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Zweites Kapitel

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Er wurde aus seinen trüben Sinnen aufgestört. In einer der Haustüren stand ein halbwüchsiger Junge. Aus dem mageren Gesicht sahen zwei Augen mit krankem Glanz. Es war ein Glanz, wie ihn Fieberkranke haben, oder, es flog Michael durch den Sinn, Hungrige.

Der Junge in einem fadenscheinigen, aber sehr sauberen Anzug streckte eine magere Hand aus, flüsterte etwas. Es war die gewohnte Gebärde des Bettelns. Michael kannte sie von all den vielen her, die in einer Zeit der Not und Arbeitslosigkeit an den Strassenecken standen. Aber etwas so Schamhaftes war in dieser Gebärde, dass er stehenblieb und sagte:

„Hast du zu mir gesprochen, mein Junge? Willst du etwas?“

Die Lippen des Jungen formten ein paar Worte, wollten etwas sagen. Aber es war nur ein Flüstern, das Michael nicht verstand.

Hatte es geklungen wie Hunger? Schon zog Michael seine Geldtasche.

Da sah er, wie der Junge zusammenschrak. Seine angstvollen, glänzenden Augen schauten dem Schupo entgegen, der da langsamen Schrittes die Strasse herabkam, nun vor den beiden stand.

„Hier wird nicht gebettelt“, sagte er barsch, mass den Knaben. Der schlug die Augen nieder, murmelte wieder etwas und ging vorwärts. Schon schritt der Schupo weiter mit seinen breiten, gleichmässigen Schritten.

Michael schaute dem Jungen nach. Wie eigentümlich er ging. So locker im ganzen Körper, als hätten die Knochen nicht rechte Kraft. Und nun wirklich: er schwankte, taumelte, lehnte sich kraftlos an die Wand eines Hauses.

Michael eilte nach, stand vor den Jungen. Der hatte die Augen geschlossen. Grünlich-bleich waren seine Züge. Dunkle Schatten gingen von der Nase zu Mund.

„Holla“, sagte Michael Heinsigk, „nicht schlapp machen, mein Junge. Hunger?“

Der Knabe vermochte nicht zu sprechen. Er nickte nur.

Michael überlegte einen Augenblick. Dann winkte er eine Autotaxe heran, die gemächlich vorüberfuhr.

„So, nun komm erst einmal mit. Ich sorge dafür, dass du etwas in den Magen bekommst, armer Kerl. Und dann reden wir weiter.“

Er fasste den Jungen, der nur mit aller Gewalt die Augen öffnete, unter den Arm, schob ihn in die Droschke, gab die Adresse eines kleinen stillen Lokals an, in dem er ab und zu zwischen zwei Proben einen Imbiss zu sich zu nehmen pflegte.

Der Junge sass neben ihm zusammengesunken. Er sprach nichts. Nur ab und zu klirrten seine Zähne wie im Frost aufeinander. Michael fasste besorgt nach seiner Hand. Nein, Fieber hatte er nicht. Die Hand war kühl. Es war offenbar nur der Hunger, der diesen scheinbaren Fieberzustand in ihm erzeugte.

Nun öffnete der Junge die Augen, versuchte zu sprechen. Aber Michael wehrte ab.

„Jetzt wird erst gegessen und dann geredet, erzählen kannst du mir später noch genug.“

Sie hielten vor dem kleinen Restaurant. Michael half dem Taumelnden aussteigen. Schon sassen sie in der kleinen Nische des Lokals. Es war in dieser Stunde ganz menschenleer. Die Büfettdamen hinter der Theke und die Kellner sahen erstaunt auf Michael, den sie kannten, und auf den eigentümlichen Gast, den er da mehr hereintrug, als dass er neben ihm ging.

„Eine Bouillon mit Ei“, sagte Michael zu dem Kellner, noch ehe er sass, „aber etwas schnell. Für mich suche ich dann noch aus.“

Der Junge sass in der Ecke. Seine Augen waren auf einmal mit einem beinahe wilden Glanz auf den Brötchenkorb gerichtet. Michael sah, wie er den Mund öffnete, wie die Zähne sich zusammenbissen, wie die Hand eine unwillkürliche Bewegung nach dem Brötchenkorb machte, um dann erschreckt wieder zurückzugleiten.

