Читать книгу Blautopf, Kaiserstuhl und Katzenbuckel - Manuel Lauterbach - Страница 11
Badischer Odenwald
Ein Gebirge mit zwei Gesichtern
ОглавлениеGeopunkte
IP Informationszentrum Naturpark Neckartal-Odenwald in Eberbach, (Infopunkt) Dauerausstellung u.a. zur Geologie des südlichen Odenwaldes, Hinweis: gebührenfrei
1 Heidelberg Museum des Geologisch-Paläontologischen Instituts der Universität, Hinweis: gebührenfrei
2 Heidelberg Neckardurchbruch durch die Odenwälder Kristallingesteine und Austritt des Neckars an der Badischen Bergstraße in den Oberrheingraben.
3 Hemsbach-Balzenbach Felsformation „Steinernes Ross“aus Granodiorit
4 Heiligkreuzsteinach-Lampenhain Straßenböschung am Buch mit Kristallstruktur der “Karlsbader Zwillinge“ im Heidelberger Granit
5 Hirschberg-Leutershausen Gipfel der Hohen Waid mit Granatfels in Metamorphiten
6 Weinheim Wachenburg mit Ausblick in den Steinbruch am Wachenberg mit Abbau eines Rotliegend-Förderschlots aus Rhyolith
7 Schriesheim Steinbruch am Ölberg (aufgelassen) mit Rhyolith-Böschungen des Rotliegend-Vulkanismus
8 Schriesheim Rotliegend-Lapillituffe am Leichtersberg
9 Heidelberg-Ziegelhausen Stillgelegtes Bergwerk Mausbach mit Manganabbau im Zechstein-Dolomit
10 Schriesheim Silber- und Vitriol-Besucherbergwerk Grube Anna-Elisabeth in Gangmagmatiten, Hinweis: Eintrittsgebühr
11 Schriesheim Spatschlucht in ehemaligen Schwerspatabbaugängen in Gangmagmatiten
12 Wertheim Felsenburg aus natürlichem Fels und künstlichen An- und Aufbauten im Mittleren Buntsandstein, Hinweis: Eintrittsgebühr
13 Eberbach Kranichsberg mit Felsen der Grenze Unterer/Mittlerer Buntsandstein und Aussichtsplattform Teufelskanzel
14 Neckargerach Alpiner Steig durch die Margarethenschlucht im Mittleren und Oberen Buntsandstein
15 Katzenbuckel (626 m NHN) bei Waldbrunn-Waldkatzenbach Tertiärer Vulkanschlot aus Sanidin-Nephelinit und Shonkinit und Zeuge des einst mächtigen Deckgebirges
Die zumeist dicht bewaldete Mittelgebirgslandschaft des Odenwaldes besitzt im Wesentlichen zwei ganz unterschiedliche Baustile, in die sich der Neckar und seine Zuflüsse tief eingeschnitten haben und uns so den geologischen Aufbau offenbaren. Während im westlichen Gebirgsabschnitt Kristallingesteine des Grundgebirges, vor allem Granite, vorherrschend sind, trifft man im Osten die meist intensiv rötlich gefärbten Abfolgen des Buntsandsteins an. Ehemals war der westliche Teil auch mit Buntsandstein und jüngeren Schichten überlagert. Aber die mit der großen Gebirgshebung einhergehende Erosion hat diese Überdeckung bereits wieder abgetragen. Daher können wir in Heidelberg und Umgebung tief in das alte Grundgebirge blicken. Auch wenn nur der südlichste beziehungsweise südöstlichste Teil des Odenwaldes zu Baden-Württemberg zählt, so lässt sich die Entstehungsgeschichte unter Einbeziehung seiner hessischen und unterfränkischen Anteile doch sehr gut rekonstruieren.
