Читать книгу Was steht wirklich im Koran? - Leo Pollmann - Страница 7
1. Der Geist des Islam. Aus gegebenem Anlass
ОглавлениеDie Ereignisse vom 11. September 2001 sowie die von Madrid, London und Scharmel Scheich haben in dramatischer Weise Anlass gegeben, sich mit dem Islam zu befassen. Die Frage, ob eine Religion Terrorakte dieses Ausmaßes und überhaupt jegliche Form von Terror rechtfertigen könne, beschäftigt uns. Dies umso mehr als die Religion, in deren Namen hier Terror ausgeübt wird, Islam heißt, was mit dem arabischen Wort für ‚Friede‘, salām, zusammenhängt. Die Bezeichnung ‚Islam‘ begegnet wiederholt im Koran, und zwar als Name für die von Mohammed auf Geheiß Allahs begründete Religion.1 Islam bedeutet, vom gleichen Wortstamm abgeleitet, Hingabe (an Gott), meint also, dass man seinen Frieden in Gott, in der Unterwerfung unter seinen Willen suche. Es ist kein Zufall, dass sich im arabischen Raum eine eigenständige Mystik entwickelt hat: die der Sufis,2 allerdings wohl auch nicht, dass man in dieser christliche Einflüsse entdecken kann. Das „Entwerden“, von dem die Sufis gern sprechen, meint Krieg (Djihad) gegen sich selbst, gegen seine Neigungen. Wenn der Koran von Djihad spricht, so ist dieser, richtig verstanden, auch zunächst einer gegen sich selbst, aber nicht nur. Er kann hier auch Kampf mit den Waffen bedeuten. Und wenn die Sufis viel von Gottesliebe sprechen, so ist das im Koran vergleichsweise selten der Fall.
Wir wollen im Folgenden einigen Fragen nachgehen, die sich in diesem Zusammenhang ergeben. Dabei gilt dem Fall des bewaffneten Kampfes, des Krieges, unsere besondere Aufmerksamkeit.
Der Koran wird die hauptsächliche Quelle für unsere Untersuchung sein. Ein Moslem ist ja jemand, der glaubt, dass „Allah der Größte und Mohammed sein Prophet“ ist. Was Allah, Gott, seinem Propheten offenbart hat, enthält nun einmal in der Hauptsache der Koran mit seinen 114 Suren. Dazu tritt der sogenannte Hadith. Er enthält die mündlichen Überlieferungen dessen, was Mohammed noch gesagt und getan haben soll. Der Hadith hat im Islam fast den gleichen Rang wie der Koran selbst, ist aber eine weniger sichere Quelle.
Als eine Art Glaubensbekenntnis kann man die erste Sure, die Fatiha, ansehen.3 Da sie mit ihren acht Versen kurz und übersichtlich ist, wollen wir sie eingangs betrachten – die zweite und zugleich längste Sure beispielsweise zählt nicht weniger als 286, größtenteils wesentlich umfangreichere Verse. Die erste Sure ist, wie alle Suren, den Psalmen vergleichbar: auf Grund ihrer melodiösen Sprache, aber auch wegen der Einteilung in Prosaverse (ayat, was zunächst ‚Zeichen‘ heißt). Der Eingangsvers lautet wie bei jeder Sure (mit Ausnahme der über die Buße, der neunten, Al-Tauba) so: „Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen.“ Dieser Eröffnungsvers ist so etwas wie das Kreuzzeichen bei den Katholiken und die entsprechende Formel – „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ – bei den Protestanten. Hier ist der Blick ausschließlich auf den einen Gott und seine verlässliche Barmherzigkeit gerichtet. Das Hocken auf Knien und Fußsohlen und die tiefe Verbeugung bis auf den Boden bzw. auf den Gebetsteppich unterstreichen den Willen, sich Gott gegenüber zurückzunehmen, und sind Ausdruck der Ergebenheit. Gottes Wort an den Propheten soll ungehindert in den Gläubigen einfließen. Ein rhythmisches Vor- und Rückwärtsbewegen steht im Einklang mit dem Rhythmus der in der Regel nicht nur gelesenen, sondern ausgesprochenen, wenn nicht gesungenen Verse. Es dient der Durchdringung mit dem Wort.
Die Sure lautet insgesamt:
„1. Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen.
2. Lob sei Gott, dem Herrn der Welten,
3. dem Erbarmer, dem Barmherzigen,
4. der Verfügungsgewalt besitzt über den Tag des Gerichtes.
5. Dir dienen wir, und Dich bitten wir um Hilfe.
6. Führe uns den geraden Weg,
7. den Weg derer, die Du begnadet hast, die nicht dem Zorn verfallen und nicht irregehen.“ 4
Beachten wir zunächst den geradezu poetisch zu nennenden Aufbau. Die vier ersten Verse sind ganz Gott zugewandt, preisen ihn mit seinen hervorstechenden Attributen. Er ist der Erbarmer, der Barmherzige; er ist der Herr der Welten, hat das Weltall geschaffen und lenkt es; und er ist der Meister des Jüngsten Gerichtes, der Rechenschaft verlangen wird über Gut und Böse. In letzterem Attribut Gottes tritt der eschatologische, der endzeitliche Zug des Islam hervor; in ihm kulminiert die Lobpreisung. Ihm begegnet man übrigens auf Schritt und Tritt im Koran. Beachten wir aber auch, dass als Gegengewicht dazu das tröstliche Attribut Gottes – er ist barmherzig – wiederholt wird. Mit dem eschatologischen, richterlichen Aspekt Allahs wird der zweite Teil der Sure eingeleitet. Er richtet den Blick auf den Menschen, auf den Gläubigen. Dieser ist zum Gottesdienst bestimmt und soll nur von Gott Hilfe erflehen, soll auf Ihn all sein Vertrauen setzen: „Dir dienen wir, und Dich bitten wir um Hilfe.“
Der Gottesdienst soll im Übrigen kein Selbstzweck sein. Gott soll dem Menschen helfen, den geraden Weg zu gehen. „Führe uns den geraden Weg.“ Das arabische Wort für „gerade“ ist „mustaqim“. Es meint „gerade, redlich, rechtschaffen“. Auch diese Rede vom geraden Weg ist ein Leitmotiv des Korans. Es wird im letzten, vergleichsweise langen Vers, die innere Bewegung der Sure abrundend, auf Gott rückbezogen: „Den Weg derer, die Du begnadet hast, die nicht dem Zorn verfallen und nicht irregehen.“ Hier wird aber auch deutlich, dass der Blick ausdrücklich und ausgedehnt auf diejenigen gerichtet wird, die Gottes Missfallen erregt haben und irregegangen sind. Viele Suren des Korans halten sich ausgiebig bei denen auf, die nicht glauben, und drohen ihnen Gottes Strafgericht an. Der Rechtgläubige, der Muslim, definiert sich maßgeblich über seinen Unterschied vom Ungläubigen oder Andersgläubigen und von denjenigen, die nicht den von Gott gewollten geraden Weg gehen. Das im Übrigen kurze und knappe sogenannte Glaubensbekenntnis des Muslim verweilt auffällig wortreich bei denjenigen, die nicht dazugehören, und es grenzt diese aus. Es gibt damit dem ganzen Koran eine Grundausrichtung vor. Im christlichen Glaubensbekenntnis fehlt eine solche Ausgrenzung; es verweilt ausschließlich bei dem positiv zu Glaubenden.
