Händen zu den Schiffen zurück. Jetzt versuchten die Männer es mit dem Fischfang, einige fuhren mit den Booten auf das Meer hinaus und warfen ihre Netze aus, andere versuchten ihr Glück mit Angeln. Der Fischfang war weitaus erfolgreicher, die beiden Boote brachten volle Netze mit, auch brachten die Angler ihre Beute zur Feuerstelle. Überrascht wurden die vielen unbekannten Fische begutachtet, zwei davon waren wirklich groß und hatten beeindruckende Zähne in dem großen Maul. Obwohl sie schon verzweifelt auf dem Trockenen herum zappelten, versuchten diese beiden Fische immer noch, ihre großen Zähne in die anderen Fische zu schlagen. Ein älterer Mann sortierte die Fische und warf einige wieder ins Wasser, die sollten wir besser nicht essen. Aber auch so waren noch genügend Fische für alle da. Bedauerlich war nur, dass die vielen gefangenen Fische schnell verzehrt werden mussten, jetzt fehlte die Fischräucherei. Der ältere Mann, der die Fische sortiert hatte, winkte zwei weitere Männer zu sich und erklärte ihnen, was er vor hatte. Sie gingen zu den wenigen Bäumen, die in der Nähe ihres Lagerplatzes wuchsen und sammelten dort trockenes Holz.
Der Mann errichtete aus den größeren Ästen eine Art Pyramide und stapelte zerkleinertes Holz darunter, darauf legte er frische grüne Blätter und zündete das trockene Holz an. Er wartete eine Weile und legte dann einige Fische in den aufsteigenden Rauch, erfreut sahen die umstehenden Menschen, wie sich die Fische langsam goldgelb verfärbten, so wie sie die Fische aus ihrer Räucherei kannten. Die Männer richteten ein zweites Räucherfeuer ein, so wurden die Fische zügig geräuchert und die Küche packte sie sorgfältig ein.
Die Schiffsmannschaften arbeiteten an den Schiffen, besserten Kleinigkeiten aus und verbesserten das eine oder andere. Der alte Bootsbauer besprach mit den Bootsführern die Möglichkeit, ein weiteres Segel vom Mast zum Heck anzubringen, vielleicht erhöht das die Wendigkeit der Schiffe noch mal. Schon machten sich die Männer an die Arbeit, sie befestigten die benötigten Seile an den Mast und an dem Heck, versuchten, ob sich das Segel gut bedienen ließ und planten für den nächsten Tag eine Probefahrt.
Die für die Küche verantwortliche Frau sprach bei Kaah-Mer vor, unsere Vorräte werden langsam knapp, wir müssen unbedingt Nachschub bekommen. Wie lange reicht unser Vorrat, fragte Kaah-Mer zurück, zwei, vielleicht noch drei Tage. Hoffen wir auf unser Jagdglück, vielleicht bringen die Jäger heute Beute. Aber wieder kamen die Jäger erfolglos zurück. Sie schüttelten mit den Köpfen, das ist ein seltsames Land, es ist wie leer gefegt, als wenn alle Tiere verjagt worden wären oder alle ausgestorben sind. Einige Soldatinnen brachten nur wenige Früchte und Beeren von ihrem Sammelgang mit. Kaah-Mer sprach mit Guudrun über das Problem und sie einigten sich, das sie ein paar Soldaten zum Lagerplatz am Ufer des Meeres zurück schicken werden, wenn die Nahrung tatsächlich für den Verlauf der Expedition zu knapp werden sollte.
Das nördliche Gebirge verflachte sich im Laufe des Tages und Siergert fand ein sehr großes Erzvorkommen, Doree zeichnete das Erzvorkommen sorgfältig in die Karte ein. Die Jäger hatten endlich wieder etwas Jagdglück. Sie konnten mehrere Vögel erlegen, die hochwillkommen zur Küche wanderten.
Das nördliche Gebirge bröckelte sich in einzelne Felsbrocken auf. Sie bauten ihr Lager am Ende einer Felsformation auf und konnten in ein weiteres Teil der flachen Ebene sehen. Es war wesentlich schmaler als das von ihnen durchwanderte Teil der Ebene. Doree schmiegte sich an Kaah-Mer, irgendwie habe ich den Eindruck, als wirke dieser Teil bedrohlich. Kaah-Mer drückte seine Doree an sich, stimmt, es hat eine seltsame Stimmung.
