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4 - Australien
ОглавлениеDAS MEER LAG UNTER IHM wie eine schmutziggraue, sanft bewegte Schicht aus Eisenfeilspänen auf einer Tischplatte, unter dem eine unsichtbare Hand einen Magnet langsam hin und her schob, als die Passagiermaschine kurz nach Mitternacht aufsetzte. Emirates-Flug 2732 - aus Rom kommend - setzte pünktlich kurz nach Mitternacht in Brisbane auf. Fünfundzwanzig Stunden und zehn Minuten, nachdem Prêtre Langlois die Lichter Roms unter und hinter sich gelassen hatte, drängten die Passagiere der Boeing 747 zu den Ausgängen.
Es war Sommer in Australien und angenehme dreiundzwanzig Grad Celsius kontrastierten mit siebenundneunzig Prozent Luftfeuchtigkeit, die den Reisenden nach dem Öffnen der Ausstiege ihre Hemden an den Leib klebte, wie wenn diese vom Inneren der Hautporen angesaugt worden wären. Der erste Atemzug bei diesen Bedingungen war für Langlois, der Europa noch nie verlassen hatte, wie ein evolutionäres Déjà-vue. Einige Abschnitte seiner DNA entsannen sich wohl ihrer Abstammung aus dem Reich der Amphibien und verlangten mehr nach Kiemen als nach Lungen.
Doch alles im Leben ist Gewöhnungssache und so konnte der Priester schon wenig später, als er im Leihwagen saß, in Richtung Nordwesten steuerte und den Ellbogen lässig aus dem Fenster streckte, das für ihn durchwegs exotische Ambiente genießen. Er hatte im Flieger geschlafen und beschlossen, die Fahrt über dreihundert Kilometer bis zur World of Wonders sofort und vor allem in aller Ruhe in Angriff zu nehmen. Kurz nach seinem erholsamen Schlaf im Flugzeug und irgendwo hoch über Indonesien hatte Langlois das Dossier von Bonboni gelesen und fieberte jetzt seinem Auftrag entgegen. Ein ehemaliger Sonderschullehrer, der sich jetzt J.S. nannte, hatte sich als Jesus von Nazareth zusammen mit mehreren hundert Gotteslästerern in irgendeinem Dreckskaff in Australien eingenistet, genauer gesagt auf zweihundert Hektar nahe Chinchilla in Queensland.
Von wegen J.S.!
Das sollte wohl so eine Art Abkürzung für Jesus sein, denn so viel Mut brachte der Spinner wohl nicht auf – sich direkt mit Jesus ansprechen zu lassen. Aber all das war nicht wirklich beunruhigend. Langlois hatte es schon mit so manchem Spinner zu tun gehabt. Immerhin arbeitete er seit zweiundzwanzig Jahren als Exorzist für den Vatikan und da kommt einem schon so das eine oder andere verrückte Exemplar der menschlichen Spezies unter. Obwohl - Langlois war hier eher der Pragmatiker – charakterfeste, echte Christen wie er dieses Gesocks gar nicht mal in den Rang von Menschen erheben würden.
Immerhin gab es ja auch Grenzen der Toleranz. Dieser J.S. sollte sich nicht zu früh gefreut haben, denn Langlois kannte den Teufel in all seinen Erscheinungsformen und er verfügte über seine eigenen, bemerkenswerten Mittel, um ihn aufzuspüren und in seine Schranken zu verweisen. Die apotropäischen Handlungen und Gegenstände aller Zeitalter waren ihm durch die Bank geläufig. Beschrieb nicht schon Kirchenvater Origenes - sein persönliches Vorbild, wie er nie müde wurde zu erwähnen - detailliert die mannigfaltigen Möglichkeiten und Werkzeuge der Dämonenaustreibung wie Anblasen, Ausspucken, die Anwendung oder Verabreichung von Knoblauch, Zwiebeln und Glockenläuten? Und waren des weiteren Gebet, Trancetanz, das Applizieren von Speichel, der Gebrauch von Haselnussruten und Steinen mit einem natürlichen Loch, Amulette oder spezielle Kopfbedeckungen und geweihte Glocken aus Messing nicht schon seit Urzeiten probate Mittel und verlässliches Handwerkszeug des Exorzisten gewesen?
In Anlehnung an das Werk seines Idols war Langlois´ erste Wahl das Anblasen. Dies musste allerdings ohne das Wissen des Besessenen geschehen, was manchmal zu bedauerlichen, ja peinlichen Szenen führte, da die vom Teufel in Besitz genommene Person üblicherweise – so wie jeder Normalsterbliche auch – sich nun mal nicht gerne von einer fremden Person ins Gesicht pusten ließ. Und schon gar nicht eine Wolke Weihrauch.
Langlois, Exorzist der alten Schule, in direkter Kommunikation mit dem Geist oder Dämon des jeweils Besessenen, kannte bei seinem Werken dessen ungeachtet kein Pardon. Schließlich musste getan werden, was getan werden musste. Und er ging bei seinem Schaffen sogar noch einen Schritt weiter als dieser – seiner Einschätzung nach - bei weitem überschätzte Padre Amorth.
Padre Gabriel Amorth war 1986 zum offiziellen Exorzisten der Diözese Rom ernannt worden war und alsbald stieg die Anzahl der italienischen Exorzisten sprunghaft auf über dreihundert an. Amorth wurde 1994 zum Präsidenten der internationalen Vereinigung der Exorzisten gewählt - Langlois war zu dieser Zeit gerade einmal drei Jahre mit der Reintegration von Besessenen betraut - und schoss sich damals gerade richtig auf Okkultismus durch Pendeln, Kartenlegen und Wahrsagen ein. Vor allem an dem heutzutage oftmals fehlenden Glauben der Priester an die reale Existenz des Teufels hatte Amorth so das eine oder andere auszusetzen.
Auch Yoga und das Lesen von Harry-Potter-Romanen hielt Amorth auch heute noch für satanisch, was für Langlois natürlich völlig schlüssig und leicht nachvollziehbar war, nur: In gewissen Belangen ließ Amorth doch die Zügel schleifen. So empfahl er auch heute noch, Besessene zuerst zum Psychiater zu schicken, um die Geplagten – möglichst vor der voreiligen Bestellung eines Exorzisten - auf Schizophrenie untersuchen zu lassen, was ja wohl nachweislich Kokolores war. Aber: kein Mensch war perfekt und so hielt sich Langlois lieber an seinen verehrten Origenes, der, zur Frühzeit des Christentums und seinerzeit ernüchtert über die Laxheit des Pontifikats, auf seinem Feldzug gegen die Häretiker in Arabien und geschwächt durch harte Folter, sein Leben für Gott ausgehaucht hatte.
Langlois dachte genüsslich und auf seine ganz individuelle, professionelle Art über verschiedene Mittel und Wege nach, diesen anmaßenden J.S. von seinem hohen Ross zu stoßen, als er mit gemütlichen neunzig Sachen den schnurgeraden Warrego Highway in nordwestlicher Richtung entlangfuhr. Toowoomba und Dalby hatte er bereits im Rückspiegel hinter sich gelassen und nun glitt er auf der A2, die wie mit dem Lineal gezogen durch Queensland führte, in Richtung Chinchilla, der Melonenhauptstadt Australiens.
