Читать книгу Tierische Abenteuer in Afrika - Leonina Wild - Страница 5
Das besondere Zebra Maxie und sein besonderer Zebra-Freund Willie
Оглавление„Welch‘ ein schöner Tag“, Willie war begeistert. „Guten Morgen, Maxie“, wieherte er seinem besten Freund zu.
„Guten Morgen, Willie“, wieherte Maxie zurück. „Iiiaaahhh“, ausgelassen sprang Maxie erst mit seinen Vorder-, dann mit seinen Hinterfüßen durch die Luft.
Maxie und Willie waren Zebras und Teil einer großen, großen Herde, die auf einer grünen weiten, sehr weiten Steppe im südlichen Afrika lebte.
Wie alle Zebras waren auch Willie und Maxie sehr friedvolle Zeitgenossen. Sie hatten Spaß daran, in ihrer großen Herde zu leben, das saftige Grün der Steppe zu genießen und von Zeit zu Zeit zum Trinken an ein Wasserloch zu gehen, in welchem sie das klare und erfrischende Nass genossen, welches ihnen Abkühlung von der heißen Sonne in Afrika bot.
Willie und Maxie wurden etwa zeitgleich geboren und hatten sich von Anfang an sehr sympathisch gefunden. Am Anfang ihrer Freundschaft hatte Maxie immer Angst, Willie unter den vielen, vielen Zebras der Herde, deren Fell und Aussehen auf ihn immer exakt gleich wirkte, nicht wieder zu finden. Jedes Zebra schien ein Fell zu haben, das schwarze und weiße Streifen aufwies – aber keines sah wirklich anders aus. Wie sollte er da seinen Freund Willie wiederfinden? Er wusste nicht einmal, ob ein Zebra eigentlich eine schwarze oder eine weiße Farbe hatte.
Als er Ondrie, ein älteres Zebra, eines Tages darauf ansprach, lachte Ondrie nur und meinte: „Maxie, Du musst keine Bedenken haben. Jede und jeder einzelne von uns hat sein ganz individuelles Muster. Kein Zebra gleicht dem anderen Zebra. Jedes, aber auch wirklich jedes, der vielen hunderttausend Zebras, die es in Afrika gibt, ist anders. Du wirst Willie immer wieder erkennen. Das ist eigentlich wie bei Menschen“, meinte Ondrie. „Wie bei den Menschen? Aber die sehen doch Alle irgendwie sehr unterschiedlich aus. Sie haben eine unterschiedliche Haut- oder Haarfarbe, sie sprechen unterschiedliche Sprachen, und sie tragen doch unterschiedliche Dinge – Hosen oder Röcke oder Kleider, manches Mal Hüte oder Jacken. Wie kann das bei uns wie bei den Menschen sein?“ Willie konnte sich das nicht vorstellen: „Meinst Du wirklich jede und jeden aus unserer Herde? Haben wir alle wirklich ein ganz unterschiedliches Fell?“ „Ja“, antwortetet Ondrie. „So ist es. Achte einfach einmal darauf und präge Dir das Muster von Willie gut ein, dann wirst Du ihn immer wieder erkennen. Und: Vergiss nicht, Du kannst ihn auch anwiehern.“ „Das ist gut“, freute sich Maxie. „Genau das werde ich tun. Bevor ich das aber tue, werde ich mir erst einmal mein eigenes Muster ganz genau ansehen und es mit dem schwarz-weißen Fell anderer Zebras aus unserer Herde vergleichen“, nahm sich Maxie vor.
Er war gespannt, ob das, was ihm Ondrie erzählt hatte, tatsächlich stimmen würde. Nachdem er sich sein eigenes Muster genau und wirklich ganz genau eingeprägt hatte, wollte er mit Willie sprechen.
Es war ein heißer Tag, und nun am späten Nachmittag waren Wille und er mit anderen Zebras aus der Herde, von denen Maxie einige kannte, andere nicht, auf dem Weg zu Maxies Lieblingswasserloch. Als sie schon fünf Minuten gegangen waren, immer schön langsam und gemächlich, damit man nicht noch mehr schwitzte, nahm sich Maxie ein Herz und berichtete Willie von seinem Gespräch mit Ondrie. Willie war ebenso erstaunt wie Maxie, dass er und Maxie ganz eigene Muster im Fell hatten. Gemeinsam beschlossen sie, sich die Muster des jeweils anderen ganz fest einzuprägen. Sicher war sicher, vielleicht konnte man sich ja nicht immer darauf verlassen, dass man das Wiehern des Anderen hörte.
Zuvor aber wollten sie sich am Wasserloch stärken und auf einer grünen Wiese, die in der Nähe des Wasserlochs war, gemeinsam grasen.
Am Wasserloch herrschte Hochbetrieb.
