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Die Wirtschaftslage der Slowakei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Die Wirtschaftslage der Slowakei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie die ökonomische Entwicklung des Landes von 1939–1945 entsprach der wirtschaftspolitischen Situation in Mitteleuropa nach dem Niedergang der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Denn bis 1918 war das heutige Gebiet der Slowakischen Republik ein fester Bestandteil Ungarns. Der Fall der Doppelmonarchie und die Entstehung der Tschechoslowakischen Republik als gemeinsamer Staat der Slowaken und der Tschechen im Jahr 1918 erfüllten damals die langfristigen Ziele der tschechischen und slowakischen Nationalbewegung. Für das slowakische Volk ging es um die nationale Existenz. Der Zerfall der Monarchie bedeutete jedoch auch den Zusammenbruch des einheitlichen Wirtschaftsraumes Österreich-Ungarn und die Bildung eines Wirtschaftsraums des neuen Staates, was zu einer Reihe von Wirtschaftsproblemen führte. Die Tschechoslowakische Republik (nachfolgend ČSR genannt) verband zwei bzw. drei Teilgebiete der ehemaligen Doppelmonarchie, die einen erheblich unterschiedlichen Grad an Industrialisierung aufwiesen: die böhmischen Länder (Tschechien), die Slowakei und das damalige Karpatenrussland. Während die tschechischen Länder etwa 75% des Industriepotenzials des höher entwickelten österreichischen Teils der Monarchie übernahmen, erbte die Slowakei fast 19% der Industrie Ungarns mit überwiegend landwirtschaftlichem Charakter. Die Slowakei befand sich in der Anfangsphase der Industrialisierung. Vor dem Niedergang der Donaumonarchie gehörte sie zu den industriell höher entwickelten Gebieten Ungarns. Sie blieb jedoch überwiegend ein Agrarland, in dem die Industrieentwicklung sich nur auf bestimmte Bereiche konzentrierte. Der Anteil der Slowakei am Industriepotenzial der neuen ČSR wurde auf 8% geschätzt und der Anteil der Finanzinstitute am Aktienkapital des gesamten Landes betrug etwa 6%. Eine bedeutendere Rolle spielte die Slowakei lediglich in der Landwirtschaft und in der Zellstoff- und Papier-, Leder- und Holzindustrie. Einige der Unternehmen waren zentralisiert, ihre Produktion orientierte sich auf den gesamten ungarischen Markt. Nach 1918 verloren die großen Unternehmen Abnehmer und stießen im verkleinerten Wirtschaftsraum der neu gebildeten ČSR auf Konkurrenz aus den wesentlich höher entwickelten Industrien der tschechischen Länder.

Die neu gebildete Staatsgrenze zu Ungarn trennte das Wirtschafts- wie auch das Bankwesen von den Budapester Zentralen der Finanzinstitute, die vor 1918 die wichtigsten Finanzgeschäfte in der Wirtschaft tätigten. Ihre Aufgaben übernahmen Banken und Konzerne tschechischer Länder, die mit westlichen Finanzzentren verbunden waren und deren Expansion in die Slowakei vorantrieben. Wegen ungünstiger Produktionsbedingungen im östlichen Teil der ČSR wurde diese Expansion jedoch aufgehalten und zahlreiche Unternehmen blieben ohne Kapitaldeckung. Ein weiterer negativer Aspekt der neuen Staatsgrenzen war die Unterbrechung der Infrastruktur, insbesondere des Eisenbahnnetzes, da dieses damals das einzige höher entwickelte Verkehrssystem der Slowakei darstellten. Die Folgen des Zerfalls der Donaumonarchie zeigten sich in vollem Ausmaß während der Krise der Nachkriegszeit in den Jahren 1921–1923. Während die weiter entwickelten tschechischen Länder diese Krise leichter überwanden, verursachte sie in der Slowakei fatale wirtschaftliche Verluste.

Eine bessere Situation herrschte in den Bereichen der Kultur und des Schulwesens, die einen zuvor unvorstellbaren Aufschwung erlebten. Besonders die Primär- und Sekundärbildung verzeichneten Fortschritte. Das Slowakische Nationaltheater und die slowakische Comenius-Universität in Bratislava mit den Fakultäten für Philosophie, Rechtswissenschaften und Medizin wurden gegründet. Noch verfügte die Universität über keine Fakultät für Naturwissenschaften und vor allem fehlte eine Technische Universität. An der Comenius-Universität unterrichteten vorwiegend tschechische Professoren und Dozenten, die die Slowakei unterstützten. Die tschechische Intelligenz erfüllte ihre historische Aufgabe auch beim Aufbau der Verwaltung, Armee, Sicherheitskräfte und weiterer Bereiche des gesellschaftlichen und politischen Lebens der Slowakei. Ende der 1920er Jahre trat die erste Generation der neuen slowakischen Intelligenz in das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben ein und stieß oft auf Widerstände seitens der tschechischen Intelligenz, die ihre lukrativen Posten nicht verlieren wollte.

Diese Umstände und die schwierige wirtschaftliche Lage riefen Unzufriedenheit in breiten Gesellschaftsschichten hervor. Es bildete sich eine Autonomiebewegung, die für die Slowakei mehr Befugnisse im staatsrechtlichen Bereich nach den Prinzipien der föderativen Landesorganisation forderte. An der Spitze der Autonomiebewegung stand die durch den römisch-katholischen Geistlichen Andrej Hlinka1 geführte Hlinkas Slowakische Volkspartei (HSĽS, Volkspartei). Die zweite Partei der Autonomiebewegung war die durch evangelische Intelligenz geführte Slowakische Nationalpartei. In der Slowakei der Zwischenkriegszeit übte jedoch der slowakische Flügel der gesamtstaatlich aktiven Agrarpartei (Republikanische Partei des landwirtschaftlichen und kleinbäuerlichen Volkes) den stärksten Einfluss aus, deren Vorsitzende der mehrfache Minister und ab 1935 auch tschechoslowakische Ministerpräsident Milan Hodža2 war. Der slowakische Flügel der Sozialdemokratischen Partei und vor allem der Kommunistischen Partei, die gesamtstaatlich aktiv waren, bildeten die linke Bewegung. Rechtsstaatliche und wirtschaftliche Probleme konnten auch durch die sog. Ländereinteilung, die mit der Entstehung eines slowakischen Gebietes mit eigener Repräsentation verbunden war, nicht gelöst werden, da das Land auch weiterhin nur über sehr beschränkte Machtbefugnisse verfügte.

