Читать книгу Irgendwas ist immer ...ein Kater auf Streifzug - Lisa Lenardi - Страница 8

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FEBRUAR

Weiber, Weiber.

Nachdem ich mich, mit meinem Fotoapparat bewaffnet, an der Binnenalster abreagiert hatte, ging es mir wieder besser. Leute, Gerüchte in die Welt setzen, ist ja wohl das Allerletzte. Ist euch das schon mal passiert?

Am anderen Morgen stand Carlo schon um acht vor der Tür. Na, wenigstens hatte er Brötchen mit, sogar die kalorienreichen, die ich so liebe. Laugenkanten. Kennt ihr die? Oberlecker. Dafür lass ich glatt einen Hering liegen.

Aber nun zurück zu unserer Mission. Schließlich musste ich meinen guten Ruf wieder herstellen. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen.

Gegen zehn sind wir auf Samtpfoten in unser Stammlokal geschlichen. Die Wirtin kennt sich aus und ist sehr spendabel. Ein Schälchen Milch ist bei Clara immer drin. Als wir die eingeatmet hatten, bombardierte Carlo sie mit Fragen. Arme Clara, dachte ich, als er sie nach zehn Minuten immer noch ausquetschte. Wenn mein Kumpel so weiter macht, sieht Clara nach dreißig Minuten aus wie ein Schweizer Käse, dachte ich. Aber Clara schien das überhaupt nicht zu stören, und sie beantwortete eine Frage nach der anderen. Tja und so kam der ganze Schwindel eben raus. Die Süße pennt nämlich schon seit einem halben Jahr hinter dem Gastraum im Schuppen mit Petro. Gerade den hat sie sich angelacht. Der kann doch von keiner Mieze die Pfoten lassen. Miau, wer es braucht. Aber jetzt wisst ihr Bescheid. Simba ist ein ehrenwerter Kater.

Seitdem ich die Wahrheit wusste, ging es mir wieder besser. Aber das reichte mir nicht. Ich wollte ihr unbedingt einen Denkzettel verpassen. Dieses Luder sollte noch lange an mich denken. Natürlich hatte Carlo, der Schlawiner, gleich eine Idee.

Einen Tag später schlenderten wir bereits an der Alster entlang, zum Hamburger Abendblatt. Nein, nicht was ihr denkt. Wir liefen zur besten Informationsverteilungszentrale der Stadt. Rosita ist eine Institution in Hamburg. Die alte weise Katzendame, die seit Jahren im Keller einer weißen Villa, An der Schönen Aussicht wohnt, empfing uns mit offenen Armen und servierte sofort zwei Schälchen Milch. Carlo hatte mich vorher in seinen Plan eingeweiht und daher wusste ich, warum wir sie besuchten. Wenn man will, dass sich in Hamburg eine Nachricht schnell verbreitet, geht man einfach auf ein Schwätzchen vorbei und schon weiß es morgen die ganze Stadt. Das Hamburger Abendblatt ist nix dagegen.

Rosita saß in ihrem großen Ohrensessel und streichelte ihren hellgrauen Bauch. Ihr Fell glänzte. Sie war sehr erfreut uns zu sehen und bei unseren Neuigkeiten bekam sie gleich spitze Ohren. Auf Kater Petro hatte sie sowieso eine Stinkwut, weil er mal ihre Nichte angebufft hatte. Na, das passte ja wie meine Tatze auf der Maus.

Nach einem langen Schwätzchen und zwei weiteren Schälchen Milch machten wir uns wieder auf den Heimweg Richtung Alsterhaus.

Abends trafen Carlo und ich uns noch auf ein kühles Blondes. Und kaum, dass wir an unserem Stammtisch Platz genommen hatten, stand schon Maxi vor uns. Die hätte ich auch gern mal vernascht. Ein Rassekätzchen mit glänzend schwarzem Fell und weißem Lätzchen. Sorry, ich schweife ab, aber Frauen sind doch immer wieder ein tolles Thema, oder Jungs?

Also, zurück zu Maxi. Was soll ich euch sagen, die Neuigkeit hatte bereits die Runde gemacht. Sag ich doch: Rosita ist besser als das Hamburger Abendblatt!

