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1.

Der Strahl des Handscheinwerfers stach durch die Dunkelheit des unterirdischen Lagerraums, erfasste leere Gestelle, wanderte weiter und blieb schließlich auf einem staubbedeckten Aggregat hängen: einem alten Transmitter, der früher den Warenempfang bewerkstelligt hatte. Von Luna und den terranischen Verteilungszentren waren hier Güter aller Art eingetroffen und von wartenden Lastrobotern unverzüglich in die einzelnen Abteilungen des riesigen Lagers gebracht worden.

Der Scheinwerfer gehörte Bluff Pollard. Der Junge – sie nannten ihn immer noch den Jungen, obwohl er mittlerweile schon auf neunzehn zuging – hatte es sich zur Aufgabe gemacht, in den unterirdischen Lagerhallen von Terrania City nach bisher noch nicht entdeckten, unverdorbenen Lebensmittelvorräten zu suchen. Die Bevölkerung der Erde war durch den Zuwachs, den sie in Form von eintausend älteren Besatzungsmitgliedern der SOL erhalten hatte, mittlerweile auf rund elfhundert Menschen angewachsen. Es mussten neue Nahrungsquellen erschlossen werden. Die Vorräte in den Lagerräumen, die den paar Dutzend Männern und Frauen der Terra-Patrouille und der Bosketch-Gruppe bis dahin fast unerschöpflich vorgekommen waren, sahen auf einmal gar nicht mehr so reichhaltig aus. Der Zeitpunkt war abzusehen, da sie erschöpft sein würden.

Bluff drehte die Hand. Der Lichtkegel glitt weiter. Er erfasste ein schweres Metallschott, das der Junge bislang noch nicht bemerkt hatte. Er trat darauf zu. Das Schott reagierte nicht. Die positronische Steuerung des Öffnungsmechanismus funktionierte nicht mehr. Bluff wusste aus reicher Erfahrung, wie man in einem solchen Fall vorging. Er trat ein paar Schritte zurück, zog den Blaster und feuerte einen nadeldünnen Strahl gegen das Gehäuse der Verriegelung. Danach musste er ein paar Minuten warten, bis das zerschmolzene Metall sich soweit abgekühlt hatte, dass er eine Berührung nicht mehr zu fürchten brauchte. Schließlich stemmte er die Schulter gegen eine der Schotthälften und schob sie auf die Seite.

Das kostete Anstrengung. Unter der finsteren Öffnung blieb Bluff Pollard eine Weile stehen, wischte sich den Schweiß von der Stirn und holte Luft. Keine gute Luft, sondern ein übelriechendes Gemisch aus allen möglichen Gerüchen. Die Belüftung der unterirdischen Anlage war im selben Augenblick ausgefallen wie der positronische Riegelmechanismus.

Schließlich richtete er den Scheinwerfer wieder vorwärts. Befriedigt ließ er den grellen Strahl über volle Gestelle wandern. Hier gab es alles, was die Menschen der Erde brauchten: Konzentratnahrung, Milchpulver, Trockenfleisch und getrocknete Früchte. Er versuchte, die Größe der Halle zu bestimmen. Sie war gewaltig. Die Vorräte, die hier lagerten, machten wenigstens das Doppelte dessen aus, was der elfhundert Seelen starken Erdenmenschheit bisher zur Verfügung gestanden hatte.

Plötzlich stutzte der Junge. Er ließ den Lichtkegel ein paar Meter weit zurückkehren. Eine menschliche Gestalt schälte sich gespensterhaft aus der Dunkelheit. Bluff spürte, wie ihm ein Schauder über den Rücken rann. Die Hand mit dem Scheinwerfer zitterte. Auch wenn man fast schon neunzehn ist, fährt einem der Schreck in die Knochen, wenn man in einem finsteren Lagerraum, der verschlossen und seit Jahren von niemand mehr betreten worden war, unversehens einer weißen Gestalt gegenübersteht.

Das fremde Geschöpf stand reglos. Die Augen waren halb geschlossen zum Schutz gegen das grelle Licht des Scheinwerfers. Volles, rötlich-golden schimmerndes Haar fiel auf schmale Schultern. Das Wesen trug eine Montur, die irdischen Arbeitsanzügen nicht unähnlich war. Nur war die Montur eben weiß und außerdem enger geschnitten, als man es bei der Arbeit brauchen konnte.