Am nächsten Morgen führte Siergert den Trupp in den neuen Teil der Ebene, das sich lang und schmal nach Osten ausdehnte und später einen leichten Knick nach Süden machte. Unruhe machte sich bei den Menschen breit, auch die Soldaten wirkten angespannt und sehr wachsam. Erschreckt, aber auch staunend sah Doree, wie das Schwert, das Kaah-Mer festgeschnallt auf dem Rücken trug, zu leuchten begann. In Intervallen leuchtete das magische Schwert mal heller, mal dunkler in einem intensiven Blau. Doree machte sehr aufgeregt Kaah-Mer darauf aufmerksam. Ich habe es schon gespürt, jetzt sahen es auch die anderen und machten sich gegenseitig darauf aufmerksam. Sorge und auch etwas Furcht machte die Menschen vorsichtig. Die Kundschafter kamen zurück und zeigten sehr aufgeregt einige Dinge, die sie gefunden hatten. Kaah-Mer sah sich die Bruchstücke an und erkannte sofort, das es sich um Bruchstücke von Rüstungen der Bestien von der wilden Horde handelte. Die anderen Bruchstücke waren unschwer als Rüstungen der Kleinwüchsigen zu erkennen, ein weiteres Bruchstück konnte Kaah-Mer nicht einordnen. Es machte fast einen unwirklichen Eindruck, es war aus einem Material gefertigt, das keiner von ihnen kannte.
Doree sah sich die Teile grübelnd und nachdenklich an, diese Bruchstücke stammen von den Rüstungen der Waldwesen! Diese Feststellung schlug wie eine Bombe ein. Die wilde Horde, die Kleinwüchsigen und die Waldwesen, wo sind sie hier herein geraten? Jetzt wussten alle, wieso in diesem Teil der Ebene eine so bedrückende Stimmung herrschte, hier musste eine furchtbare Schlacht zwischen den drei so unterschiedlichen Völkern statt gefunden und sie müssen sich gegenseitig total ausgelöscht haben.
Vorsichtig führte Siergert den Trupp weiter, Kaah-Mer und der Truppführer hatten sich mit Siergert geeinigt, die Ebene weiter zu erkunden, aber sobald Gefahr droht, soll der Trupp sofort zu den Schiffen zurück kehren. Jetzt fanden die Menschen viele gebleichte Knochen, Totenschädel lagen grinsend im Gras, ganze Skelette sahen sie, hier muss wirklich eine fürchterliche Schlacht getobt haben. Überall lagen Waffen der gefallenen Krieger, Soldaten hoben das eine oder andere Schwert auf, auch Bogen waren noch zu gebrauchen. Köcher voller Pfeile fanden sie. Speere lagen im Gras. An den Skeletten konnte man jetzt noch sehen, wie die Bestien der wilden Horde ihre Gegner verstümmelten, kaum eines der Skelette der Kleinwüchsigen war komplett, an jedem Skelett fehlten die Arm-und Beinknochen. Bedrückt gingen die Menschen an den Knochenbergen vorbei. Zum frühen Abend ließ Kaah-Mer schon das Lager aufbauen, er wollte den Menschen Gelegenheit geben, das erlebte und gesehene am heutigen Tag zu verarbeiten. Es war auffallend ruhig, ja beinah totenstill im Lager. Der Truppführer hatte die Wachen verdoppelt, das Lager war im Schutz einiger Felsen eingebettet, in der Nähe war frisches Wasser. Das karge Abendessen besserte die Stimmung auch nicht auf, still und nachdenklich legten sich die Menschen zur Ruhe.
Doree war erstaunt, dass das Schwert von Kaah-Mer immer noch glühte, es zeigt uns Gefahr an, ich weiß bloß nicht, welche Art von Gefahr. Grübelnd zog Kaah-Mer das Schwert aus der Scheide und hielt es abwägend in der rechten Hand. Ein Soldat holte Kaah-Mer und zeigte auf drei dunkle, unheimliche Höhleneingänge. Kaah-Mer und der Truppführer waren sich sofort darüber einig, dass es sich hierbei um Eingänge von Höhlen der wilden Horde handeln muss. Der Truppführer stellte eine Gruppe von freiwilligen Soldaten zusammen. Kaah-Mer schloss sich sofort an und äußerst vorsichtig betraten sie die Höhle. Ein furchtbarer Gestank hing in der feuchten, modrigen Luft. Die Fackeln hatten Mühe, das unheimliche Dunkel zu durchdringen. Auch hier lagen überall verwesende Knochen und ganze Skelette der Bestien herum. Kaah-Mer war sich sicher, das hier eine Schlacht getobt haben muss, die alle Vorstellungen sprengt. Der Trupp drang tief in den Höhlengang ein, es war unheimlich in der Höhle und totenstill. Sie erreichten eine Art Saal, hier fanden sie noch mehr Knochenberge, auch Reste von Schmiedestellen konnten sie noch erkennen.
