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2 – Wünsche

Als es mir endlich gelang aufzustehen, war Nachmittag. Zwei Wochen Dauerparty quer über alle Kontinente und Zeitzonen hatten definitiv ihre Spuren hinterlassen und sorgten dafür, dass ich mich auch nach dem vierten Kaffee müde fühlte. Überdreht, aber müde.

Mit dem Blick fest auf die Uhr und die Zeit huschte ich ins Badezimmer und verfluchte die Temperatur in LA – und überhaupt die ganze blöde Stadt. Hier fühlte sich sogar das »nach Hause kommen« nicht so an, als ob man nach Hause kam. Eher wie eine Stippvisite im Land der Reichen und Schönen – und der gescheiterten Existenzen.

Unwillkürlich glitten meine Gedanken zu meinem Traum und der folgenden Erinnerung an das unverschämte Angebot des genauso unverschämten Sängers.

Wahrscheinlich würden mir gleich zwei Millionen gute Gründe einfallen, um nicht darauf einzugehen, auch wenn meine Libido zurzeit dabei war, mir die zwei Millionen Gründe aufzuzählen, die dafür sprachen. Angefangen von »Er ist vermutlich gigantisch im Bett, bei all der Übung« bis hin zu »selbst wenn er es nicht ist, sieht er dabei wenigstens toll aus«.

Aber dieser Alex würde mich nicht bekommen!

Doch sein Angebot und der damit verbundene Reiz waren definitiv etwas, womit ich gut spielen konnte. Denn schon bei der Vorstellung, wie heiß und anturnend ich heute Abend aussehen und mich geben würde, wurde ich so feucht, dass ich froh war, kein Höschen mehr zu tragen. Genießerisch trat ich unter das warme Wasser, ließ meine Hände über meinen Körper gleiten, schäumte mich ein und nutzte die Gelegenheit, mich nicht nur zu säubern.

Wie von selbst fanden meine Finger meine Klit und zwirbelten das kleine Lustknötchen, bis elektrisierende Schauer durch meinen Körper liefen und ich mit einem erleichterten Seufzer kam. Fast gleichzeitig machte sich eine allumfassende Erleichterung in meinen Adern breit und eine tiefe Form der Entspannung zog sich langsam durch meine Muskeln.

Aber es war nicht das Gesicht meines Klienten, das ich auf dem Höhepunkt der Lust vor Augen hatte, sondern das des unverschämten Sängers. Nicht das des betrunkenen Idioten gegen Ende der Feier, als er fast in seinen Groupies ertrank – sondern das Gesicht, mit dem er mich im Billardzimmer angesehen hatte. Mit dem Ausdruck, der mir Schmerzen versprach, die ich nie wieder würde vergessen können oder wollen.


Pünktlichkeit war eine meiner großen Stärken, deswegen wartete ich bereits unten am Empfang, als die Limousine vorfuhr und der Fahrer ausstieg, um Jacob die Tür zu öffnen.

Mein Klient strahlte mich an, als ich ihm entgegenkam und wirbelte mich einmal um meine eigene Achse, um mich bewundernd zu prüfen.

»Da sieht man doch gleich, wie mein Geld angelegt ist«, lobte er mein neues Kleid. »Es passt perfekt zu unserem CD-Cover.«

»Und ist genau wie das Cover von Hagen Taylor designt«, gab ich zu.

»Ernsthaft?« Jacobs Bewunderung schien noch weiter zu wachsen. Etwas, was ich gut nachvollziehen konnte, denn das Kleid war eine Wucht. Normalerweise hätte ich nie zu schwarz-pink gegriffen, aber in Anbetracht der restlichen Tour-Aufmachung und der Zeichnung von Hagen waren meine Einwände verständlicherweise sehr klein gewesen, als mein Ex-Klient mir seinen Entwurf gezeigt hatte. Es hatte sogar Pailletten, Federn, Rüschen und Spitzen am Saum und ließ einen wirken als sei man genau die Frau, die Hagen Model gestanden hatte.

»Nein, ich lüge!«, behauptete ich wenig überzeugend.

»Es sieht toll an dir aus!« Er nahm meine Hand und führte mich die letzten Schritte zum Wagen.

»Fandet ihr auch«, meinte ich kryptisch, sah aber das langsame Verstehen, das sich auf Jacobs Zügen ausbreitete. Und noch etwas anderes. »Ich muss dir noch etwas sagen …«, begann er, wurde aber aus dem Inneren der Limousine unterbrochen.

