Читать книгу Ich werde dich nie verlassen. Gott - Louie Giglio - Страница 9

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Kapitel 2

Das Wichtigste an Ihnen

Das Verlangen nach dem Segen unseres Vaters gehört zu den stärksten Kräften in unserem Leben. Dieses Buches soll Ihnen dabei helfen, Gott als Ihren vollkommenen himmlischen Vater kennenzulernen, zu erleben und so innerlich frei zu werden.

Aber es gibt etwas, das für unser Sein noch stärker, noch grundlegender, noch zentraler ist, und das werden wir zunächst gemeinsam entdecken. Es legt die Basis für den Segen unseres himmlischen Vaters, und ich wage zu behaupten, dass es das Wichtigste an jedem Menschen ist – und bei Ihnen wird das nicht anders sein.

 Es geht nicht um Ihre Herkunft.

 Es geht nicht um Ihren Bildungsstand.

 Es geht nicht um das, was andere über Sie denken.

 Es geht nicht einmal darum, was Sie über sich selbst denken.

 Es geht nicht um Ihren familiären Hintergrund.

 Es geht nicht um Ihre Gaben und Fähigkeiten.

 Es geht nicht um das, was Sie bewältigt haben.

 Es geht nicht um Ihren Besitz oder das, was Sie nicht besitzen.

 Es geht nicht um das, was Sie in der Vergangenheit getan oder nicht getan haben.

 Es geht nicht um Ihre Persönlichkeit.

 Es geht nicht um Ihr Aussehen, Ihren Grips, Ihre Freunde oder Ihren Einfluss.

 Es geht nicht um Ihre Erfolge oder Ihr Scheitern.

Nichts davon. Das Wichtigste an Ihnen ist das, was Sie denken, wenn Sie über Gott nachdenken.

Vielleicht ergibt das für Sie Sinn, vielleicht überrascht es Sie aber auch. Ich weiß, dass es eine gewaltige Aussage ist, aber wenn Sie einmal genau nachdenken, werden Sie merken, dass nichts an Ihnen wichtiger ist als das, was Sie über Gott denken. Ihr Bild von Gott. Das ist das Wichtigste an Ihnen, das, was Sie ausmacht.

Dan DeHaan, der in meiner Jugend einer meiner Mentoren war, hat mir und meinen Freunden dieses Bild damals sehr eindrücklich vor Augen gemalt. Ich kann seine Worte in jenem Sommerlager noch heute hören: Das Wichtigste an dir ist das, was du denkst, wenn du über Gott nachdenkst. Er sagte es mit leuchtenden Augen. Eigentlich leuchteten seine Augen immer, wenn er über Gott sprach.

Ich erinnere mich noch deutlich an jenen Tag im Jahr 1982, als Dan allein mit dem Flugzeug von einer Veranstaltung zur nächsten flog. Der Flieger stürzte nachts in einer abgelegenen bergigen Gegend im Norden von Alabama ab. Im Alter von 33 Jahren war Dan plötzlich nicht mehr da.

Aber diese Leidenschaft dafür, Gott besser kennenzulernen – und dieser Ausspruch von ihm –, lebte in den Herzen vieler Menschen fort, die er positiv beeinflusst hatte: Das Wichtigste an dir ist das, was du denkst, wenn du über Gott nachdenkst.

„Durch ihn“ und „für ihn“

Später fand ich heraus, dass Dan wiederum sehr stark durch eine andere berühmte Stimme aus einer früheren Generation beeinflusst worden war: durch den Theologen und Pastor A. W. Tozer. In seinem bekannten Buch Das Wesen Gottes formuliert es Tozer folgendermaßen: „Was uns durch den Kopf geht, wenn wir über Gott nachdenken, das ist das Wichtigste an uns.“3

Warum hat Tozer so eine pauschale Aussage über uns gemacht? Warum sollte er eine so verallgemeinernde, starke und umfassende Aussage über Sie und mich machen? Kannte er uns denn? Wusste er irgendetwas über Ihre Lebensgeschichte oder die meine?

Tozer musste nicht jeden von uns persönlich kennen, denn er wusste, was Gott im Brief an die Kolosser über uns sagt, wo wir einen der Eckpfeiler dieser Wahrheit finden. Dort heißt es: „Alles ist durch ihn und für ihn erschaffen“ (Kolosser 1,16).

