Читать книгу Avenae - Lisa W. Barbara - Страница 5
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ОглавлениеDas Problem mit der Tür hatte sich schnell erledigt, da Tom, der nun offiziell mein erster fester Freund war, ziemlich gut mit einem Dietrich umgehen konnte.
Tom war einfach wunderbar. Ich hatte ihn gar nicht verdient. Aber aus irgendeinem Grund war er ganz verrückt nach mir und zeigte mir das auch in jedem nur erdenklichen Augenblick.
Wir unternahmen viel, er nahm sich frei, wir lachten und redeten und ich stellte eines Abends, als wir auf dem Balkon lagen und Erdbeeren mit Schokolade aßen und uns gegenseitig mit der geschmolzenen Schokolade vollschmierten, fest, dass es eigentlich gar nicht so schlecht war, jemanden in mein Leben zu lassen. Endlich fühlte ich mich einfach nur gut, jeden Moment meines Lebens wollte ich mit ihm verbringen.
Er war das tollste, was mir je passiert ist. Und ich Depp wollte ihn zuerst gar nicht.
Eigentlich hasste ich Leute, die meinten, wegen ihnen müsste ich mein ganzes Leben ändern. Tom meinte, ich müsse mehr aus meinem sehr bescheidenen Leben machen und hatte versucht, mich bei der Polizei für eine Ausbildung anzumelden.
Ich lehnte ab, denn ich hasste es wirklich, wenn mir jemand vorschrieb was ich tun und was ich nicht tun sollte, aber weil er mir die ganze Zeit über sauer war und ich konnte es einfach nicht ertragen, wenn er mich nicht mit seinen warmen braunen Augen ansieht und mir zärtliche Worte in mein Ohr hauchte, willigte ich wenigstens für ein Praktikum ein.
Mein Café wollte ich aber nicht aufgeben und wenn ich frei hatte, arbeitete ich darin mit. Ich hatte mir jemanden eingestellt, Jenny, eine hübsche kleine Blondine, die sich mit dem Kellnern auskannte und die ich auch mal allein lassen konnte. Ich vertraute ihr.
Das Schlimmste war jedoch, für Tom war seine Arbeit Prio eins im seinem Leben. Ich musste ihn mit Mördern und Schichtarbeit teilen, was nicht gerade einfach war.
Heute aber nicht!
Heute war unser erster gemeinsamer Tag seit langem. Er hatte Urlaub und ich noch einige Überstunden, die ich wegbringen musste, bevor das Praktikum zuende war. Ich hatte ihn so lange gebeten, dass er sich endlich mal freinimmt, und siehe da, meine Wünsche wurden erfüllt.
Es war ein schöner Tag und ich machte mich fertig. Ich zog eine weiße Bluse und einen Rock in A-Linienform und meine braunen Sandalen an. Ich nahm meine Handtasche und den Schlüssel, verließ meine Wohnung und klopfte an Toms Tür.
Als keiner öffnete, zuckte ich nur mit den Schultern und sprang die Treppen hinunter.
Unten wurde ich geblendet von der Sonne und von noch jemanden, der an der Wand lehnte.
Grr, er erfüllt wirklich jedes Klischee eines sexy Polizisten. Am liebsten würde ich ihm die Strähnen seines dunklen Haars aus der Stirn streichen und ihm das blaue Hemd herunterreißen, aber man kann ja nicht alles haben.
Über den Rand seiner Pilotenbrille blickte er mich an und verdrehte die Augen.
"Na endlich, kommst du?", fragte er ungeduldig und stieß sich von der Wand weg.
"Man Tom, wir haben Zeit. Hast du vergessen dass du heute frei hast?"
Er nickte und nahm meine Hand.
Ich hatte so viele Pläne für heute, wollte spazieren gehen, in der Stadt Kaffeetrinken, Tretboot fahren und das Leben genießen.
"Okay Baby, was willst du zuerst machen?", fragte er mich, während er den Arm beschützend um mich legte.
"Ich brauch erst mal einen Kaffee", und ich dachte sehnsüchtig an dieses wunderbare Getränk, das ich so liebte.
"Aber zuerst hab ich noch eine Überraschung für dich", sagte er mit einem verschmitzten Lächeln auf dem Gesicht.
