Читать книгу Zwiebelsuppe à la Jules - Louis Geras - Страница 6
Zwiebelsuppe
ОглавлениеGerade erst war Jules mit einem Tablett erschienen, auf dem sich eine heiße Schüssel mit der hochgepriesenen französischen Zwiebelsuppe befand. Der wunderbare Duft, der sich davon ausgehend verbreitete, schwebte durch den Raum und überlagerte für einen Moment sämtliche anderen Gerüche. Alex starrte verzückt auf die Suppenschüssel, die Jules mit einem „Voila!“ und einer schwungvollen Geste vor ihm abgesetzt hatte.
Das heimelige geborgene Gefühl das Alex durchflutete, wurde auch nicht von der unsicheren Frage: „Bitte, könnte ich auch noch so eine Suppe bekommen?“ zerstört. Jedoch schaffte dies Jules, der mit tiefem Bedauern die Bitte abschlagen musste, da Alex die letzte Portion erhalten hatte. In weiterer Folge zog Jules seine Augenbrauen hoch und sah, als echter französischer Charmeur, Alex so intensiv-vorwurfsvoll an, das dieser den bereits angehobenen Löffeln verunsichert sinken ließ. Dessen ungeachtet zierte Alex sich noch kurz. Schließlich gab er sich mit einen leisen Seufzer geschlagen. Langsam legte er, mit einem traurigen Blick auf die dampfende Suppe, den Löffel auf den Unterteller und fühlte sich genötigt sie der jungen Frau, die er bis zu diesem Augenblick noch nicht wirklich zur Kenntnis genommen hatte, anzubieten.
Jules Gesicht entspannte sich augenblicklich wohlwollend und das liebenswürdige Lächeln erschien wieder auf seinem Gesicht.
Die Suppe jedoch entschwebte und landete vor der jungen Frau, die jedoch zögerte sie anzunehmen.
„Es tut mir leid.“, fing sie an, „ich wollte Ihnen nicht das Essen streitig machen.“ „Das ist schon in Ordnung.“, antwortete Jules stellvertretend für Alex. „Monsieur ist gerne bereit zu ihren Gunsten zu verzichten, ma chèrie.“ Jules lächelte und strich sich über den Bart. Alex war zwar nicht seiner Meinung, verbiss sich jedoch den Kommentar, da er befürchtete ansonsten auch keinen Cognac - den er nun umso mehr benötigte – zu bekommen.
Trotzdem konnte er nicht vermeiden, dass sein Blick sehnsüchtig zu seiner ehemaligen Suppe glitt, die sich nun dampfend vor der jungen Fremden befand.
Als er seinen Blick hob, begegneten sich ihre Blicke. Zwei große veilchenblaue Augen sahen ihn an.
Als sie seinen Blick bemerkte, öffneten sich ihre Lippen zu einem schüchternen, dankbaren Lächeln und gaben eine Reihe makelloser Zähne frei.
Das dankbare Lächeln der jungen Frau entschädigte Alex Wolf jedoch nicht für seinen Verlust, vielmehr bohrte sich ein weiterer hässlicher Pfeil in sein ohnedies durchschossenes Herz. Frauen nahmen ihm alles. – Sie machten nicht einmal halt vor seiner Suppe.
Aber zu Alex Überraschung – Oder hatte sie seine Gedanken gelesen? - bat sie Jules ihr doch bitte noch eine Schüssel und einen Löffel zu bringen. Sie löffelte einen Teil der Suppe heraus und brachte die Suppenschüssel an Alex‘ Tisch. Mit einen zögernden Lächeln stellte sie die Suppe vor dem verblüfften vormaligen Suppen-Besitzer ab und sagte: „Die ganze Suppe wäre ohnedies zu viel für mich. Danke.“ Dann kehrte sie zu ihren Platz zurück.
Alex rang sich ein Lächeln ab. Es ging sogar relativ leicht. Die Vorfreude auf die Suppe stimmte ihn versöhnlich. Gemeinsam - nur durch zwei Tische und einen schmalen Gang dazwischen getrennt - löffelten sie schweigend die heiße Köstlichkeit. Gleichzeitig beendeten sie das Mahl und legten genüsslich seufzend den Löffel ab. Dann lehnten sie sich mit einem wohligen, entspannten Gefühl zurück. Unwillkürlich lächelten sie sich über den Zwischenraum hinweg an, als sich zwangsläufig ihre Blicke trafen.