Viertel vor elf hing Carlo schon in den Seilen und das lag sicher nicht an den drei Bierchen. Er war immer noch sehr erschöpft, schließlich hatte er tagelang nach mir gesucht und war sicher einige Kilometer durch Hamburg getigert. Armer Kater. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Darum bezahlte ich und versuchte ihn zu wecken. Doch genau in diesem Augenblick kam eine Spitzen Puppe zur Tür herein. Da musst du dich aber ranhalten, wenn du die erobern willst, Simba, dachte ich. Plötzlich kam diese Schönheit auch noch auf mich zu. Oh, ha. Jetzt wurde es ernst. Ich sag euch, mein rechtes Ohr fing sofort an zu zucken und wenn das zuckt, ist was im Busch. Ich versuchte also cool zu bleiben. Gar nicht so einfach bei so einem scharfen Streifenhörnchen. Naja, ich habe mir dann meinen buschigen Schwanz zwischen die Hinterbeine geklemmt und dachte nur, Simba, reiß dich zusammen.

Leute, dann kam es dick. Plötzlich säuselte sie, dass halb Hamburg über meine Weihnachtsmütze und meine Wette miaut und sie das rattenscharf findet. Sie wollte immer schon mit einem Star zusammen sein. Ja toll, es geht mal wieder nicht um mich und meine inneren Werte. Jungs da draußen, was ist bloß aus den Frauen geworden? Reicht denen denn nicht ein netter Kerl?

Nachdem ich meinen Kumpel gestern nach Hause gebracht hatte, fiel er um wie ein nasser Sack. Ich machte mir ernsthaft Sorgen. Also nahm ich mir vor, gleich am anderen Morgen nach ihm zu sehen. Und da ich zu Fuß gehen wollte, oder besser musste, ihr erinnert euch an die Wette, war ich bereits um acht Uhr auf meinen vier Pfoten unterwegs. Natürlich lief ich nur bis zum Hauptbahnhof und stieg in die S 21. Das versteht sogar Carlo, denn bis Bergedorf laufen, oh ha, da wäre ich Tage unterwegs, mit meinen kurzen Beinen.

Als ich in seiner Behausung ankam, war tatsächlich noch abgesperrt und alles dunkel. Also schlich ich mich durch die Hintertür, die nur mein Kumpel und ich kannten und fand ihn tatsächlich schlafend vor. Ich legte den Fisch auf den Tisch, den ich mitgebracht hatte, schließlich musste er wieder zu Kräften kommen, und schlich mich erneut davon. Unterwegs traf ich meinen alten Kumpel Max und wir verabredeten uns gleich für denselben Abend. Wir waren ewig nicht um die Häuser gezogen. Er ist jetzt ein verantwortungsvoller Familienvater und schwärmte von seiner kleinen Familie, aber freute sich sehr auf unsere zweier Männerrunde. Die Quälgeister können zwar nerven, sagt er. Aber nichts geht über eine eigene kleine Familie. Okay, dachte ich, vielleicht sollte ich es doch mal versuchen.

Max und ich saßen abends am Rudersteg und schauten über die Alster, als das heiße Streifenhörnchen aus dem Club vorbeischlenderte. Die war mir schnuppe, aber die Freundin, die sie im Schlepptau hatte, war Zucker. Auf jeden Fall habe ich das Streifenhörnchen höflich begrüßt, wie sich das für einen echten Kater gebührt. Doch die nahm keine Notiz von mir und zog ihre Freundin gleich weiter. Schnurr, half aber nix, die Funken sprühten schon.

Ich konnte die halbe Nacht nicht schlafen, habe mich vom linken aufs rechte Katerohr gedreht. Max hatte mir gestern nämlich noch geschnurrt, dass es kein Problem wäre, die süße Zuckerschnute wiederzusehen. Außerdem lud er mich gleich zum Frühstück ein. Natürlich nahm ich seine Einladung an, miau. Ungeduldig starrte ich auf die Uhr. Endlich war es soweit. Sieben. Ich sprang von meinem Kuschelkissen hoch, rannte ins Bad und stand um halb acht geschniegelt und gestriegelt im Wohnzimmer.

