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Das Herz verlangt sein Recht

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Es gibt noch etwas anderes, was mich in der Tiefe meines Herzens bewegt und was ich euch sagen will: Wir müssen unser Denken und unser Herz ändern.

Das Denken müssen wir ändern, um die Wirklichkeit mit anderen Augen zu sehen. Die Wissenschaftler heute zeigen uns auf, dass die Erde lebendig ist und keineswegs ein toter Gegenstand, eine Art Depot für unerschöpfliche Ressourcen, die wir nach Gutdünken benutzen könnten. Diese Ressourcen sind vielmehr begrenzt. So zum Beispiel die fossilen Energiequellen wie Erdöl und Kohle, der fruchtbare Boden und das Saatgut. Wir müssen mit diesen Gütern schonend umgehen, damit sie auch den künftigen Generationen in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen.

Die Astronauten, die vom Mond oder ihren Raumschiffen aus die Erde sahen, bezeugen: Erde und Menschheit bilden eine untrennbare Einheit, eine einzige, unteilbare und komplexe Realität. Wir Menschen sind deshalb jener Teil der Erde, der denkt, liebt und Ehrfurcht empfindet. Wir sind Erde und der Erde entnommen, wie es auf den ersten Seiten der Bibel bereits heißt. Doch wir haben einen besonderen Auftrag erhalten, nämlich für alle Güter der Natur Sorge zu tragen und sie zu bewahren. Wir sind die Bewahrer des Erbes, das uns Gott und das Universum anvertraut hat, damit wir weiterbestehen und unsere Bedürfnisse ebenso wie die unserer Kinder und Enkel befriedigen können.

Doch wir müssen nicht nur unser Denken ändern, sondern auch unser Herz. Das Herz meint hier das tiefe Empfinden, das warmherzige Gefühl und die aufrichtige Liebe. Das Herz ist der Ort, in dem alle Werte ihren Ursprung haben.

Neben der intellektuellen Vernunft, die ihr in der Schule, bei der Arbeit und in eurem täglichen Leben so sehr in Anspruch nehmt, gibt es die empfindsame Vernunft des Herzens. Allein mit der intellektuellen Vernunft werden wir den Schrei der Armen, der Erde, der Regenwälder und der Gewässer nicht vernehmen, wenn sich nicht auch die Vernunft des Herzens einstellt. Ohne die Vernunft des Herzens verspüren wir keine Motivation, zu denen zu gehen, deren Schrei wir vernehmen und die leiden, um ihnen zu Hilfe zu eilen, ihnen die Hand zu reichen und sie zu retten.

Ihr, liebe junge Leute, habt von Natur aus einen Sinn für die großen Träume und für den Flug des Adlers, der sich in die Lüfte emporschwingt. Entwickelt eine Kultur des Herzens, das fühlt, das sich anrühren lässt, das sich nicht schämt, angesichts von so viel Leid vieler Geschwister zu weinen.

Franziskus aus Rom und Franz von Assisi

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