Читать книгу Perry Rhodan 915: Murcons Vermächtnis - Kurt Mahr - Страница 5

Оглавление

2.

Der Tolle Vollei hatte diese Aufgabe übernommen, um Rudnof, dem Anführer der Gewerkschaft der Freidenker, zu beweisen, dass er mehr verstand, als Frauen zu jagen und Kinder zu zeugen.

Rudnof hatte durch seine Späher von der Schlacht auf der Werft der Techno-Spürer erfahren. Er wusste, dass der Gastwirt seinen Häschern entronnen war. Die Freidenker waren eine kleine Gruppe, die unter normalen Umständen wenig Hoffnung gehabt hätte, mit mächtigen Gemeinschaften wie den Wahren Zaphooren oder den Bruderschaften der Frauen erfolgreich um den Besitz des Gastwirts zu kämpfen. Hier aber hatte sich eine besondere Situation ergeben. Der Gastwirt war den Mächtigen entkommen. Er war allein und schutzlos. Man brauchte ihn nur zu finden – und im Finden waren die Freidenker mindestens ebenso gut wie irgendeine andere Interessengruppe im Großen Gasthaus.

Der Tolle Vollei hatte sich angeboten, als er von dieser Sache hörte. Zunächst war er von Rudnof verlacht worden; dann aber hatte er ein paar Dinge vorgebracht, die den Anführer aufhorchen ließen. Man hatte gesehen, dass der Gastwirt mit einem Fahrzeug der Techno-Spürer entkommen war. Das Fahrzeug war von der Plattform aus, auf der sich die Werft befand, in die Höhe geschossen.

»Es gibt da oben nicht viele Verstecke«, hatte der Tolle Vollei gesagt. »Außerdem wird sich der Gastwirt nicht von jetzt an außerhalb der Burg aufhalten wollen. Er muss wieder zurück ins Innere, und es gibt nur einen einzigen Weg. Diesen werde ich ihm verlegen, wenn du mir freie Hand lässt.«

Rudnof hatte schließlich nachgegeben. Der Tolle Vollei suchte sich eine Mannschaft, die aus zwölf Frauen und acht Männern bestand. Er bewaffnete sie mit Keulen und Lanzen. Die einzige wirklich fortgeschrittene Waffe – einen Strahler, den er vor geraumer Zeit von einem Techno-Spürer dafür erhalten hatte, dass er ihm die Gunst einer Frau verschaffte – behielt er für sich.

Nachdem seine Leute sich mit Proviant versorgt hatten, brach der Tolle Vollei auf. Der Weg vom Wohnbezirk der Freidenker am Fuß eines der Frauentürme bis zu dem Ort, an dem der Tolle Vollei den Gastwirt abzufangen hoffte, war nicht ungefährlich, denn er führte an den Grenzen der Bereiche verschiedener Interessengruppen entlang. Besondere Gefahr entstand den Freidenkern dadurch, dass das Wettrennen um den Besitz des Gastwirts inzwischen das gesamte Gasthaus in Aufruhr versetzt hatte. Jedermann war unterwegs, um die wertvolle Beute zu erhaschen. Der Tolle Vollei und seine Kämpfer erlebten ein paar Beinahbegegnungen, bevor sie schließlich den Trakt erreichten, der unmittelbar an der Peripherie des Gasthauses lag und von niemand beansprucht wurde. Hier war es ruhig. Die Freidenker kamen zügig voran, und der Tolle Vollei malte sich aus, wie er während der nächsten Stunde oder so den Gastwirt in seine Gewalt bringen und ihn kurze Zeit später dem Anführer Rudnof präsentieren würde.

Darüber, dass der Rückmarsch mindestens ebenso gefährlich sein würde wie der Herweg, machte sich der Tolle Vollei vorerst noch keine Gedanken.

*

Als der Loower ihn nicht mehr sehen konnte, entwickelte der humpelnde Tantha eine Behändigkeit, die ihm so rasch niemand zugetraut hätte. Die Schritte, deren Schwingungen Tantha empfunden hatte, waren noch wenigstens eine halbe Wegstunde entfernt. Er war auch nicht wirklich sicher, ob er wirklich die Schwingungen wahrgenommen hatte oder ob er eine Art sechsten Sinnes besaß, der ihn vor drohender Gefahr warnte. Er wusste auf jeden Fall, dass dort vorne etwas war. Und so, wie die Dinge in Murcons Burg in diesen Stunden lagen, konnte es sich nur um einen Trupp handeln, der darauf aus war, den Gastwirt zu fassen.

