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I. Die Entwicklung der deutschen Großraumwirtschaft nach 1933 und die Eingliederung der Slowakei in diesen Prozess

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Bei der Bewertung der slowakisch-deutschen Beziehungen in den Jahren 1939–1945 ist es notwendig, die Slowakei als Bestandteil eines größeren Wirtschaftsraums in Mittel- und Südosteuropas zu verstehen. NS-Deutschland sah in dieser Region nicht nur nach nationalsozialistischer, rassisch motivierter Vision einen deutschen Lebensraum, sondern auch einen Großwirtschaftsraum. Dieser Konzeption hingen die führenden Vertreter der deutschen Wirtschaft seit Anfang der 1930er Jahre an. Nach 1933 verbanden sich beide Vorstellungen zwar, doch behielten sie ein gewisses Maß an Autonomie: Während die erste Vision ideologisch-rassisch orientiert war, war die zweite pragmatisch-wirtschaftlich geprägt. Den Kern des angedachten Großwirtschaftsraums bildete Mittel- und Südosteuropa. Von dort aus sollte sich diese wirtschaftliche Konzeption über den ganzen europäischen Kontinent verbreiten.

Die Idee eines deutschen Großwirtschaftsraums nahm konkrete Gestalt an und ging in praktische Politik über, bevor die nationalsozialistische Ideologie die Erschließung neuen Lebensraums für Deutsche vorsah. Ursprünglich waren die Überlegungen zu einem Großwirtschaftsraum die Lösung für akute Bedürfnisse der deutschen Wirtschaft, die sich nach 1918 in Isolation befand und die Möglichkeit einer Expansion über die Grenzen des europäischen Kontinents verloren hatte. Die deutsche Wirtschaft lenkte daher ihre Aufmerksamkeit auf Mittel- und Südosteuropa. Die Führungskräfte deutscher Banken und Konzerne belebten ältere Pläne einer wirtschaftspolitischen Expansion nach Osten und Südosten wieder und nannten diese Bemühungen angelehnt an das romantische Schlagwort „Drang nach Osten“ „Drang nach Südosten“. Zugleich suchten sie so nach einer Ausdehnung ihres Einflusses. Sie traten Körperschaften zur Stärkung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit in der Region bei oder gründeten selbst Gesellschaften mit derartiger Orientierung. Von diesen Gesellschaften war, insbesondere nach 1930, der Mitteleuropäische Wirtschaftstag mit Sitz in Wien von richtungsweisender Bedeutung. Er wurde 1925 von den liberal orientierten Unternehmern und Volkswirten Elemér Hantos und Julius Meinl mit dem Ziel gegründet, den freien Handel im Donauraum zu expandieren1. In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre wurde der Verband jedoch von deutschen Unternehmern übernommen und in ein Werkzeug der wirtschaftlichen Expansion gewandelt. Geführt wurde er nunmehr von Max Hahn2 und Tilo von Wilmowsky3, dem Schwiegersohn der mächtigsten Person der deutschen Schwerindustrie, Gustav Krupp.4 Somit war der Verband mit Führungskräften der Schlüsselindustrien Deutschlands verknüpft. Mit dem Anbruch der Wirtschaftskrise erhielt die Gesellschaft neue Aufgaben. Auf dieser Grundlage erlangte die Idee eines deutschen Großwirtschaftsraums neuen Aufschwung. Die Krise bestätigte die Notwendigkeit des Aufbaus eines wirtschaftlich eigenständigen, unter deutscher Hegemonie stehenden Raums in Mittel- und Südosteuropa, der durch Planung und Regulierung gemeinsamer Wirtschaftsbeziehungen den Einflüssen der Wirtschaftskrise Widerstand leisten konnte. Nach diesem neuen Konzept sollten die Staaten der europäischen Region samt der Slowakei als sogenannte Ergänzungsräume die Aufgabe eines Rohstoff- und Lebensmittellieferanten übernehmen.5

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Deutschland ging die Idee des deutschen Großwirtschaftsraums in einen völlig neuen ideologischen und wirtschaftspolitischen Kontext über. Die Führungskräfte der nationalsozialistischen Wirtschaft, darunter die Vertreter des Chemiekonzerns I.G. Farbenindustrie, Max Ilgner6 und Heinrich Gattineau7, und Staatssekretär Wilhelm Keppler8, Siemens-Vertreter Ludwig von Winterfeld, Vertreter der Finanzinstitute Otto Ch. Fischer und Ernst Justus Ruperti und viele andere, übernahmen diese Idee sehr schnell. Die oben genannten Vertreter übernahmen die Leitung des Mitteleuropäischen Wirtschaftstags (nachfolgend nur "MWT"). Ilgner wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden der I.G. Farben.9 Mehrere der oben genannten Volkswirte griffen später in die wirtschaftliche Entwicklung der Slowakei ein. Mit dem Ziel der Überwindung der Krise und des Ankurbelns des wirtschaftlichen Wachstums übernahm Hjalmar Schacht10, Präsident der Reichsbank, das Konzept des deutschen Großwirtschaftsraums bzw. der deutschen Großraumwirtschaft in den „Neuen Plan“ der wirtschaftlichen Entwicklung. Anschließend entwickelte er die Theorie der wirtschaftlichen Ergänzungsräume.11

Für die Vorbereitung des deutschen Vierjahresplans, der durch das Reichsamt für Wirtschaftsausbau unter Hermann Göring erstellt wurde, begann man in der zweite Hälfte der 1930er Jahre den Aufbau des Großwirtschaftsraums in die Praxis umzusetzen. Die Führungskräfte der deutschen Wirtschaft waren sich bewusst, dass, ähnlich wie im Ersten Weltkrieg, im Falle eines neuen Krieges, der zu beginnen drohte, durch die westlichen Großmächte eine Wirtschaftsblockade über Deutschland verhängt werden konnte. Diese Bedrohung verstärkte die Bemühungen zur Autarkie in Mittel- und Südosteuropa. Deutschland wollte in dieser Region genügend Rohstoffe und Lebensmittel für eine Friedenswirtschaft wie auch für die Kriegsführung sichern. Gefragte Rohstoffe und Produkte waren Erdöl, Buntmetalle, Eisenerz, Holz, Getreide, Obst und viele andere Rohstoff- und Lebensmittelarten. Für Importe von Antimon, Magnesit, Holz und landwirtschaftlichen Produkten war das slowakische Gebiet für die deutsche Wirtschaft bereits vor 1939 wichtig.12 Große Erwartungen wurden in die geologische Erschließung neuer Rohstoffressourcen gesetzt. In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre formte Deutschland mit den Staaten Südosteuropas neue wirtschaftliche Beziehungen, die auf bilateralen Verträgen, genau festgelegten Kontingenten gegenseitiger Lieferungen und einer Clearing-Abrechnung des Handels- und Zahlungsverkehrs beruhten. Auf diese Weise baute Deutschland die Basis eines neuen internationalen und zur Autarkie führenden Systems der Großraumwirtschaft auf. Nach 1938 erweiterte Deutschland die erwähnten Formen der wirtschaftlichen Beziehungen räumlich in die selbstständige Slowakei und folglich auf Gesamteuropa, sodass ein kontinentales Wirtschaftssystem unter Kontrolle Deutschlands entstand.13

Die Führungskräfte des MWT setzten die wirtschaftlichen Beziehungen in Südosteuropa um. Sie stützten sich dabei auf Interessen und Pläne der Repräsentanten des politischen und wirtschaftlichen Projektes „Kleine Entente“. In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre versuchte Milan Hodža, Ministerpräsident der Tschechoslowakei (nachfolgend nur "ČSR"), das Projekt neu zum Leben zu erwecken und zu erweitern. Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges traf die Idee des deutschen Großwirtschaftsraums unter deutscher Führung auf den Plan der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der gleichberechtigten Länder Mittel- und Südosteuropas mit düsteren Aussichten zu ihrer politischen Annäherung. Während der wirtschaftspolitische Einfluss Deutschlands zunahm, geriet das Projekt der "Kleinen Entente" im Angesicht der internationalen Entwicklung in die Defensive. Zum Umbau der Innenwirtschaft nach nationalsozialistischen Plänen transformierte Deutschland schnellstmöglich ältere und gründete neue Wirtschaftsorganisationen, -behörden, -körperschaften und -institute, die bereits vor 1939 das Vorhaben der Großraumwirtschaft Mittel- und Südosteuropas zielbewusst umsetzten.14 Sie förderten und erweiterten den Aktionsradius der wirtschaftspolitischen Tätigkeiten des MWT in der Region wesentlich. Während der Zwischenkriegszeit war das Projekt der "Kleinen Entente" eher eine Ideensammlung als dass es praktisch umgesetzt worden wäre. Zum Kampf um den wirtschaftspolitischen Einfluss trat ein harter Konkurrenzkampf zwischen deutschen und tschechischen Konzernen, wobei die tschechischen schlechtere Karten hatten.15