Kaah-Mer zeigte dem Truppführer an, das sie zurückgehen können, er war sich sicher, dass hier keine Bestie mehr lebte. Tief einatmend und sehr erleichtert trat der Trupp wieder ins Sonnenlicht, erfreut von den anderen begrüßt. Kaah-Mer spürte eine Art Vibration in dem magischen Schwert, es war ihm, als zöge ihn das Schwert zum Höhleneingang. Er gab nach und als das Schwert den Fels berührte, schlossen sich die Höhleneingänge wie von Zauberhand, die Menschen sahen es mit furchtsamen Erstaunen, aber auch mit riesiger Erleichterung. Kaah-Mer schloss mit dem magischen Schwert gründlich die Höhleneingänge, bis nichts mehr darauf hin wies, das hier einmal Eingänge von Höhlen der wilden Horde gewesen waren.
Die Ebene wurde von den Felsen eingeengt, die Berge warfen lange Schatten, es war merkwürdig halbdunkel und totenstill. Die Ebene bog jetzt mehr nach Süden und Siergert ließ an dem Bogen das Lager aufschlagen. Siergert und Kaah-Mer nutzten die Zeit bis zum Abendessen und schritten noch etwas weiter in die immer schmaler werdende Ebene und sahen dann das Ende. Hohe Felsen begrenzten die Ebene. Die beiden Männer drehten sich um und gingen Richtung Lager. Kaah-Mer entdeckte mehr zufällig als bewusst ein offenes Felsentor von den Kleinwüchsigen, vorsichtig schlichen sich die Männer heran, aber auch hier war es totenstill. Kein Anzeichen von Leben. Siergert wies Kaah-Mer daraufhin, dass das magische Schwert wieder glühte. Kaah-Mer zog die Waffe und das Schwert schloss auch hier die Felsen.
Während sie aßen, erzählten die Männer ihr Erlebnis. Doree sagte dazu: „ Jetzt fehlt nur noch ein Hinweis auf die Waldwesen.“
Der alte Bootsbauer ließ beide Schiffe mit den neu angebrachten Segeln zu einer Probefahrt auslaufen. Leider wehte nur ein leichter Wind, aber selbst dabei konnte er feststellen, dass die Schiffe bei den verschiedenen Manövern viel besser auf das Ruder reagierten, als es vorher der Fall war. Die „Darkahr“ und die „Sirgith“ lieferten sich ein sportlichen Wettkampf, exakt fuhren die beiden Bootsführer die Manöver aus, leicht folgten die Schiffe dem Ruder, der alte Bootsbauer hatte seine helle Freude daran. Erst als der Wind fast von vorne in die Segel blies, bockten die Schiffe, damit kamen die Schiffe nicht zu recht. Der alte Bootsbauer grübelte über dieses Problem seit Beginn der Reise. Einer der Ruderer machte den Alten auf die zwei großen Schiffe aufmerksam, die weit am Horizont, schwach zu sehen waren. Der Alte winkte sofort zur Rückfahrt, sollten sie entdeckt werden, war ein möglicher Angriff nicht aus zuschließen. Sie wussten nichts über die Schiffe und den Menschen darauf, waren sie feindlich und kriegerisch, waren die Schiffe bewaffnet und vor allem, welche Waffen haben die Fremden? Die „Darkahr und die „Sirgith“ konnten höchst wahrscheinlich nicht mithalten und eine Vernichtung der Schiffe durch einen Kampf musste unbedingt vermieden werden.
Zügig strebten die beiden Schiffe den Ankerplatz an und hofften, dass sie von den beiden großen Schiffen nicht entdeckt worden sind. Aber noch während der Rückfahrt verschwanden die Schiffe weit im Süden im Dunst des Horizonts. Heilfroh über den guten Ausgang, ankerten die Schiffe dicht am Ufer, der Truppführer ließ Wachen auf die Schiffe postieren. Die Bootsleute tarnten die Schiffe zusätzlich mit Zweigen und Ästen.
Siergert führte den Trupp jetzt nach Westen. Die Ebene öffnete sich, die Berge im Süden traten zurück und sie erreichten die große, flache Ebene, in der auch der Ankerplatz lag. Das Gebirge im Norden folgte ihren Weg den ganzen Tag. Siergert war sich sicher, das ihr Lager schon sehr nahe an dem Meer lag. Morgen könnten sie das Lager erreichen. Nachdem die Felsentore verschlossen worden waren und sie die unheimliche Gegend mit den Überresten der Schlacht zwischen den Bestien der wilden Horde, der Kleinwüchsigen und der Waldwesen verlassen und wieder die offene Ebene erreicht hatten, besserte sich die Stimmung merklich, Lachen klang auf und die nahe Rückkehr zu den anderen stimmte die Menschen fröhlich.
