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Warum wir Angst vor Entscheidungen haben

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Eine liebe Freundin von mir hatte stets große Probleme, sich zu entscheiden. Das konnte so weit gehen, dass schon die Frage, was sie im Restaurant bestellen sollte, ihr Herz rasen ließ. Ihr Freund war von diesem Umstand wenig begeistert und fing an, ihr Entscheidungen abzunehmen. Glücklich waren damit beide nicht. Er wollte schließlich nicht dafür verantwortlich sein, dass ihr das Essen nicht schmeckte.

Bei einem langen, weinseligen Gespräch – ich hatte den Wein ausgesucht – kamen wir dann dem Problem mehr oder weniger zufällig auf die Schliche: Die Mutter meiner Freundin war übertrieben streng gewesen. Sie tadelte jedes erdenkliche Fehlverhalten, ob schlechte Schulnoten, Patzer bei der Hausarbeit oder eine vermeintlich freche Bemerkung. Wenn meine Freundin etwas „falsch“, also nicht zur Zufriedenheit ihrer Mutter machte, dann wurde sie durch Ablehnung bestraft. Schlimmer noch, manchmal bekam sie sogar eine Ohrfeige!

Kein Wunder, dass meine Freundin die Überzeugung entwickelt hatte, durch „Versagen“ auch eine Versagerin zu werden, die man nicht mehr lieb hat. Das war tief in ihrem Selbstbild verankert und blockierte sie natürlich, wenn sie Entscheidungen treffen musste.

Allein die Erkenntnis dieses Zusammenhangs ließ einen Knoten platzen. Meine Freundin weiß nun, dass sie an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten muss. Ihr Freund unterstützt sie dabei. Und als wir uns vor Kurzem wieder mal getroffen haben, war sie es, die für uns den Wein ausgesucht hat.


Madame Missou ist entscheidungsfreudig

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