Читать книгу Schulstart für Lehrer - Maja Dammann - Страница 11

1.3 Wie bewerben Sie sich?

Оглавление

Sie haben Ihre Ausbildung beendet, werden aber an Ihrer Ausbildungsschule nicht übernommen oder wollen selbst die Schule wechseln, allerdings innerhalb des gleichen Bundeslandes. In diesem Fall sollten Sie als Erstes klären, wer in Ihrem Bundesland über die Einstellung entscheidet, ob es eine zentrale Stelle ist (z.B. ein Personaldezernent oder -referent auf Länder- oder Bezirksebene) – oder die Schulleitung selbst – und ob eine online-Bewerbung auf jeden Fall Grundlage des weiteren Verfahrens ist. Im Anschluss daran sind zwei Schritte notwendig: Eine Bewerbung bei der zentralen Stelle und möglichst auch ein persönlicher Gesprächstermin beim Personalreferenten – oder ein Vorstellungstermin an der Schule.

Das Gespräch mit dem Personalreferenten

Für das Gespräch mit dem Personalreferenten sollten Sie vorher folgende Fragen für sich klären:

• regionaler Einsatz: Sind Sie regional gebunden – oder sind Sie bereit, sich in der gesamten Region/dem gesamten Land einsetzen zu lassen?

• Umfang der angestrebten Stelle: Möchten Sie eine ganze Stelle, oder möchten Sie zunächst reduzieren, um sich den Anfang zu erleichtern? Und umgekehrt: Wenn man Ihnen nur eine Teilzeitbeschäftigung anbietet – bis zu welchem Stellenanteil wären Sie bereit zu reduzieren?

• fachfremder Einsatz: Gibt es ein Unterrichtsfach, das Sie fachfremd übernehmen würden, wenn dadurch Ihre Einstellungschancen steigen? (Aber Vorsicht: Überfordern Sie sich nicht, der Einstieg wird ohnehin für Sie zeitlich und kräftemäßig belastend!)

• Einsatz in Schulstufen und Schulformen: Möglicherweise wird Ihnen als Gymnasiallehrer eine Stelle an einer beruflichen Schule angeboten – oder als Realschullehrerin in der Hauptschule. Überlegen Sie im Vorfeld, wie Sie selbst die Breite Ihrer Einsatzmöglichkeiten einschätzen – und klären Sie in diesem Fall unbedingt, welche Möglichkeiten Ihnen offen stehen, später einmal in die Schulform überzuwechseln, für die Sie eigentlich ausgebildet worden sind.

• welche Zusatzqualifikationen haben Sie, die Sie gegenüber dem Personalreferenten angeben wollen – z.B. einen Trainerschein in einer Sportart, eine Ausbildung als Mediator, Erfahrungen als Regisseur einer Theatertruppe etc.?

Das Gespräch selbst wird im Regelfall nicht länger als eine halbe Stunde dauern – wichtig ist daher, dass Sie sich in der Kürze der vorgesehenen Zeit gut präsentieren und auf Fragen hinsichtlich Ihres Einsatzes klar reagieren können. Wenn das Gespräch positiv ausgeht, wird der Personalreferent Ihnen eine oder mehrere Schulen zuweisen, bei denen Sie sich dann vorstellen sollen.

Das Gespräch mit der Schulleitung

Unabhängig davon, ob die Schulleitung schon in ihrer Personaleinstellung autonom ist oder ob die Entscheidung noch zentral oberhalb der Schulebene fällt – immer wird das Gespräch mit Ihrem potentiellen neuen Schulleiter eine wichtige Rolle spielen. Für Sie wird es in diesem Gespräch um drei wichtige Bereiche gehen:

a. Sie wollen sich selbst gut präsentieren

b. Sie wollen möglichst viel über Ihre potentielle neue Schule erfahren

c. Sie wollen einen möglichst präzisen Eindruck von Ihrem zukünftigen Arbeitseinsatz bekommen und möglicherweise auch über einzelne Aspekte verhandeln. Alle drei Bereiche können sich im Verlauf des Gesprächs vermischen; je nachdem wie strukturiert die Schulleitung das Gespräch führt, sollten Sie aber darauf achten, dass alle Aspekte abgehandelt werden.

