Читать книгу Die Wunder der weiblichen Sexualität - Maitreyi Piontek - Страница 15

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5. Fundament einer erfüllten Sexualität

Kleine und große Wunder

Es ist immer wieder erstaunlich zu erfahren, was Frauen und Männer sich von ihrer Sexualität erhoffen. Die Erwartungen an sexuelle Beziehungen übertreffen alle anderen Lebensbereiche haushoch, obwohl die tatsächlich gelebten sexuellen Momente einen relativ kleinen Teil des Lebens ausmachen. Rechne selbst einmal aus, wie viele Minuten pro Monat du sexuell aktiv bist und wie viele davon du tatsächlich als orgastisches Highlight erlebst. Vergleiche damit einmal die Zeit, die du für deinen Haushalt beanspruchst oder zum Kochen und Essen, zum Fernsehen oder Lesen, zum Arbeiten oder Schlafen.

Selten begibt sich jemand in eine Beratungsstelle oder Therapie, weil Putzen und Bügeln einen Konflikt auslösen oder als frustrierend empfunden werden. Obwohl diese Lebensbereiche den Umfang eines »normalen« Sexlebens weit überschreiten. Die Sehnsucht nach Erfüllung beim Putzen hat nicht den gleichen Stellenwert wie die Sehnsucht nach Erfüllung in der Sexualität (obwohl Reinigung im Zusammenhang mit Sex eine sehr wichtige Funktion ausübt, wie du noch sehen wirst).

Was unter sexueller Erfüllung verstanden wird, macht oft den Anschein, dass die Hoffnung auf sexuelle Erfüllung gleichbedeutend ist mit einer Sehnsucht nach Erlösung, die eher einen spirituellen Charakter hat. Vielleicht ist es eine tiefe Sehnsucht nach der heiligen inneren Hochzeit?

Sex ist vielseitig und kann große und kleine Wunder vollbringen. Deshalb ist er so beliebt. Als Kuschelsex übernimmt er beispielsweise die Funktion eines Trostpflästerchens, um eigene Wunden und Schwächen nicht zu spüren. Sex kann das Leben abenteuerlich und lebendig machen und ermöglicht es uns, den monotonen Alltag etwas abwechslungsreicher zu gestalten. Sex macht Spaß, verleiht Selbstvertrauen und Selbstbestätigung. Sex ist geil, erotisch, sinnlich und verbindet Menschen miteinander. Sex kann Intimität schaffen, Sex ist ein schöner Zeitvertreib und auch ein beliebtes Mittel zum Stressabbau. Im Fernsehen hörte ich eine sogenannte Tantralehrerin einmal sagen, sie habe fast täglich Sex, um sich zu fühlen. Im Stil von: Ich habe Sex, also bin ich. Viele Menschen sind sexuell sehr bescheiden und geben sich mit solch kleinen Wundern zufrieden.

Die kleinen Wunder sind allen Menschen zugänglich, die großen Wunder zu erfahren, erfordert persönlichen Einsatz. Erst müssen im Inneren die Voraussetzungen geschaffen werden, damit etwas Größeres geschehen kann. Das erfordert den Mut, die persönlichen Unsicherheiten, Schwächen und Begrenzungen zu erkennen und sich weiterzuentwickeln. Solange unsere Sexualität von unbewussten Anteilen gesteuert und Sex lediglich unbewusst eingesetzt wird, um kleine Wunder zu erleben, können die großen Wunder nicht geschehen.

Was ist normal?

Im Zusammenhang mit sexueller Erfüllung taucht immer wieder die Frage auf, was eigentlich normal sei. Erstaunlich viele Menschen – Frauen wie Männer – kommen zu mir in die Sexualberatung, weil sie sich darüber informieren möchten, ob ihre Sexualität beziehungsweise ihre Gefühle und Neigungen der Norm entsprechen.