»Ich finde, es sieht ein bisschen so aus, als hätte einer eine Barbie gegessen und anschließend auf unser Cover gekotzt.« Alex streckte seinen Kopf aus der Tür und hatte meine Hand genommen, bevor ich reagieren konnte. »Wahlweise aber auch auf das Kleid statt auf das Cover.«

Er zog mich ins Innere, während ich noch nach einem geeigneten Fluch suchte, um Jacob und Alex damit zuzuschütten.

Aber Jacob war schneller als ich und glitt auf den Sitz neben meinem, bevor Alex es tun konnte. »Erstens wollte ich Trish vorwarnen und zweitens ist sie die Frau vom Cover.«

Alex musterte mich noch einmal, wirkte aber nicht überrascht, als er sagte: »Ich weiß.«

»Muss dir ja gut genug gefallen haben, um ausgewählt zu werden«, meinte ich, gewillt, mir meine gute Laune nicht vermiesen zu lassen.

»Ich wurde überstimmt«, informierte mich Alex, ohne mich anzusehen. Sein Blick war fest auf Jacob gerichtet. Fast, als habe sich der Sänger ebenfalls vorgenommen, sich nicht durch mich aus der Ruhe bringen zu lassen. Ich schlug meine Beine übereinander, wohl wissend, dass ich dabei mehr nackte Haut zeigte, als so manche Frau im Schwimmbad.

»Weißt du, Jacob, was mich besonders nervt?«, erkundigte sich Alex. »Du schaust sie an wie ein verwundetes Reh, das sich nach Mama sehnt – aber sie ist verdammt nochmal nicht deine Mutter.«

Ich schnappte empört nach Luft. »Sie kann dich hören!«

Doch genau wie Alex ignorierte mich auch Jacob, der die Herausforderung annahm: »Woher willst du wissen, wie ich sie ansehe, was ich mit ihr mache und was ich machen will?«

»Es steht dir ins Gesicht geschrieben. Du willst sie auf ein Podest stellen und anbeten. In Samt und Seide hüllen und auf weißen Satinlaken lieben, bis sie dir gehört und nur noch deinen Namen haucht.«

»Was ist daran so schlimm?« Jacob griff nach meiner Hand und ich entschied mich dafür, dieses Wortduell einfach über mich ergehen zu lassen.

»Nichts.« Alex zuckte mit den Schultern und lehnte sich entspannt im Sitz zurück.

»Dann hör auf meine Träume kaputtzumachen, nur weil du keine mehr hast«, fauchte Jacob und sein Griff um meine Finger wurde beinahe schmerzhaft.

»Oh, ich habe welche«, wandte Alex ein und sein Blick glitt zu mir und über mich, bevor er abschätzend seine Lippen verzog. »Glaub mir.«

»Welche?« Jacobs Frage kam wie aus der Pistole geschossen.

So langsam ging mir wirklich auf die Nerven, dass sich die zwei über meinen Kopf hinweg unterhielten, als sei ich nicht anwesend. Selbst wenn Mister Superheißer-Sänger es absichtlich machte, eben um mich wütend zu machen.

»Ihr geben, was sie braucht. Wie sie es braucht.«

»Sehr poetisch«, log Jacob, hob meine Hand an seine Lippen und hauchte einen Kuss auf sie, ohne seine Aufmerksamkeit von Alex zu nehmen.

»Glaub mir, an meinem Wunsch ist absolut nichts poetisch.« Der Sänger wandte sich mir zu und sein Blick war so direkt, als säße ich nackt vor ihm und hätte bereits zu allem, was er verlangte »ja« gesagt. Trotzdem sprach er weiter zu seinem Bandkollegen, was die Angelegenheit surreal machte. Aber nicht minder heiß. »Ich will sie im Dreck und auf dem Fußboden. An der Wand stehend und um Gnade winselnd. Ich will sie hart und rücksichtslos, ihre Hände über dem Kopf, sie hilfund wehrlos unter mir. Ich will ihre Rufe mit meinem Mund ersticken und ihre Tränen trinken und sie ficken, wie sie noch kein Mann vor mir gefickt hat.«