Er streckte die für seinen hageren Körper viel zu groß geratene Nase aus dem offenen Fenster, schnupperte und bildete sich ein, bereits leichten Schwefelgeruch wahrzunehmen, auch wenn er noch eine halbe Stunde Fahrt bis zur World of Wonder vor sich hatte. Die dünnen, farblosen Haare, die seine Halbglatze säumten, erwachten zum Leben und wirbelten in wilden Zyklonen mal in Fahrtrichtung, mal ins Wageninnere, als er das Schild sah.
WORLD OF WONDERS/JOIN US/LOVE J.S.
Wonders? Ja, wundern werden die sich, lachte Langlois in sich hinein und schob seinen Kopf wieder ins Wageninnere, da ihm wiederholt die allgegenwärtigen australischen Fliegen an die Stirn geklatscht waren. Außerdem wollte er sich keinen Sonnenbrand auf seiner Halbglatze zuziehen. Das war ihm vor Jahren im Bioparco Giardino Zoologico mitten in Rom passiert, als er zur Mittagszeit auf einer Parkbank eingeschlafen und drei Stunden später mit Speichelfäden in den Mundwinkeln und riesigen Blasen auf der Glatze aufgewacht war. Es würde ihm nicht noch einmal passieren.
Die Einfahrt zur World of Wonders war nicht zu übersehen. An die hundert Autos standen rechts und links der Sandpiste, die rechterhand zum Refugium von J.S.´ Kommune führte. Langlois hielt an einem Wächterhäuschen. Die Piste war ab hier durch einen Schranken gesperrt, auf dem ein grüngoldenes Kreuz festgeschraubt war. Ein Mann in Overall und Dreadlocks trat aus dem Schatten der überdimensionierten Hundehütte.
»G´Day Mate«, ließ der Wächter vernehmen.
»Guten Tag«, antwortete Langlois und zog seine Reservierung aus der Tasche am Beifahrersitz. Der Wächter nahm sie entgegen, zog sich in das Häuschen zurück und brabbelte in lokalem Kauderwelsch in sein Walky-Talky.
»Ah. Sie sind der Träumer.« Er reichte dem Gast die Papiere.
»Was träumens´n so vom Heiland?« Er warf einen neugierigen Blick in Langlois´ Wagen, als ob er die Antwort auf seine Frage dort finden könnte. Langlois tat so, als hätte er die Frage nicht gehört. Er würde sicher nicht hier und jetzt beginnen, sein Lügengebäude zu errichten. Ganz sicher nicht in gleißender Hitze vor diesem Schranken und für einen Menschen, dessen Haare bestimmt Heimstatt ausgedehnter Krabbeltier-Populationen waren.
Er wiegelte ab: »So dies und das. Äh, wären Sie vielleicht so freundlich?« Er nickte in Richtung des Schrankens und lächelte das künstliche Lächeln des Überlegenen, der einen minder Bemittelten dazu bewegen will, eine leichte Aufgabe auszuführen, ohne jedoch allzu sehr den Überlegenen rauskehren zu wollen.
»Ach so, nein, hier kommt keiner mit der Karre rein.« Der Rasta nickte mit dem Kopf in die Richtung, aus der Langlois gekommen war. »Sie können da hinten parken. Irgendwo. Wo Sie wollen.«
»Aber ich ha…«
»Ja, sagen Sie alle. Aber ab hier is autofreie Zone. Wenn Sie wollen, rufe ich Ihnen ein E-Mobil. Kostet aber.«
»Danke. Machen Sie sich keine Umstände.« Langlois schob bereits zurück. Diesmal zog er die Staubwolke in der entgegengesetzten Richtung hinter sich her. Weit und breit kein freier Parkplatz. Letztlich fand er sich fast bei der Abfahrt von der Bundesstraße wieder, als er eine Parklücke fand. Langlois überlegte, ob er die senffarbene Umhängetasche und den schweren Koffer mitnehmen sollte. Immerhin war es glutheiß und er hatte keine Ahnung, wie weit er zu laufen hatte. Aber: Mitten in der Blüte seines Lebens wollte er sich, andererseits, auch dann und wann etwas zutrauen. War er nicht in jungen Jahren Meister im Sprint gewesen, mit einer Lunge wie Lhakpa Tenzing Sherpa? Da würde er sich durch einen kleinen Fußmarsch nicht unterkriegen lassen.
Also hängte er sich die schwere Tasche um die Schulter und nahm den Hartschalenkoffer in die rechte Hand. Er versuchte sich einzuprägen, wo er seinen Wagen abgestellt hatte, damit er ihn später finden würde, es waren aber keinerlei Landmarken, Masten oder besonders große, erinnerbare Bäume weit und breit zu sehen, also band er noch schnell ein Taschentuch an die Auto-Antenne. Er trottete los. Als er die Sperre mit dem Rasta erreicht hatte, öffnete dieser den Schranken, obwohl Langlois genauso gut seitlich herum hätte gehen können. Der Rasta wünschte einen guten Tag und trat wieder in den Schatten seines Häuschens.
Der Weg führte bergab und schnitt in eine kreisrunde Senke von etwa zweihundert Metern Durchmesser, in deren Mittelpunkt eine imposante kuppelförmige Konstruktion stand. Mit ihrer parabolischen Wölbung sah sie aus wie eine große, gut gebräunte Brust, zumal an der Spitze eine brustwarzenartige Erhöhung angebracht war – wohl um das Licht in den riesigen Dom zu lassen, denn sonst waren keine weiteren Öffnungen zu sehen. Um die große Kuppel waren zehn weitere, kleinere angeordnet. Eine war ganz in weiß gehalten, vier waren sandfarben wie das große Bauwerk und fünf weitere waren rötlich wie die Erde in und um Chinchilla.
Nachdem er den Einschnitt in das Innere der Senke passiert hatte, wurde Langlois erneut aufgehalten. Diesmal von einer ganz in indigofarbene Gewänder gehüllten Frau mit Walky-Talky an der Hüfte und ID-Card um den Hals. Sie wirkte dominant und ihr Blick veranlasste Langlois, sofort den Koffer abzustellen und sich vorzustellen:
»Guten Tag, ich bin…«
»Ich weiß, Sie sind der Träumer. Langlois, richtig?«
»Jaques Langlois, um genau zu sein.«
»Sehr gut.« Sie wirkte nicht rasend interessiert.
Die ganze Anlage hätte wie Disney-World wirken können, wäre da nicht diese übernatürliche Stille gewesen. Die riesigen sandfarbenen Kuppeln erinnerten an eine Mondkolonie und es war auch fast so ruhig wie am Mond. Die Hänge der künstlichen Senke waren mit Gras- und Frangipanibäumen bepfalnzt und die einzigen entfernten Geräusche, die man dann und wann hörte, waren das Gurren der Tauben und das Pfeifen der Palmkakadus, die sich in den Ästen vor der Sonne versteckten. Die Kuppel in der Mitte der Anlage erhob sich wohl fünfzehn Meter über das Grundstück, das mit perfekt getrimmtem Rasen bedeckt war und rund um das zentrale Bauwerk standen die anderen Blasen. Wenn sie unterschiedliche Funktionen hatten, so sah man das nicht von außen und auch die vielen Anhänger von J.S. bekam Langlois nicht zu Gesicht. Wo waren die alle?
