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Vorbemerkung
ОглавлениеAls Angehöriger des Geburtsjahrgangs 1934, dem, wie dies unser Altbundeskanzler Kohl nannte, »die Gnade der späten Geburt« zuteil wurde, habe ich selbst den Krieg bis zum Einmarsch der Amerikaner nur zu Hause in einem Dorf im Bayerischen Wald bewusst miterlebt. Dies allerdings mit wachen Sinnen. Die fast unbeschreiblichen Ängste, Strapazen und Nöte der oftmals nur wenige Jahre älteren Kriegsteilnehmer kenne ich also nur aus ihren oft sehr beeindruckenden Erzählungen. Deshalb habe ich lange mit mir gerungen, ob ich es wagen kann, die Erlebnisse eines der wenigen heute noch lebenden U-Boot-Fahrer des Zweiten Weltkrieges so wiederzugeben, wie er sie mir aus der Sicht eines einfachen Besatzungsmitgliedes schilderte.
Erst als mir Toni die Kopie des Kriegstagebuches von Unterseeboot 188, kurz das KTB U 188, vorlegte, in dem die jeweils wachhabenden Offiziere und Kapitänleutnant – in der Soldatensprache kurz Kaleu – Lüdden alle wichtigen und ungewöhnlichen Ereignisse in knapper militärischer Sprache festgehalten haben, begann ich meine Bedenken zu überwinden. Dieses KTB geriet 1944 in die Hände der französischen Résistance und kam danach in den Besitz der Engländer. Diese haben die für sie aufschlussreichen Aufzeichnungen über die Bewegungen von U188 auf See, alle durchgeführten Torpedoangriffe des Bootes, Versenkungen sowie auch die Orte und Zeitpunkte der Verfolgungen des deutschen U-Bootes durch ihre eigenen Seestreitkräfte ausgewertet. Erst Jahre nach dem Krieg gelangte dieses KTB nach Deutschland.
Es gibt heute nur noch wenige lebende Besatzungsmitglieder von U-Booten, die durch glückliche Umstände in einen deutschen Hafen zurückkehrten. Sie sind Zeitzeugen eines gnadenlosen Seekrieges. Einer von ihnen, Anton Staller, war von Anfang an als Matrose auf U 188.
Als er mir einen Besucher, Elektro-Maat Baumann, vorstellte, der mit ihm während dreier »Feindfahrten« auf U 188 zusammen war und Tonis Angaben bekräftigte, schwanden letzte Bedenken. Schließlich gab die Lektüre des Buches »Verlorene Ehre, verratene Treue« von Herbert Maeger den Ausschlag, die Erzählungen eines U-Boot-Fahrers in der Ich-Form wiederzugeben. Denn dabei gelangte ich zu der Überzeugung, dass man Lesern nur so nahebringen kann, wie junge Menschen im Dritten Reich missbraucht und in den Tod geschickt wurden.
Grafing, im Dezember 2007
Klaus Willmann