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1 – Wach

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Ich schreckte aus dem Traum, mein Herz schlug wie verrückt und einen Augenblick lang dachte ich, jemand wäre in meinem Schlafzimmer, denn ich hörte ein Geräusch. Dann fiel mir auf, dass es nur das Rauschen meines eigenen Blutes in meinen Ohren war, das mich nervös machte.

Trotzdem fluteten verschiedene Emotionen durch mein System, von Wut über Trotz bis hin zu tödlich beleidigt war alles dabei. Doch ich wusste eindeutig, welche Empfindung überwog, denn im Traum waren meine Gefühle ungefiltert und direkt gewesen – von Wut keine Spur. Dafür fühlte ich mich zurückgewiesen und gekränkt.

Alex’ Worte hatten mich getroffen, als wäre ich immer noch das unscheinbare, dürre Mädchen, das von den Jungs während der gesamten Schulzeit ausgelacht worden war. Die Hochglanzmagazine mochten dünne Modelltypen hofieren, die attraktiven und beliebten Teenager auf meiner HighSchool hatten es ganz sicher nicht getan.

Ich schüttelte den Kopf, aber nur langsam fielen die Spuren des Traums von mir ab, als wären sie besonders hartnäckige Reminiszenzen von etwas, was versucht hatte, sich tief in mein Ego zu bohren. Ein Vergleich, der vermutlich sogar ziemlich zutreffend war. Aber bald würde ich damit abgeschlossen haben. Mit den ganzen öffentlichen Auftritten und mit der kleinen Promo-Tour, die ich als Jacobs Freundin hinter mich bringen durfte. Dabei war Jacob wirklich süß. Hingebungsvoll und begierig darauf, mir zu gefallen und zu Diensten zu sein. Ganz im Gegensatz zu diesem schrecklichen Alex und … wieso zum Teufel dachte ich schon wieder an diese furchtbare Person mit ihrem furchtbaren Benehmen?

Entschlossen blendete ich Mister Supersexy aus und konzentrierte mich auf meine Erinnerung an die letzte Session mit dem heißen Drummer. Gerade bei Events, die nicht hinter verschlossenen Türen stattfanden, waren die Mittel der Wahl eher beschränkt und so war ich auf die guten alten Elektrostimulanzien zurückgekommen, für die einige meiner Arbeitskolleginnen eine Schwäche hatten. Jacob von den Vorzügen eines ferngesteuerten Lustgewinnes zu überzeugen war ein Leichtes gewesen. Um genau zu sein, hatte es nicht mehr als eines Befehls bedurft, um seine Hose nach unten und seinen Schwanz nach oben zu bekommen. Beim Umschnallen der Vorrichtung hatte ich mir entsetzlich viel Zeit gelassen. So viel Zeit, dass es fast schon gegen die Regeln des Office-Escorts verstieß. Aber ich mochte Jacob, er war ein Traummann – wenn auch nicht meine Art Traummann.

Wieder glitten meine Gedanken gefährlich in Richtung des unerreichbaren Alex ab. Anscheinend hatte ich seit meiner Teenagerzeit nicht viel dazugelernt. So jemand war nichts für mich – oder besser: Ich war nichts für so jemanden wie ihn. Das hatte er ja wohl auch klar und deutlich zum Ausdruck gebracht.

Jacob hingegen war … offen und vertrauensvoll. Jemand, der einen nie verletzen würde … eine sichere Bank.

Auf dem roten Teppich mit ihm zu spielen war schwer, aber nicht unmöglich. Und es gefiel mir, wie er mir ab und zu einen strafenden Blick zuwarf, obwohl sein Körper angespannt aber dankbar wirkte. Erst, als wir im Gebäude waren und unsere Plätze eingenommen hatten, um uns verschiedene Versionen der neuen Songs anzuhören – allesamt von vielversprechenden, neuen Musikern vorgetragen, bemerkte ich, dass uns Alex beobachtete. Wahrscheinlich wartete er darauf, dass ich meinen bösen Boogie-Woogie-Erotikzauber ausübte und er sich wieder einmischen konnte. Aber vielleicht wartete er auch einfach darauf, dass ich vor seinen Augen verhungerte. Ohne mir die Laune verderben zu lassen, spielte ich wieder mit dem Regler in meiner Handtasche und genoss das leichte Zusammenzucken meines Spielgefährten. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und ließ zu, dass er seinen Arm um mich legte. Für jeden unbeteiligten Zuschauer eine Geste des Vertrauens und der Liebe, für mich etwas, wodurch ich sehr direkt an seiner Erregung teilhaben konnte. Denn gerade wegen dieser Nähe hörte ich das leise Stöhnen, das sich seinem Mund entrang, als ich ein weiteres Mal den Regler betätigte und seine Libido in Aufruhr versetzte.