Deutschland setzte auf Mittel- und Südosteuropa für die weitere Rohstoff- und Lebensmittelversorgung, insbesondere in Bezug auf Erdölressourcen. Zu diesem Zweck existierte bereits seit 1936 ein langfristiger Plan des Verbrauchs in Friedenszeiten, der sogenannte N-Fall oder Normalplan, und ein Plan für Kriegsbedarf, der sogenannte Mob-Fall oder Mobilisierungsplan, mit Hochrechnungen bis 1942. Der Plan zur Versorgung mit Erdöl, Buntmetallen sowie anderen Rohstoffen wurde von einem Expertenteam namens "Göring-Krauch-Gruppe" ausgearbeitet. Diese arbeitete unter Hermann Göring und Carl Krauch16, Spitzenkraft der I.G. Farben, der zum Generalbeauftragten für außerordentliche Fragen der chemischen Produktion ernannt wurde. Es ist kaum bekannt, dass Göring im wirtschaftlichen Bereich neben dem Amt des Beauftragten für den Vierjahresplan auch das Amt des Reichsbeauftragten für Rohstoff- und Devisenfragen bekleidete. Im Juli 1938 stellte Krauch einen Rüstungsplan für die Kriegswirtschaft vor, der auch Wehrwirtschaftlicher Neuer Erzeugungsplan oder Carinhall-Plan, nach Görings Anwesen, dem Ort seiner Verabschiedung, genannt wurde. Dessen Autoren sahen eine der wichtigsten Quellen der Versorgung der deutschen Kriegswirtschaft mit Rohstoffen „... in der Einschaltung des Wirtschafts- und Rohstoffgebiets Südosteuropas ... in den Großwirtschaftsraumblock Deutschlands…“17. Die Möglichkeiten der Nutzung des Rohstoffreichtums Mittel- und Südosteuropas waren Forschungsgegenstand mehrerer deutscher Institutionen und Vertreter des Wirtschaftslebens. Zu den Schlüsselfiguren dieser Forschung gehörte Wilhelm Keppler, Staatssekretär und enger Mitarbeiter des MWT, der bereits 1936 von Göring zum Generalsachverständigen für deutsche Roh- und Werkstoffe ernannt wurde. Im Herbst 1938 wurde er mit der Leitung geologischer Forschung und der Auswertung der Reserven an Bodenschätzen in der behandelten Region beauftragt, wobei der Hauptfokus auf Erdöllagerstätten lag. Keppler wurde von Geologen der neu gegründeten Reichsstelle für Bodenforschung unterstützt. Eine weitere wichtige Figur dieser Institution war Prof. Alfred Bentz18, einer der bedeutendsten deutschen Geologen. Bereits 1938/1939 wurde das Gebiet der Slowakei zum wichtigen Objekt der Forschungstätigkeiten der genannten Reichsstelle und ihrer Vertreter, die das Ziel einer Rohstoffnutzung für die Wehrwirtschaft verfolgten.19

Zur selben Zeit, als die Vorbereitungen für die Eingliederung des Großwirtschaftsraums Mittel- und Südosteuropas in die Pläne der deutschen Wehrwirtschaft ihren Höhenpunkt erreichten, begab sich die Slowakei auf den Weg in die Selbstständigkeit. Die Slowakei war aus deutscher Sicht in zweierlei Hinsicht bedeutsam: Sie wurde zu einem wichtigen Bestandteil der deutschen Pläne zum Aufbau einer Großraumwirtschaft und sollte zu einem Instrument zur Auflösung der Tschechoslowakischen Republik werden. Vertreter Deutschlands setzten die slowakische Autonomieregierung unter Druck, die Unabhängigkeit der Slowakei zu erklären und damit den Zerfall der zweiten Tschechoslowakischen Republik zu beschleunigen. Mit der Erlangung der Selbstständigkeit im März 1939 erhielt die Slowakei im geopolitischen und wirtschaftspolitischen Sinne eine neue Position. In den Plänen des Aufbaus des deutschen Großwirtschaftsraums wurde das slowakische Gebiet zusammen mit Ungarn von Mitteleuropa nach Südosteuropa verschoben, sodass die beiden Länder sich im „Konzept Südosteuropa“ zusammen mit den damaligen Balkanstaaten und der Türkei befanden. Der deutsche Volkswirt Hermann Gross erklärte die neue Stellung der Slowakei aus der Perspektive der wirtschaftlichen Pläne NS-Deutschlands in seiner Studie über die Stellung des Slowakischen Staates im deutschen Großwirtschaftsraum wie folgt: „… Obwohl die Slowakei nur mit ungefähr 20 km an dem Donaustrom Anteil hat, so gehört sie doch – auf Grund ihrer geographischen Lage im Donau-Karpatenraum wie auch dank ihrer Geschichte – zu den Donauländern und Südosteuropas …“20 Auch in der Monografie „Die deutsche Wirtschaft und Südosteuropa“ von 1939 über die Bedeutung und Nutzung des Potenzials Südosteuropas für den Bedarf Deutschlands wird die Slowakische Republik unter den sieben Ländern Südosteuropas genannt. Der Autor verweist auf das Reichtum der Slowakei an Wäldern, an Buntmetallen, besonders an Antimon und Eisenerz, als auch auf den großen Anteil an landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Er schloss daraus, dass künftig insbesondere die Verarbeitung von Holz zu Zellulose und Viskosefasern unterstützt und der Erzbergbau mit Schwerpunkt auf die Förderung von Erzen mit Gehalt an Nichtmetallen erweitert werden sollten. Angesicht des Mangels an Kohle empfahl er jedoch zugleich, anstatt der Entwicklung des slowakischen Hüttenwesen primär aufbereitetes, geröstetes Erz ins Deutsche Reich auszuführen. Die weiteren Rohstoffquellen in der Slowakei sollten landwirtschaftlicher Natur sein.21

Der Charakter der slowakischen Wirtschaft näherte sich Ende der 1930er Jahre dem der südosteuropäischen Agrarländer an. 1938 beschäftigte die slowakische Landwirtschaft etwa 54% aller Erwerbstätigen, während die Industrie nur einen 21%-igen Anteil hatte. Gerade in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre gelang es der Slowakei, die andauernde Stagnation der Industrialisierung zu überwinden. Der Ausbau der Infrastruktur, insbesondere des Eisenbahnnetzes und der Straßen, wie auch die Elektrifizierung wurden beschleunigt und neue Investitionen flossen in die slowakische Industrie. Beide Trends standen mit dem Verteidigungsbedarf des Landes in Verbindung. Nach der Überwindung der wirtschaftlichen Stagnation zog die Slowakei zugleich Investoren an, wozu die Verfügbarkeit billiger Arbeitskräfte beitrug.22

Die industrielle Entwicklung der Slowakei war nach der Erklärung der Autonomie im Oktober 1938 relativ positiv. Negative Konsequenzen hatte jedoch der anschließende Wiener Schiedsspruch im November 1938, der für die Slowakei einen Verlust von etwa ein Drittel der fruchtbarsten Böden und von beinahe einem Fünftel des Industriepotenzials, insbesondere in den südlichen, an Ungarn abzugebenden Regionen, bedeutete. Ein weiteres Problem der nun autonomen Slowakei mit eigenem Haushalt und eigenen Wirtschaftsministerien war das Defizit an Staatsfinanzen, das im für 1939 aufgestellten Staatshaushalt 1,2 Mrd. Kč (Tschechoslowakische Kronen) betrug. Für die Slowakei gab es aus dieser Krise zwei Auswege. Sie konnte sich entweder hilfesuchend an die Zentralregierung in Prag oder an NS-Deutschland wenden. Damit wurde die Zusage Deutschlands, wirtschaftliche Hilfe unter der Voraussetzung zu leisten, dass die autonome Regierung die von deutschen Vertretern gestellten Forderungen zu staatsrechtlichen Fragen erfüllt und die absolute Unabhängigkeit des Slowakischen Staates anstrebt, zum bedeutenden Ausgangspunkt der weiteren politischen und staatsrechtlichen Entwicklung der Slowakei. Dies entsprach den Interessen Deutschlands nach Expansion. Wirtschaftliche Aspekte trugen demnach im März 1939 zu den staatsrechtlichen Änderungen, die zur absoluten Unabhängigkeit der Slowakei führten, erheblich bei.23