Die Dame im indigofarbenen Dress drückte Langlois eine ID-Card in die Hand, an der ein grünes Band befestigt war.
»Bitte tragen Sie die immer, wenn Sie sich außerhalb Ihrer Unterkunft aufhalten. Der Heiland wird Sie morgen nach der Vesper empfangen.« Sie strich sich mit dem Zeigefinger ihrer rechten Hand die Augenbrauen glatt. »Schön, dass Sie so oft vom Erlöser geträumt haben. Er hat mich persönlich darüber informiert, dass er sich schon sehr auf Ihren Vortrag freut.«
Damit hatte Langlois nicht gerechnet. Jetzt sollte er dem Scharlatan auch noch von den Träumen erzählen. Litt er nicht schon genug? Hatte er nicht schon mindestens zwei Gebote verletzt, als er sich bereit erklärte, mit dieser Lüge hier aufzukreuzen? Was sollte er dem nur erzählen? Aber er wäre nicht offiziell beauftragter Exorzist des Vatikans, wenn er diese Klippe nicht unbemerkt umschiffen würde – das sollte das geringste Problem sein. Wichtiger war, J.S. mit einem Vaterunser auf den Lippen den Weihrauch ins Gesicht zu pusten, ohne dass unnötiger Argwohn erregt würde. Aber auch das würde schon irgendwie klappen. Er durfte eines nicht vergessen: An erster Stelle stand sein Auftrag und der bestand darin, festzustellen, ob es sich um den echten Heiland handelt. Aber an diese Option glaubte der Priester keine Sekunde. Andererseits: Wäre dieser J.S. tatsächlich der wiedergekehrte Sohn Gottes, so wäre er, Prêtre Jaques Langlois, sowieso verloren. So oder so: Die Angelegenheit würde spannend bleiben.
»Bitte zeigen Sie beim Eingang zu Kuppel drei einfach Ihre ID und alles Weitere wird sich ganz von selbst erklären.«
Sie zeigte auf den Boden und Langlois sah jetzt die in den Weg eingelassenen Markierungen, die recht übersichtlich Orientierungshilfe anboten.
»Danke. Ich denke, ich werde mich zurechtfinden.« Er nahm seinen Koffer und ging entschlossenen Schrittes entlang des zwischen den Kuppeln sternförmig angeordneten Weges weiter, bis er auf die breite, ringförmige Allee stieß, die um die zentrale Kuppel führte. Von hier war es nicht mehr weit zur Kuppel drei.
Am Eingang fand er lediglich einen Automaten, ähnlich denen in Parkhäusern, der ihn, sobald er vor ihm stand, mit Computerstimme aufforderte, die ID-Card durch den Schlitz unterhalb eines Monitors zu ziehen. Eine Schiebetür öffnete sich mit einem leisen Klicken und Langlois trat in den Schatten des Eingangsbereichs. Die Stimme forderte ihn auf, den Markierungen im Boden zu folgen. Auch hier waren rote und grüne LEDs in den Estrich eingelassen. Woher die Stimme kam, war nicht festzustellen, Langlois sah nirgends Lautsprecher. Die Schiebetür schloss sich nahezu lautlos hinter dem Priester.
»Bitte folgen Sie ihrer ganz persönlichen Markierung. Ihre ID-Nummer für die nächsten zwei Tage bis zur Messe lautet 3108. Sie finden diese auch auf Ihrer ID-Card. Bitte vergessen Sie nicht Ihren Termin mit dem Heiland heute um zwanzig Uhr dreißig im Zeremonienraum. Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag.« Die Computerstimme verstummte und im Boden begann ein grünes Symbol, ähnlich dem Windows-Pfeil, zu blinken. Unter dem Pfeil war die Zahl 3108 in rot zu sehen. Langlois folgte dem Pfeil, der scheinbar stets wusste, wo sich der Priester gerade aufhielt, diesem immer einen Schritt voraus war und ihn ins Innere der Kuppel Nummer drei führte. Zwei kleine verchromte Wägen mit Gepäck kamen Langlois, scheinbar führerlos, entgegen und folgten offensichtlich einer in den Boden eingelassenen Markierung. Auch hier war niemand zu sehen. Langlois atmete tief durch. Die Kühle im Inneren der Kuppel war ihm willkommen und er merkte erst jetzt, dass er eindeutig zu viel Sonne abbekommen hatte.
Die Architektur im Inneren der Blase war nüchtern: Rund um eine kreisförmige Grundfläche mit etwa fünfzehn Metern Durchmesser waren sternförmig, wie die Strahlen einer schematisch gezeichneten Sonne, schneeweiße Container aufgestellt. Fünfzehn Container waren so kreisförmig angeordnet und je drei übereinander. Ein Aufzug führte in den ersten und zweiten Stock. Die Markierung im Boden führte dorthin und Langlois suchte nach einem Knopf, als auch schon die Lifttür aufging. »Guten Tag, Monsieur Langlois. Ihr Habitat in der World of Wonders trägt die Nummer 3108.« Aha, dachte Langlois. Dritte Kuppel, erster Stock, Container 8. Schon öffnete sich die Türe des Aufzugs erneut und er betrat die Galerie im ersten Geschoß, die von der Lichtkuppel an der Oberseite der Blase beleuchtet war.
Die Container waren gut lesbar beschriftet und er zog seine ID-Card durch den Schlitz. Sofort öffnete sich mit einem leisen Klick die Türe und gab den Blick auf ein makelloses, standardisiertes Inneres frei. Ein kleiner Vorraum mit Zugang zu WC und Dusche, Schrank und Kühlschrank, dahinter ging es weiter in ein schmales Wohn-Schlafzimmer, das war´s auch schon. Die Farbe des Lichts war dem der Sonne nachempfunden, es war angenehm kühl – alles in allem konnte man es hier aushalten.
Langlois stellte sein Gepäck im Vorraum ab und entnahm der Umhängetasche sein Laptop. Den USB-Stick von Bonboni hatte er separat in einem kleinen Seitenfach der Tasche versteckt. Er fingerte ihn heraus und steckte ihn an. Dann ließ er sich auf das kleine Sofa neben dem Bett fallen, schraubte die kleine Evian-Flasche auf, die neben einer Schale mit Zitronengrasaroma-Erfrischungstüchern stand, nahm einen Schluck und rief die Datei Dossier J.S., Australien auf:
Abraham John Smith alias J.S., geboren 1973 in Melbourne, Australien.
Einzelkind
Vater: Wayne Smith, Mutter: Evelyn Smith, geb. Mooreheimer
Sohn Abraham fiel zweimal auf wegen geringfügiger Drogenvergehen, wurde jedoch nie verurteilt.
Diverse Reisen nach Europa in jungen Jahren. Musiker. Choleriker. Abgebrochenes Chemie-Studium, Lehramt; von 1998 bis 2008 Sonderschullehrer in Brisbane. 2009 hatte er die Vision, er sei der Heiland. Begann ab dann, gemeinsam mit seinen ersten Anhängern billige Grundstücke nahe Chinchilla, Queensland, aufzukaufen. Erbaute in nur zwei Jahren die World of Wonders, die von seinen Anhängern so benannt wurde. Es wird laufend von Wundern berichtet. Seine Anhänger vermachen ihm üblicherweise den Großteil ihrer Ersparnisse.