Andererseits wäre es verfehlt, von hier aus auf eine grundsätzliche Intoleranz des Islam zu schließen. Ganz im Gegenteil enthält der Koran mehrere ausdrückliche Aufforderungen zur Duldung von Andersgläubigen. In Sure 2, Vers 256 steht zu lesen: „Es gibt keinen Zwang in der Religion“. Die Sure 109 ist ganz diesem Thema gewidmet. Ich will sie als Ganzes zitieren:
„Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen.
1 Sprich: ‚O ihr Ungläubigen,
2 ich verehre nicht, was ihr verehrt,
3 auch ihr verehrt nicht, was ich verehre.
4 Weder ich werde verehren, was ihr verehrt habt,
5 noch werdet ihr verehren, was ich verehre.
6 Ihr habt eure Religion, und ich habe eine5 Religion.‘“
Zweierlei wird hier deutlich. Einmal zieht der Prophet einen klaren Trennungsstrich zwischen sich und den Ungläubigen oder Andersgläubigen. Damit sind in dieser frühen, vor der Hidschra eingegebenen Sure wohl die gemeint, die noch die alten Götter verehren. Sodann zieht Mohammed aber auch klar die Konsequenz, den Irrenden zu dulden. Duldung und ausführliche Distanzierung gehen Hand in Hand. Wenn man den letzten Vers – Ihr habt eure Religion, und ich habe eine Religion – für sich allein zitiert, wie es oft geschieht, geht diese Botschaft, auf die es Mohammed ankommt, verloren.
Wie wenig seine Duldung mit echter Toleranz, die das andere in seiner Eigenwertigkeit anerkennt, zu tun hat, zeigen zahllose Passagen, darunter Sure 5, Vers 9–10. Im Vers 9 lesen wir: „Gott hat denen, die glauben und die guten Werke tun, versprochen: Bestimmt ist für sie Vergebung und großartiger Lohn.“ Und der Vers 10 stellt klar: „Und diejenigen, die nicht glauben und unsere Zeichen für Lüge erklären, das sind die Gefährten der Hölle.“
Das Christentum war allerdings jahrhundertelang noch viel weiter von echter Toleranz gegenüber Andersgläubigen entfernt. Sätze wie „Es gibt keinen Zwang in der Religion“ (2,256), „Ihr habt eure Religion, und ich habe eine Religion“ (109,6) oder noch „Wer nun will, möge glauben, und wer will, möge ungläubig sein“ (18,29) würde man im Neuen Testament oder in den Verlautbarungen der Päpste und Konzilien vergeblich suchen. Auch würde man hier keine solch eindeutige Aufforderung zur Duldsamkeit finden, wie sie Mohammed an anderer Stelle, Sure 16,125, so formuliert: „Ruf zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und streite mit ihnen auf die beste Art. Dein Herr weiß besser, wer von seinem Weg abirrt; und Er weiß besser, wer die sind, die der Rechtleitung folgen.“ So war man denn auch unter den ersten Kalifen, den sogenannten rechtgeleiteten Kalifen, gegenüber anderen Konfessionen sehr zurückhaltend. Man mischte sich nicht ein, ließ, von einzelnen Übergriffen abgesehen, den Christen ihren Glauben und ihre Kirchen.6 Mohammed selbst verhielt sich allerdings gegenüber den Juden von Medina anders. Zunächst schloss er mit ihnen einen Vertrag ab, der ihre Duldung vorsah. Als sich herausstellte, dass sie ihm im Kampf gegen die Mekkaner in den Rücken zu fallen drohten, verjagte er sie Stamm um Stamm aus der Stadt.
Dass sich der Geist der Duldsamkeit teilweise noch lange erhielt, zeigt auch der Vergleich zwischen dem Verhalten von Muslimen und Christen im späteren Spanien. Während im katholischen Spanien des 15. und 16. Jahrhunderts zahllose Juden die Wahl hatten zu konvertieren oder ausgewiesen zu werden oder, schlimmer noch, auf dem Scheiterhaufen zu landen, hatte zuvor das muslimische Spanien Toleranz in beachtlichem Ausmaß geübt. Es duldete beispielsweise den Fortbestand katholischer Kirchen und Gemeinden. Man hoffte eben, dass das Beispiel muslimischen Glaubens und muslimischer Lebensgestaltung die erwünschte Überzeugungskraft ausüben möge.
Bei alldem sind allerdings die historischen Umstände zu beachten. In den südlichen Provinzen Spaniens hatten die Muslime lange ungefährdet die Macht inne. Das erklärt bis zu einem gewissen Grade den Mut zur Toleranz. Umgekehrt gilt, dass den Muslimen nichts anderes als solche Toleranz übrig blieb, solange sie eine insignifikante Minderheit waren. Die beiden wichtigen Sätze „Ihr habt eure Religion, und ich habe eine Religion“ sowie „Wer nun will, möge glauben, und wer will, möge ungläubig sein“ und auch die signifikante Sure 109 entstammen der Zeit vor der Hidschra, vor Mohammeds Weggang von Mekka nach Medina.
Diese Hidschra, dieser Weggang von Mekka, ist eine bedeutende Zäsur, die sich im Koran einschneidend bemerkbar macht. Mohammed hatte um 610 unserer Zeitrechnung den Ruf Allahs empfangen. Er hatte sich dann zunächst an die Bewohner seiner Heimatstadt Mekka gewandt und dort wenig Widerhall gefunden. Mekka war gewissermaßen die Hochburg des Götzendienstes. Hier stand und steht noch die berühmte Kaaba mit ihren damals rund 350 Götterbildnissen. Mekka lebte von solcher Berühmtheit. Die Anhänger Mohammeds hingegen blieben lange eine Minderheit, überwiegend von Frauen und Sklaven, die überdies der Verfolgung ausgesetzt waren. Unter diesen Umständen predigte der Prophet 13 Jahre lang friedlich den Islam. Die vor der Hidschra verfassten Suren spiegeln diesen Sachverhalt. Auffällig oft erfolgt in ihnen der Hinweis auf das Jenseits und den Lohn, den der Gläubige im Paradies zu erwarten hat. So heißt es im Vers 32 der Sure 6:
„Das diesseitige Leben ist nur ein Spiel und Zerstreuung. Die jenseitige Wohnung ist gewiß besser für die, die rechtschaffen sind.“
In einer dieser Suren legt Gott Mohammed ans Herz, das Beispiel anderer Propheten zu befolgen, die im Falle der Verfolgung geduldig auf Gott vertrauten (6,34). Ganz in diesem Sinne heißt es im Vers 69 der gleichen Sure:
„Denjenigen, die gottesfürchtig sind, obliegt in keiner Weise, sie zur Rechenschaft zu ziehen, sondern nur das Ermahnen, auf daß sie gottesfürchtig werden.“
In diesen vor der Hidschra entstandenen Suren, nicht weniger als 88 von 114, ist verständlicherweise nirgends von Krieg und Kampf die Rede7: Der Krieg war in der mekkanischen Zeit noch kein Thema.
