Читать книгу Glamorous Love - vollkommenes Glück - Leyla Martin - Страница 5
2. Kapitel
Оглавление– Junos Sicht –
Nach der Schule stellte ich mein Rad an das Geländer vor der Haustür. Als ich meine Klamotten weggelegt hatte, erinnerte ich mich daran, dass inzwischen vielleicht eine Mail von F.I.L. Records eingegangen sein könnte. Also stellte ich meinen Laptop auf den Küchentisch und öffnete meinen Account. Hitze stieg in mir auf, als ich sah, dass ich eine Nachricht von Craig Baker persönlich im Postfach hatte. Mein Herz raste und meine Hände zitterten ein wenig. Trotz meiner enormen Neugierde beschloss ich zuerst Tess zu informieren. Meine Finger wählten wie von selbst ihre Telefonnummer. Es fing an zu tuten … zweimal, dreimal, viermal. Verdammt, warum ging sie nicht ran?! Ich drückte den roten Knopf auf der Tastatur, um das Gespräch zu beenden. Sofort wählte ich erneut und hörte, dass sie abnahm. „Boah, Tess, wieso dauert das denn so lange, bis du abnimmst! Hör zu, wir haben eine Nachricht!“
„Mann, sorry, aber was soll ich denn machen, wenn es pressiert und ich aufs Klo muss?“ „Ist schon gut, bitte keine weiteren Einzelheiten! Hast du verstanden, was ich gesagt habe?“
„Klar, endlich haben wir eine Nachricht. Komm, lies vor!“
„Soll ich wirklich oder wollen wir zusammen lesen?“ Sie schwieg einen kurzen Moment. „Bin gleich bei dir, Süße!“ Ich grinste, denn ich hatte nicht wirklich etwas anderes erwartet. Ich wusste wohl, wie neugierig meine Freundin war. Während ich auf Sie wartete, kochte ich mir einen Milchkaffee. Gerade hatte ich mich wieder gesetzt, schellte es an der Haustür. „Mann, endlich!“, brummte ich, bevor ich die Tür öffnete. Aufregung machte sich breit! Tess kam im Eiltempo die Treppen hoch. „Ach, meine Liebe, ich bin so froh, dass du endlich da bist!“ Zur Begrüßung nahmen wir uns in den Arm und gingen in die Küche. Vor uns stand der aufgeklappte Laptop und Tess drückte mit der Maus den Button zum Öffnen. Wir lasen beide still für uns. Ich hatte vernommen, dass am Check-In-Schalter die Flugtickets und zwei V.I.P-Pässe für uns hinterlegt waren. „Wow!“, dachte ich und sprach es gleichzeitig aus. „Für was wir die wohl brauchen?“ Tess schwieg. Selten hatte sie nichts zu sagen. Außerdem bekamen wir eine umfangreiche Beschreibung des Hotels HeaveNly an der Bayswater Road, am Hyde Park, mitten in London. Die dazugehörigen Bilder sahen vielversprechend aus. Jetzt platzte es aus meiner Freundin heraus: „Tickets nach London, wie geil! Oh Mann, Juno, das ist alles so unglaublich!“ Wir entnahmen dem Schreiben, dass es am Freitagnachmittag um 15.10 Uhr in Tegel losgehen sollte. Ankunft in London-Heathrow. Tess sah mich an. „Ich muss mir noch überlegen, was ich meiner Mutter sage, sie ist doch so überbesorgt.“
„Ach Tess, vielleicht solltest du ihr einfach erzählen, was der wahre Grund für die Reise ist. Ich denke, sie wird es verstehen und sich vielleicht sogar mitfreuen.“ Nachdenklich kaute sie auf einer Haarspitze und beschloss, sich kurzerhand auf den Weg nach Hause zu machen, um noch eine „Kleinigkeit“ mit Barbara zu besprechen.