»Schade, dass wir nicht schmerzhafter werden können«, murmelte Jacob in meinen Haaren und küsste meinen Scheitel. Seltsamerweise ging es mir anders. Soft war mir ganz Recht, denn heftiger zu werden kam mir bei Jacob auf einmal falsch vor. Das mochte an Alex’ bösem Blick liegen, oder daran, dass Jacob wirklich nett war, aber ich wollte ihn nicht quälen. Nicht wirklich. Nur ein wenig necken. Und für wenig necken war dieser Job wirklich perfekt.

»Ich könnte dich noch für ein Privatevent buchen«, schlug Jacob vor, als ich ihm eine kleine Pause gönnte.

»Du kennst die Regeln?«, erkundigte ich mich, weil mein Mund plötzlich trocken wurde. Ich mochte Jacob, aber ich mochte ihn genauso, wie es jetzt war. Nicht intimer und nicht qualvoller. Was war denn bloß los mit mir?

»One job at one time«, zitierte Jacob und ging dann ins Deutsche über. »Und falls Sie die Begleiterin wieder buchen wollen, muss zwischen den Buchungen ein angemessener Zeitraum von mindestens zwei Wochen liegen.«

»Also könntest du mich frühestens in einem Monat wieder bekommen.«

»Das klingt herrlich, wenn du es so betonst«, grinste Jacob frech und warf mir einen einladenden Schlafzimmerblick zu.

»Deswegen sollte man sich vorher überlegen und mit Ruben absprechen, was genau man bucht«, erinnerte ich. Denn Ruben, mein Chef, war nett und wenn man vorher eine Promo-Tour buchte, durchaus flexibel. Wenn es aber um eine feste Eventreise ging oder einen Bürojob … dann musste man sich eben an die Regeln halten.

»Probierst du es trotzdem?«, flehte Jacob.

»Wieso ich?« Ich runzelte die Stirn. Schließlich kannte ich Rubens Antwort schon.

»Weil du die starke, schöne, mutige, dominante Escort-Dame bist?«, schmeichelte Jacob.

»Verflixt, jetzt spielt er die Charmeur-Karte«, murmelte ich leise, fühlte mich aber widersinnigerweise geschmeichelt.

»Ich könnte dich auch für Alex zum Geburtstag buchen«, schlug Jacob vor und offenbarte damit eine ganz neue Seite seiner Persönlichkeit.

»Schon klar, ich komm nackt und mit roter Schleife, damit er mich auslachen kann«, meinte ich und verdrehte die Augen. Allerdings nahm ich trotzdem die Finger von der Fernbedienung und zückte stattdessen mein Handy.

»Glaub mir, er würde vieles tun, aber dich auslachen zählt bestimmt nicht dazu!« Jacob versetzte mir einen kameradschaftlichen Schubs in Richtung des Billardzimmers, rief mir einige Daten zu, und ich tat ihm den Gefallen, mich in Gang zu setzen.


Sobald die Tür hinter mir zufiel, atmete ich erleichtert auf. Obwohl im Club Rauchverbot herrschte, war die Luft in dem großen Raum warm und fühlte sich an wie durch tausend Lungen geatmet. Was wahrscheinlich sogar der Realität entsprach. Außerdem war es hier herrlich ruhig und ich gönnte mir einen Augenblick der Stille, bevor ich Rubens Nummer wählte.

Nach einer kurzen Begrüßung schilderte ich die Situation, ließ auch nicht aus, wie ich mich dabei fühlte und was Jacob gerne hätte. Danach trug ich die genau die Bitte vor und den Zeitraum, den Jacob mir vorgegeben hatte.

»Er soll mich anrufen, ich werde noch einmal höflich ablehnen, mich auf die Regeln berufen und ihm Niobe empfehlen.«

»Niobe?!« Ich hielt mir das Ohr zu, das nicht am Hörer war, weil es plötzlich lauter wurde, und wusste, dass ich eifersüchtig klang, konnte aber nichts dagegen machen. Selbst wenn ich wusste, dass es albern war. Schließlich war ich diejenige, die auf eine härtere Gangart verzichten wollte – und auch an den letzten drei Kerlen, die nach ihrem Spielchen mit mir zu Niobe gewechselt waren, war ich »schuld«. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, dass die Männer etwas anderes wollten als ich – und das, obwohl alle ausnahmslos mit mir zufrieden waren. Vielleicht sogar zu zufrieden.