Es wäre aber falsch anzunehmen, dass es sich bei dieser Duldsamkeit nur um eine taktische Linie des frühen Islam handle. Das belegt die zitierte zweite, nach der Hidschra inspirierte Sure, in der es heißt: „Es soll kein Zwang sein in der Religion“. Das gleiche Bild ergibt ja auch das maurische Spanien. Im Übrigen finden sich über den ganzen Koran hinweg immer wieder Hinweise auf den Lohn im Jenseits. In der achten Sure heißt es im 67. Vers mit geradezu programmatischer Deutlichkeit: „Ihr wollt die Güter des Diesseits, und Gott will das Jenseits.“ Ganz in dieser Richtung liegt auch das muslimische „Gott ist mir Genüge“ (hasbiya allahu), das in den Suren 8 und 9, die beide nach der Hidschra entstanden, jeweils gleich zweimal in Abwandlung begegnet (8,62.64; 9,59.129).8 Es mag genügen, eine dieser Stellen zu zitieren: „Wenn sie dich aber hintergehen wollen, so ist Allah fürwahr deine Genüge“. Theresia von Avila wird später genau in diesem Sinne in Zeiten von Not und Bedrängnis ihr „Gott allein genügt“ sprechen.
Der Islam, wie er sich im Koran darbietet, stellt sich bewusst nicht als historisch geworden, sondern als ein Gesamtentwurf dar. Deswegen folgt auch die Anordnung der Suren nicht dem Zeitpunkt ihrer Entstehung (Herabsendung), sondern (weitgehend) dem Prinzip der abnehmenden Länge: Die längsten Suren kommen am Anfang, die kürzesten am Ende. Die Eingangssure, die Fatiha, stellt diesbezüglich allerdings eine bedeutsame Ausnahme dar. Sie ist eine der kürzesten Suren und eröffnet doch den Koran. Es mag dies mit kompositorischen Fragen zusammenhängen, damit, dass so dem Leser der Einstieg in den Text erleichtert wird. Der entscheidende Grund für diese Ausnahme dürfte aber gewesen sein, dass diese Sure den Islam bündig auf den Nenner eines Glaubensbekenntnisses bringt, welches diese Vorrangstellung verdient. Außerdem ist so klargestellt, dass die Entwicklungen, die sich in Medina anbahnen und die streckenweise in der sehr langen zweiten Sure und mehr noch in der sechsten Sure den Ton angeben, die hin zu einer kampfbetonten Religion weisen, nicht den Blick dafür verstellen sollten, dass der Geist des Islam zunächst etwas Anderes, spezifisch Friedfertiges meint. Diese friedfertige Botschaft findet ja auch darin ihren Ausdruck, dass sich mekkanische Suren über den ganzen Text verstreut finden. Das hat mit ihrer relativen Länge zu tun und ist, von daher gesehen, zufällig zustande gekommen, ist aber auch sinnvoll. Die mekkanischen Suren eröffnen den Reigen mit der eingangs zitierten ersten Sure; sie dominieren vorübergehend ab der Sure 10 (Sure 10–21) und beschließen den Reigen mit den Suren 111 bis 114. Sie sind so etwas wie der Urkoran: Sinnmitte und Zusammenhalt des Korans.
Die Voranstellung des sogenannten Glaubensbekenntnisses zeigt, dass man sich durchaus bewusst bleibt, wo die eigentliche Sinnmitte des Islam liegt. In diese Richtung weist auch die Tatsache, dass eine ganze Reihe der medinischen Suren (Sure 5, 24, 58, 59, 62–66, 110) gar keine Referenz auf Kampf enthalten, und sich die anderen meistens nur beiläufig, versweise, diesem Thema widmen. Die großen Themen des Korans bleiben die Einheit Gottes, seine Barmherzigkeit, Szenen aus dem Alten Testament, die Leute der Schrift (Juden und Christen), der gerade Weg der Gerechten, die Irrwege der Ungläubigen und derjenigen, die vom Glauben abgefallen sind, die Strafen, die ihnen drohen, das Jüngste Gericht und die himmlischen Gärten, die den Gerechten als Lohn winken.
In der sehr lockeren Einheit des Korans erfolgt nach der Hidschra nur eine Ausweitung auf Motive, die aktuell geworden sind, unter anderem das des bewaffneten Kampfes. Wie gesagt, hatte Mohammed, Karawanenführer und Kaufmann, mit einer reichen Kaufmannswitwe aus Mekka verheiratet, von 610 bis 622 friedlich in dieser Stadt seine Lehren verkündigt und seinen Anhängern wohlweislich nicht nahegelegt, für Verfolgung Vergeltung zu üben und zum Schwert zu greifen. Das hätte die heidnischen Stämme noch mehr aufgebracht gegen die Vertreter der neuen Lehre, die dem ererbten heidnischen Polytheismus konträr entgegengesetzt war.
Im Jahre 622 kamen dann Konvertiten aus Yathrib, dem heutigen Medina, zu Mohammed, um ihm Gefolgschaft zu loben. Mohammed erkannte, dass in Medina die Bedingungen für seine neue Religion besser sein würden. Er wanderte mit seinen Gefolgsleuten dorthin aus und gründete dort ein erstes politisches Gemeinwesen im Geiste des Islam, mit ihm selbst als Oberhaupt und den bis dahin „herabgesandten“ Suren des Korans als Richtschnur.
Alle zwischen 622 und 632 n. Chr. (dem Todesjahr Mohammeds) offenbarten Suren sind in diesem Zusammenhang zu sehen. Sie sind motivweise Ausdruck der Etablierung Medinas als Zentrum der islamischen Ordnung.9 Wie gesagt, ändert das nichts an den Grundthemen des Korans. Es spielen aber nun die praktischen Erfordernisse des Gemeinwesens hinein. Und dazu gehört bald auch die Frage, ob Krieg und Kampf erlaubt und vielleicht sogar verpflichtend seien.
So wird Mohammed und seinen Gefolgsleuten in Vers 40 bis 41 der Sure 22 Erlaubnis gegeben, sich zu verteidigen. Die oft zitierten Verse lauten:
„Erlaubnis [zum Kampf] ist denen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen ja Unrecht getan wurde – und Gott hat gewiß die Macht, sie zu unterstützen –, ihnen, die zu Unrecht aus ihren Wohnstätten vertrieben wurden, nur weil sie sagen: Unser Herr ist Gott. Und hätte Gott nicht die einen Menschen durch die anderen abgewehrt, so wären gewiß Mönchsklausen, Kirchen, Gebetsstätten und Moscheen zerstört worden, in denen des Namens Gottes viel gedacht wird. Und Gott wird bestimmt die unterstützen, die Ihn unterstützen. Und Gott ist stark und mächtig.“
Der Krieg wird also nun entsprechend der vorgegebenen Situation – man ist indirekt aus Mekka vertrieben worden – zunächst einmal als Verteidigungskrieg erlaubt.
Mohammed hatte jedenfalls durchschlagenden Erfolg mit seiner neuen, gewissermaßen von Gott gestatteten Linie. Mit seinen etwa 300 männlichen Muslimen besiegte er 624 bei Badr ein Heer von an die tausend erfahrenen Kriegern.
