Читать книгу Blutschwertzeit - Manfred Lafrentz - Страница 4
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ОглавлениеDie Schmiede zogen in die leer stehenden Häuser am Rande des Dorfes. Folke und die anderen Jungen beobachteten von weitem, wie sie in eines der Häuser Gerät aus dem Wagen trugen und Steine herbeischleppten.
„Das wird die Schmiede”, sagte Egli.
Atli war bei ihnen und kommentierte alles.
„Verfluchtes Eisen”, sagte er. „Eisen verleiht Macht, daher verdirbt es die Menschen, die damit umgehen. Wozu brauchen wir Eisen? Wir haben Häuser aus Holz, Pflüge aus Holz, Becher und Krüge aus Ton. Und das, was unsere Väter aus Knochen, Steinen und Hirschgeweihen gemacht haben, ist auch noch besser als das, was diese Zauberer in ihren Öfen zusammenbrauen.”
„Waffen”, sagte Folke. „Wir können nicht mit Waffen aus Holz oder Knochen kämpfen.”
„Du willst kämpfen?”, fragte Biarki Gautissohn spöttisch, ein großer, kräftiger Bursche in Folkes Alter, mit hellem Haar. Er war immer der Anführer, bei allem, und alle hörten auf ihn. Manchmal hasste ihn Folke dafür, hasste ihn, weil er gerne so gewesen wäre wie er. Ein großer, kräftiger Anführer. Immer wenn er Biarki sah, fragte er sich unwillkürlich, wie Farli der Fels so ein Steinchen wie ihn, Folke, gezeugt haben konnte. Er hatte das Gefühl, betrogen worden zu sein. Folke Farlissohn hätte eigentlich sein sollen wie Biarki Gautissohn, denn Gauti war ein Mann wie Farli. Manchmal quälte ihn der Gedanke, dass es seine eigene Schuld war. Er hatte etwas versäumt, etwas ungetan gelassen, ohne zu wissen, was, und nun würde er niemals ein Mann wie sein Vater werden. Und noch schlimmer war die Vorstellung, dass alle es wussten und ihn heimlich dafür verachteten, auch Farli.
„Irgendwann werden wir alle kämpfen müssen”, antwortete er mürrisch auf Biarkis Frage.
Biarki grinste. „Vielleicht bist du der Richtige, um gegen die Aelfen zu kämpfen. Wenn der Wind sie fortträgt, wirst du hinterhergeweht, während alle anderen am Boden bleiben müssen.”
Die Jungen lachten. Folke biss die Zähne zusammen.
„Auf jeden Fall ist er schnell wie der Wind”, sagte Egli zu Folkes Verteidigung. „Er läuft einmal um das Dorf herum bevor du zwei Häuser hinter dir gelassen hast, Biarki.”
Einige Jungen nickten. Folke war nicht so kräftig wie die meisten, aber er war der Gewandteste. Bei den gelegentlichen Raufereien unter den Dorfjungen machte er fehlende Stärke durch Geschicklichkeit und Schnelligkeit wett. Er war kein Feigling, ging keinem Kampf aus dem Weg.
„Kann sein”, sagte Biarki gutmütig, und Folke hasste ihn für diese Gutmütigkeit. Er vergaß keinen dieser Momente, in denen der Spott ihn traf, auch wenn sie für alle anderen ohne Bedeutung waren. Sie lagen in seinen Gedanken herum und scheuerten sie wund. Biarki hatte bestimmt keine wunden Gedanken. Sie mussten groß und kräftig sein wie er selbst, und sie hatten sicher helle Haare und waren die Anführer aller anderen Gedanken.
Atli grunzte unwillig. „Diese Schmiede haben keine Heimat”, fuhr er unbeirrt fort. „Wenn kein Erz mehr in der Gegend gefunden wird und die Wälder abgeholzt sind, ziehen sie weiter und hinterlassen Ruinen, über die das Gestrüpp wächst. Die Häuser, in denen sie gearbeitet haben, kann keiner mehr benutzen. Böse Feuergeister gehen darin um.”
„Sind sie wirklich Zauberer?”, fragte Egli. „Wieso lässt man sie gewähren?”