Am nächsten Tag nach der Schule blätterte ich zu Hause in meiner neu erworbenen „Glamour Girl“. Die Menschen, die diese Zeitung gestalteten, wussten, wie man junge, neugierige Mädels davon überzeugen konnte, auch die nächste Ausgabe des Magazins zu kaufen. Kontinuierlich wurde man auf dem Laufenden gehalten, was die Stars und Sternchen trieben. Ich warf einen Blick auf meine petrolblaue Uhr, im Übrigen das einzig farbige Accessoire an mir. Im Hintergrund lief das Radio. Es moderierte Tommy Wosch. Er verstand es, die Hörer in den Bann seiner Geschichten zu ziehen, und war zugleich ein gnadenloser Zyniker. Ich liebte es, wenn Menschen es schafften, mich spontan mit ihrem Humor zum Lachen zu bringen. Das war nicht immer ganz leicht, denn Sarkasmus und Ironie ist nicht jedermanns Sache. Als ich mich wieder meiner Zeitung widmete, musste ich bei einem Artikel über ein britisches Top-Model namens Cara Delevingne stoppen. Gerüchte kursierten, dass sie magersüchtig sei. „Sind die nicht alle magersüchtig?“, fragte ich mich, obwohl ich die Antwort schon kannte. Wenn die Models auf wichtigen Shows von angesagten Designern liefen, sahen sie besonders schlank und durchtrainiert aus. Ich hatte den Eindruck, dass Magersucht schon zur Voraussetzung für den Modeljob zählte. Erschreckend! Heute war der letzte Schultag vor unseren letzten großen Ferien. Denn wir hatten beschlossen, morgen nicht mehr zum Unterricht zu erscheinen, aus dem ganz einfachen Grund, weil morgen unser großer Tag war! Also machte ich mich daran, meine Klamotten zu packen. Als ich fertig war, stellte ich meinen Trolley in die Küche vor den Tresen. Mir war klar, dass ich von der zweiten Ferienwoche an bis zum Jugendcamp im „Café um die Ecke“ kellnern würde. Das tat ich bisher in den Ferien und manchmal am Wochenende. Mittlerweile kannten mich die netten alten Damen und Herren, die regelmäßig ihre überteuerten Getränke und den Kuchen im Café zu sich nahmen. Die meisten der Herrschaften waren wohlhabend und ließen es einen ab und an spüren. Doch wenn man sich einmal bewiesen hatte, schlossen sie einen schnell ins Herz und waren mit dem Trinkgeld nicht kleinlich. Das war lustig, manchmal war das Trinkgeld höher, als der Grundverdienst. Mit meinem Job hatte ich mir einen Großteil meines Führerscheines erarbeitet und meinen kleinen „Mini“ mit dazu. Alte Version, in schwarzem Lack. Meine Eltern finanzierten die monatlichen Kosten für mein erstes Auto und außerdem bekam ich noch regelmäßig Taschengeld. Die Höhe machten sie davon abhängig, wie viel sie selbst gerade hatten und davon, was ich selbst verdiente. Im Großen und Ganzen ging es mir als Schülerin nicht schlecht.
Am nächsten Tag, waren Tess und ihre Mutter Barbara, die inzwischen in die London-Reise eingeweiht war, auf dem Weg zu mir. Barbara ließ es sich nicht nehmen, uns persönlich zum Flughafen zu bringen. Mittlerweile hatte ich es mir unten vor der Haustür auf den Stufen mit meinen Trolley gemütlich gemacht. Ich sah, wie der Wagen von Barbara in die Straße einbog und sie vor meiner Nase einparkte. Während die beiden ausstiegen, hörte ich nur, wie Tess sagte: „Ooohh ja, Mama! Versprochen, ich werde mich melden!“ Erleichtert sah sie ihre Tochter an und lächelte. Wir begrüßten uns und stiegen in den neuen silberfarbenen Lexus ein. Ist schon eine Luxuskarre, dachte ich, als ich auf das Brummen des Motors wartete. Selbst nach fünf Minuten Fahrt war noch immer kein Motorengeräusch zu hören. Wahrscheinlich war es heutzutage so, dass die neuen Autos nahezu geräuschlos fuhren. Für mich war das schwer nachvollziehbar, denn meine Eltern fuhren seit Jahr und Tag ein und dasselbe Auto. Sie wollten sich nicht von ihrem alten Saab trennen, dessen Blinker allein so laut war, dass man sein eigenes Wort kaum noch verstand. Dankbar, dass er sie immer zuverlässig ans Ziel brachte, wollten Sie dem Auto noch einen schönen Lebensabend gewähren.
