Читать книгу Mein - Lilly Grünberg - Страница 14
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ОглавлениеDas war’s dann also. Ein schlechter Tag für die Erfüllung seines Horoskops. Die Unwägbarkeiten des Lebens wie ein ganz gewöhnlicher Stau waren in der Prognose nicht berücksichtigt. Zwar setzte sich die Kolonne gerade wieder in Bewegung, aber seine Zeit war vorbei. Die rötlichen Berge in der Ferne verblassten langsam in der einsetzenden Dämmerung.
Verdammt, warum hatte Maik ihm nicht diesen Gefallen getan, statt sich über ihn lustig zu machen. Linus erinnerte sich gut an ein Dutzend Situationen, in denen er seinem Freund ohne nachzudenken geholfen hatte. Waren best-friends-Beziehungen nicht dafür da, sich gerade in kritischen Momenten zur Seite zu stehen?
Einen tiefen Seufzer von sich gebend streckte Linus sich hinter seinem Lenkrad. Eigentlich müsste er stinksauer auf Maik sein, innerlich toben, wie stur sich dieser stellte. Aber nein, der stille Frust überwog. Zum einen lag es einfach nicht in seiner Mentalität, jemandem böse zu sein. Und zum anderen war ja er selbst derjenige, der die Sache falsch angepackt hatte. Und vielleicht war das Ganze überhaupt eine Schnapsidee gewesen.
Wäre nicht dieses Gesicht, das ihm nicht mehr aus dem Kopf ging. Er musste sie sehen, eher würde er keine Ruhe finden! Aber wie sollte er das anstellen?
Ein lauter Fluch schallte durch den Wagen und er hieb einige Male wütend auf das Lenkrad ein, ehe er sich zusammenriss und sanft das Gaspedal durchdrückte, um in der wieder anrollenden Kolonne mitzuschwimmen.
Ein paar Autolängen vor ihm stand ein weiß-roter Mini mit eingeschalteter Warnblinkanlage auf der Standspur, eine junge Frau in einer dicken Winterjacke wartend dahinter, die Kapuze mit dem flauschigen Pelzkragen tief ins Gesicht gezogen. Der Grund ihrer Panne war aus Linus’ Warte nicht erkennbar, nach einem Unfall sah es eigentlich nicht aus. Aber dass er ihr helfen musste, war glasklar. Nicht nur weil er im Augenblick sowieso nichts Besseres vorhatte und Ablenkung benötigte. Sein Helfersyndrom musste genetisch bedingt sein (sein Vater war Notarzt und seine Mutter Psychotherapeutin) und leitete ihn schon sein ganzes Leben lang.
Sobald Linus sich der Position des liegengebliebenen Wagens genähert hatte, setzte er den Blinker und wechselte auf die rechte Spur, als ihm der nachfolgende Fahrer Platz machte. Vorbei am Mini, reihte er sich vor diesem ein, schnappte sich Schal und Handschuhe, und stieg aus.
Die Fahrerin wirkte sichtlich erleichtert, als sie ihn auf sich zukommen sah. »Sie schickt mir der Himmel«, erklärte sie.
»Das ist bei Engeln so üblich«, erwiderte er augenzwinkernd und sie schenkte ihm ein zustimmendes Lachen. Wie wohl sich diese kleine Geste gerade jetzt anfühlte!
»Ich habe erst vor fünf Minuten angerufen und mich auf eine längere Wartezeit eingestellt. Das ist jetzt purer Zufall, dass Sie der Stau hierher gespült hat, oder?«
»Ja, das kann man so sagen«, entgegnete er und reichte ihr die Hand. »Linus Gruber.«
»Lola Gehrke«, erwiderte sie mit angenehm klingender Stimme und festem Händedruck.
Zweimal LG schoss es Linus kurz durch den Kopf und für einen kurzen Augenblick verspürte er so etwas wie ein schüchternes Kribbeln auf seiner Haut.
»Ich geb’ nur schnell den Kollegen Bescheid, dass ich übernehme, wenn es Ihnen recht ist.«
Sie nickte.