J.S. hat seine Visionen eigenen Angaben nach trauminduziert. Niemand außer Blanche Freeman hat näheren Kontakt zu ihm. Sie ist bekannt für ihre Leidenschaft für schamanische Rituale. Auch Drogendelikte, auch keine Verurteilungen. Weder er noch Mrs. Freeman ließen sich jemals interviewen, wahrscheinlich aus Angst vor unangenehmen Fragen bezüglich ihrer Vergangenheit.
Assurément! Langlois konnte sich gut vorstellen, wie schwierig es für J.S. und diese Blanche sein musste, den Schein zu wahren. Er selbst gab auch nie Interviews – schließlich lief man Gefahr, das Renommee der Exorzisten von heute aufs Spiel zu setzen. Aber stand etwa irgendwo geschrieben, dass Exorzisten ins Rampenlicht treten sollten? Langlois sah sich im Wohn-Container um. Sein Blick blieb an einer Steckdose hängen.
Gütige Jungfrau, daran hatte er nicht gedacht: Die hatten hier andere Stecker. Wie sollte er denn jetzt sein Räuchergerät aufladen. Er sprang auf und holte es aus der Tasche. Die Akku-Anzeige bestätigte seine schlimmste Befürchtung - die Spannung war im unteren Bereich. Das hieß, er musste einen Adapter besorgen. Im Vorraum befand sich neben der Tür ein Info-Screen. Er trat an den Bildschirm heran und dieser erwachte zum Leben. Er drückte einen Zeigefinger auf das Help-Icon.
»Guten Tag. Wie kann ich helfen?« Wieder diese Stimme.
»Äh, ja… Ich bräuchte einen Adapter für mein… für meinen Rasierer.«
»Kann den Begriff A-dapter nicht finden. Bitte sprechen Sie erneut.«
»Adapter. Ich brauche einen Aadaapteer…«
»Kann den Begriff Aadaapteer nicht finden. Bitte sprechen Sie erneut.«
Langlois´ Magen knurrte.
»Wo kann ich essen?«
»Bitte wählen Sie aus dem Menü.«
Ein Fenster zeigte die Optionen Caucasian / Asian / Vegetarian / Vegan. Langlois wählte Caucasian. Es gab verschiedene italienische Gerichte. Er wählte Makkaroni-Gorgonzola-Auflauf mit Ruccolasalat.
»Möchten Sie in Ihrem Habitat oder im Speisesaal Ihre Mahlzeit zu sich nehmen?«
»Im Speisesaal.«
»Der Speisesaal wird in drei Stunden geöffnet. Bitte begeben Sie sich um achtzehn Uhr in Gebäude eins. Ihre Bestellung ist vorgemerkt. Vielen Dank.«
»Nein, nein. Ich habe jetzt Hunger.«
»Kann Begriff Hunger nicht finden. Sprechen Sie erneut.«
»Ich will jetzt essen.«
Auf dem Bildschirm erschien wieder das Menü. Langlois tippte nochmals auf den Makkaroni-Auflauf.
»Sie haben eine zweite Portion Makkaroni bestellt. Bitte begeben Sie Sich um achtzehn Uhr in Gebäude eins. Ihre Bestellung ist vorgemerkt. Vielen Dank.«
»Nein, verstehen Sie denn nicht?« Sinnlos. Langlois trat zurück und der Bildschirm erlosch. Sollte er sich denn lächerlich machen? Sein Magen knurrte um einen Deut lauter.
Nachdem er sich eine Dusche in der Polyester-Nasszellen-Einheit gegönnt hatte, befasste er sich wieder mit dem Dossier.
Abraham Smith alias J.S. hat scheinbar große Überzeugungskraft. In internationalen Foren wird berichtet, dass alle, die an seinen Messen teilnahmen, ihr Leben neu gestalten.
Besonders interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass alle, die je an einer seiner Messen teilgenommen haben, von unerklärlichen Phänomenen berichten. Legen Sie also besonderes Augenmerk auf eventuelle Taschenspielertricks, die für das ungeübte Auge wie Wunder erscheinen könnten. Seien Sie wachsam und achten Sie auf noch so kleine Details.
Erstatten Sie nach Ihrem Treffen mit J.S. umgehend Bericht über die verschlüsselte Verbindung.
Da konnten die Offiziellen darauf wetten, dass er die Augen offenhalten würde. Zehn Minuten vor Sechs trat er hinaus auf die Galerie und rannte beinahe einen Mann um, der scheinbar auch sein Habitat auf dieser Ebene hatte.
»Excusez-moi. Langlois trat zurück und wollte seinem Nachbarn den Vortritt lassen.«
»Nein, nein. Bitte nach Ihnen.« Der Mann hatte eine leichte Alkoholfahne und einen Sonnenbrand, der nicht von schlechten Eltern war. Er war groß, hatte eine Halbglatze wie Langlois und trug Knickerbocker mit Hosenträgern. Dazu ein weißes Hemd und Flip-Flops. Modetrend würde der Stil wahrscheinlich nicht so bald werden, dachte Langlois. Andererseits: Die Kombination aus grauer Flanellhose mit hellblau-weiß-gestreiftem Hemd, die er selbst trug, würde ihn auch nicht auf der Fashion Week in Mailand auf den Laufsteg bringen.
Sein Nachbar schien ein freundlicher Zeitgenosse zu sein:
»Auch zum Essen?«
Langlois bejahte und übernahm die Führung. Als sie im Erdgeschoss ankamen, blinkten nunmehr zwei Pfeile mit der jeweiligen darunter eingeblendeten Nummer und zeigten Richtung Ausgang.
»Dann lassen Sie uns mal sehen, wie die hier kochen.« Langlois Nachbar grunzte zufrieden.
»Wie lange sind Sie schon hier?« Langlois musste zusehen, Informationen einzusammeln.
»Seit heute. In unserer Kuppel wohnen nur Teilnehmer, die gerade erst angereist sind. Nach der Messe ziehen wir um. Da drüber wohnen die, die die Messe hinter sich haben. J.S. möchte, dass die Neuen und die Initiierten jeweils unter sich bleiben. Der Knickerbocker-Mann zeigte zu den rötlichen Kuppeln auf der anderen Seite des Hauptgebäudes. »In der weißen Kuppel ist das Restaurant. Oh, hab ganz vergessen: Rand, Peer Rand.« Er hielt Langlois seine rechte Hand hin.
»Jaques Langlois, freut mich.« Jetzt konnten sie einige Gäste sehen, die, allesamt von den sandfarbenen Gebäuden kommend, zur weißen Kuppel strömten. Rund um die rötlichen Blasen war alles ruhig.
