Читать книгу Gefesselte Lust - Teil 2 - Kristina Schwartz - Страница 8
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ОглавлениеTotal entspannt und ausgeschlafen wachte Birgit am nächsten Morgen auf. Sie fühlte sich so frisch, doch bei weitem nicht so verrunzelt wie ein Neugeborenes. Die Wale hatten sie in den Schlaf gesungen und durch ihre Träume geleitet. Aus zufriedenen Augen blinzelte sie Nicola an, die begonnen hatte, sie von den Fesseln zu befreien. »Jetzt verstehe ich, was du mit Therapie gemeint hast«, strahlte sie.
»Deinem Gesicht nach zu schließen, hat es funktioniert.«
»Ja, und wie. Bin total begeistert.«
Nachdem sie geduscht hatte, setzten sie sich gemeinsam zum Frühstück.
»Dieses ... Erlebnis aus Bewegungsunfähigkeit und den Walklängen war einfach atemberaubend schön.«
Nicola grinste.
»Woher weißt du um die Wirkung so einer Session? Du bist doch keine Psychologin.«
»Nein, aber ich kannte mal jemanden, recht gut sogar, die interessierte sich sehr dafür, aber das ist lange her. Oft haben wir die ganze Nacht mit Diskussionen und Alkohol zugebracht und ...« Sie hielt inne. Eine ungewöhnlich ernste Stimmung ergriff von ihr Besitz.
»Stimmt was nicht?«, wollte Birgit wissen.
»Nein, es ist nur ...« Es folgte eine ausgedehnte Pause. »... es war eine unheimlich schöne Zeit damals, die wir beide sehr genossen haben.«
Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Birgit überließ die Freundin ihren Gedanken und schreckte erst hoch, als das Mobiltelefon läutete.
»Scheiße, es ist Tobias. Was will er denn von mir? Was soll ich ihm denn sagen? Will ich überhaupt mit ihm reden?«
»So viele Fragen und keine Antworten«, scherzte Nicola.
Birgit hob ab. »Sie sind in der Sprachbox von Birgit, bitte, hinterlassen Sie mir eine Nachricht – Piep!«
»Birgit, ich ... wollte dir sagen, dass ich ... also ... es tut mir leid, dass ich dich so verärgert hab’. Ich wollt’ es nicht. Es ist irgendwie passiert. Ich liebe dich doch!«
Ja, darum hast du mich auch ans Bett gefesselt und schleppst nun dauernd Ursl, diese langbeinige Nutte, mit dir rum. Möchte wirklich wissen, was die hat, was ich nicht hab’?
»Ursl lieb’ ich nicht. Warum auch? Nur weil sie ewig lange Beine hat ...«
Aha, daher weht der Wind. Es sind also diese beschissenen zehn Zentimeter. Frechheit!
»... es ist nichts zwischen uns ...«
Ja, nichts, was euch am Sex hindern könnte.
»... wir haben nur Sex ... Scheiße! ... Ich meine gelegentlich!«
Na bitte, er streitet es nicht einmal ab, der Pharisäer.
»Ich konnte ihr einfach nicht widerstehen, als ich sie das erste Mal sah, war ich ihr verfallen ...«
Und da musstest du sie gleich ficken.
»... mit ihren hohen Absätzen, neben denen sogar der Everest nur ein Hügel ist, mit ihren prallen, runden Brüsten, neben denen sogar eine perfekte Kugel wie ein unförmiges Ei aussieht, und mit ihren verführerisch duftenden Haaren, neben denen dein Pferdeschwanz wie der Schwanz eines Pferdes ...«
So ein Arsch.
»... so glaub mir doch! Birgit! Ich würd’ mich wirklich freuen, wenn du wieder zu mir zurückkommst.«
Soso.
»Ich warte auf dich. Hab’ dich lieb ... Wart, da ist grad ein Anruf auf der anderen Leitung, ich muss –« Damit war die Leitung tot.
Vermutlich ruft ihn grad wieder dieses Miststück an, ging es ihr durch den Kopf.
Nicola, die alles mitgehört hatte, sah sich gemüßigt, ihren positiv gefärbten Senf dazuzugeben: »Siehst du, er ruft sogar an, weil er dich noch liebt.«
»Ja, und ficken tut er die Giraffe mit den Stöckelschuhen.«
Nicola musste lachen.
»Was ist denn daran so komisch?«, keifte Birgit.
»Tut mir leid, ich hab’ mir nur grad vorgestellt, wie dein Mann die Leiter raufsteigt, um die Giraffe zu ficken.«
Birgit schmunzelte. »Hast recht, stell’ ich mir auch komisch vor.«
Nicola stand auf, kam mit einer Flasche Tullamore Dew zurück. »Hier, wir könnten unseren Kaffee etwas irischer gestalten.«
Etwas misstrauisch sah Birgit in Nicolas Augen, deren intensives Blau den gesamten Pazifik widerzuspiegeln schien. Alkohol zum Frühstück? »Ach, was soll’s? Ich kann ja im nächsten Leben Antialkoholikerin werden.«
»Das ist ein Wort«, strahlte die Fotografin und schenkte die Kaffeetassen mit Whisky voll.