1924–1929 verzeichnete die tschechoslowakische Industrie einen starken Konjunkturanstieg, der allerdings insbesondere tschechische Länder betraf. In der Slowakei konnten sich indessen nur einige Wirtschaftszweige, die neue Abnehmer und Kapitalgeber gefunden hatten, entwickeln, während die weiteren Zweige entweder stagnierten oder verfielen. Die Ursache dafür war eine nur langsame Beseitigung der ungünstigen Produktionsbedingungen in der Slowakei, insbesondere im Verkehr. Die Regierung mit zentraler Wirtschaftssteuerung in Prag nahm sich dieses Problems nur nach und nach an. Es mangelte an einem klaren, auf die Slowakei bezogenen Wirtschaftskonzept, das slowakische sowie einige tschechische Volkswirte forderten. Die Folge waren eine veränderte Zusammensetzung der slowakischen Wirtschaft, das Hinterherhinken der Industrialisierung und die Stagnation des Wirtschaftswachstums. In den 1920er Jahren befand sich die slowakische Landwirtschaft in einer günstigeren Lage. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie und der Schaffung von Zollgrenzen zwischen der Tschechoslowakei und dem neuen ungarischen Staat erwarb die Slowakei Produkte ungarischer Hersteller in den tschechischen Ländern und die Bodenreform der ČSR beseitigte durch Parzellierung adeliger Landgüter die schwerwiegendsten Disproportionen in der Zusammensetzung landwirtschaftlicher Unternehmen hinsichtlich ihrer Größe. Ende der 1920er Jahre wurde die Konsolidierung der slowakischen Wirtschaft beschleunigt, doch die Weltwirtschaftskrise 1929–1933 beendete positive Tendenzen.

Die Regierung versuchte zunächst, der Krise durch Sonderprogramme standzuhalten. Allmählich ging sie von Teilmaßnahmen zu staatlich-monopolistischen Systemeingriffen über. Zu den Maßnahmen gegen die Krise gehörten große Infrastrukturprojekte, die die Erhöhung der Beschäftigungsquote zum Ziel hatten. Sie beschleunigten den Ausbau des Eisenbahnnetzes und der Straßen als auch der Elektrifizierung und Telekommunikation. Der nächste Impuls für den Infrastruktur- und Industrieausbau war die steigende Anspannung wegen des drohenden Krieges, vor allem in den 1930er Jahren. Der Staat initiierte den Aufbau der Rüstungsindustrie im slowakischen Gebiet, das eine potentielle Zuflucht vor möglicher militärischer Aggression seitens Deutschland darstellen sollte. Die sukzessive Konsolidierung der wirtschaftlichen Entwicklung in der Slowakei und die günstigen Arbeitskräfte zogen auch weitere Investitionen an. Die Expansion der Investitionen aus tschechischen Ländern wurde fortgesetzt und die Industrialisierung sowie das Wirtschaftswachstum in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre wiederbelebt. Es kamen Konzerne wie Škoda (Škoda-Werke), Československá zbrojovka Brno (Tschechoslowakische Waffenwerke Brünn), Baťa (Bata-Werke) und weitere hinzu. In diesem Zeitraum begann besonders die Bewegung der jungen slowakischen Volkswirte, eine wirtschaftspolitische Konzeption zur Lösung der politischen Probleme der Slowakei zu erstellen.

Trotz der wirtschaftlichen Wiederbelebung der Slowakei blieb die Lösung staatsrechtlicher Fragen aus, was zu einer Radikalisierung der Autonomiebewegung, vor allem in den Reihen der Volkspartei, führte. Letztere knüpfte Kontakte zu politischen Bewegungen der stark vertretenen deutschen Minderheit in der ČSR, d. h. zur Sudetendeutschen Partei (SdP) von Konrad Henlein3 und zu Repräsentanten der deutschen Minderheit in der Slowakei, der Karpatendeutschen Partei (KdP). Die deutsche Minderheit mit circa 148 Tsd. Bewohnern konzentrierte sich in der Mittel- und Ostslowakei, aber auch direkt in Bratislava und Umgebung, wo circa 40 Tsd. Deutsche lebten. Nichtsdestotrotz blieben die slowakischen Anhänger der Autonomiebewegung in der Zeit, als internationale Spannungen in Mitteleuropa kulminierten und im September 1939 der Krieg mit Deutschland drohte, dem gemeinsamen Staat treu. Den allmählichen Zerfall der ČSR der Zwischenkriegszeit löste erst das am 30. September 1938 zwischen den Westmächten und dem nationalsozialistischen Deutschland geschlossene Münchner Abkommen aus, das für die ČSR Gebietsverluste und den Anschluss der Grenzgebiete an das Deutsche Reich bedeutete.

Erst im Oktober 1938 erlangte die Slowakei ihre Autonomie, also die föderative Stellung in der ČSR mit eigener Regierung, eigenem Parlament (Slowakischer Landtag) und eigenem Haushalt. Slowakische Ministerien waren ab jetzt Bestandteil der neuen staatsrechtlichen Ordnung. Die politische Entwicklung in der Slowakei führte, ähnlich wie in den tschechischen Ländern, zu einem autoritären Regime. Die Macht übernahm die Slowakische Volkspartei Hlinkas als Partei der Volkseinheit, die als Staatspartei die Parteien der Mitte und der Rechten vereinte, während die linken politischen Parteien offiziell aufgelöst wurden. Der Parteivorsitzende A. Hlinka starb jedoch kurz vor der Autonomieerklärung. In der Slowakei konnten nur noch politische Parteien existieren, die auf einem Volksprinzip bauten. Neben der slowakischen Staatspartei traf dies noch auf die politischen Vertretungen der deutschen (Deutsche Partei), ungarischen und ruthenischen Minderheit zu. Das neue Regime liquidierte oppositionelle Gewerkschaften und andere Organisationen, Vereine sowie Periodika. Als Konsequenz des Wiener Schiedsspruchs vom 2. November 1938 verlor die autonome Slowakei einen bedeutenden Teil ihres Gebiets mit der zweitgrößten Stadt Košice. Infolge des Münchner Abkommens und des Wiener Schiedsspruchs verlor die Slowakei 20% ihres Gebiets, 20% ihrer Bevölkerung wie auch einen Drittel der Fläche mit den fruchtbarsten Böden und 20% des industriellen Potenzials. Die abgegebenen Gebiete fielen Deutschland, Polen und ein Großteil Ungarn zu, wobei das letztere die südlichen, fruchtbaren slowakischen Regionen mit überwiegend ungarischer Minderheit, aber auch einige Regionen mit überwiegend slowakisch sprechender Bevölkerung annektierte.

Die ökonomische Entwicklung wurde durch das große Defizit des ersten autonomen Haushaltes für das Jahr 1939 gefährdet. In dieser komplizierten Wirtschaftslage hatte die Slowakei nur zwei Möglichkeiten: Sie konnte sich an die Zentralregierung in Prag wenden, was für die Politiker der Autonomiebewegung inakzeptabel war, oder NS-Deutschland um Hilfe ersuchen. Die Regierung wählte die zweite Alternative. Bereits zum Jahreswechsel 1938–1939 führten die Vertreter der slowakischen Regierung mit Vertretern Deutschlands Verhandlungen, deren Höhepunkt der Besuch einer Delegation slowakischer Volkswirte in Berlin Anfang März 1939 war. Die Vertreter des NS-Regimes versprachen der Slowakei Hilfe, unter der Voraussetzung, dass ihre Regierung einen selbstständigen slowakischen Staat erklärte, was ein Teil des deutschen Plans der Zerschlagung der ČSR war. Die Delegation der slowakischen Volkswirte stimmte dieser Bedingung prinzipiell zu.

