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Eine neue Hundehütte

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Wohnungssuche

Gestern sind wir den ganzen Tag durch die Gegend gelaufen. Nicht, dass Ihr denkt, dass wir Zeit zum Wandern hatten. Nein, wir müssen nun wirklich dringend und ganz schnell eine neue Wohnung finden. In der alten Wohnung sind wir täglich von weiteren Wasser- und Elektrizitätsabstellungen bedroht. Jedenfalls sagt Leonie das. Und die muss es wissen, denn die hat in letzter Zeit viel mit der Hausverwaltung und unserem Vermieter telefoniert.

Sicher kann unser Vermieter seine Raten für die Wohnung nicht mehr an die Knochenbank bezahlen. Es waren auch schon Leute von der Bank in unserer Wohnung und haben alles ganz genau angeschaut. Ich lag auf dem Sofa und habe die Menschen scharf aus den Augenwinkeln beobachtet. Sie maßen die Räume aus, taxierten den Fernseher und schauten in alle Schränke. Ob sie versteckte Knochen suchten? Für einen Augenblick hatte ich richtig Angst um mein rotes Sofa.

Gleich nach dem Besuch haben Leonie und ich uns aufgemacht und ganz viele Wohnungen angesehen. Oder besser gesagt: wir haben versucht, Wohnungen anzusehen. Denn viele Vermieter wollen hier anscheinend keine Hunde in der Wohnung und haben uns gleich an der Haustür abgewiesen. Stellt Euch vor, die denken tatsächlich, dass ein Labrador ein sehr großer Hund sei. Was würden die wohl zu einem Schäferhund oder gar einem irischen Wolfshund sagen? Obwohl – ein bisschen geschmeichelt fühle ich mich schon – ich bin ein großer Hund. Das muss ich mir immer wieder auf den Lefzen zergehen lassen.

Heute ist Leonie ziemlich beschäftigt. Sie blättert in den Zeitungen, markiert sich einige Annoncen mit einem großen gelber Marker, sitzt am Internet und telefoniert mit Maklern. Sie hat gar keine Zeit für mich. Daher rolle ich mich ein und träume ein wenig von langen Spaziergängen am Strand. Meine Beine bewegen sich im Schlaf und ich jage Möwen, währen Leonie Vermietern hinter jagen darf.

Morgen kommt unser Besuch. Hoffentlich findet Leonie dann auch bald eine neue Wohnung, denn ansonsten können wir zukünftig wohl keinen Besuch mehr empfangen. Jetzt spreche ich allerdings wirklich nur von Menschenbesuch, denn natürlich kann ein Hund überall Besuch empfangen. Ich brauche keine Wohnung, um meinen Besuch zu empfangen. Ich kann auch auf der Straße in meinem Territorium Besuch empfangen. Gut ist, dass ich so ein großes Revier habe. Das sehen andere Hunde allerdings manchmal anders. Aber das stört Lasko Labrador nicht. Ein wenig Wolfsgeheul und schon habe ich wieder die Hoheit in meinem Revier.

Doch Leonie sucht intensiv weiter nach einem neuen Revier. Sorry, nach einer neuen Wohnung und alle Immobilienmakler vor Ort suchen mit. Es ist kaum zu glauben, dass sie noch keine Wohnung gefunden hat. Denn überall hängen hier Schilder (se vende, se aquilar – zu verkaufen, zu vermieten). Die Wohnungssuche kann doch nicht an einem Lasko Labrador scheitern – auch wenn ich nach hiesigen Maßstäben groß bin.



Ein Wunder, Besuch und Geburtstag

Gestern ist ein Wunder passiert. Ihr glaubt es nicht! Wir haben eine neue Bleibe gefunden. Leonie hat es geschafft. Sie sagt, dass es mehr als ein großer Zufall war. Aber sie freut sich sehr. Zum ersten April können wir einziehen. Und das ist kein Aprilscherz. Es gibt also doch noch hundefreundliche Menschen auf der Insel.

Heute hat Leonie keine Zeit zum Wandern. Sie muss wegen der neuen Menschen- und Hundehütte sehr viele Dinge erledigen. Dass Menschen immer so viel Papierkram und Unterschriften benötigen. Wenn ich einmal etwas amtlich machen muss, und das kommt im Hundeleben tatsächlich ab und zu auch mal vor, dann pinkele ich einfach drauf. Und dann ist der Kontrakt besiegelt. So einfach kann es gehen.

Morgen werden wir mit unserem Besuch Geburtstag und die neue Wohnung feiern. Juhu - im Moment hüpfen wir vor Freude im Dreieck. Und für mich gibt es natürlich einen Extraknochen.


Karneval in der Sonne

Gestern waren wir beim Karneval in der Sonne. Was für Geräusche und was für Gerüche. „Richtig südamerikanisch geht es hier zu“, rief Leonies Besuch begeistert aus. Laute Musik, Tänzerinnen, große bunt geschmückte Wagen und viel Alkohol. Kinder und Erwachsene tanzten auf der Straße. Ich musste aufpassen, dass die vielen aus dem Häuschen geratenen Zweibeiner mich nicht umrannten.

Sind die denn alle verrückt geworden, dachte ich bei mir, als mir so ein Zweibeiner auch noch sein Bier auf das Fell kippte. Nee, ich glaube Karneval ist nicht so das richtige für mich. Und als der große Umzug vorüber war, war ich froh wieder auf mein Sofa zu dürfen. Ich wandere lieber als zum Karneval zu gehen.

Heute Morgen sind wir an Nummer 18 vorbei gegangen. Frau und Herr Mordland kamen plötzlich aus dem Fahrstuhl und standen vor uns. Oh, haben die uns böse angeschaut. Leonie sagte noch freundlich “hola” zu diesen hundefeindlichen Menschen. Doch Beide schauten uns nur weiter unfreundlich an und verzogen sich in Richtung ihres Apartments ohne zu grüßen. Die Beiden haben jetzt wirklich durchgesetzt, dass Hunde nicht mehr den Fahrstuhl benutzen dürfen. Das kann mich als qualifizierter Wanderhund natürlich nicht schocken. Am 1. April, wenn wir in unsere neue Wohnung ziehen werden, können wir „goodbye Nummer 18“ sagen. Wenn die wüssten! Mir tun nur meine ganzen Kumpels leid, die hier weiter mit Nummer 18 leben müssen.

Morgen werden wir uns in der neuen Gegend umschauen, ob es dort noch mehr Hunde freundliche Vermieter und Wohnungen gibt. Vielleicht könnten uns dann der eine oder andere Hundekumpel mit Frauchen oder Herrchen folgen.


Besuch und fette Knochen

Gestern ist wieder neuer Besuch angekommen. Wir haben fließendes Wasser in der Wohnung und eine neue Wohnung in Aussicht. Das sind genügend Gründe um kräftig zu feiern. Oh, ich habe eine lange anstrengende Nacht hinter mir. Restaurant, Lifemusik und so viele Leute, die mich streicheln wollten. Man, war das alles aufregend und natürlich fielen in den Restaurants und Bars ein paar große Knochen für mich ab.