»Wo haben Sie angerufen, Frau Gehrke. Bei den Orangen Engeln?«
»Natürlich«, hauchte sie. »Wo sonst? Wer vertraut denn nicht auf Engel?«
Das Kribbeln wurde wärmer und breitete sich in seinem Körper aus. Seine Augen hingen an dem sinnlichen Lächeln ihres Mundes, der von einem zartrosa Lipgloss glänzte. Die letzten Strahlen der Abendsonne zauberten Reflexe in ihre grünen Katzenaugen und feurige Strähnchen in ihre weinroten, zu einer pfiffigen Hochsteckfrisur gebändigten Locken, als sie nun die Kapuze nach hinten streifte. Ihr Augenaufschlag brachte Linus für einen Augenblick völlig aus dem Konzept. Hatte sie ihm gerade vertraulich zugezwinkert? Du meine Güte, flirtete sie etwa mit ihm?
Blödsinn! Das lag bestimmt daran, dass er so sehr auf dieses Date fixiert war, dass seine Sinne völlig verrückt spielten.
So verlegen hatte Linus sich schon lange nicht mehr gefühlt. Nur mit Mühe gab er sich einen Ruck, schaute auf das Display seines Handys, drückte die Kurzwahl und gab die Information an die Zentrale weiter. Als er es wieder in die Brusttasche stecken wollte, ertönte Maiks spezifische Erkennungsmelodie.
»Sekunde, ich hab’s gleich«, erklärte Linus der jungen Frau und ergänzte geistesgegenwärtig: »Ein Kollege.«
Zu seiner Erleichterung zeigte ihre Miene keine Zeichen von Ungeduld. Im Gegensatz zu ihm hatte sie heute vermutlich nichts mehr vor.
»Also Alter, nochmal zu deinem Anliegen: du willst wirklich, dass ich dahin gehe und dich vertrete?« Statt Spott meinte Linus jetzt pure Neugierde aus Maiks Stimme herauszuhören.
»Ja, sicher«, erwiderte Linus und kehrte zwei Schritte zu seinem Wagen zurück, um ungestörter sprechen zu können. »Du würdest mir wirklich einen Riesengefallen tun. Erklär’ ihr die Situation. Irgendwie. Bitte. Sag ihr, wie leid es mir tut. Das ist zumindest persönlicher als zu schreiben.«
»Na gut, du verrückter Idiot. Ich mach’s. Allerdings musst du mir noch erklären, warum du mein Foto verwendet hast.«
Er macht’s, dachte Linus mit einem Anflug von Euphorie und befürchtete, augenblicklich in Ohnmacht zu fallen. Er sah schon die Schlagzeilen vor seinem geistigen Auge: Oranger Engel fällt auf Standstreifen um … Jetzt reiß dich mal zusammen! Mann oder Memme?
Ein kurzer Blick auf das Display genügte. »Maik, es ist keine Zeit für Erklärungen. Du hast noch genau fünf Minuten.«
Ein gequältes Lachen war zu hören. »Also im Prinzip gar keine Zeit, Umziehen ist da nicht mehr drin.«
Daran hatte Linus überhaupt nicht gedacht. Hoffentlich jagt er ihr keinen Schock ein und trägt nicht ausgerechnet heute eine von seinen schmuddeligen Jeans mit abgetretenem Saum, dazu ein löchriges Shirt mit einem scheußlichen ausgewaschenen Aufdruck.
Die Frage nach Maiks Outfit wagte er nicht zu formulieren. Es war ohnedies schon fast zu spät, um die Situation zu retten.
»Aber dass dir eins klar ist, die Sache mit dem Foto hat noch ein Nachspiel. Von wegen Datenschutz und so. Da bist du mir was schuldig!«, knurrte Maik. »Also, sie erkennt mich, und was ist mit mir? Wie sieht SIE aus? Und wie heißt sie überhaupt?«
Linus’ Mund war so trocken, dass er kaum in der Lage war zu antworten. Maik würde es tun! Der Jubel in seinem Inneren wollte kein Ende nehmen. Er wird es tatsächlich für mich machen! Allen Ungläubigen zum Trotz, sein Horoskop würde sich heute erfüllen!