Max hatte es sich mit seiner Familie hinter den Alsterarkaden eingerichtet. Top Schuppen, sage ich euch. Und wer wohnt genau neben ihm? Natürlich Mia, die Zuckerschnute. Welch ein Zufall. Dafür musste ich aber während des Besuches bei Max Einiges in Kauf nehmen. Seine zwei Racker klebten mir ständig im Fell und das ist nicht lustig bei meinem langen Pelz. Naja, aber was macht man nicht alles, um Eindruck zu schinden. Ich habe natürlich bemerkt, dass ich die ganze Zeit beobachtet wurde, miau und nach einer Weile machte mir das Toben sogar Spaß.

Um elf trat ich dann endlich den Heimweg an. Als ich jedoch den Schuppen verließ und gerade durch den Schnee stapfte, wer stand da auf einmal vor mir? Die Zuckerschnute. Leute, mir ist glatt die Spucke weggeblieben. War das peinlich. Dann fing auch noch mein Schwanz an zu zucken, noch peinlicher. Ich glaube aber, die Zuckerschnute hat es nicht gemerkt. Auf jeden Fall sind wir dann noch ein Stück um die Alster gegangen, und als ich meinen weichen Bart an ihre Wange schmiegte, hat sie geschnurrt. Leute, ich war hin und weg. Wenn bloß schon morgen wäre. Dann sehe ich sie wieder.

Das Zufallstreffen mit meiner Süßen war auf jeden Fall super. Am nächsten Tag hatten wir unser erstes Date. Ich lief seit Stunden Achten in meiner Bude und mein Fell war bereits das dritte Mal durchgeschwitzt. Da hilft das beste Deo nix. Ich musste dringend etwas unternehmen, aber was? Oh ha, wenn ihr meinen Zitterschwanz gesehen hättet. Miau, war ich mit den Nerven runter. Also habe ich Carlo angerufen. Der hat so ein neumodernes Handy. Darum musste ich mir auch eins kaufen. Denn er stand nach meiner zweiwöchigen Abwesenheit immer noch unter Schock. Okay, Leute, ich verstehe ihn ja.

Eine Stunde später stand Carlo vor meiner Hütte und warf mir ein Valium in den Rachen. Bereits nach dreißig Minuten wurde ich ruhiger und nach einer Stunde war ich richtig tiefenentspannt. Geil das Zeug.

So wurde mein erstes Date dann doch noch ein voller Erfolg. Ich habe meine Zuckerschnute zum Kaffee ins Astoria eingeladen. Wir haben lecker Torte gelöffelt und uns super unterhalten. Ganz schön clever diese Zuckerschnute. Endlich mal ein Mädel, das schön und intelligent ist. Und das Beste war, wir haben uns vom ersten Augenblick an super verstanden.

Morgen hat sie mich in ihre Bude eingeladen. Ihre Eltern sind bei der Oma in Altona. Bin ich aufgeregt. Wenn ich nur daran denke, fängt mein Schwanz gleich wieder an zu zittern. Ich glaub, ich hol mir von Carlo noch ein Valium. Dann kann ich wenigstens schlafen. Bis später, Leute.

Gestern habe ich erst einmal bei Max vorbeigeschaut und ihm von Mia, der Zuckerschnute, berichtet. Und plötzlich bekam seine Frau so einen Gesichtsausdruck, der mir gar nicht gefiel. Sie schickte die Lütten zum Spielen raus und Mausi krallte sich gleich das Wollknäuel, das Mama ihr zugeworfen hatte. Süß die Kleinen. Doch kaum waren die Kinder aus dem Haus, fauchte sie mich an, dass meine langen Barthaare nach hinten peitschten. Ihre ausgefahrenen Krallen verhießen nichts Gutes und mein Freund Max hatte sich schon in die andere Ecke des Raumes verdrückt. Der wusste bereits, was kommen würde. Dann begann sie mir die Meinung zu miauen. Wow, war die resolut! Immer wieder hat sie ihre Muttertatze auf den Tisch geschlagen und mir gedroht, dass ich ihr Haus nicht mehr betreten werde, wenn ich es mit der Süßen nicht ernst meinen würde. Sie wäre ein sehr nettes Mädel und nix zum Vernaschen. Ich sag euch, das war `ne Gardinenpredigt. Max saß nur in der Ecke und grinste.