Bei alldem hatte zu gelten, dass man das Maß einhalten sollte. So heißt es in der Sure 2, Vers 190:
„Und kämpft auf dem Weg Gottes gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen, und begeht keine Übertretungen, denn Gott liebt die nicht, die Übertretungen begehen.“
Im achten Vers der fünften Sure steht zu lesen:
„O ihr, die ihr glaubt, tretet für Gott ein und legt Zeugnis für die Gerechtigkeit ab! Und der Haß gegen bestimmte Leute soll euch nicht dazu verleiten, nicht gerecht zu sein.“
Mit aller Deutlichkeit wird allerdings auch an anderen Stellen gefordert, dass man sich entschlossen den Ungläubigen entgegenzustellen habe. So liest man in der 2. Sure, Vers 216: „Vorgeschrieben ist euch der Kampf.“ Es wird in Aussicht gestellt, dass Gott hierfür guten Lohn zahle. So geschieht es in Vers 59 bis 60 der Sure 8:
„Und diejenigen, die ungläubig sind, sollen nicht meinen, sie seien (euch) voraus. Sie werden nichts vereiteln können. Und rüstet gegen sie, was ihr an Kraft und an einsatzbereiten Pferden haben könnt, um damit den Feinden Gottes und euren Feinden Angst zu machen […] Und was ihr auf dem Weg Gottes spendet, wird euch voll zurückerstattet, und euch wird nicht Unrecht getan.“
Im 40. Vers der neunten Sure heißt es: „Rückt aus, ob leicht oder schwer, und setzt euch mit eurem Vermögen und eurer eigenen Person auf dem Weg Gottes ein“. In Sure 9, Vers 111 steht zu lesen:
„Gott hat von den Gläubigen ihre eigene Person und ihr Vermögen dafür erkauft, daß ihnen das Paradies gehört, insofern sie auf dem Weg Gottes kämpfen und so töten oder getötet werden.“
Sure 61, Vers 4 verkündet: „Gott liebt die, die um seinetwillen kämpfen in Reih und Glied.“ Hart und ausführlich geht Mohammed mit denen ins Gericht, die sich ohne triftigen Grund diesem Kampf verweigern (9,81–99). Im 84. Vers der neunten Sure liest man sogar:
„Und bete niemals über einen von ihnen, der gestorben ist, und stehe nicht bei seinem Grabe. Sie haben Gott und Seinen Gesandten verleugnet, und sie starben als Frevler.“
Es wirkt auf uns befremdend, wenn somit in der heiligen Schrift des Islam, im Koran, dem Krieg und der Kriegsführung so viel Bedeutung zukommt. Im Alten Testament ist das wohl auch der Fall. Im Neuen Testament aber, das den Christen oberste Richtschnur ist, finden wir lediglich einmal, bei Lukas, kurz vor Beginn der Leidensgeschichte, eine Stelle, die man als Andeutung der Möglichkeit eines bewaffneten Kampfes für die Sache Jesu deuten könnte. Jesus sagt da sinngemäß, wer jetzt keine Reisetasche und keinen Wanderstab habe, solle seinen Mantel verkaufen und sich dafür ein Schwert erwerben (Lukas 22,36). Aber es gehört schon viel Phantasie dazu, diese einzige einschlägige Stelle im Sinne einer Aufforderung zum Kampf zu lesen. Denn Jesus fragt seine Jünger anschließend, wie viele Schwerter sie haben. Und als sie antworten, sie hätten zwei, sagt er: „Genug davon!“ Damit will Jesus wohl bedeuten, dass das Thema für ihn erledigt ist. Schließlich heißt es bei Matthäus (26,52) im gleichen Zusammenhang, als nämlich einer von den Jüngern das Schwert zieht und dem Diener des Hohenpriesters ein Ohr abhaut: „Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwerte greifen, werden durch das Schwert umkommen.“ Das ist eine sehr deutliche Absage an jede Form von Krieg und bewaffnetem Kampf, eine Absage, an die sich allerdings „christliche“ Herrscher und Kirchenfürsten lange, sehr lange nicht gehalten haben.
Im Koran hingegen wird massiv zu Kampf und Krieg ermuntert, zur Verteidigung, als Vergeltung und zur Durchsetzung des Islam. Bedenken wir auch, dass die islamische Zeitrechnung nicht von der ersten Offenbarung oder der Geburt Mohammeds ausgeht, sondern die Hidschra, also die Auswanderung Mohammeds nach Medina, an die sich eine Staatsgründung anschließt, als maßgebliche Zeitenwende ansieht. Das ist bedeutsam: Als Zeitenwende gilt der Augenblick, in dem der Islam politisch wurde. Bedeutsam ist auch, dass unmittelbar nach dem sogenannten Glaubensbekenntnis, der ersten Sure, einige der Suren folgen, die von Krieg und Selbstverteidigung handeln.
In diesem Zusammenhang fällt oft das Wort vom heiligen Krieg, dem Djihad. Die Übersetzung dieses Begriffs mit „heiliger Krieg“ ist allerdings irreführend. Für „Krieg“ im eigentlichen Sinn haben die Araber ein anderes Wort: Harb. Djihad hingegen meint zunächst Anstrengung, Mühe. Djihad ist dementsprechend in erster Linie jede Anstrengung, „die niederen Sinne zu zähmen“.10 Das ist der Djihad Kabir, der Große Djihad, für Sufis der erste Schritt auf ihrem Pfad der „Entwerdung“. Daneben unterscheidet man den Kleinen Djihad in Gestalt eines bewaffneten Kampfes. Er ist, wie gesagt, erlaubt zum Zwecke der Selbstverteidigung und als Vergeltung, nach manchen Fundamentalisten allerdings auch zur Ausbreitung des Islam.
