Читать книгу Standards und Evidenzen der logopädischen Stimmtherapie mit Mann-zu-Frau-Transsexuellen - Leah Kühl - Страница 6

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3 Nomenklatur

Es wird an dieser Stelle angemerkt, dass die in dieser Arbeit verwendeten Begriffe für die betroffene Patientengruppe der MFT stetigen Veränderungen unterliegen und in keinem Fall von jedem Menschen als passend empfunden werden.

Es wurde versucht, auf eine genderneutrale Sprache zu achten, was allerdings nicht vollständig möglich war, da manche Studien sich eindeutig auf weibliche bzw. männliche Individuen beziehen. Ansonsten gilt, dass mit der Verwendung männlicher Formen, stets auch die weibliche Ansprache gemeint ist und umgekehrt.

3.1 Transsexualismus

In Deutschland ist für die Verschlüsselung von Diagnosen in diesem Bereich die International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems - 10th edition - german modification (ICD-10-GM) verbindlich. Ich verwende daher den Begriff Transsexualismus (ICD-10-Code ist F64.0), betroffene Personen sind Transsexuelle, das entsprechende Personalpronomen ist „sie“.

Transsexualismus bezeichnet „[den] Wunsch, als Angehöriger des anderen Geschlechtes zu leben und anerkannt zu werden. Dieser geht meist mit Unbehagen oder dem Gefühl der Nichtzugehörigkeit zum eigenen anatomischen Geschlecht einher. Es besteht der Wunsch nach chirurgischer und hormoneller Behandlung, um den eigenen Körper dem bevorzugten Geschlecht soweit wie möglich anzugleichen“ (Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) unter Beteiligung der Arbeitsgruppe ICD des Kuratoriums für Fragen der Klassifikation im Gesundheitswesen (KKG), 2018, p. 208).

3.2 Mann-zu-Frau-Transsexuelle (MFT)

MFT sind Menschen, die bei der Geburt dem männlichen Geschlecht zugeordnet wurden, welche ihre Körper oder ihre Geschlechterrolle geändert haben und nun eine femininere Rolle bzw. einen feminineren Körper haben, oder diesen anstreben (Coleman et al., 2012).

Es handelt sich, um eine Personengruppe, die anatomisch gesehen, einen männlichen Larynx aufweist und mit diesem eine weibliche Stimme erzeugen möchte, da sie sich dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlt (Palmer, Dietsch, & Searl, 2012).

Der in der vorliegenden Arbeit fokussierte Personenkreis wird durch die Autorin dieser Arbeit als Mann-zu-Frau-Transsexuelle (MFT) bzw. Patientinnen definiert.

Als Männer und Frauen sollen hier Personen beschrieben werden, welche bei der Geburt dem männlichen bzw. weiblichen Geschlecht zugeordnet wurden und keine Diskrepanz zwischen Geburtsgeschlecht und Geschlechterrolle empfinden.

3.3 Standard

„Der Begriff „Standard“ ist in der Medizin nicht eindeutig definiert“ (Frahm et al., 2018, p. 447).

Einer zwar alten, aber dennoch weiterhin häufig gebrauchten Definition nach, wird der medizinische Standard aber abgebildet durch „den jeweiligen Stand naturwissenschaftlicher Erkenntnis und ärztlicher Erfahrung, der zur Erreichung des ärztlichen Behandlungszieles erforderlich ist und sich in der Erprobung bewährt hat“ (G. Carstensen, 1989, A-2432).

Diesem Leitbildbild folgt die Evidenzbasierte Medizin (EbM). Somit sollte als Standard gelten, was sich auf die EbM bezieht. Weiterhin sollten die Wünsche der Patienten in einen Standardbegriff einbezogen werden. Dieser sollte auch zugangs- und versorgungsgerecht sein. Die wirtschaftsökonomische Seite eines Standards sollte hingegen davon getrennt betrachtet werden. Da jede behandelnde Person aber auch an Behandlungs- bzw. Rahmenverträge gebunden ist, gilt es in der Patientenversorgung auch einen rechtlichen Standard zu definieren. Dies bleibt aufgrund der Arbeit mit Menschen und ihrer Individualität (sowohl des Arztes als auch des Patienten) dennoch schwierig (Frahm et al., 2018).

Die Bundesärztekammer schreibt in ihrer (Muster-) Berufsordnung fest, dass der Erhalt sowie die Wiederherstellung der Gesundheit als Ziel gelten soll (BÄK, 2019).

Ein solcher Passus ist derzeit nicht in der Berufsordnung für Logopäden erfasst.

Wie Beushausen (2012) feststellt, benötigt es zur Leitlinienentwicklung erst einheitliche Standards, um deren Entstehung zu ermöglichen.

3.4 Spektrale Momentumanalyse

Mithilfe der Spektralen Momentumanalyse lässt sich die Rauschenergie im Störschall pro Frequenzbereich messen und auswerten. Dies kann zum Beispiel mithilfe eines Spektrogramms verbildlicht werden. Es lassen sich Werte berechnen, sogenannte spektrale Momente. Diese Momente lassen Aussagen über die akustische Struktur beispielsweise von stimmlosen Frikativen zu. Zwei in der vorliegenden Arbeit relevanter Werte sind die spektrale Schiefe oder auch Neigung sowie das Gravitationszentrum (spectral scewness, tilt, center of gravity). Letztere gibt Auskunft darüber, wie weit der Median vom Mittelwert in der Frequenz abweicht (Nissen & Fox, 2005).

Standards und Evidenzen der logopädischen Stimmtherapie mit Mann-zu-Frau-Transsexuellen

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