Ja, normal ist, was der Norm entspricht – und das ist nicht unbedingt erstrebenswert. Die Sexualität der meisten Menschen ist unbewusst und fremdbestimmt. Das entspricht der Norm. Die Norm ist die sicherste Liebestöterin überhaupt, sie killt Lebendigkeit, Individualität und Kreativität. Diese aber verleihen der Sexualität gerade ihre Würze. Was allgemein als normal betrachtet wird, können du oder ich durchaus als gestört empfinden.

Die sexuelle Norm wird vom kollektiven Bewusstsein geprägt, und dieses ist von den moralischen Grundsätzen der Religion sowie der Überbetonung des männlichen Prinzips beeinflusst. Heute wird die Norm zudem stark von den Medien und der Werbung manipuliert. Es ist unsere Aufgabe, die Sexualität aus den Klauen des Kollektivs und der sogenannten Normen zu befreien.

Die Erfüllung

Doch bleiben wir noch etwas bei der Norm. Ihr zufolge gilt der Orgasmus, am besten noch der von beiden Partnern gemeinsam erlebte, als die sexuelle Erfüllung – ebenso wie der Samenerguss als Höhepunkt des männlichen Orgasmus gilt. Und irgendwie stimmt das ja auch. Der eigentliche Sinn und Zweck der Sexualität ist die Fortpflanzung, und mit dem Samenerguss ist die Mission der Arterhaltung für eine bestimmte Zeit erfüllt. Wie aber kann eine Sexualität, die entleert, erfüllend sein? Ein Zustand der Erfüllung ist gekennzeichnet durch innere Fülle und Wohlgefühl: Wie aber kann man einen erfüllten Zustand erreichen, der durch Stimulation eingeleitet wird und in einer Entleerung von Lebenssäften gipfelt? Absichtlich spreche ich hier nicht von sexueller Befriedigung, sondern von sexueller Erfüllung. Befriedigung und Erfüllung haben unterschiedliche Qualitäten. Sexuelle Erfüllung wird durch weibliche Qualitäten geprägt und wirkt nachhaltig nährend und heilend. Unter Befriedigung versteht man eher eine lustvolle und kurzfristige Spannungsentladung. Der sexuelle Hunger wird gestillt. Die interessante Frage lautet nun, ob es tatsächlich eine sexuelle Erfüllung gibt? Und wenn ja, wie ist sie? Beginnen wir mit den eigenen Empfindungen und Vorstellungen. Nimm dein Tagebuch und setz dich mit folgenden Fragen auseinander:

TAGEBUCH

Sexuelle Erfüllung

Ich möchte dich bitten, diese Fragen auf dich wirken zu lassen und in Ruhe zu beantworten. Nur so kannst du dir eine eigene Meinung zu diesem Thema bilden.

♥Was bedeutet für dich sexuelle Erfüllung?

♥Wie erfüllend ist deine Sexualität? (Nimm dir für die Auseinandersetzung mit dieser Frage genug Zeit.)

♥Erinnere dich an eine Situation, in der du Erfüllung erfahren hast. Der Moment kann etwas mit Sexualität zu tun haben, muss aber nicht.

Erfüllung einladen

Sexuelle Erfüllung wird nicht allein durch die Gunst der kleinen Liebeskerlchen Amor und Eros verursacht. Wir selbst können viel dazu beitragen, unsere Chancen auf ein Erfüllungserlebnis zu erhöhen, indem wir ein einladendes Klima schaffen. In die Sexualberatung kommen häufig beruflich erfolgreiche Menschen, die ihre Sexualität »verbessern« wollen. Viele dieser Menschen haben gemein, dass sie sehr viel ihrer Energie und Zeit in die Karriere gesteckt haben, weshalb sie in ihrem Beruf auch erfolgreich sind. Ihre Sexualität hingegen erleben sie als unbefriedigend. Wie könnte das auch anders sein, sie wurde weder gefördert noch entwickelt. In der Sexualität gilt wie auch auf anderen Gebieten: Von nichts kommt nichts. Je mehr Zeit und Energie wir in die Entwicklung der Sexualität investieren, desto mehr wird möglich. Die weibliche Sexualität steht und fällt mit den weiblichen Qualitäten einer Frau. Engagierte extrovertierte Frauen müssen lernen, ihre weiblichen Anteile zu nähren und zu stärken, um gute Voraussetzungen für eine nährend erfüllende Sexualität zu schaffen.

