Читать книгу Sirius - Lola Martin - Страница 4
Name: Johnny
ОглавлениеIsländer-männlich
Geburtsdatum: 24. Juni 2003
Letzter Besitzer: unbekannt
Das gab’s nicht! Das war genau Vanessas Geburtsdatum.
Irmi Weixelbaum redete Johnny gut zu und führte ihn in den Gang. Dort legte sie ihm Sattel und Zaumzeug an und meinte:
“Johnny ist nun startbereit, bist du es auch?” Folgsam ging Johnny neben Irmi und Vanessa in Richtung Ausgang. Es war ein traumhafter Tag. Die Sonne gab ihr Bestes und die Vögel in den Bäumen zwitscherten um die Wette. Die Luft roch nach Sommer und Unbeschwertheit und Vanessa sollte diesen Tag nach Herzenslust genießen.
Sollte sie ..?
Mama, Papa und Hanna waren voraus gegangen und Herr Weixelbaum hatte die Idee, sie zu Kaffee und Kuchen auf der Veranda seines Wohnhauses einzuladen, welches gleich hinter den Ställen lag. Es war ein herrlich altes und liebevoll renoviertes Bauernhaus.
“Macht es euch inzwischen bei uns gemütlich!”, schlug Irmi vor, während sie mit sanftem Schwung Vanessa auf das Pferd hob.
Vanessa war kein unbeschriebenes Blatt mehr in Sachen Reiten, hatte sie doch schon einige Kurse absolviert und unzählige Bücher über ihre vierbeinigen Lieblinge verschlungen.
Vanessa war glücklich und dachte nicht mehr an den seltsamen Vorfall im Stall. Wer weiß, vielleicht hatte sie sich ja auch nur getäuscht. Jedenfalls war heute ihr Geburtstag und sie saß fest und stolz im Sattel. Auch Johnny benahm sich so, wie man es von einem ganz normalen Pferd gewohnt war.
Gemütlich ging es nun den schmalen Schotterweg entlang über ein paar Hügel, bis sie schließlich zu einem Waldstück gelangten. Dort angekommen, meinte Irmi, die natürlich die Zügel immer fest im Griff hielt:
“Siehst du, von hier aus ist es gar nicht mehr weit bis zu euch nach Hause!” Sie deutete mit gestrecktem Finger auf eine nicht weit entfernte Bergkuppel.
Dahinter liegt schon Birkenfeld...”
Birkenfeld war ein kleines, verschlafenes Nest , wo jeder noch jeden kannte und die Welt noch in Ordnung zu sein schien. Hier lebte Vanessa mit Mama, Papa und ihrer Schwester Hanna, die gerade Dreizehn geworden war und sich schon mächtig erwachsen vorkam. Sie besaßen am Rande der Ortschaft ein kleines, schmuckes Häuschen mit einem großen Garten, an den weitläufige Wiesen und Felder angrenzten.
“Vielleicht möchtest du ja öfter herkommen und Reitstunden nehmen? Wenn du willst, spreche ich mit deiner Mutter darüber. Nichts wäre Vanessa lieber als das gewesen. Vielleicht konnte sie auch dann dem geheimnisvollen Geschehen im Stall auf den Grund gehen.
Sie gingen noch ein Stück zusammen in den Wald hinein und Irmi erklärte Vanessa alles über Pferde und beantwortete geduldig alle Fragen, die ihr unter den Nägeln brannten. Dabei erfuhr sie auch eine Menge Interessantes über Johnny.
Das Pferd fand man eines Nachts völlig durchnässt und unterkühlt am Rande der Landstraße, die auch am Reitstall vorbei führt. Ein Autofahrer, dem das arme Tier aufgefallen war, verständigte die Polizei und die brachte Johnny dann erstmal zum Aufwärmen in Irmis Hof.
Er blieb dort einige Tage, bis er wieder bei Kräften war.
Zwischenzeitlich wurde alles Menschenmögliche unternommen, um seine Herkunft zu klären und ihn wieder zu seinem Besitzer zurück zu bringen. Doch dies gestaltete sich als äußerst schwierig. Man forschte in alle Richtungen, doch leider ohne Erfolg. Nirgendwo wurde ein solches Pferd vermisst.
Nun war er schon bald drei Wochen auf dem Hof, als endlich Licht in die Angelegenheit zu kommen schien.
Es wurde berichtet, dass ein Einsiedler, ein Mann, der weitab vom nächsten Ort, in einer Einöde wohnte, tot in seinem Haus aufgefunden worden war. Das war zunächst noch nicht außergewöhnlich, denn er war alt und krank. Doch dann fiel den Polizisten die halb verfallene Hütte auf, die sie hinter dem Haus fanden. Sie mochte wohl als Unterschlupf für ein Tier, vielleicht für ein Pferd, gedient haben.
