Читать книгу "Haben Sie den Rollstuhl auch mal unbeaufsichtigt gelassen?" - Laura Chrobok - Страница 3

Vorwort

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Dieses Buch schreibe ich eher aus einer gewissen Ratlosigkeit, denn aus einer bestimmten Motivation heraus. Fremden Menschen erzähle ich eigentlich nicht gerne meine Lebensgeschichte. Das tut mein Vater (wie bereits von Kindheit an) zur Genüge für mich. Aber das scheint mir besser zu sein, als gar nichts zu tun.

Ich heiße Laura Maria Chrobok, wobei mich niemand „Maria“ nennt. Ich bin Rollstuhlfahrerin. Stärker definiere ich mich aber darüber, arbeitssuchende Bürokauffrau zu sein. Aufgewachsen mit drei älteren Brüdern, vielen Pflege-Geschwistern und einer krebskranken Mutter, eignete ich mir früh eine kommunikative, diplomatische, aber auch direkte Umgangsform an. So agierte ich auch während meiner Ausbildungszeit in einem Berufsbildungswerk in Hannover. Dort absolvierte ich meine Ausbildung, da ich auf dem „freien Markt“ aufgrund meiner Behinderung keinen Ausbildungsplatz fand. Ohne wehleidig klingen zu wollen: Damit befand ich mich, trotz guter Bildung (und anerkannter Berufsausbildung) quasi automatisch auf einem Abstellgleis ... Und das ist nicht etwa die Schuld der Berufsbildungswerke (BBWs), sondern vielmehr die des freien Marktes.

Nun bin ich fast dreißig und nach wie vor arbeitssuchend. Deshalb sitze ich abends im Halbdunkeln hier im Wohnzimmer meines Vaters und seiner zweiten Ehefrau und schreibe ein Buch. Über mich. Mein Leben. Was dafür, dass ich ein Durchschnittsmensch bin, gar nicht mal so uninteressant ist. Ich schreibe es, um die Initiative zu ergreifen, meine mich zeitweilig überkommende Resignation abzuschütteln. Und, um anderen Menschen mit ähnlichen Erfahrungen ein wenig Hilfestellung, vielleicht auch etwas Hoffnung, zu geben. Ich möchte über den Umgang eines Kindes mit der Krebsdiagnose der Mutter schreiben. Über Therapie(un)möglichkeiten. Vor allem bezogen auf meine Zerebralparese, aber auch auf ihren Klatskin-Tumor. Über das Reisen als Körperbehinderte auch in unwegsames Gelände. Über die langjährige, bisweilen frustrierende Jobsuche trotz guter Qualifikationen, um die (trotz Gleichstellungsgesetz) hart gekämpft werden musste. Ohne meine Eltern gäbe es mich logischerweise gar nicht. Da diese Grundvoraussetzung gegeben ist darf ich sagen, ohne den Kampfeswillen meiner Mutter wäre es heute wohl noch sehr viel schlechter um mich bestellt. Daher möchte ich am Beginn meiner Geschichte auch ihre erzählen.



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