Dagegen ist zu bedenken, dass die mit Abstand größte Anzahl der Suren, alle vor der Hidschra inspirierten und noch eine ganze Anzahl medinischer Suren, insgesamt 101 von 114, den Geist des Islam als friedfertig begründen. Die Suren, die unter gewissen Umständen den Krieg befürworten und sogar als Pflicht einfordern, sind durch die historische Situation mit ausgelöst worden. Sie formulieren politische Gebote der Stunde, nicht religiöse Eingebungen. Sie stehen im Zusammenhang mit Mohammeds Schaffung eines zivilisierten Gemeinwesens. Zu bedenken ist bei alldem allerdings, dass der Islam nicht (wie das Christentum) streng, wenn überhaupt, zwischen „religiös“ und „profan“ unterscheidet. Alles ist „religiös“, ist Zeichen im Allzusammenhang der auf Gott hinweisenden Schöpfung. Das gilt auch für die verschärften Bestimmungen für die Kleidung der Frauen. Sie beinhaltet keine Abwertung. Das bekräftigen die ebenfalls in der Zeit nach der Hidschra entstandenen Aussagen zur Gleichberechtigung der Frau. In der Sure 2, der auch einige der wichtigsten Verse zum Verteidigungskrieg entstammen (2,190–193), heißt es von den Frauen: „Sie sind eine Bekleidung für euch, und ihr seid eine Bekleidung für sie.“ (Vers 187) In der Sure 4, die Al-Nisā’, „Die Frauen“ überschrieben ist, steht im Vers 32 zu lesen: „Die Männer erhalten einen Anteil von dem, was sie erworben haben und die Frauen einen Anteil von dem, was sie erworben haben.“ Im Vers 124 der gleichen Sure heißt es: „Diejenigen, die etwas von den guten Werken tun, ob Mann oder Weib, und dabei gläubig sind, werden ins Paradies eingehen.“
Dies sind beachtliche Aussagen, die eine Gleichberechtigung der Frau zu beinhalten scheinen. Das Gebot, sich zu verhüllen, hat zunächst nichts mit Missachtung zu tun. Allerdings steht solchen Aussagen beispielsweise die gesetzliche Bestimmung zur Erbberechtigung von Kindern gegenüber. Da hat ein Junge das Gewicht von zwei Mädchen. Und wenn Mohammed in Sure 2,227ff. wiederholt anführt, unter welchen Voraussetzungen ein Mann eine Frau entlassen darf, so ist anscheinend gar nicht vorgesehen, dass eine Frau ihren Mann entlässt. Mohammed selbst hat sich übrigens an die Einehe gehalten, solange seine erste Frau, Chadidja, lebte. Dann hat er sich seinem inzwischen erworbenen Status gemäß mehrere Frauen gehalten. Doch zurück zum Thema des Glaubenskampfes:
Die Frage, ob man in einer Situation der Verteidigung sei, ist oft eine Frage der Interpretation. Die vielen ausdrücklichen Aufforderungen zum Kampf geben geschickten Mullahs eine Handhabe, in ihren Koranschulen solche Verse und Suren mit besonderer Intensität und Hingabe einzuüben und zu „verinnerlichen“. (Es gibt auch zu denken, wenn in den Moscheen die Nische, die nach Mekka weist, „mihrāb“ heißt, ein Wort, das den gleichen Stamm hat wie „harb“, „Krieg“. Seine endgültige Ausrichtung nach Mekka erhielt der Islam nach der Hidschra, mit Mohammeds Kriegszug gegen Mekka, seiner Eroberung der Stadt und der Reinigung der Kaaba von den Götzenbildern [630–631].)
Es ist also kein Wunder, wenn sich für viele die Werte umgekehrt haben, der kleine Djihad zum großen oder gar zum größten Djihad (Djihad Akbar) geworden ist und umgekehrt und wenn Djihad nicht mehr zunächst als Anstrengung gegen sich selbst, sondern vor allem als bewaffneter Kampf gegen die Ungläubigen verstanden wird. Man könnte sagen, dass hier von einer historischen Lage ausgehend die religiöse Sinnmitte des Islam verfehlt wird. Für solche Muslime hat sich der Begriff des Islamisten durchgesetzt. Der Islamist dient nicht dem Geist des Islam wie der Muslim, sondern er bedient sich islamischer Botschaften, um mit Gewalt seine Ideen durchzusetzen.
Einer dieser Islamisten, Abdel Salam Farag, hat sogar versucht, in einer Schrift, ›Der verlorengegangene Glaubenspfeiler‹, die Anzahl der islamischen Glaubenspfeiler von fünf auf sechs zu erhöhen und den sogenannten heiligen Krieg hinzuzunehmen.11 Als fünf Grundpfeiler werden gemeinhin und gemäß einem angesehenen Hadith12 genannt: das Glaubensbekenntnis, das rituelle Gebet, die Armensteuer, das Fasten und die Pilgerfahrt nach Mekka. Dazu ist zu sagen, dass Mohammed im Koran nirgends diese fünf Pflichten des Muslimen geschlossen nennt. In Sure 9, Vers 18 finden wir stattdessen folgende fünf Grundsätze genannt: an Gott glauben, an den Jüngsten Tag glauben, das Gebet verrichten, die Armensteuer zahlen, keine Menschenfurcht haben. Dem Fasten widmet sich Mohammed allerdings in Sure 2, Vers 183–187 und der Pilgerfahrt nach Mekka in Sure 2, Verse 189, 196–203 sowie in Sure 22, Verse 26–37. Der von manchen Islamisten gewünschte sechste Glaubenspfeiler ist jedenfalls nicht aus dem Koran zu begründen. Man muss allerdings auch zugeben, dass dieser Irrtum durch die Stellen des Korans nahegelegt wird, an denen Mohammed zum bewaffneten Kampf aufruft und mit denen ins Gericht geht, die sich dieser Aufgabe verweigern.
Was aber die Selbstmordattentate, insbesondere die vom 11. September, vermutlich von Osama bin Laden, einem Schüler von Abdel Salam Farag, gelenkt, anbetrifft, so stehen sie zunächst eindeutig im Gegensatz zum Geist des Islam, wie ihn der Koran verbürgt. In der Sure 3 steht im Vers 145 zu lesen: „Niemand kann sterben, außer mit der Erlaubnis Gottes.“ Noch deutlicher ist Sure 4, Vers 29–30:
„Und tötet nicht einander. Gott ist barmherzig zu euch. Wer es (doch) in Übertretung und Unrecht tut, den werden wir in einem Feuer brennen lassen.“
Eine andere Übersetzung verdeutlicht das Gemeinte: „Und tötet euch nicht selber.“13 Bedenken wir aber auch, dass in beiden Fällen eine Hintertür geöffnet wird, die der seine Schüler indoktrinierende Mullah nutzen kann: „Außer mit der Erlaubnis Gottes“ heißt es einschränkend im ersten Fall und „wer es in Übertretung und Unrecht tut“ im zweiten Fall. Der dem Geist des Islam treue Muslim wird das richtig verstehen. Er wird wissen, dass es frevelhaft und ungerecht ist, unschuldige Menschen mit in den Tod zu ziehen. In einem Hadith gebietet der Prophet unmissverständlich: „Tötet weder Kinder noch Frauen“.14 Der Islamist kann sich also nur schwerlich die genannten Einschränkungen zunutze machen.
Tut er es dennoch, dann kann er seinen Gefolgsleuten sogar als Märtyrern das himmlische Paradies in Aussicht stellen. Ein weiterer Hadith verspricht ja, „dass das Paradies unter dem Schatten der Schwerter liegt“.15 Und in der Sure 47, Vers 4–6 heißt es: „Denen, die auf dem Weg Gottes getötet werden, läßt Er ihre Werke niemals fehlgehen. Er wird sie rechtleiten und ihre Angelegenheiten in Ordnung bringen, sie ins Paradies eingehen lassen.“ Und ein Hadith beschreibt das, was den Märtyrer dort erwartet, folgendermaßen:
„Der Märtyrer erhält sechs gute Dinge von Gott: ihm wird beim ersten Blutstropfen, den er vergießt, vergeben, er wird von der (möglichen) Bestrafung im Grab bewahrt, er bleibt verschont vor dem großen Schrecken, auf seinem Haupt wird eine Ehrenkrone mit einem Rubin sein, der besser ist als die ganze Welt und was sie enthält, er wird mit 72 Frauen aus der Schar der Mädchen mit den großen, dunklen Augen verheiratet und er darf zum Fürsprecher von 70 seiner Verwandten werden.“ 16
Wir sehen schon: Der Hadith kann blumig und phantasievoll ausfallen. Halten wir uns lieber vorerst an den Koran. Er ist die heilige Schrift der Muslime. Halten wir fest, dass in ihm Krieg und Kampf zwar ausdrücklich, aber eben doch nur im Zusammenhang mit historischen Situationen und mit der zivilisatorischen Berufung Mohammeds, erlaubt und verpflichtend gemacht werden und dass hierdurch die Grundthemen eines friedfertigen Islam nicht berührt werden. Hier, im Koran, ergeben sich Möglichkeiten eines echten Dialogs zwischen Christen und Muslimen.
