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Der Spießer
ОглавлениеUm Otto Braunwart flattern friedlich verschieden farbige Schmetterlinge. Das Wasser plätschert leise über den kleinen Wasserfall. Überall in Braunwarts Garten stecken Metallspieße mit unterschiedlichen Dekoren. Es gibt Frösche auf Blättern, rostige Libellen im Flug, Dekokugeln und Zusammenstellungen, die an Schaschlik erinnern. Seit es modern geworden war, sich solche vielfältigen Kreationen in die Erde zu stecken, hatte Braunwart begonnen, sein Reich damit zu verschönern. Er betrieb diesen Kult bald schon so exzessiv, dass er von seinen Nachbarn nur noch „der Spießer“ genannt wurde. Heute hat Otto Braunwart seine letzte Figur aufgespießt. Sich selbst.
Hauptkommissar Stüber steht auf Braunwarts Terrasse. Ein leichter Nebel zieht vom Cospudner See herauf. Vereinzelte Golfspieler bevölkern den Platz, der gleich hinter dem Zaun beginnt und sich bis hinunter an die Uferpromenade erstreckt. Stüber fröstelt, zieht den Kopf zwischen die Schultern und vergräbt die Hände tief in den Taschen. ‚Traumhafte Wohnlage‘ geht ihm durch den Kopf. Genau das Richtige für Rechtsverdreher, Immobilienfuzzis und sonstige Geldheinis. Wieder denkt Stüber an sein Sparkonto, das er bis vor kurzem noch hatte, spürt den Groll in sich aufsteigen wie hässliches Sodbrennen.
Sein Blick schweift über das prächtige Anwesen und endet bei dem Toten. Offensichtlich war er in seine eigenen Spieße gestürzt. Einer hatte seinen Körper durchstoßen und ragt nun als blutige Lanze aus dem Rücken. Ein leichter Schauer überkommt ihn.
Sein Assistent tritt neben ihn. „Gespickt wie ’n Hasenrücken“,
„Was?“
„Na der hat mehr Spieße in sich als so ein Fatier.“
„Ein Fakir“, verbessert Stüber.
„Oder so. Jedenfalls muss man sich bei dem über die Todesursache keine Gedanken machen.“
„Stimmt, ersoffen ist der nicht.“
„Jedenfalls liegt hier Otto Braunwart zu unseren Füßen. Er ist vierundsechzig Jahre, seit zwei Jahren Witwer und Finanzberater im Ruhestand.“
Ein leichtes Lächeln umspült Stübers Mund, aber er besinnt sich sofort wieder.
„Gefunden hat ihn sein Nachbar ein gewisser Sturm“, berichtet Mehldorn weiter.
„Ein Tornado oder eher ein Wirbel.“
„Mensch Chef, ist wieder mal typisch. Ich arbeite und Sie machen sich lustig.“
„Aber mein lieber Mehldorn“, kommentiert Stüber den Ellenbogenstups in dessen Rippen. „Wie lange kennen wir uns, hä?“
Damit wendet sich Stüber dem Mann der Spurensicherung zu, der neben der Leiche hockt und schon viele Jahre sein Freund ist.
„Erste Erkenntnisse Waldemar?“
Der Angesprochene zeigt auf den Hinterkopf. „Hat einen Schlag auf den Kopf bekommen. Keine Abwehrspuren, ist ohne sich abzufangen auf die Spieße gestürzt. Der Schlag muss ihn überrascht haben. Ein Frosch stach ihm beim Aufprall ins Herz.“
„Ein Frosch?“, fragt Stüber.
„Nun ja, nicht direkt ein Frosch. Mehr der Stab, auf dem dieser steckte.“
„Und was sagst du zur Tatwaffe?“
„Zum Lurch?“
Schweigen.
Als Waldemar den Blick seines Freundes sieht, wird er sofort ernst.
„Wie schon erwähnt. Der Schlag war nicht tödlich. Eher schwach ausgeführt. Die Wunde ist nicht allzu groß. Wahrscheinlich ist das Opfer mehr vor Schreck gestürzt.“
„Könnte er mit einem Golfschläger attackiert worden sein?“
Waldemar nickt in Richtung des Golfplatzes: „Du meinst“, er intoniert die Melodie eines Volksliedes, “kam ein Schläger geflogen?“
Stüber kontert mit ‚Ich dachte immer die spielen mit Bällen‘ verweist aber dann auf den Golfbag, der an der offenen Terrassentür lehnt.