Kaah-Mer sah sich voller Genugtuung das Kartenmaterial an, das von Doree und der Soldatin angefertigt worden war. Auch die Zeichnungen der Früchte, Blumen und Pflanzen waren hervorragend gelungen. Guudrun verwarte sie sorgfältig. Alles im allen war es doch noch eine erfolgreiche und interessante Entdeckertour geworden.
Der Trupp brauchte dann doch noch einen Tag mehr, bis sie das Lager erreichten, aber da es ein angenehmer Marsch durch das grüne Land war, wurde die Verzögerung leichten Herzens hingenommen. Mit großem Hallo wurden die Heimkehrer von den zurück Gebliebenen begrüßt und mit Wonne wurde das Essen entgegen genommen, endlich wieder frisches Essen, der Fisch duftete herrlich. Der Fisch war auf heißen Steinen zu bereitet worden. Genauso gerne wurde der geräucherte Fisch angenommen. Kaah-Mer freute sich sehr, das die Stimmung im Lager wieder gut war. Die Bootsführer berichteten Kaah-Mer dann von den beiden großen Schiffen, er fand es auch richtig, das sie eine Begegnung vermieden haben. Kaah-Mer gab dann vor dem Schlafen gehen noch bekannt, das sie morgen noch hier am Ort bleiben und dann die Reise fortsetzen wollen.
Mitten in ihren Vorbereitungen für die Abreise hielten sie inne, ein seltsames Geräusch schreckte sie hoch, ein furchterregendes Geräusch. Es klang wie ein schnelles, schleifendes schlurfen, als ob jemand beim Laufen die Füße nicht hoch heben kann. Dazu kam ein lautes und heftiges Schnaufen und Knurren. Die Alarmrufe der Wachen klangen auf. Stummes Entsetzen stieg in den Menschen hoch, als sie sahen, was da in einem Höllentempo auf sie zugerast kam. Eine riesige Gestalt, mehr als drei Manneshöhen groß, mit gewaltigen Schultern, der Kopf oder was als solcher bezeichnet werden könnte, überragte kaum die riesenhaften Schultern. Arme, dicker als der Körper eines kräftigen Mannes. In der „Hand“ oder Klaue eine klobige Keule und in der anderen Klaue befand sich ein dicker Speer.
Kaah-Mer schrie seine Befehle, die Truppführer postierten ihre Bogenschützen und schon flog dem Ungeheuer ein Pfeilhagel entgegen. Wütend brüllte das riesige Untier auf, als sich die Pfeile in sein Fleisch bohrten. Aber unbeeindruckt stürmte das Vieh weiter auf das Lager zu. Erst präzise geschossene Pfeile, die sich in seinen Hals bohrten, schienen eine Wirkung zu erzielen. Für einen kurzen Moment blieb das Ungeheuer stehen und versuchte die Pfeile zu entfernen, aber schon stürmte es laut brüllend weiter. Kaah-Mer rief den Truppführern zu, schießt die Pfeile in die Beine, wir müssen das Vieh unbedingt stoppen. Die Beine, wie zwei dicke Säulen, waren im Nu gespickt mit Pfeilen, wie der Rücken eines Igels mit Stacheln besetzt ist. Mit einem wütenden Schmerzenschrei brach das Ungeheuer mit einem dröhnenden Platsch zusammen. Der Boden erzitterte unter dem Gewicht des aufschlagenden Körpers. Trotz der vielen Verletzungen war das Untier noch immer nicht besiegt, es schlug immer noch mit Brachialgewalt mit seiner Keule herum. Bis ein beherzter Soldat auf den Rücken des Ungeheuers sprang und mit aller Kraft sein Schwert in dessen Nacken stieß. Ein markerschütternder Schrei brach aus dem weit aufgerissenen Maul der Bestie. Es griff mit seiner Klaue den Soldaten und schleuderte ihn im hohen Bogen von seinem Rücken. Entsetzt sahen seine Kameraden, wie er hart auf den Boden aufschlug und mit gebrochenem Genick verdreht liegen blieb.
Das Untier war wohl nicht mehr in der Lage, auf zustehen, die Wunden setzten ihn doch langsam schwer zu. Kaah-Mer zog das magische Schwert und sprang mit einem wilden Schrei auf den Rücken des Ungeheuers und stieß das Schwert mit aller Kraft in den Nacken der Bestie. Die Bewegungen des Untieres wurden langsamer. Sein Brüllen ging in ein schmerzhaftes und erschöpftes Schnaufen über, wieder stieß Kaah-Mer das magische Schwert in den Nacken und endlich streckte sich der gewaltige Körper und wurde still.