Wir waren angekommen und suchten uns eine Parklücke für Kurzparker. Eine halbe Stunde blieb uns noch, bevor wir zum Einchecken mussten. Barbara lud uns auf die Schnelle noch in das Starbucks-Café ein. Nachdem wir zwanzig Minuten im Café verbracht hatten, hielt Tess nichts mehr auf ihrem Stuhl. Barbara entschied sich spontan, uns noch bis zum Check-in zu begleiten. Auch wenn sie das noch zusätzlich zwei Euro extra für den Parkautomaten kosten würde. Tess seufzte, in etwa so: „Oohhhh, ääähhhh!“ Gut, dass Barbara nicht begriffsstutzig war. „Schon gut, Tessylein, ich verschwinde. Bitte passt gut auf euch auf!“
„Natürlich, Mama! Und vielen Dank fürs Bringen.“ Als sie endlich außer Sicht war, kamen bei uns beiden sofort Nervosität und unbändige Vorfreude auf. Aufgeregt schauten wir uns um, in der Hoffnung, schnell den British-Airways-Schalter ausfindig zu machen. Zum Glück waren wir früh losgefahren, uns blieb genug Zeit, uns zu orientieren. „Schau mal, wir müssen da vorne rechts rum“, meinte ich auf dem Schild gelesen zu haben. Einen kleinen Fußmarsch hatten wir noch zurückzulegen, bis wir am richtigen Schalter angekommen waren. Es war eine nur kurze Menschenschlange vor dem Schalter. Artig stellten wir uns hinten an und warteten geduldig, bis der letzte Vordermann alle seine Fragen geklärt hatte. Wir waren die Nächsten. Fragend schaute die Dame hinter dem Tresen zu uns auf.
„Hallo, mein Name ist Juno Thamm, hier sollen Tickets für meine Freundin und mich hinterlegt sein.“ Sie schaute in ihren Computer und gab etwas ein. „Ist der Auftraggeber Craig Baker von F.I.L. Records?“, fragte sie. „Genau so ist es!“ antwortete ich.
Sie studierte unsere Pässe, druckte Bordkarten und V.I.P.-Tickets für uns aus und schob sie uns rüber. Anschließend kamen die Koffer auf das Band. „Ich wünsche ihnen einen angenehmen Flug. Bitte folgen sie der Markierung bis zu der Sicherheitskontrolle.“
„Vielen Dank.“ Nach der Fluggastkontrolle kamen wir in den Wartebereich. Der große Raum mit den vielen Plätzen war schon zur Hälfte gefüllt. Wir hatten das Glück, einen Platz zu ergattern, von dem wir wunderbar den wartenden Flieger beobachten konnten. „Tess, jetzt wird’s ernst. Gleich geht’s ab!“, sprudelte es aus mir heraus, als ich unsere Maschine bestaunte. „Ja endlich, wir haben jetzt so lange dicht gehalten. Hoffentlich werden wir dafür belohnt!“ Ich nahm ihre Hand und strich darüber. „Ganz bestimmt! Ich glaube fest daran! Jetzt schau doch mal raus, gleich werden wir da drin sitzen!“
Jedes Mal aufs Neue war ich erstaunt darüber, dass sich so ein Brocken leicht wie ein Vogel in der Luft bewegte. Ich fand es lustig, dass ein Großteil der Menschen ausgerechnet beim Fliegen Tomatensaft trank. Nie und nimmer hatten die Tomatensaft zu Hause im Kühlschrank. Genauso wenig wie ich! So hatte auch ich mich entschlossen, Tomatensaft während des Fluges zu trinken.
„Wie spießig!“, witzelte Tess und lachte. „Das gehört ja wohl zum Fliegen dazu“, behauptete ich, bevor ich anfing mitzulachen.