Tantha drang etwa zwei Kilometer weit vor, bis er die Schritte der Nahenden wirklich zu hören bekam. Gleichzeitig sah er einen verwaschenen Lichtfleck im Hintergrund des finsteren Korridors. Er eilte weiter, bis er einen Seitengang erreichte. In diesem verbarg er sich.

Es dauerte nicht lange, da wurde es draußen im Hauptgang hell. Tantha hörte Stimmen, und an einigen Worten, die er verstand, erkannte er, dass er es mit einem Trupp der Freidenker zu tun hatte. Die Freidenker waren ein Verein, von dem der Humpelnde noch nie viel gehalten hatte. Ihre Lebensweise war ihm zu ungebunden. Er hatte etwas gegen Leute, die die guten alten Sitten missachteten.

Die Freidenker marschierten an der Mündung des Seitengangs vorbei. Sie trugen Lampen, aber niemand machte sich die Mühe, zu Tantha hereinzuschauen. Noch ehe der letzte Freidenker vorbei war, stand der Humpelnde bereits an der Gangmündung. Der Nachzügler des Trupps entging ihm nicht. Es war ein Mann in mittleren Jahren, der das übliche, hellgraue Gewand der Freidenker trug. Er war so entsetzt, als er Tantha plötzlich vor sich sah, dass er keinen Laut hervorbrachte. Der Humpelnde zog ihn mit sich in den Seitengang hinein. Dann spähte er eine Zeitlang hinter den Freidenkern her, bis er gewiss war, dass sie ihren Verlust vorläufig nicht bemerken würden. Die ganze Zeit über entließ er den Gefangenen nicht aus seinem Würgegriff.

Schließlich wandte er sich an den Freidenker.

»Wer bist du?«, fragte er barsch. »Wie lautet dein Name?«

»Ich ... ich nenne mich ... der Lüsterne Onkei«, antwortete der Gefangene stotternd.

Tantha musterte ihn mit verächtlichem Blick.

»Eure Frauen haben einen miserablen Geschmack, wenn du mit deinem Namen bei den Freidenkern nicht ausgelacht wirst«, sagte er. »Ihr seid hinter dem Gastwirt her?«

»Ja«, bekannte der Lüsterne Onkei zitternd.

»Gut. Du brauchst dir um den Gastwirt keine Gedanken mehr zu machen. Während deine Brüder und Schwestern sich der Gefahr aussetzen, wirst du ein wenig ausruhen.«

Er hatte seinen Griff noch immer am Hals des Freidenkers. Ein rascher, kräftiger Druck auf eine Stelle, die nur der humpelnde Tantha kannte – und der Lüsterne Onkei ging seufzend zu Boden. Er war bewusstlos und würde vor drei oder vier Stunden nicht wieder zu sich kommen.

Tantha sah den Bewusstlosen eine Zeitlang an. Dabei ging eine merkwürdige Veränderung mit ihm vor sich. Sein Gesicht nahm die typisch blasse Farbe eines Freidenkers an. Dann arrangierte er seine Kleidung, und bald hatte sie dasselbe Aussehen wie das Gewand, das die Freidenker trugen. Es war ein nahezu magischer Vorgang, der sich so rasch und unbeschwert abspielte, als sei es für den Humpelnden eine alltägliche Sache, sich in jemand anderen zu verwandeln.

Er trat auf den Korridor hinaus und nahm die Verfolgung der Freidenker auf.

*

Der Tolle Vollei hatte einen Späher vorausgeschickt, der ihm berichtete, dass sich vorab ein hell erleuchteter Platz befinde. Am Rand des Platzes, so meldete der Späher, sitze ein fremdartiges Wesen, desgleichen man im Gasthaus noch nie zuvor zu sehen bekommen hatte.

»Das muss der Gastwirt sein«, entschied der Tolle Vollei. »Man hat mir gesagt, dass er anders aussieht als ein Zaphoore.«

Er wollte sofort aufbrechen lassen. Da aber schob sich durch den Kreis der Umstehenden ein Mann mittleren Alters, den der Tolle Vollei noch nie zuvor gesehen hatte. Er musterte ihn misstrauisch und fragte: »Wer bist du? Was willst du hier?«

Der Fremde, ohne Zweifel ein Freidenker, war sichtlich erstaunt.