Erschöpft zogen sich die Menschen in das halbabgebaute Lager zurück. Zwei Tote und drei schwerverletzte Soldaten hatten sie zu beklagen. Die Heilerinnen kümmerten sich sofort um die Verletzten. Doree kam völlig aufgelöst zu Kaah-Mer, ich bin fast vor Angst gestorben, schluchzte sie im Arm von Kaah-Mer. Es ist ja noch mal gut gegangen, tröstete er die junge Frau.
Kaah-Mer, Siergert und die Truppführer verständigten sich darüber, dass sie die Abreise wie geplant, heute fortsetzen. Sie bestatteten die zwei toten Soldaten, brachten den Rest von dem Lager auf die Schiffe. Die Verwundeten wurden gut untergebracht. Die Schiffe setzten die Segel und die Bootsführer steuerten die Schiffe aufs Meer hinaus.
Auf den Schiffen wurde der Überfall der Bestie heftig besprochen, alle waren noch immer furchtbar erschreckt und verstört, so etwas kannten sie nicht. Eine der Heilerinnen meldete sich zu Wort:“ Unser Volk nannte diese Wesen Trolle, sie hausen hoch in den Bergen, eigentlich sieht man sie selten, aber immer waren sie schrecklich gefährlich!“
Die Schiffe segelten in Sichtweite zum Ufer nach Norden, bis das Ufer nach Westen knickte und bald darauf schoben sich wieder Felsen und dann Berge bis ans Ufer. Für die Nacht fanden sie an der felsigen Küste keinen Lagerplatz. Sie mussten die Nacht auf den Schiffen verbringen. Was den meisten allerdings ganz recht war, der Schreck von dem Angriff des Ungeheuers steckte noch allen in den Knochen.
Die Schiffsreise ging weiter nach Westen. Zum späten Nachmittag bog das Ufer nach Süden. Wieder mussten sie die Nacht auf den Schiffen verbringen.
Die Schiffe folgten dem Ufer nach Süden. Das Wasser wurde unruhig, kabbelig, obwohl nur ein leichter Wind wehte. Die Bootsführer wirkten etwas angespannt und sahen angestrengt über den Bug nach vorne. Feine Wasserschleier wehten über das Wasser und jetzt hörten alle ein lautes Donnern und Dröhnen. Die Bootsführer steuerten die Schiffe weiter auf das offene Meer. Sie umfuhren eine Felsnase, die sich weit ins Wasser streckte und erschraken gewaltig. Hinter der Felsnase tat sich eine weite Bucht auf und an deren Ende stürzte über große Felsstufen ein Fluss in das Meer. In gewaltige Kaskaden donnerten die Wassermassen über die Felsen und klatschten Ohren betäubend ins Meer. Die Schiffe wurden von der Strömung des einmündenden Flusses erfasst und mit hohem Tempo auf das Meer getrieben. Staunend standen alle an der Bordwand und betrachteten das gewaltige Schauspiel.
Der Verlauf des Ufers änderte sich wieder in Richtung Westen. Das Gebirge verflachte und gab damit Platz für ein ebenes Land frei. Heute fanden sie einen schönen Lagerplatz an Land und Kaah-Mer gab bekannt, das sie hier einen Tag verweilen wollen. Den schwer verletzten Soldaten ging es schon wieder einigermaßen. Sie konnten den Ruhetag gut gebrauchen, ebenso wie alle anderen.
Die Schiffe segelten mit plattem Wind direkt nach Süden, änderten den Kurs nach Osten und anschließend ging die Fahrt Richtung Südsüdost. Sie fanden in einer kleinen Bucht einen geschützten Ankerplatz und einen schönen Lagerplatz mit frischem, klarem Wasser. Der Wind hatte sich im Laufe des Tages kräftig aufgefrischt und blies jetzt heftig über das Meer. Sie konnten bis zu ihrem Lagerplatz das Donnern der Brandung hören, die gegen die schützenden Felsen klatschte. Die Schiffe lagen ruhig und gut geschützt in der kleinen Bucht vor Anker. In der Nähe fanden sie genügend Brennholz und die Jäger brachten reichlich Wildbret ins Lager. Die Menschen hatten sich beruhigt und genossen den angenehmen Aufenthalt. Sie sprachen über die Begegnung mit den Riesentieren, die nahe an ihren Schiffen vorbei geschwommen sind und alle hatten den Eindruck, als würden die Tiere sie sehr genau beobachten. Einer der Soldaten scherzte, es sah aus, als würden sie uns schon auf ihren Speiseplan haben! So richtig konnte darüber aber keiner lachen. Der Angriff des riesigen Ungeheuers war natürlich auch noch in aller Munde, so wie das gewaltige Schauspiel des herab stürzenden Flusses. Auch Doree hatte sich wieder beruhigt, sie hatte noch vor lauter Angst mit Kaah-Mer tüchtig geschimpft, wie er bloß so leichtsinnig auf den Rücken des Ungeheuers springen konnte. Nach dem Abendessen klang hier und da auch das erste Lachen auf, wenn auch noch verhalten. Kaah-Mer und Siergert nahmen es erleichtert zur Kenntnis, zeigte es ihnen doch, das die Moral ihrer Truppe in Ordnung war.