Unter Druck gesetzt erklärte der slowakische Landtag am 14. März 1939 den selbstständigen Slowakischen Staat. Am nächsten Tag besetzten deutsche Truppen die angrenzenden tschechischen Länder, die sogenannte Rest-Tschechei, aus der anschließend das Protektorat Böhmen und Mähren entstand. Wirtschaftlich stellte der Slowakische Staat einen selbstständigen ökonomischen Raum mit eigener Währung, der Slowakischen Krone (Ks), und eigener Zentralbank dar. Er wurde durch Dutzende Staaten, darunter die Westmächte und die Sowjetunion, anerkannt. Nach der Verabschiedung der Verfassung im Juli 1939 nahm das neue Staatsgebilde den offiziellen Namen "Slowakische Republik" an. Die internationale Stellung der Slowakei änderte sich teilweise, nachdem das regierende Regime sich dem Überfall auf Polen im September 1939 angeschlossen hatte, ohne selbst Krieg erklärt zu haben. Ziel war die Rückgewinnung des slowakischen Gebietes, das an Polen abgegeben werden musste, und die Stärkung der Stellung des neuen Staates gegenüber Deutschland. Diese Ziele wurden erreicht, doch änderte sich dabei die Wahrnehmung der Westmächte, die die Slowakische Republik weiter als unselbstständiges Gebilde und de facto als ein durch Deutschland besetztes Gebiet betrachteten. Nach dem Krieg gegen Polen erweiterte sich die Fläche der Slowakischen Republik auf 38 116 km2 und die Bevölkerungsanzahl erreichte 2,691 Mio.

Der neue Staat, gebildet unter dem Patronat NS-Deutschlands, befand sich in einer günstigen Wirtschaftslage, die eine Wiederbelebung der Industrialisierung und Beschleunigung des Wirtschaftswachstums ermöglichte. Die Grundlage der Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland wurde durch den Vertrag über das Schutzverhältnis zwischen dem Deutschen Reich und der Slowakei, inklusive des Vertraulichen Nachtrags von März 1939, und ein ganzes System weiterer im Laufe des Jahres 1939 geschlossener Verträge und Vereinbarungen gesichert. Sie waren ambivalenter Natur. Sie bestimmten die Rolle der Slowakei als der zuverlässigen Quelle von Rohstoffen und landwirtschaftlichen Produkten für die Kriegswirtschaft des Dritten Reiches. Sie bestimmten einen festen, für die Slowakei unvorteilhaften Wechselkurs der Slowakischen Krone (Ks) zur Reichsmark (RM) von 1 RM : 11,62 Ks, der in der nachstehenden Zeit immer stärker vom realistischem Wechselkurs abwich. Sie bestimmten, dass die Verrechnung des Handelswechsels und des Zahlungsverkehrs auf der Grundlage des Clearings erfolgten. Ähnlich wie in Wirtschaftsbeziehungen Deutschlands zu anderen europäischen Ländern, stellte das bargeldlose Clearing eines der Schlüsselwerkzeuge der Ausbeutung der slowakischen Wirtschaft dar. Ein Bestandteil der Verträge war auch eine direkte durch Deutschland ausgeübte Kontrolle der Unternehmen mit strategischer Bedeutung und die Besetzung zentraler Wirtschaftsorgane mit deutschen Beratern. Die Vereinbarungen beinhalteten jedoch zugleich eine fachliche, technische und teilweise auch finanzielle Hilfe Deutschlands, was tatsächlich zur Beschleunigung der wirtschaftlichen und insbesondere technologischen Entwicklung beitrug. Die kleine Slowakische Republik diente dem NS-Regime als Musterstaat und Vorbild für das positive Verhältnis des Deutschen Reichs und Adolf Hitlers zu kleinen Völkern. Die Förderung der sozialökonomischen Entwicklung der Slowakei sollte als Vorbild für andere Satellitenstaaten Deutschlands in Mittel- und Südosteuropa dienen.

Ab Mitte 1939 hatte die Regierung der Slowakischen Republik die Möglichkeit, die Kriegskonjunktur und die Vertriebsmöglichkeiten zu nutzen, die der große Markt des Deutschen Reiches bot. Zur Wiederbelebung der Ökonomie trug auch die Wirtschaftsstrategie der leitenden Gruppe slowakischer Volkswirte bei, die durch den Gouverneur der Slowakischen Nationalbank Imrich Karvaš4 und den Volkswirt Peter Zaťko5 geführt wurde. An der Entwicklung beteiligten sich ebenfalls die mit dem Regime verbündeten Minister Gejza Medrický6 (Wirtschaft), Mikuláš Pružinský7 (Finanzen) und Július Stano8 (Verkehr und öffentliche Arbeiten). Sie leiteten ein Gesetz zur Förderung der Industrie in die Wege und nutzten die Konjunktur, trotz des durch Deutschland ausgeübten Drucks, auch zum Handel mit neutralen Staaten, was erhebliche Valutaerlöse einbrachte. Die erworbenen Valuten tauschten sie gegen Gold bei der Reichsbank ein. So trugen sie dazu bei, dass die Kriegsinflation langsamer eintrat und die Versorgungssituation besser war als in den Nachbarländern oder im Deutschen Reich. Die relativ stabile Slowakische Krone erhielt den Beinamen „Donauer Dollar“. Die günstigen Wirtschaftsfaktoren spiegelten sich insbesondere in der slowakischen Industrie und Infrastruktur durch eine Erhöhung der Volumenkennzahlen und die Modernisierung wider, die mit technologischer Hilfe Deutschlands gelang. Die industrielle Produktion der gesamten Slowakei, inklusive der abgetrennten südlichen Gebiete, stieg in den Jahren 1937–1943 um ca. 63%, die Beschäftigtenzahl um 51%. Bei der Gründung neuer Unternehmen verzeichnete man ebenfalls einen leichten Fortschritt. Die Weiterentwicklung der Infrastruktur knüpfte an den zu Ende der 1930er Jahre erlebten Aufschwung an. Der Ausbau der Eisenbahnen, befestigter Straßen und erster Wasserkraftwerke am Fluss Waag wurde fortgesetzt. Die Stromproduktion stieg von 1938–1943 um 73% an. Die landwirtschaftliche Produktion stagnierte jedoch trotz großer Vertriebsmöglichkeiten. Die Ursache dafür war der Verlust der fruchtbarsten Gebiete. Zur Förderung des technischen Fortschritts und neuer agrartechnischer Methoden in der Landwirtschaft leistete der Staat finanzielle Hilfen und Deutschland stellte neue Maschinen und Technologien. Der Wirtschaftsfortschritt spiegelte sich ebenso im sozialen Bereich wider. Die Arbeitslosenquote sank deutlich und der Staat ergriff mehrere wirksame soziale Maßnahmen, wie etwa die Einführung von Kindergeld, Verlängerung bezahlten Urlaubs, Erholungsaufenthalte für Familien, die durch Gewerkschaften finanziell unterstützt wurden, usw. Zur faktischen Abschaffung der Arbeitslosigkeit trug die Entsendung slowakischer Arbeitskräfte in das Deutsche Reich bei, in dem etwa 200 Tsd. slowakische Arbeiter abwechselnd tätig waren.