Wären Menschen bereit, so viel in ihre Sexualität zu investieren wie in ihren Beruf, hätte ihr Sexualleben eine völlig andere Qualität. Die vorherrschende Erwartung an einen sexuellen Höhepunkt lässt sich mit einem Fußballtor vergleichen. Um eines zu schießen, reicht das Interesse an Fußball allein nicht aus. Der Fußballer braucht Talent, ein ausgeprägtes Ballgefühl, einen gesunden Körper, intensives Training und ein gutes Zusammenspiel mit anderen. In der Sexualität möchte man Höhepunkte erreichen, allerdings ohne jegliche Vorbereitung. Quasi aus dem Nichts heraus will man mal schnell am Feierabend zwischen Tagesschau und Krimi den orgastischen Höhenflug erleben.

Die Unterdrückte Macht

Dass es durch bewussten Umgang mit der Sexualität möglich werden kann, Unabhängigkeit, Intelligenz und Kraft zu entwickeln, blieb den verschiedenen Kulturen und Religionen nicht verborgen. Speziell Frauen wurde und wird der natürliche Zugang zu ihrer Kraft versperrt, da man sie so besser unter Kontrolle halten kann. Die Unterdrückung der Sexualkraft mit allen Mitteln – Gesetzen, Moral und Religion – erhält die Machtstrukturen. Nicht zuletzt geraten Frauen durch ihre Mutterrolle in finanzielle und emotionale Abhängigkeiten. So wird ihnen der Ausbruch aus der bestehenden Norm und die Entwicklung neuer Werte noch zusätzlich erschwert.

Durch Gebote und Gesetze wurde die Sexualität im Laufe der Jahrhunderte zu einer Tabuzone, sodass sie in Heimlichkeit und Dunkelheit gedrängt wurde. Die vom gesellschaftlichen Leben abgespaltene Stellung der Sexualität ist weltweit im Kollektiv verankert. So erklärt sich, dass es vielen Menschen peinlich ist, über ihre Sexualität zu sprechen. In keinem Bereich wird so viel gemogelt und gelogen. Und den Menschen, die das tun, fällt es häufig gar nicht auf, weil es sich im Unbewussten abspielt. Das Kollektiv sollte daher dringend mit neuen Informationen gespeist werden. Wir brauchen mehr Klarheit und Transparenz in der Sexualität, und dafür bedarf es der unermüdlichen Bemühung jedes Einzelnen.

Abgespalten und unerfüllt

Obwohl wir in einer Zeit der Sexualisierung leben, wird Sex aus dem Alltag verdrängt. Man hört selten, wie Nachbarn Liebe machen. Man sieht sie nie dabei, und man spricht auch kaum über die eigene Sexualität, nicht einmal mit dem Menschen, mit dem man eine intime Liebesbeziehung pflegt. Frau Meier beschwert sich bei der Nachbarin über das schlechte Wetter, nicht aber über den schlechten Sex mit ihrem Mann.

Die Abspaltung der Sexualität von den anderen Ebenen ist eine der Hauptursachen dafür, dass Sex als unerfüllt empfunden wird. Schon als Kinder haben wir gelernt, bestimmte Bereiche aus dem bewussten Erleben in den Bereich des Unbewussten zu verdrängen. Schon da fielen wir aus der Ganzheit in einen Zustand der inneren Zerrissenheit. Große Bereiche unserer Persönlichkeit unterstehen deshalb nicht unserem bewussten Erleben und Wirken. Diese von uns nicht bewusst besetzten Teile unserer Persönlichkeit werden fremdbestimmt und machen uns manipulierbar. Über diese Teile werden wir wie Marionetten gelenkt und gelebt. Sich auf allen Ebenen bewusst in die Gegenwart einzubringen, ist ein wichtiges Ziel der ganzheitlichen sexuellen Heilung. Eine gute Integrationsübung ist die auf Seite 67 beschriebene Zentrierung. Sie hilft dir, Sexualität als ganzer Mensch und auf allen Ebenen gleichzeitig zu erleben.