Zufrieden kuschelte sich Doree nach einem schönen Abend an Kaah-Mer und flüsterte ganz leise etwas in sein Ohr. Kaah-Mer grinste und zog die Decke über ihre Ohren.
Das stürmische Wetter hielt an und trieb die beiden Schiffe in flotter Fahrt weiter nach Süden. Hart schlugen die Schiffe mit dem Bug in die Wellen, es schien, als hätten die Schiffe richtig Spaß. Gegen Abend machte das Ufer einen Bogen nach Südwesten und genau dort an dem Kap ankerten die Schiffe. Die Schiffe wurden gut vertäut, weil der Wind immer noch kräftig vom Land her blies. Heftig flatterten die Zelte und das Feuer hatte Mühe, das Essen zu erhitzen. Es war ungemütlich und so verschwanden die Menschen schnell in ihren Zelten. Sie waren gerade in ihren Decken warm geworden, als sie die Alarmrufe der Wachen hörte.
Schnell waren die Soldatinnen und Soldaten einsatzbereit und meldeten sich bei ihren Truppführern. Auf den Weg dorthin sahen sie schon die Angreifer. Sie ritten auf schnellen, wendigen Pferden. Sie schossen ihre Pfeile auf alles, was sich bewegte. Die Truppführer teilten die Soldaten ein und die erste Salve an gut gezielten Pfeilen flog den Angreifern entgegen. Die Reiter fielen getroffen aus den Sätteln und blieben stöhnend vor Schmerzen liegen. Immer wieder bildeten die Angreifer neue Gruppen und griffen verwegen an. Die Treffer ihrer Pfeile waren eher gering. Ein genaues zielen war während des Reitens gar nicht möglich. Dafür trafen die Pfeile der Bogenschützen umso besser. Ein Reiter nach dem anderen fiel getroffen aus dem Sattel. Wieder sammelten sich die wilden Reiter und jetzt versuchten sie eine neue Taktik. Jetzt stürmten sie in einer breiten Front auf das Lager zu, um es zu überrennen. Die Pfeile der Verteidiger rissen schlimme Lücken in die Front der Angreifer. Einige von ihnen erreichten den Lagerrand, wo sie schon von den Speerwerfern erwartet wurden. Direkt dahinter standen kampfbereit die Schwertkämpfer. In dem hellen Mondlicht war für die Angreifer die Verteidigungslinie gut zu erkennen. Es war ein beeindruckendes Bild, die Speerwerfer mit den Speeren in den Händen, dahinter die Schwertkämpfer mit den blankgezogenen Klingen.
Der Anführer der Reiterhorde sah jetzt wohl ein, dass der Angriff auf das Lager misslungen war und jeder weiterer Angriff nur noch mehr schlimme Verluste bringen würde. Ein Signal ertönte, die Reiter sammelten ihre Verletzten ein und ritten mit wütenden Schreien und wilden Drohgebärden davon.
Die Truppführer ließen von den Soldaten den Kampfplatz nach Überlebende absuchen, ohne jedoch jemanden zu finden. Die Soldaten brachten einige Pferde mit, aber Siergert ordnete an, die Tiere laufen zu lassen, sie konnten ja die Tiere nicht mit an Bord nehmen. Die Pferde blieben in der Nähe des Lagers und grasten. Die Heilerinnen kümmerten sich um die wenigen Verletzten, eine tote Soldatin war zu beklagen. An Nachtruhe dachte niemand mehr, das Mondlicht reichte aus, um das Lager ab zubauen. Vorsichtig wurden die Verletzten an Bord gebracht. Die tote Soldatin sollte auf See bestattet werden. Die Bootsführer drehten die Schiffe mit dem Bug zum Land und ließen die Katapulte Abschuss bereit machen. Die Menschen verbrachten den Rest der Nacht sehr unruhig an Bord der Schiffe. Immer wieder schreckte jemand hoch und schaute Richtung Land. Die Nacht blieb ruhig und die Küche ging sogar wieder an Land, um dort das Frühstück zu zubereiten.