So viel Feinheit und Beherrschung lag darin, dass Michael wusste, er brauchte nicht mehr viel zu fragen. Dieser Junge war arm, war unglücklich, aber die Atmosphäre des Elends war nur äusserlich. Die seelische Atmosphäre war eine andere.

„Gedulde dich einen Augenblick“, beruhigte er, „es ist besser, erst die Bouillon für einen hungrigen Magen als Brot.“

„Bringen Sie doch schon endlich“, rief er ungeduldig zu dem Kellner herüber, der gaffend an der Theke lehnte.

Schon kam auch die Bouillon aus der Küche. Der Kellner flog mit ihr heran.

„Eine zweite Tasse“, befahl Michael, „sehen Sie denn nicht, dass das viel zu heiss ist?“

Die Nasenflügel des Knaben weiteten sich. Er atmete den Duft der Bouillon sehnsüchtig ein.

Michael nahm einen Löffel und löffelte vorsichtig ein Teilchen der Flüssigkeit in eine leere Tasse.

„Langsam“, mahnte er, „sonst verbrennst du dich.“

Mit einer nie gekannten Freude sah er, wie der Junge das kräftige heisse Getränk schlürfte, wie schon nach den ersten paar Schluck das grünlich-bleiche Antlitz sich belebte, ein seliger Ausdruck der Befriedigung in die verzweifelten Augen kam. Michael hatte sich auch etwas bestellt, schob die Tasse nun seinem Schützling hin, „jetzt kannst du schon trinken“, ermunterte er und begann selbst zu essen, um den Jungen nicht in Verlegenheit zu bringen.

Der Knabe trank bis zum letzten Rest. „Ich danke“, sagte er dann. Ein Lächeln erhellte das ganze Gesicht, machte es kindlich und aufgeschlossen.

„Na, und was nun? Worauf haben wir nun Appetit“, fragte Michael freundlich.

„Ich glaube, ich bin schon satt“, meinte der Junge.

„Das meine ich nicht“, lächelte Michael, „wir haben ja Zeit. Wie wär’s mit einem schönen Filet-Beefsteak?“

„Fleisch“, fragte der Junge. Es war etwas in seinem Ton, was Michael erschütterte.

„Also bringen Sie“, sagte er dem Kellner und bestellte.

„So, mein Junge, und nun bist du wohl so weit und kannst mir ein bisschen erzählen, ja? Hast du Vertrauen zu mir?“

Wieder sah ihn der Junge an. Aufgeschlossenheit, Glaube und Dankbarkeit stand in seinen Zügen.

Als der Kellner die bestellten Speisen brachte, erzählte er. Stockend, leise, von Scham erfüllt. Oft musste Michael eingreifen und mit einem aufmunternden Wort die verschüchterte Seele des Jungen wieder aufschliessen. Aber endlich wusste er Bescheid. Zu dreien waren sie: der Junge, Frieder Heuschner, die verwitwete Mutter und eine Schwester. Sie hatten eine kleine Buchbinderei vom Vater übernommen. Die Schwester Lena hatte das Buchbinderhandwerk richtig gelernt. Zusammen mit der Mutter hatte sie den kleinen Laden fortgeführt. Die Kundschaft des Vaters war ihnen treu geblieben, bis die allgemeine Wirtschaftsnot einsetzte. Da waren der Kunden immer weniger geworden. Man hatte nicht rationell einkaufen können. Die Lieferanten hatten gestundet, dann Zahlung verlangt, schliesslich gepfändet. Zum Schluss wurde der Laden versteigert. Es war ein Schicksal, alltäglich fast in der jetzigen Zeit der Not. In den Zeitungen, dachte Michael, las man über so etwas hinweg. Aber was sich hinter diesen Alltagsnachrichten verbarg an persönlichem Jammer, elender Verzweiflung, das fühlte er jetzt in diesem Augenblick. Der Junge hatte die Schule besucht und dann keine Lehrstelle gefunden.

Nun war die Mutter krank, das Mädchen auf die geringe Wohlfahrtsunterstützung angewiesen, er selbst ohne Arbeit.