Bluff Pollard fasste sich ein Herz. Er richtete den Handscheinwerfer so, dass der Lichtkegel vor dem fremden Wesen auf den Boden fiel. Dann schritt er auf die weiße Gestalt zu.

»Wer ... bist du?«, fragte er stockend.

»Viana«, antwortete das Geschöpf mit unbeschreiblich weicher Stimme.

»Wie kommst du hierher?«, wollte Bluff wissen.

»Ich ... ich bin nicht sicher, dass ich es weiß«, antwortete Viana. »Plötzlich war ich hier. Ich kam auf demselben Weg wie die andern auch, nehme ich an.«

»Die andern? Welche andern?«

»Nun ... die andern eben! Wir sind nämlich eine ganze Menge!«

Es machte Bluff nichts aus, dass er Viana nicht verstand. Ihr Anblick faszinierte ihn. Sie war eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, höchstens zwei oder drei Jahre älter als er selbst. Er hatte sich oftmals, wenn er Marboo, Vleeny Oltruun oder eine der Frauen aus Bosketchs Gruppe sah, Verlangen empfunden, eine solche Gefährtin zu haben. Dieselbe Sehnsucht spürte er auch jetzt, nur in ungleich stärkerem Maße.

»Wie wärest du hier herausgekommen, Viana, wenn ich dich nicht gefunden hätte?«, fragte er.

»Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich muss dir dankbar sein.«

»O nein«, wies er den Vorschlag verwirrt zurück. »Ich kann nichts dazu, dass ich dich hier gefunden habe. Es war reiner Zufall. Wie lange bist du schon hier?«

»Erst seit ein paar Minuten. Ich war so erschrocken, als ich mitten in der Finsternis landete, dass ich mich nicht von der Stelle rühren wollte. Als ich Geräusche hörte, bekam ich noch mehr Angst. Aber dann kamst du!«

In ihrer Erleichterung lächelte sie. Für Bluff Pollard war es das schönste Lächeln, das er je gesehen hatte.

»Komm!«, sagte er und streckte die Hand aus: »Ich bring' dich nach oben!«

Sie ergriff die dargebotene Hand. Inzwischen hatte Bluff Pollard längst vergessen, weswegen er eigentlich hergekommen war. Er hätte sonst Proben der gefundenen Vorräte mitgenommen. Sie schritten durch das halboffene Schott und den leeren Lagerraum auf der anderen Seite, immer hinter dem Lichtkegel des Scheinwerfers her. Am Ende der Halle war eine rechteckige Öffnung in der Wand. Hinter der Öffnung sah man ein Seil baumeln, in das in regelmäßigen Abständen Knoten gemacht waren.

»Kannst du klettern, Viana?«, fragte Bluff.

»Ich glaube schon«, antwortete sie. »Das war früher eine meiner Lieblingsbeschäftigungen – zu Hause in Pines Bluff.«

»Pines Bluff? Wo liegt das?«

»Region Nordamerika, Bezirk Georgia.«

»Und daher kommst du jetzt?«

»O nein!«, lachte Viana. »Ich komme von viel weiter her.«

Damit ergriff sie das Seil und begann, daran hinaufzuturnen. Sie war wirklich äußerst geschickt, und Bluff, der den unförmigen Handscheinwerfer in den Gürtel geschoben hatte, tat sich schwer, den Anschluss nicht zu verlieren.

»Das war früher ein Antigravschacht«, rief er hinauf. »Nur seit der großen Katastrophe funktioniert er nicht mehr. Aber hab' keine Angst – wir brauchen nur dreißig Meter weit zu klettern!«

Ihre Antwort brachte ihn völlig aus dem Gleichgewicht.

»In welcher Stadt sind wir hier eigentlich?«, wollte sie wissen.

»Terrania City – wusstest du das nicht?«

»Ich hatte keine Ahnung. Gehörst du zur Terra-Patrouille?«

»Ja! Wenn du nicht weißt, in welcher Stadt du bist, woher weißt du dann von der Patrouille?«

»Man hat mir davon erzählt«, antwortete sie einfach.

Das obere Ende des Schachtes war ein matter Lichtpunkt, der allmählich heller und größer wurde, je mehr sich die beiden Kletterer ihm näherten. Gleichzeitig hörte Bluff Pollard ein völlig ungewöhnliches Geräusch: es klang wie Summen oder Brausen. Es kam durch die obere Schachtöffnung herein, und er hatte keine Ahnung, wodurch es verursacht wurde.

»Hörst du das?«, fragte er das Mädchen. »Was mag das wohl sein?«

»Wahrscheinlich die anderen«, antwortete Viana.