Jetzt war ich wirklich gespannt. Er war so süß und lieb zu mir, das war eigentlich mehr, als ich verdiente, aber wer hatte schon etwas gegen eine Überraschung?
Er fummelte an seiner Hosentasche herum und ich malte mir schon aus, dass es die kleinen Perlenohrringe waren, die ich ihm letztens in einem schönen kleinen Laden gezeigt hatte, oder aber den Ring mit dem Diamanten? Könnte es wirklich sein, dass er mir hier und jetzt einen superromantischen Heiratsantrag machen würde?
Während er immer noch mit seiner Hosentasche kämpfte, malte ich mir aus, wie ich wohl in einem Hochzeitskleid aussehen würde. Ein weißes? Oder ein ganz romantisches in rosé? Und Tom im Anzug… mhmmmm.
"Süße, da wir ja jetzt schon eine Zeitlang zusammen sind, hab ich mir was ausgedacht…", fing er an und ich strahlte übers ganze Gesicht. Gleich wird er es sagen. Gleich wird er die Worte sagen, die mein Leben endgültig vollkommen machen würden.
"Also ich wollte dich fragen, ob du…" Ich zitterte und ich konnte nicht anders: "Ja Tom, ich will!"
Einen Moment sah er mich verwundert an und zog etwas aus seiner Hosentasche hervor. Und er stand einfach nur so da. Es war nicht richtig so.
"Nein nein Schatz. Du musst dich hinknien, das ist nicht romantisch", meinte ich fast schon enttäuscht.
Und bevor er nun endlich die Worte sagen würde, sah ich auf seine Hand und als ich erkannte, was es war, war ich schon fast den Tränen nahe.
"Was ist das?"
"Nun, ich hab mir gedacht, wir haben uns noch fast nie zusammen diese Insel angesehen hab ich uns das hier ausgeliehen, damit wir uns mal Rügen anschauen können."
Er deutete an mir vorbei auf etwas. Als ich mich umdrehte, blieb mir fast der Atem weg, so enttäuscht war ich.
Da stand sie. Eine schwarze Vespa, die eigentlich ganz schön war, unter anderen Umständen vielleicht, in einem anderen Leben vielleicht.
"Äääh…", mehr brachte ich nicht heraus und Tom deutete es wohl als einen Ausdruck der Freude, denn ein breites Lächeln erscheint auf seinem Gesicht.
"Und wie findest du sie?"
Begeistert ging er zu der Vespa und schloss sie auf.
"Äääh…", machte ich immer noch, da ich nicht wusste, was ich sagen sollte.
"Wow Ave. Deine Begeisterung hält sich ja mal wieder in Grenzen."
Er klang etwas beleidigt und ich schreckte aus meiner Starre.
Ich überbrückte die kurze Strecke zu ihm und der Vespa und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
"Schatz. Sie ist wirklich ein Traum. Aber du hast doch ein Auto?", fragte ich unsicher, während er sich wieder aufrichtete und zwei Helme in der Hand hielt.
Der eine war pink. Ernsthaft. Es war ein richtig schönes Pink und sofort konnte ich wieder lächeln. Wahnsinn, was hatte ich nur für einen tollen Freund (hoffentlich bald Verlobten)? Hatte ich nicht ein Glück?
"Die ist doch nicht für mich"… Erleichtert atmete ich aus. Er hatte sie also nur gemietet.
"Sie ist für dich."
Ich zuckte zusammen. Für mich?
"Waaas?" Ich war echt schockiert. Er schien es in meinem Gesicht ablesen zu können, denn er kam auf mich zu und hielt mir seine Lippen für einen Kuss hin. Er dachte doch ernsthaft, dass ich mich darüber freuen würde.
"Komm Süße, machen wir uns einen schönen Tag. Und sei so gut und tu wenigstens so als würdest du es genießen."
Ich nickte nur und er schwang sich auf die Vespa, mich an der Hand mitziehend. Langsam setzte ich den Helm auf, darauf bedacht meine Haare nicht zu zerdrücken und setze mich hinter ihn.
Und los ging's. Es war eindeutig viel zu schnell für meine Verhältnisse. Ich drückte mich an ihn und umklammerte ihn so fest, dass er sich unterm Fahren zu mir umdrehte und einen schmerzenden Gesichtsausdruck aufsetzte.
"Schau nach vorne um Himmels Willen!", schrie ich durch den Fahrtwind und er lachte nur.
