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Schon allein dass ich es tue, fühlt sich unglaublich an. Ich bin verrückt! Ich bin verrückt nach ihm! Entweder wird er mich hassen oder er wird endlich seine Gefühle über sich hereinbrechen lassen. Mein Herz klopft schnell. Ich habe mich noch nie so lebendig gefühlt und verdränge die Angst, dass danach vielleicht alles vorbei ist, mein Sinn im Leben nicht mehr mein Sinn ist. Er ist mein Sinn und mein ganzes Streben!

Ich muss einfach endlich herausfinden, ob sie wirklich da ist, diese Verbundenheit zwischen uns, diese Sehnsucht, dieses Verlangen. Ich habe all das doch gefühlt, in seinen Augen gelesen. Oder irre ich mich, allein weil ich es mir so sehr wünsche?

Ich schaue aus dem Fenster der kleinen Maschine, die mich auf den letzten Metern nach Ko Samui bringt. Es war eine Kurzschlussreaktion, eine unüberlegte Entscheidung, die dazu führte, dass ich jetzt hier im Flieger sitze. Ich habe nicht darüber nachgedacht. Als ich auf seiner Seite im Netz las, dass er mit seiner Frau wieder in sein Stammhotel nach Thailand unterwegs ist, musste ich einfach handeln.

Ich war noch nie in Thailand. Ich habe ihm noch nie öffentlich gezeigt, was ich fühle. Vielleicht war es einfach an der Zeit dafür. Und wenn ich mit meinen Gefühlen und meiner Offenbarung untergehe, dann mit Stolz, denn ich habe alles für eine Liebe versucht, die mich schon seit so langer Zeit quält wie stärkt. Ich liebe ihn! Und ich muss ihm das endlich sagen und sehen, wie er reagiert. Ich kann nicht einfach wieder nur ihre Bilder im Internet ansehen und mir all diese Fragen stellen.

Es hält mich kaum auf meinem Sitz. Wie mag er wohl reagieren, wenn er mich sieht? Wird er böse sein? Wird er sich freuen? Hat er je seiner Frau von meinen Briefen erzählt, die ich ihm so oft schrieb? Ich mag seine Frau und immer habe ich andere getadelt, wenn sie sich in eine Beziehung drängen wollten. Ich sollte ein schlechtes Gewissen haben. Aber ich kann es nicht. Dafür liebe ich ihn zu sehr! Er ist der, der mich kennt wie kein Anderer, der mich nimmt, wie ich bin, der all mein Sehnen, meine Wünsche kennt, aber auch meine Trauer, meine Schicksalsschläge. Nur er blieb immer in meinem Leben, während andere gingen.

Ich schaue hinunter auf die Insel, die so verdammt klein wirkt im Landeanflug. Und plötzlich scheine ich aufzuwachen. Was tue ich hier nur? Noch eben war ich überzeugt und nun habe ich einfach Angst, sein Leben durch meine Anwesenheit zu zerstören. Ich könnte seiner Frau doch nie wieder in die Augen sehen?

Ich fahre innerlich Achterbahn und nicht nur, weil das Flugzeug unschön auf dem kleinen Flughafen aufsetzt. Soeben war ich noch überzeugt von meinen Gefühlen und davon, dass sie endlich ausgesprochen werden müssen und nun frage ich mich, wo ich mich denn am besten vor ihm verbergen könnte. Ich will doch nicht seine Ehe zerstören! Aber ich will ihn! Gott, ihr verdammten Gefühle, ihr allein habt mich hierher getrieben! Mein Martin, was tue ich?

Das Flugzeug steht. Alle Gedanken verfliegen. Ich war noch nie groß im Ausland, vor allem nicht allein. Ich verdränge mein eigentliches Ziel. Viel zu sehr nehmen mich die neuen Eindrücken gefangen Ich verlasse mit den Passagieren den kleinen Flieger, deren Tragfläche wackelt, während wir hinabsteigen.

Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht mit diesem überschaubaren, idyllischen Flughafen, der sich mir zeigt. Ich schaue auf die hübsch angelegten Beete, die geradewegs zur der offenen Halle führen.

Die schwüle Luft schlägt mir wie eine Wand entgegen. Sofort spüre ich wie die Nässe in meine weiße Bluse zieht. Ich bin froh, dass ich zu meinen schwarzen, kurzen Shorts nur Sandalen trage. Jeder Zentimeter Stoff wäre jetzt zu viel.

Ich atme tief durch. So fühlt sich also das Land deiner Träume an, mein Martin! Ich bin erschöpft und doch so lebendig wie nie zuvor. Ich kann es nicht erwarten, in mein Hotel zu kommen, in dein Hotel. Wie magst du mich wohl ansehen?

Ko Samui

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