Zudem setzte der Staat eine neue Phase der Bodenreform durch, die die Bodenreform aus der Zwischenkriegszeit abschließen sollte. Sie schlug jedoch in eine sogenannte „Arisierung“ des Grundeigentums slowakischer Juden um. Die dunkle Seite der slowakischen Wirtschaftspolitik war die Enteignung jüdischen Eigentums im Wert von ca. 4 Mrd. Ks, die auf Grundlage einer Gesetzgebung zur „Arisierung“ nach deutschem Vorbild erfolgte. Der Staat verkaufte das enteignete Eigentum an sogenannte Arisatoren.9 Die jüdische Bevölkerung wurde in Vernichtungslager transportiert. In 1942 waren ca. 60 Tsd. Juden deportiert worden. Im Herbst 1942 wurden weitere Transporte gestoppt und ca. 11 Tsd. Juden in Arbeitslager in der Slowakei verbracht oder im Wirtschaftsbereich als unentbehrliche Experten eingesetzt. Ca. 20 Tsd. Mitglieder der tschechischen Intelligenz sowie tschechische Staatsbeamte wurden gezwungen, die Slowakei zu verlassen und zusammen mit ihren Familien in das Protektorat Böhmen und Mähren zurückzukehren.

Bestandteil der Wirtschaftspolitik des Regimes war die Bankenkonzentration und Pläne zur Expansion von slowakischem Kapitals in Wirtschaftsbereiche, die bislang von tschechischen und jüdischen Unternehmern dominiert wurden. Die Schlüsselpositionen in diesen Wirtschaftsbereichen besetzten jedoch fortan deutsche Banken und Konzerne. Der Anteil deutscher Investoren an Unternehmen der Slowakei stieg von 1938–1942 von ca. 4% auf 51,6% an.

Die günstige sozialökonomische Entwicklung zeigte sich insbesondere 1939–1943 durch Fortschritte in den Bereichen Kultur und Schulwesen, auch wenn diese unter der Kontrolle der allgegenwärtigen ideologischen Propaganda des Regimes, die durch das Amt für Propaganda nach deutschem Vorbild geführt wurde, waren. Der größte Fortschritt im Schulwesen und Bildungsbereich war der Aufbau einer Technischen Hochschule, die Einrichtung der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Comenius-Universität in Bratislava, die in „Slowakische Universität“ umbenannt wurde, und die Einrichtung der Hochschule für Handel und der Militärischen Hochschule. Die Primärbildung und Sekundärfachbildung schritten ebenso voran. Im Kulturbereich entfalteten sich trotz des Propagandadrucks Literatur, Bildende Künste sowie Theaterkunst, die ein neues professionelles Theatergebäude in Prešov in der Ostslowakei erhielt. Desgleichen begann der Aufbau eines selbstständigen slowakischen Rundfunks und des slowakischen Films.

In den Anfängen des neuen Staates planten Regierungskreise, die mit der Staatspartei HSĽS, die unter Leitung des Ministerpräsidenten und ab Oktober 1939 des Präsidenten der Slowakischen Republik Jozef Tiso10 war, verbündet waren, einen Ständestaat nach dem Vorbild der Ständestaaten in Portugal, Italien oder des österreichischen Ständestaats unter Dollfuß aufzubauen. NS-Deutschland sprach sich jedoch grundsätzlich dagegen aus, weil der Austrofaschist Dollfuß den Nationalsozialismus deutscher Prägung abgelehnt hatte und das ständische System die Stellung der deutschen Minderheit in der Slowakei geschwächt hätte. Im Sommer 1940 lud Hitler den slowakischen Präsidenten sowie weitere Vertreter der Slowakei zu Verhandlungen nach Salzburg ein. Dort setzte er die Radikalisierung des Regimes, die Annahme der nationalsozialistischen Ideologie, die Verschärfung antijüdischer Maßnahmen und die Einführung eines auf dem Führerprinzip aufgebauten Systems durch. Dadurch stärkte sich in der Slowakei die Stellung des radikalen Flügels des regierenden Regimes um Ministerpräsident Vojtech Tuka11 und Innenminister Alexander Mach.12 Zugleich verstärkte sich der Einfluss der halbmilitärischen Einheiten der Hlinka-Garde und der paramilitärischen Freiwilligen Schutzstaffel, die durch die deutsche Minderheit und die nationalsozialistische Deutsche Partei unter Franz Karmasin13 organisiert wurden. Präsident Tiso nahm die Rolle des Führers eines nationalsozialistischen Regimes an, obwohl dieser konservative Politiker jegliche Form des Sozialismus ablehnte. Die slowakische Jugend wurde zur Hlinka-Jugend und die Jugend der deutschen Minderheit zur Hitlerjugend. Nach dem Vorbild der Deutschen Arbeitsfront entstand in der Slowakei eine einheitliche Organisation für Beschäftigte, die slowakische arbeitende Gemeinschaft.

Die Verschärfung des Kriegskonfliktes hatte negative Folgen auf die slowakische Wirtschaft. Der Staat konnte zwar das unpopuläre System der Versorgung mit Lebensmittelkarten vermeiden, doch übernahm er das System einer Versorgung nach Zuteilung, die auf der Führung von Abnahmebüchern baute. Bis Mitte 1942 wurde schrittweise ein gesamtstaatliches System der Kriegswirtschaft eingeführt. Seine Leitung übernahm das Oberste Versorgungsamt unter der Leitung des Gouverneurs der Nationalbank, Imrich Karvaš. In der Beziehung mit Deutschland dominierte wirtschaftliche Ausbeutung über technologische Hilfe. Das komplizierte System der Clearingverrechnung des Zahlungsverkehrs generierte eine nicht beglichene Clearingspitze des Deutschen Reichs gegenüber die Slowakei, die auf 7 Mrd. Ks (ca. 555 Mio. RM) stieg. Allmählich stieg auch die Unzufriedenheit der Bevölkerung und der einheimische wie ausländische Widerstand. Neben den Problemen mit der Versorgung und Preiserhöhungen riefen die antijüdischen Repressionen und der Kriegsbeitritt der Slowakei gegen die Sowjetunion im Juni 1941, in dem zwei slowakische Divisionen an der Seite des deutschen Heeres operierten, Unzufriedenheit hervor.

Die Unzufriedenheit mit dem Regime der selbstständigen Slowakei, das mit NS-Deutschland kollaborierte, erreichte ihren Höhepunkt im Jahr 1944 mit Vorbereitung und Ausbruch des antifaschistischen Slowakischen Nationalaufstands. Gruppen des demokratischen sowie des kommunistischen Widerstands, die mit Zentren des tschechoslowakischen demokratischen Widerstands in London und des kommunistischen Widerstands in Moskau in Verbindung standen, taten sich zusammen. Zum Widerstand gehörte auch die staatsfeindliche Partisanenbewegung in den slowakischen Bergen. Der wirtschaftliche Teil der Aufstandsvorbereitung erfolgte unter der Leitung der Volkswirte Karvaš und Zaťko. Obschon diese beiden Politiker die höchsten Posten in der Wirtschaftspolitik der Slowakischen Republik ausübten, konnten sie sich nie mit ihrem antidemokratischen Regime identifizieren. Dem Aufstand hätte sich auch ein großer Teil der slowakischen Armee anschließen sollen, doch die mit dem Widerstand kooperierenden Offiziere versagten im letzten Moment der Vorbereitung des bewaffneten Angriffs ihre Unterstützung. Nach der Erklärung des Nationalaufstands am 29. August 1944 setzten sich die bewaffneten Kräfte des Aufstandes daher insbesondere aus Einheiten der mobilisierten und mangelhaft ausgerüsteten Zivilbevölkerung zusammen.