Kaah-Mer sprach mit Siergert und Gudrun über die Pferde, wir sollten versuchen, zwei oder drei Tiere mit an Bord zu nehmen. Sie könnten sicher für die Kundschafter von hohem Nutzen sein oder wir benutzen sie als Tauschware. Die Bootsleute trennten mit dicken Seilen ein Teil des hinteren Schiffes ab und die Soldaten brachten nach kurzer Zeit drei Pferde an Bord. Die Pferde liefen über die schmale Planke, die vom Ufer aus an dem Schiff angelegt war, hinauf, als hätten sie das schon öfter getan. Ohne Mühe ließen sich die Tiere in dem abgetrennten Teil anbinden und steckten ihre Mäuler direkt in den Behälter mit dem frischen Wasser.
Die „Darkahr“ und die „Sirgith“ wurden weiter nach Süden gesteuert. Das Ufer blieb flach und das Land war grün. Wälder wuchsen bis ans Ufer und man konnte wieder Tiere sehen. Die ruhige Fahrt der beiden Schiffe, die von dem gleichmäßigen Wind gut voran getrieben wurden, trug wohl dazu bei, dass sich die Menschen auch wieder beruhigten. In einem gleichmäßigen Rhythmus wiegten sich die Schiffe in den Wellen. Das Ufer trat jetzt etwas nach Westen zurück und für den Abend fanden sie einen geeigneten Anker-und Lagerplatz. Kaah-Mer ließ vorsichtshalber von den Soldaten Barrikaden errichten und die Wachen verdoppeln. Noch ein Angriff musste nicht sein. Die erlittenen Verluste schmerzten sehr und konnten während der Reise auch nicht ersetzt werden.
In der einsetzenden Dunkelheit kam eine Soldatin zu Kaah- Mer, Siergert schickt mich und lässt fragen, ob du das helle Licht schon gesehen hast? Kaah-Mer schaute verdutzt hoch und die Soldatin wies mit der Hand nach Süden. Tatsächlich, ein erstaunlich helles Licht blitzte dort in gleichmäßigen Abständen regelmäßig auf. Kaah-Mer ordnete an, dass das Licht weiterhin beobachtet werden soll, endlich konnten sich die Menschen zur Ruhe begeben, in der stillen Hoffnung, eine ungestörte Nachtruhe genießen zu können.
Frisch und munter kamen Doree und Kaah-Mer aus ihrem Zelt, wie alle anderen auch, sahen sie ausgeschlafen und ausgeruht aus. In heiterer Stimmung ließen sie sich das Frühstück schmecken.
Die „Darkahr“ wurde um eine kleine Landzunge gesteuert, die sich weit ins Meer ausdehnte, die „Sirgith“ folgte dicht im Kielwasser. Als kleine Boote vom Ufer abstießen und auf die beiden Schiffe zufuhren. Die Menschen in den Booten winkten und Kaah-Mer ließ die Segel bergen. Die Bootsführer ließen die Schiffe in den Wind schießen. Ruhig schaukelnd lagen die Schiffe auf dem Wasser und die Boote wurden neugierig erwartet. Die Menschen in den Booten hielten kleine Tier hoch, auch Früchte und Gemüse, die Küche griff gerne zu, zumal die Ware schön frisch war.
Kaah-Mer versuchte etwas über das helle Licht zu erfahren, aber die Verständigung klappte nicht, bis ein Boot mit einer Frau heran gewunken wurde. Das Licht, so begann die Frau, leuchtet in einem hohen Turm, der den ankommenden Schiffen den Weg zu der großen Stadt zeigt. Die Bewohner der großen Stadt nennen diesen Turm „ Pharos“! Verblüfft fragte Kaah-Mer nach der großen Stadt, die Frau nickte, eine sehr große Stadt mit hohen Mauern und Türmen, mit Palästen und Tempeln. Vor dem König sollten sie sich in acht nehmen, er ist ein unangenehmer und verschlagener Mann. Als Kaah-Mer von der Frau erfuhr, dass die beiden Schiffe schon heute die große Stadt erreichen können, fragte Kaah-Mer Siergert: „ Ob es recht wäre, wenn sie heute hier lagern und sich auf die Ankunft in dieser Stadt vorbereiten?“ Die kleineren Boote zeigten der „Darkahr“ und der „Sirgith“ einen guten Ankerplatz und das kleine Dorf hieß die Fremden willkommen.