Jetzt meint ein Kater in den besten Jahren es endlich mal ernst und dann das. Naja, ich habe ihr dann erklärt, dass ich voll verschossen bin und so. Danach hat sie mich endlich gehen lassen. Puh, war ich froh, als ich wieder vor der Tür stand. Endlich konnte ich zu meiner Zuckerschnute und es wurde noch ein sehr schöner Abend.

Mich hat es voll erwischt. Ich bin über beide Katerohren verknallt. Meine Schmetterlinge im Bauch sind schon so groß, dass ich das Gefühl habe zu platzen. Ist das aufregend. Wir haben den ganzen Abend geschmust und uns über Gott und die Welt unterhalten. Man ist das eine klasse Frau! Beim Schälchen Sahne hat sie mir dann von ihrem Verflossenen erzählt. Ich sag euch, voll der Terrorkater. Mia mach das, Mia mach jenes. Das darfst du nicht. Das will ich nicht. Wie sie den so lange ertragen hat, verstehe ich nicht. Naja, jetzt ist Simba da und ich habe ihr versprochen, dass sie so sein kann wie sie eben ist. Ich will nicht, dass sich meine Zuckerschnute für mich oder irgendjemanden auf dieser Welt verbiegt. Wie krank ist das denn, miau? Ich habe mich in meine Süße verliebt, weil sie so ist wie sie ist, einfach nur Zucker! Eines habe ich ihr aber klar gemacht, an mir wird auch nicht rumgedoktert. Das habt ihr Frauen nämlich schnell drauf. Also Leute, hier kommt eine wichtige Ansage:

„Bleibt, wer ihr seid!“

Sonnabend, schon wieder, und ich hatte gestern vergessen für meine Nachbarin einzukaufen. So ein Scheiß! Wart ihr schon einmal an einem Sonnabendmorgen einkaufen? Dämliche Frage, ich weiß. Gestern Morgen musste ich aber, denn Versprechen bricht man nicht, und die ältere Katzendame hinter dem anderen Haus, kann sich kaum noch bewegen. Sie erinnert mich an meine Ziehmutter, die ich leider nur einige Monate kennenlernen durfte. Aber das erzähle ich euch später.

Sonnabends einkaufen. Mir standen die Katerhaare zu Berge. Aber ich war selber schuld. Die Zuckerschnute hatte mir total den Kopf verdreht. Weiber, miau. Man kann nicht ohne sie, aber manchmal auch nicht mit ihnen, miau. Also tigerte ich los, über den Rathausplatz, Richtung EDEKA. Wow! Wo waren die vielen Einkaufswagen, die sonst vor dem Eingang standen? Ich hatte es geahnt. Heute brauchte ich Zeit. Also blieb mir nichts anderes übrig, ich musste warten. Leute, das ist nix für mich. Warten erfordert Geduld und das ist nix für meine Nerven. Wartet ihr gern?

Versprochen ist versprochen. Also überwand ich mich und wartete, wenn auch zappelig. Meine rechte Vorderpfote trommelte unaufhörlich auf den kalten Boden und ich war mehr damit beschäftigt meine Unruhe im Zaum zu halten, als nach einem Korb zu sehen. Darum bemerkte ich auch nicht, dass mir so ein Riesenmonster von Dogge den nächsten Einkaufswagen vor der Nase wegschnappte. Erst als er mir damit fast über die Krallen fuhr, sah ich, dass ich es verpennt hatte. Mein Magen krampfte sich zusammen. Am liebsten hätte ich ihm meine scharfen Krallen über die Schnauze gezogen. Aber wahnsinnig bin ich noch nicht. Gegen eine Dogge habe ich keine Chance, Leute. Also trainierte ich weiter mein Nervenkostüm und mimte den Geduldigen. Endlich, eine ältere Dame steuerte gerade ihren leeren Einkaufswagen in die Wartezone und ich habe ihn nur ergattert, weil ich schneller war als der Typ mit seinem HSV-Käppi. Der hat mich vielleicht angeglotzt und ich konnte mir den Spruch nicht verkneifen: „Tja, Perserkatzen sind schneller als Teppiche!“ Leute, war der sauer und ich flitzte schnell zum Eingang.