Waldemar tritt näher und betrachtet diesen genauer. „Naja, von der Größe her kämen die Eisen schon in Betracht, aber ich glaube nicht, dass es ein Metall war. Dazu ist die Wunde nicht tief genug.“
Während die beiden weiter laienhaft über die Golfutensilien fachsimpeln, tritt einer von Waldemars Leuten heran und präsentiert den Abdruck eines Schuhs. „Den hier haben wir neben dem Toten gefunden. Der Sohle nach ist er von einem Golfschuh, Größe 46. Passt aber nicht zum Opfer.“
„Na dann haben wir ja eine Spur“, frohlockt Stüber und erinnert seinen Freund daran, möglichst schnell die Obduktion zu machen.
„Wird pronto erledigt, Stüber. Wo dir doch tote Geldheinis so sehr ans Herz gewachsen sind.“
Als Stüber sich umdreht, kommt ihm Mehldorn mit einer Gestalt entgegen, die durchaus als kleiner Mann, oder besser, als Zwerg durchgehen könnte.
Das Geschöpf reicht Stüber die Hand. „Sturm, bin ein Nachbar, hab angerufen. Also Sie sind der Chefinspektor?“
Der Kommissar greift die Hand und betrachtet dabei die groteske Erscheinung. Sturm ist kaum größer als 1,50, hat schütteres blondes Haar und einen so dünnen Körper, dass er beim nächsten Windstoß davonzufliegen droht.
„Ich bin nicht von Scotland Yard, sondern Hauptkommissar Stüber von der Leipziger Mordkommission.“
„Ich habe den Spießer im Garten liegen sehen“, unterbricht ihn der Zwerg.
„Wen?“
„Entschuldigung, Herrn Braunwart“, antwortet die Gestalt kleinlaut. „Wir sagen hier alle Spießer zu dem Tyrannen. Den konnte keiner von uns leiden.“
„Warum liebte ihn denn keiner?“
„Der Spießer, ähm, der Braunwart verachtete die Menschen um ihn herum.“
„Kein Wunder schließlich ist er ja Finanzberater“, kommentiert Stüber trocken.
Der Zwerg lacht mit einer Stimme wie eine Kreissäge laut schallend auf. „Der ist gut, der ist wirklich gut. Muss ich gleich meiner Frau erzählen.“
Als Sturm sich einigermaßen beruhigt hat, erkundigt sich Stüber, ob das Opfer von seinen Nachbarn auch gehasst wurde.
„Da können Sie einen drauf lassen. Hat nur gestänkert und jeden angezeigt, der mal falsch geparkt hat. Wird sicher ´ne einsame Beerdigung für den alten Sack. Hier weint dem keiner eine Träne nach“, Sturm spuckt verächtlich auf den Boden.
„Nach seiner Pensionierung wurde er immer unausstehlicher. Und nach dem Tod seiner Frau vor zwei Jahren hat er sich völlig eingeigelt. Hat sein Haus praktisch nie verlassen. Saß nur am Fenster, hat Stunk gemacht und seinen Garten verhunzt.“
„Aber Braunwart spielte doch Golf“, wirft Stüber ein.
„Der und Golf“, das Männlein macht wieder die Kreissäge. „Dazu war der Spießer doch viel zu geizig. Hat sich erst heute Vormittag mit seinem Neffen darüber gestritten. Der Alte wurde so laut, das konnte ich sogar bei mir hören. Braunwart warf ihm vor, Golf wäre kein Sport. Nur Angeberei und reine Geldverschwendung. Bin dann reingegangen. War mir zu laut. Später habe ich gehört, wie der Junge mit seinem Sportwagen davongerauscht ist. Hatte es mächtig eilig.“
Mehldorn erkundigt sich, ob er noch andere Personen gesehen hat.
„Nein, war doch drinnen. Aber normalerweise kommt nachmittags immer seine Putze, die Frau Weinreich. Echt ´ne gute Seele. Wie die das bei dem ausgehalten hat, ist mir ein Rätsel.“
Stüber beendete den Redefluss mit einem: „Das reicht fürs Erste. Melden Sie sich morgen früh im Präsidium und geben Sie ihre Aussage zu Protokoll.“
Nachdem der Sturm davon geweht ist, geht der Kommissar auf den Golfbag am Flügel zu.