Heute Morgen waren wir auf der Bank. Leonie musste Dinge für die neue Wohnung regeln. Wir standen eine halbe Stunde in einer langen Reihe. In der Filiale der Knochenbank gibt es einen Direktor, einen zweiten Direktor und einen Menschen, der arbeiten muss. Da hier immer noch Karneval ist, hat der Mensch, der normalerweise arbeiten muss, ausnahmsweise frei.

So musste heute der zweite Direktor die Kunden persönlich betreuen. Betreuen ist vielleicht nicht das richtige Wort. Er zog eine böse Miene und stand wie ein richtiger Wolfsrudelführer hinter dem Bankschalter. Es war ihm anzusehen, dass es ihm gefiel, dass die Kunden in einer langen Reihe auf ihn warten mussten.

Plötzlich kam der Direktor aus seinem Raum und schritt in den Kassenraum an den zweiten Arbeitsplatz. Wir – und alle Kunden mit uns – schöpften Hoffnung, dass es nun vielleicht ein wenig schneller auf der Bank voran ginge, wenn der Direktor mitarbeiten würde. Weit, weit gefehlt…. Der Direktor stand mit verschränkten Armen im Kassenraum und betrachtete den zweiten Direktor bei der Arbeit. Ab und zu wechselte er ein paar Worten mit ihm, bevor er sich gähnend wieder in seinen Arbeitsraum verzog. Leonie stöhnte und ich musste noch eine ganze Weile warten, ehe ich wieder heraus an die Luft konnte. “Das ist wirklich kein Service”, sagte Leonie zu mir. Vielleicht hängt ja auch die ganze Krise mit diesem merkwürdigen Service zusammen. Aber ich bin ja zum Glück nur ein Hund und muss das nicht wirklich wissen.

Morgen wollen wir mit unserem Besuch etwas Schönes – sagt jedenfalls Leonie - unternehmen, aber Leonie will mir einfach noch nicht verraten, was das wohl sein wird.


Wandern und Wolfsgeheul

Gestern gingen wir mit unserem Besuch spazieren. Schließlich soll der Besuch doch möglichst viel von der Insel sehen. Ich liebe Besuch. Wie liefen sehr lang am Meer entlang. Dabei haben wir riesig hohe Wellen gesehen, die gegen die Felsen klatschten. Ich wäre so gerne ins Wasser gerannt. Aber Leonie ließ mich nicht. Sie meinte, dass ich das hier nicht darf. An den meisten Stränden seien Hunde in Spanien verboten, hat sie mir erklärt. Dennoch findet sie immer wieder Möglichkeiten, dass ich doch noch ins Wasser komme. Wir gehen zum Beispiel morgens so früh an den Strand, dass wirklich noch kein anderer Mensch da ist. Oder ab und zu fahren wir in eine so einsame Gegend, dass niemand nach Hunden am Strand fragt.

Überhaupt scheint Spanien nicht gerade das Hunde freundlichste Land zu sein. Die Verbotsschilder, die Familie Nummer 18 bei uns im Hause hat anbringen lassen, kann man hier fast überall sehen. Dennoch gibt es auch viele Hunde freundliche spanische Menschen. Einer von diesen netten Menschen ist Oskar, der Wirt vom San Francisco. Das ist mein absoluter Lieblingsspanier. Da darf ich sogar ins Restaurant hinein, obwohl das eigentlich in Spanien verboten ist. Und wenn er mal gerade wirklich keinen Knochen für mich hat, sucht er im Kühlschrank nach Käse oder Wurst.

Heute Morgen habe ich beim Spazieren gehen meinen Lieblingshundefeind getroffen. Nicht, dass wir wirklich Feinde wären, aber wenn wir uns sehen, müssen wir beide einfach ein wenig den Hundemacho rauskehren. Sein Besitzer ist Italiener und ein älterer Mann, der Brutus kaum halten kann, wenn der mal richtig loslegt.

Da Brutus anscheinend nicht nur Stress mit mir, sondern auch noch mit vielen anderen Hunden hat, versucht sein zweibeiniger Besitzer immer rechtzeitig hinter parkenden Autos in Deckung zu gehen, wenn er von Weitem Hunde sieht. Das sieht irgendwie lustig aus, wenn Hund und Mensch gebückt und beide fast auf allen Vieren hinter den parkenden Fahrzeugen entlang schleichen.

Ich habe Brutus trotz Deckung natürlich sofort entdeckt und gleich mit meinem beeindruckenden Wolfsgeheul und Wolfsgeknurre losgelegt. Brutus sprang fast über ein parkendes Auto und hustete dabei wie ein kranker Wolf. Ich sage husten, da er so stark an der Leine zurückgezogen wurde, dass sein Gebell im Hals erstarb. Ich knurrte noch einmal kräftig, bevor mich Leonie in die andere Richtung davon zog.

Nach so viel Aufregung werde ich nun erst einmal auf der Sonnenliege ausruhen.

Morgen gehen wir hoffentlich in die einsamen Berge wandern, wo ich mich nicht über Brutus und Leonie nicht über Nummer 18 aufregen muss.


Wellen, Wüterich und ein neuer Schreibtisch

Gestern hat Leonie mit unserem Besuch eine Schiffsfahrt zu den Pilot Walen gemacht. Und da es auf dem Schiff immer so eng und voller Menschen ist, hat sie es vorgezogen, mich zu Hause zu lassen. Erst war ich ein wenig beleidigt. Doch dann habe ich erfahren, dass ich mit dem Nachbarn mit wandern darf. Unser Nachbar Francesco nimmt mich gerne auch mal allein in die Berge mit. Schade, dass Leonie nicht dabei war, aber wir haben auch ohne sie einige Berge und Barrancos unsicher gemacht.

Leonie wollte mit einem großen Piratenschiff in See stechen. Wie ich später erfuhr, hatte das Schiff jedoch seinen Fahrplan geändert und Leonie musste mit dem Besuch auf ein anderes Boot ausweichen. Sie hatten viel Spaß und sahen Felsen, hohe Wellen und Wale. Doch leider wusste der Nachbar nicht, dass Leonie nun nicht auf dem Schiff mit dem Namen „Flipper Uno“, sondern auf dem Schiff „Flipper Dos“ unterwegs war. Er wollte Leonie vom Schiff abholen und machte mit mir einen extra großen Umweg. Wir warteten am Kai. Doch als „Flipper Uno“ einlief, waren weder Leonie noch ihr Besuch an Bord.

Alle waren längst zu Hause. Das konnten der Nachbar und ich ja nicht wissen. Ich nahm es gelassen, aber der Nachbar wurde richtig wütend. Als er mich zurückbrachte und Leonie ihn freundlich fragte, ob er eine schöne Tour gehabt habe, schrie er Leonie an. Lautstark beschwerte er sich, dass sie nicht an Bord des „Flipper Uno“ war.

