Читать книгу Die Häldengilde - Marcel Schmickerath - Страница 3
Prolog
ОглавлениеNichts.
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts.
Warum Sie nichts sehen, sehen Sie gleich.
Aber was Sie sehen sollten, sehen Sie hier:
Wir befinden uns in den endlosen Weiten des Weltalls, das vermutlich gar nicht so endlos ist, sondern dort anfängt, wo es aufhört. Oder umgekehrt. Oder weder noch.
Stille.
Wie Sie hören, hören Sie nichts.
Warum Sie nichts hören, hören Sie nicht.
Aber was Sie hören sollten, werden Sie hören.
Unumstritten war zu Beginn der Zeit der Urknall, der vermutlich gar nicht so ein richtiger Knall war, sondern eher ein leises Ploppen. Oder ein kurzes Brummen. Oder weder noch. Wer kann das schon sagen? Gerne würde man sagen, wie es genau ablief, aber man war nicht dabei als es passierte. Und wer kann das schon von sich behaupten? Die Götter? Nein, die Götter hüllen sich in Schweigen. Das schon seit unzähligen Jahren. Vielleicht war das gut so, vielleicht auch nicht.
Nach dem großen Urknall und einiger Zeit - einige Zeit, die eben im Knall oder Ploppen erst entstanden, aber schon zu einem Bruchteil verstrichen war - entstanden die Gestirne. Die Sterne. Die Monde. Die Planeten. Die Sonnensysteme. Kurz gesagt: die gesamte Galaxie inklusive aller Multiversen unseres Universums. Formen und Farben entstanden scheinbar willkürlich. Tauchten hervor aus der matschig, schleimigen und geschmacksneutralen Ursuppe. Nichts schien unmöglich. Alles schien möglich.
Sie kennen unsere Sonne? Sie kennen unseren Mond? Unsere Erde? Die runden Planeten? Doch rund ist kein Zwang. Kenntnis keine Erkenntnis. Sonne kein Name. Mond keine Persönlichkeit. Erde kein Sinn. Und eine Milchstraße enthält keine Milch.
Doch es gibt eine Ecke unseres runden Mutliversums in der all dies anders ist.
Kommen Sie mit. Und Sie werden verstehen, was Sie verstehen sollten.
Man sagt, das Weltall sei all umfassend.
Galaxie an Galaxie reibend, erstreckt sich das Universum endlos weit in die endlosen Weiten des dunklen Nichts. Dehnt es sich endlos aus oder endet es irgendwo? Vielleicht beginnt es dort, wo es endet. Vielleicht endet es aber auch dort, wo es beginnt.
Jede dieser Galaxien ist einzigartig in Form, Größe und der Planeten, die sie beherbergen. Ob geradlinig oder in sich selbst gekrümmt. Ob verzerrt oder von schwarzen Löchern verzehrt. Nichts scheint unmöglich.
Die Planeten unterscheiden sich in ihrer Gestalt und Materie. Ob rund oder oval. Ob bipolar oder mannigpolar. Ob gefaltet oder gestreckt. Ob lebensfreundlich oder lebensfeindlich. Ob von keinem Mond oder von beliebig Vielen umgeben. Nichts scheint unmöglich.
Und wie viele Dimensionen hat das Universum? Ob vier oder siebenundzwanzig. Ob ein Universum oder ein Multiversum. Nichts scheint unmöglich.
Wie soll man den Überblick bewahren in einer Welt, die man selbst nicht einmal kennt? Wenn wir ehrlich sind: ohne ein Navigationssystem, wären wir in den endlosen Weiten wohl Hals über Kopf verloren. Würden uns wohl hilflos verlaufen zwischen Milchstraße und Asteroidengürtel. Blindlings in ein schwarzes Loch rennen. Und vor Einsamkeit in der finsteren Kälte erfrieren.
Dabei sind wir gar nicht allein.
In einer weit entfernten Galaxie, fernab jeglicher Vernunft - also gleich hinter unserem Sonnensystem um die Ecke - existiert ein merkwürdig geformter Planet. Ungewohnt ist sein Anblick für Augen und Sinne. Kaum vorstellbar, dass sich dort Leben regen könnte. Er hat die Gestalt eines Torus. In sich gerollt und geschlungen. Wie ein gewaltiger blauer Donut gleitet er durch das All.
Die anderen Planeten in seinem Sonnensystem mochten ihn nicht, wegen seiner außergewöhnlichen Art und Weise. Daher durfte er auch nicht beim Asteroiden-Staffellauf oder Fang-den-Meteorit mitspielen. Diejenigen, die ihn kannten oder zumindest von ihm gehört hatten - zu denen er sich selbst zählte-, nannten ihn Einfach Tunuss. Also sein Vorname war Einfach, der Nachname Tunuss. Oder kurz einfach nur Tunuss.
Er zieht gerade gemütlich seine Bahn um die Sonne, welche den Kern seines Sonnensystems bildet. Seine Bewohner nennen sie Sol.
Sein Mond, sie nennen ihn Luna, schwirrt in der Bahn einer umgelegten Acht immer wieder durch seine Mitte.
Mit der modernsten Technik ist es uns möglich näher an ihn heranzuzoomen.
Große Ozeane werden immer deutlicher. Sie sind es, die den Planeten in einem blauen Gewand kleiden.
Kleinere grüne und braune Punkte in den blauen Weiten werden allmählich größer und lassen schließlich den Eindruck von Kontinenten zu.
Während wir nun über eine Wüste hinwegzoomen und in eine grünliche bewaldete Landschaft gleiten, schrecken wir ein Löwenpärchen auf. Sie taten gerade das, was man von einem Pärchen majestätischer Löwen in freier Wildbahn erwarten würde. Sie schliefen. Im Glanz der Sonne.
Kommen wir zu unserer Geschichte. Eine Legende, die man sich auf Tunuss erzählt. Eine mündliche Überlieferung, die bisher noch von niemandem niedergeschrieben worden war. Was nicht heißen soll, dass niemand dazu fähig war. Sie lag nur noch nicht allzu weit in der Vergangenheit, als dass sie jemand hätte niederschreiben können. Es ist die Legende um einen Haufen tapferer Helden, die sich zusammenschlossen, um… Nun gut, ehe wir alles verraten beginnen wir von Vorne.
Es geschah vor vielen vielen Augenblicken…