Göring als Hauptkoordinator der wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands verkündete bereits im Oktober 1938 das Vorhaben, die Slowakei in den Vierjahresplan einzubinden. Diese Ziele bestätigte er auch gegenüber Ferdinand Ďurčanský24 und Alexander Mach, Vertreter des radikalen Regierungsflügels der autonomen Slowakei, bei ihrem Besuch in Berlin am 12. Oktober 1938.25 In den nachfolgenden Monaten fanden mehrere bedeutende deutsch-slowakische Verhandlungen zur Konzeption der gemeinsamen wirtschaftlichen Zusammenarbeit unter Teilnahme von Keppler statt. Sie erreichten ihren Höhenpunkt am Vorabend der Auflösung der zweiten ČSR Anfang März 1939 beim offiziellen Besuch der Delegation slowakischer Volkswirte unter Mikuláš Pružinský, dem Wirtschaftsminister, in Berlin auf Görings persönliche Einladung. Die Vertreter Deutschlands bestätigten ihr großes Interesse an Bodenschätzen und Lebensmittelressourcen der Slowakei. Auch Lieferungen von halbfertigen Produkten und einiger industrieller Erzeugnisse seien für die deutsche Industrie von Bedeutung. Keppler interessierte sich besonders für die Ölwirtschaft. Im Rahmen der Verhandlungen schloss er mit der slowakischen Delegation am 2. März 1939 eine vorläufige Vereinbarung über die Erschließung von Erdöllagerstätten und die Nutzung der Verarbeitungskapazitäten für Erdöllieferungen nach Deutschland. Desgleichen initiierte er eine systematische geologische Suche nach Rohstoffen in der Slowakei, die anschließend durch die Reichsstelle für Bodenforschung wie auch weitere deutsche Institutionen und Körperschaften durchgeführt wurden.26 Die deutsche Regierung versprach der slowakischen Regierung Hilfe und wirtschaftliche Unabhängigkeit von der Zentralregierung der Tschechoslowakischen Republik unter der Voraussetzung der vollständigen Eingliederung der Slowakei in die wirtschaftlichen und politischen Pläne des entstehenden Dritten Reiches. Die komplizierte wirtschaftliche Lage der Slowakei zwang die Regierungsvertreter, einschließlich gemäßigter Vertreter des neuen politischen Regimes, das Angebot der wirtschaftlichen Hilfe zu akzeptieren. An den Berliner Verhandlungen nahmen auch einige Volkswirte teil, die noch mit dem Regime der ČSR der Zwischenkriegszeit verbunden waren, darunter Peter Zaťko. Wirtschaftliche Fragen trugen somit zur definitiven Auflösung der ČSR am 14./15. März 1939 bei.

Grundlegend für die wirtschaftliche Entwicklung des selbstständigen Slowakischen Staates mit eigenem Wirtschaftsraum, eigener Währung und eigener Zentralbank war, wie angeführt, die wirtschaftliche Verbundenheit mit NS-Deutschland. Mit der Entstehung des neuen Staates begann auch der Prozess der Eingliederung der Wirtschaft in den deutschen Großwirtschaftsraum. Grundlage für die wirtschaftlichen Beziehungen waren das Vertrauliche Protokoll über die wirtschaftliche und finanzielle Zusammenarbeit zum Schutzvertrag vom März 193927 und weitere von diesem Protokoll ausgehende Wirtschaftsverträge und Abkommen, die bis Anfang 1940 abgeschlossen wurden. Sie waren ambivalenter Natur. Einerseits verfestigten sie die Vasallenbeziehung des Slowakischen Staates zu Deutschland, andererseits schrieben sie ihm die Rolle einer zuverlässigen Quelle für Rohstoffe und landwirtschaftliche Produkte für die Wehrwirtschaft des Dritten Reiches zu. Es wurde ein fester Wechselkurs der neuen slowakischen Währung zur Deutschen Mark sowie die Grundsätze der Verrechnung des gegenseitigen Handelswechsels und des Zahlungsverkehrs mittels eines Clearingverfahrens bestimmt. Ähnlich wie in anderen, direkt oder indirekt von Deutschland gesteuerten Ländern, stellte dieses System später eines der Schlüsselinstrumente zur Ausbeutung der Wirtschaft dar. Die Vereinbarungen versprachen jedoch zugleich fachliche, technische und teilweise auch finanzielle Hilfe Deutschlands, was zur Beschleunigung der wirtschaftlichen und insbesondere der technologischen Entwicklung der Slowakei führte.28

Der Niedergang der ČSR im März 1939 beschleunigte zudem die wirtschaftliche Expansion Deutschlands nach Südosteuropa. Bereits die Schwächung der ČSR auf international-politischer Ebene im Herbst 1938 und die nachfolgende vollständige Auflösung des tschechoslowakischen Staates schwächten die international-politische Stellung der ehemaligen Mitglieder der "Kleinen Entente", Rumänien und Jugoslawien. Deutschland konnte daher in die nächste Phase des Aufbaus des Großwirtschaftsraums übergehen. Diese Idee erhielt nach der Auflösung der ČSR eine neue ideologische Basis, die sogenannte „deutsche Monroe-Doktrin“. Deutsche Auslandsvertreter rechtfertigten vor westlichen Weltmächten den Anschluss der tschechischen Länder im März 1939 mit dem Aufbau eines eigenen Interessengebietes nach dem Vorbild der Monroe-Doktrin. Ähnlich wie die USA ihr Interessengebiet in Südamerika und in anderen Teilen der Welt auf Grundlage der Monroe-Doktrin erweiterten und Kanonenbootpolitik betrieben, habe Deutschland das Recht auf ein eigenes Interessengebiet, sowohl auf einen wirtschaftlich orientierten Großraum als auch auf einen erweiterten Lebensraum für das deutsche Volk. Während der Gedanke der Erschließung neuen Lebensraums zu diesem Zeitpunkt noch in seinen Anfängen war, wurde der Aufbau eines Großwirtschaftsraums bereits seit längerer Zeit in der Wirtschaftspraxis umgesetzt. Auf diese Art und Weise wurde die wirtschaftliche Basis für die Neuordnung eines nationalsozialistischen Neuen Europas gelegt.29