Atli spuckte aus. „Wenn die Fürsten sie nicht schützen würden, könnten sie sich nirgendwo sehen lassen. Eine schwarze Kunst ist das Schmieden! Man kann ihnen nicht trauen. Sie haben ihr Wissen von den Dunkelaelfen gelernt.”
„Aber sie stellen die Waffen her, die für den Krieg gebraucht werden”, beharrte Folke.
Atli spuckte nochmal aus. „Sie sind Zauberer”, sagte er und wandte sich ab.
Bald forderten die Schmiedegesellen Folke und die anderen Jungen auf, Eisenerz heranzuschaffen. Es gab viele Senken in der Umgebung, in denen eisenhaltiges Wasser zusammengespült wurde und an die Oberfläche trat. Wenn es mit Luft in Berührung kam, bildete sich Erz. Die Jungen sammelten es und schleppten es zur Schmiede. Doch bald mussten die Frauen das Erzsammeln übernehmen, denn die Schmiede schrien nach Holz, und die Jungen mussten Bäume fällen.
„Warum brauchen sie so viel Holz?”, fragte Egli Folke unzufrieden.
Sie stapelten Holzscheite, die sie nach dem Spalten der Stämme zur Schmiede tragen mussten. Trotz des Waldesschattens schwitzten sie in der Wärme des Spätsommers bei ihrer Arbeit. Die Schmiede hatten ihnen neue Äxte gegeben, die gierig wie Raubtiere an den Stämmen nagten. Wenn man sie ins Holz schlug, spritzten die Späne weithin. Ein kleiner Teil des Waldes neben dem Dorf war schon abgeholzt. Es sah hässlich aus. „Kriegswunden”, dachte Folke.
Hier hatte er oft mit Egli und den anderen Jungen gespielt, und es war ihm nie in den Sinn gekommen, dass der Wald so zerbrechlich, so leicht zu zerstören war. Er dachte an Atlis Warnungen vor den Ruinen, die die Schmiede hinter sich zurückließen. Aber auch dort, wo das Dorf stand, war früher Wald gewesen. Selbst die Felder und Weiden waren ihm abgetrotzt worden. Das Holz der vielen abgeschlagenen Bäume steckte in den Häusern, in den Zäunen und den Wagen. Doch das Holz der Stämme, die sie nun abschlugen, verschwand in den Öfen der Schmiede, die Stahl ausspuckten. Der Krieg veränderte alles. Die Männer verschwanden, die Bäume verschwanden. Es war traurig und doch auch erregend. Mit dem Wald verschwand Folkes Kindheit. Er war nicht mehr weit davon entfernt, ein Mann zu sein. Ein Mann, der Stahl in die Hand nahm und kämpfte, wie sein Vater. Holz und Stahl, Kind und Mann. Er spürte die Veränderung. Sie wehte wie ein kratziger staubiger Wind durch seine Gedanken, ein Wind, von dem er noch nicht wusste, wohin er ihn tragen würde. Er fürchtete die Veränderung ein wenig und sehnte sie doch auch herbei. Wenn er kämpfte, wie sein Vater, dachte er, würde er sich vielleicht in einen Mann wie Farli verwandeln. In einen Fels.
„Die Öfen”, sagte er. „Sie müssen Tag und Nacht brennen. Es ist schon eine Wagenladung mit Schwertern und Schilden nach Norden geschickt worden.”
Egli nahm eine Ladung Scheite hoch. „Krieg bedeutet einfach nur mehr Arbeit”, brummte er. „Meine Arme schmerzen, meine Hände sind voller Blasen. Ich wünschte, die Schmiede würden bald wieder abziehen.”
Folke lachte. Er war nicht weniger erschöpft von der Arbeit als der Freund.
„Was glaubst du”, fragte Egli nachdenklich, „ob die Aelfen Zauberei gegen die Männer einsetzen, gegen die sie kämpfen?” Der Gedanke schien ihn zu beunruhigen. Folke juckte es, ihn zu necken.
„Glaubst du, du wirst deinen Vater wiedererkennen, wenn er als Schwein zurückkommt?”
Egli knallte einen Stapel Holzscheite auf einen anderen. „Das ist nicht witzig.” Er zögerte. „Machst du dir keine Sorgen um deinen Vater?”
Folke zuckte mit den Achseln. „Er hat schon früher in Schlachten gekämpft. Er ist ein erfahrener Krieger.”