Ähnlich wie der Schwarzwald hat der Odenwald eine sehr alte Geschichte, die mindestens bis ins ältere Paläozoikum zurückverfolgt werden kann. Im Zuge der Kollision der Großkontinente Laurussia und Gondwana – unter Einschluss der dazwischen liegenden Mikrokontinente Avalonia, Iberia, Armorica und Cadomia – wurde das Variszische Gebirge aufgefaltet. Dieser sehr heterogen zusammengesetzte Kettengebirgsgürtel erstreckte sich über das heutige Mittelund Westeuropa. Während der Faltungsprozesse wurden Gesteine bis in eine Tiefe von 15 km in den oberen Erdmantel versenkt. Dort schmolzen sie infolge hoher Druck- und Temperaturverhältnisse auf. Im weiteren Verlauf hoben sich diese Gesteine langsam in Richtung Erdoberfläche. Die heiße Gesteinsmasse kühlte ab und kristallisierte noch unterhalb der Erdoberfläche zu Metamorphiten aus. Dabei bildete sich eine 50 km breite „Knautschzone“ zwischen den Großeinheiten Rhenoherzynikum im Nordwesten und Saxothuringikum im Südosten des variszischen Kettengebirges, die man als Mitteldeutsche Kristallinschwelle bezeichnet. Nur an wenigen Stellen ist diese zumeist tief versenkte Zwischeneinheit, die von Nordost nach Südwest verläuft, unter sonst mächtigen Deckschichten wieder freigelegt. Im Wesentlichen sind dies in Nordost-Südwest-Richtung der Kyffhäuser in Nordthüringen, das Kristallin von Ruhla-Brotterode im Thüringerwald, der Vorspessart, der Böllsteiner und Bergsträßer Odenwald, der Gneiskomlex von Albersweiler im Pfälzerwald und ein Teil der Nordvogesen.
Im Kristallin des Odenwaldes, das größtenteils zu Hessen gehört, sind schmale streifenartige und oft unzusammenhängende Schiefer- und Gneiszüge der Mitteldeutschen Kristallinschwelle in Nordost-Südwest-Richtung freigelegt. Von den fünf existierenden Streifen liegt der südlichste zumindest teilweise in Baden-Württemberg, zwischen Weinheim und Wald-Michelbach, und wird als Schollenagglomeration bezeichnet.
Im Anschluss an die Metamorphose führte im Unterkarbon vor etwa 330 Mio. Jahren eine von Norden nach Süden zunehmende Intrusionstätigkeit zur Platznahme von plutonischen Gesteinen. Diese drangen in die alten Metamorphite ein und kristallisierten als Granite, Granodiorite, Diorite und Gabbros wieder aus. Folglich stellt der baden-württembergische Streifen ganz im Süden den flächenmäßig größten Plutonitkomplex im Odenwald dar. Die Plutonitgesteine bestehen dort fast ausschließlich aus Granit und werden nach ihren regionalen Vorkommen als Weschnitz-Pluton und Heidelberger Granit bezeichnet. Intrusionen durchschlugen die Metamorphite an der Erdoberfläche zwischen Weinheim beziehungsweise Schriesheim im Südwesten und Wald-Michelbach im Nordosten soweit, dass der metamorphe streifenartige Gesteinsverband sich fast völlig auflöste.
Im Informationszentrum des Naturparks Neckartal-Odenwald in Eberbach sind die typischen Gesteine des südlichen Odenwaldes ausgestellt. Neben ausführlichen Informationen zur Geologie werden dort auch Wander- und Radtouren zu den ausgewiesenen Geopunkten des Odenwaldes beschrieben.
Die Kristallingesteine des südlichen Odenwaldes liegen meist als Granodiorit, Diorit, Gabbro und Granit vor. Westlich von Balzenbach befindet sich ein einzelner Großkluftkörper aus Granodiorit, der an ein liegendes Pferd erinnern soll und Steinernes Ross genannt wird.
