Читать книгу Auf der anderen Seite der Sterne - Liv Modes - Страница 5

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Der erste Wecker klingelte gegen sechs. Yanik hob den Kopf nicht einmal vom Kissen, um ihn zum Schweigen zu bringen. Alex selbst wachte gar nicht richtig auf. Sein Traum von einer wilden Verfolgungsjagd an einem exotischen Strand war viel zu spannend. Auch Anita kam darin vor und trug einen gelben Arztkittel.

Auch das zweite und das dritte Klingeln ignorierten sie konsequent. Erst Matteos penetrantes Klopfen an der Tür warf sie endlich aus den Betten.

»Aufstehen, ihr Schlafmützen!«, brüllte ihr gemeinsamer Freund durch die Tür, bevor er seinen Morgenlauf antrat. Das gehörte zu ihrem persönlichen Ritual. Während Matteo also um den Sportplatz joggte, gähnten und murmelten Alex und Yanik vor sich hin. Ihr Tagesablauf hatte sich über die Jahre so eingespielt, dass niemand mehr fragen musste, wer zuerst ins Bad ging. Selbst Yaniks Frühstücksgewohnheiten kannte Alex in- und auswendig. Eine Schüssel Cornflakes ohne Milch und ein halbes Brötchen, das so dick mit Nutella bestrichen war, dass Alex schon beim Gedanken daran übel wurde. Die andere Hälfte bekam Alex. Auch das gehörte zu ihrem Ritual.

Das alljährliche, angeödete Gemurmel über den Beginn des neuen Schuljahres beherrschte den Speisesaal.

»Ich will nicht, dass die Ferien schon wieder vorbei sind«, stöhnte auch Matteo, dessen dunkles Kraushaar noch feucht von der schnellen Dusche nach dem Lauf war. Justus und David, ebenfalls Klassenkameraden und gute Freunde, wechselten einen vielsagenden Blick.

»Wen musstest du dieses Mal in Italien zurücklassen?«, feixte David. Auch Alex grinste. Matteo verbrachte die meiste Zeit der Sommerferien bei seinen Verwandten in Italien und stürzte sich jedes Jahr aufs Neue in einen intensiven wie kurzlebigen Sommerflirt. Alex selbst erschien es unmöglich, sich ernsthaft in jemanden zu verlieben, den er kaum kannte. Der Kuss mit dem Volleyballer im letzten Urlaub, der ihn absolut kalt gelassen hatte, hatte es ihm bestätigt. Aber Matteo dachte anders und Alex amüsierte die Ernsthaftigkeit, mit der sein Freund seine Ferienbekanntschaften jedes Jahr aufs Neue verteidigte.

»Sie hieß Amarina und hatte die wunderschönsten Augen, die ich je gesehen habe!«, rief Matteo in gespielter Empörung. »Außerdem spielt sie besser Volleyball als ihr alle zusammen.« Leise schimpfte er auf Italienisch weiter.

»Du weißt schon, dass ich dich verstehe, oder?«, meinte Justus trocken und Matteo verstummte augenrollend. Justus sprach neben Italienisch noch drei weitere Fremdsprachen fließend, doch das vergaßen die meisten Jungen oft. David zog Justus manchmal damit auf, dass bei seiner Entwicklung mehr Energie für den Grips als für die Körpergröße draufgegangen war. Justus hatte aufgehört, mit ihm darüber zu diskutieren. Er reichte David gerade einmal bis zur Brust und hatte einen um Welten besseren Notenschnitt. Ihm fehlte es an überzeugenden Argumenten.

Yanik schüttelte nur den Kopf. »Ich kann mich nie daran erinnern, welche Augenfarben die Mädels hatten.«

Matteo funkelte ihn belustigt an. »Deswegen findest du die amore auch nicht!«

Daraufhin schwieg Yanik, was Alex wunderte. Sein bester Freund war sonst nie um eine Antwort verlegen. Doch außer ihm schien das niemand zu bemerken, denn in diesem Moment sprang Justus vom Stuhl auf und rief: »Mensch, los jetzt! Der Unterricht fängt gleich an!«

»Ich hoffe, Sie hatten schöne Ferien«, begann der Geschichtslehrer seinen Unterricht.

Yanik reckte sich. »Koks und Nutten, was will man mehr?«

Seine Mitschüler lachten. Der Lehrer verzog keine Miene.

»Und wir haben damals nur Gras geraucht«, entgegnete er trocken. »Umso mehr freue ich mich, dass Sie uns trotzdem ein letztes Mal die Ehre erweisen, Herr Jansen.«

Yanik neigte den Kopf spöttisch und Alex lächelte versonnen.

Ja, Yanik Jansen war zurück.

»Nachdem wir uns also über unsere Drogenerfahrungen ausgetauscht haben, wenden wir uns wieder der Geschichte zu und widmen uns dem ersten Weltkrieg.«

»Wenn der olle Kaiser damals öfter einen durchgezogen hätte, wäre er vielleicht von seinen Höhenflügen runtergekommen und hätte sich nicht so aufgespielt«, murmelte Alex in Yaniks Ohr. Dieser grinste.

»Er hätte uns zumindest sehr viel Lernerei erspart.«

»Herr Jansen!«, fuhr Herr Müller dazwischen. »Sie scheinen informiert zu sein. Dann erzählen Sie uns doch einmal, was Sie alles noch über Bismarck wissen.«

»Ähm … der Typ war ein schlechter Dealer?«

Die Klasse lachte und Alex griff sich in gespielter Verzweiflung an die Stirn. Wahrscheinlich würde er nicht nur Physik mit Yanik lernen müssen.

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