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Neben dem Dorf hauste die Besitzerin eines Kleinen Gutes. Sie besaß hundertzwanzig Deßjatinen Land. Zwischen ihr und den Bauern war immer ein gutes Auskommen gewesen ‒ sie hatte die Bauern nie drangsaliert. Doch vor einiger Zeit hatte sie einen verabschiedeten Soldaten als Verwalter angestellt, und der machte den Bauern durch Strafen das Leben schwer. Sosehr Pachom auch aufpaßte, es kam immer mal vor, daß ein Pferd auf das Haferfeld lief, daß eine Kuh in den Garten trottete oder daß die Schafe in die Wiesen eindrangen ‒ und jedesmal mußte dann Strafe gezahlt werden.

Pachom zahlte die Strafen, schimpfte auf seine Angehörigen und schlug sie. Eine Menge Sünden lud sich Pachom im Laufe des Sommers wegen dieses Verwalters auf. So war er sogar froh, als das Vieh wieder zu Hause blieb: War es auch schade um das Futter, so fiel doch die ewige Angst fort.

Im Winter verbreitete sich das Gerücht, daß die Gutsherrin ihr Land zu verkaufen beabsichtige und daß der Wirt des an der Landstraße liegenden Gasthofs es kaufen wollte. Als die Bauern hiervon hörten, gerieten sie in große Sorge. ,Na‘, dachten sie, ,wenn der Gastwirt das Land kauft, wird er uns noch ärger mit Strafen plagen als die Gutsherrin. Wir aber können ohne dieses Land nicht wirtschaften, denn wir sind ringsum von ihm eingeschlossen . . .‘ Eine Abordnung der Bauern begab sich zur Gutsherrin und bat sie im Namen der Gemeinde, das Land nicht an den Gastwirt, sondern ihnen zu verkaufen. Sie erklärten sich auch bereit, einen höheren Preis zu zahlen. Die Gutsherrin willigte ein. Nach den Plänen der Bauern sollte das Land im ganzen von der Gemeinde gekauft werden. Es wurden einmal und noch einmal Versammlungen einberufen, aber eine Einigung kam nicht zustande. Der Teufel machte die Bauern starrsinnig und vereitelte jede Übereinkunft. Da beschlossen sie, daß jeder einzeln für sich so viel Land kaufen möge, wie er bezahlen konnte. Die Gutsherrin ging auch hierauf ein. Pachom kam zu Ohren, daß sein Nachbar bei ihr schon zwanzig Deßjatinen gekauft habe und daß ihm die Hälfte der Kaufsumme von der Gutsherrin für mehrere Jahre gestundet sei. Da empfand Pachom Neid. ,Das ganzeLand wird im Nu verkauft sein‘, dachte er, ,und ich hab’ dann das Nachsehen.‘ Er beriet sich mit seiner Frau.

„Alle Leute kaufen schon“, sagte er, „da müssen auch wir beizeiten so an die zehn Deßjatinen erstehen. Denn so ist es kein Leben: Der Verwalter hat uns mit seinen Strafen rein auf den Hund gebracht.“

Beide überlegten nun, wie sie das Geld für den Kauf aufbringen sollten. Sie hatten hundert Rubel auf die hohe Kante gelegt, verkauften dazu ein Fohlen und die Hälfte der Bienenstöcke, verdingten den Sohn als Arbeiter und liehen sich noch etwas Geld vom Schwager, so daß die Hälfte der Kaufsumme zusammenkam.

Nachdem Pachom das Geld beisammen hatte, suchte er sich ein gutes, fünfzehn Deßjatinen großes Stück Land aus, zu dem auch etwas Wald gehörte, und ging zur Gutsherrin, den Handel abzuschließen. Der Kauf kam zustande, er bekräftigte ihn durch Handschlag und hinterließ eine Anzahlung. Dann fuhr man in die Stadt, um den Kaufvertrag amtlich registrieren zu lassen, und Pachom zahlte die Hälfte der Kaufsumme in bar und verpflichtete sich, den Rest innerhalb von zwei Jahren zu begleichen.

So war Pachom nun zu Land gekommen. Er kaufte auf Kredit Saatgut und säte es auf dem erstandenen Land aus; alles gedieh gut. Schon nach einem Jahr tilgte er seine Schuld bei der Gutsherrin und bei seinem Schwager. Pachom war jetzt richtiger Gutsbesitzer: Er pflügte und bestellte sein eigenes Land, mähte auf eigener Erde Heu, fällte in eigenem Wald Holz und ließ sein Vieh auf eigenen Wiesen weiden. Wenn Pachom auf seinen Besitz fuhr, um das Feld zu pflügen, oder wenn er hinkam, um sich das schon sprießende Korn und die Wiesen anzusehen, konnte er sich gar nicht genug freuen. Es schien ihm, daß das Gras jetzt viel besser wachse und daß auf den Wiesen ganz andere Blumen blühten als zuvor. Früher, wenn er da an diesem Abschnitt vorbeigekommen war, hatte er in ihm, wie in jedem, andern Stück Land, einfach ein Stück Erde gesehen, während ihm dieses Land jetzt als etwas ganz Besonderes erschien.

Wieviel Erde braucht der Mensch

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