"Ich meins ernst!" Ich zwickte ihn zur Bestätigung in die Taille.
Das half, denn er sah wieder auf die Straße.
Ich wusste nicht wo er hinfuhr und ich ließ mich überraschen. Vielleicht kam ich ja doch noch zu meinem romantischen Heiratsantrag im Sand, mit Picknick, Champagner und langsam geht die Sonne unter. Hach, herrlich.
Wir fuhren aus der Stadt heraus und ganz ehrlich, es gefiel mir. So schnell von einem Ort zum anderen kommen und dabei den Wind in meinen Haaren spüren, das Kribbeln, das sich langsam von Angst in unbändige Freude verwandelte. Ich lockerte den Griff um Toms Taille und stieß einen Schrei aus.
Er erschrak zwar kurz, aber er stimmte bald in mein Lachen ein. Eigentlich war es ja ein wirklich schönes Geschenk. Einfach frei sein.
Ich drückte mein Gesicht in seinen Nacken und küsste ihn, so gut es der Helm zuließ. Plötzlich verlangsamte er das Tempo und ich blickte wieder hoch.
Wir kamen an die Küste Rügens und ich sah die hohen Kreidefelsen. Ich liebte diese Insel. Mein Zuhause.
Ein bisschen zerzaust stellten wir die Vespa am Strand ab und liefen bis hin zum Meer. Er hatte mich an eine Stelle geschleppt, wo absolut niemand war. Keiner. Er kannte viele solche Stellen.
"Du siehst etwas verschwitzt aus, Liebes. Wie wäre es mit ein bisschen Abkühlung?", rief er und packte mich an der Hüfte, hob mich hoch und warf mich über seine Schulter, als würde ich nichts wiegen.
Ich kreischte wie wild, als er mich in das kühle Wasser warf.
Er lachte und sprang zum Strand zurück, zog sich seine Hose und sein Hemd aus, bis er nur noch mit der schwarzen, engen Boxershort dastand, in der er einfach unwiderstehlich aussah.
Ich rappelte mich auf und lief ihm nach.
"Du Idiot! Schau nur, wie ich jetzt aussehe. Ganz nass!"
Ein leises Lächeln erklang und er setzte seinen Verführerblick auf.
"Dann musst du aus den nassen Sachen raus, wir wollen doch nicht, dass du krank wirst..."
Seine Augen blitzten, als seine Hände anfingen, mir das Wasser aus dem Gesicht zu streichen, hinunter über meine Haare und meinen Hals.
Dann wanderten sie weiter über meine Brüste zu meinem Bauch. Sanft zog er mich an sich und es war elektrisierend, ihn so nah bei mir zu spüren, während das Wasser aus meinen Haaren auf meine Schultern tropfte.
Ich gab ihm einen kleinen Stoß mit meinen Händen und er plumpste auf den Sand.
Zur Strafe kitzelte er mich durch, bis ich keine Luft mehr bekam.
Eine Weile lagen wir so da, er auf dem Rücken und ich auf seinem Arm neben ihm. Um mich zu ärgern spannte er seine Muskeln immer wieder an, sodass mein Kopf von seinem Arm in den heißen Sand rutschte.
Die Sonne auf meiner Haut und Toms Atem in meinem Haar zu spüren zauberte mir ein Lächeln auf meine Lippen.
Er flüsterte mir zärtliche Worte ins Ohr und die Sonne war nur durch den leichten Sommerwind zu ertragen.
"Tom?", fragte ich ihn vorsichtig, da ich nicht wusste, ob er eingeschlafen war.
Ein Brummen erfüllte seinen Brustkorb und ich musste lächeln.
"Du, ich weiß, dass das noch früh ist, aber ich würde so gerne mal über unsere Zukunft reden."
Er setzte sich auf und sah mich an.
"Was soll damit sein?"
Ich räusperte mich und sah betroffen auf den Boden, schubste mit dem Finger kleine Sandkörnchen von meinen Beinen und er hob mein Kinn mit beiden Händen an.
"Hast du gedacht, ich frag dich, ob du mich heiraten willst?", platze er plötzlich heraus.
Schockiert riss ich die Augen auf und wollte schon meinen Mund zu einem Nein formen, als er mir zuvor kam.
