Читать книгу Des Kaisers Inquisitor - Marcel-Martin Kuhnt - Страница 10
Was nun?
ОглавлениеWoher sollte Karl auch wissen, dass Ofterdingen das Recht hatte, im Notfall, die Hoheiten bei Tag und Nacht zu konsultieren. Durch die, auch Karl bekannte, Wäschekammer gelangten sie in das Audienzzimmer der Kunigunde von Österreich, der Tochter des Kaisers.
„Wartet hier!“ sagte Ofterdingen und jagte die Zofe hoch, die vor einer zweiflügligen, mit zahlreichen Goldornamenten geschmückten Tür, schlummerte. „Herr von Ofterdingen verzeiht, aber…“ stammelte die Zofe.
„Nix verzeih ich,“ fuhr Ofterdingen sie an „sofort ihre Majestät wecken, es geht um Leben oder Tod!“
Die Zofe schnellte hoch und verschwand sofort hinter der zweiflügligen Tür. Minuten vergingen. Ofterdingen raste hin und her, man sah, am liebsten hätte er das Schlafgemach der Kunigunde gestürmt. Als sich immer noch nichts tat zischte Ofterdingen: „Weiber! Die schminkt sich wohl noch! Ihr wartet hier!“ und stürmte in das Gemach.
Karl erwartete jetzt Geschrei, Zeter und Mordio, aber nichts dergleichen geschah. Da die Tür nicht ganz geschlossen war konnte er die verschiedenen Stimmen hören, aber die säuselten wie ein Bächlein, kein lautes Wort! Karl wagte nicht sich von der Stelle zu rühren. Dann öffnete sich die Tür ein wenig und die Zofe steckte den Kopf heraus und sagte:
„Die Herrin bittet Euch herein zu kommen!“
Karl war wie vor den Kopf geschlagen. Heute früh noch, hatte ihn der Hofmarschall abgehalten, an der Tafel des Fürsten von Breitenau mit zu speisen, da sein Adel wohl zu gering sei! Und jetzt im Schlafgemach der Tochter des Kaisers! Hereingebeten!! Aber Karl fing sich und wies die Zofe an:
„Öffne Sie die Tür ruhig richtig, dass ich nicht an den Vorhängen hängen bleibe!“ Dies sagte er nur, um sich selbst ein wenig Mut zu machen. Nur geringe Leute schlüpfen durch einen Türspalt.
Dann aber blieb ihm fast der Mund offenstehen. Kunigunde von Österreich saß in ihrem Bett. Nur mit einem Negligé bekleidet, die Haare aber pompös und das Gesicht von unglaublicher Eleganz! Von Perücken war im einiges bekannt aber so ein Kunstwerk hatte er noch nicht gesehen.
Dann folgte der nächste Schlag, der hätte ihn fast umgehauen. Die hohe Frau fragte ihn:
„Habt ihr ein Eheweib? Eine Verlobte oder eine Freundin?“ Karl schüttelte ungläubig den Kopf:
„Majestät, nix der Gleichen, ich diene nur Euch!“ Ofterdingen stand neben dem Bett, aufrecht wie ein Zinnsoldat, nur den Kopf drehte er ein wenig zur Majestät hin und nickte, als wenn er Karls Ausführungen unterstreichen wollte.
„Also Ihr dient mir und wollt am Leben bleiben?“ fragte die hohe Herrin und beugte sich ein wenig vorn, um die Antwort genau zu hören. Aber bevor Karl auch nur ein Wort sagen konnte stieß die Dame hervor:
„Dann heiratet Ihr, Punkt um! Verlobung ist jetzt gleich! Zeuge der Herr Marschall Georg von Ofterdingen und ich, Kunigunde, Eleonore, Patricia etc. etc. von Österreich!“
Am liebsten hätte Karl sich hingesetzt. Er wusste, in so hohen Kreisen wird man verheiratet, da spielt Liebe keine Rolle! Die Staatsräson steht an erster Stelle. Dennoch entwich ihm die Frage, ohne jegliche Formalität: „Wieso und wen überhaupt?“
Da mischte sich Ofterdingen ein:
„Weil Ihr heute Nacht bei Eurer Verlobten gelegen und daher nicht in der Sakristei wart!“
Schmunzelnd fügte er hinzu:
„Verlobte pflegen auch nicht nach einer solchen Nacht gleich zur Beichte zu rennen!“
Dann sprach die Frau von Österreich:
„Eure Verlobte wird gleich eintreffen. Ich habe sie rufen lassen!“ Karl stellte fest, dass die Zofe ja nicht mehr anwesend war. Da steckte die Zofe ihren Kopf herein und rief: „Wir sind da!“
Ofterdingen winkte Karl zu:
„Geht hinaus und wartet bis wir Euch rufen!“
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