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10. Schulbeginn 20. April 1931

Lotte kommt erst mit sieben Jahren in die erst vor wenigen Jahren erbaute Wildermuth-Schule. Im Winter zuvor überfällt sie eine Halsentzündung, Angina genannt. Der Hals ist zugeschwollen, auf den Mandeln sitzen Eiterstückchen, das Schlucken tut weh und obwohl sie wegen des Fiebers großen Durst hat, will sie nichts trinken. Versucht sie es doch, kommt alles zur Nase wieder heraus. Mutter kenne all dies sehr genau, denn sie war oft schon genau so geplagt. Viele Tage will das Fieber trotz der kalten Wadenwickel nicht weichen, auch die Tropfen und Halswickel des Hausarztes bringen keine Besserung; er sorgt sich sehr um Lotte und kommt täglich. Aber endlich wird es doch besser. Lange Zeit kann sie sich danach nicht erholen, verlässt das Bett dünn wie ein Fädchen. Ihr ist schwindlig, einmal fällt sie sogar um und ist einige Zeit bewusstlos.

Wie gut, dass die folgenden Frühlingstage voll Sonnenschein sind - schon im März kann Lotte, gut zugedeckt, auf der Terrasse unter einem grünen Schirm liegen.

Mutter kocht die geliebten Makkaroni mit Tomatensoße. Es gibt Vanille- und Schokoladenpudding, dazu allerlei Fruchtsoßen, Marmorkuchen, Apfelkuchen, Kopfsalat, mit Olivenöl und Zitronensaft angemacht. All diesen Herrlichkeiten gelingt es endlich, die Fädchenzeit zu beenden.

Nun kann der erste Schultag kommen! Eine rote Schultüte mit goldener Borte verziert gefällt Lotte am besten unter den vielen, die im Papiergeschäft auf Kinder warten. Mutter füllt sie mit Obst und steckt heimlich ganz unten in die Spitze Geleefrüchte hinein! Die gibt es im Schleckerle, einem nur zimmergroßen Lädchen in der Neckargasse 1. Oben im Haus wohnen Mutter und Lotte damals.

Diese grünen, orangefarbenen und himbeerroten in feinem Kristallzucker gewälzten Stückchen sind heute noch genauso gut wie vor vielen Jahren, denn das kleine Geschäft gibt es am selben Ort immer noch und wenn Lotte hin und wieder in der alten Heimat weilt, muss sie mehrere Päckchen kaufen zum Verschenken und selber essen.

Bald ist die Schulausrüstung beisammen. Tante Berta aus Neu-Ulm hat ein dunkelblaues Bleylekleid geschickt mit farbigen Streifen. Das gut dazu passende Filzhütchen stammt aus Clärle Grosses Kinderzeit, neue Spangenschuhe kauft Mutter.

Untermieter Professor Pulewka macht auf der Terrasse ein Foto. Lottes Gesichtsausdruck darauf ist bedenklich, denn sie hat im Gedanken an künftige Rechenstunden ein mulmiges Gefühl im Magen! Lesen hat sie zusammen mit Wolfgang bei Großvater gelernt und das Malen wird ihr große Freude machen.


Elisabeth Walz mit Lotte auf dem Dach des Hauses Mühlstraße 1, 1930

Den besonders schönen Ranzen aus hellbraunem Leder spendiert Onkel Willy, ihr Patenonkel. Das gute Stück wird sehr bewundert und hat nur einen kleinen Fehler. Unter dem Namensschildchen mit dem Buchstaben L.W. befindet sich ein Drehknopf zum Öffnen des Deckels. Lausbuben haben das sofort herausgefunden, leise schleichen sie heran, drehen, der Deckel schnappt auf, und Lotte ärgert sich. Aber Mutter findet die Lösung: Sie häkelt ein lederfarbenes Schnürle, das unter dem Drehknopf durchgeschlungen, zu einer kleinen Schleife gebunden und verknotet wird. Nur Lotte kann es dann im Klassenzimmer aufknüpfen! Ätsch, aus ist es mit dem Ärgern!

Mutter erfährt, dass Frau Kerridge die erste Klasse übernehmen wird. Alle, welche sie kennen, sagen, welch ein Glück für die kleinen Mädchen, denn sie sei wirklich die allerbeste Lehrerin, um die Schulzeit zu beginnen.


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