»Maureen. Sie heißt Maureen. Ich schick dir gleich ihr Foto. Und Maik – danke!«
Die Antwort war ein undefinierbarer Ton zwischen freundlichem Knurren und einer nicht in Worte gefassten Drohung. Dann hatte sein Kumpel aufgelegt.
Linus scrollte schnell durch seine Liste, um die Nachricht mit dem Foto weiterzuleiten. Stunden hatte er damit verbracht, auf dieses Gesicht zu schauen, während sie miteinander gechattet hatten. Wie sich wohl ihre Stimme anhörte? Für heute Abend hatte er sich einen Kuss erhofft, von diesen schön geschwungenen Lippen, oder auch mehr. Noch einmal atmete Linus tief durch, ehe er sich wieder der Autofahrerin zuwandte.
»Tut mir leid, dass Sie warten mussten.« Sein Blick schweifte über den Mini. Nicht ganz neu, aber gut gepflegt, das sah er trotz der wetterbedingten Schmutzpartikel. »Jetzt erzählen Sie mal, Frau …«
»Gehrke, Lola Gehrke«, half sie ihm.
»Okay, Frau Gehrke, was für Probleme macht denn Ihre Knutschkugel?«
Du meine Güte, das hatte er überhaupt nicht sagen wollen! Seine Hormone schienen völlig mit ihm durchzugehen.
Ihr glucksendes Lachen nahm der Situation ein wenig die Peinlichkeit. »Knutschkugel – das hab’ ich ja noch nie gehört! Nun, jedenfalls rollt sie nicht mehr. Plötzlich war der Schwung weg. Der Motor lief, aber – Gaspedal durchtreten half nichts, dann hab’ ich’s gerade noch auf die Standspur geschafft, ehe mein Schätzchen ausgegangen ist.«
Das klang nicht gut. Linus fielen sofort mehrere Möglichkeiten ein, woran es liegen könnte, von denen sich einige leicht, andere hier vor Ort gar nicht beheben ließen. Für einen Mini allerdings eher ungewöhnlich.
»Steigen Sie bitte ein und ziehen Sie den Hebel für die Motorhaube?«
Die junge Frau nickte, ging um den Wagen herum und stieg ein, die Tür ließ sie einen Spalt weit offen.
Immer noch schob sich die Autoschlange an ihnen vorbei, nur hatte das Tempo inzwischen ein wenig zugenommen. Der Stau schien wieder in Fluss zu kommen.
Maik müsste jetzt gerade das Restaurant betreten.
Ein Klacken verkündete das Lösen der Sperre, Linus griff unter die Haube, um diese anzuheben und zu justieren. »Wie viel Benzin ist noch im Tank?«
»Halb voll«, kam die prompte Antwort.
Das also war es nicht. Zwei halbvolle Benzin- und Dieselkanister hatte er für den Notfall immer dabei, auch wenn es nicht allzu oft vorkam, dass jemand wegen eines leeren Tanks liegenblieb.
»Starten Sie mal bitte?«
Es klang jämmerlich. Beim dritten Versuch sprang der Motor zwar an, aber nur, um gleich wieder mit einem kläglichen Röcheln abzusaufen.
»Okay, reicht schon. Ich werde die Batterie Ihres Wagens mal an meine Messeinheit anschließen. Hört sich an, als ob sie leer ist.«
»Aha«, murmelte Gehrke, die wieder ausgestiegen war. »Kann denn das sein? So alt ist die Batterie doch noch gar nicht.«
»Ist nur eine Theorie. Manchmal macht die Winterkälte den Batterien zu schaffen«, erwiderte Linus, während er die Klemmen an der Batterie befestigte. »Ich vermute aber mal, dass Ihr Wagen nachts in einer Garage steht?« So gepflegt wie er trotz der Wetter bedingten Schmutzspritzer aussieht, fügte er im Stillen hinzu.