Ist Ihnen die doppelte Gewichtung in dem Vers aufgefallen? Zunächst wurden Sie durch Gott erschaffen. Er ist Ihr Ursprung. Sie haben sich nicht selbst erschaffen. Sie sind nicht durch irgendeinen kosmischen Zufall entstanden. Und weil Gott Sie erschaffen hat, sind Sie ungeheuer wichtig und wertvoll und werden geschätzt. Und zweitens wurden Sie für Gott erschaffen. Das ist der eigentliche Sinn Ihres Daseins auf dieser Erde und bis in die Ewigkeit. Als Gott Sie erschaffen hat, hat er Sie nicht einfach auf irgendeinem Felsen irgendwo im All abgesetzt und sich verabschiedet, um sich dann nie wieder bei Ihnen zu melden. Er hat Sie erschaffen, damit Sie eine lebendige Beziehung zu ihm haben können. In Ihrer DNA ist ein Reaktionsmechanismus fest verankert, der Ihnen genau das ermöglicht.

Da wir durch Gott und für Gott erschaffen wurden, sucht unser Herz nach dem Gott, durch den und für den wir erschaffen wurden. Unsere Seele will ihm antworten. Etwas in uns zieht uns, wie durch einen unsichtbaren Leitstrahl gelenkt, regelrecht zu Gott hin.

Und doch wehren sich viele Menschen gegen diese Anziehungskraft. Sie versuchen, diesen Drang zu ignorieren. Sie verdrängen den Gedanken an Gott aus ihrer Weltanschauung und tun so, als gäbe es diese Anziehungskraft nicht. Aber man kann Gott letzten Endes nicht ignorieren. Irgendwann gibt jeder dieser Kraft nach und denkt zumindest einmal über Gott nach, auch wenn man es nicht laut zugeben würde. Das liegt daran, dass die Kraft, die uns zu Gott zieht, direkt in unserer Seele verankert ist. Wir wurden dazu erschaffen, diese Anziehungskraft in uns zu spüren.

In Apostelgeschichte 17, Verse 25–28, wird davon berichtet, dass Gott „allem, was ist, Leben und Atem [gibt], und er stillt jedes Bedürfnis, das ein Mensch haben kann“, und dass er das getan hat, damit „die Völker Gott suchen und auf ihn aufmerksam werden sollten und ihn finden würden – denn er ist keinem von uns fern“. Das ist der gleiche Gedanke wie oben: nämlich dass wir durch Gott und für Gott erschaffen sind und uns deshalb unablässig zu ihm hingezogen fühlen.

Wenn Sie sich jemals zu Gott hingezogen gefühlt haben, dann ist das das Resultat dieses Mechanismus. Gott hat dieses Hingezogensein in Sie hineingelegt. Im Original schwingt in dem Abschnitt in Apostelgeschichte 17 auch „nach Gott tasten“ mit, so als hielten wir uns in einem dunklen Zimmer auf, in dem lauter Dinge auf dem Boden liegen, hätten die Augen verbunden und würden uns langsam vorwärtstasten. Wir wissen, dass es da draußen etwas gibt, das mächtiger ist als wir – etwas, das stärker, größer und wichtiger ist.

Lukas beschreibt Gott hier nicht als finsteres Wesen mit einem schrägen Sinn für Humor, das uns auf der Suche nach ihm absichtlich im Dunkeln herumtappen lässt. Vielmehr wird beschrieben, wie die Sünde Sie und mich blind gemacht hat für denjenigen, der uns durch sich und für sich selbst erschaffen hat, und wie wir zu unwichtigeren Dingen greifen, die die Sehnsucht in unserem Herzen letztlich nie stillen können.

Nach wem suchen wir? Und wo? Glücklicherweise heißt es in Apostelgeschichte 17, dass Gott „keinem von uns fern“ ist. Einige Sätze später fügte Tozer in Das Wesen Gottes in Anlehnung an Apostelgeschichte 17 diesen Gedanken hinzu: „Aufgrund eines verborgenen Gesetzes der Seele neigen wir dazu, unserem geistigen Gottesbild nachzustreben.“4

Wenn wir uns also alle auf unser geistiges Gottesbild zubewegen, dann sollten wir uns auf das richtige Bild zubewegen, die richtige Vorstellung von Gott. Um es noch einmal zu sagen: Ja, wir alle bewegen uns irgendwann auf unsere Vorstellung von Gott zu – aber manche bewegen sich vielleicht auf ein fehlerhaftes oder sogar schädliches Bild von Gott zu. Da dieses Bild von Gott das Wichtigste an uns ist – weil es unsere Identität prägt, uns Sicherheit und Sinn und einen Auftrag gibt und unser Handeln und unsere Herzenshaltung bestimmt –, sollte es das richtige sein.

Wie sieht Ihr Bild von Gott aus?

Wenn Sie vor einem Zeichenblock säßen und ich würde Sie bitten, ein Bild von Gott zu zeichnen: Was würden Sie dann malen? Ich spreche hier nicht von einem Bild, auf dem jemand aus Haut, Fleisch und Knochen zu sehen ist, sondern von einem Bild dessen, was Gott im Kern für Sie ist.

