Читать книгу Von Lust getrieben (Erotik, BDSM, MaleDom) - Klaus X. Rohling - Страница 7
PHILOSOPHISCHE BETRACHTUNGEN
ОглавлениеZugegeben: Ich habe etwas mit Doktor Faust gemeinsam.
Ach, nein. Es ist wohl ein wenig übertrieben, mich mit diesem großen Mann zu vergleichen.
Zugegeben: Ich bin zweimal geschieden, ich bin polyamor gestrickt, ich bin dominant veranlagt, ich küsse nicht gerne und ich bin trotzdem dauernd geil.
Kurz und gut: Ich stehe dazu, kein Romantiker und auch kein guter Ehemann zu sein.
Zugegeben: Ich bin pervers.
Ach, nein, entschuldigen Sie. Es muss wohl anders lauten:
Es gibt Menschen, die mich als pervers beschimpfen. An erster Stelle sind hier wohl meine Exfrau Katharina Klöckner und Wolf-Walter Pepper, unser Paartherapeut, zu nennen. Kurz dahinter rangiert Helmut Schneyder, ihr Rechtsanwalt. Ihm folgt Wolfgang Moor, ihr und mein ehemaliger Arbeitskollege. Zu guter Letzt sind wohl unsere gemeinsamen Freunde Birgit und Michael Scharf zu nennen.
Es ist, wie es ist. Schade ist es trotzdem, denn eigentlich würde ich mich als einen lieben Kerl bezeichnen und meine SM-Gelüste haben obendrein mit ihnen gar nichts zu tun.
Am dümmsten scheint mir von ihnen der Moor, weil er gar nicht in der Lage sein will, auch meine positiven Seiten zu registrieren.
Kurz und gut: Ich habe richtigen Spaß an sogenannten perversen Spielen und konnte darauf auch nicht verzichten, nur weil ich verheiratet war. Die Kraft, die Ehefrauen innewohnt, reichte an dieser Stelle niemals aus, meinen schicksalhaften Trieben nicht zu folgen.
Heute könnte ich sie immer noch nicht unterdrücken, könnte immer noch nicht auf meine SM-Neigung verzichten.
Zugegeben: Andere halten mich sogar für einen Tyrannen, sie halten mich für einen eiskalten Egoisten.
Ach, ihr Ahnungslosen: Ihr habt keine Ahnung und seid einfach nur unverschämt.
Zugegeben: Schneyder, Moor und Scharf halten mich für einen Außenseiter, der immer auf Gegenkurs ist, der nicht einzunorden ist, der nicht gesellschaftsfähig ist.
Kurz und gut: Das kann man nicht in dieser Art und Weise verallgemeinern, aber ich bin dazu in der Lage, wo es mir angebracht erscheint. Bei euch war es nötig.
Zugegeben: Andere halten mich für ein Scheusal, für moralisch verwerflich, für verabscheuungswürdig.
Ich bin ihnen verhasst.
Ach, nein, entschuldigen Sie. Ich muss schon wieder protestieren:
Meine letzte Exfrau, deren Mutter, unser gemeinsamer Freund, unser gemeinsamer Kollege, der Rechtsanwalt meiner Ex und sogar Pepper, unser Paartherapeut, wollen das Scheusal in mir sehen, damit sie ihre eigenen Schwächen entschuldigen können, um sich selbst zu beweihräuchern, oder schlicht und einfach nur deshalb, weil sie den Halbwahrheiten meiner Ex ungefragt Glauben geschenkt haben.
Vielleicht ist es auch so schön einfach, mit Feindbildern außerhalb von sich selbst zu leben, sozusagen um die eigenen Fehler leichter zu verdrängen.
Kurz und gut: Einige Menschen scheinen mich hassen zu wollen oder sogar zu müssen, um nicht die Selbstachtung zu verlieren.