Im Informationszentrum des Naturparks Neckartal-Odenwald in Eberbach erhält man ausführliche Erläuterungen über die Geologie des südlichen Odenwaldes. Wer sich für die vielen verschiedenen Minerale und Gesteine des Odenwaldes interessiert, sollte dem Museum des Geologisch-Paläontologischen Instituts der Heidelberger Universität einen Besuch abstatten. Unweit des Instituts hat man von der Ernst-Walz-Brücke aus einen weitgehend unverstellten Ausblick auf die Badische Bergstraße mit ihren Erhebungen aus Kristallingestein und den Neckardurchbruch unterhalb der Heidelberger Altstadt
Westlich von Balzenbach bei Hemsbach an der Bergstraße im nördlichsten Teil Badens existiert die Felsformation „Steinernes Ross“, die an ein liegendes Pferd erinnern soll. Das magmatische Gestein gehört dem Weschnitz-Pluton an, nach dem Flüsschen Weschnitz benannt. Vom Gesteinschemismus her ist der Plutonit als Granodiorit einzustufen. Der Granodiorit nimmt eine Zwischenstellung zwischen Granit und Diorit ein. Dabei ist der Anteil an dunklen Mineralen größer als bei reinem Granit. An der Straßenböschung am Westhang des Buchs bei Heiligkreuzsteinach-Lampenhain ist der Heidelberger Granit aufgeschlossen. Der Granit zeigt dort in den Felsklippen sein für ihn typisches porphyrisches Gefüge, das heißt, in der feinkristallinen hellen Grundmasse „schwimmen“ größere Einsprenglinge aus Feldspäten und Glimmer. Besonders die bis zu 6 cm großen Kalifeldspäte fallen mit ihrer Zwillingsform als sogenannte „Karlsbader Zwillinge“ auf.
Der Streifen aus metamorphen Gesteinen der Schollenagglomeration ist beispielsweise am Gipfel der Hohen Waid bei Hirschberg-Leutershausen aufgeschlossen. Beim Aufstieg eines Granitplutons heizte sich noch auf den Metamorphiten auflagerndes Deckgebirge aus silikathaltigem Kalkgestein auf, das in unmittelbarer Nähe des Plutons zu Granatfels umgewandelt wurde. Die hier vorkommenden Granate sind neben anderen Mineralen wie Magnetit, Hornblende, Epidot, Scheelit, Quarz und Kalzit seit langem bei Mineraliensuchern bekannt. Davon zeugen zahlreiche Schürfe und Halden im Gipfelbereich.
Am Westhang des Buchs ist bei Heiligkreuzsteinach-Lampenhain in einer Straßenböschung der Heidelberger Granit angeschnitten. Hier zeigt der Granit ein besonders ausgeprägtes porphyrisches Gefüge: In der feinkristallinen Grundmasse scheinen größere Feldspat-Minerale zu schwimmen. Wegen ihrer oft „verzwillingten“ und in der Böhmischen Masse erstmals beschriebenen Erscheinung werden diese Kalifeldspat-Einsprenglinge als „Karlsbader Zwillinge“ bezeichnet.
Bis zur Karbon-Perm-Grenze vor 300 Mio. Jahren wurde das granitische Grundgebirge unter tropischem Klima bis auf einen welligen Rumpf abgetragen. Während des Rotliegenden, im Erdzeitalter des Perms, lagerten sich darauf zumeist rötlich gefärbte Tone, Sande und Kiese ab.