Jules räumte die leeren Teller ab und brachte Alex den nächsten Cognac, den Jules auf Kosten des Hauses servierte. Offensichtlich hatte Alex durch seine Suppenteilbereitschaft einen Platz in seinem Wirtsherz erobert.
Auch der Suppenlöfflerin spendierte Jules einen Drink.
Nur zögernd führte sie den Cognac-Schwenker an ihre Lippen, nachdem sie Alex zugeprostete hatte. Als sie Alex’ fragenden Blick begegnete, äußerte sie entschuldigend, dass sie normalerweise keine harten Getränke zu sich nähme.
Der erste Schluck wurde mit einer Grimasse quittiert. Jeder weitere schwächte diese ab und der Letzte verlangte nach noch einem Glas. Sie winkte dem Wirt und deutete auf sie beide. Wieder erschien Jules mit zwei Gläsern und wiederum prosteten sie sich schweigend über den Zwischenraum hinweg zu.
Doch im Gegensatz zu Alex, der je mehr er trank, umso schweigsamer wurde, hatte der Alkohol bei der jungen Frau die genau gegenteilige Wirkung. Unvermutet und zum Entsetzen von Alex (schließlich hatte er genug eigene Probleme) fing sie an zu reden. „Wissen Sie…“, sagte sie leise und strich sich eine Locke aus dem Gesicht, „… wissen Sie, das war das Netteste, was mir seit langen passiert ist. Der ganze Tag war eine einzige Katastrophe. Alles ging schief und …..“
Sie verstummte, was Alex dazu verleitete in ihre Richtung zu blicken. Kaum jedoch hob er seinen Blick, fuhr sie fort, da sie sich nun seiner Aufmerksamkeit sicher war: „…und mein Freund hat auch keine Zeit. Hin und wieder würde ich am liebsten Schluss machen. Aber ….das kann ich nicht. Ich … ich brauche ihn …“
Die alkoholische Wirkung setzte nun vollständig ein. Die Hemmschwelle brach abrupt und große Tränen kullerten aus ihren Augen über die geröteten Wangen.
„Entschuldigen Sie“, schluchzte sie auf und fing an nach einen Taschentuch in ihrer Handtasche zu kramen. „Entschuldigen Sie, das macht der Alkohol. Immer wenn ich etwas getrunken habe und unglücklich bin, fange ich zu heulen an.“ Mit einem lauten Schnäuzer unterbrach sie ihren Monolog.
Alex hingegen überlegte für einen Moment, ob er die Chance nützen sollte und Jules um die Rechnung, oder doch lieber noch um einen Drink bitten sollte. Konnte sich jedoch für keins davon entscheiden. Also blieb er einfach schweigend sitzen, den leicht benebelten Kopf auf seiner Hand abgestützt, lauschte er dem Schluchzen. Irgendwann konnte er es nicht mehr ertragen. Daher murmelte er leise, mehr zu sich, als zur Fremden: „Ich weiß, was Sie meinen. Keine Zeit …kenne ich auch. Tut weh. Verdammt weh. Dabei will man ja nur… nicht allein sein. Und dann wartet man…und wartet….“
Er wurde von einem neuerlichen Aufschluchzen und darauffolgenden Schnäuzen unterbrochen. „….auf den nächsten Anruf“, kam es leise von der gegenüberliegenden Seite.
„Mhm“, gab Alex mit bekräftigenden Nicken von sich. „Und wenn er anruft…“, fuhr sie fort, „…läuft man los und lässt alles stehen und liegen. Man hetzt zur anderen Stadtseite nur um ein paar Minuten mehr von seiner kostbaren Zeit zu bekommen. Und danach fühlt man sich nicht wirklich glücklicher. Ganz im Gegenteil. Bloß während der kurzen intensiven Zeitspanne, wo man in seinen Armen liegt. Danach fühlt man sich irgendwie … ausgelaugt und man fragt sich: Warum tu ich mir das eigentlich an? Ich bin doch nicht hässlich, oder?“
Fragend hob sie die Augen und sah ihn flehend an, als hoffe sie, dass Alex die Lösung für ihr Problem wüsste und ihr zusätzlich bestätigte, dass sie schön sei, oder wenigstens hübsch.