Jeder hat ein Bild von Gott im Kopf, und es gibt Tausende verschiedener Ansichten. Manche sind gut, aber manche sind auch nicht ganz richtig. Ihre Vorstellung von Gott kann auf viele unterschiedliche Dinge zurückzuführen sein. Vielleicht haben Ihre Eltern Ihnen schon in Ihrer Kindheit von Gott erzählt, und Sie haben viele dieser Vorstellungen übernommen. Manche davon waren hilfreich, manche schädlich. Natürlich haben das religiöse Umfeld und der Teil der Welt, in dem Sie aufgewachsen sind, bei der Entstehung Ihres Gottesbildes ebenfalls eine große Rolle gespielt.

„Aufgrund eines verborgenen Gesetzes der Seele neigen wir dazu, unserem geistigen Gottesbild nachzustreben.“

A. W. Tozer

Vielleicht hat auch ein Dozent Ihr Gottesbild geprägt. Sie haben in einem Seminarraum gesessen, und ein intelligenter Mensch mit vielen akademischen Titeln hat behauptet, dass Gott nur ein Mythos sei, und das hat Ihre Sicht von Gott geprägt.

Oder vielleicht hat Ihre Gemeinde Ihr Gottesbild geprägt. Egal, in welcher Glaubensrichtung Sie aufgewachsen sind: Sie hat Ihr Gottesbild geprägt – manchmal zum Guten, manchmal aber auch nicht.

Vielleicht haben auch Freunde Ihnen durch Taten oder Worte gezeigt: So ist Gott, und das hat Ihre Vorstellung von Gott beeinflusst.

Oder vielleicht haben Sie zugelassen, dass Ihre Lebensumstände Ihr Bild von Gott prägen. Vielleicht sind Sie der Auffassung, Gott habe sich nicht für Sie eingesetzt oder habe seinen Teil einer Abmachung nicht eingehalten, von der Sie dachten, Sie hätten sie mit ihm getroffen. Oder er hat Sie irgendwie enttäuscht, und das hat Ihr Bild von Gott negativ beeinflusst.

Ich habe kürzlich etwas über einen Pionier des Fernsehens gelesen, der sagte, er wolle nichts mit Gott zu tun haben. Er bezeichnete sich selbst als Atheist, weil er, als er noch jung gewesen war und sein Vater im Sterben lag, vergeblich für dessen Heilung gebetet hatte. Wenn Gott angeblich so gut sei, warum hatte dieser gute Gott seinen Vater dann nicht gerettet? Dieser eine Augenblick schmerzhafter Verwirrung und Enttäuschung prägte seine Sicht von Gott für den Rest seines Lebens.

Und im Grunde könnte man das Gleiche von uns allen sagen. Durch irgendetwas, das wir gelernt, gehört oder erlebt haben, entstand in unserem Kopf ein bestimmtes Bild von Gott. Es gibt zwar unzählig viele Vorstellungen davon, wie Gott ist und wie er aussieht, aber einige davon begegnen uns häufiger als andere.

Ein bunter Haufen Götter

Für manche Menschen ist Gott „der alte Mann da oben“ – der Opa-Gott. Ich will mich an dieser Stelle nicht über irgendeine Vorstellung von Gott lustig machen. Ich möchte nur helfen, das ans Tageslicht zu bringen, was manche von uns denken, und einigen unserer geringeren Götter die Masken vom Gesicht reißen. Opa-Gott gibt es schon seit ewigen Zeiten. Kein Wunder also, dass er inzwischen etwas betagter geworden ist. Er hat einen langen weißen Bart und eine beruhigende Stimme, die wie die von Morgan Freeman klingt. Er schreitet mit einem Zwinkern im Gesicht und Süßigkeiten in der Hand durch den Himmel. Er hört schon etwas schlecht, also sollten Sie etwas lauter sprechen, wenn Sie ihm etwas sagen wollen, und machen Sie um Himmels willen keine so laute Musik in der Kirche!

Opa-Gott hat den Anschluss an unsere moderne Kultur verloren und hat auch noch nicht gelernt, wie man Textnachrichten schreibt. Wenn er mal sein altes Tastenhandy gegen ein Smartphone eintauscht, wird er sicher die Schrift so groß einstellen, dass sie die Enkel noch vom anderen Ende des Zimmers aus lesen können. Er ist sanft und freundlich, aber er wird Ihnen ganz sicher nicht mit der Fernbedienung Ihres Fernsehers oder den komplexen Fragen Ihres Alltags helfen können. Er hat etwas vom Nikolaus, also vergessen Sie nicht, ihm die Stiefel rauszustellen. Oder auch nicht.