Von etwa Mai bis Oktober 1939 arbeitete das Amt des Beauftragten für den Vierjahresplan und weitere deutsche Wirtschaftsinstitutionen an einer Konzeption zur Rohstoffnutzung und zur wirtschaftlichen Nutzung einzelner europäischer Regionen. Mit südeuropäischen Satellitenstaaten, einschließlich der Slowakei, wurden zugleich einige neue Vereinbarungen zu den Wirtschaftsbeziehungen verabschiedet. Deutschland verlangte von diesen Staaten die Einschränkung des Handels mit westlichen Weltmächten wie auch mit neutralen Staaten, eine sukzessive Einschränkung des Eigenverbrauchs, die Anpassung der Wirtschaftsstruktur an deutsche Bedürfnisse und eine größere Beteiligung Deutschlands am Außenhandel. Zur Umsetzung dieser Forderungen musste der wirtschaftspolitische Einfluss Deutschlands mittels eines Systems vertraglicher Beziehungen vertieft werden. Muster für den Systemaufbau in Gesamtsüdosteuropa waren zwei Verträge: das Vertrauliche Protokoll über die wirtschaftliche und finanzielle Zusammenarbeit zum slowakisch-deutschen Schutzvertrag und der Vertrag über die Förderung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und dem Rumänischen Königreich, die zur gleichen Zeit, Mitte März 1939, unterzeichnet wurden.30 1939/1940, noch vor dem Kriegszug nach Westeuropa, verfügte das Amt des Beauftragten für den Vierjahresplan über ein fertiges Konzept für einen autarken Wirtschaftsraum Mittel- und Südosteuropas. Bestehen sollte er aus der Slowakei, Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien, Albanien, Griechenland und der Türkei, zusammen mit dem Deutschen Reich und dem Protektorat Böhmen und Mähren. Auf einer Gesamtfläche von 2,4 Mio. km2 würde er 163 Mio. Einwohner zählen, was der Einwohnerzahl der USA und der UdSSR entsprochen hätte. Nach dem Infrastrukturaufbau sollten die südöstlichen Länder den gemeinsamen Raum mit Lebensmitteln und Rohstoffen, namentlich mit Erdöl, beliefern, sodass der Großraum einer durch westliche Weltmächte verhängten Blockade Widerstand leisten könnte. Zu diesem Konzept gehörte der Aufbau einer Erdölleitung mit einer Gesamtlänge von 2.000 km, die von Ploiești über Ungarn und Österreich, an Wien vorbei bis nach Regensburg geführt werden sollte. In die Erdölwirtschaft Deutschlands sollten jedoch der gesamte Donauraum mit seinen Erdöllagerstätten in weiteren Ländern und auch die dazu gehörenden Raffinerien und Infrastrukturen des Eisenbahn-, Straßen- und Donauer Schiffverkehrs eingegliedert werden. Des Weiteren enthielten die Pläne des Infrastrukturaufbaus für den künftigen Großwirtschaftsraum den Ausbau eines internationalen Autobahn-Systems nach deutschem Vorbild, die Elektrifizierung von Eisenbahnnetzwerken und die Vereinheitlichung technischer Normen für die Bahn in den jeweiligen Ländern wie auch die Entwicklung eines Telekommunikationsnetzwerks mit modernen Kabelverbindungen, die Fertigstellung des Aufbaus von Wasserstraßen und die Verknüpfung sowie der Aufbau der ersten internationalen Gasleitungen.31

An der wirtschaftlichen Expansion Deutschlands nach Südosteuropas beteiligten sich Vertreter des MWT auch nach 1938 wesentlich. Anfang 1940 erweiterte die ideologisch aggressivere Südosteuropa-Gesellschaft (nachfolgend "SOEG" genannt) die Tätigkeiten des MWT. Neben wirtschaftlichen Beziehungen war die SOEG auch für die kulturelle Zusammenarbeit und den ideologischen Einfluss Deutschlands in den Satellitenstaaten der Region zuständig. Zur Erweiterung des Einflusses nach Südosteuropa wurden eigenständige Körperschaften deutscher Konzerne gegründet, wie z.B. der Südosteuropa-Ausschuss, dessen Gründer der Chemiekonzern I.G. Farben war.32 Die nächste Phase der Stärkung der wirtschaftspolitischen Machtposition Deutschlands in Südosteuropa erfolgte nach der militärischen Niederlage der westlichen Weltmächte im Frühling 1940. Der Sieg im Westen stärkte die internationale Position Deutschlands, sodass es folglich seine wirtschaftliche Hegemonie in den Ländern Südosteuropas direkter einfordern konnte. Zugleich erweiterte Deutschland das Konzept zum Aufbau eines Großwirtschaftsraums auf Westeuropa und begann mit der Durchführung der Pläne einer einheitlichen Kontinentalwirtschaft. 1940 erarbeitete das Ministerium für Wirtschaft auf Anweisung von Göring einen Plan zum Umbau der Kontinentalwirtschaft nach Deutschlands Interessen.33 Dieser Plan enthielt folgende Punkte:

1 Sicherstellung des größten Anteils der Produktion europäischer Länder für Deutschland;

2 Erweiterung der Produktion europäischer Länder mit dem Ziel, den Großteil der Lieferungen im Europaraum für Deutschland sicherzustellen und den gesamten Kontinent in den Vierjahresplan einzugliedern;

3 Einrichtung eines neuen gesamteuropäischen Zahlungsverkehrssystems mit zentralem Clearing auf der Basis der RM, das einen Zuwachs an Lieferungen für Deutschland und einen inländischen europäischen Warenwechsel mittels Devisen und Gold sicherstellt;

4 Kontrolle des europäischen zwischenstaatlichen Warenwechsels wie auch des Wechsels von Deutschland mit der Außenwelt auf der Grundlage neuer Machtmittel, Methoden, Vertretungsorganisationen, Körperschaften, Beauftragter und Berater;

5 Verbindung der nationalen Wirtschaft europäischer Staaten mit der deutschen Großwirtschaft unter deutscher Leitung.34

Im Sinne des Kontinentalplans bildete sich in der darauffolgenden Zeit die institutionelle Basis für die wirtschaftliche Kontrolle und Ausbeutung der südosteuropäischen Staaten sowie anderer durch Deutschland militärisch angeschlossene oder wirtschaftspolitisch kontrollierte Regionen des europäischen Kontinents. Als Mittel für die wirtschaftliche Expansion dienten dabei bereits seit Ende der 1930er Jahre Regierungsämter und zentrale Institutionen Deutschlands. Von besonderer Bedeutung für die wirtschaftliche Kontrolle waren deutsche Vertretungen und Körperschaften, die in den jeweiligen Ländern eingerichtet wurden, und die in die jeweiligen Länder entsandten Kommissionen, Missionen, Regierungsausschüsse, Beauftragten und Berater. Es ist dabei hervorzuheben, dass in diesem Bereich, wie auch in den meisten anderen Punkten, die Ausführung des Kontinentalplans in der Slowakei schneller verlief als in den anderen südeuropäischen Ländern. In Bezug darauf verdient die Einführung des zentralen gesamteuropäischen Clearings besondere Aufmerksamkeit. Ähnlich wie mit der Slowakei pflegte Deutschland seine Handelsbeziehungen und betrieb den Zahlungsverkehr auch mit anderen europäischen Ländern, einschließlich der neutralen Länder, während sich auf der deutschen Seite eine unbezahlte Clearingspitze bildete. Diese musste durch den Wirtschaftspartner finanziert werden. Es handelte sich um eine flächendeckende Ausbeutung der europäischen Wirtschaft. Laut mehrerer Historiker legte Deutschland eine Art gesamteuropäische Kriegsanleihe auf, die es erst nach Kriegsende zu begleichen beabsichtigte. In Bezug auf die Slowakei muss auch auf die Verknüpfung der Wirtschaftsräume anderer Staaten mit Deutschland aufmerksam gemacht werden. Deutschland forderte eine Beschleunigung der Expansion der deutschen Wirtschaft, insbesondere in diejenigen südeuropäischen Staaten, in denen dieser Prozess hinterher hinkte. Die Ausnahme bildete dabei die Slowakische Republik. Nach dem Vorbild der Slowakei sollte die Expansion nach Südosteuropa mithilfe der Kapitalzentralen der tschechischen Länder und Österreichs, die von deutschen Vertretern kontrolliert waren, vorgenommen werden. Nach dem deutschen Sieg im Westen 1940 erfolgte die Expansion auch durch die Kapitalzentralen der westeuropäischen Staaten.35

Der Prozess der Eingliederung Südosteuropas in die deutsche Großraumwirtschaft erreichte ihren Höhepunkt nach dem Balkanfeldzug im Frühling 1941. Die Institutionen und Körperschaften der Großraumwirtschaft fingen an, in den jeweiligen Staaten die langfristig vorbereiteten Entwicklungsprogramme der technologischen und teilweise auch finanziellen Hilfe Deutschlands umzusetzen. Im Sinne der wirtschaftlichen Bedürfnisse Deutschlands war deren Bestandteil der Aufbau der Infrastrukturen sowie die Entwicklung der Landwirtschaft und ausgewählter Industriebranchen. Im Gegensatz dazu sollten andere Segmente der industriellen Produktion gehemmt werden. Während für Südosteuropa ein rassisch motivierter wirtschaftlicher Generalplan Ost36 erstellt wurde, der die Erweiterung des Lebensraums des deutschen Volkes auf dem Gebiet Polens und der Sowjetunion zum Ziel hatte, überwogen in den Satellitenstaaten und besetzten Gebieten Südosteuropas in dieser Phase der Durchführung der langfristigen Vorhaben des nationalsozialistischen Deutschlands pragmatische Konzeptionen deutscher Volkswirte, die insbesondere ökonomische Ziele verfolgten. Im Sektor der Rohstoffwirtschaft wurden zum Beispiel das Bauxit-Programm in Kroatien, das Erdöl-Programm in Rumänien, die Programme zur Erhöhung des Abbaus von Antimon, Mangan, Asbest und Holz in der Slowakei und von Schwefelkiesen in Serbien sowie von Eisenerzen in Griechenland durchgeführt. In der Landwirtschaft bereitete man das Programm zum Sojaanbau in Bulgarien und Rumänien, zur Schafzucht in Bulgarien, zum Anbau neuer Leinarten im Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens und das Programm für die Züchtung hochwertiger Nutztierrassen und Getreide-, Frucht- und Gemüsearten in der Slowakei vor. Zur Durchführung der genannten Programme trugen die Körperschaften wie die Reichsgruppe Industrie und folglich auch die Deutsche Industriekommission (nachfolgend "DIKO" genannt) mit ihren Tätigkeiten bei. Die letztere gründete in den jeweiligen Ländern der südosteuropäischen Region Zweigstellen, auch in der Slowakei.37