Alex, der schon fast eingenickt war, fuhr hoch aus seinem Halbschlaf und sah sie das erste Mal richtig an. Er musterte sie eingehend. Sie hatte kastanienbraune Haare, die ihr in weichen Wellen bis auf die Schultern fielen. Nun wirkten sie etwas zerzaust, aber es fiel ihm nicht schwer sich vorzustellen, wie sie ordentlich frisiert das feine herzförmige Gesicht umrahmten. Die zierliche gerade Nase zwischen den veilchenblauen Augen gab ihrem Gesicht eine Note von Andre Hepburn. Nur war diese von einer Unzahl von Sommersprossen übersät. Diese gaben ihren Äußeren etwas Freches. Die feinen Augenbrauen hochgezogen, blickten ihre veilchenblauen Augen ihn fragend an. Die Wimperntusche war verronnen und zeichnete schwarze Linien von den Augen abwärts. Auch der Lippenstift hatte sich verselbständigt. Auf einer Seite reichte er fast bis zum Kinn. Ein Ohrring hing ein wenig schief im Ohr, kaum noch gehalten vom Verschluss, während der Zweite ohnehin zu fehlen schien. Auf dem Rollkragenpullover zeichneten sich ein paar Flecken ab, jedoch konnte Alex nicht erkennen von was sie stammten. „Vielleicht von der Zwiebelsuppe?“, ging es ihm durch den Kopf.
Er räusperte sich und sagte zögernd: „Naja. Wenn man von der verschmierten Schminke und den etwas… hmm … kreativen Äußeren absieht, denke ich doch, ….dass, dass….ja, doch…dass Sie eine ganz hübsche Person sind.“
Die junge Frau starrte ihn zuerst verständnislos an. Dann jedoch schien sie zu begreifen und sprang mit einem entsetzten. „Oh, je!“ auf und verschwand in den dunklen Hintergrund, wo Alex die Toiletten wusste.
Es dauerte geraume Zeit, bis sie wieder auftauchte. Das gerötete Gesicht war frisch gewaschen und die Haare frisiert. Der einzelne Ohrring jedoch war verschwunden. Man sah ihr die Verlegenheit an.
Sie vermied es Alex anzusehen, griff hastig nach ihrer Tasche und Jacke und wollte Richtung Tresen gehen. Aber Alex, dem seine wenig schmeichelhaften Worte inzwischen Leid taten, ließ sich dazu verleiten, ihr doch noch etwas Nettes zu sagen. „Ihr Freund ist ein Idiot.“, sagte er mit vollkommen überzeugten Tonfall. Und als sie ihn unsicher ansah, fuhr er fort: „Wenn ich es wäre, würde ich Sie keinen Moment alleine lassen.“ Zögernd lächelte sie und hauchte ein „Danke!“
Aber ehe Alex fortfahren konnte, nickte sie ihm verabschiedend zu, ging zum Tresen, wo sie Jules um die Rechnung bat und zahlte. Als sich die Tür hinter ihr schloss, blieb der Raum unangenehm leer zurück.
Alex blickte ihr nachdenklich nach. Er war offensichtlich nicht die einzige Person, die derartige Probleme hatte. Was ihn zugegebenermaßen etwas tröstete. Gleichzeitig ärgerte er sich für seine Schwäche, für seine Unhöflichkeit und für sein Unvermögen mit anderen Menschen klar zu kommen. Nur so konnte er es sich erklären, dass jede seiner bisherigen Beziehungen gescheitert war. Er hatte Angst auch dieses Mal zu versagen.
Als Jules die letzte Runde ausrief, bestellte er noch schnell zwei Cognacs und kaum standen sie vor ihm entleerte er sie hinter einander.
Zahlte dann, und wankte heimwärts.