„Mehldorn, fehlt da ein Schläger?“
„Keine Ahnung Chef. Ich spiele kein Golf. Nicht mal am Computer.“
„Mensch Mehldorn, nun stellen Sie sich nicht so an. Die gängigsten Schläger lassen sich doch herausbekommen. Wir müssen wissen, ob ein Eisen fehlt. Prüfen Sie das und sehen Sie zu, dass Sie die Adresse von dem Neffen herausbekommen.“
“Geht klar Chef. Ich fange am besten hier drüben an.“ Mehldorn blickt Richtung Golfplatz.
„Aber lassen Sie sich bloß keinen Anfängerkurs aufschwatzen.“
„Warum denn nicht? Ist doch gesund.“
Nach der Mittagspause und mit einer köstlichen Pasta Vongole im Magen nimmt Stüber an seinem Bürotisch Platz und weckt den Computer. Er startet den Internetbrowser und in dem Moment, wie er die Suchworte ‚Standardbestückung Golfbag‘ in die Tastatur hämmert, betritt sein Chef, Doktor Meyer-Krefeld, unüberhörbar den Raum.
„Na du lieber Herr Gesangsverein, Sie wollen wohl endlich einer ordentlichen Sportart nachgehen?“, kommentiert er die Bilder auf dem Bildschirm.
„Was ist denn an diesem Sport ordentlich?“
Meyer-Krefeld rollt mit den Augen. „Na zum Beispiel die Bewegung an frischer Luft.“
Stüber kontert mit „Erstens habe ich noch Sex und zweitens nur ein Polizistengehalt.“
Meyer-Krefeld übergeht galant das ‚Erstens‘ und meint nur. „Mein lieber Kollege Stüber, natürlich muss man sich auch mal was leisten.“
„Das, was ich mir hätte leisten können, hat so ein golfspielender Geldheini verbrannt.“
„Na das ist ja Ihre eigene Schuld. Keiner muss bei einer Bank Geld verlieren“, wird Stüber belehrt.
Der springt vom Stuhl hoch, dass Meyer-Krefeld instinktiv einen Schritt zurückweicht. Mit erhobenen Zeigefinger faucht Stüber ihn an. „Kommen Sie mir nicht mit dieser Nummer. Das ist gar nicht lustig!“
Als die Bürotür laut zufällt, schrecken die beiden Streithähne zusammen. Mehldorn war unbemerkt hereinbekommen und hat sich nun Gehör verschafft. Er wartet eine Sekunde, ehe er weiterspricht.
„Da sich die Herren jetzt hoffentlich wieder auf das Wesentliche konzentrieren können, hätte ich zu dem Fall etwas beizutragen. Jemand interessiert?“
„Reden Sie endlich.“ Meyer-Krefeld sieht den Assistenten völlig entgeistert an.
“Braunwarts Neffe heißt Benjamin Schrauber. Er ist auch im Geldgeschäft tätig. Arbeitet als Börsenmakler und ist in Finanzschwierigkeiten.“
„Sagt wer?“, jetzt findet auch Stüber seine Stimme wieder.
„Der Platzbetreiber vom Golfpark. Ein gewisser Robert Green. War ziemlich schlecht auf Schrauber zu sprechen. Der hat angeblich schon lange keinen Mitgliedsbeitrag mehr bezahlt. Green gab mir, ohne dass ich fragen musste, Schraubers Adresse.“
Mehldorn erhält von Meyer-Krefeld ein anerkennendes Schulterklopfen. „Gute Arbeit Herr Kollege. Da könnte sich Ihr Vorgesetzter mal ´ne Scheibe davon abschneiden. So geht gründliche Polizeiarbeit. Und übrigens Stüber: Ich spiele gern Golf und Sie werden´s nicht glauben, auch ich bin kein Millionär und habe sogar noch Sex“, spricht es und ist schon durch die Tür verschwunden.
„Was war das denn eben?“, auf Mehldorns Stirn tanzen lauter Fragezeichen.