Ich seufzte tief und drehte mich in Richtung Tür, weil ich dort einen Schatten wahrnahm. Einen Moment lang befürchtete ich, Jacob wäre mir hinterher gekommen und hätte heimlich zugehört. Aber die Realität war noch schlimmer.

»Ich sag’s ihm!«, meinte ich und legte nach einem »Bye« auf, bevor ich mich vollends zu Alex drehte.

»Es ist sehr unhöflich, anderer Leut’s Gespräche zu belauschen«, tadelte ich und gab mir keine Mühe, meine Meinung aus meinem Tonfall zu verbannen. Ich war mir sicher, extrem angepisst zu klingen, aber es war mir egal.

»Auch nicht, wenn es in dem Gespräch vielleicht um Menschen geht, die mir wichtig sind?« Er zuckte mit den Schultern, als wäre ihm jede Konvention scheißegal. Denn während ich innerlich tobte, konnte ich aus Alex’ Stimme keinerlei Emotion heraushören und ihn auch ansonsten nicht einschätzen. Er löste sich aus dem Türrahmen. Wie viel hatte er gehört, wie viel hatte er verstanden und wie viel glaubte er zu verstehen?

»Gerade dann nicht!«, betonte ich, während er zum Sofa schlenderte und sich setzte, als gehöre es ihm.

Er musterte mich einen Moment lang ausdruckslos, dann nickte er und schlug seine Beine übereinander. Anschließend lehnte er sich weiter auf dem Sofa zurück, seinen Arm auf der Lehne ausgestreckt und generell ein Abbild der personifizierten Lässigkeit. Dazu passte sogar sein Glas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit und die Art, wie er es hielt. Beides erinnerte mich seltsamerweise an James Bond, den Agenten, und vor allem an den genannten Frauenhelden.

Ich drehte mich zum Gehen.

»Und?«, meinte Alex, anscheinend unwillig, das Gespräch so einfach und friedlich zu beenden, und ich tat ihm den Gefallen, blieb stehen und drehte mich halb zu ihm. »Wie viel kostet eine Nacht mit dir?«

Ich blinzelte und starrte ihn an, doch die Worte hallten in meinem Kopf wieder, kreisten umeinander und ergaben trotzdem nur einen einzigen Sinn.

»Echt jetzt?«, fauchte ich. »Ich bin doch keine Prostituierte!«

»Klar, und ich kein Sänger«, meinte Alex gönnerhaft und nippte an seinem Getränk.

»Mein Job endet vor dem Bett«, klärte ich ihn auf und versuchte immer noch zu fassen, was gerade geschah. Wollte er mich jetzt auch noch diesbezüglich beleidigen?

»Wir müssen nicht ins Bett«, grinste Alex anzüglich und sein Blick war mehr als eindeutig. Er sorgte dafür, dass meine Libido nervös zu flattern begann und sich etwas in meinem Unterleib regte, was ich schon lange nicht mehr gespürt hatte: echtes Begehren. Ausgerechnet!

Was zum Teufel ist denn jetzt los? Mein Verstand versuchte an meinen Emotionen vorbei zu denken, hatte aber Schwierigkeiten an ihnen vorbeizukommen, weil er sich einer Sache sehr sicher war: Er findet dich doch völlig unattraktiv!

»Ich bin eine Begleiterin«, betonte ich und hoffte, dabei seriös zu klingen und nicht verärgert. Zumindest nicht nur.

»Eine SM-Begleiterin vom Office-Escort«, bestätigte Alex und nickte zustimmend.

Ich runzelte die Stirn. Zwar hatte ich gewusst, dass Alex über Jacobs Neigung Bescheid wusste und hatte sogar einen großen Teil seiner Aversion gegen mich dem Umstand zugeschrieben, dass ich dominant war, aber das erklärte nicht sein plötzliches Interesse.

»Wenn du das so gut weißt, kennst du sicher auch die Regeln.« Ich schenkte ihm ein entwaffnendes Grinsen, fragte mich aber immer noch, aus welchem Grund Mister Superheiß nachgeforscht hatte, wer ich war und für wen ich arbeitete. Gleichzeitig fragte ich mich, in welche Richtung das Gespräch wirklich ging.

Alex lachte und es klang beinahe so böse wie in meinem Traum.

»Und du willst mir sagen, du hast sie nie gebrochen?« Er stand auf und war mir auf einmal viel zu nahe. Und trotz meiner hohen Absätze überragte er mich um gut einen Kopf, so dass ich zu ihm aufsehen musste. Etwas, was ihm zu gefallen schien, denn auf seine fein geschwungenen Lippen legte sich ein weich wirkendes Lächeln.