Die paar Pfennige Unterstützung reichten nicht hin und her. Der Hauswirt drohte, sie zu exmittieren. Der Junge war herumgelaufen Tag für Tag, um irgendeine Gelegenheitsarbeit zu suchen. Seit gestern hatte er nichts mehr gegessen. So hatte Michael ihn gefunden. Das war der kurze Bericht Frieder Heuschners. Und er war gerade damit fertig, als der Kellner die Fleischspeise brachte.

„Nun machen wir erst einmal wieder mit der Unterhaltung Schluss. Es war Michael ganz lieb, dass der Junge in die Gegenwart zurückgeführt wurde und er selbst seine eigene Erschütterung in sich verarbeiten konnte.

„Also nun zugelangt, mein Herr.“

„Ich trau mich gar nicht“, sagte Frieder und legte Gabel und Messer wieder hin.

„Ja und warum nicht?“

Frieders Lippen zuckten.

„Die Mutter“, sagte er hilflos, „und Lena, vorhin Herr, Herr —“

„Heinsigk. Ach so, ich habe mich dir noch nicht vorgestellt“, sagte Michael schnell, „also was ist mit der Mutter und mit Lena?“

„Vorhin, wie die Suppe kam, Herr Heinsigk, da habe ich nichts denken können. Da hatte ich nur schrecklich Hunger. Aber jetzt, wo der vorbei ist, kann ich denken. Die Mutter und Lena haben nichts. Nicht einmal ein paar Kartoffeln waren im Hause. Und wir hätten sie ja auch nicht kochen können. Das Gas ist ja abgesperrt. Und ich soll hier so was Schönes —“

Er sprach nicht weiter. Seine Augen füllten sich mit Tränen.

„Du bist ein anständiger Kerl“, Michael fuhr schnell mit der Hand über den dunklen Schopf des Jungen, „aber du kannst getrost essen. Ich verspreche dir, wenn sich alles so verhält, wie du mir erzählt hast —“

„Jawohl, es verhält sich so, Herr Heinsigk.“

Blutrot war Frieder geworden. Der Herr, der da, wie vom lieben Gott geschickt, zu ihm gekommen war, schien ihm nicht zu glauben.

Freilich, wie viele mochten den anderen etwas vorschwindeln.

„Ich habe nicht geschwindelt, wirklich nicht.“

„Das weiss ich ja“, beruhigte Michael, „also ich verspreche dir, deine Mutter und deine Schwester werden auch zu essen bekommen. Jetzt musst du erst einmal zu Kräften kommen. Wenn du arbeiten willst, musst du auch kräftig sein.“

„Es gibt ja keine Arbeit“, wollte Frieder sagen. Aber er tat es nicht. Er hatte auf einmal den Glauben, es müsste alles gut werden. Und überdies, das Stück Fleisch, das da braun und glänzend in der goldgelben Buttersauce vor ihm lag, war eine zu grosse Verlockung. Bald hatte er alles vergessen, die Not, die Angst. Er sass da und ass.

„Fühlst du dich nun frisch genug, um nach Hause gehen zu können?“ fragte Michael.

Der Junge nickte mit glänzenden Augen. Aber es war nun nicht mehr der Glanz des Hungers wie vorher.

„Nun schön“ — Michael entnahm seiner Geldtasche einen Zehnmarkschein —, „jetzt fährst du nach Hause. Gib mir deine Adresse. Ihr werdet von mir hören.“

Er stand auf, gab dem Jungen die Hand.

Der beugte sich plötzlich. Michael fühlte ein paar heisse Lippen, die sich in seine Hand pressten.