»Welche anderen?«, fragte er wie zuvor.

»Du wirst sie kennenlernen!«

Das Geräusch wurde immer mächtiger. Es klang wie das Rumoren einer Brandung, nur war es stetig und schwoll nicht auf und ab wie das Geräusch des Meeres. Viana erreichte den Schachtausgang als erste. Er lag inmitten eines Trümmerfeldes. Früher hatte hier ein Gebäude gestanden, aber vor mehr als einem Jahr war es bei einem schweren Erdbeben eingestürzt. Das Mädchen schwang sich aus dem Schacht ins Freie. Am Rand des Schachtes blieb sie stehen, stemmte die Arme in die Hüften und rief fröhlich: »Ja – da sind sie!«

Bluff kam hinter ihr her. Er packte das Seil unmittelbar unter der Halterung, die wie ein Kranarm über den Schachtrand hinausstak, und schwang sich mit einem letzten, kräftigen Ruck ins Freie. Dann blieb er wie angenagelt stehen.

Jenseits des Trümmerfeldes verlief von rechts nach links eine Straße, früher eine der Hauptverkehrsadern der Hauptstadt. Sie war fast zweihundert Meter breit, und im Lauf der Zeit hatte sich der Schutt der zerfallenden Gebäude auf ihr angesammelt. Bluff Pollard hatte sie als ein leeres, ödes Band in Erinnerung, das die einstige Größe der Hauptstadt des Solaren Reiches ebenso symbolisierte, wie die jetzige Verlassenheit der Erde.

Das Bild hatte sich drastisch geändert. Die Straße war nicht mehr leer. Sie stand gedrängt voller Menschen, die miteinander sprachen, gestikulierten und sich hierhin oder dorthin bewegten. Das Geräusch, das über der riesigen Menge lagerte wie ein Teppich, war das Summen und Brausen, das Bluff im Schacht gehört hatte.

Fassungslos starrte er auf die veränderte Szene. Menschen, rechts und links, so weit das Auge reichte. Er hatte es nie gelernt, den Umfang von Menschenmassen abzuschätzen, aber das hier, meinte er, müssten mehrere zehntausend, wenn nicht gar hunderttausend Leute sein.

Woher kamen sie alle?

»Sind das ... die anderen?«, fragte er Viana.

Sie nickte heftig.

»Ja, das sind sie«, antwortete sie. »Ich muss jetzt zu ihnen. Aber ich möchte dich wiedersehen. Gehörst du wirklich zur Terra-Patrouille?«

»Ja doch«, antwortete er und konnte nicht ganz verstehen, was die Frage in diesem Augenblick zu bedeuten hatte.

»Dann finde ich dich wieder!«, rief sie und lief leichtfüßig davon.

Halb benommen sah Bluff ihr nach. Behänd wie eine Katze kletterte sie über einen kleinen Trümmerberg am Rand der Straße. Ein paar Augenblicke später war sie in der Menge verschwunden.

*

Jentho Kanthall stürmte in den gemeinsamen Aufenthaltsraum, in dem Walik Kauk, Jan Speideck und Bilor Wouznell saßen und auf kleinen Bildgeräten die Szene in den Straßen der Stadt beobachteten. Bluff Pollard hockte im Hintergrund des Raumes auf dem Boden und hatte das Kinn in die Hände gestützt.

»Sie sind alle da!«, stieß Kanthall hervor. »Alle drei Milliarden Konzepte! Sie sind überall, in Terrania City, in Chicago, in Moskau, in Rio, in Berlin – und auf dem platten Land dazwischen. Niemand kann mir sagen, was das zu bedeuten hat. Danton auf Luna weiß nichts, und EDEN II meldet sich nicht!«

Sein wütender Blick ging in die Runde und blieb schließlich an Bluff Pollard haften.

»Was ist mit dem da?«, fragte er grob.

»Er hat sich zum ersten Mal in seinem Leben verliebt«, antwortete Walik Kauk.

»Ausgerechnet jetzt? Und da macht er ein so belämmertes Gesicht?«

»Tja«, machte Walik Kauk und stand auf, »er hat eben die Falsche erwischt.«

»Wieso?«

»Ein Konzept«, sagte Kauk.

Er sah, wie es um Kanthalls Mundwinkel zuckte.

»Wenn du jetzt anfängst zu lachen, trete ich dir in den Bauch!«, zischte er halblaut.

Kanthall fuhr sich mit der Hand über die Stirn.