Die Erklärung des Nationalaufstands wurde zum unmittelbaren Anlass für den Aufmarsch deutscher Truppen in die Slowakei. Sie sollten dem Regime zur Wiederherstellung der Macht im Lande verhelfen, doch vertraten sie tatsächlich militärisch-strategische und wirtschaftliche Interessen Deutschlands. Im aufständischen Gebiet, das ungefähr zwei Drittel der Fläche des zentralen Teils der Slowakischen Republik umfasste, entstand eine aufständische Republik mit eigenen Staats- und Wirtschaftsorganen. Ihr Zentrum war die mittelslowakische Stadt Banská Bystrica. Obwohl die deutschen Truppen das aufständische Gebiet besetzten, vermochte die schwach ausgerüstete aufständische Armee dem deutschen Druck in den Bergpässen der Mittelslowakei ganze zwei Monate lang Widerstand zu leisten. Der Aufstand wurde Ende Oktober 1944 durch die Besetzung von Banská Bystrica beendet. Die Reste der aufständischen Armee sowie die Partisanentruppen setzten jedoch den Widerstand gegen die Besatzungstruppen und das slowakische Regime durch den Kampf in den slowakischen Bergen bis zum Einmarsch der Roten Armee fort. Die Bevölkerung der Berggebiete unterstützte die Partisanen. Dies löste jedoch harte Vergeltungsmaßnahmen der repressiven Einheiten deutscher Streitkräfte und des Regimes aus, die mit Niederbrennen der Dörfer und Massenhinrichtungen der Zivilbevölkerung, unter ihnen Frauen und Kinder, verbunden waren.

Nach der Besetzung der Slowakei durch die deutsche Wehrmacht im Herbst 1944 wandelte sich die Ausbeutung der slowakischen Wirtschaft durch das Deutsche Reich in eine unmittelbare Ausbeutung. Die Regierung musste mit Deutschland einen Vertrag schließen, auf dessen Grundlage sie die Finanzierung der Besatzungstruppen übernahm und diesen alle zugänglichen Wirtschaftsquellen zur Verfügung stellte. Die Wirtschaftssteuerung wurde de facto durch die Wirtschaftsorgane und Institutionen der Vertretung übernommen. Zusammen mit dem Kommando der Besatzungstruppen nahmen diese eine systematische Evakuierung und Zerstörung der technischen Wirtschaftsbasis vor. Die Regierung musste die Evakuierung durch einen weiteren offiziellen Vertrag legalisieren. Die Folgen waren eine Inflationsspirale, Erhöhung der Staatsverschuldung und fatale wirtschaftliche Schäden, die von der deutschen Armee bei ihrem Rückzug verursacht und durch Beschlagnahmungen und Plünderungen durch die Rote Armee fortgesetzt wurden. In den Jahren von 1944–1945 wurde damit ein Großteil der in den vorangegangenen Jahren erreichten Ergebnisse des wirtschaftlichen Ausbaus der Slowakei entwertet.

1 Andrej Hlinka (1864, Černová, heute Stadtteil von Ružomberok, Slowakei – 1938, Ružomberok) war römisch-katholischer Priester, Politiker, Unternehmer und Journalist. Er stammte aus einer slowakischen kinderreichen Arbeiterfamilie. Er studierte Theologie und war nach seiner Priesterweihe 1889 als katholischer Pfarrer in mehreren slowakischen Ortschaften tätig. Er schaltete sich in das politische Leben als Vertreter der slowakischen Nationalbewegung in Österreich-Ungarn ein und war wegen seines politischen Engagements in Gewahrsam. Im Jahr 1913 gründete er die selbstständige konservative klerikale Slowakische Volkspartei (Slovenská ľudová strana). Im Rahmen seiner Unternehmer- und Verlegertätigkeit gründete er eine Bank und gab ein Wochenblatt heraus. Zwar unterstützte er 1918 die Entstehung der Tschechoslowakei (ČSR), war jedoch mit der Stellung der Slowakei und der Slowaken im neugebildeten Staat unzufrieden und übernahm daher die Führung der Bewegung für die autonome Slowakei. Die durch ihn geleitete Volkspartei wurde in Hlinkas Slowakische Volkspartei (Hlinkova slovenská ľudová strana, HSĽS) umbenannt. Sie war christlich-sozial und national orientiert und verfolgte ein Hauptziel, die Autonomie der Slowakei, die im Oktober 1938 erreicht wurde. A. Hlinka starb allerdings kurz davor, im August 1938. Nach der Entstehung des selbstständigen Slowakischen Staates im März 1939 nutzte das neue Regime Hlinkas Popularität aus, erhob diesen zum Kult und benannte nach ihm die radikalen Organisationen Hlinka-Garde (Hlinkova garda) und Hlinka-Jugend (Hlinkova mládež).

2 Milan Hodža, JUDr., Prof. (1878, Sučany, heute Slowakei – 1944, Clearwater, USA) war Rechtsanwalt, Politiker und Volkswirt. Er stammte aus der slowakischen Familie eines evangelischen Pfarrers. Er studierte Rechtswissenschaften in Cluj-Napoca in Rumänien und Philosophie in Wien und erhielt den Titel Doktor der Rechtswissenschaft. Er wurde zu einem der bedeutendsten Vertreter des liberalen Flügels der slowakischen Nationalbewegung in Österreich-Ungarn. Er knüpfte Kontakte mit dem habsburgischen Hof und setzte sich für die Föderalisierung der Monarchie ein. Er gründete ein slowakisches Tages- und Wochenblatt. Er organisierte das slowakische Bankwesen wie auch das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen. Nach der Entstehung der ČSR war er der Hauptvertreter des slowakischen Flügels der regierungsangehörigen Agrarpartei. Er übte mehrere Ministerämter aus und wurde 1935 zum Regierungsvorsitzenden ernannt. Auf internationaler Ebene befürwortete er die Zusammenarbeit der Länder Mittel- und Südosteuropas (Kleine Entente, Donauer Konföderation). Nach dem Diktat von München vom September 1938 emigrierte er in die Schweiz und nach Frankreich, von wo aus er politisches Asyl anstrebte. 1941 wanderte er in die USA aus, wo er in Exilvereinigungen tätig war und 1944 starb.

3 Konrad Ernst Eduard Henlein (1898, Maffersdorf, heute Stadtteil von Liberec, Tschechien – 1945, Plzeň, Tschechien) war Bankbeamter, Lehrer und Politiker. Er stammte aus einer deutsch-tschechischen Beamtenfamilie. Er absolvierte die Handelsakademie in Jablonec (Gablonz). Im Ersten Weltkrieg kämpfte er an der italienischen Front. Nach der Entstehung der ČSR war er zuerst als Bankbeamter, dann Sportlehrer in der Stadt Aš (Asch) tätig. Er war Mitglied der Sudetendeutschen Turnbewegung und des deutschen Kameradschaftsbunds. 1933 gründete er die politische Organisation Sudetendeutsche Heimatfront, die 1935 in Sudetendeutsche Partei (SdP) umbenannt wurde. Henlein und seine Partei legten der Regierung der ČSR Forderungen der Sudetendeutschen vor. Henlein forderte zuerst nur die Autonomie und war Anhänger der Ideologie des österreichischen Philosophen Othmar Spann, allmählich radikalisierte er sich aber. Er begann, in der SdP die nationalsozialistische Ideologie und das Führerprinzip durchzusetzen. 1937 schwor er Hitler die Treue und die Zersplitterung der ČSR wurde zu ihrem gemeinsamen Ziel, das sie durch das München Abkommen im September 1938 erreichten. Henlein wurde zum Reichskommissar Sudetendeutscher Gebiete und im Mai 1939 zum Stellvertreter des Reichsgaus Sudeten mit Sitz in Liberec ernannt. Seine Partei fusionierte mit der NSDAP. Er trat in die SS ein und erhielt dort den Dienstgrad Obergruppenführer. Auf den genannten Posten war er für die Verfolgung der Juden, Tschechen und deutscher Antifaschisten im Sudetengebiet während des Krieges verantwortlich. Anfang Mai 1945 hatte er noch die Absicht, mit den US-Alliierten in der befreiten Stadt Pilsen zu verhandeln. Er wurde jedoch inhaftiert und beging anschließend Selbstmord.