Oder vielleicht sehen Sie Gott nicht als Opa, sondern als jemanden, der viele Regeln aufstellt und wie ein Schiedsrichter Punkte zählt. Beim Schiedsrichter-Gott geht es immer nur um das, was man tun soll und was man nicht tun darf. Wenn Sie in die Kirche gehen, bekommen Sie einen Punkt. Wenn Sie über einen Autofahrer schimpfen, der Sie geschnitten hat, verlieren Sie zwei Punkte. Dieser Gott hat Sie immer im Visier, bewertet, urteilt und zählt mit. Er macht sich ständig Notizen über Sie. Sie haben etwas Gutes gedacht? Das wird aufgeschrieben. Sie hatten eine schlechte Einstellung? Es werden Punkte gelöscht. Man muss sehr vorsichtig sein, um bei diesem Gott nicht in Ungnade zu fallen. Und man muss sich sehr anstrengen, wenn man bei diesem Gott weiter mitspielen will. Letzten Endes drückt einem dieser Gott vor den Toren des Himmel einen computergenerierten Kontoauszug mit Soll und Haben in die Hand. Wenn man Glück hat, ist man im Haben und darf rein. Juhu! Wenn man dieser Vorstellung von Gott folgt, steht der Himmel nur für diejenigen offen, die keine roten Zahlen schreiben. Und das kann Ihnen nur dann gelingen, wenn Sie sich mehr Mühe geben und genügend gute Dinge tun, damit die Waagschale sich zu Ihren Gunsten neigt.

Manche halten Gott für eine nebulöse Kraft, eine Art positive Energie oder Licht. Diese göttliche kosmische Kraft hat weder Namen noch Gesicht und ist wahrscheinlich weder Person noch Persönlichkeit. Diese „Kraft“ ist weit weg, abstrakt und undefinierbar. Wenn alle Variablen zufällig stimmen, können wir sie anzapfen. Das merken wir in Form eines Impulses, eines guten Gefühls, bestimmter atmosphärischer Schwingungen oder dass wir uns auf mysteriöse Weise in einem harmonischen Einklang mit dem Universum befinden. Menschen mit diesem Gottesbild sprechen oft von Spiritualität, aber sie beschreiben damit keinen Gott, den man persönlich kennenlernen kann. Bei dieser Vorstellung von Gott geht es nur darum, dass es irgendwo da draußen im Universum etwas gibt, das größer ist als wir und das sich meistens gut und richtig anfühlt. Es strahlt wie Licht und ist geheimnisvoll und größer als wir. Aber man kann nicht genau sagen, was es wirklich ist.

Vielleicht ist Gott für Sie aber auch ein rücksichtsloser Schläger, der immer auf einen Streit aus ist. Dieser wütende Gott schubst die Menschen gern willkürlich herum und zahlt es ihnen heim. Es macht ihm Spaß, Strafen zu verteilen. Damit eines klar ist: Dieser Gott kann Sie nicht besonders gut leiden. Im Gegenteil. Er kann es kaum erwarten, Sie mit einem ordentlichen Schwinger umzunieten. Wumm! Und, tschüss, Sie sind erledigt.

Wenn Sie clever sind, gehen Sie dem wütenden Gott aus dem Weg. Wer würde das nicht tun? Sie sind einmal in eine Kirchengemeinde gegangen, in der dieser Gott zu Hause war, und haben gemerkt, dass dort nicht viele Leute hingingen. Puh. Das ist kein Gott, den Sie jede Woche anbeten wollen. Warum sollte man sich das mehr als ein Mal antun? Er wartet doch nur darauf, Sie in Stücke reißen zu können.

Für andere Menschen ist Gott so etwas wie „Alexa“ oder „Siri“ – ihr persönlicher Butler im Himmel. Der Butler-Gott steht immer zu Diensten und hat rund um die Uhr Rufbereitschaft. Sie brauchen Wegweisung? Fragen Sie einfach. Sie hätten gern anderes Wetter? Wird gemacht. Der Butler-Gott schickt Nachrichten, hat Ihren Kalender im Blick, findet das, was Sie verlegt haben, und gibt Ihnen eine lustige Antwort auf die Frage: Wie macht der Fuchs?5

Wenn Sie einmal bewusst darauf achten, wie manche Menschen über Gott reden, werden Sie den Eindruck nicht los, er sei nur dazu da, ihre To-do-Listen abzuarbeiten. Man drückt einen Knopf, und – schwupp – steht er lächelnd vor einem. Aber dieser Gott ist nie lange in Ihrem Leben zugegen. Dieser Gott ist nämlich sehr praktisch: Man ruft ihn nur, wenn man Hilfe braucht. Wenn man ihn nicht mehr braucht, drückt man einfach wieder auf den Knopf, und schon ist er verschwunden.