»Was ich hier will, das möchte ich dir eben erklären«, sagte er. »Aber wer ich bin? Ist der Ruhm der Welt wirklich so vergänglich?«

»Mann, sprich dich aus!«, fuhr der Tolle Vollei ihn an. »Ich habe keine Zeit, mit dir ein langes Wortgeplänkel zu veranstalten.«

»Du wirst mir verzeihen, wenn ich dir nicht direkt antworte«, erklärte der Fremde. »Aber kennst du den Wahlspruch der Freidenker: Was ein rechter Hahn sein will, der muss laut krähen?«

»Wer kennt ihn nicht?«, lachte der Tolle Vollei spöttisch.

»Er ist von mir«, belehrte ihn der Fremde ernst.

Der Tolle Vollei und die, die in seiner Nähe standen, fuhren respektvoll einen Schritt zurück.

»Du ... du bist Narney der Wüstling?«, stieß Vollei hervor.

Der Fremde machte würdevoll die Geste der Zustimmung.

»Der bin ich. Ich habe mich lange Zeit nicht mehr in der Öffentlichkeit sehen lassen; aber ich dachte nicht, dass man mein Gesicht so rasch vergessen würde.«

Der Tolle Vollei war sichtlich verlegen.

»Verzeih, Narney«, bat er. »Aber die vergangenen Tage und Wochen waren so voller Aufregung ...«

Narney der Wüstling winkte ab. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, sagte er. »Ich hörte von deinem Unternehmen und wollte daran teilhaben. Ich eilte hinter euch her. Unterwegs fand ich den Lüsternen Onkei, der einen Schwächeanfall erlitten hatte. Habt ihr ihn noch nicht vermisst?«

Einigermaßen betreten sah der Tolle Vollei sich um.

»Nein«, gestand er zögernd. »Unsere Aufmerksamkeit war zu sehr nach vorne gerichtet.«

»Macht nichts«, beruhigte ihn Narney. »Onkei bat mich, seinen Platz zu übernehmen. Ist es dir recht?«

»Und ob!«, erwiderte der Tolle Vollei begeistert. »Willst du unser Anführer sein?«

»Nein, auf keinen Fall. Ich will nur mitmachen, das ist alles.«

Der Tolle Vollei schwang triumphierend die Arme in der Luft.

»Narney der Wüstling ist mit uns!«, rief er. »Jetzt kann uns nichts mehr geschehen!«

*

Pankha-Skrin hörte den Lärm, der sich unweit von ihm abspielte. Das kleine Übersetzergerät übertrug sogar einige Worte, die dort in der Finsternis des Ganges gesprochen wurden. Aber Pankha-Skrin konnte in ihnen keinen Sinn erkennen.

Er war nicht beunruhigt. Er verließ sich voll und ganz auf den humpelnden Tantha, wie dieser ihn gebeten hatte. Kurze Zeit später sah er einen Trupp von rund zwanzig Zaphooren, Männern und Frauen, die altertümliche Waffen trugen, aus der Mündung des gegenüberliegenden Ganges auf den Platz treten. Die Zaphooren überquerten die hell erleuchtete Fläche und bildeten einen Halbkreis um den Quellmeister. Es entging Pankha-Skrin nicht, dass zwei von ihnen sich vor dem Gang postierten, durch den er mit Tantha gekommen war. Der Rückweg war ihm also abgeschnitten.

Ein junger Mensch trat aus der Gruppe der Zaphooren hervor und fragte: »Kannst du mich verstehen?«

»Ich verstehe dich«, antwortete Pankha-Skrin ungerührt.

Die Art, wie seine Worte zunächst von der Sprechblase erzeugt und dann von dem kleinen Gerät übersetzt wurden, schien den jungen Zaphooren zu erschrecken. Er blinzelte. Bald aber hatte er sich wieder in der Gewalt.

»Bist du der Gastwirt?«, wollte er wissen.

»Man nennt mich so«, bekannte Pankha-Skrin wahrheitsgemäß, »aber ich verfüge keineswegs über die geheimnisvollen Kräfte, die ihr einem Gastwirt andichtet.«

Der Einwand verfing nicht.

»Wir fordern dich auf, mit uns zu kommen«, sagte er. »Du bist eingeladen, der Gast unserer Gewerkschaft zu sein.«

»Danke, daran liegt mir nichts«, antwortete der Quellmeister.