»Wie viel müsste ich dir bieten, damit du heute Nacht mir gehörst?« Seine Stimme war leise, mehr ein sinnlicher Hauch auf meinem Gesicht, und sein Atem roch würzig. Ich glaubte Harz, Leder und Vanille wahrzunehmen und fühlte mich für einige schwache Sekunden in einen alten Western zurückversetzt, wo der Schuft die Heldin bedrängte, dabei aber gleichzeitig beinahe unwiderstehlich war.

Ich konnte es schlichtweg nicht leugnen. Ein Teil von mir fuhr auf ihn ab.

Trotzdem war ein anderer – wahrscheinlich durchweg rationalerer – Teil von mir versucht, Alex zwischen die Beine zu treten, dorthin, wo es am meisten schmerzte. Aber – und das redete ich mir sehr vehement ein, um diesen Drang unter Kontrolle zu behalten, ich wollte ja meinen netten Kunden Jacob nicht verärgern.

»Erstens bin ich eine herrische Bohnenstange, die dir kein bisschen gefällt und zweitens hast du mindestens drei weiche Groupies, die dich heute verwöhnen wollen – kostenlos«, gab ich zu bedenken und versuchte es mit Argumenten statt mit Beleidigungen oder gar Handgreiflichkeiten.

»Vielleicht ist mir nach kostspielig und nicht nach weich und verwöhnt werden?«, schlug Alex vor und sein Lächeln wurde genauso provozierend wie sein Blick.

Nach einem himmelschreiend unschuldig scheinenden Augenaufschlag, der alles andere als unschuldig war, hielt ich seinem Blick stand und überbrückte weitere Zentimeter Abstand zwischen seinem Gesicht und meinem. Dabei hielt ich mich an dem Wissen fest, dass ich die Domina war und auch die Kontrolle hatte. Selbst wenn ich sie im Moment nicht hatte, gelang es mir doch, meine Emotionen vom Gegenteil zu überzeugen.

»Du meinst, du stehst nicht auf billigen Sex?«, erkundigte ich mich lasziv.

Alex’ Blick hing wie gebannt an mir. »Das klingt aus deinem Mund herrlich verrucht – auch wenn es als Beleidigung gemeint war.«

»War es«, bestätigte ich und trat abrupt einen Schritt nach hinten. Dabei konnte ich spüren, wie sich der Ausdruck auf meinem Gesicht veränderte und herablassend wurde.

Alex ließ sich davon nicht beeindrucken. »Also?«

»Egal, was du bietest, die Antwort ist nein.« Ich lächelte süßlich und musterte ihn von oben bis unten und so als habe er nichts zu bieten, was mich auch nur im Ansatz interessieren könnte.

»Du weißt doch noch gar nicht, was ich dir bieten würde«, wandte er ein und zum ersten Mal hatte sich ein Hauch Unsicherheit auf seine Züge geschlichen.

»Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Ich bin nicht käuflich!«

»Du meinst nicht dafür …?« Alex ließ die Frage offen.

»Exakt«, stimmte ich zu.

»Jeder ist käuflich«, wiegelte er ab, jetzt wieder ganz der lässige Sunnyboy, der jede Frau haben konnte. »Es kommt immer nur auf den Preis und den richtigen Zeitpunkt an.«

»Dann ist das hier der Falsche.« Ich wandte mich ab, in dem Versuch einen höflichen Abgang hinzubekommen.

»Wie sicher bist du dir?«, hakte Alex nach und vereitelte meinen Versuch.

»Auch wenn ich dich für ein Arschloch halte, muss ich dir lassen, dass du hartnäckig bist.« Selbst in meinen eigenen Ohren klang ich erstaunt. Wieso war Alex bloß so penetrant? Was versprach er sich davon? Immer noch hatte er nicht erklärt, was er eigentlich wirklich wollte oder warum mich.

Der Sänger machte einen Schritt auf mich zu und überbrückte den Abstand, den ich doch gerade erst zwischen uns gebracht hatte. Dann beugte er sich vor und obwohl niemand anwesend war, flüsterte er mir ins Ohr: »Du hast keine Ahnung, wie hartnäckig ich sein kann.«

Sich wieder aufrichtend, strich er mit beiden Händen an meinen Seiten nach oben, nur wenige Millimeter von meiner Haut entfernt, berührte mich aber nicht. Trotzdem fühlte sich seine Bewegung so an, als liebkoste er meine Aura und ich konnte spüren, wie eine Gänsehaut über meinen Körper lief.

»Und wenn ich dich buche, wie weit bist du bereit zu gehen?«, erkundigte sich Alex. In seiner Stimme schwang eine Andeutung von heißem Sex auf weichen Laken mit und rief Vorstellungen von Kerzenlicht und nackten Körpern wach.