In der Gemüseabteilung rannte ich in den ersten Stau. Omis, die einen Blumenkohl nach dem anderen befummelten, sich jeden Apfel einzeln betrachteten, verzweifelt versuchten eine der Plastiktüten von den Rollen zu reißen oder sich nicht zwischen Bio-Gurke und Zucchini entscheiden konnten. Man, haben die Rentner kein zu Hause? Und warum müssen die immer an den Wochenenden die Einkaufsläden bevölkern? Das hält man doch im Kopf nicht aus. Egal.

Mein Vorratsraum war leer. Da musste ich durch. Also entschied ich mich zu helfen. Der einen Omi empfahl ich die Bio-Gurke, der anderen riss ich die Plastiktüte von der Rolle und der nächsten riet ich den kleinen Blumenkohlkopf zu nehmen. Die Omi mit der Bio-Gurke verfolgte mich durch die ganze Gemüseabteilung und rief mir noch nach: „Junger Mann, danke für ihre Hilfe! Sie sind aber sehr freundlich. So nett sind ihre Kollegen hier aber nicht.“

Ich hob nur im Davonlaufen die Tatze und verschwand so schnell ich konnte. Das fehlte mir noch, mich von einem Verkäufer dämlich anquatschen zu lassen, weil ich ihren Job angeblich besser mache als sie.

Ich hatte mir vorgenommen einige Delikatessen einzupacken und steuerte gleich auf das Fischregal zu. Ob meine Süße Makrele mag? Also ich sterbe für Hering, miau. Und als ich die vierte Verpackung mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum in den Pfoten hatte, lief ich hinüber zur Frischetheke, entschied mich für Hering und ließ mir gleich vier von der netten Verkäuferin einpacken. Das war eine blonde Zuckerschnute, sage ich euch. Also wenn ich Mensch wäre, dann …

Als ich weiter durch die Reihen tobte, sah ich von Weitem meinen Erzfeind. Naja, ihr wisst schon, so einen Köter, der sich gerade einen riesigen Knabberknochen unten aus dem Regal zog und damit im nächsten Gang verschwand. Irgendwie kam mir das eigenartig vor, weil der Köter sich vorher nach allen Seiten umgedreht hatte. Also schlich ich hinterher.

Tatsächlich. Als ob es nicht schon die Sauerei schlechthin ist, den Knochen zu klauen, da fängt der Dieb auch noch an, sich das Ding gemütlich reinzuziehen. Miau, ich musste nachdenken. Natürlich wollte ich mich nicht mit `ner Dogge anlegen, bin doch nicht lebensmüde.

Nach einigen Sekunden fiel mir ein, dass ein guter Freund von mir hier im Lager wohnt. Also tobte ich Richtung Kasse und hatte Glück, dass gerade eine weitere geöffnet wurde. Ich sprintete nach vorn und starrte im selben Augenblick auf meinen vollen Einkaufswagen. Die Kassiererin lächelte mich schon an. Doch ich parkte den Wagen einfach an der Seite und rannte so schnell ich konnte an ihr vorbei. Im Lager angekommen, steckte ich Max die Info und hechtete zurück, um endlich meinen restlichen Einkaufszettel abzuarbeiten. Gott sei Dank war mein Einkaufswagen noch da, wo ich ihn abgestellt hatte. Also tobte ich weiter zur Käsetheke. Meine Zuckerschnute hatte mir nämlich verraten, dass sie Appenzeller liebt, und ich schwärme für Allgäuer und alten Gouda. Zwei Katzen, die Käse lieben, was für ein Zufall. Carlo bekommt jedes Mal einen Würganfall, wenn ich mir ein Käsestückchen genehmige und Max würde eher an einem Autoreifen knabbern.