Sexualität vernetzen

Um die Sexualität in ihrer Ganzheit und Fülle zu erleben, ist es notwendig, die einzelnen Ebenen und Körper, mit denen jeder Mensch ausgestattet ist, zunächst zu entwickeln und dann bewusst miteinander zu verbinden. Jede einzelne Ebene ist wie ein Baustein. Die verschiedenen Bauklötze ergeben zusammen ein solides Fundament, auf dem du deine Erfahrungen aufbauen und vertiefen kannst.

Das höhere Bewusstsein

Dass die allerwichtigste Zutat im Umgang mit deiner sexuellen Entwicklung dein höheres Bewusstsein ist, darüber haben wir bereits gesprochen und auch gesagt, dass diese Ebene nichts mit deinem Verstand und deinen Gedanken zu tun hat. Es ist die Flamme des Bewusstseins, die es dir ermöglicht, in der Dunkelheit zu sehen und dein Unbewusstes zu erforschen. Dafür gibt es keinen Ersatz und keine Technik. Das Einzige, was da wirklich hilft, ist, in Stille zu sitzen, dein Herz zu öffnen und das höhere Bewusstsein zu bitten, dein Wesen zu erhellen. Das mag für einige etwas kitschig klingen. Aber das höhere Bewusstsein kann sich dir nur zeigen, wenn du es einlädst und bereit bist, dafür Platz zu schaffen und dich im Einklang mit den spirituellen Gesetzen zu entwickeln. Je mehr du dein Wesen reinigst und verfeinerst, desto besser kannst du dich mit der spirituellen Ebene verbinden. Ein offenes, freies Herz ist ein wichtiger Schlüssel, mit dem höheren Bewusstsein in Kontakt zu treten. Die Opfergabe, die das höhere Bewusstsein von dir verlangt, bevor es sich zeigt, ist deine Wahrhaftigkeit.

Verstehen

Sich im Zusammenhang mit der Sexualität bloß am Bauchgefühl und den Instinkten zu orientieren, ist unklug. Entwickle ein Verständnis für die verschiedenen Lebensvorgänge, damit du weißt und verstehst, worum es geht. Geistige und mentale Funktionen werden auf dem Weg der ganzheitlichen Heilung nicht ausgeschaltet, sondern mit einbezogen. Der Zustand der Verwirrung und der Unklarheit, in dem sich fast alle ständig befinden, schafft immer wieder großes Chaos und viel Leid. Sämtliche Vorstellungen, Fantasien, Träume, Erinnerungen und Verhaltensmuster prägen, beschränken und belasten unsere Sexualität. Schule deinen Verstand, deine Konzentration und dein Bewusstsein und befreie sie von unnötigem Ballast, sodass du dich der Wirklichkeit öffnen kannst. Meditation hilft dir, deinen Verstand zu klären, damit dein Weg in die große Einheit von Verständnis und Klarheit begleitet wird.

Im Körper verwurzelt

Ohne Körper keine Sexualität, ohne Körperwahrnehmung keine sinnliche Erfahrung. Erst durch den Körper ist es uns möglich, Sexualität zu erfahren. Der Körper ist dein weiblicher Tempel. Um intensive sexuelle Erfahrungen machen zu können, benötigst du einen gesunden, harmonischen Körper, ein entwickeltes Körperbewusstsein und eine starke Verwurzelung. Viele sexuelle Probleme sind auf körperliche Schwächen und Disharmonien zurückzuführen. Den Körper abzuspalten bedeutet, sich seiner Körperwahrnehmungen nicht bewusst zu sein. Nimm dir Zeit, dich in deinem Körper zu verwurzeln und ihn zu spüren. Nicht indem du ihn aktivierst, trainierst oder stimulierst, sondern indem du entspannst und fühlst und deine Sensibilität verfeinerst, bis du eine tiefe Verbundenheit fühlst. Dann wirst du die Sprache deines Körpers verstehen und deinem weiblichen Körper das geben können, was er braucht, damit die sexuellen Energien harmonisch fließen.