Der Islam steht nämlich, auch das lehrt der Koran, den Christen durchaus nicht feindselig gegenüber. Mohammed hat Jesus verehrt. Er erwähnt ihn nicht weniger als 25-mal im Koran; er gesteht ihm sogar den Titel Gesandter zu. Dadurch erscheint Jesus in einer Reihe mit Moses und Mohammed. Wie Moses die Thora gebracht hat und Mohammed den Koran übermittelt, so hat Jesus das Evangelium verkündet.17 Es finden sich im Koran sogar bemerkenswerte christologische Aussagen: Jesus war „das Wort Gottes“ (kalimat allah) und „der Geist Gottes“ (ru2 allah).18 Und wenn im Koran zu lesen steht, Jesus sei nicht wirklich gekreuzigt worden, an seiner Stelle habe ein Scheinleib am Kreuz gehangen, er sei ohne zu sterben in den Himmel aufgenommen worden, so ist dieser „Doketismus“19, den Mohammed von häretischen christlichen Gemeinden übernommen haben könnte, auch Ausdruck der Hochachtung. Der Gedanke an Sühne und Erlösung ist dem Islam fremd. So ist denn auch Jesus nach dem Koran nicht Gottes Sohn und nicht Gott, sondern eben nur ein Prophet und Gesandter Gottes. Das ist aber viel und Teil des islamischen Glaubens. In Sure 3, Vers 84 lesen wir unmissverständlich:
„Sprich: Wir glauben an Gott und an das, was auf uns herabgesandt wurde, und an das, was herabgesandt wurde auf Abraham, Ismael, Isaak, Jakob und die Stämme, und an das, was Mose und Jesus und den Propheten von ihrem Herrn zugekommen ist. Wir machen bei keinem von ihnen einen Unterschied.“
An anderer Stelle spricht Mohammed davon, dass die Christen im Unterschied zu Juden und Heiden den Muslimen „in Liebe am nächsten stehen“ (5,82).
Hinzu kommt, dass eine ganze Anzahl von Versen zum Ausdruck bringen, dass Mohammed auch Maria, die Mutter Jesu, hoch verehrt. Er hält in diesem Zusammenhang sogar an so etwas wie der unbefleckten Empfängnis fest. Der Engel erklärt dort Maria, die keusch lebt und keinen Mann hat, dass Gottes Geist sie erfüllen werde (vgl. 3,47; 19,20; 66,12). Beachtliche Teile der Sure 19, „Maryam“, sind Maria gewidmet.
Jesus ist allerdings für Mohammed, wie gesagt, nicht Gottes Sohn. Die Lehre von der Dreifaltigkeit weist er klar in Sure 4, Vers 171 zurück. Er wendet sich dort ausdrücklich an die Christen und sagt: „Christus Jesus, der Sohn Marias, ist doch nur der Gesandte Gottes und sein Wort, das Er zu Maria hinüberbrachte und ein Geist von Ihm. So glaubt an Gott und Seine Gesandten. Und sagt nicht: Drei. […] Gott ist doch ein einziger Gott. […] erhaben ist Er darüber, daß er ein Kind habe.“
Da scheinen sich unüberwindliche Gegensätze aufzutun. Sie haben hauptsächlich mit dem Fundament des islamischen Glaubens zu tun, dem Glauben nämlich an die unendliche Überlegenheit und Größe Gottes. Zwischen diesem Gott und den Menschen gibt es für den Muslimen keine Vermittlung nach Art unseres Glaubens. Wir Christen glauben, daß Gott seinen eingeborenen Sohn herabgesandt hat, um die Menschen zu erlösen, für sie zu leiden. Wir nennen Gott Vater. All das ist dem Islam wesensfremd.20
Bedenken wir aber auch, welch ungeheuren Schritt Mohammed dank der Offenbarung des Korans für die Araber des 7. Jahrhunderts vollzog, indem er sie vom Polytheismus der altarabischen Stammesreligionen befreite und auf das Niveau einer monotheistischen Hochreligion hob.21 Der Koran musste diesen Aspekt verabsolutieren, um sich gegen die polytheistischen Wurzeln altarabischen Denkens durchzusetzen.
Der Theologe Reinhard Leuze schreibt in seinem lesenswerten Buch „Christentum und Islam“: „Gott offenbart sich im Islam […] als Buch […]. Die Stelle, die nach christlichem Verständnis von Jesus Christus eingenommen wird, wird im Islam von der Heiligen Schrift, vom Koran besetzt.“22 Diese Feststellung hat inzwischen eine merkwürdige und bedenkenswerte „Bestätigung“ gefunden. Christoph Luxenberg hat nämlich in seiner Studie „Die syro-aramäische Lesart des Koran“ (Berlin 2000, Neuauflage 2004) einige schwer zu interpretierende Koranstellen unter Rückgriff auf das Syro-Aramäische neu erklärt. Eine dieser „Entdeckungen“ betrifft die Lesart der Sure 97 – Al Qadr (Die Bestimmung). Bislang wurde diese als Sure von der Offenbarung des Korans gelesen. Luxenberg liest sie als Botschaft von der Geburt Jesu.23
Wie dem auch sei: Der Dialog mit dem Islam ist möglich, und er ist inzwischen seit mehreren Jahrzehnten eröffnet, im Grunde seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil.24
Wie aktuell und notwendig dieser Dialog ist, lässt sich durch Zahlen belegen. In der Bundesrepublik Deutschland bekannten sich nach der Volkszählung von 1987 2,7 % der Gesamtbevölkerung zum Islam, das waren 1.650.000. Für das Jahr 2000 veranschlagt man 3,2 Millionen, wovon etwa 500.000 eingebürgert wären.25 Die Zahl nimmt also rasant zu: In 15 Jahren hätte demnach eine runde Verdoppelung der Kopfzahl stattgefunden. Wenn die Entwicklung so weiterginge, wäre die Bundesrepublik Deutschland 2050 überwiegend muslimisch.
Es gibt in manchen Städten jetzt schon Klassen, in denen muslimische Deutsche in der Mehrzahl sind. Die daraus abgeleiteten Ansprüche auf eigenen Religionsunterricht und eigene Gebetsräume liegen auf dem Tisch. In Baden-Württemberg wurde im November 2001 beschlossen, ab dem Schuljahr 2003/2004 islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache anzubieten. Nach einer Probephase an Orten mit hohem muslimischem Bevölkerungsanteil soll der geplante Unterricht dann auf das gesamte Bundesland ausgeweitet werden. An der Ruhr-Universität Bochum plant der Fachbereich Islamwissenschaft die Durchführung von Zusatzveranstaltungen, mit denen muslimische Lehramtsstudierende befähigt werden sollen, islamischen Religionsunterricht zu erteilen.26 Wenn man bedenkt, dass in manchen arabischen Staaten christliche Missionierung unter Todesstrafe gestellt wird, ergibt sich hieraus ein denkwürdiges Missverhältnis, das aber, meine ich, für uns spricht. Solche Härte mit vergleichbarer Härte unsererseits zu beantworten, wäre ein Verrat an der Botschaft des Evangeliums.