„Mag sein”, sagte Egli. „Aber was ist mit Zauberei?”
„Warum denkst du so viel über Zauberei nach?”
Egli sah ihn überrascht an. „Es ist das Schlimmste. Es nimmt dir deine Seele. Du wirst wie sie, wie die Aelfen.”
Folke dachte darüber nach. „Vielleicht hast du Recht. Aber was kann man dagegen tun?”
„Dieser Krieg bringt Unheil”, sagte Egli düster. „Ich wünsche nicht mehr, dass die Schmiede bald abziehen, ich wünschte, sie wären nie gekommen.” Er sah Folke missmutig an. „Du bist oft bei der Schmiede.”
„Und?” Folke wusste nicht, worauf sein Freund hinauswollte.
„Was hast du da zu suchen? Die anderen Jungen reden über dich.”
„Was sagen sie?”
„Nichts Gutes. Sie sagen, die Zauberei zieht dich an.”
„Blödsinn!”
„Geh nicht mehr zur Schmiede, das ist ein guter Rat.” Egli wandte sich ab und wollte nichts mehr sagen.
Folke ärgerte sich, aber vor sich selbst musste er zugeben, dass Egli Recht hatte. Insgeheim zog die Schmiede ihn an. Wenn er das Holz ablieferte, stand er oft an ihrem Eingang und beobachtete die Arbeit der muskulösen Männer, folgte mit den Blicken den Funken, die bis zum Gebälk des Daches aufstiegen, lauschte dem Gesang der Hammerschläge, auch wenn er ihm in den Ohren wehtat. Es war etwas Wildes um das Schmiedehaus, etwas Gewalttätiges. Es war wie das Herz des Krieges, verwandelte Holz und Erz in Waffen, in Macht. Es war wie ein Tor in die Welt der Männer, der Krieger. Folke wagte nicht, sie zu betreten, verharrte unschlüssig draußen, wo er ein Junge bleiben konnte, aber er war unzufrieden damit und kam sich feige vor.
Einmal bemerkte einer der Schmiede, wie Folke an der Tür herumlungerte, und kam zu ihm herüber. Der Mann war fast zwei Köpfe größer als er. Schweiß verklebte ihm die Haare und glänzte auf der Haut seiner nackten dicken Arme. Er stank fürchterlich, und Folke wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Dann aber kam er sich albern vor und blieb verlegen stehen.
„Wie heißt du, Junge?”, fragte der Schmied mit dröhnender Stimme. Sein schwarzer Bart reichte hinab bis zu dem Seil, mit dem er seinen Kittel um die Hüften gegürtet hatte. Alles an ihm war schwarz oder glänzend. So konnte man sich einen Zauberer vorstellen.
„Folke Farlissohn.”
„Willst du vielleicht Schmied werden, Folke Farlissohn?”
Folke schüttelte den Kopf und wurde rot, als der Schmied lachte. Die Aufmerksamkeit des Mannes schmeichelte ihm, aber er fühlte sich, als ob er bei etwas Verbotenem ertappt worden wäre, etwas, das ihm nicht zustand.
„Warum nicht? Es ist etwas für richtige Männer.” Der Schmied schlug ihm auf die Schulter. „Willst du wirklich lieber dein ganzes Leben lang ein Viehhirte sein?” Er packte Folke am Arm und zog ihn in die Schmiede. „Komm her, sieh es dir an! Das Holz, das ihr uns bringt, brauchen wir für die Holzkohle. Sechzehn Teile Holzkohle für ein Teil Eisen. Deshalb brauchen wir so viel.”
Sein Griff war hart und schmerzte, aber Folke ließ sich nichts anmerken. Die Kraft des Mannes musste enorm sein, und er bewegte sich in der Schmiede wie ein Vertrauter oder sogar Bruder des Feuers. Folke konnte sich nicht vorstellen, wie man es den ganzen Tag in diesem verrauchten, zischenden, dampfenden und brodelnden Höllenloch aushalten konnte, in dem die Hitze wie eine riesige Fackel war, die ihm dicht vors Gesicht gehalten wurde.
„Mein Name ist Brokk”, sagte der Schmied. Seine kleinen schwarzen Augen unter den buschigen Brauen, die über der Nase zusammengewachsen waren, bohrten sich wie Widerhaken in Folkes.