Tipp: Bereiten Sie das Gespräch so vor, dass Sie eine aktive Rolle spielen können und selbst die Verantwortung dafür übernehmen, dass alle Teilfragen, die Ihnen wichtig sind, besprochen werden.

Worauf Sie bei Ihrer Präsentation achten sollten

Zu a: Auch wenn Ihnen eine solche Haltung vielleicht nicht liegt – präsentieren Sie sich und Ihre Kompetenzen offensiv – d.h. stellen Sie dar, was Sie in Ihrem persönlichen Portfolio für die zukünftige Arbeit mitbringen. Dazu gehören neben Ihren Interessenschwerpunkten aus Studium und Referendariat auch Verweise auf Ihre bisherigen unterrichtlichen Erfahrungen sowie auf besondere Talente und Qualifikationen, die nicht unbedingt direkt mit der Schule im Zusammenhang stehen müssen. Das kann eine Ausbildung zum Mediator sein, ein Trainerschein für eine bestimmte Sportart oder Erfahrungen aus der Leitung einer Theatertruppe. Aber auch Qualifikationen aus Abschnitten Ihrer Berufsbiographie vor Aufnahme des Lehrerstudiums gehören hierher, etwa eine vorgeschaltete Lehre und/oder Berufstätigkeit. Zur guten Präsentation gehört es auch zu antizipieren, wo Ihnen vielleicht für die jeweilige Schule noch etwas fehlt – und auf eine entsprechende Frage eine überzeugende Antwort zu finden. Wenn Sie beispielsweise bisher Ihre Ausbildung in einem Gymnasium in einem sehr gut situierten Wohngebiet absolviert haben, ihre neue Schule aber in einem sozialen Brennpunkt liegt, so sollten Sie sich auf die Frage einstellen, wie Sie denn mit der speziellen Schülerschaft an genau dieser Schule umzugehen gedenken – und was Sie für diese Aufgabe an Handwerkszeug mitbringen.

Tipp: Achten Sie bei der Präsentation darauf, die Balance zwischen guter Selbstdarstellung und übertriebenen Versprechungen zu wahren. Im Zweifelsfall ist es besser, bestimmte Lücken offen zuzugeben und deutlich zu machen, dass Sie gerne bereit sind dazuzulernen, – anstatt Qualifikationen vorzuspiegeln, über die Sie nicht wirklich verfügen.

Zu b: Vergessen Sie nicht – das Gespräch mit der Schulleitung soll auch Ihnen eine Entscheidung darüber ermöglichen, ob die vorgeschlagene Schule für Sie eine sinnvolle Perspektive bietet. Auch Sie können Nein sagen, wenn Sie das Gefühl haben, dass hier eigentlich herzlich wenig zueinander passt. Damit die Entscheidung von beiden Seiten Hand und Fuß hat, sollten Sie die Gelegenheit nutzen und sehr viel fragen. Damit meine ich weniger das Erfragen von Strukturinformationen. Diese sollten Sie sich möglichst aus offiziellen Schulenverzeichnissen oder von der Homepage der Schule besorgen, denn nicht selten fragen die Schulleitungen, warum Sie sich für die jeweilige Schule bewerben, und da macht es sich gut, wenn man sich schon ein bisschen mit deren Profil beschäftigt hat. Das Gespräch sollte dann dazu dienen, den jeweiligen Eindruck zu vertiefen. Vielleicht sind Ihnen ja bei der Lektüre der Homepage schon Fragen aufgefallen – dann stellen Sie sie! Darüber hinaus ist es z.B. sinnvoll, nach der Kooperation der Kollegen untereinander zu fragen, nach der Elternmitarbeit, nach bestimmten unterrichtlichen oder pädagogischen Schwerpunkten, sofern diese nicht aus der Homepage ersichtlich sind. Und warum nicht erfragen, was sich die Schulleitung speziell von neuen Kolleginnen und Kollegen wünscht; dann weiß man schnell, woran man ist. Auch die Frage nach Übernahme von Funktionen in der Schule durch Kollegen wirkt erhellend. Hier kann man schnell erkennen, ob die Entscheidungsbefugnisse entweder zentralisiert auf die Person der Schulleitung oder eher mit kollegialer Beteiligungskultur geregelt sind. Entsprechend den eigenen Präferenzen kann man diese Sachlage dann für sich als positiv oder negativ bewerten. Und auch die Frage nach einer Jahresplanung kann erhellend sein; wenn Sie nämlich eine gute Organisation des Schulalltags für sehr wichtig erachten, dann werden Sie vermutlich wenig Freude an einer Schule haben, an der vieles spontan und ungeplant passiert.