Michael ging allein durch die frühlingshellen Strassen. Das Erlebnis mit Frieder Heuschner hatte ihn von seinem eigenen Schicksal und seinen eigenen trüben Gedanken abgelenkt. Wieviel Elend gab es doch auf der Welt! Und wie wenig beachtete man es, weil man in seinem eigenen Leben befangen war! Freilich, keinem Menschen mochte es möglich sein, überall zu lindern, so viel auch jetzt von seiten einer endlich zielbewussten Regierung auch in dieser Hinsicht getan wurde. Aber wenn die Not einem einmal in den Weg lief, so erschütternd wie in dem Schicksal des jungen Frieder, dann konnte man helfen. Ganz erfüllt von seinem Erlebnis, kam Michael zu Hause an. Natürlich, der Sicherheit wegen musste man noch nachforschen. Er wusste genau, wie oft gerade sein mitfühlendes Herz getäuscht worden war. An den Mann der Stella Hollmers wie an Stella selbst kamen täglich Hunderte von Bittbriefen, Gesuchen, Verlangen. Noch nicht ein Viertel von all den Schilderungen der Not hielt bei genauen Prüfungen stand. Also konnte man nicht vorsichtig genug sein. Obwohl eine innere Stimme ihm sagte, dieses junge Knabengesicht hatte nicht gelogen. Er fuhr eilig im Fahrstuhl herauf. Er wollte gleich mit Stella beraten, wie man da am besten eingreifen konnte. Mit Geld allein war es nicht getan. Es hatte keinen Sinn, einem Menschen Geld zu geben ohne Gegenleistung. Der junge Frieder schien intelligent und anständig zu sein. Vielleicht dass Stella ihm irgendwo im Filmbüro oder -atelier eine kleine Botenstelle verschaffen konnte. Da stutzte er. Wieder stand er mit seiner Hilfsbereitschaft da und war auf Stella angewiesen. Er selbst, ohne Stella, hätte nicht die kleinste Hilfe gewusst. Ja, sein Gehalt als Schauspieler hätte wohl kaum für ihn selbst gereicht. Wieder war es Stella. Immer Stella. Nicht einmal in solchem Falle war er Manns genug.

Die glückliche Vorfreude auf die Hilfe für die Familie Heuschner wurde schon wieder getrübt! Als Michael jetzt in die grosse Diele der eleganten Wohnung kam, sah er in der Garderobe zwei fremde Mäntel hängen. Selbst wenn er gewollt hätte, hätte er Stella jetzt nicht von seinem Schützling sprechen können.

In dem grossen Salon mit den kostbaren Chippendale-Möbeln sass Stella Hollmers auf einem niedrigen Sofa. Vor ihr ein grosser breitschultriger Mann mit einem mächtigen dunklen Kopf und der ausgearbeiteten Kieferpartie der Angelsachsen. In einem zerkauten nachlässigen Englisch sprach er auf Stella Hollmers ein. Neben ihm sass ein fixer, schmaler Mensch, der ein Notizbuch gezückt hielt. Sein Bleistift schwebte erwartungsvoll in der Luft. Er schien jeden Moment bereit, auf das Papier niederzustossen.

„Tag, Micha“, sagte Stella Hollmers. Sie unterbrach sich mitten im Gespräch mit dem grossen, dunklen Mann, stand auf und ging ihrem Mann entgegen.

„Gut, dass du kommst“, sagte sie, „erlauben Sie, Mr. Dadson, dass ich Ihnen meinen Mann, Michael Heinsigk, vorstelle, Micha, das ist Mr. George Dadson, Direktor der North-South-Film-Korporation. — Dies sein Sekretär, Mr. Edgers.“

„Aha, der Mann der berühmten Frau“, sagte der amerikanische Filmgewaltige mit einem etwas herablassenden Lächeln. In dem Blick, mit dem er und auch sein fixer Sekretär Michael mass, lag etwas überlegenes.

Michael fühlte es sofort. Er erbleichte. Diese Worte von Mr. Dadson mochten vielleicht harmlos gemeint sein. Aber bei ihm trafen sie auf die immer brennende Wunde seines Selbstgefühls.

So fiel seine Begrüssung steifer aus, als er vielleicht gewollt. Er spürte ganz genau, dass er in diesem Augenblick wieder eine hilflose Figur machte, und das erhöhte seine Unsicherheit.

Stella tat, als bemerkte sie dies nicht. Aber die Bewegung, mit der sie Michael neben sich auf das Sofa zog, schien um eine Nuance zu betont.

„Gut, dass du kommst, Liebling“, wiederholte sie. „Mr. Dadson macht mir ein Angebot für drüben. Er will in Holywood eine Stella-Hollmers-Produktion machen. Wie denkst du darüber?“

„Aber ich bitte Sie, darüber ist doch gar nichts weiter zu denken“, sagte Dadson entschieden und schnitt Michael das Wort einfach ab, als wäre dessen Ansicht vollkommen unwichtig.