»Von den roten Kuppeln kommt wohl keiner zum Essen?«
»Ach, die haben hier ihre eigenen Sitten und Gebräuche. Hat mir meine Tochter schon erzählt. Ich bin ja auch nur hier, weil sie mir so vorgeschwärmt hat vom J.S. Ich wollte mir das mal mit meinen eigenen Augen ansehen.«
»Wissen Sie eigentlich, warum alle diesen Vertrag unterschreiben müssen. Sie wissen schon…«
»Keine Ahnung.« Der Knickerbocker-Mann runzelte die Stirn. Er machte nicht den Eindruck, dass er allzu sehr mit seinem Schicksal hadern würde. »Aber mir ist das ganz recht, dass ich nach der Begegnung mit dem Heiland noch vier Tage bleiben muss. Sie wissen schon, da hab ich ein bisschen Ruhe vor meiner Alten.« Er lachte das älteste, blödeste, kumpanenhafte Spießer-Lachen der Welt. Jetzt war er Langlois nicht mehr ganz so sympathisch. »Ist doch auch irgendwie gut, dass man seine bessere Hälfte nicht mitbringen darf. Alle solo hier. So will das der J.S. Ich kann damit ganz gut leben.« Er kniff seine Augen zusammen, sodass sich der Schweiß in den Stirnfalten sammelte und taxierte Langlois. »Sie haben doch auch fast eine Woche Auszeit. Genießen Sie das etwa nicht?«
»Doch, doch«, log der Priester. Ein weiterer Punkt auf seiner Liste für die nächste Beichte.
Am Eingang zur weißen Kuppel standen im Schatten einer hölzernen Pergola, die mit verschiedenfarbigen Trichterwinden-Arten bewachsen war, gut vierzig Gäste in einer Schlange an. Langlois und Rand brauchten zehn Minuten, bis sie am Empfang ankamen. Rand zog jede einzelne Frau in der Schlange mit den Augen aus und warf Langlois dann und wann verschwörerische Blicke zu.
Wieder eine Frau in Indigo, wieder mit Walky-Talky und Headset. Sie instruierte jeden der Neuankömmlinge.
»Darf ich Sie auf unsere kostenfreie Gesunden-Untersuchung hinweisen. Wir empfehlen wegen der Hitze und der sehr starken empathischen Wirkung des Heilands einen kurzen Health-Check. Wenn es Ihnen nichts ausmacht. Dauert nur fünf Minuten.« Sie wies mit der Hand nach links zu einem Container, in dem hinter einer Verglasung ein Dutzend Liegen aufgestellt war. Ein Teil der Liegen war besetzt.
»Wenn ich bitten darf.«
Langlois und Rand fügten sich. »Und das dauert nur fünf Minuten?«
»Eher weniger.« Die Indigo-Frau entblößte ihr Zahnpasta-Reklame-Lächeln, zeigte nochmals nach links und winkte mit einer Bewegung der anderen Hand bereits die nächsten Gäste heran.
In der Box waren drei weißgekleidete Gestalten am Werk, die den Gästen nach dem Scannen der ID-Cards eine Blutprobe abnahmen, den Blutdruck maßen und gesundheitsbezogene Fragen stellten. Danach mussten alle in ein Gerät blasen - wohl wegen der Lungenleistung, dachte Langlois - dann leuchtete man ihnen noch mit einer Stablampe in die Augen und schon war die Untersuchung erledigt. Die Weißkittel wünschten einen guten Appetit und entließen die Gäste in den Restaurant-Bereich.
»Also ich sage Ihnen…« Rand drückte Langlois´ Oberarm dafür, dass sie sich erst seit einer halben Stunde kannten, eine Spur zu fest und fuhr fort: »Meine Tochter meinte ja, dieser Gesundheits-Check wäre total berechtigt. Wie die hier war, sind die reihenweise während der Messe umgekippt. Sagte sie. Und die haben da nicht mal großartig rumgeturnt, gar nix. Kreislaufprobleme en masse gab´s da. Trotz Air Condition und genug Trinkwasser für alle. Umgekippt wie die Fliegen sind die. Sagt meine Tochter. Kann ich mir gar nicht vorstellen. Umso mehr hat´s mich dann interessiert, mir das selbst anzusehen.« Rand zog den Priester in einen ruhigen Bereich des Restaurants und parkte seine Leibesfülle auf einem braunen Schwingsessel, der sich daraufhin bedenklich nach hinten bog.
»Und bekehrt waren die alle. Ich höre gar nichts mehr anderes von Kathrin, so heißt meine Tochter, als J.S. hier, J.S. da. Die wollte unbedingt noch mal hierher, aber das möchten die nicht. Offizielle Begründung: Nicht genug Plätze wegen dem großen Andrang. Stellen Sie sich das mal vor. Sehen Sie sich mal um, Hunderte passen hier in die Kuppeln und die haben nicht genug Plätze. Von wegen. Als nächstes hat sie einen Dauerauftrag eingerichtet und jetzt zahlt sie denen ein Zehntel ihres Gehalts. Auch so eine Sache. Die wollen entweder nix oder ein Zehntel vom Gehalt - ein Zehent nennen die das. Wollt´ ihr das ausreden, hatte aber keine Chance. Ein Zehent, Mann o Mann...«
Der Knickerbocker-Mann schüttelte resigniert den Kopf. »Aber wenn sie´s glücklich macht, will ich ihr nicht weiter dreinreden. Sie sagt, sie hätte sich noch nie so lebendig gefühlt.«
Langlois startete einen Versuch, das resignierte Kopfschütteln als Solidaritätsbekundung zu kopieren. Es fühlte sich irgendwie geheuchelt an und er war froh, als in der Mitte des Tisches eine kreisrunde Verglasung zu blinken anfing wie eine Kochplatte. Die mittlerweile bekannte Computerstimme forderte die beiden auf, ihre ID-Cards über die Platte zu ziehen und aus der auf der Fläche erscheinenden Getränkeliste auszuwählen. Langlois ließ dem Knickerbocker-Mann den Vortritt und bestellte selbst nur Wasser. Die Stimme bestätigte die Order der beiden und versicherte, dass ihre bestellten Menüs bald serviert würden. »Mann. Kein Bier. Strengstes Alkoholverbot hier. Aber gut, wusste ich schon vorher.« Er klopfte auf seine Gesäßtasche, um sich zu vergewissern, dass der Flachmann noch da war. »Meine Alte würde mir ohnehin die Hölle heiß machen, wenn die mich beim Trinken erwischte.«
Langlois versuchte noch mal das solidarische Kopfschütteln. Von wegen Hölle! Wenn der von seinem Auftrag wüsste! Wusste der aber nicht und das war gut so.
»Sie müssen aber verhungert sein.« Rand nickte bewundernd auf Langlois´ doppelte Portion Makkaroni mit zwei großen Tellern Ruccola-Salat. Langlois hatte vergeblich auf der interaktiven Platte am Tisch nach einer Möglichkeit gesucht, eine Portion abzubestellen. Die Kellnerin, wahrscheinlich eine Philippina, verstand kein Wort, als er sich weigern wollte, die doppelte Portion anzunehmen. Sie stellte einfach die Teller am Tisch ab, fragte auch nicht, wer welche Drinks bestellt hatte und verschwand gleich wieder im Küchenbereich.
