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Indianer

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»Vor langer langer Zeit machte sich eine Gruppe von Menschen auf, um neues Land zu entdecken. Sie besiedelten den amerikanischen Kontinent. Sie lebten von der Jagd und folgten Mammuts und Bisons über den gesamten Erdteil. Hier und da ließen sie sich an Flüssen und Seen nieder. Andere wanderten weiter und so entstanden viele unterschiedliche Stämme, die sich ihrer jeweiligen Umgebung anpassten. Etwas aber vereinte sie alle. Sie fühlten die heilige Energie Manitus. Die göttliche Energie des Manitu ist die Kraft der Natur. Sie ist in der Sonne, im Licht, in Tieren, Pflanzen und Steinen, aber auch im Blitz, im Donner und im Regen enthalten. Auch die Menschen haben Manitus Kraft in sich. Für uns Indianer haben alle Dinge, alle Tiere und auch die Pflanzen den gleichen Stellenwert wie der Mensch. Wir respektieren die Natur und die Tiere.

Unsere Stämme jagten, aber wir erlegten nur die Tiere, die wir zum Überleben benötigten. Wir schlugen nur das Holz, was wir dringend brauchten. Wir bedankten uns bei den Pflanzen dafür, dass sie sich für unsere Ernährung zur Verfügung stellten.

Wir Indianer lebten damals in und mit der Natur. Geld brauchten wir nicht, denn wir lebten vom Tauschhandel.

Unser Leben änderte sich, als Christoph Kolumbus Amerika entdeckte. Die Neusiedler brachten Alkohol und Gewehre zum Tausch gegen Lebensmittel und Felle mit. Sie wollten sogar Land tauschen. Doch wir Indianer besaßen kein Land. Wir lebten mit der Natur, aber das Land war nicht unser Eigentum. Wir konnten es nicht verkaufen. Die Neulinge vertrieben uns aus unseren Jagdgebieten. Wir konnten unsere Nahrung nicht mehr besorgen, weil sie Häuser bauten und ihre Weiden einzäunten. Sie jagten unsere Büffel und erklärten uns den Krieg. Dann sperrten sie uns in Reservate. Hier war das Land unfruchtbar und wir mussten hungern. Von unseren Stämmen sind nur wenige übriggeblieben. Sie leben immer noch in von den Neusiedlern errichteten Bezirken. Sie haben ihre Heimat verloren und versuchen, sich den Amerikanern, wie die Neusiedler sich nennen, anzupassen. Nur einige von ihnen erzählen ihre Geschichte ausgesuchten Kindern der Welt, damit unsere Kultur nicht vergessen wird und die Natur den Respekt erhält, den sie verdient. Eines dieser Kinder bist du und wir wünschen, dass du dein Wissen an deine Lehrer, an Eltern, an Nachbarn und an Klassenkameraden weitergibst.

In einigen Teilen Amerikas leben noch Indianer in den für sie ausgesuchten Reservaten. Dort lernen die Nachfahren der alten Stämme, wie die Indianer Kleidung herstellten und Speisen zubereiteten. Die Bewohner verdienen ihr Geld mit Touristen, denen sie ihre Stammestänze vorführen und selbst gefertigten Schmuck verkaufen. Auch durch diese Touristen wird unsere Geschichte auf der Erde verbreitet. Mittlerweile interessieren sich mehr und mehr Menschen für unsere Kultur. Sie respektieren die Tier- und Pflanzenwelt und unterstützen Mutter Erde so gut es geht.

Aber es ist nicht ausreichend. Unsere Erde ist krank. Nutztiere werden eingesperrt und gequält. Pflanzen werden mit Gift besprüht, das durch die Nahrungsaufnahme in menschliche und tierische Körper gelangt und die gesamte Erdbevölkerung krankmacht. Es ist an der Zeit etwas zu ändern. Und es muss schnell geschehen.

Bitte hilf uns und verbreite meine Nachricht in Wolkenheim und von dort auf der gesamten Erde.«

Jana sah den Häuptling lange an. Dann nickte sie. »Ja, ich werde euch helfen. Mutter Erde muss gerettet werden.«

Mantuka erhob sich und verbeugte sich vor Jana. »Ich danke dir für deine Hilfe. Für mich ist es an der Zeit, meine Schlafhütte aufzusuchen. Euch lade ich ein, gemeinsam mit meiner Familie den Abend am Lagerfeuer zu genießen. Meine Tochter Samira hat Wildreis mit Pilzen vorbereitet. Lasst es euch gut schmecken.«

Jana sah Mantuka nach, bevor sie sich wieder zu den anderen gesellte. Das Pilzgericht schmeckte wirklich sehr gut und die Freundlichkeit der Inselbewohner wärmte ihr Herz. Ihr Vater berichtete ihr von seinem Leben auf der Paradies-Insel. »Hier scheint immer die Sonne. Die Blumen blühen und die Vögel zwitschern. Es gibt genug Nahrung für alle und keinen Streit. Mir geht es gut und ich bin froh, hier gelandet zu sein. Hier leben meine Ahnen und Urahnen. Auch deine Großmutter ist hier, wenn sie nicht gerade eine Aufgabe zu erfüllen hat. Heute kannst du sie leider nicht sehen, da sie auf einer Nachbarinsel ist, um dort ihren berühmten Apfelkuchen zu backen. Ich soll dich aber herzlich grüßen.« Jana war wie verzaubert. Sie freute sich, dass es ihrem Vater und allen verstorbenen Verwandten und auch Freunden so gut ging.

»Eigentlich möchte ich für immer hier bleiben,« flüsterte sie Bob ins Ohr. »Aber das geht ja nicht. Immerhin habe ich einen wichtigen Auftrag, den es möglichst bald zu erfüllen gilt.«

Sie sprang auf, verabschiedete sich von Papa und den Dorfbewohnern, dann zog sie den erstaunten Bob hinter sich her. »Nun komm schon. Es gibt viel zu tun.«

Zum Abschied erhielt sie von den Inselbewohnern eine wunderschöne Kette aus bunten Steinen, die sie an ihre Zeit auf der Paradies-Insel erinnern sollte. Darüber freute sie sich sehr. Schon wieder hatte sie neue Freunde gefunden. Vor Freude lachte sie laut auf. Dann wanderte sie gemeinsam mit ihrem Piloten zurück zum wartenden Wölkchen. Schnell wie der Blitz machten sie sich auf den Heimweg. Jana kam gerade noch rechtzeitig im Kinderzimmer an. Wenige Minuten später stand ihre Mutter in der Tür, um nach ihr zu sehen.

Heute waren auch Lea und Sven pünktlich im Haus. Und das hatte auch einen Grund. Nicole und Sven waren bei Nachbarn zum Abendessen eingeladen. Jana bekam den Auftrag, die kleine Schwester ins Bett zu bringen und auf sie zu achten. Zwar hatte sie bisher noch nie auf die Kleine aufgepasst, war sich aber sicher, dass alles gutgehen würde. Sie entschied sich, Lea mit in ihr Bett zu nehmen und ihr die Geschichte der Indianer zu erzählen. Eng aneinander-gekuschelt schliefen die beiden Mädchen ein und Jana freute sich zum ersten Mal darüber, eine kleine Schwester zu haben.

Jana und der flitzende Wolkenpilot

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