„Sieh her, Folke Farlissohn, das ist der Ofen!” Er zeigte auf ein zylindrisches Gebilde aus Lehm und Steinen, das offenbar hastig und ohne Kunstfertigkeit errichtet worden war. Es gab mehrere davon. In allen loderte das Feuer und sie strahlten diese unglaubliche Hitze aus.
„Das Eisenerz, mit Holzkohle vermischt,
wird geschmolzen bis es zischt!”, sang Brokk mit tiefer Stimme.
Er zeigte Folke einen grauen Barren. Obwohl er entsetzlich schwitzte und die Schläge der schweren Hämmer auf die Ambosse um ihn herum seine Ohren fast betäubten, sah Folke interessiert zu. Brokks Schmiedelied klang wie ein Zaubergesang, eintönig und dröhnend, wie eine Beschwörung. Folke lief es kalt über den Rücken, aber er lauschte gebannt.
„Roheisenbrocken mit der Schlacke, der groben,
werden ans reine Eisen gewoben.
Ein Tuch drum gewickelt und Lehm drauf geziegelt,
so wird das Eisen vor der Luft versiegelt.
Die Brocken, verlobt in der Glut zum Barren,
gefaltet wie Teig, und bevor sie erstarren,
drauf gehämmert an die zwanzig Mal,
bis die Schlacke verweht, so entsteht der Stahl!”
Während er sang, führte Brokk Folke alles an dem Stück vor, das er gerade bearbeitete. Fasziniert beobachtete der Junge, wie sich unter den Schlägen des Schmiedehammers eine flache Klinge ausbildete.
„Siehst du, Junge?”, schrie Brokk begeistert. „Jetzt kann man den Stahl zu Schwertern verarbeiten. Oder zu Kettenhemden oder Helmen.” Mit einer Zange hielt er die halbfertige Klinge in die Höhe. Sein Mund stand offen, als hungerte ihn nach dem Stahl. „Das ist etwas für ganze Männer!”, rief er und lachte. „Schmied oder Krieger, für etwas anderes taugt ein Mann nicht. Alles andere ist Weiberarbeit!”
Folke lachte. Er fühlte die Wahrheit der Worte. Hier in der Schmiede konnte man ein Mann werden. Hier waren die Waffen. Hier war die Macht. Es tat gut, ihr nahe zu sein.
Die anderen Dorfjungen verfolgten Folke mit bösen Blicken, und es schien sich etwas zusammmenzubrauen. Er hatte Eglis Warnung nicht ernst genommen, merkte aber nun, dass die Jungen ihn genau beobachteten. Es scherte ihn nicht. In der Schmiede träumte er vom Kämpfen; inmitten der Schwerter, Schilde und Helme fühlte er sich wie ein Krieger, weit weg von Egli, Biarki und den anderen. Vielleicht merkten sie, dass Männer wie Brokk Folke als ihresgleichen behandelten, und waren neidisch.
Wenn er konnte, beobachtete Folke weiterhin die Arbeit der Schmiede. Immer wieder trieb es ihn dorthin, trotz der Hitze, trotz des ohrenbetäubenden Gehämmers. Im flackernden Licht des Feuers und im Halbdunkel der Schmiede erschienen ihm die Männer manchmal wie Schwarzzauberer aus einem aelfischen Schattenreich. Folke dachte an Atlis Geschichten und schauderte, aber es hielt ihn nicht fern. Das Entstehen von Schwertern aus einem grauen Klumpen war vielleicht Zauberei, aber es war auch harte Arbeit. Folke versuchte herauszufinden, ob die Schmiede Feuergeister beschworen, aber es schien, als läge ihre ganze Macht in den Schlägen der schweren Hämmer.
Brokk sprach Folke oft an. Einmal hielt er ihm lachend eine frisch geschmiedete Schwertklinge hin, von der noch der Dampf des kühlenden Wassers aufstieg.
„Na, Junge! Bekommst du nicht Lust zu kämpfen, wenn du das siehst? Was lungerst du noch hier im Dorf herum? Geh zum Heer des Fürsten! Zeig, dass du ein Mann bist!”
Folke verlangte es danach, das Schwert zu nehmen, aber er schüttelte verlegen den Kopf. „Ich habe erst fünfzehn Sommer gesehen.”