Ehe wir weiterreden, will ich mich kurz vorstellen:
Ich heiße Alexander Weil, bin inzwischen sechzig Jahre alt, war verbeamteter Lehrer, schreibe nun erotische Geschichten, versuche das zu leben und nachzuholen, was mir im vorherigen Leben verwehrt wurde.
Wie hatte es dazu kommen können?
Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich während der letzten Ehe Probleme mit meiner Frau Katharina Klöckner hatte, weil Sex für sie nicht so wichtig, ja vielleicht sogar etwas Erniedrigendes und Demütigendes war, während ich dauernd Sex mit ihr haben wollte.
Den Kampf um die Befriedigung meiner Wünsche und Gelüste hatte ich nach fünf Jahren eindeutig verloren.
Nachdem mir meine Niederlage bewusst geworden war, hatte ich beschlossen, mir heimlich zu nehmen, wofür ich täglich von der Ex beschimpft worden war, nämlich die Befriedigung meines Kopfkinos.
Ich hatte beschlossen, ich wollte in den Zirkel der Wollust aufgenommen werden, auf den ich im Internet gestoßen war.
Die Aufnahmerituale hatten mich vor Aufgaben gestellt, die die Zirkelmitglieder aus ihren Kopfkinos gebaren, Aufgaben, die Menschen wie meine Exfrau, deren Mutter, der Anwalt meiner Ex Helmut Schneyder, der Kollege Wolfgang Moor oder unsere gemeinsamen Freunde Michael und Birgit aber verabscheuten und die deshalb in verschiedenen Nuancen dazu übergingen, mich hassen zu müssen, denn ich war leider durch den Kontrollwahn meiner Ex aufgeflogen, sie hatte Wind von meinen Seitensprüngen bekommen. Sie hatte meinen Emailaccount gehackt, weil ich ihr zu viel außer Haus gewesen war und sie dadurch etwas geahnt haben wollte.
Entschuldigen Sie den Vorgriff!
Es soll hier eigentlich der Reihe nach erzählt werden, denn ich hatte mir erlaubt, ein Tagebuch meines Aufnahmeprozederes anzulegen.
Das Aufnahmeprozedere in den Zirkel der Wollust wurde mir auf meine Nachfrage hin direkt per Mail zugesendet, demnach sollte ich zehnmal auf meine Eignung hin überprüft werden. Da anders als bei den Frauen genügend Männer auf der Warteliste stehen würden, müsse ich alle zehn Prüfungen bestehen.
Wenn es einmal schief gehen würde, würde ich die Gelegenheit einer Nachprüfung erhalten.
Wenn es zweimal schief gehen würde, müsse ich ein Gnadengesuch beim Präsidenten des Clubs stellen und sei dann allerdings von dessen alleiniger Entscheidung abhängig.
Wenn es dreimal schief gehen würde, sei ich unumstößlich nicht geeignet, in den Zirkel aufgenommen zu werden. Da sich das ganze Aufnahmeprozedere über fast ein Jahr oder sogar auch noch länger hinziehen könne, sei es mir während dieser Zeit auf Einladung hin erlaubt, an Veranstaltungen des Clubs teilzunehmen, ich sei aber eben noch kein gleichberechtigtes Mitglied. In dieser Zeit würden mir nur die beiden Zofen des Marquis Hugo de Lacy, Emmanuelle und Josefine, zu meiner Befriedigung zur Verfügung stehen. Allerdings müsse ich vor ihrer Besteigung schon ein paar Prüfungen bestanden haben. Ich würde über deren Freigabe informiert werden.
Bei weiterhin bestehendem Interesse sollte ich den Fragbogen ausfüllen und zurückschicken.
Ich antwortete sofort. Es gab nur ein Problem mit der Frage nach meiner Neigung: Ich war mir damals noch nicht ganz sicher, ob ich eher dominant oder eher devot veranlagt bin. Also ließ ich diese Frage einfach offen und wartete fortan auf die Antwort.