»Ja, ich hab einen Tiefgaragenstellplatz«, erwiderte sie. »Zum Glück. Sonst müsste ich im Winter jeden Morgen Eis kratzen. Das wäre echt ätzend.«
Linus nickte. Leider bestätigte sich seine Vermutung nicht, dass der Fehler bei der Lichtmaschine zu suchen wäre. In diesem Fall hätte er die Batterie aufgeladen, und seine Kundin hätte vielleicht selbst bis zur nächsten Werkstatt fahren können.
»Wohin müssen Sie denn heute noch?«
»Feldkirchen.«
»Kenne ich gut. Sie wohnen dort?«
»Ja.«
Aha, vermutlich war sie eine von Hunderten, die sich täglich auf dieser Strecke bewegten. Als Engel der Straße war ihm nur allzu bekannt, dass die Staus im Feierabendverkehr zwischen München und Ingolstadt zum Großteil durch Pendler verursacht wurden. Obwohl Linus selbst viel Zeit auf der Straße verbrachte, war er froh, dass er diesem allmorgendlichen und allabendlichen Stress selten ausgesetzt war. Zum Glück gehörte wenigstens die Riesenbaustelle inzwischen der Vergangenheit an, bei der man den Standstreifen zu einer vierten Fahrspur ausgebaut hatte, um den Verkehr etwas zu entzerren. Die Unfallhäufigkeit hatte dies nur unwesentlich herabgesetzt.
Selbst die neue Software seines Analysegerätes, das Linus im Heck seines Wagens mit sich führte, brachte ihm keine neue Erkenntnis. Zwar konnte er sich nicht in jegliches System perfekt einloggen, wenn die Hersteller keinen entsprechenden Zugang freigegeben hatten, aber selbst wenn – wie heute – so musste er nicht zwingend fündig werden.
Auch weitere Untersuchungen und Fremdstarts mittels Überbrückungskabel lösten das Problem nicht. Der Motor des Kleinwagens erstarb jedes Mal nach wenigen Sekunden. Es wurmte Linus, dass er nicht erfolgreich war. Einer der Klassiker unter den Ursachen war eine gelöste Kabelverbindung. Heute aber hatte sich offenbar mehr als nur sein geplatztes Date gegen ihn verschworen. Wohl oder übel musste er einsehen, dass er nichts für die junge Dame tun konnte.
»Tja, tut mir leid, Frau Gehrke. Aber das Problem scheint tiefer zu sitzen. Ganz untypisch für Knutschkugeln«, versuchte er ihre betrübte Miene aufzuheitern und tatsächlich kicherte sie über seine Bemerkung. »Also, ich kann Ihnen einen Abschleppdienst rufen und der bringt Sie zusammen mit Ihrem Wagen zu der Werkstatt Ihrer Wahl, und von dort können Sie mit einem Leihwagen oder Taxi heimfahren. Die Kosten dafür übernimmt natürlich der Club für Sie als Mitglied.«
»Schade«, erwiderte sie. Die Enttäuschung war ihr ins Gesicht geschrieben. Inzwischen war es dunkel und um einiges kälter geworden, und es war nicht zu übersehen, dass sie fror. Ihre schöne modische Jacke war sicherlich für die Fahrt in einem beheizten Auto ausreichend warm, jedoch nicht, um längere Zeit draußen herumzustehen.
»Wissen Sie was, setzen Sie sich in meinen Wagen. Ich lass die Standheizung ein wenig laufen, während wir warten. Dann wird es schnell warm.«
Nachdem Linus angerufen, die Motorhaube geschlossen und auch in seinem eigenen Wagen alles wieder versorgt hatte, nahm er auf dem Fahrersitz Platz und knipste das Licht über dem Spiegel an.