Man könnte die Liste ewig weiterführen.

Der Buntglasfenster-Gott ist erhaben und stoisch. Er verwendet komplizierte theologische Fachbegriffe und mag es zugeknöpft und ordentlich. In seiner Kirche gibt es keine „moderne“ Musik. Dieser Gott passt zu einer königlichen Hochzeit. Er mag lieber die harten, extrem unbequemen Kirchenbänke, und ihm ist die Farbe des Teppichs im Mittelgang sehr wichtig. Immerhin ist es ja sein Haus. Manche Vertreter dieses Gottesbildes glauben übrigens, dass Gott tatsächlich im Kirchengebäude wohnt.

Der Hipster-Gott ist mega am Puls der Zeit. Er ist eine Mischung aus Barista und Theologe.

Der Kumpel-Gott befindet sich auf gleicher Augenhöhe mit uns. Wir grüßen ihn mit einem lockeren „Was geht ab, Bruder? Gib mir fünf!“. Er ist gechillt, ganz normal, und man kann gut mit ihm abhängen.

Der Ich-Gott ist – na ja, eben ich. Natürlich sagen wir nicht laut: Ich bin Gott. Aber wir verhalten uns so. Oder wir denken so. Wir sagen, wo’s langgeht. Wenn wir dieses Gottesbild im Kopf haben, dreht sich alles nur um mich, mein, ich. Ich habe das Sagen. Ich treffe alle Entscheidungen. Ich habe die Kontrolle. Ich habe alles selbst geschafft. Die Welt dreht sich nur um mich, und ich lenke mein eigenes Geschick. Nein danke, niemand sagt mir, was ich zu tun habe.

Der Büfett-Gott ist eine Mischung aus allen bisher genannten Gottheiten, alle hübsch nebeneinander, damit man sich je nach Bedarf den passenden aussuchen kann. An diesem Gott nimmt man keinen Anstoß, man reibt sich nicht an ihm, und er macht keine absoluten Aussagen. Bei ihm gibt es kein Richtig und kein Falsch. Wenn Sie diese Vorstellung von Gott im Kopf haben, dann glauben Sie, Sie könnten sich an der großen himmlischen Salattheke einfach alles auf den Teller laden, was Sie gern hätten. Ich nehme ein wenig hiervon und mische es mit ein wenig davon. Dieser Gott kann alles oder nichts sein. Sie könnten Gott sein, und ich könnte Gott sein, wir alle könnten Gott sein, und keiner könnte Gott sein.

Und dann gibt es natürlich noch den Kein-Gott-Gott. Es ist nicht leicht, dieses Bild im Kopf zu haben, weil es eigentlich kein Bild ist. Es ist etwas, das Sie aus Ihren Gedanken zu löschen versuchen. Sie glauben nicht an Gott, weil Sie nicht glauben, dass es einen Gott gibt, an den man glauben kann. Ich habe ziemlichen Respekt vor Atheisten. Ehrlich. Jeder Mensch auf diesem Planeten muss eine Antwort auf die großen Fragen des Lebens finden – und dann entsprechend leben. Diese Fragen zu beantworten, ohne dass Gott Teil der Gleichung ist, ist harte Arbeit, und es verlangt riesige Glaubensschritte. Aber manche geben sich alle Mühe und erklären ihre Existenz mit einem Negativ, das schwer zu beweisen ist, indem sie verkünden: „Es gibt keinen Gott.“

Gottes Fingerabdrücke in der Schöpfung

Ich gebe zu, dass meine Beschreibungen von dem, wie Menschen Gott sehen, nicht ganz ernst gemeint sind. Aber wahrscheinlich findet sich hier und da doch ein Aspekt eines dieser Gottesbilder in Ihrem Denken wieder. Oder Sie haben sogar ein völlig anderes Bild von Gott. Aber ganz gleich, wie Sie die Frage „Was denken Sie, wenn Sie über Gott nachdenken?“ für sich beantworten, die gute Nachricht ist, dass Gott – der wahre Gott – dieser Unterhaltung nicht nur passiv lauscht.

Gott will, dass Sie wissen, wer er ist. Er versteckt sich nicht wie die berühmte Nadel im Heuhaufen und sagt: „Viel Glück dabei, wenn du herauszufinden versuchst, wer ich wirklich bin.“ Er setzt Sie auch nicht in einem geistlichen Labyrinth aus, in irgendeinem schrägen Spiel, bei dem es um die Ewigkeit geht. Ganz im Gegenteil. Gott hat überall in der Schöpfung seine Fingerabdrücke hinterlassen und hat alles getan, um Ihnen zu zeigen, wer und wie er wirklich ist. Gott will von Ihnen gefunden werden – noch mehr, als Sie ihn finden wollen. Er will, dass Sie ihn kennenlernen und erfahren, wie sehr er Sie liebt.