Im Rahmen der Reichsgruppe Industrie wurden am 7. November 1941 zuerst der selbstständige Südost-Ausschuss und innerhalb von diesem sieben Ausschüsse für einzelne südosteuropäische Staaten samt ihrer Beauftragten gegründet. Zum Beauftragten für die Slowakei wählte man Wilhelm Voss, Generaldirektor der Hermann-Göring-Werke (nachfolgend "HGW" genannt) und Vorsitzender der Škoda-Werke, der wesentlich an der Kontrolle der Podbrezovské železiarne (Eisenhüttenwerke Podbrezová) in der Mittelslowakei durch den Göring-Konzern beteiligt war. Zum Vorsitzenden des Südost-Ausschusses ernannte man M. Ilgner, Vorstandsmitglied des Konzerns I.G. Farben, der den Konzern Dynamit Nobel Bratislava kontrollierte. Zugleich bekleidete er den Posten des Beauftragten für Ungarn.38 Ausgehend von Tätigkeiten der Reichsgruppe Industrie wurde im Februar 1942 der slowakisch-deutsche Ausschuss für Industrie gegründet. Damit eröffnete sich in der Zusammenarbeit der beiden Länder und der Kontrolle der slowakischen Industrie durch Deutschland ein neues Kapitel. Im Juli 1942 legte die Reichsgruppe Industrie eine detaillierte Analyse der Lage und der strategischen Programmziele für die weitere Entwicklung der slowakischen Industrie vor. Die Programme betonten die Notwendigkeit einer Beschleunigung des Aufbaus der Kraftwerksysteme, insbesondere der Kaskade am slowakischen Fluss Waag, und der anschließenden Beschleunigung der Elektrifizierung der Eisenbahn, Industrie und Landwirtschaft. In einzelnen Industriezweigen bestimmte diese Organisation also bevorzugte Entwicklungsrichtungen als auch Industriezweige, deren Entwicklung verlangsamt werden sollte. Die slowakisch-deutsche wirtschaftliche Zusammenarbeit sollte die aktuellen Kriegsbedürfnisse befriedigen, aber auch zeigen, dass „… eine Ausrichtung aller neuen Investierungen auf die Erfordernisse der zukünftigen europäischen Großraumwirtschaft notwendig ist“39.

Mit der räumlichen Expansion NS-Deutschlands vergrößerte sich auch der Kern des Großwirtschaftsraums in Mittel- und Südosteuropa um die militärisch angeschlossenen oder wirtschaftspolitisch kontrollierten Gebiete und Staaten. Nach und nach wurde fast das gesamte Kontinentaleuropa in die Großraumwirtschaft eingegliedert. Dies führte zur wirtschaftlichen Autarkie mit einem unterschiedlichen Grad der wirtschaftspolitischen Anbindung der einzelnen Gebiete und Länder an das Deutsche Reich, beginnend mit wirtschaftlich kontrollierten Gebieten über Satellitenstaaten, die die Rolle von Ergänzungsräumen einnahmen, bis zu offiziell neutralen Ländern. Die Gestaltung des deutschen Großwirtschaftsraums erreichte ihren Höhepunkt 1941–1942 durch die Expansion in die Sowjetunion und den Krieg in Nordafrika, als Deutschland über die sogenannten östlichen Gebiete Kontrolle übernahm und eine Erweiterung des Großwirtschaftsraums bis nach Asien plante.

1 Die Gründer des Mitteleuropäischen Wirtschaftstags, ursprünglich "Mitteleuropäische Wirtschaftstagung", im Jahr 1925 waren der ungarische liberale Volkswirt Elemér Hantos und der bekannte österreichische Unternehmer Julius Meinl.

2 Max Hahn (1895, Treis an der Mosel, heute BRD – 1939, München) war Rechtsanwalt und Volkswirt. Er stammte aus einer deutschen Notarfamilie. Er diente im Ersten Weltkrieg und verlor bereits 1914 infolge einer schweren Verletzung seine linke Hand. Anschließend studierte er Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. In den 20er Jahren wirkte er in der Leitung mehrerer rheinländischer Wirtschaftskörperschaften. 1931 wurde er Geschäftsführer des MWT und verfolgte in seiner Funktion Wirtschaftsinteressen Deutschlands und die Pläne der Konzerne, auch der I. G. Farben, in Mittel- und Südosteuropa, insbesondere im Balkan. Er billigte das nationalsozialistische Regime als notwendiges Mittel zur Durchsetzung der Interessen des deutschen Großkapitals, lehnte jedoch seine Ideologie und sein totalitäres System ab. Er starb unerwartet 1939 an einer Darmerkrankung.

3 Karl Adolf Tilo von Wilmowsky (1878, Hannover – 1966, Essen) war Rechtsanwalt, Volkswirt und Unternehmer. Er stammte aus einer deutschen Adelsfamilie. Er studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten in München, Göttingen und Halle (Saale). Nach dem Studium war er im Innenministerium und als Landrat tätig. Während des Ersten Weltkriegs wirkte er in der Besatzungsverwaltung in Belgien. Er heiratete die Tochter des Unternehmers F. A. Krupp Barbara Krupp und besaß einen Gutshof in Marienthal in Sachsen. Nach 1918 wirkte er als Führungskraft in mehreren regionalen Wirtschaftskörperschaften und blieb in der Führung der Gesellschaft Friedrich Krupp-AG, zuerst als Mitglied, später als Stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates. Er war auch Mitglied des Preußischen Staatsrats und Vorsitzender der Fraktion der konservativen Deutschnationalen Volkspartei im Sächsischen Provinziallandtag. 1931 wurde er Vorsitzender des Präsidiums des Mitteleuropäischen Wirtschaftstags (MWT), in dem er bis 1944 wirkte und Wirtschaftsinteressen Deutschlands durchsetzte. Nach dem Machtantritt des nationalsozialistischen Regimes wurde er zuerst seiner öffentlichen Ämter entkleidet, aber 1937 trat er der NSDAP bei, erreichte eine leitende Position bei der Reichsbahn und zählte zu den Spitzenmanagern der Kriegswirtschaft. Nach dem auf Hitler verübten Attentat im Juli 1944 wurde er mit seiner Ehefrau interniert und in das KZ Ravensbrück deportiert. Nach dem Krieg verließ er Sachsen durch die sowjetische Zone und wirkte als Führungskraft in den ehemaligen Krupp-Werken in Essen. Er sagte im Krupp-Prozess als Zeuge aus.

4 Zur Gestaltung und Rolle des Mitteleuropäischen Wirtschaftstags siehe folgende: FREYTAG, Carl: Deutschlands „Drang nach Südosten“. Der Mitteleuropäische Wirtschaftstag und der „Ergänzungsraum Südosteuropa“ 1931–1945. Wien: Vienna University Press: Göttingen: V & R Unipress, 2012; FREYTAG, Carl: Die Tür zwischen Deutschland und dem Donauraum ist geöffnet. Südosteuropa-Konzepte und Positionierung des Mitteleuropäischen Wirtschaftstags nach dem Anschluss Österreichs 1938. In: SACHSE, Carola (eds.): Mitteleuropa und Südosteuropa als Planungsraum. Göttingen: Wallstein Verlag, 2010, S. 141-196.

