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Was bisher geschah

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Die von niemandem gestellte Frage, warum nach „Rain On My Crazy Bärenfellmütze“ im Herbst 2001 nun schon wieder ein Band mit „Nüchtern betrachtet“-Kolumnen erscheint, ist leicht zu beantworten: erstens ist genug da, und zweitens machen der Verlag und ich jede Menge Kohle damit. Vor der Formulierung „leicht verdientes Geld“ schrecke ich zurück, weil es das zwar für mich, nicht aber für den Verlag ist: Der muss das Buch setzen, korrigieren, drucken und in billigem Pappendeckel binden lassen; dann muss er den Fotografen Heribert Corn telefonisch erreichen und zu einem Fototermin in die Pilgramgasse schicken; der Corn muss kommen (Kommen und Corn ist so eine Sache – bei dem Shooting mit mir ist er zum ersten Mal in seinem Leben zu früh gekommen); es müssen Werbekampagnen designt und lanciert, Inseratenplätze und Plakatflächen gekauft bzw. gemietet, Buchpräsentationen organisiert, Journalisten informiert, Nepotisten buseriert werden, usw., usf.

Während diese gigantische Medienmaschine rotiert, trage ich mein leicht verdientes Geld in die Boutiquen dieser Stadt, um mir kühn gemusterte T-Shirts zu kaufen, für die mich die meisten gleichaltrigen Männer verachten (Christopher Wurmdobler, ein international gesuchter Vorwortschreiber und Modekritiker, ist viel jünger als ich) und zu denen mir jüngere Frauen gratulieren. Kurz & gut: ein Leben in Saus & Braus, mit Cacciatore & Brie de Meaux für die ganze Familie rund um die Uhr. Mindestens so schön wie das viele Geld (vielleicht erinnert sich noch jemand an die wunderbare „Spitting Image“-Folge mit Michael Caine: Da kommen Typen mit Scheibtruhen, um dem Schauspieler – „there’s more money comin’, Mr. Caine!“ – das Geld in den ausgelassenen Pool zu kippen) sind die Lesungen aus eigenen Werken, zu denen man mich einlädt. Seit dem Erscheinen von „Rain On My Crazy Bärenfellmütze“ befinde ich mich nämlich auf einer Never-ending Tour durch das österreichische Bundesgebiet, die mich von Steyr bis nach Saalfelden und von Schwechat bis nach Schlierbach geführt hat (das hat bislang nicht einmal Chris de Burgh geschafft!). Lediglich Sierning und St. Pölten fehlen mir, aber das wird vielleicht auch noch. Viel unwürdiger kann ich mich vor der heimlichen Schuhhandelshauptstadt Österreichs nicht auf den Bauch werfen als mit diesem Titel! Der hätte ursprünglich auch ganz anders lauten sollen, aber der Chef des Falter-Medienkonzerns, Armin Fridolin Thurnher, hat gegen „Menschen, die schwätzen, wenn Bryan Ferry pfeift“ sein Veto eingelegt. Mit Glamrock kann der Mann nichts anfangen (wer seine Krawatten kennt, merkt das sofort).

Das Tolle an den Lesungen – neben den Gebinden und Dessous, die auf die Bühne fliegen – ist der Umstand, dass mich die Veranstalter oft nur dazu benutzen, Tex Rubinowitz als Co-Leser und DJ einzuladen. Der legt dann für mich Singles wie „This Guy’s in Love with You“ von Burt Bacharach (in einer Coverversion von Herb Alpert auf), was mich in die Lage setzt, meinem jüngstem Hobby, dem romantischen Ausdruckstanz, zu frönen und mir einen Tanzhals zu holen. Gibt es etwas Schöneres auf der Welt? Wohl kaum! Eine große Freude ist es auch, dass mich das Schreiben von Kleintexten in den Stand setzt, das Leben anderer Menschen zu verändern: Kaum kommen diese nämlich in einer Kolumne vor, werden sie von ihren entsetzten Eltern angerufen („Sag mal, stimmt es, dass dein Teppich krank ist??!!“) und müssen ein Vorwort schreiben. In dem tauchen dann wieder interessante Leutchen auf – Typen wie Rado R. zum Beispiel. Ich glaube, wir müssen den Burschen im Auge behalten! Und seine Eltern sollten unbedingt mal wieder anrufen bei ihm.

Klaus Nüchtern

Kleines Gulasch in St. Pölten

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