Deshalb zeigt sich Gott Ihnen ständig. Durch die Bibel, durch die Schöpfung, durch den Heiligen Geist, der in unserem Leben am Werk ist, und auch durch den Einfluss gläubiger Menschen in unserem Umfeld vermittelt Gott uns andauernd, wer er ist. Gott weiß, dass viel auf dem Spiel steht, denn wenn wir nicht wissen, wer er wirklich ist, könnten wir unser ganzes Leben mit einer falschen Vorstellung von ihm verbringen und würden jeden Tag versuchen, gemäß eines verdrehten Gottesbildes zu agieren.

Und das kann zu jeder Menge Probleme führen. Wenn wir eine falsche Sicht von Gott haben, könnte es passieren, dass wir unser Leben lang vor dem wahren Gott davonlaufen, uns vor ihm verstecken, wütend auf ihn sind oder enttäuscht von ihm. Wir könnten den Eindruck haben, dass er uns ablehnt, zwiespältige Gefühle ihm gegenüber hegen oder Angst haben, dass unser Konto bei Gott im Minus ist. So sieht das Leben im Überfluss, das Jesus uns anbietet, nicht aus. Und deshalb leben wir in einem Universum, in dem man ihn unmöglich übersehen kann.

Während meines Studiums bin ich mit meinem Freund Johnny einmal quer durch Amerika gereist und habe dabei in einigen der spektakulärsten Nationalparks campiert. Als wir an einem sengend heißen Julinachmittag am Grand Canyon eintrafen, bauten wir unser Zelt auf einem der Campingplätze in der Nähe des Eingangs zum Nationalpark auf. Der Blick über die zerklüfteten Weiten war atemberaubend, aber wir wollten unbedingt hinunter auf den Grund des Canyons steigen.

Das Problem war, dass man die Stellplätze auf einem der Campingplätze am Fuße des Canyons schon Monate im Voraus buchen musste. Leider hatten wir keine Platzreservierung, also hatten wir nicht viele Möglichkeiten, wenn wir mal runter wollten. Weil die Temperaturen im Canyon deutlich über 40 Grad lagen, wurde uns dringend davon abgeraten, tagsüber hinunter- und wieder hinaufzusteigen. Die Parkrangerin, die wir um Rat gefragt hatten, sah uns an und meinte dann: „Ich glaube, die Chancen stehen schlecht. Beim Abstieg werdet ihr geröstet und beim Aufstieg vertrocknet ihr.“ Aber dann bot sie uns eine reizvolle Möglichkeit an: Wir könnten nachts hinuntersteigen und in den kühlen Morgenstunden wieder hinauf.

„Klingt ein bisschen verrückt“, meinte mein Kumpel. Aber nach einigen Minuten gelangten wir beide zu demselben Schluss: Wir beschlossen, es zu versuchen.

Kurz nach Mitternacht begannen wir mit dem Abstieg über den Bright-Angel-Trail, der langsam in den Canyon hinunterführt. Im Schein unserer Taschenlampen folgten wir dem Serpentinenweg, der uns bis weit hinunter ans Flussufer führte. Bis auf ein paar wilde Esel, die uns erschreckten (ich glaube, sie waren mehr erschrocken als wir), und ein Rascheln, das von einer Schlange stammen konnte und uns definitiv Beine machte, lief alles nach Plan. Wir kamen schließlich gegen vier Uhr morgens unten auf einem Sandstreifen am Ufer des Colorado an.

Als wir uns hinlegten, um vor dem Sonnenaufgang noch ein kleines Nickerchen zu machen, hatte ich keine Ahnung, dass meine Vorstellung von Gottes Majestät sich gleich wandeln würde. Als ich vom Grund dieser 1 500 Meter tiefen Erdspalte nach oben sah, war es, als wären die Sterne zum Greifen nahe. Sie hingen wie funkelnde Diamanten am Nachthimmel und strahlten vor den samtschwarzen Tiefen des Alls. Ich lächelte. Und ich lachte. Ich streckte die Hand nach ein paar von ihnen aus, nur um sicherzugehen, dass ich sie wirklich nicht berühren konnte. Und ich spürte ein überwältigendes Gefühl des Staunens und der Ehrfurcht, das ich noch nie zuvor verspürt hatte. Ich glaube, dieser Sinn für das unerklärliche Mysterium und für die Größe Gottes kam vom Schöpfer selbst, der seine Botschaft über die gesamte Weite des Universums ausgebreitet hatte: Ich bin da! In jener Nacht hatte sich Gott ganz bestimmt nicht vor den Menschen verborgen. Er hatte seine Herrlichkeit für alle zur Schau gestellt.