Neben Maxie und Willie und weiteren Zebras aus ihrer Herde waren auch viele andere Tiere dort, um zu trinken oder zu baden. Speziell die Elefanten liebten es, mit ihren langen Rüsseln zu trinken und gleichzeitig oder danach ein Bad zu nehmen. Dabei saugten sie viel, viel Wasser in ihren langen Rüssel, hoben diesen dann an und spritzten das kühle Nass anschließend auf ihren Rücken. Lustig sah das aus. Manches Mal wühlten die Elefanten auch mit ihren Rüsseln am Boden des Wasserlochs, um an den Schlamm zu kommen. Diesen verteilten sie dann mit einem gewaltigen Schwung und viel Gepruste auf ihrem Fell und dabei vor Allem auf ihrem Rücken. Wenngleich Maxie wie auch die meisten anderen Tiere Respekt vor den großen Elefanten hatte und jeder am Wasserloch den Dickhäutern Platz machte, so wusste er doch auch, dass er sich davor nicht verstecken musste. Eigentlich musste er sich vor fast keinem Tier verstecken. Außer den Großkatzen, zu denen Löwe, Gepard und Leopard zählten. Das waren die wirklichen Feinde von ihm. Aber diese waren nicht in Sicht, und Niemand am Wasserloch schien sich momentan darüber Gedanken zu machen. „Umso schöner – Gott sei Dank“, sagte Maxie. „Dann können wir das Wasserloch genießen. Ich habe vielleicht Durst.“ „Das ist gut“, meinte Willie, „wir werden es uns jetzt hier gut gehen lassen, die nächsten Tage werden sicherlich auch wieder sehr heiß werden.“
Am Wasserloch angekommen, reihten sich Maxie und Willie direkt ganz vorne ein.
„Hallo, wie geht es?“, begrüßte Willie eine Giraffen-Dame, die sie Beide kannten und mit welcher sie sich die Steppe, auf denen ihre eigene Herde weilte, teilten. „Danke der Nachfrage, sehr gut“, kam es von weit, weit oben. Die Giraffe überragte Maxie und Willie um einige Meter, und Maxie fand wieder einmal den langen Hals der Giraffe sehr faszinierend. Begeistert blickte er nach oben. Überhaupt waren Giraffen sehr nette Tiere, fand Maxie. Die Giraffe begann sich langsam wieder dem kühlen Nass zu widmen. Das dauerte sehr lange und war auch ganz schön schwierig, denn eine Giraffe kann nicht einfach ihren Kopf senken und trinken. Zunächst prüfte die Giraffen-Dame nochmals ganz genau ihr Umfeld – auch, wenn es so schien, als sei die Lage sicher und keine Großkatze irgendwo lauerte, man wusste ja nie. Dann begann die Giraffe sich auf ihren vier Beinen breitbeinig aufzustellen und den Kopf langsam, sehr langsam zu senken. Immer wieder blickte sie dabei in die Weite der Steppe und schien vor Allem die Bäume und die Büsche, welche das Wasserloch auf einer Seite umgaben, sehr genau im Blick zu haben. Kein Wunder: Sollte eine der Großkatzen tatsächlich in der Nähe sein und großen, ja, sehr großen, Hunger haben, würde diese auch nicht vor einer Giraffe zurückscheuen. Zwar ist das nicht oft der Fall, aber wer weiß schon, wann dies genau eintritt.
Fasziniert schaute Maxie der Giraffen-Dame zu und dachte sich insgeheim: „Wie freue ich mich doch, dass ich ein Zebra bin. Ich kann mich einfach an das Wasserloch stellen und trinken, einfach so. Und wenn ich flüchten müsste, könnten Willie und ich einfach schnell, ganz schnell, loslaufen.“ Dann begann er, das kühle Nass in seinen Zebra-Mund mit der schönen dicken Lippe aufzunehmen. „Aahhh... Wie köstlich“, schnaubte Willie neben ihm.
Nachdem sie eine Weile am Wasserloch verbracht hatten und von dem kühlen Nass, das zum Glück in ausreihender Menge für Alle vorhanden war, getrunken hatten, zogen sich Willie und Maxie unter einen Baum zurück. Der Baum war eine Schirmakazie, die mit ihrem breiten Blättergewand herrlichen Schatten bot – Ein wunderbarer Ort nach der ersten Erfrischung. Schirmakazien sind Bäume, die in Afrika beheimatet sind. Sie sind sehr groß und bilden ein ganz, ganz breites und dichtes Dach, das aus vielen kleinen hellgrünen Blättern besteht und einen schönen Schatten wirft. Das Beste also, so fanden Maxie und Willie, was einem nach einem Tag voller Sonne und einer kühlen Erfrischung passieren kann.
Dort angekommen, standen die Beiden dicht nebeneinander und ließen ihren Blick über das Wasserloch schweifen. So viele Tiere, ja, so viele verschiedene Tiere. Maxie konnte es immer wieder kaum fassen, dass er und Willie in einem Umfeld lebten, das so vielen verschiedenen Tieren eine Heimat bot. Einige davon kannte er überhaupt nicht. Er wusste nicht, wie sie hießen oder wo sie lebten, nur, dass sie ihm nicht gefährlich waren. Andere – das waren die meisten – kannte er vom Sehen oder wusste zumindest, wie ihre Namen waren und wo sie ungefähr lebten. Allein diese Vielfalt faszinierte Maxie immer wieder von Neuem, und neben dem, dass er sich am Wasserloch herrlich abkühlen konnte, freute er sich auch immer wieder darauf, alle seine Artgenossen hier zu sehen, zu treffen und sich mit dem einen oder anderen auch zu unterhalten.