»Du bist ganz offensichtlich nicht devot, was eine Buchung ausschließt«, sagte ich. Hauptsächlich, um mich selbst davon zu überzeugen, dass jeder andere Versuch eine wirklich bescheuerte Idee wäre. Denn im Moment konnte ich mich kaum mehr erinnern, warum ich eigentlich sauer auf Alex war – und wieso ich nicht mit ihm ins Bett wollte.

»Du hast Angst?«, fragte er erstaunt.

»Nein, ich bin einfach realistisch.«

»Wie langweilig«, urteilte er und sein Gesichtsausdruck enthielt eine einzige Aufforderung: Trau dich!

Dieses Mal berührte er mich, als er an meinen Armen nach oben strich und seine Fingerspitzen hinterließen förmlich glühende Spuren auf meiner Haut.

Ich reagierte nicht darauf, sondern hielt Alex’ Blick stand. »Wenn du deine Hände magst, lässt du sie von mir und berührst mich besser nicht mehr ohne meine Zustimmung.«

Zu meiner Überraschung nahm Alex seine Hände tatsächlich sofort von mir und machte sogar eine beschwichtigende Geste.

»Bleib bei deinen Groupies. Die spielen in deiner Liga!«, riet ich ihm. Allein, weil ich mich jetzt wieder ganz genau daran erinnerte, wieso ich ihn blöd fand. Weil er glaubte, jede Frau haben zu können!

»Welche ist das?«, erkundigte er sich und auch seine Stimmung war umgeschlagen, denn er klang drohend.

»Die, die alles tun, was du willst – etwas anderes verkraftest du nicht.«

»Vielleicht will ich das ja gar nicht.« Kampflustig schob er sein Kinn vor und wirkte ganz wie der verwöhnte Rockstar, für den ich ihn hielt.

»Aber du willst auch nicht devot sein?«, erkundigte ich mich belustigt. Das war es also! Der Herr verkraftete es nicht, dass ich mich zwar von Jacob buchen ließ, aber keinerlei Interesse an ihm signalisierte!

»Soll ich dir erzählen, was ich wirklich will?« Alex Blick war herausfordernd und sehr direkt. Ohne meine Antwort abzuwarten meinte er: »Meine Fantasie beinhaltet tatsächlich Gewalt und Schmerz. Sehr viel Gewalt und sehr expliziten Schmerz.«

»Ich bin nicht interessiert.« Ich drehte mich um und kam zwei Schritte weit, bevor Alex den Abstand zwischen uns überbrückt und mich an der Hand festgehalten hatte.

»Eine Million«, bot er an. Doch ich hörte seine Worte kaum und starrte stattdessen die Stelle an, die seine Finger fest umschlossen. Die Abdrücke würden sicher Spuren hinterlassen, aber der Druck fühlte sich gut an.

»Das hat bei Demi Moore im Film ja auch geklappt.« Ohne aufzusehen konnte ich Alex’ Lächeln spüren, nutzte aber diesen Moment dazu, ihn zu überraschen und seinen Arm zu verdrehen.

»Das jetzt ist nur eine nette Warnung. Ich kenne genug Kampfsportarten, um auch jemandem wie dir gewachsen zu sein und hatte dir gesagt, was passiert, wenn man mich ohne meine Erlaubnis anfasst.« Für meine Verhältnisse klang ich immer noch nett, fast freundlich. Was war bloß los mit mir? Sollte ich nicht wütend werden?

»Glaubst du wirklich, du wärst mir gewachsen?«, fragte Alex, obwohl ihm die augenblickliche Position unangenehm sein musste. Er war wirklich hartnäckig, wusste was er wollte und hatte Mumm, selbst jetzt noch weiter zu baggern.

»Belasse es einfach dabei!«, riet ich ihm und ließ ihn so plötzlich los, als habe ich mich an ihm verbrannt. Und irgendwie stimmte das sogar, denn meine Libido lief gerade ziemlich heiß.

»Zwei Millionen«, meinte Alex, richtete sich auf und rieb sich die vermutlich schmerzende Hand.

»Idiot«, urteilte ich und blieb erst in sicherer Entfernung an der Tür stehen, bevor ich mich noch einmal zu ihm drehte. »Fragst du mich nochmal nach meinem Preis, bietest mir Geld an oder behandelst mich irgendwie wie eine Nutte … breche ich dir die Nase.«

Ich warf ihm ein möglichst herablassendes Lächeln zu, bevor ich den Raum verließ.

Kein Rockstar zum Küssen

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