»Was glauben Sie, wird das eine teure Reparatur?«
Schulterzuckend schaute er sie an. »Schwer zu sagen. Kann etwas Mechanisches sein oder ein Elektronikfehler. Fahren Sie jeden Tag diese Strecke?«
»Ja, ich arbeite in Manching, als Sachbearbeiterin.«
Linus nickte wissend. »Flugzeugbranche?«
Gehrke grinste. »Sie kennen sich aus.«
»Nervt das nicht, jeden Tag dieser Stress auf der Straße?«
»Wenn’s so läuft wie heute, dann schon. Ich habe auch schon mal überlegt, nach Ingolstadt zu ziehen.«
»Das wäre um einiges näher.«
Irgendwie wusste er nichts mit seinen Händen anzufangen und legte sie daher auf das Lenkrad. Die junge Frau war dezent geschminkt und ihr Gesicht war von einer angenehm natürlichen Schönheit, die selbst von ein paar Sommersprossen nicht getrübt wurde. Wenn sie ihn ansah, strahlten ihre grünen Augen im Licht der Innenbeleuchtung wie zwei Smaragde.
»Ja, aber – die Mieten in Ingolstadt sind inzwischen auch sehr hoch und eine schöne Wohnung habe ich dort nicht gefunden. Außerdem wohnen meine Eltern und meine Freunde auch alle in München und Umgebung. Die Entscheidung ist echt schwer.«
Das hörte sich ein bisschen an, als würde sie alleine leben, sonst hätte sie bestimmt einen Partner oder eine eigene Familie erwähnt.
»Ingolstadt ist also keine Option«, stellte Linus abschließend fest.
»Nein, zumindest nicht im Augenblick.«
Würde sie in Ingolstadt wohnen, könnte sie morgens ein wenig länger schlafen. Aber dann säße sie vermutlich jetzt nicht neben mir. Irritiert über seinen Gedanken, schaute er kurz auf das Lenkrad, dann wieder zu ihr hinüber. Sie war sympathisch, sehr sogar. Eine hübsche, natürlich wirkende junge Frau.
Ein Glücksimpuls durchfuhr ihn und entspannt legte er seine Hände auf die Oberschenkel. Warum beruhigte ihn die Annahme, dass sie Single war? In wenigen Minuten würde der Abschleppwagen kommen. Dann trennten sich ihre Wege und sie würden sich nie wieder sehen.
Ihre Lippen wirkten ein wenig trocken, und als hätte sie seinen Gedanken gehört, zückte sie einen Labello aus der Jackentasche. Er sah ihr dabei zu, wie sie mit dem Stift ihre Lippen nachfuhr. Verdammt, war das sexy. Zu gerne würde er mit seiner Zunge … Nun reiß dich mal zusammen!
Seine Augen wollten nicht von ihr weichen. Ihre von einem Haargummi kaum gebändigte feuerrote Lockenpracht entfaltete sich über ihren Schultern. Die Frau war eine Nixe! Soviel stand für Linus fest. Was für ein Anblick!
Der Schweiß brach ihm in den Handflächen aus und verstohlen wischte er sich über die Schenkel.
»Also, wenn Sie möchten, dann – können Sie mit mir mitfahren. Wir folgen dann einfach dem Abschleppwagen.«
Ihr Lächeln war umwerfend.
»Gerne. Aber haben Sie denn nichts anderes vor? Ihre Familie wartet doch bestimmt schon auf Sie?«
»Nein, ich lebe zur Zeit alleine.«
»Ach so, Strohwitwer.«
Du meine Güte, sie hatte ihn missverstanden. Allein ihr direkter Blick brachte ihn schon völlig durcheinander, und nun sollte er am besten gleich diesen Irrtum klar stellen. Verdammt, warum eigentlich? Das ging sie doch überhaupt nichts an, ebenso wenig wie ihn ihr Privatleben!
»Äh nein, ich meine, ich lebe überhaupt alleine.«
Nun senkte sie kurz die Lider, als wäre sie ein wenig verlegen. Hatte sie ohne Nachzudenken gefragt, aus purer Neugierde?
»Sie müssen also kein schlechtes Gewissen haben, aber wenn Sie lieber in den Abschleppwagen umsteigen?« Ein kurzer Blick in den Seitenspiegel zeigte ihm, dass dieser sich auf der Standspur näherte.
»Nein! Nein, ich würde sehr gerne bei Ihnen mitfahren.«
»Prima. Ich steig schon mal aus und helf dem Fahrer beim Aufladen. Sie können gerne sitzen bleiben.«
»Danke.«