Während des Essens traten einige Männer vor Kaah-Mer und boten sich an, mit in die Stadt zu fahren. Sie kennen die Stadt und können vielleicht von Nutzen sein. Kaah-Mer sah Siergert und Guudrun fragend an diese nickten zustimmend. Die Frau erzählte noch einige wissenswerte Dinge aus und über die Stadt, die für Kaah-Mer von Vorteil sein könnten. Ganz neu war für Kaah-Mer und allen anderen aus der weiten Ebene, dass in der Stadt die verkaufte Ware gegen Münzen getauscht wurde. Für diese Münzen konnte man dann andere Waren eintauschen. Die Frau zeigte Kaah-Mer einige der Münzen, eine war gut erkennbar aus Gold, die anderen Metalle kannte Kaah-Mer nicht. Die Frau erklärte Doree die Handhabung der Münzen, für die Goldmünze erhält man zwei Schweine, für die kleinere Münze ein bis zwei Hühner, für diese etwas Gemüse. Doree begriff das System schnell und fragte die Frau, ob man handeln soll oder darf, wenn der Preis zu hoch ist. Ja, natürlich, lachte die Frau, die Preise in der Stadt sind alle viel zu hoch und besonders gerne werden Neuankömmlinge übers Ohr gehauen. Doree lachte laut auf über diese sehr plastische Schilderung. Kaah-Mer zeigte der Frau einige kleine Stückchen Gold, das sie in der weiten Ebene abbauen, die Frau reagierte etwas erschreckt, zeigt nur sehr wenig von dem Gold, wenn es bekannt wird, das ihr Gold habt, seid ihr euer Lebens nicht mehr sicher, es gibt viele böse Menschen in der Stadt, einschließlich des habgierigen Königs. Ihr werdet feststellen, dass die Gier nach Gold schon im Hafen beginnt. Ihr müsst für die Liegeplätze bezahlen! Kaah-Mer schüttelte mit dem Kopf, das sind ja Sachen! Die Frau empfahl noch, auf den Schiffen alles zu verstecken, was einen gewissen Wert darstellt. Es lockt sowieso viele Menschen an, wenn neue Schiffe im Hafen anlegen. Die Bootsführer ließen alles in den Lagerraum verstauen, was nur hinein passte. Jetzt waren die Decks der beiden Schiffe wie leer gefegt. Die Frau nickte, so ist es gut, je weniger zu sehen ist, umso weniger Interesse wird geweckt.
Die Männer aus dem Dorf, die mit in die Stadt segeln wollten, wurden auf die beiden Schiffe verteilt. Erfreut stellten die Truppführer fest, dass die Männer ihre Waffen mitgebracht hatten, Bogen und Pfeile, Speere und ein ungewohnt kurzes Schwert. Die Bogenschützen sahen sich den Bogen sehr genau an, auch die Pfeile fanden ihr Interesse. Sie stellten Vergleiche an und dann gaben sie Probeschüsse ab, um festzustellen, welcher Pfeil besser flog. Auch die Pfeilspitzen wurden intensiv verglichen.
Der Wind erfasste die „Sirgith“ und trieb sie flott nach Süden, dicht gefolgt von der „Darkahr“. Die Männer aus dem Dorf waren von den großen Schiffen sichtlich beeindruckt. Die perfekte Holzarbeit erstaunte sie sehr. Der Wind frischte auf und die Bootsführer ließen die Segel reffen. Einer der Männer zeigte Kaah-Mer den jetzt sichtbaren Turm, von dem das helle Licht stammt. Das war ein Riesen Ding von einem Turm, kein Wunder, dass das Licht so weit zu sehen war. Das Ufer trat etwas nach Westen zurück und als die Schiffe die Richtung einnahmen, sahen sie die Stadt am Horizont. Mit offenen Mündern staunten alle das gewaltige Bauwerk an, das ist wirklich eine große Stadt. Kaah-Mer dachte immer, die von der wilden Horde zerstörten Festungen in der weiten Ebene seien groß gewesen, aber diese Mauern und Türme überstiegen alles, was er kannte.
Langsam glitten die beiden Schiffe in den Hafen, der eine schmale Einfahrt hatte und von zwei dicken Türmen geschützt wurde. Die Männer aus dem Dorf wiesen die Bootsführer auf zwei Ankerplätze hin. Kaum waren die „Darkahr und die „Sirgith“ vertäut, tauchte auch schon der Hafenmeister auf. Ein dicker, ein fetter, ein schleimig freundlicher Kerl, der seine dicken Finger erwartungsvoll aneinander rieb. Er witterte ein gutes Geschäft. Etwas enttäuscht erkannte er dann die Männer aus dem Dorf, er gab dann bekannt, was die Liegeplätze kosten. Ein heftiges verhandeln über den Preis entbrannte, der Hafenmeister verlangte eine Menge Gold, die mehr als unverschämt war. Schließlich einigten sich die Männer auf eine akzeptable Zahlung.