Ich konnte spüren, wie sich mein Blick veränderte und mein Gesicht weicher wurde. Da half es auch nicht, dass ich meine Lippen fester zusammenpresste, um mir meine Gedanken und Gefühle nicht anmerken zu lassen. Trotzdem gelang es mir einen trockenen Kommentar von mir zu geben. »Da solltest du unbedingt einen Song drüber schreiben!«

Alex drehte sich ungerührt zu dem Drummer und meinte: »Du willst sie freiwillig und voller Hingabe in deinem Bett. Ich will sie und mir ist egal, was sie will. Soll sie sich wehren und winden, bitten, betteln und Versprechungen machen, sie wird trotzdem unter mir liegen, mich als ihren Meister anerkennen und meinen Namen stöhnen. Und wenn ich mit ihr fertig bin, wird sie nach mehr verlangen – aber es wird nie genug sein.«

Ich konnte spüren, wie ich feucht wurde – und meine Brustwarzen hart bei der Vorstellung, tatsächlich unter Alex zu liegen und gegen ihn zu kämpfen, während er mich nahm. Nicht wirklich gegen meinen Willen, aber doch so, wie er es wollte. Ein geheimer Wunschtraum von fast jeder Frau und plötzlich auch für mich attraktiv.

Selbst meine Atmung und die Hitze auf meinen Wangen schienen Alex’ Kontrolle zu unterliegen, denn ich konnte beides nicht leugnen und auch nicht fortdenken. Etwas, was Alex zu bemerken schien, denn er sah mich direkt an. »Denn das ist es, was du brauchst und vor dem du am meisten Angst hast – und du weißt es.«

»Träum weiter!«, fauchte ich und war dankbar darüber, dass wir am Ziel angekommen waren und die Limousine hielt.

Alex lachte und offenbarte dabei nicht nur die Grübchen, die ich bereits kannte, sondern auch interessante Lachfältchen in den Augenwinkeln. »Das Angebot, das ich nicht mehr aussprechen darf, gilt noch. Du darfst auch die Gangart bestimmen.«

Lachend stieg er aus dem Auto, bevor sich der Fahrer bemühen konnte und reichte mir galant seine Hand. »Außerdem wollte ich dich nackt auf dem Cover.«

Gespielt würdevoll und showtechnisch sehr effektiv übergab er mich an Jacob, der ebenfalls ausgestiegen war und gesellte sich zu seinen drei wartenden Begleiterinnen. Ich schätzte, es waren dieselben wie beim letzten Mal, war mir aber nicht sicher.

Auch deswegen murmelte ich leise: »Idiot.«

Jacob brummte belustigt und drückte meine Hand. »Ich habe Alex schon lange nicht mehr so sehr auf jemanden abfahren sehen.«

Der Drummer hatte genauso leise gesprochen wie ich, wirkte aber deutlich amüsierter.

»Quatsch«, widersprach ich. »Alex ist bloß sauer, weil ich mit dir hier bin und nicht auf seinen Charme hereinfalle.« Noch leiser fügte ich hinzu: »Er findet mich nicht mal attraktiv, sondern zu dürr und wie war die Bezeichnung … Bohnenstange.«

Wieder lachte Jacob leise.

»Wirklich Quatsch!«, stimmte er mir zu. »Du bist genau sein Typ.« Er führte mich in Richtung Eingang. »Hast du mal seine Ex gesehen?«

»Nein«, meinte ich und blieb kurz stehen, damit sich Jacob einigen Fotografen präsentieren konnte. Als er sich wieder zu mir gesellte, meinte er: »Sie ist eine dunkelhaarige Version von dir.«

»Ah, da haben wir es!«, lachte ich gespielt affektiert. »Der Herr leidet unter akuter Überkompensation.«

Jacob sah mich einen Augenblick lang verdutzt an, dann brach er in schallendes Gelächter aus, dem ich unmöglich widerstehen konnte und einstimmte. Arm in Arm gingen wir weiter und wieder stellte ich fest, dass ich gerne mit ihm zusammen war. Er war lustig, unkompliziert. De facto jemand, mit dem man viel Spaß haben konnte. Da bedauerte ich es glatt, ihn an Niobe verloren zu haben.

Naja, ich bedauerte es fast. Denn er sah mich wirklich so an, als wolle er mich für den Rest seines Lebens in Samt und Seide hüllen und auf ein Podest stellen.

Kein Rockstar zum Küssen

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