Leonie, die anscheinend gar nicht wusste, was eigentlich los war und mit solch einer nachbarlichen Wut nicht gerechnet hatte, war völlig irritiert. Sie war den ganzen Abend etwas verwirrt und füllte mir ausversehen Wasser in meinen Fressnapf. Sie dachte wohl darüber nach, wie sie den Nachbarn wieder beruhigen könnte. Dabei hatte sie doch gar nichts gemacht.

Ich selber sagte dazu lieber nichts und verzog mich auf mein Sofa. Zu viel Menschenstress und dicke Luft sind überhaupt nichts für mich.

Heute waren wir in der neuen Wohnung und Leonie hat einige Maße genommen. Sie braucht einen Schreibtisch. Der fehlt in der Wohnung. Ansonsten ist hier irgendwie – nicht nur draußen – immer noch recht dicke Luft. Damit will ich meine feine Hundenase allerdings lieber nicht belasten. Hoffentlich vergisst Leonie vor Ärger nicht noch, mich anständig zu füttern.

Morgen fahren wir vielleicht in die große Stadt, um uns nach einem Schreibtisch umzusehen. Darauf freu ich mich riesig, denn in der Stadt gibt es zwar auch dicke Luft, aber noch mehr als dicke Luft gibt es dort tolle Gerüche.



Vollmondspaziergänge

Gestern sind wir wieder einmal nachts bei Vollmond spazieren gegangen. Nicht das Ihr denkt, dass Leonie freiwillig mit mir nachts um 4 Uhr aufgestanden und spazieren gegangen ist. Ich musste schon ein wenig nachhelfen. Ich weiß auch nicht genau warum, aber vielleicht lagen mir die Karnevalsknochen der letzten Tage ein wenig schief im Magen.

Jedenfalls grummelte es plötzlich so arg bei mir im Bauch, dass mir nichts anderes übrig blieb, als Leonie die Bettdecke wegzuziehen und erbärmlich zu winseln. Daraufhin wurde sie endlich wach und merkte, dass es Zeit für einen Vollmondspaziergang war. So könnt Ihr mal sehen, wofür Hunde gut sind. Ohne mich hätte sie niemals nachts um 4 Uhr auf Teneriffa den Vollmond genießen können.

Heute scheint Leonie ein wenig müde zu sein. Ob das an dem nächtlichen Spaziergang liegt? Ich jedenfalls genieße es, wenn es nachts auf allen Wegen ruhig ist. Wir hören nur die Wellen, die gegen die Felsen schlagen. Die Palmen werfen ihre lange Schatten auf den Fußweg. Na, vielleicht lasse ich Leonie heute lieber ein wenig in Ruhe, damit sie sich erholen kann und in der nächsten Nacht wieder fit ist. Vielleicht möchte ich ja noch einmal heraus. Ich liebe Mondspaziergänge.

Morgen werde ich bei meinen Kumpels eine Umfrage starten, ob die auch ab und zu nachts mit ihren Zweibeinern bei Mondschein spazieren gehen dürfen. Wenn ja, könnten wir ja vielleicht vor dem Fenster von Wohnung Nummer 18 eine gemeinsame Wolfsgeheul Mondscheinsonate anstimmen.


Regen bringt Segen

Gestern regnete es plötzlich wieder. Das ist hier ziemlich selten. Meine Hundekumpels haben mit erzählt, dass es auf Teneriffa drei Jahre lang nicht geregnet habe. Das ist für einen Hund, eine halbe Ewigkeit. Dann regnete es im November jedoch gleich “Hunde und Katzen” (wie die Engländer hier sagen). Es regnete und regnete. Und wir hatten sogar Labradorwetter in der Wohnung. Für mich war das richtig gut. Ich glaube, Leonie fand den Regen nicht so witzig. Sie musste wischen und wischen und noch einmal wischen. Doch auch sie fand eine gute Seite an dem vielen Regen: Das Ehepaar Mordland aus Nummer 18 hatte sich in seine Hütte verzogen. Dort blieben sie wegen dem Regen wochenlang verschwunden. Doch dann hörte es eines Tages auf zu regnen. So schnell wie der Regen kam, war er auch wieder weg. Und bei dem strahlenden Sonnenschein über Weihnachten, konnten wir uns kaum noch an die grauen Regenwolken erinnern.

Doch gestern Morgen wurden wir von einem prasselnden Geräusch geweckt. Es regnete plötzlich wieder. Aber kann das einen Labrador wirklich stören?

Heute haben sich die dunklen Wolken und die dicke Luft sich verzogen. Wir können wieder raus, ohne nasse Füße zu bekommen. Das haben wir auch gleich genutzt, um weiter nach einem Schreibtisch Ausschau zu halten. “Gar nicht so einfach, hier auf der Insel einen Schreibtisch zu finden”, sagt Leonie. Leonie hat keine Lust um die halbe Insel zum Möbelhaus zu fahren. Sie meint, dass es doch möglich sein müsste, irgendwo in unserer Nähe einen neuen ober zumindest einen gebrauchten Schreibtisch zu finden.

Ich finde, dass Leonie weniger schreiben sollte. Dann bräuchte sie keinen Schreibtisch und könnte mehr mit mir spazieren gehen. Sie sieht das ein wenig anders und sucht und sucht. Bisher ist es ihr jedoch noch nicht gelungen, etwas zu finden, auf das sie ihr Notebook stellen kann. Das ist doch wohl ein Schreibtisch, oder? Aber wir haben ja bis zum 1. April auch noch ein bisschen Zeit. Und wenn Leonie keinen Schreibtisch findet, werden wir sicher doch noch zum großen Möbelhaus auf der anderen Seite der Insel fahren. Ob die auch irgendetwas schwedisch Essbares für Hunde haben?

Morgen werden wir – wenn die dunklen Wolken nicht zurückkommen - wandern gehen. Und dann will Leonie abends mit ihrem Besuch unseren neuen heißen Stein ausprobieren. Das ist so eine Platte, auf der man ganz tolle Sachen grillen kann. Gemüse, Scampis und natürlich Lamm. Allein bei dem leckeren Gedanken, läuft mir das Wasser im Mund zusammen.

Fressen vom heißen Stein

Gestern haben wir tatsächlich mit unserem Besuch diesen merkwürdigen heißen Stein ausprobiert. Ich frage mich allerdings manchmal, warum die Zweibeiner das Leben so kompliziert gestalten. Erst kaufen sie einen recht teuren heißen Stein, obwohl doch Steine hier auf der Insel in Mengen herumliegen. Dann bezahlen sie Elektrizität für den Stein, um das Futter darauf aufzuheizen. Es ist auf der Insel hier nicht warm genug? Ich könnte wirklich gerne auf den Stein und die Elektrizität verzichten. Schmeckt rohes Fleisch etwa nicht lecker?