Zur Zeit des Ober-Rotliegenden reaktivierten tektonische Prozesse Bewegungen an alten Spalten und Brüchen im Gebirge. Als Folge konnte an ihnen entlang erneut Magma aufsteigen. Besonders im Gebiet um Weinheim, Schriesheim/Dossenheim und Heidelberg-Ziegelhausen kam es im Grenzbereich zum späteren Oberrheingraben zu einem ausgeprägten Vulkanismus. Neben den vulkanischen Kuppen breiteten sich zusammen mit Tuffen bis zu 300 m mächtige Decken aus Rhyolith-Lava aus. Vor allem der Steinbruch am Wachenberg bei Weinheim ist eindrucksvoll. Von der Wachenburg, die sich unmittelbar am Rand des Steinbruchs befindet, kann man den fast vollständig abgebauten Förderschlot mit einem Durchmesser von über 1000 m überblicken. Die senkrecht bis fächerförmig angeordneten Rhyolith-Säulen in der hohen Steinbruchwand zeichnen die Abkühlungsflächen des ehemaligen Schlots nach. Einen weiteren seit den 1960er-Jahren stillgelegten Steinbruch erkennt man schon von weitem in der Rheinebene. Es handelt sich um den großen über 100 m hohen Steinbruch am Ölberg bei Schriesheim, dessen rosafarbene Rhyolith-Böschungen sich besonders gut in der Abendsonne von den dunkelgrünen bewaldeten Randhöhen der Badischen Bergstraße abheben. Nur wenige Kilometer weiter westlich sind am Nordhang des Leichtersbergs rosaviolette Lapillituffe in einer hohen Wegböschung angeschnitten. Damit wird deutlich, dass während des Rotliegend-Vulkanismus mit der Förderung von Laven auch Gasexplosionen mit dem Absatz mächtiger Tuffschichten in der Nähe der Förderschlote einhergingen. Die große Mächtigkeit der vorhandenen Tuffschichten und Lavadecken kann unmöglich nur von den verhältnismäßig kleinen noch erhaltenen Förderschloten vom Wachen- und Ölberg oder den anderen erhaltenen Vulkankuppen stammen. Man geht heute davon aus, dass die größten Vulkanschlote im Zuge des Oberrheingraben-Einbruchs längst in große Tiefe versenkt wurden.
Im Zusammenhang mit der Entstehung des Oberrheingrabens konnte zur Zeit des Ober-Rotliegenden quarzreiches Magma aufsteigen. Ein solcher Förderschlot aus Rhyolith wird am Wachenberg unterhalb der Wachenburg bei Weinheim in einem riesigen Steinbruch abgebaut. Die meist fächerförmig angeordneten sechseckigen Säulen aus Rhyolith zeichnen dabei die Abkühlungsflächen des ehemaligen Schlots nach. Von der Wachenburg aus (im Bildhintergrund) kann man bequem den Arbeiten in dem aktiven Steinbruch zusehen.
Der große Rhyolith-Steinbruch am Ölberg bei Schriesheim ist bereits seit mehreren Jahrzehnten stillgelegt. Wer will, kann dort das gelb-bräunliche Vulkangestein aus der Oberrotliegend-Zeit hautnah auf einer der zahlreichen Klettertouren oder auf einem gesicherten Klettersteig erleben. Bei den Vulkaniten handelt es sich um die Schlotfüllung eines Vulkans sowie um Deckenergüsse ausgeflossener Lava.
Ein Wegböschungsanschnitt am Leichtersberg mit rosafarbenen Lapillituffen bezeugt, dass an der Bergstraße neben den großvolumigen Lavaausflüssen auch Gasexplosionen die vulkanische Phase in der Rotliegend-Zeit begleiteten. Die Tuffe lagerten sich unmittelbar nach außerordentlich explosiven Ausbrüchen ab, die mit gewaltigen Aschenfällen verbunden waren.
Nur noch das alte Stollenmundloch tief versteckt im Mausbachtal bei Heidelberg-Ziegelhausen zeugt noch von der einst regen Abbautätigkeit von im Sedimentgestein eingelagerten Manganerzen. Die Lokalität stellt eine der sehr seltenen Zechstein-Vorkommen Baden-Württembergs dar. Senkungsmulden von Versuchsschächten und die Verschüttung des engen Tals mit Abraummaterial deuten noch auf die Bergbautätigkeit Ende des 19. Jahrhunderts hin.
Im weiteren Verlauf der Erdgeschichte brandete vor etwa 255 Mio. Jahren das aus Norden vorstoßende Zechsteinmeer an die Odenwaldhöhen. Sonst fast überall längst abgetragen, konnten sich bei Heidelberg-Ziegelhausen in einer Nische die letzten Ablagerungen dieser Zeit in Form von eisen- und manganhaltigen Dolomiten erhalten. Im kleinen Bergwerk Mausbach wurde noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts Mangan im zechsteinzeitlichen Dolomitgestein abgebaut.