5 KAHRS, Horst: Von der „Großraumwirtschaft“ zur „Neuen Ordnung“. Zur strategischen Orientierung der deutschen Eilten 1932–1943. In: Modelle für ein deutsches Europa. Ökonomie und Herrschaft im Großwirtschaftsraum. Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik: 10. Berlin: Rotbuch Verlag, 1992, S. 9-28.

6 Max Ilgner, Dr. (1899, Biebesheim am Rhein, heute BRD – 1966, Schwetzingen, BRD) war Manager. Er stammte aus der Familie eines deutschen Offiziers. Im Ersten Krieg kämpfte er an der Westfront. Nach 1918 studierte er Politologie an der Universität in Frankfurt a. M., wo er den Doktortitel erhielt, und Hüttenwesen und Chemie an der Technischen Schule in Charlottenburg. Zuerst fand er eine Stelle im Konzern BASF, wo sein Onkel H. Schmitz der Finanzdirektor war. Seit 1926 baute er eine Karriere in der I. G. Farben auf. Er übernahm nach H. Gattineau die Leitung der Volkswirtschaftlichen Abteilung (VoWi) und später auch der Wirtschaftspolitischen Abteilung (Wipo). Seit 1934 war er Verwaltungsratsmitglied im Konzern. 1933 lehnte er noch einen Beitritt in die NSDAP ab, Mitglied wurde er jedoch 1937. Als Vertreter der I. G. Farben war er Mitglied in Verwaltungs- und Aufsichtsräten mehrerer Unternehmen und diverser Körperschaften, Kommissionen, Ausschüssen, wie auch den Mitteleuropäischen Wirtschaftstag (MWT), wo er den Posten des Stellvertretenden Vorsitzenden erhielt. Ab 1939 war er Verwaltungsratsmitglied im Konzern Dynamit Nobel. 1941 wurde er Vorsitzender des Südost-Ausschusses, einer Organisation für die wirtschaftliche Expansion des Reichs nach Südosteuropa. Er erwarb den Titel Wehrwirtschaftsführer. Am Ende des Krieges wurde er verhaftet und im Prozess gegen die I. G. Farben angeklagt. Als einer der wenigen Konzernvertreter wurde er als Kriegsverbrecher schuldig gesprochen und zu drei Jahren Haft verurteilt. Bereits ein Jahr später wurde er entlassen. Danach befasste er sich mit Theologie und wurde Manager in der Chemieindustrie.

7 Heinrich Gattineau, Dr. (1905, Bukarest – 1985, BRD) war Volkswirt und Manager. Er stammte aus der Familie eines deutschen Zahnarztes der rumänischen Königin. Er studierte an der Münchner Universität und schloss sein Studium mit dem Doktortitel ab. Er war Mitglied rechtsradikaler Körperschaften, auch der Organisation Bund Oberland, die 1923 am Hitlerputsch in München teilnahm. Er trat in die SA ein, später trat er der NSDAP bei. Seit 1928 war er bei I. G. Farben beschäftigt und als Assistent der bedeutenden Konzernmitarbeiter C. Duisberg und C. Bosch tätig. Er wurde mit der Leitung des Fachbereichs Presse, später der Wirtschaftspolitischen Abteilung (Wipo) betraut. Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte er auf dem Posten des Direktors der I. G. Farben. Die Konzerninteressen setzte er auch im MWT durch. Im Sommer 1934 konnte er nur mit Glück den Repressalien der SS gegen die SA entkommen. In den darauf folgenden Jahren leitete er die Organisation von I. G. Farben-Unternehmen in Österreich und von 1939 bis zum Kriegsende war er als I. G. Farben-Vertreter mit der Leitung des Tochterkonzerns Dynamit Nobel in Bratislava beauftragt. Nach dem Krieg wurde er interniert und im I. G. Farben- Prozess angeklagt. Nach seinem Freispruch bekleidete er weiterhin Managerposten in Chemieunternehmen im Ruhrgebiet.

8 Wilhelm Karl Keppler, Ing. (1882 – 1960) war Techniker, Unternehmer, Volkswirt und Politiker. Er studierte an der Technischen Schule in Karlsruhe und an der Technischen Hochschule in Danzig. Er war Soldat im Ersten Weltkrieg. Nach 1918 war er in der Chemieindustrie tätig, Mitbesitzer eines chemischen Unternehmens und Leiter der Braunkohle-Benzin AG, einer Tochtergesellschaft der I. G. Farben. 1927 trat er der NSDAP bei und wurde ihr Wirtschaftsberater. Seit 1933 war er auch Reichstagsabgeordneter und Reichskommissar für Wirtschaftsfragen. Er spielte eine Schlüsselrolle in der Rohstoffwirtschaft Deutschlands und auf internationaler Ebene war er im MWT tätig. 1932 trat er in die SS ein. Er gründete den Freundeskreis Reichsführer SS (Keppler-Kreis). 1936 zählte er zu den Organisatoren des Vierjahresplans als persönlicher Berater von Göring. Er erhielt den Titel Generalexperte für deutsche Rohstoffe und Industriematerialien. Zwischen 1938 und 1939 nahm er an der Organisation des Anschlusses Österreichs, der Zerschlagung der ČSR, der Entstehung des Slowakischen Staates und den Vorbereitungen des Überfalls auf Polen teil. Er wurde Staatssekretär des Auswärtigen Amtes und organisierte die Übernahme der Industrie im besetzten Polen und der Sowjetunion. 1943 wurde er zum SS-Obergruppenführer ernannt. Nach dem Krieg wurde er im Wilhelmstraßen-Prozess angeklagt t und 1949 als Kriegsverbrecher zu einer Freiheitsstrafe von zehn Jahren verurteilt. Seine Entlassung erfolgte jedoch bereits 1951.

9 FREYTAG: Deutschlands „Drang nach Südosten“, S. 99-102.

10 Horace Greeley Hjalmar Schacht, Dr. (1877, Tingleff, heute Tinglev, Dänemark – 1970, München) war Volkswirt, Bankier und Politiker. Er stammte aus einer deutsch-dänischen Adelsfamilie. Er studierte Medizin, Philologie, Politologie und Ökonomie an den Universitäten in München, Berlin, Leipzig, Paris und Kiel und schloss sein Studium mit dem Doktortitel ab. Er startete seine erfolgreiche Karriere zuerst im Bankwesen. Während des Ersten Weltkrieges wirkte er in der deutschen Besatzungsverwaltung in Belgien. Nach der Entstehung der Weimarer Republik wurde er Kommissar für die deutsche Währung. Er erwarb sich Verdienste um die Währungsstabilisierung nach der Hyperinflation und wurde dafür für den Posten des Präsidenten der Reichsbank empfohlen. Zugleich war er politisch tätig. Er gehörte zu den Gründern der liberalen Deutschen Demokratischen Partei und war Freimaurer. An der Spitze der Reichsbank galt er als großer Gegner der deutschen Reparationen, die Deutschland durch die Siegermächte aufgezwungen wurden, und seine Ansichten wurden immer radikaler. 1930 legte er sein Amt nieder und er begann, die NSDAP finanziell zu unterstützen. 1932 schloss er sich einer von Industriellen initiierten Petition an, in der diese die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler forderten. Nach der Machtübernahmen des nationalsozialistischen Regimes 1933 wurde er erneut zum Präsidenten der Reichsbank und 1934 zum Wirtschaftsminister ernannt. Er erarbeitete einen Plan zur Wiederbelebung der deutschen Wirtschaft, insbesondere mittels Staatsaufträgen und großer Bauprojekte, aus. Er befürwortete die wirtschaftliche Expansion Deutschlands und die Bildung ergänzender Wirtschaftsräume in den Staaten Mittel- und Südosteuropas. Er wurde Ehrenmitglied der NSDAP. Seit 1936 gehörte er jedoch zu den Gegnern des Vierjahresplans von Göring, der Rüstung wie auch der Kriegsvorbereitungen. Er sprach sich gegen den Angriff auf die ČSR aus und plante einen Staatsputsch. Aus diesem Grund wurde er 1938 von seinen Posten des Wirtschaftsministers und 1938 des Präsidenten der Reichsbank abberufen. Bis 1943 bekleidete er noch das Amt eines Ministers ohne Geschäftsbereich. Im Juli 1944 wurde er der Unterstützung des Attentats auf Hitler beschuldigt, inhaftiert und in mehrere Konzentrationslager verbracht. Am Ende des Krieges gehörte er zu den Sonder- und Sippenhäftlingen, zu der auch der slowakische Volkswirt Imrich Karvaš gehörte, die von der SS aus Dachau in die italienischen Alpen transportiert und dort von den Alliierten befreit wurden. Schacht wurde im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess angeklagt, wurde jedoch freigesprochen. In den 50er Jahren gründete er eine eigene Bank und war als Wirtschaftsberater tätig.