Und so ein heißer Stein hat noch einen Nachteil. Ich musste auf ein bisschen Futter warten, warten und noch einmal warten. Endlich schien alles nach Leonies Vorstellungen auf dem heißen Stein geraten zu sein. Und dann hat Leonie mit ihrem Besuch geredet, Rotwein getrunken und ganz langsam Leckerbissen für Leckerbissen verspeist. Also ich arbeite da weitaus effektiver. Solange muss ich mich nicht mit so ein paar spärlichen Happen herumschlagen. Als ich dann endlich doch noch etwas von den Resten abbekam, habe ich Ihnen das dann auch gleich mal gezeigt, wie richtig zügig gefressen wird. Mit der Verdauung lasse ich mir dann hingegen etwas mehr Zeit.

Heute bin ich durch die ganze Warterei auf die paar Leckerbissen am gestrigen Abend ziemlich müde. Da sich die “heiße Stein Prozedur” über Stunden hinzog und ich natürlich nicht riskieren wollte, irgendetwas zu verpassen, habe ich den ganzen Abend kein Auge zu machen können. Nun kann ich kaum noch einen klaren Gedanken fassen – so müde bin ich. Ach, ist das schön hier auf meiner Sonnenliege.

Morgen ist noch weit weg, aber ich mag gar nicht daran denken. Unser Besuch fährt weg. Mein Lieblingskumpel Hermann fliegt auch wieder mit Herrchen zurück nach Hamburg. Ach, das wird uns morgen wirklich ein bisschen einsam hier vorkommen. Hoffentlich nimmt mich Leonie wenigstens mit zum Flughafen. Da kann man nämlich in der Nähe wunderbar am Strand spazieren gehen. Vielleicht bläst ein kleiner Strandspaziergang unsere trüben Gedanken hinweg.

Musik und Therapie von alten Hunden

Gestern Abend waren wir aus und haben eine ganz tolle Band angeschaut. Die nennen sich „Old dogs – New tricks“ und spielen eine wilde Mucke. Leonie und unser Besuch waren gestern so begeistert, dass sie sogar zu der Hundemusik getanzt haben. Warum sich die Menschen allerdings „alte Hunde“ nennen, erschließt sich mir überhaupt nicht. „Alte Menschen – Neue Tricks“ würde doch viel besser passen.

Und übrigens, wann ist ein Hund überhaupt alt? Ist das etwas Gutes? Ich tendiere eigentlich mehr dazu, im Hier und Jetzt zu leben und denke nicht zu viel über das Alter nach. Was ist überhaupt Alter?

Neulich hörte ich Leonie sagen, dass ich nun bald 5 Jahre alt werde und dass ich auch nicht mehr der Jüngste sei. Was soll das nun wieder heißen? Ich bin noch lange nicht wie Leonie im zweistelligen Bereich und irgendeine 5 hat sie auch in ihrem numerischen Alter. Also – was soll das Gerede mit dem Alter und der 5? Natürlich bin ich kein Welpe mehr, aber dafür bin ich doch ein ausgewachsener toller prächtiger Bursche. „I feel good“, wie die Old Dogs sangen. Leonie erklärte mir, dass die Sängerin der Gruppe sehr gerne Hunde mag und selber vier Vierbeiner hat. Wenn wir an der Bar vorbei gehen, in der diese alten Hunde abends häufig auftreten, kommt die hübsche Sängerin meistens von der Bühne gesprungen, um mich zu streicheln. Und das macht sie während sie singt. Man, die muss mich wirklich mögen. Gut, dass ich kein Welpe mehr bin. Da würde sie mich sicher im Gewühl übersehen.

Heute scheint die Sonne. Leonie scheint manchmal Angst zu haben, dass ich zu schnell alt werde. Vielleicht kann sie sich auch einfach nicht vorstellen, dass ich eines morgens nicht mehr bei ihr bin. Sie scheint mich wirklich zu mögen. Wie ich darauf komme? Nicht nur, weil sie mich füttert. Unseren Besuch und selbst ihre allerliebsten Zweibeiner Familienmenschen setzt sie einfach so am Flughafen ab und lässt sie wegfliegen. Das macht sie mit mir nicht. Ich darf immer wieder zu ihr ins Auto springen und mit ihr nach Hause fahren. Das ist wahre Liebe.

Wenn sie zu traurig ist, weil wieder geliebte Menschen weggefahren sind, wie heute, dann freut sie sich anscheinend sehr, dass ich da bin und sie trösten kann. Ja, stellt Euch vor: manchmal bin ich ein richtiger Therapiehund. Und dafür bin ich noch lange nicht zu alt.

Morgen ist für die gesamte Insel Teneriffa ein schwerer Sturm angekündigt. Nicht nur, dass Leonie graue Gedanken im Kopf hat, weil kein Besuch mehr da ist, der uns Knochen schenkt. Nein, vom Atlantik rauscht ein richtig großer Sturm auf die Insel zu. Der Himmel ist grau. Es stürmt. Sämtliche Boote sind aus dem Hafen mit einem großen Kran auf Lastwagen geladen worden und auf einen Berg gebracht in Sicherheit gebracht worden.

Und auch ich darf leider nicht mehr ins Wasser. Leonie hat Kerzen und eine Taschenlampe bereit gelegt. Denn wenn die Elektrizität weggehen sollte, kann sie leider nicht so gut wie ich im Dunklen sehen. Ich sollte ihr mal besseres Schnüffeln und richtiges Riechen beibringen. Aber dafür scheint Leonie nicht so richtig ausgelegt zu sein.



Stürmischer Donnerstag

Gestern erlebten Leonie und ich eine richtige Sturmnacht. Der Wind heulte und wirbelte viele Dinge durch die Luft. Draußen war es dunkel und richtig unheimlich. Unheimlich natürlich nicht für mich tapferen Labrador, sondern nur für mein ängstliches Frauchen. Allerdings war es ein Wetter, bei dem nicht einmal ein Labrador vor die Tür gehen will. Ich musste auch nicht raus und lag auf dem Sofa und träumte von riesigen Lammknochen und Tennisbällen.

Wenn ich ab und zu die Augen öffnete, sah ich Leonie auf dem Balkon schrubben. Sie musste die halbe Nacht Wasser vom Balkon wischen, damit das viele Wasser nicht in die Wohnung lief. Ich hätte das ja ganz witzig gefunden. Ein See mitten in der Wohnung. Wer hat das schon? Leonie schien von der Idee nicht so angetan und zog es vor, das Wasser weg zu schrubben. Der Sturm heulte draußen und es blies in alle Ritzen unserer Wohnung. Ich kuschelte mich auf mein Sofa immer tiefer hinein und zog mir schließlich noch ein Kissen über meine Ohren. Denn auch wenn ich tapfer bin, ich muss den Donner ja nicht unbedingt so laut hören.