Neben diesem Erfragen ist ein Schulrundgang eine unschätzbare Quelle von Eindrücken. Wann immer die Zeit es hergibt, bitten Sie darum. Ein Gang durchs Lehrerzimmer, über Flure sowie den Pausenhof zeigt Ihnen, wie diese Schule ihre Umgebung gestaltet. Indem Sie beobachten, wie die Schulleitung auf Kolleginnen und Kollegen und auf die Schüler reagiert, bekommen Sie einen ersten Eindruck vom Umgangston. Noch intensiver gestaltet sich diese Erstbegegnung, wenn man Ihnen die Möglichkeit gibt, im Unterricht zu hospitieren. Schon die Reaktion auf eine entsprechende Bitte Ihrerseits spricht oft Bände; und auch wenn Sie davon ausgehen können, dass Ihnen die Schulleitung im Regelfall Unterricht bei Kolleginnen oder Kollegen ermöglichen wird, die für kompetent und souverän erachtet werden und nicht unbedingt den Durchschnitt der Unterrichtstätigkeit an dieser Schule repräsentieren – so sammeln Sie gleichwohl unschätzbare Eindrücke.

Tipp: Sollten Sie für eine Arbeit in einem Team vorgesehen sein, so bitten Sie um ein erstes Treffen mit Ihren potentiellen zukünftigen Kollegen, bevor eine endgültige Zusage erfolgt. Natürlich ist ein solches Erstgespräch keine Garantie für ein reibungsloses Zusammenarbeiten in der Zukunft – wohl aber kann ein erster Austausch über die gegenseitigen Erwartungen erfolgen, so dass komplette Fehlbesetzungen eher auszuschließen sind.

Im Material 1 im Anhang finden Sie eine Reihe von Fragen, die Sie durchlesen, ergänzen und für Ihre Bedarfe modifizieren können. Vor allem sollten Sie dabei die Formulierung Ihrer speziellen Situation anpassen.

Zu c: Ob Sie sich an Ihrer neuen Schule wohl fühlen werden, hängt in nicht geringem Ausmaß von Ihrem Unterrichtseinsatz ab. Gibt man Ihnen die problematischen Restklassen, die niemand haben will, oder hat die Schulleitung auch ein Interesse daran, dass Ihr Einstieg gelingt? Das ist nicht nur eine Frage der Haltung und des Wohlwollens der Schulleitung, nicht selten scheint Ihr zukünftiger Arbeitsplatz quasi vorherbestimmt durch die Pensionierung oder den Ausfall von Kollegen, die ein bestimmtes Loch in die Personalversorgung reißen, das Sie nun ausfüllen sollen. Aber eine solche Zuteilung ist nicht zwangsläufig – jede Einsatzplanung kann verändert werden.