Die Käsetheke war leer, ich hatte alles im Korb. Kurz darauf stand ich noch einmal vor dem Fischregal, denn ich musste meine Vorratskammer unbedingt auffüllen. Ich liebe Dosenfisch, am liebsten Tunfisch im eigenen Saft. Doch ich konnte mich nicht entscheiden. Und wenn meine Zuckerschnute lieber den in Öl mag? Egal, ich nahm von jedem eine Dose.

Den Einkaufszettel für die ältere Katzendame hatte ich abgearbeitet und die Dogge wurde gerade abgeführt. Mein Kumpel hatte nämlich den Chef alarmiert und zack war der Dieb auf der Straße. Außerdem wurde er zu zwanzig Arbeitsstunden verdonnert. Richtig! Andere müssen sich irgendwie durchschlagen und der denkt, der Laden ist eine Selbstbedienungstheke. Außerdem hat der Typ wohl noch nie was von Vorbildwirkung gehört. Es waren schließlich auch Kinder im Laden.

Am Ende der Einkaufsreise durch den Lebensmittelladen war mein Wagen gut gefüllt und ich ging zur Kasse. Glücklicherweise war nur ein Mann vor mir und ich freute mich, hier endlich rauszukommen. Doch davon war ich weit entfernt. Der Typ war gesprächiger als meine Tante Mimi, miau. Und die Kassiererin erst. Aber wenn ich euch erzähle, was ich dann mitgehört habe, lacht ihr euch schlapp. Also, die Kassiererin fragt den Mann: „Wie geht es eigentlich deiner Frau, Herbert?“

Er sagt: „Eigentlich sehr gut.“

Dann fragt sie: „… und was ist aus dem anderen Problem geworden?“

Er: „Naja, sie hat immer noch keine Milch.“

Sie: „Wieso denn?“

Er: „… zu kleine Titten.“

Ich dachte mich trifft der Schlag und lag innerhalb von Sekunden prustend über dem Band. Hinter mir hatte sich bereits eine Schlange von Einkäufern gesammelt. Einer nach dem anderen begann zu lachen. Der kleinen Omi hinter mir fiel sogar die Brille in den Einkaufswagen und sie hatte Mühe sie zwischen Blumenkohl und Käse herauszufischen. Natürlich habe ich ihr geholfen, bin schließlich ein Kavalier. Das Lachkonzert in der Schlange ebbte nicht ab. Wir hätten einen klasse Chor abgegeben, aber wer will schon Gelächter in zwölf Stimmlagen hören. Am krassesten aber war die Kassiererin. Die hatte einen Lachanfall nach dem anderen und hielt sich ihre großen Brüste fest, die drohten aus ihrem knappen Oberteil zu hüpfen. Naja, wenn ihr mich fragt, ich hätte nichts dagegen gehabt, miau.

Irgendwann beruhigte sie sich etwas und sagte prustend zu dem Typen: „Mensch Herbert. Das heißt bei der Hündin nicht Titten, sondern Zitzen.“

Als ich aus dem Laden raus war, musste ich immer noch lachen. Ja, ja, die deutsche Sprache …

Von Feiern und Festen.

Mein Date mit der Zuckerschnute wäre eigentlich super gelaufen, wenn ich nicht so verdammt aufgeregt gewesen wäre. Als mein Schwanz wieder zu zittern begann, nahm ich vorsorglich eine Tablette Valium. Das hatte schon mal gut geholfen.

Eine Stunde später war ich die Ruhe selbst. Aber als dann mein Kätzchen vor der Tür stand, war die ganze Aufregung wieder da. Egal, dachte ich, erst einmal essen. Das taten wir dann und der Fisch schmeckte hervorragend. Noch bevor wir alles verputzt hatten, schmiegte sie sich an mich und begann mit mir zu schmusen. Aha, dachte ich, heute geht’s los und schon meldete sich wieder mein Zitterschwanz. Also verzog ich mich schnell ins Bad und pfiff mir noch ein Valium rein. Die Wirkung setzte schneller ein als mir lieb war. Ich kann mich nur noch an einen langen Kuss erinnern und dann sind der kleine Simba und ich abgetaucht. Am anderen Morgen küsste sie mich dann wach. Man war das peinlich.