Ob ihr es glaubt oder nicht, plötzlich wehte ein Ball durch die Luft auf unseren Balkon. Genauso einen Ball hatte ich mir schon sehr lange gewünscht. Ich liebe Bälle. Und alle von Leonie auf die Insel mitgebrachten Tennisbälle sind längst von mir unter Teneriffas Vulkanerde gebracht worden. Nun habe ich einen so großen Ball, der nicht so schnell im Atlantik verschwinden wird. Den habe ich mir gleich auf meinem Sofa gesichert. Er eignet sich auch als Labrador Kopfablage für meinen schweren Denkerkopf. Ein Geschenk des Universums nur für mich. Da könnt Ihr mal sehen, wofür ein Sturm gut sein kann.

Heute waren wir nach der heftigen Sturmnacht gleich am Morgen spazieren. Überall flogen noch Dinge durch die Luft. Wir mussten richtig aufpassen, dass uns keine großen Palmenblätter auf den Kopf flogen. Einen zweiten Ball habe ich nicht gefunden, aber am Strand haben wir eine Menschenzeichnung gefunden. Ein in den Sand gezeichnetes Herz. So drücken einige Zweibeiner ihre Liebe aus. Ich mache das etwas anders. Wie ich Liebe ausdrücke, das erzähle ich Euch besser ein anderes Mal.

Doch auch wenn ich in den Sand male, sieht das ein bisschen anders aus. Von Herzchen halte ich nicht so viel. Ich scharre lieber ganz gerade, tiefe und parallele Linien. Da weiß dann doch gleich jeder Hund, wer hier am Werk war. Ich – Lasko der Labrador, der Beherrscher des Gebiets. Na ja, jedenfalls partiell. Und wenn ich mich nicht künstlerisch durch Scharren ausdrücke, dann markiere ich einfach. Das geht weitaus schneller als so eine aufwändige Menschenzeichnung. Das könnt Ihr mir glauben.

Lange war das Herz auch für uns nicht zu sehen, denn die Wellen waren riesig hoch und spülten es schnell wieder fort. „Alles kommt und geht“, sinnierte Leonie. Klar, dachte ich, gut, dass sie das auch schon mitbekommen hat.

Morgen werde ich ganz genau Ausschau halten, ob der Sturm nicht doch noch ein paar tolle Sachen für mich an den Strand angetrieben hat.


Stürmische Werte

Gestern stürmte es den ganzen Tag auf Teneriffa weiter. Dazu regnete es Hunde und Katzen (so sagte jedenfalls der Nummer 18 Mann zu der Nummer 18 Frau, als wir die Beiden unglücklicherweise vor der Haustür trafen). Leonie kurbelte den ganzen Tag die großen schweren Markisen vor dem Balkon herauf und herunter. Warum? Wenn es regnet, wird durch die schweren Markisen ein wenig Nässe vom Balkon fern gehalten. Ich spreche hier bewusst von ein bisschen Nässe, denn es reichte immer noch für ein kleines Labradorbad auf dem Balkon.

Allerdings meinte Leonie, dass es zum Abtrocknen des Balkons zwischen den Regenschauern besser sei, die Markisen hoch zu kurbeln, um ein wenig Wind auf den Balkon zu lassen. Also musste Leonie die schweren Dinger immer wieder hoch- und herunterkurbeln. So war sie mit kurbeln und wischen gut beschäftigt. Ich badete auf dem Balkon und da ich anschließend durch die ganze Wohnung lief, konnte Leonie drinnen auch gleich mitwischen. Nun haben wir endlich wieder eine saubere Wohnung.

Heute Morgen saß Leonie an ihrem Notebook und dachte anscheinend über menschliche Werte nach. Diese Werte, wie Liebe, Freundschaft, Aktivität, Vitalität sind wohl für Zweibeiner ziemlich wichtig. Leonie schien sich jedoch nicht genau zwischen diesen einzelnen Werten entscheiden zu können und murmelte immer wieder irgendwelche neuen Wörter vor sich hin: „Anerkennung, Unabhängigkeit, Abenteuer, Kreativität, Gerechtigkeit, Verantwortlichkeit, sinnvolle Arbeit“, hörte ich sie vor sich hin sagen. Nach und nach wurde sie mit ihren Wortfetzen immer lauter, dass ich nicht in Ruhe schlafen konnte.

Schließlich fing ich aus Hundeverzweiflung selber an, über Werte nachzudenken. Hat ein Hund überhaupt Werte? Und wenn „ja“, welche? Ist Hunger ein Wert? Denn den habe ich immer und der scheint auch existenziell wichtig für mich zu sein. Was mache ich noch gerne? Ball spielen, laufen, mit anderen Hunden tollen…Spiel und Spaß – dahinter muss der Wert aktive Lebensfreude stecken. Fast hätte ich es vergessen. Ich lass mich gerne kraulen, mag schlafen, dösen, relaxen, Rudel liegen und träumen. Kurzum Ruhe. Nun noch schnell eine Werte Hierarchie und ich bin bei Fressen, Aktivität und Ruhe. So einfach geht das Leonie. Ich weiß gar nicht, worüber Du so lange nachdenken musst. Du solltest lieber endlich die Leine holen, damit ich unmittelbar vom Sofa aus der Ruhe in die Aktivität übergehen kann.

Morgen kommt hoffentlich die Sonne wieder, denn zu einer guten Ruhephase gehört bei einem Teneriffahund auch die Sonnenliege.


Ärger und Behördengänge werden abgeschüttelt

Gestern stürmte es weiter und die Wellen schlugen höher und höher gegen die Felsen. Der schöne Naturpool am Rand des Atlantiks war überhaupt nicht mehr zu sehen. Doch am Nachmittag kam endlich die Sonne für einige Zeit hinter den Wolken heraus und wir konnten einen langen Spaziergang machen. Als wir aus dem Haus gingen, kam plötzlich die Frau aus Nummer 18 auf uns zu und schrie Leonie an.

Sie schimpfte und schrie, dass Leonie den Ausgang nicht benutzen dürfe, da dort das Verbotsschild für Hunde hinge. Leider gibt es in unserem Haus mittlerweile keinen Ausgang ohne Verbotsschild für Hunde mehr. Das erklärte Leonie freundlich der Frau aus Nummer 18. Doch die schrie weiter in Englisch auf uns ein und kam mir dabei mit ihrem Zeigefinger, den sie immer gerne hochgestreckt durch die Gegend trägt, recht nahe. Sollte ich mal lecken? Ich ließ es dann jedoch. Zum einen wollte ich Leonie weiteren Ärger mit Nummer 18 ersparen. Und außerdem schmeckt Nummer 18 ganz bestimmt nicht besser als das englische Essen.