Durch tektonische Vorgänge drangen im weiteren Verlauf der Erdgeschichte seit der Auskristallisation der Kristallingesteine immer wieder jüngere magmatische Gesteine, die sogenannten Gangmagmatite, sowie erzhaltige Schmelzen als schmale Gänge in die alten Gesteine ein. Diesem Umstand ist die lange Historie des Bergbaus im Odenwald zu verdanken. Das ehemalige Silber- und Vitriolbergwerk Grube Anna-Elisabeth bei Schriesheim ist heute ein Besucherbergwerk. Ursprünglich diente das 500 Jahre alte Bergwerk der Gewinnung von Silbererz. Später wurden auch Eisen- und Kupfererze abgebaut, die zur Herstellung von Vitriol – einer Lauge unter anderem für die Stofffärberei, Desinfektion und Konservierung – dienten. Nordöstlich von Schriesheim wurde auf einer Bergkuppe ein Barytgang mit zahlreichen Mineralen wie Flussspat, Quarz, Hämatit, Malachit, Kupferkies und Mangan im Tagebau abgebaut. Das Relikt dieses Ganges, der bis zu 3 m breit und 10 m tief war, lässt sich über eine Länge von 3 km verfolgen und auf dem Spatschlucht-Wanderweg erkunden. An den Wänden sind oft noch dünne Schichten des Baryts (Schwerspat) erhalten.
Als Spätfolge der Auskristallisation der Kristallingesteine drangen erzhaltige Schmelzen in Spalten und Gänge ein. In zahlreichen Bergwerken wurden die unterschiedlichsten Erze abgebaut. Das ehemalige Silber- und Vitriolbergwerk Grube Anna-Elisabeth bei Schriesheim wird liebevoll instandgehalten und kann im Rahmen öffentlicher Führungen gefahrlos begangen werden.
Der Odenwälder Baryt, wie er in der Spatschlucht abgebaut wurde, ist recht dicht und zeigt eine deutliche rötliche bis tiefrote und graue Bänderung.
Nur etwa 2 bis 3 m breit ist der Barytgang oberhalb von Schriesheim, der auf einer Länge von 3 km verfolgt werden kann. Besonders eindrucksvoll präsentiert sich der vor etwa 250 Mio. Jahren entstandene Gang in der Spatschlucht als Teilabschnitt. Bis 10 m tief wurde der Gang hier über Tage abgebaut, wodurch die geringe Durchgangsbreite des Geo-Wanderweges noch verstärkt wird.
Im östlichen Odenwald lagert jüngerer Buntsandstein über Kristallingestein. Zwischen Freudenberg und Wertheim kommt am badischen Mainabschnitt Unterer und Mittlerer Buntsandstein vor. Die Burg Wertheim oberhalb der Taubermündung wurde mit ihren Gemäuern und Türmen derart meisterhaft in den anstehenden Buntsandstein der Hardegsen-Formation integriert, dass eine perfekte Symbiose aus Natur und Kultur entstanden ist.
Sein zweites Gesicht zeigt der Odenwald in seinem östlichen Teil, wo er aus einem ganz anderen Baumaterial, dem Buntsandstein, besteht (Exkurs 2). Im Westen grenzt der Buntsandstein-Odenwald an den kristallinen Odenwald. Im Norden setzt sich der Buntsandstein jenseits der Mainlinie im bayerischen Spessart fort. Im Süden und Osten taucht er unter den Muschelkalk von Bauland und Kraichgau ab. Auch der Kleine Odenwald südlich des Neckars mit dem Königstuhl (568 m NHN) als dessen höchste Erhebung bei Heidelberg zählt zum Buntsandstein-Odenwald. Zwar war auch der westliche kristalline Odenwald früher von mächtigen Buntsandsteinfolgen bedeckt, doch haben erosive Prozesse das Deckgebirge dort abgetragen.
