Читать книгу Karamba la Lune - Die Drohung - Leonie Stober - Страница 7

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Ein Tag im Juli

Die Sonne schien heiß vom wolkenlosen Himmel. Karla saß auf dem Gatter der Koppel, auf der die kleine Pferdeherde des Hofes stand. Etwas abseits von den anderen graste ein schwarz-weißer Araberhengst. Karla stieß einen kurzen Pfiff aus, der Araber hob sein edles Haupt und trabte in geschwungenen Schritten zum Gatter. Das Mädchen strich ihm liebevoll über die Nüstern und drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn, die von einem weißen Sichelmond gezeichnet war. Diesem Symbol verdankte der Hengst seinen Namen: Karamba la Lune.

Seit etwas mehr als eineinhalb Jahren gehörte dieses wunderschöne Pferd Karla. Eines Tages hatte sie ein Amulett mit der Abbildung des Araberhengstes gefunden und einige Jahre später hatte ein Mann namens Paul Schneider, der Karamba eingefangen hatte, als er noch herrenlos in der Gegend herumgestreunt war, ihn zu Julias Eltern auf den Hof gestellt. Karamba war einem Dieb entwischt, der ihn seinem alten Besitzer, einem Müller auf einer kleinen Südseeinsel, gestohlen hatte.

Ein kühlender Luftzug rauschte durch die Bäume, die um den Reitplatz herumstanden. Karla genoss die Sonne, die ihr warm ins Gesicht schien. Das 13-jährige Mädchen warf seine langen blonden Haare zurück und schlenderte hinunter zum Hof, um Karambas Halfter zu holen. Dort traf sie ihre Reitlehrerin Julia. Sie war 17 Jahre alt und ihren Eltern gehörte der Reiterhof. Seit einigen Jahren gab sie Karla Reitunterricht. Karla selbst wohnte auf dem Nachbarhof, auf dem es außer ein paar Wildkatzen und zwei Meerschweinchen leider keine Tiere gab. Ihr Vater war der Verwalter dort.

Julia, die das Sattelzeug ihrer Stute Lenka Rose hergerichtet hatte, nahm nun das Halfter von einem Haken an der Stalltür und machte sich auf den Weg zur Koppel, um ihre Quarterhorsestute für einen kleinen Ritt fertig zu machen.

„Na, was hast du bei dem traumhaften Reitwetter noch so vor?“, fragte sie Karla mit einem verschmitzten Lächeln.

„Och, ich denke, ich werde ein bisschen ausreiten und mal sehen, was mir dann noch so alles einfällt“, antwortete Karla und machte sich auf den Weg in die Sattelkammer, wo sie sich Karambas Westernsattel schnappte und seine sauber gearbeitete und schön verzierte Trense an den Sattelknauf hängte. Schwer bepackt stiefelte sie zum Putzplatz. Kurz darauf verschwand sie noch einmal im Stall, in dem es trotz der brütenden Hitze angenehm kühl war. Sie holte ihre Putzkiste, die unter dem Bock, auf dem Karambas Sattel gelagert wurde, stand, und nahm das Halfter des Araberhengstes von einem der Haken vor der Futterkammer.

Eine Minute später stand sie schon wieder an der Koppel, von der ihr gerade Julia und die Fuchsstute Lenka Rose entgegenkamen. Sie schlüpfte durchs Gatter und pfiff kurz durch die Zähne. Karamba hob seinen Kopf und blickte sie mit seinen ruhigen schwarzen Augen an. Ein Lächeln huschte über Karlas Gesicht.

Neben dem prächtigen Hengst stand ein Pferd, das man aus der Ferne nur schwer von ihm unterscheiden konnte. Es hatte ebenfalls schwarz-weißes Fell und war genau wie er mit einer Sichelmondblesse gezeichnet. Eine Araberstute. Morgan le Fay hieß sie und war Karambas Zwillingsschwester. Daher kam das fast identische Aussehen. Morgan war nach einer Hexe aus den bekannten Sagen von König Artus benannt und hatte etwas ungewohnt Wildes an sich. Im Grunde war sie aber lammfromm. Doch eine Macke hatte sie: Sie ließ sich nur von ihrer Besitzerin, Karlas bester Freundin Emma, reiten. Genau wie sich Karamba nur von Karla reiten ließ. Versuchte dennoch jemand, sich auf seinem Rücken zu halten, so missglückte das meistens und der Betreffende landete in hohem Bogen im Dreck. Manchmal schaffte es Karla, Karamba zu führen, während jemand anderes auf ihm saß. Das akzeptierte er, weil er wusste, dass Karla nie jemand auf ihm reiten lassen würde, der ihn misshandelte oder zu etwas zwang, das er nicht konnte. Ja, Karamba vertraute Karla und Karla vertraute Karamba. Die beiden waren ein super Team.

Karla klopfte dem Hengst leicht den Hals und legte ihm das Halfter an, um ihn von der Koppel zu führen. Sie band Karamba neben Lenka Rose an einem Ring an und begann, das samtweiche Fell zu bürsten. Es war nun bald Mittag und die Sonne stieg höher am Himmel, weshalb es noch heißer wurde. Schon als Karla an diesem Morgen zum Reiterhof geradelt war, hatte die Sonne geschienen und es war bereits sehr warm gewesen. Karla verbrachte jede freie Minute auf dem Reiterhof und bei ihrem Pferd. So hatte sie auch an diesem Tag entschieden, einen kleinen Ausritt zu unternehmen.

Als Karambas Fell so sauber war, dass es glänzte, sattelte und zäumte sie das Pferd. Kurz darauf ritt sie glücklich den Feldweg an der Koppel entlang und bog bald in ein kleines Wäldchen ein. Die Bäume spendeten ein wenig Schatten und Karla genoss den Ritt. Ihr Ziel war ein kleiner See. Blaugrün schimmerte das Wasser und ein paar Schwäne zogen ihre Bahnen. Über dem See kreiste ein Bussard und stieß ab und zu seine Schreie aus. Das Mädchen band Karamba an einer der dicken, alten Eichen an und ließ sich ins Gras fallen. Sie schloss für ein paar Minuten die Augen und lauschte dem Gesang der Vögel und dem Rauschen der Bäume.

Als sie die Augen wieder aufschlug, saß ein Mädchen neben ihr. Es hatte schulterlange braune Haare und schöne kastanienbraune Augen. „Hey, Karla, du bist doch nicht etwa eingeschlafen?“ Es war Emma, Karlas beste Freundin. Sie gingen in die gleiche Klasse und kannten sich schon seit einer Ewigkeit.

„Nee, ich habe nur den Vögeln und den Bäumen zugehört. Die erzählen so spannende Geschichten“, meinte Karla und lachte.

Emma legte sich neben Karla ins Gras und meinte belustigt: „Na dann, wennʼs weiter nichts ist. Ich dachte schon, du hörst das Gras wachsen.“

Die beiden lagen eine Weile lachend nebeneinander. Dann standen sie auf und liefen zu ihren Pferden. Emma hatte Morgan le Fay neben Karamba angebunden und die beiden Pferde rupften genüsslich Grasbüschel aus dem Boden. Der See war ein schöner, ruhiger Ort, an dem man gut nachdenken konnte. Die beiden ritten oft hierher. Doch nun machten sie sich wieder auf den Rückweg zum Hof.

Karamba la Lune - Die Drohung

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