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3Geliebter Dariell
Оглавление»Flowers, flowers for you ...« dieser Song ging Susi unter die Haut. Spürte sie doch deutlich die Sehnsucht, die darin lag. Dariell, der große Star verneigte sich, als der letzte Akkord verklang. Die johlende Menge lag ihm regelrecht zu Füßen. Dutzende von Blumensträußen und eine Horde Plüschtiere purzelte auf die Bühne. Vorne, an der Abtrennung, standen die nicht nur berauschten Teenies, sondern auch ihre Mütter und baten voller Sehnsucht um ein Autogramm.
Da, auf diesen Augenblick hatte Susi gewartet. Dariell führte die offenen Handflächen an seine Lippen und verteilte großzügig Küsschen an die aufseufzende Menge. Seine strahlend blauen Augen fanden einen Punkt in der Ferne und ein ganz besonderer Gruß ging an sie – an Susi.
Genau in der richtigen Sekunde stoppte sie die Videoaufnahme und betrachtete ihren Schwarm in aller Ruhe. Sie liebte ihn und wusste genau, dass er ihre Gefühle erwiderte. Warum sonst hatte er die vielen Geschenke der anderen weiblichen Konkurrentinnen auf der Bühne nicht beachtet?
Wohlig kuschelte sich Susi in die warme Wolldecke und nahm die Autogrammkarte, die stets in Reichweite lag.
»Für Susi«, stand darauf und das kleine Farbbild zierte ein mit Kuli hingemaltes Herzchen. Natürlich hatte diese Autogrammkarte umgehend einen Ehrenplatz in einem mit Rosen verzierten Bilderrahmen gefunden.
Eine Weile noch betrachtete sie das Standbild, nahm jede Einzelheit von Dariell auf. Nichts entging ihr.
Wie Feuer brannten seine Küsse, sein Zweitagebart kratzte sachte über ihre Wangen, während seine Lippen auf ungehemmte Erkundungsfahrt gingen. Mit fliegender Hast zerrte er an ihrer Bluse, so sehr, dass ein Knopf absprang.
Susi lachte verliebt auf, was war schon ein einzelner Knopf? Er strich ihr die Bluse vom gebräunten Körper. Nur ein Hauch von Seide verhüllte sie noch. Dariells Bademantel rutschte von seinen Schultern. Darunter trug er nichts. Gleich nach der Vorstellung war er zu ihr geeilt, von der unstillbaren Sehnsucht getrieben. Für Susi war es der größte Liebesbeweis, den es gab. Er zog sie einem beliebigen Bad in der Menge vor.
Draußen konnte sie die Ordner hören, die eine hysterische Ansammlung von Fans zurückhielten. Verzweifelte, die sich über eine noch so kleine Geste von ihm freuen würden.
»Hörst du sie?« flüsterte Susi Dariell zu.
»Ja«, kam es noch leiser zurück. »Lass sie. Ich will nur dich und das sofort.«
Verliebt spielten seine Lippen mit ihren Brustwarzen und Susi rekelte sich unter seinen Berührungen. Ihre Hände suchten Halt an seinem Hüften und sie spürte, wie die Erregung sie immer weiter trieb. Der salzige Geruch von Schweiß lag in der Luft. Oh, wie mochte sie es, wenn er nach der Vorstellung zu ihr eilte. Ganz sachte knabberten seine Zähne an ihrem Bauchnabel, zauberte sein Atem ihr eine Gänsehaut.
Geschickt strich sie mit ihren zarten Fingern über seinen Nacken, streichelte seinen behaarten Rücken.
Die unruhigen Schreie der Fans verebbte langsam. Eine angenehme Stille legte sich über den Raum.
Endlich fanden sie zueinander und Susi meinte auf einer Welle aus Erregung zu schweben.
Völlig vorausgabt lagen sie nach einer Weile da, genossen die Nähe des Anderen. Eine wohlige Müdigkeit umfing Susi. Und gleich, nachdem Dariell sie liebevoll zu deckte, schlief sie auch schon.
»Acht Uhr, es folgen die Nachrichten.«
Noch völlig schlaftrunken ging Susis Hand auf Wanderschaft. Doch die Matratze neben ihr war leer, wie sonst auch. Enttäuscht lag sie da, gab sich den verwehenden Spuren ihres Traums hin.
Erst die Erwähnung von Dariells Namen in den Nachrichten, lies sie aufhorchen. »Wie soeben bekannt wurde, hat der berühmte Sänger Dariell sich mit Anna Mirelli verlobt.«
Den ganzen Tag lief Susi mit Trauermine herum. Selbst ihre Kleidung passte sie ihrer gedrückten Stimmung an. Mitfühlenden Kolleginnen am Arbeitsplatz berichtete sie vom überraschenden Tod ihres Großvaters. So konnte sie ihre Trauer, gemischt mit Wut und Enttäuschung, am Besten vor den anderen verbergen.
Erst Abends, als sie allein in ihrer Wohnung hockte, überkam sie das große Elend wieder. Das vormals so liebevoll eingerahmte Bild lag mit zerbrochener Scheibe in der Ecke. Das Autogramm hatte sie in kleinen Schnipsel gerissen und im Klo versenkt. Sämtliche CDs von Dariell hatten eine unerfreuliche Bekanntschaft mit der Schere gemacht. Nun lagen sie, bis zur Unkenntlichkeit zerkratzt, in ihrem Schoß.
Unermüdlich rannen die Tränen über Susis Wagen und sie verbrauchte alle ihre Taschentücher. In ihrer großen Not griff sie zum Handy und wählte eine Nummer, die sie schon seit Jahren auswendig kannte.
»Ja, bitte«, die sonore Stimme von Andreas erklang.
»Andreas, er hat mich verlassen ...« mehr brachte sie nicht über ihre Lippen, aber es genügte. Andreas verstand sie auch so.
»Ich komme sofort.«
Nur wenige Minuten später lag sie bei ihrem Jugendfreund in den Armen. Ihre Schminke war zerlaufen, ihr Gesicht unansehnlich verquollen und gerötet. Schniefend lehnte sie sich bei Andreas an, atmete seinen Duft ein und genoss aus tiefster Seele seine Streicheleinheiten.
»Pscht, ist doch schon gut.«
Mehrere Minuten lang redete er beruhigend auf sie ein und gab ihr das sichere Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Wie hatte sie sich nur in eine Traumperson verlieben können?
Sie blickte mit tränenverschleiertem Gesicht zu ihm auf. Zu Andreas, der sie seit vielen Jahren bei Tanzkursen oder Ausflügen begleitete. Nie hatte er ein böses Wort über ihre Macke mit Dariell verloren.
»Küss mich, bitte.«
Ohne zu zögern kam er ihrer Aufforderung nach. Und dieser Kuss war noch um einiges schöner und süßer, als sie es sich je im Traum hätte vorstellen können.