Lassen wir uns, der Ermutigung durch das Zweite Vatikanische Konzil folgend, auf die vielleicht größte Herausforderung unserer Zeit ein, scheuen wir nicht den Dialog. In vielen theologischen Fakultäten Deutschlands gibt es mittlerweile ein Forum für christlich-muslimische Begegnung.
Werden wir uns in diesem Zusammenhang neu bewusst, was wir haben; dass wir mit Texten wie der Bergpredigt und dem Vaterunser und dem Beispiel Jesu selbst, der nicht zur Waffe griff und die Ehebrecherin nicht zur Steinigung freigab, immanente Lehren zu vertreten haben, die keinen Vergleich zu scheuen brauchen. Führen wir den Dialog aber auch mit der gebotenen Hochachtung! Die Muslime praktizieren im Schnitt ihren Glauben wesentlich intensiver durch Fasten und Gebet. Von den in Deutschland lebenden Muslimen geben rund 60 % an, dass sie regelmäßig fasten. Die Speisevorschriften des Islam werden solchen Angaben gemäß sogar von fast 90 % eingehalten.27 Bedenklich stimmt sicher, wenn die islamische Liga anlässlich ihrer Tagung im Juli 1993 in Kairo ein Arbeitspapier verabschiedet hat, wonach die Migration nach Europa und der Aufbau islamischer Zentren in Europa als Mittel der Islamisierung Europas gesehen werden.28 ‚Einfach stillehalten‘ – dies dürfte also wohl ins Auge gehen. Der Muslim, der seinen Glauben aufgibt, unterschreibt damit sein Todesurteil;29 der Katholik darf den Glauben wechseln, ohne mehr als die Exkommunizierung zu riskieren. Aber lassen wir uns durch diese Missverhältnisse nicht beirren. Versuchen wir es mit dem Dialog und mit einem Wetteifern, wie es Paulus vorsieht.
Viel wäre schon in diesem Zusammenhang gewonnen, wenn sich der Islam auf seine Ursprünge, auf das, was wir den Geist des Islam genannt haben, zurückbesinnen und auch den Frauen und Mädchen wieder mehr Mitgestaltung gestatten würde. Wo muslimische Mädchen die Möglichkeit geboten bekommen, sich auszubilden und die Ausübung eines Berufes anzustreben, ergeben sich neue Chancen.
Dass dies nicht unbedingt eine Abkehr vom Islam bedeuten muss, sondern auch eine Besinnung auf das in Gang bringen kann, was den Islam ursprünglich ausmachte, zeigt eine Autorin, auf deren Werk wir, zum Schluss dieses einleitenden Kapitels kommend, noch einen Blick werfen wollen, Assia Djebar. Sie wurde 1936 in Cherchell bei Algier geboren, besuchte die Koranschule und die französische Grundschule, an der ihr Vater Französisch unterrichtete. Sie wandte sich dann dem Film zu, schrieb seit 1980 zahlreiche Romane und Erzählungen, die sie zur bedeutendsten Autorin des Maghreb machten. 2000 erhielt sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Sie verfasste ihre Romane und Erzählungen, die in zahlreiche Sprachen, darunter auch ins Deutsche, übersetzt wurden, auf Französisch. Die Auszeichnung durch den Deutschen Buchhandel zeigt an, wie sehr ihre Werke und ihr engagiertes Eintreten für einen anders verstandenen, seinen Anfängen gemäßen Islam auch in Deutschland Beachtung fanden.
Assia Djebar hat dabei vor allem die muslimische Frau im Blick. „Algerische Frauen in ihrem Appartement“ (Femmes d’Alger dans leur appartement, Paris 1980) ist ein Werk, das mit erzählerischen Mitteln an einschlägige Gemälde von Delacroix und Picasso anschließt. Hier bahnt die Autorin der frustrierten Frau, die das Haus nur verlassen darf, um ins Badehaus zu gehen, und die fast ausschließlich unter Frauen lebt, über ihr Wort den Weg in die Öffentlichkeit. In „Fern von Medina“ (Loin de Médine, Paris 1991) sucht die Historikerin, die seit 1987 an der Louisiana State University lehrt, an zahlreichen Beispielen den erzählerischen Beweis zu führen, dass die Frau bei den Beduinen und in den frühen Zeiten des Islam eine bedeutende Rolle gespielt hat, als jemenitische Königin, die sich zwar dem Gatten unterwirft, aber nur, um ihn im Endeffekt zu besiegen, als Rebellin, als kriegerische Mitstreiterin und als innig geliebte Tochter des Propheten, Fatima. Mag man sich auch mit dem emanzipatorischen Tenor mancher Romane von Assia Djebar nicht anfreunden können, so ist hier doch ein innerislamischer Dialog angestoßen, der auch uns den Dialog erleichtert.
Im Übrigen hoffe ich gezeigt zu haben, dass dieser Dialog auch anhand des Korans selbst und des einen oder anderen Hadith geführt werden kann. Der Koran steht uns jedenfalls näher als die frauenfeindliche, indoktrinierende und säbelrasselnde, wenn nicht bombenlegende Praxis, die manche Organisationen, angeblich auf den Koran, weit mehr allerdings auf Lehrmeinungen hierzu gestützt, entwickelt haben.
Diese Lehrmeinungen könnten auch ein Hindernis für den angesprochenen Dialog sein. Den Muslimen ist nämlich neben Koran und Hadith, oft fatalerweise, noch heilig, was Rechtsgelehrte und geistliche Führer zu diesen Primär- und Sekundärquellen herausgefunden haben. Diese Lehrmeinungen haben längst, als Konsens oder Übereinstimmung (iğmā’), auch den Status von Quellen des Islam angenommen. Sie haben oft politischen Charakter, eine Tendenz, die ihren Kern in der theokratischen Auffassung vom Staat hat. Man beruft sich hierzu auf den in der Sure 5 viermal enthaltenen, berühmten Satz, dass „Allahs das Königreich der Himmel und der Erde ist“ (Vers 18, 19, 41, 121).
Diese Lehrmeinungen haben als solche den interpretatorischen Zugriff auf den Koran verstellt; sie haben diesen Text seiner Bestimmung als das oft Rezitierte bzw. Gelesene und damit immer wieder neu Bedachte entfremdet.