„Was das war? Weiß nicht. Jedenfalls wissen wir jetzt, dass der Meyer angeblich noch vögeln kann.“
„Und wir wissen noch was Chef. Es fehlen keine wichtigen Schläger in der Tasche. Das hat mir der Green bestätigt, als ich sie ihm zeigte.“
„Sie haben was? Ich denke, die Tasche ist längst in der KTU!“, regt sich Stüber auf.
„Nun beruhigen Sie sich doch. Ich habe Green ein Foto gezeigt“, dabei zieht Mehldorn sein Handy aus der Tasche.
„Da habe ich doch glatt wieder den Sherlock Holmes in Ihnen vergessen. Los jetzt, schnappen Sie sich die Autoschlüssel. Wir knöpfen uns jetzt mal das Jüngelchen vor.“
Benjamin Schrauber öffnet den beiden erst nach sehr langem Klingeln und Klopfen.
„Sie wünschen?“, seine Stimme klingt nuschelig. Eine üble Alkoholfahne schlägt den Polizisten entgegen.
„Herr Schrauber?“
„Wer will das wissen?“
„Hauptkommissar Stüber, Mordkommission, wir müssen mit Ihnen über Otto Braunwart reden.“ Schrauber sackt bei diesen Worten in sich zusammen, wie eine aufblasbare Figur, der man den Stöpsel gezogen hat.
„Ich war es nicht“, kraftlos taumelt er zurück in seine Wohnung. Die Polizisten sehen sich verwundert an und folgten ihm.
Schrauber stammelt, hat Mühe die richtigen Worte zu finden „Wir haben uns über Geld gestritten. Ich wollte mir was von ihm pumpen. Er hat aber nicht mit sich reden lassen. Da bin ich wütend abgehauen und an der Tür fast mit seiner Putze zusammengestoßen. Sie kann bezeugen, dass der Alte da noch lebte. Bitte, das müssen Sie mir glauben. Ich würde doch nie meinen Onkel töten.“
Benjamin Schrauber beginnt zu heulen. Stüber schüttelt den Kopf. Da entdeckt er die Sportschuhe. Ein Blick auf die Sohlen genügt ihm.
„Herr Schrauber, ich verhafte Sie wegen des dringenden Verdachtes der Tötung des Herrn Braunwart. Mehldorn, packen Sie den da ein. Alles Weitere klären wir auf dem Revier.“
Drei Stunden später im Vernehmungszimmer. Stüber tigert genervt vor Schrauber auf und ab.
„Kommen Sie Schrauber! Sie haben mächtig viel Geld verzockt und wollten es sich von Ihrem Onkel leihen. Der hat Ihnen aber eine Abfuhr erteilt und da haben Sie ihm eine übergezogen. Wir haben ihren Schuhabdruck im Garten gefunden. Ihre Golfschläger werden gerade untersucht. Wenn sich da Blut findet …“
„Ich war es nicht. Er war schon tot, als ich zurückkam. Wollte doch nur meine Golfschläger holen, die ich bei unserem Streit vergessen hatte. Habe ihn liegen sehen. Bin gleich hingerannt, aber da war nichts mehr zu machen.“
Stüber wendet sich Mehldorn zu. „Ein normaler Mensch ruft doch in einem solchen Fall die Polizei. Oder sehe ich da etwas falsch?“
Schrauber springt vom Stuhl hoch, gestikuliert wild in der Luft herum. „Ich weiß auch nicht, warum ich nicht sofort die Polizei gerufen habe. Hab plötzlich die Nerven verloren. Bin einfach zurück in meine Wohnung gefahren und wollte mich betrinken“
„Das ist doch Schwachsinn“, Stüber haut mit den Händen auf den Tisch. „Verdammt Schrauber! Geben Sie doch endlich zu, dass …“
Die Tür geht auf. Waldemar steckt den Kopf herein.
„Stüber, kannst du mal kurz kommen?“
Draußen berichtet er von seinen Neuigkeiten.
„Ich habe an der Wunde auf dem Hinterkopf Spuren eines haushaltüblichen Reinigungsmittels gefunden. Und außerdem waren da noch zwei Kunststoffborsten.“
„Willst du damit andeuten, dass der Braunwart sicher nicht mit einem Golfschläger attackiert wurde?“
„Und auch nicht mit einer Brechstange, einem Amboss oder einer Dampfwalze.“
„Und wozu könnten die Borsten gehören?“
„Ich würde sagen, vielleicht ein Besen.“
„Du meinst also, der Braunwart ist gegen einen Schrubber gerannt?“
„So ungefähr.“
„Danke dir Waldemar. Dann kann ich den ja wieder laufen lassen.“
Drinnen schickt Stüber den Schrauber so unvermittelt nach Hause, dass er von Mehldorn entgeistert angesehen wird.