Der nächste Tag begann mit Kopfschmerzen und Übelkeit. Alex brauchte bis in die späten Nachmittagsstunden, dass er es aus dem Bett schaffte. Nach einem kurzen Abstecher auf die Toilette schleppte er sich in die Küche, wo er das Risotto auf den Tisch stehend vorfand. Inzwischen hatte es einen eigenwilligen Geruch angenommen. Augenblicklich kam die Übelkeit wieder. Er unterdrückte den Brechreiz und entleerte angewidert den Teller in den Müll, kramte ein einigermaßen sauberes Glas aus der Spüle und löste darin sein letztes Aspirin auf, welches er ganz hinten in einer der Schubladen des Küchenschrankes entdeckt hatte.
Nach dem ersten Schluck schleppte er sich ins ausgeräumte und daher nun weitläufige Wohnzimmer.
Das einzige Möbelstück, welches sich noch darin befand, war ein alter ledernder Bürostuhl. Einige Stellen des Leders waren zwar durchgewetzt und so mancher Nahtfaden gerissen - daher lösten sich bereits Teile von der Lehne und das Innenleben kam zum Vorschein – aber es war trotzdem sein Lieblingsstuhl.
Christina hatte ihn gehasst und Alex war stolz darauf, dass er jeden ihrer Anschläge gegen dieses einzigartige Lieblingsstück hatte abwehren können. Nun da seine Beziehung zu Christina so prekär geendet hatte, war er für Alex zu einem Symbol seines Widerstandes geworden. Das der Lederstuhl ziemlich hinüber war und im Grunde genommen in den Müll gehörte, war Alex nicht wichtig. Außerdem war es ein Glück gewesen, dass er so schäbig war, denn nur so war er Christinas gierigen Händen entronnen.
Alex schob ihn vor das Fenster und ließ sich darauf niederfallen, was mit sich brachte, dass er sich die Hälfte des Glasinhaltes über sein letztes sauberes T-Shirt schüttete.
Aber was machte dies schon aus. Alex wusste, dass er so nicht weiterleben wollte. Er musste etwas ändern. Aber er war zu sehr mitgenommen, als dass er sich zu mehr als diesen Gedanken aufraffen konnte.
Mit leeren Augen stierte er aus dem Fenster. Die Sonnenstrahlen durchstießen immer wieder die Wolkendecke und wärmten die noch kühle Erde. Die Bäume hatten zu blühen begonnen und die Vögel zwitscherten so laut, dass Alex sie durch die geschlossenen Fenster hörte. Alles schien in Aufregung versetzt zu sein. Die Vögel verbreiteten hektisches Treiben. Mit Höllentempo flogen sie von Baum zu Baum oder verschwanden in den dichten Büschen um im nächsten Augenblick wieder, verfolgt von einen Rivalen, heraus geschossen zu kommen.
‚Frühling‘, dachte Alex, ‚Sollte man sich da nicht frisch verlieben, sich die Lebensgeister neu entfachen und das Leben freudig erwarten? ‘
Alex‘ Seufzer verhallte ungehört im ansonsten leeren Raum. Das Glas fiel klirrend um, als er es auf den kalten Holzboden stellte und rolle einige Zentimeter weiter. Einige Tropfen bildeten Perlen auf den Parkett und die Sonne zauberte einen Regenbogen an die Mauer, als sie sich im Glas brach.
Alex verlor sich beim Anblick darin. „Die Liebe muss so farbenfroh, wie dieser schillernde Lichtstrahl sein.“, sinnierte Alex mit einem Lächeln auf den Lippen.
Mit diesem Gedanken schlief er ein.