Da meine Einladung zum Schluss so richtig in die Hose gegangen war, habe ich mich gleich wieder mit ihr verabredet. Ich hatte schließlich was gut zu machen. Denn was ein echter Kerl ist, dem darf so etwas nicht passieren. Darum war ich auch so verwundert, dass mir meine Süße überhaupt nicht böse war.

Vor dem Kino standen schon eine Menge Leute. Doch meine Mia sah ich bereits von Weitem. Rattenscharf sage ich euch. Oh ha, hat die einen Knackarsch, dachte ich, und schon fing mein Schwanz an zu zittern. Ich dachte sofort an das Valium und an meine Aktion des gestrigen Abends. Nein! Dieses Zeug werde ich nicht wieder einwerfen. Und was soll ich euch sagen, es ging auch ohne und wurde noch ein sehr schöner Abend. Vom Film haben wir allerdings nicht viel mitbekommen, miau. Aber dafür haben wir … Nein. Das geht jetzt zu weit. Ihr müsst schließlich nicht alles wissen.

Am nächsten Tag haben wir uns zum Tanzen verabredet. Naja, ich wurde überredet. Ich habe noch nie getanzt. Es ist also das erste Mal in meinem Leben, dass ich mein Tanzbein schwinge, und weil ich mich nicht blamieren wollte, habe ich meinen Kumpel Carlo gefragt, ob er mir einige Schritte beibringen kann. Also haben wir uns mittags verabredet. Wenn ich vorher gewusst hätte, was da auf mich zukommt, hätte ich das Ganze sein lassen, miau. Ich bin doch kein Tanzbär! Als Erstes hat mir Carlo so einen großen Zahnstocher in die Pfoten geklemmt. Auf den musste ich meine Vorderpfoten legen. Dann hat er die auch noch festgebunden, wegen der geraden Haltung und so. Miau, so ein Wahnsinn! Da hat man es in deutschen Gefängnissen besser. Außerdem hat er ständig an meinem Kopf rumgefummelt, von wegen zur Seite schauen und so. Is der völlig bescheuert! Nach vorne tanzen, aber zur Seite schauen. Da ist es doch eine Frage von Minuten, wann ich auf die Schnauze falle. Naja, ich habe das Spiel aber trotzdem über mich ergehen lassen. Ich will wenigstens einen Tanz heute Abend mit meiner Süßen wagen. Da spiele ich doch gern den Tanzbären für Carlo. Und als er dann der Meinung war, dass ich es auch ohne Besen schaffe, hat er mich endlich von dem Ding befreit. Schließlich wollte ich nur ein bisschen Diskofox lernen und kein Turniertänzer werden. Danach fing die Schinderei erst richtig an. Ich habe den Spruch immer noch im Ohr: „Eins, zwei, Tipp, eins, zwei, Tipp …“

Am schlimmsten war der Muskelkater danach. Morgens bin ich kaum aus dem Bett gekommen. Ich habe mich gefühlt, als hätte ich mit Klitschko im Ring gestanden. Puh, ich weiß noch gar nicht wie ich den Tanzabend überstehen soll?

Am Valentinstag habe ich meiner Süßen ein riesiges Herz aus Rosen, Ranunkeln und Tulpen geschenkt. Wow, war die glücklich. Sogar kleine Freudentränen sind in ihr wunderschönes Fell gekullert. Die habe ich ihr gleich weggeschleckt und einen dicken Kuss zum Valentinstag gegeben. Aber dann kam der Knaller. Heute durfte ich schlemmen, wie es sich an diesem Tag gehört. Wir haben in meiner Bude Hering und Gemüse geschnippelt, Käse geraspelt und Tomaten püriert. Dann kam alles auf unseren Pizzateig. Leute, das hat Spaß gemacht. Wir haben uns fest vorgenommen jetzt öfter zusammen zu kochen. Mal ehrlich Leute, zusammen ist doch einfach alles schöner, oder? Also, ich bin froh, nicht mehr allein zu sein. Meiner Süßen zuliebe, haben wir uns noch eine Schnulze reingezogen. Ihr wisst schon, so einen Herzschmerz-Romantik-Film.

