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PROLOG
ОглавлениеDer Mann kniete vor dem Altar im Chor der wunderschönen Klosterkirche aus dem dreizehnten Jahrhundert. Außer ihm befand sich niemand in dem Gebäude, obwohl das Kloster heutzutage von einem Diakoniewerk genutzt und dementsprechend frequentiert wurde. Gott hatte ihm eine Privataudienz gewährt.
Die Augen geschlossen, hielt er die Hände zum Gebet gefaltet und den Kopf in Demut gesenkt. Seine Lippen bewegten sich kaum, seine Stimme war monoton und die Worte, die er sprach, glichen einem ruhigen und gleichmäßig dahinfließenden Strom.
„Herr, die Zeit ist nah, und so frage ich dich erneut: Ist es wirklich dein Wille? Du hast mich zur Erde gesandt, von deinem Altar, die Menschen zu strafen. Ich habe gelobt, dir zu dienen, selbst wenn dein Auftrag gegen die Gebote verstößt, die du Moses am Berge Sinai übergeben hast. Ein letztes Mal frage ich dich: Ist dein Wille endgültig?”
Der Kopf des Mannes begann zu kreisen wie fremdgesteuert. Plötzlich wandte er die geschlossenen Augen so jäh gen Himmel, drehte sie so kraftvoll in die Stirn, dass der Muskelreflex ihm die Lider aufriss und von Äderchen durchsetzte weiße Augäpfel offenbarte. Er begann heftiger zu atmen und Schweiß trat aus seinen Poren.
Dann sackte er in seine devote Haltung zurück und nahm, wenn auch ein wenig schwerer atmend, seinen monotonen Tonfall wieder auf.
„Ich habe deinen Willen erhört”, sagte er matt. „Herr, gib mir die Kraft. Wenn es vollbracht ist, werde ich zurückkehren an deinen Tempel, um dir zu huldigen.”
Wie aus einer Trance erwachend, öffnete er blinzelnd die Augen und erhob sich langsam, den Kopf nach wie vor in Ehrfurcht gesenkt. Mit weiterhin gefalteten Händen verließ er die Klosterkirche Dobbertin. Vor der Tür blickte er sich um, sah eine Nonne, die still durch den Park ging, grüßte sie höflich und verwickelte sie in ein kurzes Gespräch über die Geschichte des Gebäudes. Anschließend begab er sich zum Empfang des Diakoniewerks, wo er einen Scheck mit einer großzügigen Spende abgab. Es konnte unter Umständen später noch von Bedeutung sein, dass man sich an seinen Besuch hier erinnerte.
Dann ließ er sich ein Taxi rufen. Er hatte noch zu tun.