„Ich mache Ihnen mein Angebot zum letzten Male, Mrs. Hollmers. Die amerikanischen Stars, die ich bis jetzt hatte, haben ein bisschen abgewirtschaftet. Gerade Ihre Stimme ist für die Tonfilme ausserordentlich gut. Ich kann mich aber nicht auf allzu lange Verhandlungen einlassen. Ich will in wenigen Wochen mit der Produktion beginnen. Wollen Sie nicht, nun, dann muss ich eben mit jemand anders abschliessen.“

„Aber, das solltest du doch annehmen, Stella“, sagte Michael.

Er zwang sich, ruhig zu bleiben. Er wollte nur an Stella denken, an ihr Fortkommen, an ihren Ruhm. Solange sie noch nicht in Holywood gefilmt hatte, fehlte das letzte zu ihrer Weltgeltung.

„Warum willst du es nicht annehmen, Stella, wenn die Bedingungen von Mr. Dadson so sind, dass sie dir annehmbar erscheinen?“

Stella schwieg. Und Michael fühlte aus diesem Schweigen ganz genau, es ging Stella um ihn. Er wusste, dass Stella bisher nur Kontrakte abgeschlossen hatte unter der Bedingung, dass auch er beschäftigt würde. Wie, wenn der amerikanische Filmmann nicht darein einwilligte?

„Handel es sich etwa da um meine Person?“ fragte er plötzlich entschlossen, „darauf solltest du keine Rücksicht nehmen, Stella. Es geht hier um dich.“

„Das ist ein vernünftiges Wort, Mr. Heinsigk.“

Der amerikanische Filmmagnat sah Michael zum ersten Male mit einer gewissen Achtung an.

„Tatsächlich sind Sie, wenn ich offen sein darf, der Haken. Etwas komischer Vergleich“, lachte er kurz auf, „aber es ist so. Mrs. Hollmers besteht darauf. Sie mit engagiert zu wissen. Aber sehen Sie, das ist ganz unmöglich.“

„Warum unmöglich?“ fragte Stella, ihr schönes zartes Gesicht wurde unmutig, „was in Deutschland möglich ist, Mr. Dadson, müsste in Amerika auch möglich sein.“

Dadson schüttelte energisch den Kopf. Das wäre es eben nicht. Mrs. Hollmers wüsste zu wenig von der seelischen Mentalität der Amerikaner. Wenn Mr. Heinsigk ein Star wäre, so wie sie selbst, ausgezeichnet! Aber dass der Mann der Stella Hollmers nur kleine Rollen zu spielen bekäme, und bei aller Wertschätzung für Mr. Heinsigk wüsste er doch, dass das nicht anders sein könnte, das würde auch Mrs. Stella Hollmers im Kurs drücken. Auf keinen Fall könnte er es geschäftlich verantworten, sie beide zusammen herauszustellen.

Stella war sehr blass geworden. Sie legte schnell ihre Hand auf Michaels Arm. Sie sah ja das Zerquälte in seinem Gesicht. Die ganze Unterhaltung war ihr unendlich peinlich. Sie hätte gewünscht, es wäre nicht dazu gekommen. Schon sagte Michael aber gepresst:

„Stella, du musst nicht uneinsichtig sein. Ich verstehe die Beweggründe Mr. Dadsons vollkommen. Schliesslich kann ja kein Mensch dafür, wie gross oder wie klein sein Talent ist. Nun, mein Talent ist eben klein. Ich muss mich damit abfinden. Aber du machst es mir nur schwerer, wenn du meinetwegen auf ein solches Angebot verzichtest.“

Er stand auf:

„Erlaube, Stella, dass ich mich zurückziehe. Bei dem weiteren Verlauf eurer geschäftlichen Besprechungen bin ich ja wohl nicht mehr nötig.“

Er küsste Stella die Hand und verabschiedete sich von den beiden Amerikanern.

„Famoser Boy“, sagte Mr. Dadson als sich die Tür hinter Michael geschlossen hatte, es wär schade, dass er nichts weiter war als der Mann der Stella Hollmers.

Im Schatten einer Frau

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