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Hohelied Kapitel 3

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Das passiert schon mal: Ich nehme ein Buch in die Hand, zufällig und will nur ein bisschen etwas wissen, schlage dazu eine Seite auf – und finde das Entscheidende. Wer fälschlich hier erst im dritten Kapitel mit dem Lesen beginnt, weil das Hohelied „poetisch“ überrascht, sollte wissen: Es haben die Verse untereinander eine vielfältige Beziehung. Es gibt nicht allein die künstlerische Seite einer schwärmerischen Liebe. Das Liebeslied ist eine „runde Angelegenheit“ mit vielfältigen Aspekten.

Beim Bedenken kommt so manche selbst erlebte „Kehrseite“ heraus und wird gelöst. Es kommen auch ganz neue und unbekannte Gedanken über die beste Vorstellung über die Liebe. Die Wirkung geht über die eigenen Gedanken beim Mitdenken. Durch die Bilder und (meist) gleich geschriebene hebräische Wörter, die aber Mehrfachbedeutungen haben, entsteht der „Rundblick“. Unter Berücksichtigung von Grammatik, Denkabschnitten und noch einigen Hinweisen in den Versen, erscheint der philosophische Inhalt. Gleichzeitig helfen die „Bilder“ die Allegorien zu verstehen. Es ist wie „sprechen in Gleichnissen“.

Allegorisch wurden schon immer die Texte der Bibel „ausgelegt“. Die Vorstellung ging aber allein vom übersetzten Text aus und konnte eben nicht „die“ Bilder entfalten, die mit der anfänglichen Sprache übereinstimmten. Wenn nicht auf den „philosophischen“ Inhalt Bezug genommen wird, erscheinen Lücken und Schieflagen.

In den vergangenen Jahrzehnten wurde auf das Lernen von Hebräisch mehr Wert gelegt. Trotzdem hat sich nichts an der Schieflage der Ausbildung geändert. Dem berühmten Dichter Wolfgang Goethe sind bereits die Merkwürdigkeiten in der Bibel aufgefallen. Er fragte seinen Lehrer nach den Bedeutungen der Hl. Schrift mit Begriffen, die er durch jüdische Spielkameraden anders kannte. Der Lehrer machte ein finsteres Gesicht. Er wies auf die großen Bücherschränke: „Willst du das alles ungültig machen was hier steht?“

Das traute sich der Wolfgang nicht. Es gab schließlich damals den Index librorum prohibitorum, die Liste verbotener Bücher, die seit 1559 in der römisch katholischen Kirche eingeführt wurde, auf Grund der Auseinandersetzungen mit dem Luthertum. Er wurde symbolisch mit verbrannt mit den Büchern, wie der Talmud in vielen Zeitperioden zuvor. Die Inquisition begann. Über 6000 Bücher waren auf dem Index gelandet im Laufe der Zeit, darunter sogar Immanuel Kant, mit seinem Blick auf die Vernunft. Er konnte gar nicht seinen Zeitgenossen Emanuel Swendenborg verstehen, der mystische Bücher schrieb, obgleich dieser bei einem Besuch ihm mit zeitnah erlebten Voraussagen, den „unbekannten“ Teil des Bewusstseins vorführte. Etwas hat die Auseinandersetzung schon gebracht, aber das Lehrfach Philosophie brachte „Blüten“ hervor, bis es zuletzt keiner mehr im Alltag brauchte.

Wer Bücher vergangener Zeiten liest, fühlt sich bei den meisten Werken „leer“. Das einmal diskutierte Umfeld ist längst verraucht. Geblieben sind ein paar „Zauberworte“, genannt Zitate. Die bringen „Gelehrtheit“. Eine solide Basis haben sie nicht. Spitzfindig stehen die Spitzenwissenschaften sich verfeindet gegenüber, ohne die umfassende Liebe. Jeder will am Größten werden. Der Protest der Ansichten nahm kein Ende. Millionen Bücher wurden veröffentlicht. Die Kirche verlor an Macht. Schließlich wurde auf dem II Vatikanischen Konzil der Index abgeschafft und das Bibellesen offiziell erlaubt. Es war die Bibel ohnehin schon durch den Buchdruck und andere Medien in den meisten Haushalten mit evangelischer Bevölkerung.

Als ich in Israel vor vielen Jahren eine Bibliothek besuchte und meinen Plan erwähnte, ein Buch über die Bibel zu schreiben, wurde ich am Empfang kopfschüttelnd begrüßt und gefragt, ob ich nicht wüsste, wie viele Bücher es schon gibt. Danach besuchte ich die endlose Räume, in denen die weltweit gestifteten Bücher über die Bibel gesammelt wurden. Gefühlte „Kilometer“ von Bücherregalen konnte ich nicht einmal in Stunden abschreiten.

Einen einfachen Zettel fand ich nicht: Lest sie halt selbst … Vielleicht habe ich ihn übersehen.

Warum ein Selberlesen? Es müssen nicht alle Kochbücher der Welt gelesen werden, um ein gutes Gericht zu haben. Die sind sicher gut. Ich denke weniger in Rezepten, als an Zutaten. Es geht um die einfachen Taten der Liebe.

Das ergibt schon wieder einen „Index“, auf dem liebloses, gleichgültiges, überflüssiges vieler Arten „den Bach runtergeht“ und im Meer der Erfahrung absäuft.

Irgendwie rumort es schon, dass die vielen kritischen Bücher verräumt wurden, und die Kirche sich nicht an das Gebot hielt: „Liebe deine Feinde!“. Sie hätten dazu beigetragen, den Ruhm der Kirche zu stützen, wenn die Fragen bearbeitet worden wären.

Luthers Erkenntnis, der anderen Lesart der Bibel, dazu der Talmud, der die Lesart erklärt. Den Wissenschaftler, die sich von den falschen Vorstellungen lösten, wurde nach langen Kämpfen schließlich Recht gegeben. Aber die wissen nun nicht mehr, dass bereits Mose wusste, dass die Erde rund geht.

Der „Knigge“ schaffte es durch den Index, eroberte Deutschland mit Richtlinien wie ein Messer auf der Tafel auf ein Messerbänkchen gelegt wird. Die Gleichnisse Jesu eroberten aber bis jetzt noch nicht die Herzen der Poeten, weil es kein Buch geben durfte, das sie erklärt hätte.

Wie weit die gleichen Worte der Dichtkunst gehen, wird (auch) an diesem Kapitel sichtbar.

Lehren der Liebe

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