Da leuchteten die Augen des jungen Zaphooren zornig auf. Er griff in eine Tasche seiner Montur und brachte ein stabförmiges Werkzeug zum Vorschein, das Pankha-Skrin für eine Waffe hielt.

»Du wirst die Einladung annehmen«, erklärte der Zaphoore mit lauter Stimme, »oder du verlässt diesen Ort nicht lebendig.«

Der Quellmeister erhob sich langsam und schwerfällig.

»Unter diesen Umständen«, sagte er, »bleibt mir keine Wahl.«

Der junge Zaphoore stieß ein gehässiges Lachen aus.

»So hörst du dich schon besser an!«, rief er. »Von jetzt an merke dir: Der Tolle Vollei bekommt immer, was er verlangt!«

»Ist das dein Name?«, fragte Pankha-Skrin.

»Das ist mein Name!«, bestätigte der Zaphoore stolz. »Man kennt ihn im ganzen Gasthaus!«

»Warum nennst du dich so?«, erkundigte sich der Quellmeister bescheiden. »Bist du wirklich toll?«

Auf diese Frage blieb ihm der Tolle Vollei die Antwort zunächst schuldig.

*

Der Tolle Vollei wollte sofort den Rückzug antreten. Narney der Wüstling dagegen hielt das nicht für die richtige Methode, und da Narneys Wort unter den Freidenkern bedeutendes Gewicht hatte, hörte man ihn an.

»Ihr mögt glauben, dass ihr auf dem Herweg von niemand beobachtet worden seid«, sagte er. »Aber wie oft seid ihr einer überlegenen Gruppe ausgewichen und habt euch versteckt, bis die Gefahr vorüber war? Kann sich vor euch nicht ebensogut jemand versteckt haben, weil ihr ihm überlegen wart? Wie sicher seid ihr wirklich, dass niemand euch gesehen hat?«

Die Antwort war an den verlegenen Gesichtern der Männer und Frauen abzulesen: Sie waren ganz und gar nicht sicher.

»Also müssen wir Späher vorausschicken«, folgerte Narney. »Diese Aufgabe übernehme ich, wenn ihr nichts dagegen habt. Vollei, gib mir drei oder vier hübsche Frauen mit, die ich als Verbindungsleute einsetze. Du rührst dich nicht eher vom Fleck, als bis du von einem meiner Boten hörst.«

Der Tolle Vollei hütete sich zu widersprechen. Wie Narney gewünscht hatte, gab er ihm vier Frauen mit. Der Wüstling und seine Begleiterinnen entfernten sich alsbald durch den finsteren Korridor.

Pankha-Skrin hatte die kurze Unterhaltung mitgehört. Etwas an dem Mann, den sie Narney den Wüstling nannten, kam ihm vertraut vor. Es war, als sei er Narney bereits zuvor einmal begegnet. Aber sosehr er sich auch anstrengte, er konnte sich an Zeit und Ort der Begegnung nicht erinnern.

Es vergingen etwa zwanzig Minuten, da kehrte eine der vier Frauen zurück.

»Die Luft ist rein bis zur nächsten großen Gangkreuzung«, berichtete sie. »Du sollst den Gefangenen bis dorthin bringen.«

Der Tolle Vollei ließ sofort aufbrechen. Vier seiner Gefolgsleute nahmen den vermeintlichen Gastwirt in die Mitte. Unmittelbar hinter dieser Gruppe schritt der Tolle Vollei, der die stabförmige Waffe seit der ersten Begegnung mit Pankha-Skrin nicht wieder weggesteckt hatte. Man bewegte sich in einem Tempo, das der Quellmeister nur schwer mithalten konnte. Dem Tollen Vollei kam es offenbar darauf an, so bald wie möglich wieder zu Hause zu sein. Er hielt es nicht für unter seiner Würde, dem Loower mitunter einen harten Knuff zu versetzen, wenn dieser vor lauter Anstrengung in einen langsameren Schritt verfallen wollte.

Nach etwa zehn Minuten wurde weiter vorne im Gang eine Gestalt sichtbar. Es war Narney der Wüstling. Er wirkte aufgeregt.

»Boronzot ist mit einer ganzen Armee unterwegs!«, rief er. »Wir laufen ihm direkt in die Arme, wenn wir nicht vorsichtig sind.«

Boronzot war der König der Bruderschaft der Wahren Zaphooren allgemein als der mächtigste aller Herrscher angesehen.