Nach dem Essen wollte Langlois etwas spionieren und da kam ihm die Gesellschaft des Knickerbocker-Mannes gerade recht. Zusammen würden sie weniger auffallen, also verwickelte er Rand in eine harmlose Unterhaltung und begann, in Richtung der großen Kuppel zu schlendern. Es gab nur einen Eingang. Die hohe Doppeltür, eingerahmt von zwei leuchtend grünen Kreuzen mit zweifachem Balken, ähnlich wie das orthodoxe Glaubenssymbol, war verschlossen. Es gab keine Fenster. Die Kuppel schien aus sandfarbenem Beton zu bestehen, nur der Bereich bis in zwei Meter Höhe war mit einem weißen, glänzenden Plattenbelag versehen, in dem mosaikartig einzelne goldene Fliesen eingearbeitet waren. Rund um das gewaltige Bauwerk waren Rabatte mit fein säuberlich geharkter und trotz der Hitze ideal befeuchteter Erde, in der, laut Auskunft von Rand, alle Rosenarten der Welt gepflanzt waren. Alle? Das konnte sich Langlois nicht vorstellen.
Glücklicher Weise waren noch andere Gäste auf der Allee unterwegs, um sich nach dem Essen die Beine zu vertreten. Langlois äugte immer wieder zu den fünf rötlichen Kuppeln hinüber. Rand hatte gemeint, nach der Messe würden alle für vier Tage hierher übersiedeln. O.k., und wozu? Das hätte Langlois schon gerne gewusst. Was sollte das für einen Sinn ergeben? Er musste da ein wenig nachforschen. Als ihnen eine größere Gruppe von Besuchern entgegenkam, zweigte Langlois von der Allee ab und ging kurzerhand zum Eingang einer dieser Bauwerke. Er zückte seine ID-Card und zog sie durch den Schlitz beim Eingang.
»Nur für Autorisierte!« Die Tonlage der computergenerierten Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass in dieser Beziehung keine Ausnahme gemacht wurde. Langlois hätte gerne ein weiteres Mal die Karte in das Lesegerät geschoben, ließ es aber bei dem einen Versuch bewenden und begab sich wieder zu seinem Freund mit dem rustikalen Beinkleid.
»Na, können´ses nicht erwarten zu sehen, wies da drin aussieht?«
»Bin einfach nur interessiert.« Langlois lenkte vom Thema ab: »Sagen Sie, was machen Sie eigentlich beruflich?«
»Ja. Also. Wo soll ich da anfangen?« Nicht gut, gar nicht gut, dachte Langlois. Wer so anfängt, hört am Ende nicht mehr auf zu quasseln. Zehn Runden später, als sie vor dem Eingang zu ihrer Kuppel ankamen, unterbrach Langlois den geschwätzigen Rand: »Seien Sie mir bitte nicht böse, ich habe heute noch einen Termin bei J.S. und würde mich vorher gerne noch etwas frisch machen.«
»Wie? Sie treffen den jetzt? Sozusagen Privataudienz?«
»Sozusagen.«
»Da bin ich platt.«
»Also… ja… Dann bis später.«
Mein Gedächtnis, mein Gedächtnis, dachte Langlois. »Äh, könnten Sie mir einen Riesen-Gefallen tun?«
»Wenn Sie mich nicht drum bitten, Ihnen mal schnell eine Portion Vanille-Eis aus Brisbane zu holen, gerne.«
»Könnten Sie mir einen Adapter leihen?«
Zehn Minuten nach sieben war Langlois bereit. Das elektronische Räuchergerät, eigentlich eine Erfindung für Kiffer, die mit diesem Gerät - das aussah wie ein Handy mit Antenne - ausgestattet, die Polizei täuschen konnten, wenn diese die Unverfrorenheit besaß, sie zu kontrollieren, war geladen und mit bestem arabischen Weihrauch befüllt. Auf der Anzeige las Langlois 168°C, die perfekte Temperatur, um das Harz zu verdampfen, aber nicht zu verbrennen. Die Antenne des Handys war das Rohr, mit dem man die Dämpfe ansaugen konnte. Verdampft wurde der Inhalt nur, wenn man am Rohr ansaugte, ähnlich wie bei einer E-Zigarette. Nach guter alter exorzistischer Tradition würde Langlois versuchen, so nahe wie möglich an J.S. heranzukommen und ihm dann – auch das war sehr wichtig – mit einem Vaterunser auf den Lippen eine Wolke Weihrauch aus nächster Nähe verpassen. Manch einer reagierte verstört auf solcherlei Belästigung, aber das wollte der Priester gerne riskieren.
Vor dem Ausgang der Kuppel empfing ihn eine Dame aus dem indigiofarbenen Team. Sie streckte ihre Hand in Richtung seines Brustbeins aus und Langlois wich zurück, aus Angst, die Frau würde ihm die Hand auf die Brust legen wollen. Sie hatte aber andere Absichten. Sie griff sich seine ID-Card, um sie über das Lesgerät zu ziehen. Erst nachdem sie mit einem Lächeln ihre guten Absichten zum Ausdruck gebracht hatte, entspannte sich Langlois und die Prozedur konnte erfolgreich über die Bühne gebracht werden. Das Lesegerät gab einen Piepton von sich und das war für sie das Zeichen, sich in Bewegung zu setzen.
Der Priester war bestürzt, wie sehr er erschrocken war, als sie ihn fast berührt hatte. Was war denn da so schrecklich daran? Er sollte sich vielleicht wieder mal eine Massage gönnen, sich bewusst berühren lassen. Stand denn irgendwo geschrieben, dass Priester keinen Körperkontakt haben durften?
Die Indigo-Frau verdrehte den Kopf und verkündete über ihre Schulter, dass sie Dana hieß, dass der Heiland wartete und dass alle schon gespannt wären, was er, Langlois zu erzählen hätte. Dieser hatte sich drei Geschichten zurechtgelegt - allesamt reale Träume, die er in den letzten Tagen durchlebt hatte und die alle mit J.S. zu tun hatten. Ein paar pikante Details würde er wohl auslassen müssen. Wenn er bewusst an diese Einzelheiten dächte, wurde die To-Do-Liste für seine nächste Beichte unüberschaubar, also verdrängte er diese unangenehmen, ja, unappetitlichen Traumsequenzen und fokussierte seine Gedanken auf die jugendfreien Teile. Immerhin: Er hätte ein paar schöne Geschichten zu erzählen. Und: Er hatte sich fest vorgenommen, J.S. nach der ersten Geschichte mit Weihrauch anzupusten, um ihm den Dämon auszutreiben.
Sie standen vor der zentralen Kuppel. Es war kurz vor halb acht und die Sonne beschoss jetzt den indischen Ozean mit ihren Neutrinoschauern. Die rund um den künstlichen Krater verlaufende Böschung erweckte den Eindruck eines herangezoomten Horizonts. Als die Sonne den Kraterrand erreichte, ging alles ganz schnell: Zuerst warf sie die extrem langen Schatten der am höchsten Punkt des Hanges wachsenden Bäume auf die Rasenflächen zwischen den Kuppeln und, noch deutlicher kontrastierend, auf die große Hauptkuppel und das flüssige Gold der Photonen des Gestirns vermischte sich mit dem weiß-goldenen Mosaik der Fliesen am unteren Kuppelrand. Der Effekt, den die letzten Sonnenstrahlen hervorriefen, war ein Flimmern und Flackern in Gold und Silber; das Schauspiel dauerte aber nur ein, vielleicht zwei Minuten, dann war das Gestirn verschwunden und es wurde übergangslos die indirekte Beleuchtung durch die von unten rosa angestrahlten Zirrus-Wolken wirksam und nun verwandelte sich die sandfarbene Kuppel in ein anilinrosarotes, dann alpenrosarotes parabolisches Gebilde, scheinbar materielos, überlagert von den durch die Höhenwinde ausgefransten Federwolken.