Als untere Einheit des Erdzeitalters Trias (Exkurs 3) lässt sich der Buntsandstein vor 252 bis 243 Mio. Jahren seinerseits in die klassische Dreiteilung Unterer, Mittlerer und Oberer Buntsandstein einteilen. Alle drei Untereinheiten findet man auch im Odenwald vor. Von West nach Ost werden die Schichten aufgrund einer leichten Verkippung des Schichtstapels nach Südost immer jünger, sodass der Untere Buntsandstein mehr im Nordwesten und der Obere Buntsandstein im südöstlichen Teil zu finden ist.
Hoch über dem Neckartal ragen am Kranichsberg bei Eberbach dickbankige Kluftkörper aus Mittlerem Buntsandstein an der oberen Böschungskante aus dem Unterholz. Von dieser natürlichen Aussichtsplattform aus, die Teufelskanzel genannt wird, genießt man einen schönen Rundblick über das Neckartal und die umliegenden Hänge und Kuppen des Buntsandstein-Odenwaldes.
Im unteren Abschnitt des Kranichsbergs bei Eberbach am Neckar wurde ein Steinbruch betrieben, in dem Bausandstein der Miltenberg-Formation gewonnen wurde. Die dicken Sandsteinbänke sind durch Verkieselung sehr hart und zudem durch einzelne weiche Schluffschichten voneinander getrennt, was sie jahrhundertelang zum idealen Bau- und Werkstein gemacht haben.
Im Buntsandstein-Odenwald sind uns die Schichtenabfolgen des Buntsandsteins besonders durch die tiefen Einschnitte von Neckar, Main und deren Zuflüssen sowie in Steinbrüchen zugänglich gemacht. Im Odenwald existieren von der Schichtenabfolge her im Unteren Buntsandstein die Eck-Formation mit dem Heigenbrücken-Sandstein und die Miltenberg-Formation mit den Miltenberg-Sandsteinen. Im Mittleren Buntsandstein findet man die Volpriehausen-, Detfurthund Hardegsen-Formation vor, im Odenwald oft noch synonym als Untere, Mittlere und Obere Geröllsandstein-Formation bezeichnet. Die Solling-Formation stellt die Grenze zum Oberen Buntsandstein dar, der durch die Plattensandstein- und Rötton-Formation repräsentiert wird.
Am Main sind zwischen Freudenberg und Wertheim im nördlichsten Baden-Württemberg mehrere alte Steinbrüche im Unteren und Mittleren Buntsandstein angelegt, in denen dickbankige Sandsteine der Miltenberg-Formation abgebaut wurden. In Wertheim an den nordöstlichsten Ausläufern des Odenwaldes integrierte man auf einem Hügel die Burg Wertheim mit ihren Gebäuden, Türmen, Bollwerken und Gemäuern in so geschickter Weise in den Buntsandstein, dass eine perfekte Felsenburg als harmonische Einheit aus natürlichem Fels und künstlichen Anbauten entstand. Es handelt sich hierbei um dickbankige, teils geröllführende Schichten mit deutlichen Schichtstrukturen der Hardegsen-Formation des Mittleren Buntsandsteins.
In der Margarethenschlucht bei Neckargerach ist ein lückenloses Profil vom Mittleren zum Oberen Buntsandstein freigelegt. Immer wieder können insbesondere in Steilstufen mit sehenswerten Wasserfällen des Flursbaches die dickbankigen Schichtformationen des Buntsandsteins näher studiert werden.
Buckelförmig überragt die Vulkankuppe des Katzenbuckels (626 m NHN) als höchster Berg des Odenwaldes die Buntsandsteinhochfläche bei Waldkatzenbach. Zur Zeit der vulkanischen Eruptionen am Rande des Oberrheingrabens vor etwa 60 Mio. Jahren lagerte bis zum Jura noch ein weiterer Schichtenstapel mit 600 m Mächtigkeit über der heutigen Oberfläche. Diese wurde im Laufe der Jahrmillionen bis auf den Buntsandstein abgetragen. Übrig blieb der Stumpf des Vulkanschlots als freipräparierter Härtling.