Leonie war nach dieser Begegnung richtig wütend. Eigentlich kann es ihr doch egal sein, was die Frau aus Nummer 18 sagt, denn wir ziehen bald aus. Könnte ich reden, würde ich Leonie sagen: Schüttele Dich, schüttele Dich und noch einmal: schüttele Dich. Habt Ihr das mal gesehen? Das ist der Weg, wie wir Hunde unseren Ärger ablegen. Wir können uns auch mächtig aufregen. Wenn ich zum Beispiel an meinem Lieblingsfeind vorbei gehe, dann steht mir auf dem Rücken eine richtige Wolfsmähne und ich könnte Amok laufen. Mein Blutdruck ist auf hundeachzig. Doch eine Minute später ist diese Emotion für mich eigentlich sinnlos, denn Lieblingsfeind ist außer Reichweite. Hundeachzig muss runter und ich beginne mit Gymnastik: den ganzen Körper schütteln, bis die Lefzen schlappern. Und der Ärger ist weg. So einfach ist das. Probiert es mal aus und Leonie sollte sich das auch hinter die Ohren schreiben.

Heute muss Leonie irgendwelche Verträge wegen der Wohnung abschließen und läuft von der Bank zum Makler und wieder zurück. Dann muss sie noch zur Gemeinde zwecks Anmeldung und ganz viel mit dem jetzigen Bewohner der „Hütte“ sprechen. Alles sehr langweilig. Gut, dass wir Hunde keinen Schriftkram und keine Verwaltungsgänge erledigen müssen. „Nur gut“, sagt Leonie, „dass es hier keine Hundesteuer gibt.

Sonst müsste ich dich auch noch anmelden und wer weiß, wie viel Verwaltungsjahre das auf Teneriffa mit einem Verwaltungstier dauern würde“. Leonie scheint der spanischen Verwaltung ein wenig kritisch gegenüber zu stehen. „Hier muss man Nerven wie Drahtseile haben“, stöhnte sie heute Morgen. “Morgen, morgen” ist das Zauberwort. Also Leonie übe Dich ein wenig in Geduld. Das kann Dir überhaupt nicht schaden. Hau Dich eine Runde aufs Sofa und nach einem erquickenden Schlaf sieht die Welt schon wieder besser aus. Das ist mein Ratschlag, den Leonie leider – wie so häufig - ignoriert.

Auch bin ich im Moment kein Hiking Hund mehr, sondern ein Behörden(gang)tier. Ich hoffe nur, dass mir dieses faule Leben nicht langsam auf die Form schlägt. Aber mach ich mir als Hund wirklich Sorgen um mein Gewicht? Nee, ich heiße doch nicht Leonie.

Morgen werden wir eine Probefahrt mit einem 20 Jahre alten Auto machen. Leonie hat es satt, immer Fahrzeug für uns ausleihen zu müssen. Sie meint, dass auf der Insel ein fahrbarer Untersatz her muss. Bus fahren können wir nicht, da Hunde hier im Bus verboten sind. Das müsst Ihr Euch mal vorstellen. Hunde dürfen nicht in einen Bus. Nicht einmal mit Maulkorb, wie in vielen anderen europäischen Ländern. Dann kann ich ja nur hoffen, dass der fahrbare Hundekäfig morgen einigermaßen tauglich ist.

Erlegte Beute, eine Flucht und eine Probefahrt

Gestern nach einem Tag voller Behördenstress wollte Leonie abends ausgehen. “Ich muss einfach mal raus und etwas anderes sehen”, sagte sie. Toll, toll, toll – ich machte Freudensprünge. Ein extra Spaziergang und vielleicht geht sie ja essen. Da dachte ich leider falsch. Leonie meint, dass sie in letzter Zeit viel zu viel mit ihrem Besuch gegessen hat. Nun versucht sie anscheinend weniger zu essen. Aber muss man denn unseren Lieblingsspanier einsparen? Schade, dass sie mir nicht die Entscheidung überlässt, was wir essen. Ich würde schon dafür sorgen, dass der Kühlschrank immer gut gefüllt ist und die richtigen Restaurants besucht werden.

Leonie wollte gestern einfach nur mal am Meer entlang gehen und auf die großen Wellen schauen. Leise und ganz vorsichtig schlichen wir uns aus der Tür, damit es nicht wieder zusätzlichen Stress mit Nummer 18 gibt. Ganz ganz leise. Da entdeckte ich vor der Tür ein tolles Spielzeug – eine Plastikflasche. “Spaß pur”, kann ich Euch sagen. Ich biss hinein. Schleuderte die erlegte Flasche durch die Gegend. Fing sie wieder ein und biss sie tot. Zugegebener Maßen kann so ein Tötungsakt nicht ganz lautlos geschehen. Und wie es kommen musste, Nummer 18 Mann steckte den Kopf aus der Tür, um zu sehen, was da auf dem Flur für ein Lärm ist. Leonie riss mich an der Leine und rannte mit mir was das Zeug hielt. Nummer 18 nahm die Verfolgung auf. Aber wenn Leonie eines kann – dann ist es rennen. Natürlich hatte Nummer 18 weder eine Chance gegen Leonie und über mich brauchen wir wohl nicht reden. Nur blöde, dass er meine Beute, die tote Flasche, die ich ausversehen bei unserer Flucht aus dem Maul verloren habe, behalten hat.

Heute haben wir eine Probefahrt in einem kleinen blauen alten Auto gemacht. Der Mann, dem das Auto noch gehört, legte die Rücksitze extra für mich um. Und siehe da, der Wagen bot einen komfortablen hinteren Hundeeinstieg, genügend Platz für mich und wenn es sein muss – auch noch für meine Transportbox. Das Probeliegen fiel zu meiner vollsten Zufriedenheit aus und so stand einem Kauf dieses kleinen Transportgefährts nichts mehr im Weg. Technische Details interessieren mich weniger und Leonie hat davon sowieso keine Ahnung. Aber das sage ich ihr besser nicht. Da auf Teneriffa die Ummeldung eines Autos, erforderliche technische Prüfungen und weitere Formalitäten eine ganze Zeit dauern werden, können wir leider diesen blauen fahrbaren Hundekäfig erst Ende des Monats unser eigen nennen.

Morgen werde ich auf dem Sofa von unserem neuen Zuhause träumen. Hoffentlich gibt es dort auch ein großes Sofa, auf das ich meinen müden Hundekörper betten kann. Und ganz wichtig ist, dass es in der Wohnung einen großen Kühlschrank und immer genügend Wasser geben wird. Und sicher werde ich davon träumen, wie wir mit dem kleinen blauen Gefährt in die Berge fahren werden. Ganz lange Bergtouren und unendlich vielen Picknicks. Ach, bin ich müde….