Dana legte ihre ID-Card auf das Lesegerät und mit dem Klicken der schweren Doppeltüre schalteten sich im gleichen Moment rund um die Kuppeln auf dem ganzen Gelände die Rasensprinkler ein und verbreiteten augenblicklich eine angenehme Luftfeuchtigkeit. Davon bekam Langlois allerdings nichts mehr mit. Dana führte ihn in eine Schleuse, Langlois hörte ein weiteres Klicken und sein Blick verlor sich in einer weitläufigen Halle, deren Decke, ganz im Stile Gaudis, mit parabelförmigen Bögen gestützt war. Rechts und links des Mittelganges waren, anders als gewöhnlich in Kirchen, keine Holzbänke, sondern verstellbare ergonomische Liegen aneinander gereiht. Sie glichen modernen, körpergerechten Sonnenliegen und irgendwie erwartete man sich da vorne einen Strand, sah aber eine Bühne, auf der perspektivisch sich verkleinernde, mit schwarzem Samt bespannte Rahmen standen. Der größte der Rahmen an der Vorderkante der Bühne war drei Meter breit und sicherlich acht Meter hoch, vier Meter dahinter stand ein kleinerer, schmalerer und wieder einige Meter dahinter ein noch kleinerer. Wozu diese Anordnung diente, verschloss sich Langlois´ Wissen.
Der Boden des Mittelganges war ein Mosaik aus Motiven der Genesis. Man konnte auf den ersten Blick sehen, dass dies keine billige Arbeit aus Fliesenscherben war, sondern eine Komposition aus speziell angefertigtem Tongut, das mit teuren Glasuren in absolut naturnahen Farben sowie Gold- und Silbertönen versehen war. Jeder der sieben Teile der Schöpfungsgeschichte war in ein anderes Licht getaucht als das jeweils vorherige und der Blick verlor sich solchermaßen in einem irritierenden farblichen Spektrum, das der gewohnten Wahrnehmung einen Streich zu spielen schien.
Nahe des Eingangs sah man die Erschaffung des Lichts; wenn man den Gang in Richtung der Bühne abschritt, erschienen die Errichtung des Himmelsgewölbes, die Trennung von Land und Wasser sowie die Erschaffung der Pflanzen, gefolgt von den Himmelkörpern, die am Himmelsgewölbe angebracht werden und einer Prozession von Meerestieren und Vögeln, Landtieren und Mann und Weib. Mann und Weib waren links und rechts einer goldenen, polierten Fläche von zwei Metern Durchmesser unmittelbar vor der Bühne abgebildet und diese Fläche brauchte keine Beleuchtung von oben – sie strahlte selbst in einem Licht, vergleichbar mit dem einer Höhensonne. Woher das Licht kam, konnte Langlois nicht erkennen.
Alle Elemente im Raum waren mit Motiven der Fauna und Flora in naturnahen, weichen Formen verziert. Es gab keine einzige scharfe Kante und der durchdringende Geruch von frisch verbranntem Weihrauch dominierte den Zeremonienraum. Langlois stand vor einer der Räucherschalen und war der Verzweiflung nahe. Nicht nur, dass diese Ketzer Weihrauch verbrannten, nein, er war sich sogar sicher, dass dies arabischer Weihrauch allerhöchster Güte war, genau der, den er selbst für seine Arbeit als Exorzist bevorzugte. Er entspannte die Hand in seiner Gesäßtasche, da er realisierte, dass er das kleine elektronische Räuchergerät krampfhaft umklammert hatte. Der Schweiß rann ihm in Strömen den Rücken hinab und die Knie versagten ihm den Dienst, so dass er sich am liebsten in einen der einladenden Liegestühle gelegt hätte.
Was sollte er jetzt machen? Wenn er mit Weihrauch nicht weiterkam, wie den Teufel austreiben? Wie sollte er nun die Dämonen dingfest machen, die sich in diesen verlorenen Seelen eingenistet hatten? Was konnte er jetzt noch ausrichten im steten Kampf des Guten gegen das Böse. Er hätte zu gerne Origenes, zur Not sogar Padre Amorth, den obersten Exorzisten Roms, um Rat gefragt. Was hätten diese beiden standfesten Pfeiler des Glaubens in solcher Situation getan, welche Handlungsweise empfohlen? Doch Origenes war seit Jahrhunderten tot und Amorth war in Rom; Langlois war auf sich allein gestellt.
Dana führte ihn zu einer Tür an der rechten Seite der Bühne, öffnete sie und dann stiegen sie einige Stufen hinab, um sich in einem Gang wiederzufinden, der im gleichen Stil Gaudis mit einer parabolischen Decke versehen war und dessen Wände mit grün-goldenen Blättern und Ranken dekoriert waren.
Am Ende des Ganges stand J.S. und besprach sich gerade mit einer Indigo-Frau.
»Ah, der Träumer!« Er schien ehrlich erfreut, als er Langlois sah und ging ihm sogar einige Schritte entgegen. Abraham John Smith, alias J.S., gelernter Sonderschullehrer, einsachtzig groß, mit schulterlangem, dünnem und weizenfarbenem Haar und, trotz seiner jungenhaften Erscheinung, mit ausgeprägten Falten um die Mundwinkel und auf der Stirn, die entweder von humorvollem Gemüt zeugten oder das Ergebnis eines sorgenvollen Lebens sein konnten, laut eigenen Angaben Jesus von Nazareth, Sohn Gottes, wiedergekehrt zur Errettung der Welt, streckte Prêtre Jaques Langlois, seines Zeichens Fels in der Brandung im Kampf gegen Häresie und Ketzerei, die Hand zum Gruß entgegen. Die Situation hätte nicht unwirklicher sein können.
»Kommen Sie, kommen Sie.« Mit würdevollem, gemessenem Schritt und mit einer Hand zwischen Langlois´ Schulterblättern schob er diesen in den Raum am Ende des Ganges. Wieder zuckte der Priester, als er berührt wurde.
»Bitte setzen Sie sich.« Der Raum war klein und gemütlich, guten Geschmack konnte man J.S. nicht absprechen, das sicher nicht. Ein Giacometti hier, ein Warhol da, eine Apollo nachempfundene Statue im kubistischen Stil, in der Mitte des kreisrunden Raumes ein mindestens vier Zentimeter hoher, kreisrunder Teppich in Bordeauxrot, darauf eine schneeweiße Sitzlandschaft, bezogen mit gerippter Baumwolle. Die einzigen Lichtquellen im Raum waren vier Stehlampen, die wie von magischer Hand geplant nicht zuviel und nicht zuwenig Helligkeit abgaben und die sicher sehr wertvollen Kunstgegenstände ins richtige Licht rückten. Auf einem Tischchen dampfte herrlich aromatisierter Ceylon-Tee und wartete darauf, in Schalen im Bauhaus-Stil serviert zu werden.