Es gibt verschiedene Ursachen dafür, wenn die Körperwahrnehmung vom restlichen Menschen abgespalten ist. Kinder oder Erwachsene, die geschlagen oder missbraucht wurden, sind häufig aus ihrem Körper geflohen: Zu viele Schmerzen mussten sie an ihm und durch ihn erfahren, aus Selbstschutz haben sie die bewusste Verbindung zu ihm unterbrochen. Auch körperliche und seelische Schockzustände können die Vernetzung zwischen Körper und Geist unterbrechen.

Männer sind oft stolz auf ihren unempfindlichen Körper. Sie investieren viel Zeit und Disziplin in seine Stählung. Beim Sport überschreiten sie absichtlich die Schmerzgrenze, um den Körper abzuhärten und ihn gefühllos zu machen. Es ist häufig so, dass auch Frauen ihren Körper mit männlichen Aktivitäten überstimulieren, sodass ein sensibler Zugang immer schwieriger wird. Schmerz- und Schlafmittel, Tranquilizer, Drogen und Alkohol schwächen die Körperwahrnehmung außerdem, bei Frauen wie Männern. Keine Übung kann die Wirkung dieser Substanzen aufheben. Eine andere häufige Ursache für die körperliche Unempfindlichkeit liegt darin, dass man ihm zu wenig Beachtung und Liebe schenkt, etwa weil man das nie gelernt hat.

Ich möchte dir zwei Übungen vorstellen, mit deren Hilfe du deinen Körper mit dem Kopf vernetzen kannst.


Kopf und Bauch verbinden

ZUM AUSPROBIEREN

Kopf und Bauch verbinden

♥Setz dich entspannt hin und verbinde dich mit der Flamme deines höheren Bewusstseins.

♥Massiere die beiden abgebildeten Punkte mit Daumen und Zeigefinger der einen Hand.

♥Lege gleichzeitig die andere Hand auf deine Stirn.

♥Stimuliere beide Nierenpunkte 27, bis deine Atmung tiefer wird und du das Gefühl hast, dass der Kopf mit dem Körper verbunden ist.

♥Lege nun die Hand, mit der du die Punkte massiert hast, auf den Bauchnabel, und massiere diesen eine Weile.

♥Lasse nun die Hände ruhig auf Bauchnabel und Stirn liegen, und verweile so, bis du dich als ein Ganzes spürst.

ZUM VERTIEFEN

Die Ohren massieren

♥Massiere und knete deine Ohrmuscheln kräftig durch, innen und außen. Zieh sie dabei sanft in alle Richtungen, bis sie warm und lebendig werden.

Gefühle fühlen

Schon als Kleinkinder werden wir darauf trainiert, Gefühle zu unterdrücken. Mit allen Mitteln werden Kinder dazu erzogen, sich den gesellschaftlichen Normen und dem Willen oder den Launen ihrer Eltern anzupassen. Jungs sind dieser manchmal brutalen Dressur meist noch etwas stärker ausgeliefert als Mädchen. Zu den ersten Wörtern, die Kinder lernen, zählen »Danke«, »Bitte« und »Entschuldigung«. Gefühle zu unterdrücken oder sie nicht zu zeigen, haben wir als Überlebensstrategie lernen müssen. Wir haben gelernt, eine Maske über die wahren Gefühle zu stülpen – und nennen das dann »Persönlichkeit«.

Dass Menschen so viel in ihre Maske investieren, macht den Umgang mit den Gefühlen sehr verwirrend. Für Kinder und Erwachsene, die missbraucht und geschlagen wurden oder psychischen Übergriffen ausgeliefert waren, ist das Fühlen besonders schwierig. Es erfordert sehr viel Liebe und Geduld, um diese Abspaltungsmuster zu durchbrechen. Gerade moderne Frauen sind oft so in ihren Verstand verliebt, dass sie die Unterentwicklung und Unterdrückung ihrer Gefühle in Kauf nehmen.