Die Grundzüge der Ökonomie und leinenführiges Gehen

Gestern schien nach langer Zeit einmal wieder die Sonne. Und das nicht nur ein bisschen. Nein, der Himmel wölbte sich tiefblau über uns. Alle Wolken waren wie weggeblasen. Das Wasser auf der Terrasse war verschwunden und die vielen nassen Tücher waren schnell getrocknet. Auf der Straße war kein Durchkommen, denn in einer langen Karawane wurden sämtliche Boote auf großen Anhängern wieder in den Hafen zurück gefahren. Plötzlich sahen wir auch die Berggipfel wieder, die in den letzten Tagen im grauen Regennass verschwunden waren. Ich merkte, dass Leonie am liebsten sofort ihre Sachen gepackt und zum Wandern gegangen wäre. “Oh ja, oh ja – lass uns wandern gehen”, dachte ich und hopste schon voller Vorfreude wild im Kreis herum.

Doch da läutete es an der Tür und der freundliche Makler stand vor Leonie. Gerne wäre ich an ihm hoch gesprungen, aber Leonie stand so vor mir, dass ein Absprung unmöglich wurde. Verflixt, manchmal, wenn sie mir jeden Spaß verdirbt, mag ich sie gar nicht. Sie sagt, ich sei nun bald 5 Jahre alt und dass ein Hund nicht Leute an der Haustür anspringt, hätten wir doch schon vor über vier Jahren in der Hundeschule gelernt. Daran kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Ich trollte mich auf mein Sofa. Und während ich auf dem Sofa über alte Hundeschulzeiten nachdachte, hörte ich mit meinem zweiten Schlappohr, dass der Makler Leonie mitteilte, dass nun unser Vermieter auch das Geld für die Elektrizität nicht mehr überwiesen hätte. Der Makler wolle sich bemühen, dass der Vermieter das noch rechtzeitig machen würde. Wir sollten uns jedoch schon mal darauf einstellen, dass wir nächste Woche ohne Strom in der Wohnung sein würden. Was bedeutet das nun wieder? Wahrscheinlich wird Leonie ihre Ernährung dann auf Rohkost umstellen müssen.

Heute hängt Leonie den ganzen Tag am Telefon. Es gibt so viele Dinge, die sie wegen der alten und der neuen Wohnung regeln muss. Wann werden wir endlich wieder wandern gehen? Leonie scheint manchmal ein wenig unzufrieden zu sein, da sie nicht genügend Arbeit hat. Dabei finde ich, dass sie mehr als genügend Arbeit hat. Den ganzen Tag ist sie beschäftigt und hat keine Zeit für mich. Was heißt da schon, zu wenig Arbeit? Das sind menschliche Probleme, die ich überhaupt nicht verstehen kann. Über nicht genügend Arbeit würde ich mich als Hund zunächst einmal freuen. “Und wovon kaufst Du dann Dein Futter?” fragt mich Leonie, wenn Sie an meinem Blick sieht, dass ich mich Ihrer Auffassung gar nicht anschließen mag. Seit wann kaufe ich Futter?

Aber sie hat natürlich Recht. Ich brauche einen Zweibeiner, der mich füttert und auf seinem Sofa schlafen lässt. Dafür braucht dieser Zweibeiner Geld. Und in unserem Fall braucht Leonie Arbeit, um Geld und damit Futter für mich zu kaufen. Ja, ich bin kein dummer Hund und verstehe langsam die Basics der Ökonomie. Wenn so ein Hundeleben nicht zu kurz wäre, könnte ich wahrscheinlich nach absolvierter Hundeschule noch einen Hochschulabschluss machen. Und wer weiß, vielleicht würde ich dann unser Geld verdienen. Leonie was sagst Du dazu? Spielverderberin – sie meint ich soll erst einmal die Basics der Hundeschule, wie leinenführiges Gehen und Nichtanspringen von Maklern üben.

Morgen werde ich mich mal mit der Idee der Hunde Uni, die mich einfach nicht los lässt, näher befassen. Ich werde mich bei meinen Hundekumpels umhören, ob jemand eine Idee dazu hat. “Bildungsfreiheit für Hunde”, was für ein schöner Gedanke. Nur wer zahlt meine Studiengebühren?



Arme Hunde

Gestern gingen wir am Stadtrand spazieren. Es war so schrecklich, denn ich habe dort so viele arme Hundekumpels von mir gesehen. Die kanarischen Hunde leben einfach angekettet in kleinen dreckigen Boxen. Sie kommen in kein Haus und können nur in den einfachen Kisten ein wenig Schatten und Schutz finden. Ich verstehe gar nicht, warum sich die Menschen hier Hunde halten, wenn sie die dann nur in eine dreckige Box stecken.

Und stellt Euch vor, so etwas haben wir hier nicht zum ersten Mal gesehen. Bei unseren früheren Streifzügen über die kanarischen Inseln haben wir immer und immer wieder so viel Hundeelend gesehen. Ich kann die vielen armen Hundekumpels gar nicht zählen. Immer wenn wir wo etwas sehen und erleben müssen, sind Leonie und ich richtig unglücklich. Am liebsten würden wir dann alle Hunde losbinden und mitnehmen. Ich habe ja noch ein bisschen Platz auf dem Sofa. Aber Leonie meint, dass das juristisch nicht ginge. Was heißt da juristisch? Immerhin geht es um Hundeleben.

Leonie hat einen zweibeinigen Bekannten hier, der hat selber viele solcher armen Hunde aufgenommen. Er hat zurzeit vier kanarische Straßenhunde. Ab und zu schleicht er sich nachts zu Häusern, in denen die Hunde richtig misshandelt werden. Er befreit diese Hunde und übergibt sie dem Tierschutz. Ob das juristisch so in Ordnung ist, weiß ich nicht. Leonie hat da jedenfalls ihre Zweifel. Dennoch freuen Leonie uns richtig mit über jeden geretteten Hundekumpel.

Heute waren wir endlich wieder wandern. Es war so schön, aus der Stadt rauszukommen und ein wenig frei im Gebirge herum zu laufen. Leonie suchte einen neuen Wanderweg, über den sie schreiben wollte. Wir gingen in einen sehr einsamen Barranco. Eigentlich gibt es dort gar keine Wanderwege, aber wir bahnten uns selber Wege. Leonie fing sich an Kakteen und den Büschen blutige Schrammen ein. Das konnte mir, mit meinem dicken Fell natürlich nicht passieren. Dafür nehme ich doch gerne ein paar Labradorhaare in der Wohnung in Kauf.

Wir kletterten weiter in die enge Schlucht hinab. Meine Leine verwickelte sich immer wieder in Gesträuch und Büschen. Leonie hatte nach einiger Zeit blutige Knie, was sie aber nicht davon abhielt, weiter einen Pfad durch das Gestrüpp zu bahnen. Nach zwei geschlagenen Stunden gab sie es endlich zu: ”Lasko – wir haben uns verlaufen”. Was heißt da wir? Ich hatte mich nicht verlaufen. Ich wusste genau, wo wir waren. Die Einzige ohne Plan war Leonie. Plötzlich tauchte aus einem Gebüsch ein kleiner Hirtenjunge mit seiner Ziegenherde auf.