11 Zu den Konzeptionen von H. Schacht in Bezug auf Südosteuropa siehe zum Beispiel: KOPPER, Christopher: Hjalmar Schacht. Aufstieg und Fall von Hitlers mächtigstem Bankier. München: Deutschen Taschenbuchverlag, 2010, S. 295-305.

12 SUNDHAUSEN, Holm: Wirtschaftsgeschichte Kroatiens im nationalsozialistischen Großraum 1941–1945. Das Scheitern einer Ausbeutungsstrategie. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1983, S. 24-26.

13 KAHRS, Von der „Großraumwirtschaft“, S. 9-28.

14 Es handelte sich hierbei insbesondere um das Reichswirtschaftsministerium, bei dem sich gesonderte Gruppen und Zentralen für unterschiedliche Bereiche der Industrie und der Rohstoffwirtschaft bildeten, um Institute und Organisationen wie das Amt des Beauftragten für den Vierjahresplan, die Reichsstelle (später das Reichsamt) für Wirtschaftsausbau, die Reichsstelle (später das Reichsamt) für Bodenforschung, die Organisation Todt (benannt nach Fritz Todt, Minister für Kriegswirtschaft und Pionier des Autobahnbaus), das Amt des Generalinspektor für das Deutsche Straßenwesen.

15 FREYTAG, Deutschlands „Drang nach Südosten“, S. 163-192; Zu dieser Problematik siehe zum Beispiel auch: JANČÍK, Drahomír: Třetí říše a rozklad Malé dohody. Hospodářství a diplomacie v Podunají v letech 1936–1939 [Das Dritte Reich und der Zerfall der Kleinen Entente. Wirtschaft und Diplomatie im Donauraum in den Jahren 1936–1939]. Praha: Nakladatelství Karolinum, 1999; SLÁDEK, Zdeněk: Hospodářská Malá dohoda a její nezdar [Die wirtschaftliche Kleine Entente und ihr Misserfolg]. In: Historický časopis, Jg. 36, 1988, Nr. 4, S. 869-884; BROSZAT, Martin: Deutschland – Ungarn – Rumänien. Entwicklung und Grundfaktoren nationalsozialistischer Hegemonial- und Bündnispolitik 1938–1941, In: Historische Zeitschrift, Band 206. München, 1968.

16 Carl Krauch, Dr. (1887 – 1968) war Techniker und Volkswirt. Er absolvierte das Chemiestudium an der Universität in Gießen, später an der Universität in Heidelberg, wo er seinen Doktortitel erhielt. Seit 1912 war er im Chemiekonzern BASF und später in der I. G. Farben beschäftigt und wurde dort Verwaltungsratsmitglied und Aufsichtsratsvorsitzender. 1940 ersetzte er C. Bosch auf dem Posten des Verwaltungsratsvorsitzenden im Konzern. In den 30er Jahren trat er auch in den öffentlichen Dienst ein, gehörte zu den Organisatoren des Vierjahresplans und seit 1936 leitete er eine der Abteilungen des Amtes für Deutsche Roh- und Werkstoffe, das später in das Amt für IG-Farben Ausbau transformiert wurde. Auch wurde er zum Leiter des zentralen Reichsamts für den Wirtschaftsausbau sowie zum Bevollmächtigten für Sonderfragen der chemischen Produktion ernannt. Außerdem war er Mitglied des Reichsforschungsrates, Ehrenprofessor an der Berliner Universität und Senator der Kaiser-Wilhelm Gesellschaft. Seit 1937 war er NSDAP-Mitglied und ein enger Mitarbeiter von Regierungskreisen. Nach dem Krieg wurde er interniert und im Nürnberger I. G. Farben-Prozess insbesondere wegen seiner Beteiligung an Zwangsarbeit vor Gericht gestellt. Er wurde der Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gesprochen und zur einer Freiheitsstrafe von 6 Jahren verurteilt.

17 Bundesarchiv (nachfolgend nur "BArch" genannt) Berlin, Fonds R 3112/13, S. 1-3, Anhang Nr. 2. Unterlagen für den Vortrag des Feldmarschalls H. Göring über die Zielsetzung und die Unterstützung der weiteren Entwicklung des Programms zum Aufbau der Ölwirtschaft vom 1. 1. 1939; BArch Berlin, Fonds R 3112/14, S. 2-8. Arbeitsbericht des Generalbeauftragten für außerordentliche Fragen der chemischen Produktion Dr. C. Krauch für den Generalrat des Amtes für Vierjahresplan vom 20. /21. 4. 1939; EICHHOLZ, Dietrich: Rumänisches Ölkardinalproblem der deutschen Kriegsplanung. Eine Studie über Erdölimperialismus. In EICHHOLZ, Dietrich: Deutsche Ölpolitik im Zeitalter der Weltkriege. Studien und Dokumente. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag, 2010, S. 281-283.

18 Alfred Bentz, Prof., Dr. (1897, Heidenheim an der Brenz, heute BRD – 1964, Stratford-upon-Avon, Vereinigtes Königreich) war Geologe, Wissenschaftler und Manager. Er studierte Naturwissenschaften und Geologie an den Universitäten in Tübingen und München und schloss sein Studium mit dem Doktortitel ab. Seit 1923 wirkte er in der Preußischen Geologischen Landesanstalt und befasste sich mit der Suche nach Erdöllagerstätten. Aufgrund seiner ausgezeichneten Forschungsergebnisse wurde er 1934 Leiter des Instituts für Erdölgeologie. 1936 erhielt er den Titel Professor und wurde zum Landesgeologen ernannt. Er gehörte zu den Hauptautoren und -organisatoren des Forschungsprogramms Reichsbohrprogramm für die systematische Suche von Erdöllagerstätten in Deutschland. Seine Tätigkeit stieß auf Görings Interesse, der Bentz 1938 zum Bevollmächtigten für die Erdölgewinnung und Beauftragten für den Vierjahresplan ernannte. Bentz beteiligte sich folglich an den Plänen zur Versorgung des Reichs mit Treibstoffen. 1940 kam er an die Spitze der Reichsstelle für Bodenforschung, die später in Reichsamt für Bodenforschung umbenannt wurde. Als Vertreter dieser Organisationen steuerte er die geologische Forschung in den besetzten Gebieten und Satellitenstaaten Deutschlands, einschließlich der Slowakei. Nach dem Krieg war er einer der bedeutendsten Geologen Deutschlands und begründete die institutionelle Grundlage für die geologische Forschung in der BRD. Seine Tätigkeit im Nationalsozialismus wurde bislang nicht kritisch aufgearbeitet.

19 EICHHOLZ, Rumänisches Ölkardinalproblem, S. 299-300.

20 GROSS, Hermann: Die Slowakei im Großraumwirtschaft Europas. In: Deutschtumsfragen im Nordkarpatenraum. II. Band. Schriftenreihe des Institutes für Heimatforschung in Käsmark. Kežmarok: Roland Verlag, 1944, S. 11-12.

21 ZECK, Hans: F. Die deutsche Wirtschaft und Südosteuropa. Leipzig und Berlin: Verlag und Druck von B. G. Teubner, 1939, S. 67-69.

22 Zur wirtschaftlichen Lage der Slowakei in den 1930er Jahren siehe näher: HALLON, Ľudovít: Príčiny, priebeh a dôsledky štrukturálnych zmien v hospodárstve medzivojnového Slovenska [Ursachen, Verlauf und Folgen der strukturellen Änderungen in der Wirtschaft der Slowakei der Zwischenkriegszeit]. In: BYSTRICKÝ, Valerián – ZEMKO, Milan (eds). Slovensko v Československu 1918–1939 [Die Slowakei in der Tschechoslowakei 1918–1939]. Bratislava: Veda, 2004, S. 327-334.