Das Ziel der folgenden Atemübungen ist es, dir das Fühlen zu erleichtern.

ZUM AUSPROBIEREN

Atmung ausdehnen

♥Richte dich spirituell aus.

♥Stell dich aufrecht hin und atme langsam und tief ein, damit sich dein ganzer Brustkasten so weit wie möglich ausdehnt.

♥Beim Ausatmen gib so lange wie möglich einen Ton von dir, bis die Lunge völlig geleert ist. Mach diesen Ton etwa dreimal, und atme danach ein paarmal tief durch.

♥Beuge den Oberkörper nach vorn, lass die Knie leicht gebeugt und die Hände locker hängen. Atme dabei möglichst tief durch, bis sich Körper und Atemfluss immer mehr entspannen.

♥Richte dich langsam wieder auf und beende die Übung mit der Zentrierung.

ZUM VERTIEFEN

Tiefenatmung

♥Leg dich bequem hin und schließ deine Augen. Konzentriere dich auf den Rachenraum an der Rückwand des Gaumens.

♥Sauge nun die Luft ein, nicht wie gewohnt durch die Nasenlöcher, sondern mit einem Sog aus dem Rachenraum. Der Mund bleibt dabei geschlossen.

♥Atme langsam und rhythmisch, ohne Anstrengung. Bei der Ausatmung lass dich nach innen ziehen. Am Anfang solltest du nicht so viel Luft einsaugen, es könnte dir sonst schwindlig werden.

♥Mach diese Atmung, solange es sich gut anfühlt.

Energien fließen lassen

Um sexuelle Erregung und Intensität zu empfinden, braucht es nicht nur Energie, sondern diese sollte auch fließen. Hier zwei Übungen zur Energetisierung deines Körpers. Bei beiden wird getanzt. Tanzen ist eine der wirkungsvollsten Methoden, die Energie in Fluss zu bringen, das gilt aber nur für freies Tanzen ohne Struktur und ohne Zuschauer.

ZUM AUSPROBIEREN

Tanzen

♥Leg eine energievolle Musik auf, die dich so richtig in Schwung bringt. Tanze 20 Minuten lang gefühlvoll und ekstatisch, am besten mit geschlossenen Augen.

♥Leg dich anschließend zehn Minuten ruhig hin, spüre deinen Körper und lass die freigesetzten Energien in deine Mitte fließen, bis sie sich zu einer Energiekugel verdichten.

ZUM VERTIEFEN

Kundalini-Meditation

Die Kundalini-Meditation ist eine sehr wirksame Methode, mit der du dich in Fluss bringen kannst. Sie besteht aus vier Phasen, die mit geschlossenen Augen durchgeführt werden, am besten mit einer Augenbinde. Nimm dir zuerst Zeit, dich auszurichten und dich in deinem Körper zu verwurzeln. Es ist sehr empfehlenswert, die Kundalini regelmäßig zu machen. Lass dich von ihren vielseitigen Auswirkungen überraschen.

(Über den Buchhandel können CDs mit Musik für die Kundalini-Meditation bezogen werden.)

♥Phase 1: Lass deinen Körper eine Viertelstunde lang ununterbrochen vibrieren und schütteln. Je intensiver und tiefer das Schütteln ist, desto mehr wird es lösen. Wenn du menstruierst, mach diese Phase nur sehr sanft.

♥Phase 2: Tanze nun eine Viertelstunde lang ununterbrochen so sinnlich und exstatisch wie möglich und vergiss dabei nicht, tief zu atmen.

♥Phase 3: Stell dich aufrecht hin und bleib eine Viertelstunde bewegungslos stehen. Konzentriere dich auf deine Mitte und verwurzle dich in dir. Konzentriere dich gleichzeitig darauf, dass die freigesetzten Energien dorthin fließen, ohne dabei den Körper zu bewegen.

♥Phase 4: Leg dich hin, die Hände auf deine Mitte, um Körper und Energie von der Mitte her zu harmonisieren.

Die Wunder der weiblichen Sexualität

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