»Vergiss es«, murmelte er. »Ich bin mit den Nerven ziemlich am Ende!«

Kauk nickte bitter.

»Das sind wir alle. Woher stammen deine Informationen?«

»Zwei von Bosketchs Leuten sind mit der NADELDENKER und der ONYX unterwegs. Sie erfassen die Lage photographisch und leiten die Ergebnisse sofort an den Rechner in Imperium-Alpha weiter. Auf diese Weise kommt der Schätzwert von drei Milliarden zustande.«

»Was ist deine Ansicht von der Sache?«

»Ich tue mich schwer, einen ganz hässlichen Verdacht loszuwerden«, knurrte Jentho Kanthall.

»Welchen?«

»Dass ES uns übers Ohr gehauen hat!«

»Unmöglich!«

»Sag ich mir auch. Aber was tun drei Milliarden Konzepte auf der Erde? Warum sind sie nicht auf EDEN II, wo sie hingehören? Wie wollen sie sich ernähren? Wo wollen sie wohnen?«

Walik Kauks Zeigefinger stach in einer bezeichnenden Geste durch die Luft.

»Da liegt vermutlich die Erklärung«, meinte er.

»Was für eine Erklärung?«

»Wenn ES die Konzepte auf der Erde ansiedeln will anstatt auf EDEN II, dann muss ES Vorsorge für ihren Unterhalt treffen. Man muss also Ausschau halten, ob sich irgendwo rege Bautätigkeit entfaltet, ob Konzentratfabriken wieder in Gang gesetzt werden – und so weiter.«

»Gut. Und was, wenn nicht?«

»Dann handelt es sich bei der Invasion der Konzepte entweder um einen Unfall, für den ES nicht verantwortlich ist, oder die Konzepte sind nur zu vorübergehendem Aufenthalt auf die Erde gekommen.«

Jentho Kanthall sah den stämmig gebauten Mann, der einen ganzen Kopf kleiner war als er, mit nachdenklichem Blick an.

»Manchmal«, sagte er mit gut gemeinten Spott, »hast du ziemlich gute Ideen!«

*

Aus seiner Wohnung, die er sich in der zweiten Etage eines ehemaligen Wohnturms mehr schlecht als recht eingerichtet hatte, beobachtete Homer G. Adams die Menschenmenge auf der Straße.

Vor einer Stunde etwa war die Straße noch leer gewesen. Dann waren sie gekommen, aus dem Nichts, zu Dutzenden, Hunderten, Tausenden. Es war, als hätte eine Flotte von Touristik-Raumschiffen sämtliche Fahrgäste auf einmal in die Ruinen von Terrania City entladen.

Homer G. Adams unterhielt ständige Radiokomverbindung mit dem Hauptquartier der Terra-Patrouille in Imperium-Alpha. Er war darüber informiert, dass andere ehemalige Großstädte der Erde dasselbe Bild boten wie die Hauptstadt. ES hatte drei Milliarden Konzepte mit einem einzigen Schlag abgesetzt.

Die Frage war: warum auf die Erde?

Verblüffend am Verhalten der Konzepte, die die Straße bevölkerten, war ihre Sorglosigkeit. Wenn sie zu einem bestimmten Zweck gekommen waren, dann hatten sie es offenbar nicht eilig, diesen Zweck zu verfolgen. Sie standen in Gruppen beisammen und unterhielten sich, andere gingen langsam die Straße auf oder ab und inspizierten die halb zerfallenen Gebäude mit neugierigen Blicken.

Die Menge setzte sich aus Menschen aller Altersgruppen zusammen. Frauen und Männer waren mit annähernd gleicher Zahl vertreten. Ihre Kleidung entsprach der, die man an Touristen zu sehen erwartet hätte: leger, sportlich, nur geringe Anzeichen von Eleganz.

Adams ging zum Radiokom. Das Gerät war ständig eingeschaltet.

»Heh!«, rief er.

Sante Kanubes Stimme meldete sich. Sante war derjenige gewesen, der vor knapp einer Stunde die ersten Konzepte gesehen hatte – unmittelbar, nachdem von den Messinstrumenten ein Hagel schwacher, hyperenergetischer Signale registriert worden war.

»Mr. Adams?«, fragte er respektvoll.

