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Götterdämmerung

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Die relative Eigenzeit des Doppelgestirns war für die beiden gefangenen Daseinsverwalter kaum zu ertragen. Tausend Jahre waren hier so lang wie ein Erdentag und sie waren nun schon einige tausend Jahre an dieses System gefesselt. Mit Erika war nicht mehr zu reden. Der oberste Daseinsverwalter hätte erbrechen können, wäre er ein regulärer Stoffwechsler gewesen. Pausenlos rezitierte diese verrückte Erika Gebete zu ihrer Göttin.

Abgrundtiefer Hass sprühte aus den Worten der Ehefrau des Daseinsverwalters Norbert. Keine Liebe, kein Mitgefühl weder zu ihrem Mann oder ihrem Sohn, noch zu dem, den sie einmal für ihren Geliebten gehalten hatte und schon gar nicht zu irgendwelchen Ebenbildern, gab es einen positiven Gedanken. Krank vor Wut und Hass schleuderte Erika ihre Gebete hinaus ins Endlose, nicht ahnend, was sie damit heraufbeschwor.

Langsam bildete sich ein riesiger, dunkler Flecken mit wabernden, kaum wahrzunehmenden Rändern und hellen, krystallinen Strukturen in seiner Mitte, die ständig ihre Form wechselten. Eine telepathische Stimme donnerte durchs Kontinuum:

RUHE!!!

Mit welcher Penetranz verbreitest du das Böse und wagst es dabei, mich anzurufen? Schnulli war schnurstracks in Ohnmacht gefallen. Erika war starr vor Schreck und wagte es nicht, irgendeinen Ton von sich zu geben. Aber die Frage dieser monströsen Entität war sowieso rhetorisch gemeint und bedurfte keiner Antwort.

Erikas „Göttin“ mäßigte ihren Ton, sodass nur die Frau des Daseinsverwalters sie noch hören konnte. Eine glockenklare Frauenstimme hauchte erklärende, aber bedrohliche Worte in ihr Hirn. Ich habe euch Daseinsverwalter geschaffen, um Kontinuen zu konstruieren. Ihr werdet jedoch niemals meine Ebenbilder sein. Ihr seid nur Werkzeuge, denen ich aber wohl zu viele Freiheiten gelassen habe. Warum ist so viel Hass in dir? Ich wäre in der Lage euch ausgeleierte Werkzeuge „von der Werkbank zu fegen“ und neue zu erschaffen. Aber ich bin neugierig. Euch Daseinsverwalter unterscheidet kaum etwas von euren Ebenbildern. Seid ihr auch solch garstige Fehlentwicklungen? Habe ich einen Fehler gemacht? Unmöglich!

Erika wollte etwas zu dieser einseitigen Kommunikation beitragen und erklären, warum sie solch negative Gedanken verbreitete. Aber es war ihr nicht möglich ihre Gedanken zu formulieren. Schweig! Die Entität, die wohl eine Göttin darstellte, blockierte Erikas Widerworte, bevor sie diese aus ihrem Geist entlassen konnte. Ich weiß alles, was du denkst und was du jemals gedacht hast.

Ich werde allen aus der Sippe der Daseinsverwalter erst einmal ihre Fähigkeiten nehmen und sie gemeinsam mit ihren Ebenbildern leben lassen. Dann werde ich ja sehen, ob sie moralisch über diesen stehen oder sich zumindest dahin entwickeln können und, ob sie noch als Werkzeuge zu brauchen sind. Eine solche Katalyse ist manchmal ein „Selbstgänger“ und allemal einfacher, als alles wieder von vorn zu beginnen.

Außerdem ist dieses Possenspiel in einem Kontinuum des „Fressen und Gefressen werden“ eine willkommene Abwechslung. Ein toller Horror. Ich kann gar nicht wegsehen. Könnte mich daran gewöhnen.

Die Katalysatorin

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