„Ach was!”, rief Brokk wegwerfend. „Fünfzehn Sommer sind genug!”
Folke überlegte. Vielleicht hatte Brokk Recht. Ein Schwert würde ihn zum Mann machen. Der Krieg war weit weg, ein Abenteuer voller Schatten, aber hier, im Dorf, würde ein Schwert ihm Macht verleihen. Niemand könnte dann bezweifeln, dass er in der Lage war, sein Heim zu verteidigen, nicht einmal sein Vater. Er könnte der Anführer bei den Jungen sein. Keiner von ihnen hatte ein Schwert. Selbst Biarki müsste ihm folgen.
Er streckte die Hand nach dem Schwert aus, aber dann fiel sein Blick auf Brokks Gesicht, und er schrak zurück. Etwas Lauerndes, Gieriges war in den Augen des Schmieds, wie ein Tier, das kurz davor war, seine Beute zu reißen.
„Zauberer!”, dachte Folke und fürchtete sich plötzlich. Der Krieg schien auf einmal ganz nah, eine Armeslänge entfernt. Das Töten und Getötetwerden. Es prallte ihm entgegen, kalt und fremd, rätselhaft und beängstigend.
Folke wandte sich ab und lief aus der Schmiede. Brokks dröhnendes Lachen folgte ihm wie ein Schatten.
Nicht lange danach kam es zur Konfrontation mit den anderen Jungen des Dorfes. Als Folke mit Egli vom Holzfällen zurückkam, stellten sie sich ihm in den Weg, sechs oder sieben Burschen, alle in seinem Alter oder etwas jünger. Er kannte jeden von ihnen gut, aber sie sahen ihn an wie einen Fremden.
„Was wollt ihr?”, fragte Folke, als sie ihn nicht vorbeiließen.
„Was lungerst du immer bei der Schmiede herum?”, fragte Biarki Gautissohn.
„Was geht´s dich an?”, fragte Folke zurück. Er sah Egli an, aber der schaute verlegen weg.
„Die Schmiede sind Zauberer”, sagte Biarki. „Was hast du mit denen zu schaffen? Hast du nicht gehört, was der alte Atli gesagt hat?”
„Sie machen einfach nur Waffen”, brummte Folke.
„Sie gehören nicht zum Dorf. Sie bringen Unheil. Sie pflanzen das Unheil in dich, und wenn sie weggehen, wird das Unheil bei uns bleiben.”
„Lass mich in Ruhe”, sagte Folke und wollte sich an Biarki vorbeidrängen.
Da fielen sie über ihn her, schlugen und traten ihn, alle außer Egli, der aber nichts dagegen unternahm. Er wehrte sich, aber es waren zu viele. Sie schlugen nicht besonders hart zu, wollten ihm offenbar nur eine Lektion erteilen. Bald gab Biarki das Zeichen zum Aufhören.
„Halt dich von der Schmiede fern, Folke Farlissohn”, sagte er. „Das ist zu deinem eigenen Besten.”
Dann gingen sie fort, und Egli mit ihnen.
Fluchend rieb sich Folke seine schmerzenden Stellen. Die Träume in der Schmiede hatten ihn betrogen. Er war kein Krieger, auch inmitten all der Waffen nicht, weil er sich nicht getraut hatte, nach ihnen zu greifen. Er war ein Steinchen unter den anderen Jungen, die wie Felsen waren, und sie konnten ihn verprügeln, wenn sie Lust dazu hatten, ihn demütigen und bevormunden. Sie konnten verbieten und ermahnen, wie sein Vater, und er konnte nichts dagegen tun.
Unheil! Er spuckte aus. Sie wollten nicht, dass er mehr war als sie, darum ging es. Sie wollten verhindern, dass er ein Krieger wurde, ein Anführer.
Ohnmächtige Wut ergriff ihn. Und auf einmal war es wieder da, das Kalte, Fremde, das von dem Schwert in Brokks Händen ausgegangen war. Es war wieder da, aber diesmal schrak Folke nicht zurück. Jetzt, in diesem Augenblick, hätte er danach gegriffen, nach der Waffe, nach der Macht, die sie verlieh, der Furcht, die sie verbreitete.
Er ahnte plötzlich, wie sie war, die Lust zu töten, die ihn zum Krieger machen konnte.