»Ja. Hat einer von euch schon versucht, mit den Konzepten zu sprechen?«

»Soviel ich weiß: nein, Sir.«

»Gut. Dann richte Kanthall aus, dass ich jetzt hinunter auf die Straße gehe und ein Gespräch anzufangen versuche. Vielleicht wissen die Leute, warum sie hier sind und wie es weitergeht.«

»Ich werde es ausrichten, Mr. Adams«, versprach der Afrikaner.

Homer G. Adams trat noch einmal ans Fenster. Da fiel sein Blick auf eine Szene, die unwillkürlich sein Interesse erregte. Eine Gruppe von etwa dreißig Konzepten wanderte auf der südlichen Straßenseite am Rand eines kleinen Parks entlang. Sie bestaunten die ungepflegte Wildnis. Einer in der Gruppe mochte plötzlich seine Ansicht über den Wert solchen Gaffens geändert haben. Er wandte sich um und wollte wieder dorthin zurück, woher er gekommen war.

Der Mann war hochgewachsen und kräftig gebaut. Er hatte kurzgeschnittenes, schwarzes Haar. Sein Alter konnte Adams wegen der großen Entfernung nicht schätzen. Um so deutlicher erkannte er die eigenartige, durch nichts gerechtfertigte Brutalität, mit der der Unbekannte zu Werke ging. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, zum Park hin auszuweichen und am Rand der Grünfläche entlang seinen Weg zurück zu nehmen. Statt dessen drängte er sich mitten durch die Gruppe, zu der er bis eben noch gehört hatte, und wenn ihm jemand in den Weg kam, dann trieb er ihn mit harten Faustschlägen beiseite. Die Konzepte reagierten zunächst unerwartet friedlich und wichen dem Wütenden aus. Das aber schien diesem wiederum nicht zu behagen. Da sich keiner mehr fand, den er aus dem Weg boxen konnte, setzte er den Ausweichenden nach. Zwei von ihnen schlug er nieder, dann erst begannen die übrigen Konzepte, sich zu wehren.

Fasziniert verfolgte Homer G. Adams die Prügelei, die sich nun blitzschnell entwickelte. Drei Konzepte griffen den brutalen Unbekannten gleichzeitig an. Der Dunkelhaarige streckte eines von ihnen mit einem einzigen Hieb nieder. Dem zweiten rannte er die Faust in den Leib, und als der Mann sich wie ein Klappmesser zusammenfaltete, traf er ihn mit dem Knie von unten her gegen den Schädel. Den dritten packte er beim Kragen, zog ihn dicht zu sich heran und schleuderte ihn dann von sich. Mit wirbelnden Armen landete der Unglückliche in einem verfilzten Gestrüpp, aus dem er sich nur mit Mühe wieder hervorarbeiten konnte.

Der Dunkelhaarige hatte nun anscheinend genug von der Prügelei. Er ließ von seinen Opfern ab und kam mit weit ausgreifenden Schritten die Straße herauf, auf das Gebäude zu, von dem aus Homer G. Adams den Vorfall beobachtet hatte. Es gab keine Verfolgung. Die Konzepte schienen zufrieden, dass der Schläger sie in Ruhe ließ.

Je näher der Mann kam, desto aufmerksamer beobachtete ihn Adams. Erregung hatte sich seiner bemächtigt. Er glaubte, das Gesicht zu kennen – den markanten Schnitt der Physiognomie, den etwas kantigen Schädel, den kraftvollen, federnden Gang.

Der Mann bahnte sich einen Weg durch die Menge auf der Straße. Er ging jetzt etwas vorsichtiger zu Werke, als hätte er eingesehen, dass er mit seinen Kräften haushälterischer umgehen musste. Er kam unmittelbar auf den Wohnturm zu, und als er noch etwa zwanzig Meter von dem Gebäude entfernt war, da gab es für Homer G. Adams keinen Zweifel mehr.

Er wandte sich um und griff nach einer kleinen Kamera, die er sich vor kurzem griffbereit zurechtgelegt hatte. Er presste das Auge gegen den Sucher – aber der Mann, den er hatte aufnehmen wollen, war verschwunden. Adams suchte straßauf und straßab. Er hatte keinen Erfolg. Es war, als hätte der Erdboden den Schwarzhaarigen verschlungen.

Ein zweites Mal ging Adams zum Radiokom.

»Sante ...?«, rief er.

»Walik Kauk hier«, antwortete der Empfänger. »Sante ist vor ein paar Augenblicken abgelöst worden.«

»Gib Alarm, Walik!«, rief Adams. »Ich habe Trevor Casalle unter den Konzepten gesehen!«

Perry Rhodan 839: Das große Feuerwerk

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