Читать книгу Life starts with us - Lara Christ - Страница 5
Vorwort
ОглавлениеWenn wir klein sind, wachen wir morgens auf, sorgenlos. Das Einzige, worüber wir uns Gedanken machen müssen, ist, zu essen, wenn unser Bauch knurrt, ob das Spiel, das wir gerade spielen, Spass macht oder nicht, und ob unsere Eltern wohl schon auf sind.
Im Sommer sind wir fast immer draussen. Wir spielen in der Sonne, bewegen uns und lernen jeden Tag so intensiv viel, dass wir abends todmüde ins Bett fallen und sofort einschlafen. In der Nacht passiert etwas Magisches: Wir träumen. Schöne Dinge, lustige Dinge und manchmal angstmachende Dinge, die uns aufwecken und nach Mami und Daddy rufen lassen, welche uns wenige Sekunden später in den Arm nehmen und uns sagen, dass alles okay ist, alles nur ein böser Traum war und wir wenige Minuten später wieder beruhigt einschlafen.
Nackt herumzurennen ist kein Problem, es gibt uns das Gefühl, frei zu sein. Es spielt keine Rolle, wie wir dabei aussehen, denn wir sind mutig, wir lassen unsere Bäuche stolz heraushängen und sind dabei mehr als nur selbstbewusst. Wir haben Freude an dem Eis in unserer Hand, besonders wenn wir damit komplett vollgeschmiert sind. Essen, spielen, lachen, leben, schlafen, lieben und dann wieder von vorne. Wenn unser Körper das Signal gibt, dass er hungrig ist, essen wir. Ohne Sorgen oder uns Gedanken darüber zu machen, ob das, was wir da essen, gut ist oder nicht. Hauptsache, es schmeckt und wir fühlen uns danach wieder pudelwohl. Einfach unbeschwert. Wir sind getrieben von Neugierde, Mut und Selbstvertrauen. Wachsend. Geliebt und gestärkt. Das Leben und die Welt scheinen interessant zu sein. Schritt für Schritt erkunden wir sie. Wir machen unsere ersten Erfahrungen mit Gefühlen, wie Freude, Trauer, Angst oder Schmerz. Wir lernen unsere Mitmenschen kennen, die manchmal einfach nicht dasselbe empfinden wollen wie wir oder nicht einverstanden sind mit unserer grossartigen Idee. Ab und zu übernehmen wir uns, doch wir sind nicht allein und wieder um eine neue Erfahrung klüger. Wir werden stärker, jeden Tag, wenn wir müde sind, dann schlafen wir einfach ein. Unsere Beine tragen uns jeden Tag etwas weiter, unser Kopf hilft uns jedes Mal mehr, eine Entscheidung zu fällen, unser Lachen wird stets etwas dreckiger, wenn wir das erste Mal Schadenfreude empfinden.
Dass uns das Leben eine Herausforderung gibt, für die wir genug stark sind, um sie auch zu meistern, davon bin ich überzeugt. Auch wenn uns eine Herausforderung zu schwer erscheint und wir das Gefühl haben, ihr auf keine Weise entgegentreten zu können, sondern an ihr zu zerfallen drohen, ist sie genau so gemacht, dass DU sie lösen kannst.
In meiner Geschichte habe ich gelegentlich die Erfahrung gemacht, dass ich eine mir aufgebürdete Aufgabe nicht lösen konnte. Das dachte ich zumindest. Sie war zu schwer. Untragbar. Eine Lösung oder einen sinnvollen Ausweg sah ich nicht. Ich war gefangen in meinem Körper und in meinem Kopf. Bei mir besonders: Diagnose Magersucht.
Das Wort «Anorexie» las ich das erste Mal während eines Beratungstermins in einem Spital. Was genau es bedeutete, wusste ich. Umso mehr war ich davon überzeugt, dass es mich nicht betreffen würde und völlig übertrieben war. Von «krank» zu reden, daran habe ich nie gedacht. Ich hatte nur «Mühe» mit dem Essen und war in Sorge wegen meiner Gedanken, die mir am Ende beinahe das Leben gekostet hatten, wertvolle Zeit und Energie raubten.
Das Leben ist nicht einfach, manchmal sogar schwer oder untragbar und doch sind es die anderen, besonderen Momente, die uns zeigen, wie wertvoll, bereichernd und wunderschön es doch sein kann. Egal, was du durchgemacht hast, was du Schönes und Fürchterliches erlebt und gefühlt hast, der Tag, an dem du diese Dinge hinter dir lassen kannst, macht dich zum freiesten und glücklichsten Menschen der Welt.