Eine Türe öffnete sich und drei weitere Indigo-Frauen betraten den Raum. Eine kannte Langlois schon – sie hatte ihm am frühen Nachmittag die ID-Card verpasst. Sie waren nun zu sechst und Langlois fühlte sich irgendwie belagert. J.S. setzte sich und alle folgten seinem Beispiel.
»Tee?«
»Nein danke.« Der Priester fühlte, wie sich das nunmehr nutzlose Räuchergerät in seinen Schritt bohrte, während er eine einigermaßen entspannte Sitzhaltung auf dem viel zu tiefen Sofa suchte und er hätte sehr gerne seine Kehle befeuchtet, aber nicht hier und nicht jetzt. Nicht, wenn ihm J.S. die Erfrischung anbot. Er dachte kurz darüber nach, wie sich andere Gäste verhalten würden und die Zahl derer, die einen kleinen Finger gegeben hätten, um jetzt und hier statt ihm sitzen zu dürfen, war sicher groß.
Immerhin saß er hier, wollte man den Leuten glauben, mit Jesus von Nazareth zusammen auf einer Couch. Da wäre es doch nur recht und billig gewesen, dem guten Mann die Füße zu küssen oder sie zumindest zu waschen, ihn lobzupreisen, ihm zu huldigen, Reue zu zeigen, um Vergebung zu bitten – irgendwas! Ganz kurz, aber mächtig wie ein Gamma-Ray-Burst zuckte ihm die Vorstellung durch seine Gehirnwindungen, wie es sich wohl verhielte, wenn er hier und jetzt tatsächlich dem Heiland, geboren von der Jungfrau Maria, gesandt von Gottvater daselbst, gegenübersäße und den Tee, geheiligt allein schon durch die Verabreichung durch IHN, nicht einmal annähme und diese Vorstellung rief einen kurzen Würgereiz hervor, den Langlois nur stoppen konnte, indem er die spontane, unkontrollierte Antiperistaltik seiner Speiseröhre mit brachialer Gewalt unterdrückte. Aber wie sollte er sprechen, wenn er sich fast übergab?
Fünf Augenpaare ruhten nun auf dem Prétre.
Waren das weibliche Jünger?
Jünger?
Weiblich?
Gibt’s so was?
Langlois schwindelte. Er holte tief Luft und beruhigte sich wieder etwas.
»Wie Sie sich vielleicht denken können, bin ich sehr beschäftigt. Wie wäre es, wenn Sie uns einfach einen Ihrer Träume erzählen möchten?«
Langlois fügte sich in sein Schicksal. Immerhin musste er jetzt nicht lügen. Die Träume waren real, er musste nur hier und da Kleinigkeiten auslassen. Nur: Wie beginnen? Er konnte doch nicht einfach losquasseln. Er musste J.S. seinem Status in dieser kleinen Runde gerecht werden und die richtige Anrede finden.
»Eure Heiligkeit … !?«
»Bitte.« J.S. war scheinbar zufrieden mit dem Titel und wies mit geöffneter Handfläche auf Langlois, um ihm das Wort zu übergeben.
»Ich bringe Euch Träume, die stets wiederkehren. Ich erzähle sie, ohne zu interpretieren. Den psychologischen Aspekt lasse ich ebenfalls unkommentiert. Ich bin auch, um ehrlich zu sein, nicht ausreichend qualifiziert, um die Träume zu deuten.«
»Das überlassen Sie UNS. Der Geist des Vaters wird UNS helfen, die Träume richtig zu verstehen. Denken Sie nicht?«
Langlois schoss das Blut in den Kopf.
»Natürlich.« Langlois erzählte:
Ich sitze mit fünf anderen in einem Weidenkorb und es ist recht gemütlich und behaglich, denn der ist mit dicken Lagen von Holzwolle gepolstert und es mangelt uns an nichts. Entweder sind wir so kleine Kerlchen oder der Korb ist riesengroß – das Verhältnis kann ich jedoch nicht feststellen. Ich halte meine Hand an das Korbgeflecht und prüfe die Glattheit. Das Material ist sehr glatt, also - und ich weiß nicht genau warum - nehme ich an, dass der Korb sehr groß ist und wir Menschen darin normale Größe besitzen. Irgendwie ist diese Erkenntnis wichtig und beruhigt mich, ich würde es nicht wollen, wenn es anders wäre. Also passt alles; auch die Verhältnisse innerhalb unserer Welt im Korb.
Einer spricht stumm zu uns und wir entlarven ihn sofort als Lügner. Wir begegnen ihm aber nicht im Zorn, wir sind nur verblüfft darüber. Wie kann er uns belügen, wo doch keine Not herrscht in unserer kleinen Welt? Was verspricht er sich davon? Da taucht eine Faust aus der Holzwolle auf und schleudert den Lügner aus dem Korb. Einer der Insassen greift seine Hand, kann ihn aber nicht halten. Er verliert ihn und der Lügner fällt in die Tiefe. Ein anderer springt sofort hinterher und wir verlieren beide bald aus dem Blick, denn unter dem Korb ist Nebel aufgezogen, der beide verschluckt.
Einer im Korb lacht: »Ha, ein Lügner weniger«, einer trauert mit mir gemeinsam und einer betet. Da kommt IHR, sprecht stumm zu uns, hebt EURE Hände und da hebt sich der Nebel und verschluckt auch uns und den Korb, der Korb löst sich auf und es gibt nur mehr uns vier. Wir steigen in die Höhe - nur der, der den Lügner verlacht hat, bleibt da unten im Nebel. Wir steigen weiter und ich verbleibe mit dem, der trauert, in schöner Höhe mit Blick auf unsere Nebel-Welt und wir sind recht zufrieden.
Der für den Lügner gebetet hat, steigt - geleitet von EUREM Segen - weiter auf in reine, singende Kristallwelten über unseren Köpfen und wird eingebettet in Wahrhaftigkeit. Für ihn ist die Mühsal beendet.
Der Schadenfrohe tappt blind im Nebel unter uns umher, ewig verfolgt vom Echo seines Lachens.
Und wir zwei haben noch zu tun mit unserer Trauer, wir müssen das Rad der Zeit noch drehen, bis wir, ebenso in Wahrhaftigkeit gebettet, Frieden finden werden.
Die Indigo-Frauen lächelten milde und tauschten kurze Blicke mit dem Heiland aus. J.S. sonnte sich im Lichte der Huldigung, wie es nur Narzissten fertigbringen. Dann, für einen kurzen Moment, verfinsterte sich sein Gemüt und die Erkenntnis brach wie ein grausamer Lichtstrahl durch die Wolkendecke, die in der Regel seine Sicht auf die ihm innewohnende emotionale Persönlichkeitsstörung verschleierte:
Wie konnte ich nur? Die werden mir eines Tages den Arsch so was von aufreißen!
Der Riss im Schleier, der für einen Sekundenbruchteil sein sonst undurchsichtiges Inneres enthüllte, zeigte ihm sein wahres Gesicht.
Jedoch nur einen klitzekleinen Moment lang.
Dann schloss sich die Wolkendecke wieder.