4 Imrich Karvaš, JUDr., Prof. (1903, Varšany, heute Kalinčiakovo, Slowakei – 1981, Bratislava) war Rechtsanwalt, Volkswirt und Wissenschaftler. Er stammte aus einer kinderreichen slowakischen Notarsfamilie. Er studierte Rechtswissenschaften an der Comenius Universität in Bratislava, an der er später auch die Titel Dozent und Professor erhielt. Er widmete sich der Ökonomiewissenschaft, absolvierte mehrere Praktika in Westeuropa und den USA und war in Wirtschaftskörperschaften tätig. Im Herbst 1938 wurde er zum Handelsminister der zweiten Tschechoslowakischen Republik ernannt. Er gehörte zu den Befürwortern einer einheitlichen demokratischen ČSR und zu den Gegnern des Autonomismus und der HSĽS. Nichtsdestotrotz erhielt er als ausgewiesener Fachmann von J. Tiso, dem Regierungsvorsitzenden des neu entstandenen Slowakischen Staats, ein Angebot zur Zusammenarbeit. Er wurde Gouverneur der Nationalbank und 1942 Vorsitzender der Zentralbehörde für die Kriegswirtschaft im Obersten Versorgungsamt. Auf den genannten Posten leistete er einen Beitrag zur Währungsstabilität und der wirtschaftlichen Entwicklung der Slowakei. Allmählich schaltete er sich in die Widerstandsbewegung und die wirtschaftlichen Vorbereitungen des antifaschistischen Aufstands ein. Wegen dieser Tätigkeit wurde er von der Gestapo im September 1944 verhaftet und bis zum April 1945 in Wien, Brünn und Berlin interniert. Nach dem Krieg wurde er vor das Nationalgericht gestellt, jedoch aufgrund seiner Beteiligung an der Widerstandsbewegung freigesprochen. Er wurde Dekan der Fakultät für Rechtswissenschaften an der damaligen Slowakischen Universität in Bratislava. Nach dem Antritt des kommunistischen Regimes 1948 wurde er jedoch verfolgt und mehrmals inhaftiert. Erst die mit dem Prager Frühling verbundene politische Lockerung (1968) ermöglichte seine vollständige Rehabilitierung.

5 Peter Zaťko, Ing., Dr. (1903, Vavrišovo, heute Slowakei – 1978, Bratislava) war Volkswirt, Politiker und Wissenschaftler. Er stammte aus einer slowakischen evangelischen Familie. Er studierte an der Handelshochschule in Prag, die er mit einem Ingenieur- und Doktortitel abschloss. Er arbeitete in Wirtschaftskörperschaften und widmete sich den Wirtschaftswissenschaften. Zusammen mit weiteren Angehörigen der Jungen Intelligenz war er Herausgeber der Zeitschrift Politika. Er setzte sich für die gleichwertige Stellung der Slowakei in der ČSR, aber nicht für die slowakische Autonomie ein. Er war auch Würdenträger der evangelischen Kirche. In der Zeit der Autonomie wurde er Landtagsabgeordneter. Nach der Entstehung des Slowakischen Staats bot das neue Regime ihm Zusammenarbeit an, die er zuerst ablehnte. Später übernahm er einen Führungsposten in einer der Kriegswirtschaftsbehörden. Zusammen mit I. Karvaš beteiligte er sich an der wirtschaftlichen Entwicklung und half, dem seitens Deutschland ausgeübten wirtschaftlichen Druck entgegenzuwirken. Er schaltete sich in die Widerstandsbewegung und Vorbereitungen des Nationalaufstands ein. Er wurde Mitglied des illegalen Slowakischen Nationalrates, der nach dem Ausbruch des Nationalaufstands die Macht im aufständischen Gebiet übernommen hatte. Während des Aufstands war er auf dem Posten des Versorgungs- und Industriebeauftragten (Minister). Wegen seiner Beteiligung an der Widerstandsbewegung verurteilte das regierende Regime ihn in seiner Abwesenheit zur Todesstrafe, der er jedoch entkommen konnte. Nach dem Krieg war er als Wirtschaftsberater und stellvertretender Vorsitzender des Staatsamts für Planung und Statistik tätig. Nach dem Antritt des kommunistischen Regimes 1948 war er wieder einer Verfolgung ausgesetzt und wurde in Gewahrsam genommen. Seine Rehabilitierung fand 1968 statt.

6 Gejza Medrický (1901, Banská Bystrica, heute Slowakei – 1989, Bratislava) war Politiker, Volkswirt und Journalist. Er studierte Medizin an der Universität in Prag, schloss sein Studium jedoch nicht ab. Er trat der autonomistischen HSĽS bei und zählte zu den Anhängern des konservativen Parteiflügels unter der Leitung von J. Tiso. Als Journalist war er u.a. für die Wirtschaftsrubrik des Partei-Tagesblattes Slovák verantwortlich. In der Zeit der Autonomie der Slowakei wurde er Abgeordneter des neugebildeten slowakischen Parlaments (Landtag) und nach der Entstehung des Slowakischen Staats Wirtschaftsminister. Er arbeitete an der Wiederbelebung der Wirtschaft und beteiligte sich an der Vorbereitung der „Arisierung“ jüdischen Eigentums, setzte sich jedoch für eine sukzessive, sogenannte mäßige „Arisierung“ ein. Als Anhänger des Präsidenten Tiso wurde er zum Vorsitzenden der Staatspartei HSĽS ernannt. Nach der Erweiterung des Einflusses des radikalen Parteiflügels im Sommer 1940 wurden mehrere, erfolglose Versuche unternommen, ihn seinem Ministerposten abzuberufen. Er blieb Anhänger Tisos und Befürworter des selbstständigen Staates, auch nach dem Ausbruch des antifaschistischen Aufstands, den er persönlich verurteilte. Im März 1945 versuchte er zusammen mit weiteren Regimevertretern in den Westen zu emigrieren, wurde jedoch festgenommen und an die ČSR ausgeliefert. 1947 wurde er wegen seiner Zusammenarbeit mit dem slowakischen Regime zu sieben Jahren Haft verurteilt.