Sie denken jetzt vielleicht: Das klingt ja schön und gut, Louie, aber ich habe eine Freundin, die nicht an Jesus glaubt und doch das Gleiche sagen würde: dass sie in der Natur Gemeinschaft mit Gott hat und sich mit dem „göttlichen Universum“ verbunden fühlt. Aber ihr Bild von Gott klingt so ganz anders als deines!

Das kann ich verstehen. Wie kommen wir dem wahren Gott also auf die Spur? Woher wissen wir, welches Bild von Gott richtig und gut ist? Wir fangen damit an, dass wir uns klarmachen, dass Gott sich uns ständig offenbart.

Ins Blickfeld gerückt

Im Brief an die Gemeinde in Rom äußert sich Gott selbst zu diesem Thema. Er fängt an, das Bild festzulegen, das er in unsere Gedanken pflanzen möchte. Gott will dafür sorgen, dass wir wissen, wer er ist:

„Dabei wissen sie von Gott; Gott selbst hat ihnen diese Erkenntnis gegeben. Seit Erschaffung der Welt haben die Menschen die Erde und den Himmel und alles gesehen, was Gott erschaffen hat, und können daran ihn, den unsichtbaren Gott, in seiner ewigen Macht und seinem göttlichen Wesen klar erkennen. Deshalb haben sie keine Entschuldigung dafür, von Gott nichts gewusst zu haben“ (Römer 1,19–20).

Diesem Abschnitt zufolge muss jeder Mensch auf dieser Erde bloß den Blick heben, sich umschauen und das Universum betrachten – die Berge, Wasserfälle, Tiere, Sonnenuntergänge, Sterne, Vulkane, der wunderbare Körperbau eines fliegenden Vogels, die halbe Milliarde Neuronen im Motocortex unseres Gehirns, die dafür verantwortlich sind, dass wir sprechen können – und kann daraus schließen, dass hinter allem eine göttliche Kraft stecken muss.

Das sind gute Neuigkeiten. Die Natur zeigt uns tatsächlich, dass es einen Gott gibt, einen schöpferischen, wunderbaren, intelligenten Gott. Und wir können die Beweise für Gottes Existenz überall um uns herum sehen – er hat überall seine Fingerabdrücke hinterlassen. Vor nicht allzu langer Zeit haben Wissenschaftler mit dem Hubble-Weltraumteleskop eine Galaxie entdeckt, die sie GN-z11 nannten – das am weitesten von uns entfernte Objekt, das je entdeckt wurde. Sie ist 13,4 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt.6 Im 1. Kapitel des Römerbriefes heißt es, dass man Gottes ewige Kraft und göttliche Majestät tatsächlich in dem erkennen kann, was wir in der Schöpfung sehen. Dank dieser weit, weit entfernten Galaxie – und vielen anderen Beweisen für Gott – haben die Menschen „keine Entschuldigung“. Wenn man über diese Galaxie nachdenkt, ihre Entfernung und wie wahnsinnig groß das Universum angesichts dieser Distanz sein muss, können die meisten Menschen nicht anders, als daran zu glauben, dass es da etwas geben muss, das größer ist als wir alle.

Abgesehen davon, dass Gott in seiner ganzen Schöpfung Hinweise auf sich verteilt hat, sagt er uns sogar noch genauer, wie er ist. Hebräer 1, Verse 1–3 beschreibt, wie dieser Prozess der Offenbarung fortschreitet. Zunächst offenbart die Schöpfung Gott, wie wir schon in dem Abschnitt aus dem Römerbrief nachlesen konnten. Dann führt der Verfasser des Hebräerbriefes die Ereignisse fort:

„Vor langer Zeit hat Gott oft und auf verschiedene Weise durch die Propheten zu unseren Vorfahren gesprochen, doch in diesen letzten Tagen sprach er durch seinen Sohn zu uns. Durch ihn hat er das ganze Universum und alles, was darin ist, geschaffen, und er hat ihn zum Erben über alles eingesetzt. Der Sohn spiegelt die Herrlichkeit Gottes wider, und alles an ihm ist ein Ausdruck des Wesens Gottes. Er erhält das Universum durch die Macht seines Wortes.“

Die Propheten des Alten Testaments beschreiben Gott noch genauer als die Schöpfung. Sie weisen die Menschen auf den kommenden Messias hin, und auf dieses Kommen des Messias – die Person von Jesus Christus – läuft alles hinaus. Schauen wir uns diese Aussagen genauer an. Als Jesus, Gottes Sohn, auf die Erde kam, wurde von ihm gesagt: „Der Sohn spiegelt die Herrlichkeit Gottes wider, und alles an ihm ist ein Ausdruck des Wesens Gottes.“ Mit anderen Worten: Wenn wir Jesus betrachten, dann erkennen wir ganz klar, wer bzw. wie Gott ist. Gott hat uns gezeigt, wer er ist, indem er uns Jesus geschickt hat, und Jesus war das wandelnde, sprechende, lebende, atmende Ebenbild Gottes auf dieser Erde.