"Ich weiß es, du brauchst es nicht leugnen. ´Ja, ich will´ ", äffte er mir mit einer sehr gut getroffenen Stimme von mir nach.
"Ach Ave. Du bist noch so jung."
"Also bitte, so viel älter als ich bist du auch nicht!", fauchte ich ihn an und mir war das alles so unendlich peinlich. Ich drehte den Kopf weg, doch er hielt ihn mit einem eisernen Griff fest und zwang mich, ihn anzusehen.
"Ist das so abwegig? Liebst du mich denn nicht?", flüsterte ich und hatte schon Angst vor der Antwort.
"Klar lieb ich dich, aber Ave, schau du bist grad mal 20 und hast noch so viel Zeit im Leben. Warum willst du dich genau jetzt für immer an mich binden?"
Weil ich dich liebe, wollte ich sagen, aber ich brachte es nicht über die Lippen.
"Tomas, weißt du, wie mein Plan vom Leben aussieht, seit ich dich getroffen hab? Dich heiraten, am liebsten fünf Kinder mit dir haben und ihnen beim Großwerden zusehen und sie niemals im Stich lassen, so wie meine Eltern es getan haben. Denn das ist das Schlimmste, was einem Kind passieren kann." Meine Stimme brach ab und meine Augen füllten sich ungewollt mit Tränen. Mann, ich war doch sonst nicht so nah am Wasser gebaut…
Sein Mund verzog sich zu einem gekünstelten Lächeln.
"Ich glaube, ich sollte etwas klarstellen zwischen uns. Ich liebe dich, wie ich noch nie jemanden geliebt habe, kleine Avenae, aber um zu heiraten find ich das Ganze noch nicht besonders genug. Und Kinder, Kinder will ich überhaupt keine. Weißt du, ich hab so viel gesehen. Einmal hab ich einen verhaftet, der sein ganzes Zimmer voller selbstgedrehter Kinderpornos hatte. Glaubst du, in so eine Welt mag ich ein Kind setzen? Nein, ganz sicher nicht. Es tut mir leid."
Seine Worte trafen mich so hart, dass ich zurückzuckte und aufsprang. Er war so überrascht, dass er nach hinten fiel, rappelte sich aber erstaunlich schnell wieder auf und blickte mich von oben herab an.
"So denkst du also über mich? Dass ich dir nicht wichtig genug bin?", schrie ich ihn an und jetzt war mein Image als kalte, unnahbare, starke Frau tatsächlich hinüber, denn die Tränen rannen mir nun unaufhaltsam die Wangen hinunter.
Einen Moment blieb sein Blick noch kalt, doch dann wurde er weicher und er zog mich in den Arm.
"Tut mir leid. Das war blöd ausgedrückt. Ich wollte eigentlich sagen, dass mir das alles noch zu früh ist. Wir sind seit ein paar Monaten zusammen. Warum willst du unbedingt heiraten? Das ist doch nur ein kleines Stück Papier. Was ist so besonders daran?"
Toll. Ich wollte ihm gerade erklären, was so besonders und romantisch an Heiraten war, als sein Handy klingelte.
Er versteifte sich und ließ mich los. Sein Blick war echt mitfühlend, aber Wut bahnte sich von meinem Bauch aus durch meinen ganzen Körper.
Er zog sein Handy aus seiner Hose, die am Boden lag und drehte sich weg. Mit einer Handbewegung bedeutete er mir, zu warten, doch ich wollte nicht warten um mir meine Vorstellung von einem schönen Leben noch mehr zerplatzen zu lassen.
Ich bückte mich und hob meine Sachen hoch und blickte mich nach Tom um. Er stand ein paar Meter weiter weg und flüsterte energisch ins Telefon. Ich wusste was das bedeutete. Es war wieder irgendein Notfall und er musste weg.
Mein Verdacht bestätigte sich, als er sich zu mir umdrehte und meinen Blick erkannte.
Schnell schlüpfte ich in die Bluse und den dunklen Rock. Ich konnte noch hören wie er sagte: "Ich bin sofort da" und schon rannte ich über den Strand zurück zu der Vespa, ohne Tom auch nur eines Blickes zu würdigen. So schnell konnte es gehen. Ich rate euch, verliebt euch nie in einen Polizisten, verliebt euch am besten nie in irgendwen. Fahrig setzte ich mir den pinken Helm auf und wollte starten, als meine Hände ins Leere griffen.