Die Kälte, die zurückblieb nachdem sich die Sonne der anderen Hausseite zugewandte hatte und dort letztendliche unterging, weckte Alex. Stöhnend richtete er sich auf und rieb sich sein steifes Genick. Es war schon wieder Nacht und die Laternen vor seinem Wohnzimmer warfen ihr fahles gelbliches Licht durch die Fenster in den dunklen Raum. Schatten zeichneten sich auf den Wänden und dem Boden ab. Düster und beängstigend wirkten sie auf Alex‘ Gemüt. Es fröstelte ihn. Hunger machte sich knurrend bemerkbar. Deutlich vernahm er es aus seiner Magengegend. Er tappe im Finstern wieder in seine Küche, aber bis auf ein vertrocknetes Käsestück und ein verdächtig grünlichschimmerndes Stück Wurst fand er nichts mehr im Kühlschrank. Er musste unbedingt einkaufen gehen, schaffte es aber nur bis in sein Schlafzimmer, wo er sich hungrig und einsam wieder in seinem Bett verkroch. Dort wälzte er sich unruhig von einer Seite zur anderen. Jedoch fand er keinen Frieden. Mit offenen Augen lag er da und verfolgte mit seinem Blick die Lichter der vorbeifahrenden Autos, die sich über die Decke seines Zimmers bewegten. Er war nicht müde, was kein Wunder war, da er den ganzen vergangenen Tag geschlafen hatte. Es hatte keinen Sinn hier liegen zu bleiben. Auch wurde das Hungerknurren bedenklich laut. Schließlich erhob er sich doch und zog sich einen Pulli über das verschmutzte T-Shirt und schlüpfte in seine noch immer mitten im Raum stehenden Schuhe.
Die Türe schloss er dieses Mal leise und genauso leise schlich er auch das Stiegenhaus die Treppe hinunter. Die Angst, von seiner Nachbarin erwischt zu werden, motivierte ihn zu fast vollkommener Lautlosigkeit. Ein Ninja wäre vor Neid erblasst, ob dieser Leistung.
Erleichtert atmete er auf, nachdem er die Haustür hinter sich geschlossen hatte. Ein Blick nach oben bestätigte ihn in seiner Annahme, dass Susanne Weichselbaum noch wach war. Er grinste vergnügt und streckte ihr, wie ein kleiner Rotzlöffel, die Zunge heraus. Er konnte sich nicht zurückhalten und kicherte leise vor sich hin. Jedoch blieb ihm das Lachen im Hals stecken, als er sich umdrehte um mit seinem Autoschlüssel sein Auto aufzusperren. Denn obwohl er mehrmals auf den Fernbedienung der Autotür drückte, leuchteten nirgends die Lichter seines Beetles auf. Verwundert betrachtete er seinen Schlüssel, schüttelte ihn und probierte es von neuen. Aber erst als er verärgert an sein vermeintliches Auto trat, um es klassisch - mit Schlüssel im Schloss - aufzusperren, bemerkte er zu seiner Verwunderung, dass da nicht sein Auto auf den Parkplatz stand. Erstaunt registrierte er das fremde Fahrzeug. Dann fiel ihm ein, dass er sein Auto dahinter geparkt hatte. Er umrundete das Fahrzeug und stand … vor nichts.
Suchend drehte er sich mehrmals um die eigene Achse. Schließlich hielt er inne. Sein Kopf drehte sich und plötzlich begriff er. Es war weg. Sein Beetle war spurlos verschwunden. Er war fassungslos. Wie war das möglich? Er hatte ihn hier abgestellt. Genau hier hatte er gestanden. Alex war sich da ganz sicher. Irgendwo in seinem von Erinnerungslücken durchlöcherten Gehirn tauchten gelbe drehende Lichter auf und das boshafte Vergnügen, welches er empfunden hatte, als der Abschleppdienst das Auto auflud und davon fuhr. Nun hatte sich seine Boshaftigkeit gegen ihn gewandt. Er hatte sich selbst mit Schadenfreude bedacht. Es geschah im Recht.
Trotzdem trat er wütend gegen das Auto, das schon wieder seinen Abstellplatz belegte. Alex war überzeugt, dass Bruno, der Freund der Nachbarin, den Abschleppdienst gerufen hatte. Als sich die Alarmanlage kreischend einschaltete, fiel Alex ein, dass der Mann mindestens einen Meter neunzig groß war und nach seinen Schultermaßen nach zumindest einem mittelgroßen Gorilla entsprach. Gehetzt warf er einen Blick in Richtung Haustür und beschloss der Klügere zu sein... und nachzugeben.
Anstatt auf den Mann zu warten, rannte er den Gehsteig entlang in entgegengesetzter Richtung. Erst als der Alarm verstummte verlangsamte er seinen Schritt und ging nun gemächlich dahin, als würde ihn dies Alles nichts angehen.