Unser Flug wurde pünktlich angekündigt. Ruckzuck bildete sich eine Menschenschlange und wurde rasch länger. Als die meisten Reisenden auf dem Weg in den Flieger waren, stellten wir uns an. Wir mussten nicht lange warten. Die Mitarbeiter waren routiniert, warfen einen Blick in die Ausweise und rissen die Enden der Bordkarten ab. Ohne weitere Verzögerung durften wir in Richtung Flugzeug gehen. Am Eingang der Boeing erwarteten uns zwei nette Stewardessen, die einen Blick auf unsere Sitzplatzkarten warfen. Eine der beiden sprach perfekt Deutsch und bat uns, ihr zu folgen. Als die Frau auf direktem Wege in die obere Etage ging, fing ich an, mich zu wundern. Wir waren im oberen Stockwerk in der Business Class angelangt und hier sah die Welt ganz anders aus. Das Interieur war verglichen mit der Economy Class viel edler. Die Sitze sahen bequem wie Fernsehsessel aus. Insgeheim hoffte ich, hier einen Platz zu bekommen. Und tatsächlich bot sie uns an, hier Platz zu nehmen. „Ich heiße Sie herzlich willkommen an Bord. Mein Name ist Brittany und ich werde Sie auf dem Flug nach London betreuen.“
„Hallo, Mrs. Brittany, es ist wunderschön hier, herzlichen Dank!“, meinte Tess und reichte ihr die Hand. „Gern, aber Brittany reicht“, entgegnete sie. „Falls Sie irgendwelche Wünsche haben, drücken Sie einfach den kleinen gelben Knopf hier oben. Ich werde dann so schnell wie möglich bei Ihnen sein.“ Als wir uns angeschnallt hatten, war sie nicht mehr zu sehen. Wir fingen an zu feiern, klatschten in unsere Hände und tanzten mit unseren Oberkörpern. „Das ist ja wohl der Hammer!“, meinte Tess, die kurz vor dem Ausflippen war. Sicher konnte man unser Freudenlachen bis in das Cockpit hören.
„Ssschhhtttt! Leiser, nicht dass wir gleich wieder rausgeschmissen werden, bevor wir überhaupt abgehoben haben!“ Ich zog Tessys Hände, die in der Luft schwebten, hinunter. „Ist ja schon gut! Bin wieder ruhig, aber das ist doch mehr als großzügig vom Veranstalter, oder?“
Bevor ich antworten konnte, bemerkte ich, dass sich etwas tat. Der Flieger fing an, sich zu bewegen. Sofort kehrte Ruhe ein. Langsam rollte der Koloss in Richtung Startbahn. Kurz vor dem Start hielt der Flieger an, um gleich darauf volle Fahrt aufzunehmen und abzuheben. Es drückte mich in den Sitz und ich bemerkte das Kribbeln in meinem Magen. Das Gefühl hielt so lange an, bis wir unsere Flughöhe erreicht hatten. Ehe wir uns versahen, kam Brittany. „Ich hoffe, den Damen ist der Start nicht auf den Magen geschlagen und ich kann Ihnen eins unserer leckeren Gerichte servieren?“ Davon war speziell ich begeistert, erst jetzt fiel mir auf, dass ich tagsüber nichts gegessen hatte. Tess musste es ähnlich gehen, sie fragte gleich nach der Auswahl. Ohne auf die Karte zu schauen, nannte Brittanny die Menüs und die Getränke. Wir nahmen beide dasselbe Gericht. Es bestand aus viel frischem Gemüse und Nudeln. „Ich würde gern einen Champagner trinken und hätte dazu noch ein Glas Wasser“, orderte Tess.
Ich hielt Wort: „Ich hätte gerne einen Tomatensaft mit Pfeffer und Salz und ein Glas Wasser.“ „Wie jetzt?“, hakte meine Freundin nach. „Wollen wir nicht zusammen anstoßen?!“ „Natürlich wollen wir das“, also gab ich noch die Bestellung eines Champagners hinterher. Wir stießen aufgeregt an und genossen die wirklich gute Küche. Kaum waren wir fertig, kam unsere nette Stewardess und bat uns, nach nur einer Stunde und fünfzig Minuten, den Gurt erneut anzulegen. Die Landung würde direkt bevorstehen. Es dauerte nicht lange und das Flugzeug erreichte sicher den Boden des Vereinigten Königreiches.