23 Zur Entwicklung der slowakisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen um die Wende 1938/1939 siehe näher: HALLON, Ľudovít: Zmeny orientácie hospodárskej politiky na Slovensku 1938–1939 a vznik Slovenského štátu [Die Änderungen in der Ausrichtung der Wirtschaftspolitik in der Slowakei 1938–1939 und die Entstehung des Slowakischen Staats]. In: BYSTRICKÝ, Valerián – MICHELA, Miroslav – SCHVARC, Michal (eds). Rozbitie alebo rozpad ? Historické reflexie zániku Česko-Slovenska [Zerschlagung oder Zerfall? Historische Reflexionen über den Niedergang der Tschechoslowakei]. Bratislava: Veda, 2010, S. 174–190.

24 Ferdinand Ďurčanský, JUDr., Prof. (1906, Rajec, heute Slowakei – 1974, München) war Rechtsanwalt, Politiker und Universitätspädagoge. Er stammte aus einer niederadligen slowakischen Familie. Er studierte Rechtswissenschaften an der Comenius Universität in Bratislava und absolvierte mehrere Praktika in Westeuropa. Er war Dozent, später Professor der Rechte an der Universität in Bratislava. Zugleich war er im radikalen Flügel der autonomistischen HSĽS wie auch bei radikalen autonomistischen Periodika tätig. In der Zeit der slowakischen Autonomie war er Justizminister, Minister für Soziales und auch Minister für Öffentliche Arbeiten und Verkehr. Zusammen mit anderen setzte er sich für das Bündnis mit dem nationalsozialistischen Deutschland, die Unabhängigkeit der Slowakei und die Umsetzung der antijüdischen Politik ein. Nach der Entstehung des Slowakischen Staats wurde er zum Außenminister ernannt. Er bemühte sich um eine unabhängige Außenpolitik und Beziehungen mit dem Westen und rief dadurch Widerstand Deutschlands, gar Hitlers persönlich, hervor. Hitler setzte Sommer 1940 seine Absetzung durch. In den folgenden Jahren war Ďurčanský an der Universität tätig. Im März 1945 gelang ihm die Emigration über Österreich nach Italien, später wanderte er nach Argentinien und von da aus zurück nach München aus. 1947 wurde er in seiner Abwesenheit zur Todesstrafe verurteilt und als Kriegsverbrecher gesucht. Nach der Legalisierung seines Aufenthalts war er im Bereich des slowakischen politischen Asyls tätig.

25 SUŠKO, Ladislav (ed). Das Deutsche Reich und die Slowakische Republik 1938–1945. Dokumente Band 1. Von München bis Salzburg 1938–1940. Dokumente und Essay Buch 1. Bratislava: Lúč, 2008, Dokument Nr. 20, S. 69.

26 Štátny ústredný banský archív Banská Štiavnica [Zentrales Staatsarchiv des Bergbauwesens Banská Štiavnica], Fonds Štátne a hutnícke závody v Bratislave [Staats- und Hüttenwerke in Bratislava], Schachtel 1, Inv.-Nr. 71, Haup-Nr. 25. Dohoda o vyhľadávaní a využití ropy na Slovensku [Abkommen über Ölsuche und -förderung in der Slowakei]. Berlin 2. 3. 1939; LIPTÁK: Ovládnutie slovenského priemyslu [Kontrolle der slowakischen Wirtschaft]. S. 35-38.

27 Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918–1945 (ADAP), Serie D (1937–1945), Band IV: Die Nachwirkungen von München (1938–1939). Baden-Baden 1951, Dokument Nr. 40.

28 Zur Entwicklung der slowakisch-deutschen Vertragsverhältnisse siehe näher: HALLON, Ľudovít: Formovanie slovensko-nemeckých hospodárskych vzťahov roku 1939 [Die Gestaltung slowakisch-deutscher Wirtschaftsbeziehungen im Jahr 1939]. In: IVANIČKOVÁ, Edita a kolektív. Kapitoly z histórie stredoeurópskeho priestoru v 19. a 20. storočí. Pocta k 70-ročnému jubileu Dušana Kováča. [Kapitel aus der Geschichte des europäischen Raums im 19. und 20. Jahrhundert. Eine Hommage zum 70. Geburtstag von Dušan Kováč]. Bratislava: Veda, 2011, s. 323-337; SUŠKO: Počiatky hospodárskej exploatácie Slovenska [Die Anfänge der wirtschaftlichen Ausbeutung der Slowakei]. S. 682- 714.

29 Zur Entwicklung der „deutschen Monroe-Doktrin“ siehe näher: GRAUCHMANN, Lothar: Nationalsozialistische Großraumordnung. Die Konstruktion einer „deutschen Monroe-Doktrin“. Stuttgart: Deutsche Verlag-Anstalt, 1962, S. 11-20.

30 SUNDHAUSEN, Wirtschaftsgeschichte Kroatiens, S. 32-33.

31 SUNDHAUSEN, Wirtschaftsgeschichte Kroatiens, S. 36-37; EICHHOLZ, Rumänisches Ölkardinalproblem, S. 287-291.

32 FREYTAG, Die Tür zwischen Deutschland und dem Donauraum, S. 150-154; HOLEC, Roman. Dejiny plné dynamitu. Bratislavský podnik Dynamit Nobel na križovatkách novodobých dejín (1873–1945). [Eine Geschichte voller Dynamit. Das Bratislavaer Unternehmen Dynamit Nobel am Scheideweg der neuzeitlichen Geschichte (1873-1945)]. Bratislava: Kalligram, 2011, S. 93.

33 ADAP, Serie D (1937–1945), Band X: Die Kriegsjahre (Ester Band: 23. Juni bis 31. August 1940). Frankfurt/Main 1963, Dokument 103, S. 96. Das Reichswirtschaftsministerium unter Walter Funk beauftragte die Ostabteilung unter der Leitung des Ministerialdirektors Gustav Schlotter mit der Ausarbeitung des Plans. Nach dem Angriff auf die Sowjetunion 1941 befasste sich Schlotter mit der Entwicklung von Plänen zur wirtschaftlichen Kontrolle und Kolonisierung der Ostgebiete Polens und der Sowjetunion, wie zum Beispiel den Generalplan des Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete.

34 SUNDHAUSEN, Wirtschaftsgeschichte Kroatiens, S. 46-48.

35 SUNDHAUSEN: Wirtschaftsgeschichte Kroatiens. S. 47-48.

36 Zur Gestaltung und zu den Vorhaben des Plans der wirtschaftlichen Kontrolle und Kolonisierung der besetzten Ostgebiete, des Generalplan Ost, siehe zum Beispiel: KÁRNÝ, Miroslav: Generální plán Východ [Der Generalplan Ost]. In: Československý časopis historický, roč. 25, 1977, Nr. 3, S. 345-381; RÖSSLER, Mechtild – SCHLEIEMACHER, Sabine (eds.): Der Generalplan Ost. Hauptlinien der nationalsozialistischen Planungs- und Vernichtungspolitik. Berlin: Akademie Verlag, 1993; MADAJCZYK, Czesław: Vom Generalplan Ost zum Generalsiedlungsplan. München: Saur: London – Paris: New Providence, 1994.

37 BArch Berlin, Fonds R 901/111 326. Schreiben des deutschen Gesandten H. E. Ludin an des Amt des Deutschen Wehrwirtschaftsoffiziers über die Kompetenzen und die Tätigkeit der DIKO Slowakei im Gebiet der Slowakei vom 19. 4. 1944.

38 BArch Berlin, Fonds R 12/I/ 5. Bericht über die Einrichtung des Südöstlichen Ausschusses Reichsgruppe Industrie.

39 BArch Berlin, Fonds R 901/111 326. Protokoll über die Ergebnisse der ersten gemeinsamen Tagung des deutschen und slowakischen Industrieausschusses in Bratislava vom 4. /6. 2. 1942; BArch Berlin, Fonds R 901/111 326. Bericht der Reichsgruppe Industrie vom 7. 7. 1942 in Berlin unter der Bezeichnung "Das wirtschaftliche Potential der Slowakei und Möglichkeiten des Aufbaus der Industrie im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung seit der Gründung des Staates".

Die Slowakei und NS-Deutschland

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