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Einführung in die Geologie Baden-Württembergs

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Baden-Württemberg gliedert sich unter geologischem Aspekt in vier Großräume: den Oberrheingraben, die Mittelgebirge Schwarzwald und Odenwald, das Südwestdeutsche Schichtstufenland – beispielsweise mit Kraichgau, Bauland, Keuperbergland und Schwäbischer Alb – sowie das Alpenvorland, zu dem das Molassebecken und das Westallgäu zählen. Wie kaum ein anderes Bundesland kann es auf eine sehr lange erdgeschichtliche Entwicklung zurückblicken.

Im Schwarzwald, der im Wesentlichen aus Gneis- und Granitgesteinen aufgebaut ist, können die geologischen Prozesse mittlerweile etwa über 3 Md. Jahre zurückverfolgt werden. Im Erdaltertum drangen vor allem während des Erdzeitalters Karbon (vor 359 bis 299 Mio. Jahren) Granitschmelzen in Form von zahlreichen Plutonen in die alten Gebirge von Schwarzwald und Odenwald ein. Im Laufe der Jahrmillionen wurden diese Gebirge infolge von Abtragungskräften wie Wind und Wasser wieder weitgehend eingeebnet. Darüber lagerten sich Schichten aus dem jüngeren Erdaltertum und dem Erdmittelalter in einem durch Absenkung entstandenen Becken, dem Germanischen Becken, ab. Dieser Schichtenstapel umfasst heute Sedimente aus den Erdzeitaltern Perm (Rotliegend, Zechstein), Trias (Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper) und Jura (Unterer, Mittlerer und Oberer Jura), das heißt aus dem Zeitraum von vor 302 bis 145 Mio. Jahren.

Im Erdzeitalter Tertiär (vor 65 bis 2,6 Mio. Jahren), das bereits der Erdneuzeit zuzurechnen ist, wurde das gesamte, bis dahin horizontal lagernde Schichtpaket der Beckenfüllung aufgrund des Zusammenstoßes der Afrikanischen Platte mit der Europäischen Platte nach Südosten verkippt. Als eindrucksvollstes Zeugnis dieser Kollision entstanden die Alpen. Weiter nördlich wurde der Rumpf der bereits eingeebneten Gebirge von Odenwald, Schwarzwald und auch den benachbarten Vogesen wieder emporgehoben. Des Weiteren bildete sich durch die Kontinentalkollision eine Bruchlinie quer durch Zentraleuropa, deren Verlauf auch durch das alte ehemals zusammenhängende Grundgebirge von Schwarzwald und Vogesen nachverfolgt werden kann. Die dazwischenliegende abgesunkene Erdkrustenscholle, der sogenannte Oberrheingraben, trennt die Gebirge heute voneinander.

Durch die langanhaltende Hebung des Schwarzwaldes entlang der Grabenzone und der Verkippung des zuvor beschriebenen Schichtpakets entstand eine treppenartige Schichtstufenlandschaft, die sehr große Landesanteile Baden-Württembergs umfasst. Die harten Schichten aus Sand- und Kalkstein bilden aufgrund ihrer hohen Erosionsbeständigkeit Stufen im Gelände. Die weichen Schichten aus Ton- und Mergelstein sind weitgehend erodiert, sodass sich daraus Ebenen beziehungsweise Hügellandschaften entwickelten.

Die Schwäbische Alb stellt mit den Kalksteinen des Oberen Juras die oberste Schichtstufe dar. Im Nordwesten ragt sie mit einer markanten Stufe, dem Albtrauf, aus dem Albvorland heraus und fällt mit einer weiten zerklüfteten und höhlenreichen Kalksteintafel nach Südosten ab.

Die Oberjura-Schichten tauchen etwa entlang der oberen Donau unter jüngere Ablagerungen des Molassebeckens ab. Durch die schwere Auflast der Alpen wurde die Erdkruste im Bereich des Voralpenlandes allmählich nach unten gedrückt. Dadurch bildete sich eine Vorlandsenke aus, das Molassebecken. Im Tertiär war diese Senke zunächst ein schmaler Meeresarm – das Molassemeer –, der mit Sedimenten aus den Alpen und der Alb aufgefüllt wurde. Auch stieg im Tertiär aufgrund der plattentektonischen Bewegungen vielerorts Magma entlang von Brüchen in der Erdkruste auf. So entstanden die Vulkanlandschaften von Kaiserstuhl und Hegau, die zahlreichen kleinen Ausbruchstellen des Schwäbischen Vulkans auf der Alb und das Vulkangebiet Unterer Neckar mit dem Katzenbuckel im badischen Odenwald.

Als wäre dies noch nicht genug geologische Aktivität in Baden-Württemberg schlugen gegen Ende des Tertiärs auch noch zwei Meteorite auf der Ostalb ein. Durch die unvorstellbar hohe Wucht des Aufpralls entstanden innerhalb weniger Sekunden die beiden Meteorkraterbecken Nördlinger Ries und Steinheimer Becken.

Zu Beginn des Quartärs vor etwa 2,6 Mio. Jahren kühlte schließlich das Klima deutlich ab. Das Pleistozän, das sogenannte Eiszeitalter, brach an. Die glazialen Prozesse und insbesondere der Vorstoß des riesigen Rheingletschers veränderte das Voralpenland mit Westallgäu und Molassebecken noch einmal intensiv. Zudem staute sich der Bodensee als heute größter deutscher See in einem vom Rheingletscher geformten Becken auf. Der Rhein, der im frühen Pleistozän noch zur Donau hin abströmte, verlegte daraufhin seinen Verlauf. Seither nutzt der Strom den Bodensee als Abfluss und schuf sich einen neuen Flussabschnitt durch das junge Hochrheintal Richtung Aare und Oberrheingraben.




Blautopf, Kaiserstuhl und Katzenbuckel

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