Der Literaturwissenschaftler Nasr Hamid Abu Zaid stellt in seiner Studie ‚Islam und Politik. Kritik des religiösen Diskurses‘, vom offiziellen religiösen Diskurs des gegenwärtigen Ägypten ausgehend, fest, dass das zwar hauptsächlich für die Islamisten, aber im Grunde auch für die Gemäßigten gelte. Sie alle hätten das Verständnis dieser Texte eingefroren,30 hätten ihnen die historische Dimension genommen,31 hätten sie instrumentalisiert, um die Realität ideologisch zu rechtfertigen.32
Abu Zaid zieht daraus die Konsequenz, dass man den Koran aus den Händen der Theologen befreien müsse, damit er wieder seine Wirksamkeit entfalten könne. Er fordert, den Koran als historisch gewordenen Text zu sehen.33 Schön, dass dies ein Muslim sagt, auch wenn er seither mit dem Anwurf leben muss, ein Ketzer zu sein. Wenn seine Forderung verbreitet Gehör fände, könnte der Dialog zwischen Koranlesern und Lesern des Evangeliums ein gutes Stück vorankommen. Im Christentum war es für den Laien lange, sehr lange nicht möglich, ja nicht einmal gestattet, das Evangelium vorurteilsfrei zu lesen. Wenn sich Muslimen in zunehmendem Maße die Möglichkeit erschlösse, auch ihrerseits den Koran (und vielleicht auch den Hadith) ohne theologische Gängelung zu lesen oder zu rezitieren, dann wäre eine wichtige Voraussetzung für den Dialog gegeben.
Anmerkungen zu Kapitel 1
1 Vgl. etwa 3,19.85; 5,3; 6,125.
2 Dazu Annemarie Schimmel, Mystische Dimensionen des Islam. Die Geschichte des Sufismus, Köln 1985.
3 Daneben wird auch die Sure 112 als ein Glaubensbekenntnis betrachtet. Sie lautet:
„Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen.
Sprich: ‚Er ist Gott, ein Einziger,
Gott, der Undurchdringliche.
Er hat nicht gezeugt, und Er ist nicht gezeugt worden,
und niemand ist Ihm ebenbürtig.‘“
4 Ich zitiere nach Adel Theodor Khoury, Der Koran. Arabisch-Deutsch, 12 Bde., Gütersloh 1990–2001.
5 Man findet gemeinhin die Übersetzung „meine Religion“, das steht aber nicht im Text. Durch die Formulierung „ich habe eine Religion“ dürfte die Einmaligkeit und geforderte Endgültigkeit des Islam unterstrichen werden.
6 Näheres bei Adel Theodor Khoury, Christen unterm Halbmond. Religiöse Minderheiten unter der Herrschaft des Islam, Freiburg usw. 1994, S. 63, 68, 76ff.; vgl. auch noch ders., Toleranz im Islam, München/Mainz 1980.
7 Die Meinungen über die Orte der Offenbarung gehen auseinander. Fatima Mernissi, Islam und Demokratie. Die Angst vor der Moderne, Freiburg u.a. 2002, S. 196 spricht von 80 mekkanischen Suren und verzeichnet bei dieser Gelegenheit die Meinung von Ibn Katir, derzufolge nur 25 Suren in Mekka empfangen wurden. Die Zählung 88 basiert auf der benutzten Ausgabe (Anm. 4). Bei alldem ist zu bedenken, dass die medinischen Suren im Schnitt erheblich länger sind.
8 Vgl. noch Sure 3,174.
9 Bassam Tibi, Der wahre Imam, München 2001, S. 60, 89f. kommt, anders formulierend, zum gleichen Schluss.
10 Hadayatullah Hübsch, Fanatische Krieger im Namen Allahs. Die Wurzeln des islamistischen Terrors, München 2001, S. 92f. – dass Djihad das friedliche Sichmühen im Geiste des Islam meinen kann, ersieht man aus Hadith 131, 312 und 321 der Riyad-us-Sālihīn (Gärten der Tugendhaften), Bd. 1, Garching/München 1996.
11 Hübsch, a.a.O., S. 79.
12 Riyad-us-Sālihīn, a.a.O., Hadith 60.
13 Die alternative Übersetzung nach: Die Bedeutung des Korans, 17 Teile, München 1991–1992, Teil 5, S. 28.
14 Hazrat Mirza Bashir Ahmad, Vierzig schöne Edelsteine, Frankfurt am Main 1993, S. 99.
15 Ebda., S. 96. – Riyad-us-Sālihīn, a.a.O., Hadith 53.
16 Hübsch, S. 135.
17 Nach Adel Theodor Khoury, Einführung in die Grundlagen des Islam, Graz u.a. 21981, S. 160f.
18 Dazu Olaf Schumann, Der Christus der Muslime, Gütersloh 1975, S. 31. Vgl. Koran 2,253; 3,45.
19 Doketismus (von griech. dokein, „scheinen“) ist die Lehre, die Christus nur einen Scheinleib zuschreibt und seinen persönlichen Kreuzestod leugnet. – Nach Hans Küng, Der Islam, München/Zürich 2004, S. 795.
20 Der Gedanke, dass Gott die Gläubigen – und nicht die Menschheit – liebt, kommt allerdings zweimal – 3,32 und 5,54 – im Koran vor. Die Stelle 5,54 wird gern von Sufis ins Feld geführt.
21 So Hans Küng, Christentum und Weltreligionen, München 1984, S. 59.
22 Reinhard Leuze, Christentum und Islam, Tübingen 1994, S. 57.
23 Vgl. jetzt auch Christoph Luxenberg, Weihnachten im Koran, in: Inamo 33, 2003, S. 42ff. – Zu den Schwierigkeiten hinsichtlich des Textverständnisses dieser Sure siehe A. Th. Khoury, Der Koran, a.a.O., Bd. 12, S. 511 sowie Rudi Paret, Der Koran. Übersetzung, Stuttgart/Berlin/Köln, 82001, S. 434 und ders., Der Koran. Kommentar und Konkordanz, Stuttgart/Berlin/Köln, 62001, S. 516f.
24 Dazu Ludwig Hagemann, Christentum. Für das Gespräch mit den Muslimen, Altenberge 1982, S. 142ff.; Hans Zirker, Christentum und Islam, Düsseldorf 1984, S. 38–54; vgl. jetzt auch Christian W. Troll, Christen und Muslime: Was verbindet, was trennt?, in: Religionsunterricht heute, 1–2, 2002, S. 1–6.
25 Faruk Sen, Hayrettin Aydin, Islam in Deutschland, München 2002, S. 15. – So auch Monika und Udo Tworuschka, Islam-Lexikon, Düsseldorf 2002, S. 107.
26 Nach Faruk Sen, Hayrettin Aydin, a.a.O., S. 97ff.
27 Ebda., S. 44f.
28 Vgl. Bassam Tibi, a.a.O., S. 64.
29 Ebda., S. 68.
30 Nasr Hamid Abu Zaid, Islam und Politik. Kritik des religiösen Diskurses, Frankfurt am Main 1996, S. 85 und passim.
31 Ebda., S. 81.
32 Ebda., S. 64.
33 Dazu Andreas Meier, Gotteswort in Knechtgestalt. Ein islamischer Luther in Ägypten? Abu Zaids provokante Koranexegese als säkulare Reform des Islam. In: Hans-Christoph Goßmann (Hrsg.), Begegnungen zwischen Christentum und Islam, Festschrift für Hans-Jürgen Brandt zum 65. Geburtstag, Ammersbek bei Hamburg 1994, S. 57–73.