Читать книгу Was steht wirklich im Koran? - Leo Pollmann - Страница 6
Vorwort
ОглавлениеAngesichts der Fülle von Publikationen über den Islam kann man sich fragen, ob wirklich noch ein weiteres Buch zu diesem Thema notwendig sei. Indes fehlt bisher eine dialogbereite, von kritischer Faszination getragene Hinführung zu den großen Texten des Islam, allen voran dem Koran, eine Hinführung, die bei aller Bereitschaft, sich auf diese Texte einzulassen und sich von ihnen berühren zu lassen, Unterschiede zum Christentum nicht unter den Tisch kehrt oder zurückhält.
Die Kapitel führen in konzentrischen Kreisen in Struktur und Entwicklung der koranischen Botschaft und des Islam ein. Das erste Kapitel, ‚Der Geist des Islam‘, führt von außen, durch Beobachtungen zur tiefen Zäsur, welche die Auswanderung nach Medina im Koran hinterließ, und durch das aktuelle Problem des islamistischen Terrors geleitet, an den Koran heran. Das zweite Kapitel, ‚Mohammeds Umgang mit der Bibel‘, zeigt auf, wie sich der Koran bzw. Mohammed über die Bibel und apokryphe biblische Erzählungen positioniert. Es endet mit der signifikanten Beobachtung, dass der Koran bestimmte in der Bibel stark vertretene Themen, wie das der Arbeit und das der Gottesliebe, nicht oder jedenfalls nicht vergleichbar energisch aufgreift. Das dritte Kapitel, ‚Freude und Lachen‘, setzt diese Linie fort und behandelt das gespaltene Verhältnis des Korans zu diesen in der Bibel durchaus positiv besetzten werthaften Äußerungen des Menschen. Das vierte Kapitel widmet sich dem Leben Mohammeds und schafft damit Voraussetzungen für eine historische Einordnung der koranischen Botschaft. Das fünfte Kapitel baut darauf auf, indem es die innere Entwicklung der koranischen Botschaft nachzeichnet. Das sechste Kapitel widmet sich der Formelhaftigkeit im Koran, das siebte wendet sich von hier aus dem Hadith zu. Das achte behandelt, vom Koran ausgehend, die muslimische Gesetzgebung, wie diese in den Jahrhunderten nach Mohammeds Tod entwickelt wurde. Besonderes Augenmerk gilt dabei den „Rechten“ der Frau.
Bei alldem werden Wiederholungen nicht gescheut. Sie wiederholen nicht nur, sondern vertiefen oder akzentuieren. Dies ist dem Gegenstand angemessen: Der Koran lebt mit der Wiederholung. Eingedenk dessen, dass der Islam in hohem Maße Texten, denen des Korans und denen des Hadith, verpflichtet ist und buchstäblich mit ihnen und aus ihnen lebt, wird darüber hinaus dem Zitat zentrale und gehäufte Bedeutung zukommen.
Das Ganze ergibt so eine der behandelten Sache entsprechende, lebendige, gewissermaßen hautnahe Einführung in die Welt des Islam. Es trägt dem Umstand Rechnung, dass der Islam in einem kaum zu überschätzenden Maße durch seine Texte motiviert und auch demotiviert wird.
Zur Wiedergabe arabischer Begriffe in Umschrift sei noch vermerkt, dass diese, soweit möglich, nach den Transkriptionsregeln der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft erfolgt. Arabische Begriffe, die eingedeutscht worden sind, wie „Koran“, „Hadith“, „Scharia“, „Djihad“, „Hidschra“, wurden wie deutsche Begriffe behandelt. Der Plural von Hadith lautet demnach hier Hadithe (statt ahadīṯ). Folgerichtig und im Einklang mit dem Rechtschreibeduden lautet der Genitiv von „der Koran“ „des Korans“. Bei „Islam“ gestattet dieses Regelwerk die Meidung eines solchen, in diesem Fall leicht kakophon wirkenden Endungs-s. Wir schreiben also: „des Korans“, aber „des Islam“. Zitate behalten selbstverständlich die Schreibung, in der ich sie vorfinde.
Schließlich sei noch vorab festgehalten, dass ich beim interpretatorischen Umgang mit dem Koran diesen als ein im weiten Sinn literarisches Werk betrachte, das Mohammed, von Offenbarungen geleitet, schuf und das ihn zum Verfasser hat. Moustafa El Kady danke ich für die gründliche Durchsicht des Manuskripts.