»Was sollen wir tun?«, erkundigte sich der Tolle Vollei halbwegs verzweifelt.

»Wir müssen uns teilen«, erklärte Narney. »Ein kleiner Trupp bringt den Gastwirt auf sicheren Wegen zurück zur Gewerkschaft. Der größere Teil leistet Boronzot hinhaltenden Widerstand, bis der Gastwirt in Sicherheit ist.«

»Gute Idee!«, lobte der Tolle Vollei. »Wer soll die kleinere Gruppe führen?«

»Ich«, bot sich Narney an.

»Warum ausgerechnet du?«

»Willst vielleicht du es übernehmen?«, höhnte Narney der Wüstling. »Bist du nicht der Anführer dieses Trupps? Es ist deine Aufgabe, für die Sicherheit des Gefangenen zu sorgen. Du tust dies, indem du Boronzot den Weg verlegst. Oder möchtest du etwa jemand anderen für dich kämpfen lassen?«

Der Tolle Vollei hielt den Kopf gesenkt.

»Nein«, antwortete er mürrisch.

»Also dann!«, rief Narney. »Ich brauche drei Begleiter, dazu den Gefangenen. Wir trennen uns an der nächsten Zweigung. Der Haupttrupp hält sich nach links, wir mit dem Gastwirt machen uns nach rechts aus dem Staub.«

»Was ist überhaupt aus deinen übrigen Spähern geworden?«, erkundigte sich der Tolle Vollei.

»Sie warten auf dich«, erklärte Narney. »Sie beobachten Boronzots Bewegungen und werden dir die neuesten Informationen zukommen lassen. Jetzt aber lasst uns eilen, sonst kommen die Wahren Zaphooren über uns.«

*

So geschah es. An der nächsten Zweigung entfernte sich Narney der Wüstling mit dem Gefangenen und drei weiteren Begleitern vom Haupttrupp. Die kleine Gruppe drang etwa fünfzehn Minuten lang durch finstere Gänge vor und erreichte schließlich einen hell erleuchteten Platz, der von derselben Art war wie jener, auf dem man Pankha-Skrin gefangen genommen hatte.

»Zwei von euch sichern voraus«, befahl Narney. »Wir übrigen warten hier, bis wir von euch hören. Geht bis zum nächsten Platz, nicht weiter. Wenn ihr bis dahin noch nichts von Boronzots Leuten bemerkt habt, sind wir sicher.«

Zwei Freidenker machten sich auf den Weg. Narneys dritter Begleiter blieb zurück. Er sah den beiden anderen nach, wie sie in die Dunkelheit eines der Gänge, die auf den Platz mündeten, verschwanden.

In diesem Augenblick sagte Narney: »Dieser eine macht mir wenig Sorge.«

Er trat von hinten auf den Freidenker zu und legte ihm den rechten Arm um den Hals. Der Freidenker fuchtelte erschreckt mit den Armen, aber als Narney fester zudrückte, gab er nur noch einen Seufzer von sich und sank bewusstlos zu Boden.

Narney grinste den Gefangenen an.

»Man muss immer wissen, an welcher Stelle zu drücken ist«, bemerkte er weise.

Pankha-Skrin hatte den Vorgang aufmerksam verfolgt.

»Wer bist du?«, fragte er.

»Kennst du mich nicht?«, lautete Narneys Gegenfrage.

Dann wandte er sich ab. Er stand eine halbe Minute reglos. In dieser Zeit verlor sein Gesicht die Blässe, die die im Innern der Burg wohnenden Freidenker bezeichnete, und seine Züge nahmen weniger strenge Formen an. Dann begann er, sich mit seiner Kleidung zu beschäftigen. Ohne sie abzulegen, wendete er Teile davon nach außen, andere wiederum nach innen, bis sein Gewand die hellgraue Färbung der Freidenker-Mode verlor.

Schließlich wandte er sich wieder dem Loower zu.

»Tantha!«, rief der Quellmeister überrascht.

»Ja, das bin ich«, gestand der Humpelnde lächelnd. »Ich glaube, wir haben sie ganz schön an der Nase herumgeführt. Wenigstens für die nahe Zukunft werden die Freidenker ohne den Gastwirt auskommen müssen. Dort hinein! Wir gehen ein Stück weit zurück, dann treffen wir auf einen Seitengang, der uns vorläufig in Sicherheit bringt.«

Perry Rhodan 915: Murcons Vermächtnis

Подняться наверх