Читать книгу Irgendwann sehen wir uns wieder - Kristin Pluskota - Страница 8

6.

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Ich lebe jetzt seit zehn Jahren bei Maggie und John. Ich liebe die Beiden, doch seitdem ich weiß, dass ich ein Schutzengel bin, vermisse ich meine leiblichen Eltern. Ich habe Maggie schon öfter angefleht, meinen Vater zu suchen. Ich würde ihn gerne wieder sehen. Aber Maggie hielt es für zu gefährlich, ihn zu treffen. Doch sie stellte Nachforschungen an. Eines Abends, ich habe gerade Hausaufgaben gemacht, kam Maggie in mein Zimmer, sie nahm mich ohne ein Wort zu sagen in den Arm. Ich spürte sofort, dass etwas nicht stimmte, aber damit habe ich nicht gerechnet. Die obersten Wächter haben meinen Vater gefunden, sie dachten ich wäre bei ihm. Sie haben ihn gefoltert, aber er hat ihnen nichts verraten. Maggie hätte nicht weiter sprechen müssen, ich konnte in ihrem Gesicht lesen, dass die obersten Wächter meinen Vater getötet haben. Tagelang habe ich mich in mein Zimmer eingeschlossen und wollte niemanden sehen. Er ist meinetwegen gestorben. Das Verlangen meine leibliche Mutter wieder zu sehen wurde von Tag zu Tag immer größer. Ariel musste noch am Leben sein, es besteht eine Verbindung zwischen uns, ich konnte sie fühlen. Aber es geht ihr nicht gut, sie braucht meine Hilfe. Ich konnte nicht auch noch meine Mutter verlieren. Doch jedes Mal, wenn ich mit Maggie und John darüber reden möchte, hören sie mir gar nicht richtig zu oder es artet in einem Streit aus. “Ich werde nicht zulassen, dass dir irgendetwas passiert. Hier kann ich dich beschützen.“ Ich schüttele den Kopf. “Du brauchst mich nicht mehr beschützen, ich kann selber auf mich aufpassen. Ariel braucht meine Hilfe, ich kann es fühlen.” Maggie wird sauer. “Selbst wenn es so wäre, würden wir nie zulassen, dass du dich auf die Reise nach Marlos begibst. Die obersten Wächter würden dich aufspüren, sobald du da ankommst. Dann wäre alles umsonst gewesen.” Bevor ich noch etwas erwidern kann, verließ sie das Zimmer. Ich weiß, dass die Beiden damit Recht haben, aber ich konnte dieses Gefühl nicht mehr unterdrücken. Ich kenne diese andere Welt nicht mehr, nur aus Erzählungen von Maggie und doch zieht mich alles nach Marlos. Maggie und John haben mir verboten, auch nur daran zu denken.

Damals im Bunker hat John mir gezeigt, wie ich mit meinen Fähigkeiten umgehen muss, um nicht aufzufallen. Doch das Problem ist meine Aura. Jedes Lebewesen umgibt eine Aura. Maggies Körper umgeben warme Farben, sie ist sehr liebevoll und hilfsbereit. Entscheidungen trifft sie mit dem Herzen. Johns Körper ist von kälteren Farben umgeben. Er ist zielstrebig und organisiert, alles, was er macht ist gut durchdacht.

Auch Schutzengel umgeben diese Farben, doch ihre Muster sind einzigartig, wie ein Fingerabdruck. Engel entwickeln sich mit den Jahren weiter, ihre Fähigkeiten werden stärker. So auch die Farben, die sie umgeben. John hat mir mal gesagt, dass er so eine starke Aura noch nie bei einem so jungen Engel, wie mir, gesehen hat. Wenn Maggie und John von ihren Schutzengeln Besuch bekommen, brachten sie mich in den Bunker, weil ich meine Fähigkeiten noch nicht im Griff hatte. Aber John hat jeden Tag mit mir geübt, sie zu unterdrücken. Ich verstecke mich jetzt während der Zeit in meinem Zimmer und lausche dann ihren Gesprächen. Schutzengel sind sehr sensibel und spüren, wenn etwas nicht stimmt. Meine starke Aura hätte sie sofort misstrauisch gemacht. Ich habe viel geübt und kann mittlerweile meine Aura so unterdrücken, dass mich Schutzengel für einen Menschen halten. In der Schule war es noch ein bisschen schwerer, weil ich mich nur auf eine Sache konzentrieren konnte, meine Noten wurden schlechter. Meine Mitschüler fanden mich komisch, sie trauten mir nicht. Ich hörte, wie einer sagte, ich wäre sonderbar. Die meiste Zeit war ich allein. Vielleicht aber auch ein bisschen verständlich, ab und zu habe ich meine Fähigkeiten an ihnen getestet. Maggie und John wissen nichts davon, ich würde auch richtig Ärger bekommen. Aber ich konnte nicht widerstehen und habe meine Mitschüler berührt, um ihre Gedanken zu lesen. Als ich mal eine Freundin am Arm berührte, dachte sie gerade an Maik, den Schönling unserer Klasse. Alle finden ihn so toll und wollten mit ihm zusammen sein. Als sie sich vorstellte ihn zu küssen, machte ich Würggeräusche. Sie guckte mich mit großen Augen an, ich habe sofort meine Hand von ihrem Arm genommen. Denn ich habe diese Geräusche nicht laut gemacht, nur sie konnte mich in ihrem Kopf hören. Seitdem halten alle Abstand. Zuerst hat es mich gestört, ich habe aber gelernt damit, um zu gehen.

Ich würde mich gerne mal mit anderen Engeln unterhalten, vielleicht Freunde finden. Es leben sehr viele Schutzengel auf der Erde. Ich kann ihre Energie spüren.

An manchen Tagen, wenn ich alleine in der Cafeteria sitze, vermisse ich Kathy, sie war meine beste Freundin auf Marlos. Mit ihr konnte ich über alles reden.

Maggie hat gute Kontakte zu anderen Wächtern und Schutzengeln. Ich habe sie mal gefragt, ob sie eine Kathy kennt, die in meinem Alter ist und aus Siel, unserem Heimatort auf die Erde geschickt wurde, um einem Menschen zu helfen.

Ich war überrascht, als Maggie sagte, dass sie Kathy kennt. Sie beschützt einen Menschen nicht weit von unserem zu Hause. Sie soll ein sehr starker Schutzengel sein. Ich war so glücklich von Kathy zu hören. Ich wollte sie schon so oft besuchen, aber vor diesem Treffen habe ich Angst. Maggie und John würden es aber auch nicht zulassen. Ich möchte keinen in Gefahr bringen, doch mein Verlangen nach meiner Herkunft und den Engeln ist so groß. Die Sehnsucht brennt richtig in mir.

Irgendwann sehen wir uns wieder

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