Nach langen Ermittlungen fand man schließlich heraus, dass es Johnnys Zuhause gewesen war.
“Als uns dies die Polizei übermittelte, war ich fast ein bisschen erleichtert”, gestand Irmi, “denn inzwischen hatten wir uns so an ihn gewöhnt, dass wir ihn nur schweren Herzens wieder hergegeben hätten.”
Vanessa hörte sich die Geschichte aufmerksam an, fragte aber dann: “Woher wusstet ihr denn seinen Geburtstag, wenn ihr ihn doch nicht gekannt habt? Er ist nämlich genau am gleichen Tag im gleichen Jahr auf die Welt gekommen, wie ich..!“
“Das kann ich dir gerne erklären”, antwortete Irmi.
“Wir entdeckten bald eine Markierung in seinem rechten Ohr, auf der das Datum “24. Juni 2003” stand, und als uns der Tierarzt nach einer Untersuchung auch noch versicherte, es könne sich eigentlich nur um sein Geburtsdatum handeln, waren wir ziemlich sicher.
Vanessa war nur zum Teil zufrieden mit dieser Antwort, erhoffte sie sich doch etwas mehr Aufschluss über Johnnys glitzernden Huf. Doch darüber kam nichts zur Sprache. Sollte sie sich ihr anvertrauen?
Nein, das würde ihr sowieso keiner glauben und womöglich nähme sie dann niemand mehr ernst! Sie verwarf den Gedanken schnell wieder.
Schweigend ritt Vanessa durch den Wald auf dem Pfad, der inzwischen immer schmäler wurde, bis Frau Weixelbaum meinte:
“Was ist los, Vanessa, hat es dir die Sprache verschlagen? Ich denke, wir müssen umkehren. Es ist schon spät und der Weg wird zu eng für uns.” Sie machten kehrt und Irmi begann wieder zu erzählen:
“Wo war ich vorhin stehen geblieben? - Nun, als wir die Geschichte um Johnny und auch sein Alter erfahren hatten, entschieden wir uns, ihn zu behalten und gaben ihm seinen Namen. Der Rest war nur noch Formsache. Inzwischen ist er schon über ein Jahr bei uns”, ergänzte sie und tätschelte seinen Kopf.
“Er ist wirklich ein liebes Tier.”
Die Zeit verging wie im Flug und ehe sie sich versahen, standen die Drei wieder vorm Tor des Hofes. Da kamen ihnen schon Mama und Papa entgegen.
“Hat es dir gefallen?”, fragte Mama und fing Vanessa mit beiden Armen auf, als diese vom Pferd springen wollte.
“Das war mein schönstes Geburtstagsgeschenk!”, jauchzte sie.
Da kam Hanna um die Ecke gebogen. Auf dem Arm trug sie ein winziges Etwas, das aussah, wie ein Haarknäuel.
“Ist die aber süß!” Vanessa war ganz entzückt von dem kleinen Kätzchen, das Hanna in der Hand hielt.
“Das ist eines von unseren vier neuen Familienmitgliedern”, erklärte Herr Weixelbaum, der nun auch herbeigekommen war. “Nun bring es aber rasch wieder in sein Nest zurück”, befahl er, als er bemerkte, dass die Katzenmutter bereits um ihn herum tänzelte und drohende Laute ausstieß.
“Ihr könnt gerne eins davon haben, wenn die Kleinen erst mal von der Mutter entwöhnt sind.”
“Darüber reden wir ein anderes Mal”, entschied Mama kurzerhand. “Nun müssen wir uns aber von euch verabschieden und bedanken uns von Herzen für diesen wundervollen Tag, den ihr uns und vor allem Vanessa bereitet habt.”
Mama reichte zuerst Irmi und dann Herrn Weixelbaum die Hand. Er war ein kleiner, hagerer Mann, kaum größer als Mama und hatte graumeliertes, dünnes Haar und einen noch dünneren Schnauzbart.
“Auf Wiedersehen!”, riefen alle noch einmal, als sie schon im Auto saßen und Vanessa war froh, dass Mama gleich weitere Reitstunden mit Irmi vereinbart hatte. Aber jetzt ging es erst einmal heimwärts.
Die Heimfahrt kam Vanessa entschieden kürzer vor. Das schien aber nur so, weil sie nicht mehr angespannt war und alles nun hinter ihr lag. Während der Fahrt überlegte sie hin und her, ihrer Schwester Hanna von der Beobachtung im Stall zu erzählen. Es sollte gut gewesen sein, dass sie es nicht tat ...