7 Mikuláš Pružinský, JUDr. (1886, Liptovský Mikuláš, heute Slowakei – 1953, Partizánska Ľupča, Slowakei) war Politiker, Volkswirt und Gutsbesitzer. Er stammte aus einer niederadligen slowakischen Familie. Er studierte Rechtswissenschaften in Cluj-Napoca in Rumänien und Budapest und erhielt den Titel Doktor der Rechtswissenschaft. Bis 1918 war Gutsbesitzer. Nach der Entstehung der ČSR trat er der autonomistischen Partei HSĽS bei, gehörte dem konservativen Parteiflügel an und wurde als HSĽS-Abgeordneter in das Parlament wie auch in die regionale Verwaltung gewählt. In der Zeit der Autonomie der Slowakei war er Wirtschaftsminister. Anfang März 1939 leitete er die slowakische Delegation, die sich in Berlin mit Göring traf, der der Slowakei wirtschaftliche Hilfe versprach, sofern die Slowakei sich als autonom erklärte. Nach der Entstehung des Slowakischen Staats wurde Pružinský Finanzminister und trug zur Wiederbelebung der Industrialisierung bei. Ebenso wurde er Landtagsabgeordneter und im September 1944 stellvertretender Vorsitzender der neuen Regierung. Im März 1945 versuchte er zu emigrieren, wurde jedoch durch die Alliierten festgenommen und an die ČSR ausgeliefert. 1947 wurde er zu sieben Jahren Haft verurteilt. Er starb kurz nach seiner Entlassung im Jahr 1953.

8 Július Stano, Ing. (1900, Ružomberok, heute Slowakei – 1971, Ružomberok) war Techniker, Politiker und Volkswirt. Er studierte Maschineningenieurwesen in Brünn. Er trat der HSĽS bei, deren Leitung er bald übernahm. Desgleichen war er eine führende Persönlichkeit der katholischen Studentenbewegung. In der Zeit der Autonomie der Slowakei und des Slowakischen Staates bis zur seiner Abberufung im September 1944 bekleidete er das Amt des Ministers für Verkehr und Öffentliche Arbeiten. Er war auch Landtagsabgeordneter und wurde 1942 zum Generaldirektor der Slowakischen Stromkraftwerke ernannt. Im März 1945 versuchte er, zu emigrieren, wurde aber nach der Festnahme durch die Alliierten an die ČSR ausgeliefert. Wegen seiner politischen Tätigkeit wurde er zu vier Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Entlassung war er als Beamter tätig.

9 Anmerkung: In der Slowakei erfolgte die „Arisierung“, d.h. die Enteignung jüdischen Eigentums, in zwei Phasen: Ab Herbst 1938, d.h. in der Zeit der autonomen Slowakei, bis zum Sommer 1940 erfolgte die erste sogenannte „evolutionäre oder mäßige Phase der Arisierung“ und seit Sommer 1940 die zweite sogenannte „revolutionäre oder radikale Phase der Arisierung“. In der ersten Phase wurden Konzepte zur Durchführung der geplanten Arisierung erstellt. Im April 1940 wurde das sogenannte erste Arisierungsgesetz verabschiedet. Nach diesem Gesetz wurden jüdische Unternehmen gegen eine finanzielle Entschädigung enteignet, die von einem neuen „arischen Erwerber, einem Arisator“ an den jüdischen Eigentümer gezahlt wurde. Ziel der Arisierung waren mittelgroße und kleine jüdische Unternehmen. Große, wichtige Unternehmen des jüdischen Kapitals sollten vorübergehend in den Händen der ursprünglichen Eigentümer bleiben, da das Regime nicht über genügend „nichtjüdische“ Experten und Fachkräfte verfügte, die diese wichtigen Unternehmen führen konnten. Die zweite „revolutionäre Phase der Arisierung“ begann im Sommer 1940, nachdem der radikale Flügel des Regierungsregimes mit Unterstützung von NS-Deutschlands an die Macht kam. Ab diesem Zeitpunkt wurden Unternehmen sowie anderes jüdisches Eigentum vom Staat entschädigungslos enteignet und anschließend an die neuen „arischen Eigentümer – Arisatoren“ verkauft. Zu dieser Zeit galt die „Arisierung“ bereits für große Aktiengesellschaften jüdischen Kapitals. Die meisten von ihnen wurden jedoch bereits durch reichsdeutsche Banken und Konzerne kontrolliert. Formal gab es ordnungsgemäße Kapitaltransaktionen und Kaufverträge, aber tatsächlich wurden die jüdischen Eigentümer gezwungen, ihre Aktien abzugeben.

10 Jozef Tiso, ThDr. (1887, Bytča, heute Slowakei – 1947, Bratislava) war römisch-katholischer Priester, Politiker und Journalist, stammte aus einer slowakischen kinderreichen Handwerkerfamilie. Er studierte Theologie in Wien, sein Studium schloss er mit dem Doktortitel ab. Bis 1918 übte er sein Amt als katholischer Priester aus und war auch in der Wirtschaft, Pädagogik und Publizistik tätig. Er trat der ungarischen Katholischen Volkspartei (Néppart ) bei. Nach der Entstehung der ČSR wechselte er das politische Lager, trat der slowakischen autonomistischen klerikalen HSĽS bei und vertrat diese zuerst als Abgeordnete. Als die HSĽS Ende der 20er Jahre für eine kurze Zeit an die Regierung kam, wurde er Minister für Gesundheitswesen. In den 30er Jahren wurde er zum stellvertretenden Parteivorsitzenden und nach Hlinkas Tod im August 1938 zum Vorsitzenden der HSĽS gewählt. Er gehörte zu den Hauptinitiatoren der Erklärung der Autonomie der Slowakei. Er war Vorsitzender der autonomen Regierung, nach der Unabhängigkeit der Slowakei im März 1939 Regierungsvorsitzender und im Oktober 1939 Präsident der Slowakischen Republik. Er spielte eine Schlüsselrolle beim Aufbau des autoritären Einparteisystems der HSĽS unter dem Patronat des nationalsozialistischen Deutschlands wie auch zur Durchsetzung der Politik des Antisemitismus. Zugleich war er Befürworter der katholischen Soziallehre und des Ständestaats, der in der Slowakei nach der Verfassung vom Juli 1939 aufgebaut werden sollte. Unter seitens Deutschland ausgeübten Drucks nahm er 1940 die Ideologie des Nationalsozialismus und folglich auch den Titel des Führers an. Dabei ging er mit dem radikalen Flügel des regierenden Regimes einen Kompromiss ein und öffnete den Weg für radikale Arisierung und Deportationen von Juden in Vernichtungslager. 1942 wurden die Deportationen auf seine Initiative hin eingestellt. Tiso blieb dem Bündnis mit dem nationalsozialistischem Deutschland auch nach dem Ausbruch des Slowakischen Nationalaufstands im August 1944 treu. Nach dem Krieg versuchte er, in den Westen zu emigrieren, wurde jedoch von den Alliierten in die neuentstandene ČSR ausgeliefert und vor das Nationalgericht gestellt. Er wurde als Verantwortlicher für Deportationen von Juden und die Repressalien nach der Unterdrückung des Nationalaufstands angeklagt und zum Tode verurteilt. Seine Hinrichtung erfolgte im April 1947.