Schrauber macht, dass er wegkommt und Stüber klopft seinem Assistenten auf die Schulter. „Mehldorn satteln Sie die Hühner, wir müssen dringend zu Braunwarts Putze. Heute bin ich mal dran mit Sherlock spielen.“
Sie treffen Frau Weinreich in ihrer Wohnung an. Die alte Dame wirkt gefasst und sogar etwas erleichtert, als sich die beiden Herren ausweisen. Unter Tränen bittet sie die Polizisten herein. Im Flur steht eine gepackte Tasche.
„Was haben Sie denn vor, Frau Weinreich? Wollen Sie verreisen?“, beginnt Stüber.
Frau Weinreich macht ihrem Namen alle Ehre und schnäuzt hörbar in das gereichte Taschentuch.
„Jeden Donnerstag mache ich bei den Braunwarts sauber. Seit siebzehn Jahren! Erst für die Herrschaften und seit dem Tod seiner Frau nur noch für ihn. Ich war immer pünktlich. Auf mich kann man sich doch verlassen!“ Wieder beginnt sie zu weinen.
„Aber heute war es anders, oder?“, will Stüber wissen und reicht ihr ein neues Tempo.
„Er war so böse. Seit seine Frau gestorben ist, hat er mich nur noch gepeinigt. Nichts konnte ich ihm recht machen. Heute hat er mich sogar beschuldigt, ihn bestohlen zu haben.“
Stüber setzt sich vor Frau Weinreich auf einen Stuhl. „Was soll denn das gewesen sein.“
„Irgend so ein grässlicher Spieß. Als wenn ich mir solches Zeug in meine Stube stellen würde“, entrüstet sie sich jetzt und heult noch stärker. „Er sagte, er würde mich fristlos kündigen und in mein Zeugnis schreiben, dass ich schlampig arbeite und stehle.“
„Das konnten Sie aber nun wirklich nicht auf sich sitzen lassen“, entrüstet sich Mehldorn zustimmend.
Die Weinreich strafft ihre Schultern, schnäuzt nochmal laut und heftig und spricht jetzt mit fester Stimme. „Der Kerl hat mich einfach stehen lassen und ist in den Garten zu seinen verfluchten Spießen gegangen.“
„Und da sind Sie ihm mit dem Schrubber einfach gefolgt“, setzt Mehldorn fort.
Die Dame nickt nur, steht auf, nimmt ihre Tasche und wendet sich zum Gehen.
„Ach Frau Weinreich“, gibt Stüber von sich und begleitet die Ärmste hinaus.
Bei Roberto geht es hoch her. Der Wirt ist heute in seinem eigenen Restaurant der Gast und feiert ausgelassen seinen Geburtstag. Etwas abseits vom Trubel sitzen Stüber und Waldemar bei einem Glas Primitivo. Sie prosten sich zu.
„Na Stüber, da dürfte unser lieber Herr Doktor aber zufrieden sein. Aufklärung innerhalb von acht Stunden. Ich glaub, das ist reif fürs Guinnessbuch.“
„Mein lieber Waldi, das war aber auch dein Verdienst.“
„Na ja, aber immerhin war es diesmal nicht dein Sherlock Holmes -Verschnitt“
Stüber nimmt einen Schluck. Lässt ihn genussvoll durch die Kehle fließen. „Lass mal, der Mehldorn ist schon ein Pfiffikus. Aber gehen wir lieber nochmal ans Buffet. Hast du schon von den Seppioline probiert?“
Waldemar hebt die Brauen. „Den was?“
„Den Minicalamari. Roberto füllt sie mit einer Tapenade aus getrockneten Tomaten, Oliven und einer Spur Knoblauch. Dann legt er sie auf den Grill. Sensationell!“
Waldemar bilden sich Pfützen auf der Zunge. „Mensch Stüber, von dir kann man aber wirklich genießen lernen.“