Am Südhang des Katzenbuckels wurde der alte Gemeindesteinbruch von Waldkatzenbach angelegt, um Natrium-Shonkinit (heutige Bezeichnung: Nephelin-Syenit), ein Subvulkanit, abzubauen. Kurz vor dem Ausfließen erstarrte das Magma im Schlot und stellt deshalb keinen „echten“ Vulkanit, sondern einen Subvulkanit dar. Mitgerissene und in den Schlot gestürzte Brocken aus Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper und Jura beweisen, dass all diese Schichten zur Zeit des Magmenaufstiegs als Überdeckung noch über dem Schlot gelegen haben müssen.
Unterhalb der Altstadt von Heidelberg tritt der Neckar aus seinem tief eingeschnittenen Tal im Odenwald aus und strömt in den Oberrheingraben. Entlang der Westhänge des Granit-Odenwaldes mit Heiligenberg (links im Bild) und Königstuhl (rechts im Bild mit Sendeturm auf dem Gipfel und dem Heidelberger Schloss am Hang) verläuft die Badische Bergstraße.
Am Kranichsberg bei Eberbach am Neckar ist die Grenze zwischen Unterem und Mittlerem Buntsandstein freigelegt. Im unteren Hangbereich wurde ein Steinbruch angelegt, um den Bausandstein der Miltenberg-Formation zu gewinnen. In den Felsen darüber, die zum Mittleren Buntsandstein gehören, ist eine Aussichtsplattform auf der Teufelskanzel errichtet. Von dort genießt man einen schönen Blick ins Neckartal mit seinen Buntsandsteinhängen. Bei Neckargerach ist in der Margarethenschlucht ein lückenloses Profil vom Mittleren zum Oberen Buntsandstein freigelegt. Die Grenze zwischen beiden Einheiten ist durch eine dünne violettfarbene Schicht, den Karneol-Dolomit-Horizont, markiert. Der Flursbach durchschneidet in der Schlucht als Wasserfall den Gickelberg in acht Stufen und bildet somit über 110 Höhenmeter einen der höchsten Wasserfälle Deutschlands. In der Gegend von Mosbach geht der Buntsandstein in die Muschelkalkschichten des Baulandes über. Diese Grenze ist leider nicht direkt anhand von dauerhaft zugänglichen Aufschlüssen sichtbar.
Viel später kam es im älteren Tertiär im Zuge des Oberrheingraben-Einbruchs wieder zu einem ausgedehnten Vulkanismus im Vulkangebiet Unterer Neckar. In dessen Folge entstand auch der Schlot des Katzenbuckels (626 m NHN) bei Waldbrunn. Als höchster Berg des Odenwaldes überragt er seine Umgebung aus Oberem Buntsandstein. Die Schlotfüllung besteht am Gipfel aus Sanidin-Nephelinit, einem grauschwarzen, harten Gestein mit Mineral-Einsprenglingen aus Pyroxen und Granat, das nach heutiger Klassifikation Phonolith genannt wird. Am Südhang des Vulkans befindet sich der alte Gemeindesteinbruch, in dem ein grobkörniges, grünlichgraues Gestein abgebaut wurde. Es handelt sich um Natrium-Shonkinit beziehungsweise nach heutiger Einstufung um Nephelin-Syenit, ein Subvulkanit, der kurz vor dem Ausfließen an der Erdoberfläche im Schlot erstarrte. Oberhalb der zweiten Steinbruchsohle sind als große Besonderheit im Shonkinit Brocken aus Sedimentgesteinen des Buntsandsteins, Muschelkalks, Keupers, Weißen und Braunen Juras zu finden. In der heute bis zum Oberen Buntsandstein abgetragenen Umgebung verraten uns die beim Magmenaufstieg mitgerissenen und wieder in den Schlot gestürzten Nebengesteine, dass während des Ausbruchs alle erwähnten Schichten als Überdeckung noch über dem Buntsandstein existiert haben müssen. Damit ist eine Abtragung von mindestens 600 m Deckgebirge vom Alttertiär bis heute belegt! Nur dem glücklichen Umstand der vollständigen Abtragung des Deckgebirges im äußersten Norden Baden-Württembergs verdanken wir tiefe Einblicke in die ältere Erdgeschichte des Bundeslandes.