11 Vojtech Tuka, JUDr., Prof. (1880, Štiavnické Bane, heute Slowakei – 1946, Bratislava) war Rechtsanwalt, Universitätspädagoge und Politiker. Er stammte aus einer slowakisch-ungarischen Lehrerfamilie. Er studierte Rechtswissenschaften in Budapest und erhielt mit 21 Jahren den Titel Doktor der Rechtswissenschaft. Bis 1918 war als Professor der Rechtswissenschaften an der Universität in Pécs in Ungarn und an der ungarischen Universität Hl. Elisabeth in Bratislava tätig. Er trat der ungarischen Christlich-sozialen Landespartei (Krajinská kresťansko-sociálna strana) bei. Nach der Entstehung der ČSR bewarb er sich um eine Professur an der neugegründeten Comenius Universität in Bratislava. Seine Bewerbung wurde jedoch abgelehnt, womit er sich nur schwer abfinden konnte. Er trat der autonomistischen Bewegung innerhalb der HSĽS bei und gründete die halbmilitärische Vereinigung Rodobrana. 1929 forderte er offen die Unabhängigkeit der Slowakei, wurde angeblicher Spionage zugunsten Ungarns angeklagt und zu 15 Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Entlassung 1937 kehrte er in der Zeit der slowakischen Autonomie 1938–1939 als „nationaler Märtyrer“ in die Politik zurück. Er forderte die Unabhängigkeit der Slowakei und die möglichst enge Zusammenarbeit mit dem nationalsozialistischem Deutschland. Nach der Unabhängigkeit der Slowakei wurde er zum Stellvertretenden Regierungsvorsitzenden und im Oktober 1939 zum Regierungsvorsitzenden gewählt. Desgleichen war er Professor der Rechtswissenschaften, später Rektor der Universität in Bratislava. Er übernahm die Leitung des radikalen Flügels des Regimes und setzte sich für die Annahme der nationalsozialistischen Ideologie und der radikalen antijüdischen Politik ein. Im Sommer 1940 gelang es ihm, diese Ziele mithilfe Deutschlands zu erreichen. Er übernahm den Posten des Ministers des Auswärtigen Amtes und plante, den Präsidenten J. Tiso sowie seine Anhänger aus dem politischen Leben zu verdrängen. Doch Deutschland unterstützte diesmal J. Tiso. Seit 1942 hielt er sich wegen gesundheitlicher Probleme und seiner politischen Isolation in der aktiven Politik immer mehr zurück. Nach dem Ausbruch des Nationalaufstands im August 1944 legte er sein Amt des Premierministers nieder. Nach dem Krieg versuchte er zu emigrieren, wurde jedoch durch die Alliierten verhaftet und an die ČSR ausgeliefert. Nach einer Anklage wegen Durchsetzung der nationalsozialistischen Ideologie und radikaler antijüdischer Maßnahmen wurde er zum Tode verurteilt und im August 1946 hingerichtet.

12 Alexander Mach (1902, Slovenský Meder, heute Palárikovo, Slowakei – 1980, Bratislava) war Politiker und Journalist. Er stammte aus einer slowakischen Bauernfamilie. Er studierte Theologie, entschied sich letztendlich jedoch für eine politische Laufbahn. Mit 20 Jahren trat er der autonomistischen Partei HSĽS bei und baute in Zusammenarbeit mit V. Tuka den radikalen Flügel der Partei auf. Er übernahm die Führung der radikalen Organisation Rodobrana und war Journalist bei radikalen Periodika. Bereits in den 30er Jahren war er Mitglied der Parteiführung und befürwortete in der Zeit der Autonomie der Slowakei das Bündnis mit Deutschland und die Unabhängigkeit der Slowakei. Nach der Entstehung des Slowakischen Staates war er Innenminister und Hauptkommandant der halbmilitärischen Hlinka-Garde. Er gehörte zu den Hauptpropagatoren des Nationalsozialismus und des radikalen Antisemitismus. Präsident J. Tiso entkleidete ihn im Frühling 1940 seiner Ämter, doch nach dem Regierungsantritt des radikalen Flügels des Regimes im Sommer 1940 kehrte er auf seine Posten zurück und wurde zum Stellvertretenden Regierungsvorsitzenden ernannt. Nach einem misslungenen Fluchtversuch nach Österreich im März 1945 wurde er durch die Alliierten an die ČSR ausgeliefert worden. Wegen seiner politischen Tätigkeit wurde er durch das Nationalgericht zuerst zur Todesstrafe verurteilt, das Urteil wurde schließlich auf eine Gefängnisstrafe von 30 Jahren abgeändert. Nach 23 Jahren wurde er entlassen.

13 Franz Karmasin, Ing. (1901, Olomouc (Olmütz), heute Tschechien – 1970, Steinebach am Wörthsee, BRD) war Techniker, Politiker und Journalist. Er stammte aus einer sudetendeutschen Familie. Er absolvierte das Studium des Agraringenieurwesens in Děčín (früher Tetschen) und war danach als Praktikant in der Landwirtschaft in Mähren und Tschechien tätig. 1926 wurde er politisch aktiv in den Reihen der deutschen Minderheit (Minderheitsgruppe) in der Slowakei. Er wurde professioneller Funktionär in der Zipsauer Deutschen Partei (Spišská nemecká strana) und im Deutschen Kulturverband. Er gründete noch weitere neue Verbände und war einer der Hauptgründer der 1928 ins Leben gerufenen Karpatendeutschen Partei (KdP). 1936 wurde er für eine Koalition der KdP und der Sudetendeutschen Partei ins Parlament der ČSR gewählt. Er war auch als Redakteur bei Periodika der deutschen Minderheit tätig. Nach der Erklärung der Autonomie ermöglichte das neue Regime ihm, eine neue nationalsozialistische Partei der deutschen Minderheit, die Deutsche Partei, zu gründen, derer lebenslänglicher Vorsitzender und Führer der deutschen Minderheit er seit 1940 war. Ein Teil der Partei bildeten halbmilitärische Truppen, die Freiwillige Schutzstaffel (FS) nach dem Vorbild der deutschen SS. Karmasin selbst wurde Offizier der SA (Brigadeführer) und später der SS (Hauptsturmführer, Sturmbannführer). Er organisierte die Anwerbung von Kräften für die SS in der Slowakei und wurde Staatssekretär der deutschen Minderheit beim Deutschen Staatssekretariat in der Slowakei. Er gehörte zu den Vertretern des radikalen Flügels des Regimes, setzte sich für den Nationalsozialismus und radikale antijüdische Maßnahmen ein. Nach dem Vorbild von Einrichtungen in Wien und Prag gründete er in der Slowakei ein Forschungsinstitut für Nationalsozialismus namens Institut für Heimatforschung. Nach dem Ausbruch des antifaschistischen Aufstands bildete er Landwehr-Truppen der deutschen Minderheit namens Heimatschutz, die an der Unterdrückung des Nationalaufstands und Repressalien gegen die Zivilbevölkerung teilnahmen. Am Ende des Krieges organisierte er die Flucht der Angehörigen der deutschen Minderheit aus der Slowakei ins Deutsche Reich. Im März 1945 konnte er nach Deutschland fliehen, wo er sich unter falschen Namen versteckte. 1948 wurde er in Abwesenheit zur Todesstrafe verurteilt. Er lebte in Westdeutschland, dessen Behörden seine Auslieferung verweigerten. Er wirkte in sudetendeutschen Exilorganisationen.

Die Slowakei und NS-Deutschland

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