Da Leonie mittlerweile ein wenig Spanisch spricht, konnte sie ihn nach den Weg fragen. Er erklärte ihr, wie wir wieder auf den Weg kommen könnten. Danach mussten wir zwar noch eine halbe Stunde in der Gegend herum kraxeln, aber dann waren wir wieder auf einem breiten Weg, der uns zurück auf die Straße führte. Das haben wir doch gut gemacht.

Morgen werde ich mich von der Wildnis ausruhen und Leonie kann ihre Schrammen pflegen.



Keine Zeit

Gestern hatte Leonie wieder einmal keine Zeit für mich und ich musste allein mit meinem neuen Ball spielen. Nur Zweibeiner haben keine Zeit. Keine Zeit für dies. Keine Zeit für das. Hunde haben zum Glück alle Zeit der Welt. Wahrscheinlich setzen wir unsere Prioritäten einfach richtiger. Wenn Hund weiß, was Hund will, dann ist immer Zeit da. Und dabei habe ich sogar noch Zeit für einen Schönheitsschlaf über.

Vielleicht sollte ich Leonie mal ein bisschen in ihrem Zeitmanagement coachen. Dann hätte sie auch Zeit über. Und in dieser Zeit – das würde ich ihr schon beibiegen – würden wir zusammen ganz viele lange tolle Spaziergänge mit eingebauten Ball spielen machen.

Heute hat Leonie immer noch keine Zeit. Ich musste daher vom Wandern träumen. Ich träumte vom Barranco del Infierno. Dort konnte ich frei laufen und in einem Wasserfall baden. Als ich mittags aufwachte und noch an den Wasserfall dachte, durfte ich dann aber tatsächlich baden. Da sag noch mal einer, Träume sind Schäume. Heute Mittag durfte ich ein ausgedehntes Bad im Atlantik nehmen. Leonie wollte mir wohl etwas Gutes tun und ließ mich einfach am Strand ins Wasser laufen, obwohl das doch eigentlich verboten ist. Der Spaß dauerte allerdings genau 7 und eine halbe Minute. Dann war der Strandwächter da und schickte uns fort. Strand und Hund ist hier in Spanien wirklich nicht so einfach. Doch Leonie hat mir versprochen, dass sie demnächst – wenn sie wieder mehr Zeit hat – sich umhören wird, ob es nicht doch irgendwo einen Hundestrand auf dieser Insel gibt. H U N D E S T R A N D – was für ein schönes Wort für einen Labrador.

Morgen werde ich mit meinem Zeitmanagement Coaching für Leonie anfangen, wenn sie immer noch keine Zeit haben sollte.


Traum von einer Million

Gestern nachdem ich mein Abendfutter schnell in mich hinein geschlungen hatte, lag ich rundum zufrieden auf dem Sofa. Leonie werkelte noch in der Küche herum. Punkt 19 Uhr stürmte sie jedoch plötzlich zum Fernseher und riss mich aus meinen Träumen. Sie machte den Fernseher an und schmiss sich neben mich aufs Sofa. Sie wollte ihre absolute Lieblingssendung sehen. „Greif Dir die Million“, so heißt eine spanische Fernsehshow mit Carlos. Carlos ist so ein Typ, der anscheinend viele spanische Witze macht und jeden Abend neue Kandidaten bei sich hat. Die bekommen von ihm erst eine Menge Geld. Das dürfen sie anfassen und bestaunen.

Am Wochenende liegen sogar eine Million Euro auf dem Tisch. Dann bekommen die Kandidaten Fragen gestellt und sie müssen das Geld auf den Bildschirm mit der richtigen Antwort legen. Sie haben vier Möglichkeiten und können das Geld auch verteilen. Alles Geld, das falsch liegt, fliegt irgendwie nach unten und ist weg. Sehr schnell schmilzt zumeist der große Geld Berg. Nach acht Fragen gehen viele Kandidaten ganz ohne Geld nach Hause. Doch einige freuen sich über ein oder zwei Bündel Geldscheine. Für mich ist diese Show völlig uninteressant, da es nicht einmal Knochen zu gewinnen gibt.

Leonie mag die Sendung, weil sie zugleich mit raten und Spanisch lernen kann. Einen Punkt hat sie, wenn sie die Fragen versteht und zwei, wenn sie sie auch noch richtig beantwortet. Aber das ist meine ganz persönliche Wertung für Leonie. Davon weiß sie nichts. Immer, wenn sie um 19 Uhr Zeit hat, schaltet sie diesen Carlos ein. Ich verstehe weder Carlos, noch die Fragen, noch Spanisch und schlafe meistens gut bei dieser knochenlosen Sendung ein.

Übrigens noch ein Vorteil, ein Hund zu sein. Ich muss keine Sprachen lernen, denn ich kann mich mit allen Hunden der Welt überall auf diesem Erdball ganz klar verständigen. So kann ich die Zeit zum Sprachen lernen zugunsten eines kleinen Nickerchens einsparen.

Heute haben wir wieder Fernsehen gesehen. Dieses Mal jedoch die Noticias, wie die spanischen Nachrichten hier heißen. Da haben sie ganz viele Schneebilder gezeigt und gesagt, dass es in Nordeuropa wieder friert und schneit. Als ich die Schneebilder sah, habe ich auf einmal doch ein wenig Sehnsucht bekommen. In dem Moment hätte ich so gerne eine Runde im Schnee über den Kreuzberg in Bonn mit meinen Kumpels getollt. Aber die sind alle so weit weg von mir. Wie es denen wohl geht?

Doch Leonie meinte, sie könne recht gut ohne Schnee auskommen. Und wenn ich unbedingt Schnee wolle, könnten wir auch auf den Teide fahren. Dort oben liege zurzeit auch ordentlich Schnee. Wir sahen in den Nachrichten Bilder von spanischen Kindern, die im Teide Nationalpark Schlitten fahren. Meinetwegen – dann fahren wir eben zum Teide Nationalpark. Das ist doch mal eine ordentliche Abwechslung für einen sonnenverwöhnten Labrador.

Dennoch ist der Teide nicht der Kreuzberg. Ab und zu muss ich schon mal daran denken, wie es all meinen Kumpels zu Hause geht. Übrigens, das ist ein Nachteil, ein Hund zu sein. Ich kann nicht einfach zum Handy greifen oder eine Mail schicken. Aber vermiss ich das wirklich?

Morgen hat Leonie Besuch eingeladen. Sie hat Kartoffeln und Mojo Saucen und ganz viele Lammkoteletts eingekauft. Ich liebe Besuch und mache jetzt schon Freudensprünge. Denn egal welcher Besuch auch kommen mag, für mich bedeutet das morgen auf jeden Fall ganz viele Knochen zum Abendessen.


Lasko denkt -gestern, heute, morgen

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