Exkurs 2: Buntsandstein
Nach dem Zurückweichen des Zechsteinmeeres im Erdzeitalter Perm setzte sich zu Beginn des darauffolgenden Erdzeitalters Trias die Abtragung des variszischen Gebirges fort. Unter einem heißen, trockenen Klima sammelten sich die Schuttmassen als Tone, Schluffe, Sande und Kiese in einem flachen kontinentalen Becken, dem Germanischen Becken. Die zur Zeit der Unteren Trias entstandene Gesteinsabfolge nennt man wegen ihrer meist sandigen und oft verschiedenartig gefärbten Ausbildung der Sedimente Buntsandstein. Im Nachfolgenden wird auch vereinfachend der Ablagerungszeitraum dieser Sedimente als Buntsandstein-Zeit bezeichnet.
Das Germanische Becken wurde zur Zeit des Unteren Buntsandsteins mehrmals von einem Meer geflutet.
Im Zeitraum des Mittleren Buntsandsteins nahmen die Meeresüberflutungen ab. Große Flusssysteme drangen bis in das Beckeninnere vor, wobei sich mächtige Abfolgen von Sanden und Kiesen anhäuften, die sich später zu Sandsteinen und Konglomeraten verfestigten. Neben diesen fluviatil (durch Flüsse) gebildeten Sandsteinen existieren auch äolisch (durch Winde) abgelagerte Sandsteine, die man anhand ihrer Ablagerungsstrukturen gut voneinander unterscheiden kann. In den fluviatil abgelagerten Sanden sind oft Rinnenfüllungen oder Strömungsrippel als Fließstrukturen ausgebildet. Die vom Wind abgelagerten Sande sind hingegen oft sehr gleichkörnig oder weisen typische Dünenstrukturen mit steilen windzugewandten Luvseiten und flachen windabgewandten Leeseiten auf. Ferner kommen feinkörnige Sedimente wie Tone und Schluffe vor, die limnisch (in Süßwasserseen) oder lagunär (in Lagunen) abgelagert wurden. An der Grenze zum Oberen Buntsandstein entstand durch eine fossile Bodenbildung die sogenannte Violette Grenzzone, früher auch als Karneol-Dolomit-Horizont bezeichnet. Der Dolomit entstand durch marine Ablagerung und wandelte sich durch die Verkieselung infolge der Zufuhr von silikathaltiger Lösung zu Karneol (faserige Varietät von Quarz) um. Dieser zeigt in dem Horizont oft eine violette Färbung.
Zur Zeit des Oberen Buntsandsteins drang von Osten über eine flache Schwelle im Bereich der Ostkarpaten erneut ein Meer vor. In die überwiegend tonigen und schluffigen Sedimente sind salzhaltige Evaporite (Gesteine aus Gips, Anhydrit oder Steinsalz) eingelagert, die durch Eindampfung des Meeres in einer großen Salzschlammebene, die als Playa bezeichnet wird, entstanden.
Nach den drei großen Sedimentationszyklen erfolgt die grobe Untergliederung der Buntsandstein-Zeit vor 252 bis 243 Mio. Jahren mit jeweils nach oben abnehmender Korngröße in Unteren, Mittleren und Oberen Buntsandstein. Die erosionsbeständigen Festgesteine des Buntsandsteins bilden die erste Schichtstufe des Südwestdeutschen Schichtstufenlandes östlich von Schwarzwald und Odenwald. Die Schichten des Unteren und Mittleren Buntsandsteins sind großenteils wegen ihren Gesteinseigenschaften und -zusammensetzung sowie ihrer Mächtigkeit regional unterschiedlich ausgebildet. Daher werden im Schwarzwald und Odenwald für die teils gleichen Ablagerungszeiträume unterschiedliche Formationsnamen verwendet. Lediglich die geröllführende Eck-Formation an der Basis des Unteren Buntsandsteins und die Plattensandstein- und Rötton-Formation im Oberen Buntsandstein sind in beiden Mittelgebirgen gleich ausgebildet.