Weil Gott wollte, dass Sie ein ganz klares Bild davon haben, wie er ist, sandte er Jesus mit einer konkreten Hoffnung in die Menschheitsgeschichte hinein: „Denn Gott, der sprach: ,Es werde Licht in der Finsternis‘, hat uns in unseren Herzen erkennen lassen, dass dieses Licht der Glanz der Herrlichkeit Gottes ist, die uns im Angesicht von Jesus Christus sichtbar wird“ (2. Korinther 4,6).

Überlesen Sie diese beiden schlagkräftigen Fakten nicht:

1. Gott hat uns den Glanz seiner Herrlichkeit erkennen lassen.

2. Diese Herrlichkeit Gottes begegnet uns in der Person von Jesus Christus.

Darauf werden wir in diesem Buch noch häufig zurückkommen, weil wir darüber nachdenken wollen, wie unglaublich das ist. Das Leben von Jesus wurde einerseits deshalb in der Bibel festgehalten, damit wir wissen, was er getan hat, wofür er eintrat und welches Angebot er der Welt gemacht hat. Und andererseits, damit wir wissen können, wie groß und mächtig und wunderbar Gott ist. Jesus hat für uns alle ein Bild davon gemalt, wer Gott ist, damit wir es sehen und verstehen und Gott auf die richtige Weise antworten können.

Wenn es also im Hebräerbrief heißt, „alles an ihm ist ein Ausdruck des Wesens Gottes“ oder mit anderen Worten ein „Ebenbild Gottes“, bedeutet das nicht, dass Gott ein lächelnder, 1,75 Meter großer, dunkelhaariger Jude mit einem Lamm auf dem Arm ist. Es bedeutet, wenn wir uns anschauen, was Jesus wichtig war, wenn wir seine Gedanken, seine Haltung, die Art und Weise, wie er mit Menschen umgegangen ist, was er sagte, wie er lebte und wie er die ganze Welt und alles darin wertschätzte betrachten, dann bekommen wir eine Ahnung davon, wie Gott ist.

Und das ist ganz wichtig. In der Person von Jesus sagt Gott uns ganz deutlich: „Hier bin ich. Es gibt kein besseres Bild davon, wie ich bin.“ Es war das Zitat von Tozer, das ich an anderer Stelle erwähnt und das ich von Dan DeHaan gehört habe, das mich in meiner Beziehung zu Gott lange angetrieben hat. Mir ist schon vor langer Zeit eines klar geworden: Wenn ich Dans Frage einigermaßen richtig beantworten will, muss ich mir Jesus anschauen. Das Leben und Sterben dieses Dorfbewohners aus Nazareth lehrt uns so viel über Gott – dass er heilig und allmächtig ist, über alles regiert und größer ist als alles, dass er uns liebt und rettet, gut, großzügig, mitfühlend ist und noch vieles mehr.

Aber es gibt etwas noch Erstaunlicheres, das Jesus uns über Gott lehrt, eine revolutionäre Wahrheit, die uns wirklich dazu befreit, zu dem Menschen zu werden, als den Gott uns erschaffen hat. Das wichtigste Bild von Gott, das Jesus uns wieder und wieder vor Augen malt, ist, dass Gott ein Vater ist. Er ist unser vollkommener Abba-Vater.

Haben Sie das verstanden? Das Allerwichtigste von all dem, was Jesus uns über Gott vermitteln will, ist, das Gott ein Vater ist. Gott wünscht sich, dass Sie ihn kennenlernen, und er lädt Sie ein, „Vater“ zu ihm zu sagen. Er möchte, dass Sie in dem Bewusstsein leben, dass Sie sein geliebter Sohn, seine geliebte Tochter sind.

Darf ich es noch einmal wiederholen? Gott will, dass Sie in dem Bewusstsein leben, dass Sie sein über alles geliebter Sohn, seine über alles geliebte Tochter sind.

Und er wünscht sich, dass Sie sich von ihm mit seinem Segen überschütten lassen. Jesus vermittelt uns das sowohl durch das, was er lehrt, als auch durch seine eigene Beziehung zu seinem Vater. Folgen wir also seinen Wegweisern, damit wir zu einem „richtigen“ Bild von Gott gelangen. Denn wer könnte uns besser an dieses Ziel führen als sein eigener Sohn?

Ich werde dich nie verlassen. Gott

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