Tipp: Machen Sie die Frage Ihres zukünftigen Unterrichtseinsatzes zu einem echten Verhandlungsgegenstand mit Geben und Nehmen auf beiden Seiten. Sagen Sie nicht vorschnell Ja zu problematischen Arbeitsbedingungen, aber überreizen Sie auch nicht.

Worauf Sie beim Gespräch mit der Schulleitung achten sollten

Von besonderer Bedeutung ist es, dass Sie Ihre „Schmerzgrenzen“ vorher genau überlegen, damit Sie von bestimmten Fragen nicht überrumpelt werden. Möchten Sie auf alle Fälle eine ganze Stelle – bekommen aber nur eine Teilzeittätigkeit angeboten? Was nun? Auf wie viel Prozent Ihrer Stunden sind Sie bereit zu verzichten? Oder umgekehrt: Sie wollen auf keinen Fall mehr als eine Zweidrittel-Stelle, aber der Schulleiter will Sie unbedingt ganz? Gehen Sie darauf ein? Und wie ist es mit dem Einsatz in Ihren studierten Fächern? Tolerieren Sie es, wenn Sie ausschließlich in einem Fach eingesetzt werden, das auch noch ein Zwei-Stunden-Fach ist, mit der Konsequenz von 14 neuen Lerngruppen gleich zu Beginn Ihrer Laufbahn? Weitere Punkte, die Sie vorher überlegen sollten, sind der mögliche fachfremde Einsatz (in welchen Fächern könnten Sie sich das vorstellen?) und Ihre Wünsche an die Stundenplanung (das gilt besonders, wenn Sie in Teilzeit arbeiten, weil Sie Kinder zu betreuen haben).

In all diesen Fällen gilt es eine kluge Abwägung zu treffen zwischen einer klaren Vertretung Ihrer Interessen und einer Berücksichtigung der Interessen der Schule. Als Illustration dazu ein Beispiel aus der Beratungspraxis:

Eine Kollegin mit den Fächern Geschichte und Biologie bekommt eine Stelle an einer Hauptschule angeboten. Im Gespräch mit dem Schulleiter stellt sich heraus, dass die Schule auch acht Stunden Chemie benötigt, für die es gegenwärtig keinen Bewerber gibt. Der Schulleiter drängt die Kollegin, Chemie fachfremd zu übernehmen. Die Kollegin stimmt nach einigem Hin und Her zu, allerdings unter folgenden Bedingungen:

1. Sie darf an dem schuljahresbegleitenden Qualifizierungskurs „Chemie fachfremd unterrichten“ teilnehmen, der in ihrer Region alle zwei Wochen vierstündig angeboten wird; dafür erhält sie eine Stundenermäßigung.

2. Sie bekommt je zwei parallel liegende Kurse, so dass sie sich nur in zwei Themen zur Zeit einarbeiten muss.

3. Sie erhält die Erlaubnis, ihren Chemieunterricht erst vier Wochen nach Schuljahresbeginn aufzunehmen, damit sie zu diesem Zeitpunkt bereits mindestens zwei Fortbildungsveranstaltungen hinter sich hat, unter anderem auch eine Einführung in Sicherheitsfragen.

Mit dem Verhandlungsergebnis waren beide Beteiligten hoch zufrieden. Die Kollegin unterrichtet an dieser Schule nun schon im dritten Jahr erfolgreich Chemie und qualifiziert sich immer weiter. Für sie hat die Erweiterung ihres Fachrepertoires auch den Vorteil, dass sie nunmehr sechs Stunden in einer Klasse unterrichten kann statt bisher maximal vier mit ihren Zwei-Stunden-Fächern.

Als Material 2 finden Sie im Anhang eine Checkliste mit möglichen Aspekten des Unterrichtseinsatzes, über die es sich zu reden und vielleicht auch zu verhandeln lohnt.

Nehmen Sie diese Checkliste ruhig zum Gespräch mit der Schulleitung mit und machen Sie sich gegebenenfalls darauf Notizen.

Schulstart für Lehrer

Подняться наверх