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Kapitel 2

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Kapitel 2

Langsam ruckelte der Bus über den Waldweg. Schneller als Schrittgeschwindigkeit konnte er nicht fahren. In seinem Inneren hoppelten die Soldaten schon jetzt auf ihren Sitzen umher wie aufgeregte Kaninchen. Außerdem bestand auch die reelle Gefahr eines Achsbruches. Denn der Bus in seiner grünlichbraunen Lackierung hatte schon bessere Zeiten gesehen, auch tat er schon lange seinen Dienst.

Die Soldaten saßen müde auf ihren Sitzen und starrten mürrisch durch die Scheiben in den dunklen Wald.

Sie waren auf dem Weg zur halbjährlichen Militärübung um ihre Kenntnisse und Fertigkeiten zu trainieren und zu verbessern.

Als sie wenig später ihren Übungsplatz erreichten, wurde es am Horizont bereits hell. Es schafften jedoch nur wenige Sonnenstrahlen einen Weg durch den schwarzen, mit Regenwolken verhangenen Himmel. Schon vor Minuten hatte es leicht zu regnen begonnen. Dieser steigerte sich schnell und war nunmehr ein heftiger Wolkenbruch.

Das trug natürlich nicht zur besseren Laune der Soldaten bei.

Keiner von ihnen konnte auch nur ahnen, dass bis eben etwas abgrundtief böses, nur wenige Meter von ihnen entfernt unter der Erde geschlafen hatte.

Die Kreatur war empfindlich in seiner Ruhe gestört wurden. Es hetzte wütend durch das Unterholz, den schrecklich lauten Geräuschen entgegen. Doch weil seine Wahrnehmung durch den tiefen Schlaf, in dem es eben noch gelegen hatte, beeinträchtigt war, unterlag es dem Irrtum, es handele sich hier nur um drei oder vier Camper. In diesem Fall hätte es sich auf sie gestürzt, hätte sie getötet, zerfleischt, zerkratzt, zerfetzt, hätte sie einfach getötet und sich dann wieder in seiner Höhle zur Ruhe begeben.

Aber wie groß war seine Überraschung, vor allem die Freude mehr als hundert Menschen zu sehen. Blitzschnell warf es sich auf den Boden, kroch dann leise und vorsichtig ganz nah heran. Was es sah erfreute sein gandenloses, blutgieriges Herz. Gierig leckte es sich über die Lippen.

„So viel junges Fleisch, das nur darauf wartet gegessen zu werden“, flüsterte es, wobei dicker grüner Speichel aus seinem Mund spritzte.

Die Müdigkeit war verflogen, auch die Wut so unsanft aus seinem Schlaf gerissen worden zu sein.

Das Wesen sah einmal in den Himmel. Dass er Wolkenverhangen und schwarz war, spielte ihm in die Karten. Am helllichten Tag hätte es nichts machen können. So aber …

Wie ein Tornado stürzte es sich aus der Dunkelheit heraus auf die Soldaten. Blitzschnell bewegte es sich und nach weniger als einer Minute war sein blutiger Erntefeldzug beendet. Das Blut der Soldaten mischte sich mit dem Regenwasser und versickerte langsam im Waldboden. Ihre toten Körper brachte es in seine Behausung, in eine Art Vorratskammer.

Schließlich fiel es erschöpft, neben einem Berg aus wild aufeinander geworfenen Körpern in einen tiefen Schlaf.

Die Kreatur erwachte am Abend aus einem erregenden Traum. Es hatte von Tod geträumt, von Seuchen, Qual und Leid. Von Sklaven, die ihm ergeben dienten. Durch diesen Traum regelrecht aufgegeilt, brauchte es dringend Fleisch. Es wollte fressen, doch bevor die unbändige Gier endgültig siegte, befahl es noch Richie zu sich.

Richie spürte den Wunsch seines Herren, wie ein Hund instinktiv eine Unstimmigkeit seines Herrchens spürte und erwachte augenblicklich. Er entwickelte sich wahrlich zu einem vorbildlichen Diener.

In seinem Magen breitete sich Heißhunger aus, doch ein kurzer Blick in den Kühlschrank belehrte ihn, dass er davon nicht satt werden würde. Also machte er sich ohne Umschweife auf den Weg zu seinem Meister.

An Dornenbüschen riss er sich die Beine blutig und ein leckerer Duft stieg in seine Nase. Er blieb stehen, fing mit einem Finger einen einzelnen Blutstropfen auf und sah diesen nachdenklich an. Mit einer Mischung aus Abscheu und gierigem Verlangen, leckte er ihn hastig weg. Ein leises „hmh“ schlich sich verstohlen über seine Lippen.

Mit knurrendem Magen hastete er seinem Ziel entgegen.

Als er ihn ein paar Minuten später erreichte, waren seine Beine noch mehr zerkratzt und er musste röchelnd nach Luft schnappen. Der betörende Duft, der von seinem eigenen Blut aufstieg, machte ihn beinahe rasend.

„Hallo, Richie. Schön dich zu sehen.“

„Hunger. Solchen Hunger.“ Mehr schaffte Richie nicht.

Ein wahnsinniges, wissendes Lächeln umspielte die Lippen des Meisters. Er wusste, um diesen Hunger, er wusste auch, wie er ihn stillen konnte.

„Probier einmal davon!“, seine rechte deutete auf den Leichenhaufen. „Richie, der Hunger der dich so fürchterlich plagt, ist dein Hunger nach Menschenfleisch. Wir beide, du und ich, werden ihn sogleich stillen.“

Richie erschrak beim Anblick dieses Haufens. Noch niemals zuvor hatte er so viele Tote Menschen auf einen Blick gesehen. Wild übereinander geworfen, zu einem Berg angehäuft. Doch der Schock blieb nicht lange bestehen. Sein Hunger war stärker. Er rannte auf den Berg zu. Seine Gedanken waren durch den Hunger ganz vernebelt, sein Magen knurrte immer unbarmherziger.

Dann griff er zu. Und schon der erste Bissen schmeckte wie eine Erlösung.

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