Am anderen Morgen konnte ich meine Beine plötzlich nicht mehr heben. Wäre ich doch lieber mit Klitschko in den Ring gestiegen. Dann hätte ich vielleicht ein paar Beulen am Kopf, aber nicht so einen mörderischen Muskelkater. Tja, Leute, ist schon lustig. Ein Kater hat einen Muskelkater. Naja, eigentlich habt ihr Menschen euch das nur ausgedacht mit dem Kater. Denn eigentlich heißt es Katarrh, was auf eine Entzündung von Schleimhäuten hindeutet. Aber ihr Menschen deutscht ja vieles gern ein, miau.

Zurück zu meinem Muskelkater. Was macht ein Kater nicht alles, wenn er verliebt ist. Meine Süße und ich haben stundenlang getanzt und sie war überglücklich, auch wenn ich nicht perfekt war. Denn gegen den Muskelkater nach dem Training hatte ich einige Bierchen gekippt und schon lief es wie geschmiert. Natürlich wurde ich immer lockerer im Laufe der Nacht, bin aber ständig mit den Schritten durcheinandergekommen. Also habe ich laut mitgezählt, wie Carlo es mir beigebracht hatte. Eins, zwei, Tipp … Zum Schluss soll sich der ganze Saal darüber amüsiert haben und meine Süße hat mich schließlich nach Hause gebracht. Sorry, aber daran kann ich mich ehrlich nicht erinnern. War wohl doch ein Bierchen zu viel, miau. Aber dafür habe ich meinen Muskelkater nicht mehr gespürt.

Karneval in Hamburg. Ja, das gibt es, aber nicht irgendein Kostümfest, miau. Es muss der Venezianische Karneval sein. Kennt ihr nicht? Na, dann kläre ich euch erst mal auf. Die Hamburger nennen es Maskenzauber, in Erinnerung an den Venezianischen Maskenball. Wir verkleiden uns und wandern mit typisch venezianischen Kostümen durch das Zentrum unserer schönen Stadt. Zwischen Alsterarkaden und Colonnaden flanieren dann maskierte Damen und ihre Kavaliere. Alle Straßen werden bunter und die Farbenpracht der Kostüme belebt das ganze Zentrum. Das ist ein einmaliges Event. Ihr könnt auch nur als Schaulustige am Rand stehen oder uns bei unserem bunten Zug begleiten. Ganz wie ihr wollt. So, nun wisst ihr genug, und wenn ihr mitmachen wollt, freuen wir uns sehr. Vielleicht sehen wir uns ja, im Februar, nächstes Jahr. Leider hatte meine Süße keine Lust uns zu begleiten. Und so zog ich eben mit meinen Kumpels allein um die Häuser.

Nach dem Maskenzauber in Hamburg waren Carlo und ich so richtig in Fahrt. Bekanntlich ist am Aschermittwoch alles vorbei. Denkste, miau! Wir haben bis Freitag gefeiert. Ich brauchte das ganze Wochenende, um mich zu erholen und meine vier Beine sind immer noch weich. Dass Carlo auch immer so übertreiben muss. Wir waren in Köln, Düsseldorf und Mainz. In Ratingen hat er dann das Tanzmariechen angebaggert. Oh, weh! Da hieß es Katerbeine lauft! Aber macht das mal mit 3,5 Promille im Turm. Gott sei Dank haben wir ein Schlupfloch in einer Mauer gefunden und konnten die Kerle abhängen, die uns den Garaus machen wollten. Carlos Beine haben so geschlottert, dass ich ihn stützen musste. Naja, und schließlich sind wir dann doch noch unversehrt bei Betty angekommen. Ach so, Betty kennt ihr ja noch nicht. Das ist Carlos Schwester, nette Kirsche, aber zu alt für mich, miau. Außerdem habe ich ein Herzblatt. Auf jeden Fall war Carlo so mit den Nerven runter, dass er gleich wieder zur Flasche griff. Breit waren wir sowieso, aber danach waren wir noch breiter! Leute. Dass mit der Sauferei ist echt nicht mehr witzig. Das muss aufhören! Spätestens, wenn wir wieder in Hamburg sind.

Irgendwas ist immer ...ein Kater auf Streifzug

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