Nach einiger Zeit kehrten Maxie und Willie zum Wasserloch zurück, um erneut zu trinken, etwas am Wasserloch auf ihren vier Hufen zu stehen und zu schauen. Dann nahmen sie abschließend einen Schluck Wasser zu sich, bevor es auf die schöne grüne Wiese zum Grasen gehen sollte. Und: Wo sich Maxie natürlich auch das Fell von Willie ganz genau einprägen wollte.
Als sie schließlich auf der Wiese angekommen waren, waren sie nicht alleine. Viele ihrer Herdenmitglieder hatten sich dort bereits versammelt und genossen das saftige Grün der Wiese. Dort schmeckte es auch immer ganz besonders gut.
Nach einem ersten Biss in das schöne grüne Gras, meinte Willie mampfend: „Jetzt fangen wir an. Am besten wir stellen uns direkt gegenüber auf und versuchen uns jeweils das Muster des Anderen ganz genau einzuprägen. Dann schließt einer von uns Beiden die Augen, beschreibt das Muster, und der andere muss die Beschreibung prüfen. Das wird lustig.“ „Ja, so machen wir es“, wieherte Maxie, „eine gute Idee. Du fängst an.“ „In Ordnung“, antwortete Willie. Gesagt, getan. Willie schaute Maxie ganz, ganz genau an. Von vorne, von hinten, von beiden Seiten. Ja, sogar den Kopf und die Ohren von Maxie begutachtete er ganz genau. Maxie wurde schon ganz nervös. „Los geht’s“, sagte er. „Also gut“, antwortete Willie, der endlich auch das letzte Stück Gras gekaut hatte.
Und dann ging es wirklich los: Willie beschrieb sehr, sehr genau, Alles, was er sich von Maxies Fellstruktur gemerkt hatte. Die weißen wie die schwarzen Streifen, die Breite, wie weit die Streifen reichten, und natürlich auch, was ihm sonst noch in Maxies Fell aufgefallen war. Zum Beispiel einen längeren Kratzer, den Maxie sich vor kurzer Zeit beim Herumtollen zugezogen hatte und der vermutlich für immer sein Fell kennzeichnen würde. Es klappte erstaunlich gut; Willie gelang es tatsächlich, die wichtigsten Merkmale von Maxies Fell wiederzugeben. Ganz brav hielt er die Augen geschlossen, während sich Maxie immer wieder versuchte, von oben bis unten zu begutachten, um Willies Aussagen zu prüfen. Lustig dabei war, dass Maxie – der ja, wie alle Zebras über keinen Spiegel verfügte – dadurch zum ersten Mal erfuhr, welche Fellfarbe er auf seinem Kopf trug und wie die Streifen dort waren. Er hatte ein sehr schönes Muster, bei denen die weiße Farbe überwiegte und durch dünne schwarze Streifen durchzogen war. „Sehr schön sieht das bei Dir aus“, beendete Willie seine Beschreibung von Maxies Fell. „Oh, danke. Und: Toll – Du hast das super toll gemacht.“ Maxie war begeistert. Ob er das auch so gut wiedergeben konnte? Maxie nahm sich viel, viel Zeit, um das Fell von Willie zu begutachten; er legte sich sogar auf die grüne Wiese, um die Bauchstruktur von Willie zu sehen. Dann musste Willie die Augen schließen, und Maxie begann, Willies Fell zu beschreiben. Willie blickte auf der linken Seite an sich hinunter, dann auf der rechten Seite, dann wieder auf der linken Seite, dann auf seinen Hals. Alles, was Maxie beschrieb, schien zu stimmen. Unglaublich. „Maxie“, rief Willi, „besser hätte ich mich selbst nicht beschreiben können. Das war ja unglaublich – Zebra-toll!“ Maxie war dieses Kompliment fast peinlich, und er errötete leicht; dies konnte Willie jedoch nicht sehen, da ja Zebras keine rote Farbe annehmen können.
„Wie schön, jetzt können wir uns nicht nur zuwiehern, sondern erkennen uns auch immer direkt in unserer großen Herde“, freute sich Willie. Maxie wieherte zustimmend.
Beide senkten ihre Hälse, begannen das saftige Gras weiter zu vertilgen, und dann sagte Maxie nach einem besonders leckeren Grashalm zu Willie: „Willie, Du bist einfach mein bester Freund!“
Da rannte Willie auf Maxie zu, riss seine Vorderbeine in die Luft und sprang fröhlich hoch. Maxie tat das Gleiche, und übermütig und laut schnaubend tobten die Beiden hintereinander her, zurück in Richtung ihrer heimatlichen Steppe, über die sich die Sonne Afrikas senkte.
Gute Nacht, Maxie, gute Nacht Willie, Ihr beiden ganz besonderen Zebras! Habt einen guten Schlaf und träumt etwas Schönes!