Der Schlüssel. Warum hatten eigentlich alle Schlüssel ein Problem mit mir und waren nie da, wenn ich sie brauchte?
Etwas klapperte vor meinem Kopf herum. Da war er ja! Ich wollte danach greifen, aber meine Hände griffen wieder nur Luft.
Ich sah Tom an, der den Schlüssel immer wieder lässig in seine Hand schnappen ließ. Er hatte sich sein Hemd nur flüchtig über die Schultern gestreift und seine Hose hing ihm ein bisschen zu tief, was daran lag, dass sie offen stand. Aber nein, ich würde mich nicht von diesem Anblick ablenken lassen.
"Gib her!"
"Ach, Ave. Es tut mir leid, wirklich, aber ich kann dich nicht fahren lassen. Du hast keinen Führerschein", grinste er und mein Herz sackte in die Hose, bzw. in meinem Fall in den Rock.
"Das kannst du doch nicht ernst meinen! Und doch, ich hab einen ob du es glaubst oder nicht. Und jetzt gib her...", schrie ich ihn an, was ihn total kalt ließ, denn er setzte sich mit betonter Langsamkeit den Helm über den Kopf und quetschte sich vor mich auf den heißen Sitz der Vespa.
Er startete. "Du solltest dich lieber festhalten", sagte er und ich dachte gar nicht dran. Sicher nicht.
Ich änderte meine Meinung schnell, als ich auf die Straße plumpste, weil er extra fest Gas gegeben hatte.
Wütend rappelte ich mich auf, setzte mich hinter ihm, wobei ich ihm ausversehen in die Nieren boxte und wir fuhren los.
Vor unserem Haus blieb er stehen.
Ich schwang mich von der Vespa und er hielt meine Hand fest, bevor ich weglaufen konnte.
"Ave, lass uns abends weiterreden, okay? Ich weiß, das war hart, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich dich liebe. Das weißt du doch, oder?"
Er wollte mich zu sich hinziehen, um mich zu küssen, doch ich stemmte mich mit aller Kraft gegen ihn und dann drückte er mir zum Abschied einen Kuss auf meine Hand und fuhr weiter zur Polizeistation. Na toll. Jetzt steh ich hier, wie der begossene Pudel, nur ein trockener Pudel und meine Haare sahen bestimmt katastrophal aus.
Nachdem ich eine Weile vor der Tür gestanden war und mich die Leute komisch ansahen (Was vielleicht auch daran lag, dass ich meine Bluse falsch zugeknöpft hatte) und ein kleines Mädchen hinter hervorgehaltener Hand murmelte: "Mami, gugg dir die mal an! Die ist bestimmt auch in einen Brunnen gefallen, ob ihre Mami auch so schimpft wie du?", ging ich in das kühle Haus und rannte die Treppen hoch.
In meinem Zimmer schmiss ich mich auf den Boden. Tom hasste es so sehr an mir, wenn ich bockte, doch es war mir egal. Ich reagierte nicht auf die Anrufe und schaltete mein Handy wütend ab. Es kam immer irgendwas dazwischen. Wollte ich wirklich so weitermachen und vor allem nachdem er mir gesagt hatte, was er von unserer Beziehung eigentlich hielt?
Und dann dachte ich daran, dass es wahrscheinlich nie wieder anders werden würde. Was hätte ich davon, wenn ich meine Beziehung zu Tom aufgab und wieder alleine wäre?
Nein, in diesem Fall war ich vielleicht ein wenig egoistisch aber ich wollte auf keinen Fall wieder alleine sein.
Na gut, das Schicksal hatte mich soweit, dass ich wieder aufstand, mich umzog und einen Entschluss fasste. Ich würde Tom besuchen. Was sollte ich sonst den ganzen Tag machen? Vielleicht könnte ich Nadine, meiner Betreuerin in meiner derzeitigen Abteilung ein bisschen Ablage abmurksen.
Mit einem frischen Shirt und Jeans fuhr ich mit meinem Fahrrad zum Polizeipräsidium.
Ich stellte es ab und ordnete meine Haare, die hoffentlich nicht allzu zerzaust waren und meine Gedanken, die ich einigermaßen aus dem Chaos lockte.
Dann straffte ich die Schultern und stapfte selbstbewusst in das Präsidium.