Читать книгу Frau Louise erklärt (sich) die Welt - Louise Zimmerman - Страница 4

Hier bin ich hin- und hergerissen, ob ich es mit ATTRAKTION oder GRAVITATION erklären soll. Womöglich verstärkt Erstere ja Letztere?

Natürlich bilde ich mir gern ein, dass sich Menschen in einem leeren, 300 Plätze fassenden Kinosaal IMMER genau neben oder genau vor mich setzen, weil sie mich attraktiv finden. Sie fühlen sich unbewusst zu mir hingezogen (oder auch bewusst, wie letzten Samstag ein dicklicher, nach Alkohol stinkender Mittfünfziger immer wieder beteuerte, als er mich die ganze Pause hindurch anquatschte, ob ich nicht doch lieber in seinen Schritt, statt in meine Popcorntüte greifen wöllte). Ich hoffe einfach mal, dass es dies nicht ist, auch wenn meine überzogene Selbsteinschätzung es sicher gern so hätte.

Andererseits habe ich bereits im Physikunterricht gelernt, dass Masse im Sinne des Gravitationsgesetzes Masse anzieht. Wenn ich also der einzige Anziehungspunkt im Kino bin, werden sich all die Milliarden Teilchen des nächsten Besuchers zu meinen Teilchen hingezogen fühlen. Interessant wäre ein Experiment mit Hilfe eines doppelt so schweren Mannes, der fünf Reihen hinter mir sitzt. Würde die doppelte Masse nicht auch doppelt stark wirken? Sprich: Der nächste Besucher würde sich dieser Theorie nach eher in seine Nähe setzen, der übernächste ebenfalls in die nun von zwei Menschenmassen gefüllte Nähe, und so weiter und so fort.

Capisce?

Leider beobachtet man im Alltag doch eher, dass es nicht nur die Gravitation ist, die wirken kann, sondern ein scheinbarer Mix aus Gravitation und Attraktion. Wer setzt sich schon lieber neben einen dicken Mann als neben eine junge und (subjektiv gesehen) hübsche Blondine? Gravitation wirkt bei beiden, die Attraktion scheinbar nur bei Letzterer.

Man sieht: Die Theorie braucht noch weitere Experimente, bevor ihr ganzer Kosmos greifbar wird. Ich werde berichten.